Wir trauern um Dr. S.Fred Singer

Fred Singer als Redner anlässlich der 1. EIKE Klimakonferenz am 30.Mai 2007


Dr. Singer war Hauptredner auf unserer allerersten Klimakonferenz in Berlin im Jahre 2007 in den Räumen des Instituts für Unternehmerische Freiheit (IUF) am 30.5.2007 unmittelbar nach unserer Gründung. Und hielt uns auch in allen Folgejahren die Treue, auch wenn in den letzten Jahren, seine körperliche Beschaffenheit weite Reisen von seinem Wohnsitz in Virginia USA zunehmend beschwerlicher machten. Doch sein unbändiger Willen, die Wissenschaft nicht zu einem Wasserträger der Politik verkommen zu lassen, was sich besonders in der zunehmenden Vereinnahmung der Umweltwissenschaften durch diese zeigte, erlaubte ihm seinem Körper alles abzuverlangen. Zu unser aller Glück machte der das auch fast 1 ½ Jahrzehnte lang mit. Denn keiner wäre mehr prädestiniert gewesen als er, genau diese Vereinnahmung zu sehen, denn er kam direkt aus der Wissenschaft und wirkte dort immer an herausragender Stelle, wie ein kurzer und auch nur auszugsweiser Blick auf seine außerordentliche Vita zeigt:
Fred Singer war zunächst – nach seiner Promotion 1947 in Princeton-  in der US-Botschaft in London als wissenschaftlicher Verbindungsbeamter (1950-53) tätig und dann eines von 12 Mitgliedern der American Astronautical Society der 300 besten Wissenschaftler des Landes (1954-56). Danach wurde er Direktor des Centre for Atmosphere- and Spacephysic der University of Maryland (1953–62); dann erster Direktor des Nationalen Wettersatellitendienstes (1962–64); dann Gründungsdekan der School of Environmental and Planetary Sciences der University of Miami (1964–67); stellvertretender Sekretär für Wasserqualität und Forschung im US-Innenministerium (1967–70); stellvertretender Administrator für Politik, US-Umweltschutzbehörde (1970–71); stellvertretender Vorsitzender des Nationalen Beratenden Ausschusses für Ozeane und Atmosphäre (NACOA) (1981–86); und Chefwissenschaftler am US-Verkehrsministerium (1987–89).
Seine wissenschaftlichen Arbeiten wurden außerdem über 200 Mal in führenden wissenschaftlichen Fachzeitschriften veröffentlicht. 1954 erhielt er von Präsident Eisenhower für seine Arbeit sogar einen Sonderpreis des Weißen Hauses.
Ohne jede Übertreibung kann angemerkt werden, dass man S.Fred Singer als Vater der US-Wettersatelliten bezeichnen darf. Atmosphärenphysik war seine Domäne.
Weil er sah, dass die aufkommende Umweltbewegung besonders mit der Politik eine für die Demokratie höchst gefährliche Symbiose anstrebte, gründete er bereits 1990 das  Science and Environmental Policy Project (SEPP) und 2008 in Wien das Nongovernmental International Panel on Climate Change (NIPCC). Beide Institutionen waren aktiv in der Gewinnung und Verbreitung wissenschaftlicher Fakten, gegen die zunehmende Ideologisierung der Umweltidee – und der aufkommenden Panikmache wg. des vermeintlich menschgemachten Klimawandels. Eine Fülle von wissenschaftlichen Büchern (Climate Change Reconsidered, oder Unstoppable Global Warming, Every 1,500 Years, zusammen mit Dennis Avery) und viele Arbeiten, die in dieser fruchtbaren Zeit, vielfach mit Unterstützung von Heartland und Cfact entstanden, legen davon ein beredtes Zeugnis ab.

Fred Singer bei der 5. IKEK in München 2012


Unser Freund, mein guter Freund S. Fred Singer, war außerdem ein lebendes Beispiel für die unsägliche Zerrissenheit und Grausamkeit unseres Kontinents im vorigen Jahrhundert. 1924 in Wien als Kind einer jüdischen Familie geboren, verließ er nach der Annexion Österreichs 1938 durch Nazideutschland im zarten Alter von 14 Jahren seine Heimat, floh zunächst in die Niederlande, wo er bei einem Optiker in die Lehre ging, um von dort weiter über England in die USA zu emigrieren. Nach seinem Dienst in der US Navy studierte er schließlich in Princeton Physik und promovierte 1947. Später studierte er auch noch Elektrotechnik an der Ohio State University und schloss dort mit einem Diplom ab. Fred sprach außer Englisch auch Deutsch, Schwedisch und Niederländisch.
Doch weder seine Vita noch seine außerordentlichen wissenschaftlichen Meriten hielten seine wachsende Gegnerschaft aus dem grün-linken Lager davon ab ihn, statt mit Argumenten, mit unsäglichen Diffamierungen und Lügen anzugreifen und mundtot machen zu wollen. Eine besonders schlimme Auswahl bietet dafür die deutsche WIKIPEDIA Ausgabe (hier) ihren Lesern. Immer wiederholt wird dabei u.a. die Lüge, dass Singer sich von der Tabaklobby hätte kaufen lassen, weil er – selber sein Leben lang Nichtraucher und Vorsitzender einer Nichtrauchervereinigung- wahrheitsgemäß festgestellt hatte, dass die Krebs erzeugende Wirkung des Passivrauchens wissenschaftlich nicht hätte nachgewiesen werden können.
Mein letzter Mailkontakt mit ihm datiert auf den 8. Oktober 2019, bei dem wir, der Vorstand von EIKE, ihm zu seinem 95. Geburtstag gratulierten. Eine Antwort darauf erhielten wir schon nicht mehr, sein Geist war wie wir wissen noch wach, aber der Körper wollte schon nicht mehr.
Leb wohl, guter alter Freund, ruhe in Frieden. Du hast soviel für diese Gesellschaft geleistet. Ich bin sehr stolz Dich zum Freund gehabt zu haben.




Frau Professor Dr. Kemfert verrechnet sich mal eben um einige hundert Milliarden €!

Professor Joachim Weimann, Ökonom, setzt sich in zwei Youtube Videos mit den Thesen von Professorin Claudia Kemfert auseinander. In diesem Blog wurde der Artikel von Kemfert aus der Zeitschrift Capital und auch die Reaktionen darauf bereits thematisiert.

 

Professor Weimann untersucht in diesem Video „Mythbuster bei Capital: Hat Claudia Kemfert recht?“ einige der Thesen der Energiewendeaktivistin aus dem Capital-Artikel, betont sachlich.

Kurzfassung: Der Faktencheck von Frau Kemfert hält keinem Faktencheck stand. Sie vergisst in ihrem Artikel einfach Posten und rechnet daher falsch, leider um mehrere Hundert Milliarden Euro. Am schönsten aber ist der Vergleich von Weimann zur Kemfert-These „Es sind keine Kosten, es sind Investitionen“. Hier sagt Weimann, man könne auch an einem zugefrorenen See stehen und behaupten, das wäre kein Eis sondern gefrorenes Wasser. Auch der Pizza-Vergleich (Man bezahlt doch auch die Pizza im Restaurant, auch wenn man sie nicht ganz isst) von Frau Kemfert kommt nicht gut weg in dem Video.Über den dubiosen Spiegel-Artikel, der Frau Kemfert zur Seite springen wollte, haben wir hier schon mal berichtet. Auch hier geht Professor Weimann in einem weiteren kritischen Youtube-Video sehr sachlich vor, obwohl er in diesem Artikel sehr persönlich angegriffen wird. Am meisten stören den Ökonomen die ad hominem Vorwürfe und die Verschwörungstheorien, die benutzt werden, um Personen zu verunglimpfen. Es geht nicht um die Sache und die Argumente, sondern um gut und böse. Kritiker der Energiewende, jedenfalls so wie Deutschland sie vollführt, sind böse. Das kann man so machen, aber dann wird kein vernünftiger Diskurs daraus an dessen Ende die Argumente den Ausschlag geben sollten. Beide Videos sind relativ kurz, aber sie sind absolut empfehlenswert.

 


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Der tägliche Quaschning. Jetzt geht es um Tausende Jobs, die verloren gehen (könnten).

Noch einmal zur Einordnung: Die Solarbranche hat in Deutschland einen Anteil von 0,05% der Gesamtbeschäftigten. Man könnte auch sagen, diese Branche ist unwichtig im Hinblick auf Arbeitsplätze. Laut Statista kommt die Windkraftbranche auf ca. 135.000 Arbeitsplätze. Das ist zweifelsfrei mehr als der Solarbereich. Zum Vergleich: die Lebensmittelindustrie kommt auf 5,8 Millionen Beschäftigte, der Maschinenbau in Deutschland auf etwa 1,1 Millionen, die chemische Industrie kommt auf 450.000 Beschäftigte. Die Aussagen des selbsternannten Experten Quaschning erinnern an den Jack Arnold Film-Klassiker aus dem Jahre 1959 mit den jungen aber bereits großartigen Peter Sellers, die Maus, die brüllte.
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Ökoenergieanlagen: Betreiber kassieren auch in der Krise – EEG Umlage festgemauert

Selten wurde in einer Bundestagssitzung wie der am 24. März so viel Dank ausgesprochen. Das ist berechtigt und nicht zu kritisieren, auch wenn nicht alle genannt wurden, die derzeit den noch funktionierenden Teil der Gesellschaft aufrechterhalten. Die Strom-, Wärme- und Gasversorger zum Beispiel, deren Absatz schrumpft und die auf den Kosten für die Organisation der Arbeit unter Pandemiebedingungen natürlich sitzenbleiben. Abschottung der Leitwarten, Einrichtung von Übernachtungsplätzen für das eventuelle Arbeiten unter Bedingungen der Quarantäne und so weiter. Wie immer ist es uns selbstverständlich, dass Energie rund um die Uhr verfügbar ist, in jetzigen Zeiten wichtiger denn je.
Natürlich ist jede Krise schlecht, aber nicht so schlecht, dass es nicht noch schlimmer hätte kommen können. Der gegenwärtige Zustand in eiskalte dunkle Winterzeit mit viel Schnee verschoben hätte alle gegenwärtigen Sorgen deutlich verschärft.
Zumindest die sonst aufgeregten ökokorrekten Diskussionen sind etwas abgeflacht. Niemanden stört jetzt, dass tausende Menschen für viele Stunden des Tages Plastik im Gesicht tragen, dass Diesel-LKWs auch sonntags die Feinstaubzonen befahren und Pendler ihren Auto-Individualverkehr bevorzugen anstelle der ÖPNV-Virenmultiplikatoren. Sehnsüchtig wartet man auf ein passendes Medikament, das dann von ach so bösen Pharmakonzernen produziert werden wird.
Das Klimathema ist weitgehend abgetaucht. Seitdem jeder Werktag schulfrei ist, lohnt der Aufstand der juvenilen Untergangspropheten von fff nicht mehr. Vereinzelt herrscht Freude über derzeit geringe Treibhausgas-Emissionen, verbunden mit der vorsichtig ausgesprochenen Hoffnung, sie mögen doch so niedrig bleiben. Professor Schellnhuber verbreitet im Interview mit klimareporter.de die Einsicht, dass weder Viren noch der Klimawandel an Grenzen halt machen. Prinzipiell muss man ihm Recht geben, dennoch hinkt es hier. Virenträger kann man durch Grenzkontrollen reduzieren, wie inzwischen selbst an deutschen Binnengrenzen praktiziert und wo es schon zu gewaltsamen Grenzdurchbrüchen kommt. Noch wird nicht geschossen.

Nationale Maßnahmen wie Grenzkontrollen helfen hingegen bei Emissionen nicht. Bilanzen für einzelne Länder oder Regionen kann man erstellen, sie sind aber nur Theorie, wenn die Emissionen nur verschoben werden, zum Beispiel durch zunehmenden Stromimport über Ländergrenzen. Klimanationalismus hilft nicht, globale Probleme zu lösen. In dieser Frage ist die deutsche Sicht allerdings eine besondere, der Weltrettungsanspruch tief verwurzelt. Während wir unseren Nachbarn unser hässliches Gesicht zeigen, bleibt die politische Anmaßung eigener Fähigkeiten auf hohem Niveau. Das unterscheidet uns von den Nachbarländern, die pragmatisch die Probleme zu lösen versuchen. Die Holländer bauen die Deiche höher, Deutschland senkt den Meeresspiegel.
Mit dem schrumpfenden Stromabsatz fallen die Preise an der Börse, auch etwas die der CO2-Zertifikate. Den Haushaltskunden nutzt das nichts, 53 Prozent Staatsanteil am Strompreis bleiben und auch die EEG-Umlage steht festgemauert in deutscher Erden. Zurücklehnen können sich die Betreiber der Ökoenergieanlagen, deren Strom unabhängig vom Bedarf zum Festpreis abgenommen wird. Sie bekommen das Geld vom EEG-Umlagekonto, das über die Netzbetreiber gefüllt wird. Fallen Einzahler am Anfang der Kette aus, zum Beispiel weil Mieter die Stromrechnung nicht mehr zahlen können, haben die Netzbetreiber das Inkassoproblem, nicht die Windmüllerin oder der Biogasmann.
Der Streichelzoo der Erneuerbaren ist krisenfest, egal, wie das Virus heißt. Dafür sollten sich die Profiteure dann doch auch mal bedanken.
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Klimakatastrophe: Wissenschaft und Politik auf gefährlichen Abwegen

Als Historiker schaue ich mit schaudernder Spannung auf Ideologie und Machtpolitik, wenn es um das Thema Klima geht. Als Ökonom schüttele ich betrübt den Kopf, wenn es um die Energiepolitik geht. Mein Alarmsystem als Liberaler schrillt – das geht vielen anderen Menschen ähnlich.

In meiner intensiven wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus fand ich das Konzept der Politischen Religion aussagekräftig. Längst finden sich eine Fülle von Anzeichnen, die beim sogenannten Klimaschutz auf eine Ersatzreligion hinweisen. In der ausgezeichneten Broschüre Kann der Mensch das „Klima retten“? 45 Fragen und Antworten zu Klimawandel und Energiewende, erschienen in 3. Auflage beim Kaleidoscriptum Verlag, schreiben Wulf Bennert, Wolfgang Merbach Hans-Günter Appel und Helmut Waniczek im Vorwort:

Zu den religiösen Attributen der Klimaschutzbewegung zählen: Todsünden (Fliegen, Fleischkonsum), Kardinalstugenden (vegane Ernährung, E-Auto fahren, Solarstrom nutzen), ein Tag des jüngsten Gerichts (Verfehlen des neuen 1,5-Grad-Zieles), Prozessionen (Fridays for future), sowie der geplante Ablasshandel (CO2-Steuer). Und sie kennt auch den außerhalb der Glaubensgemeinschaft stehenden Ketzer: den Klimaleugner.

Ein wenig später heißt es zur Aussage des Youtubers Rezo, dass es nur eine legitime Einstellung gebe:

Das ist die Sprache, die wir aus totalitären Systemen kennen.

Indes hat die Broschüre, die ich jederman empfehle und die in die Schulen gehört, weitaus mehr zu bieten. Das gilt für prägnante Erklärungen wie: Klima ist das über 30 Jahre gemittelte Wetter, aber auch für die treffende Bezeichnung von sogenannten E-Autos als Batterieautos. Darüber hinaus gilt es für jede Menge Denkanstöße, die die beiden großen Abschnitte enthalten, nämlich 25 Fragen und kompakte Antworten zum heutigen Klimawandeln und zum CO2 sowie 20 Fragen und kompakte Antworten zur Energiewende und Elektromobilität in Deutschland.

Ich greife drei wesentliche Aussagen heraus:

  • Die Modellrechnungen des IPCC rechtfertigen nicht, einen dramatischen, beispiellosen, menschengemachten Klimawandel anzunehmen: Es gab noch nie ein Gleichgewicht des Klimas. Temperaturschwankungen in der Vergangenheit übertrafen die heutigen. Der CO2-Gehalt war war während der meisten Epochen viel höher und folgte den Temperaturen – nicht umgekehrt.

  • Die natürlichen Ursachen für den Klimawandel, insbesondere die variierende Sonnenaktivität, deuten darauf hin, dass der Einfluss des Menschen auf das Klima gerade auch durch sogenannte Klimaschutzmaßnahmen marginal ist.

  • Das Batterieauto ist als generelle Mobilitätsstrategie ein politisch erzwungener Irrweg, der eine starke Umweltbelastung mit sich bringt.

Lesenswert sind insbesondere die zahlreichen prägnanten Schlussfolgerungen zum Klimawandel und zur Energiepolitik.

Fazit: Schützen wir unsere Umwelt, nicht das Klima!

P.S. Eine Familie mit Vater, Mutter und zwei Kindern zahlt zwischen 2015 und 2025 mindestens 25.000 Euro für die Klimapolitik. In den darauf folgenden Jahren wird es teurer. Wer knapp bei Kasse ist wird also beispielsweise ein Kind nicht studieren lassen können.

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Ein Lob der technologischen und globalisierten Landwirtschaft

Die Verfügbarkeit von Dünger und weltweitem Nahrungsmittelhandel machen uns im Winter satt. Wer beides bekämpft, sollte sich bewusst machen, was bei unseren Vorfahren im März auf den Teller kam: wenig.
Nein, Brot, Milch und Wurst kommen nicht aus dem Supermarkt. Dahinter steckt harte Arbeit auf dem Acker, Innovation bei der Entwicklung neuer Landmaschinentechnologie und viel Geduld bei der Züchtung von Saatgut. Nein, ohne Dünger geht es auch nicht, denn Weizen, Roggen und Gerste müssen ordentlich ernährt werden, sonst wachsen sie nur kümmerlich und bringen nicht den notwendigen Ertrag. Wie viel Dünger jede Sorte benötigt, weiss man sehr genau, der Landwirt düngt entsprechend.
Ja, Pflanzen müssen auch vor Fraßfeinden geschützt werden. Denn Legion sind jene Heerscharen an Schädlingen, die sich drüber hermachen und zum Beispiel die süßen Säfte aus den Blattbahnen saugen, dabei häufig die Pflanzen mit Viren infizieren. Der Bauer muss auch verhindern, dass andere Pflanzen, auch Unkräuter genannt, der angebauten Nutzpflanze den Boden streitig machen. Das geht am besten und umweltfreundlichsten mit Glyphosat, einem sehr alten und gut untersuchten Herbizid, das allerdings gezielt in Verruf gebracht wurde.
Nein, ausschließlich regional geht Ernährung nicht. In vormodernen Zeiten ohne Welthandel wären jetzt Ende März nach einem langen Winter, in dem hierzulande eben nichts wächst, die letzten Reste aus den Speisekammern aufgefuttert, das letzte Sauerkraut ebenso wie die letzte Schweinewurst. Früher half die Religion mit ihrer Fastenzeit, die Leere in den Speisekammern leichter zu ertragen. Und nahrhaftes Starkbier half auch, bis die ersten Früchte des Feldes geerntet werden konnten.
Nach Naturkatastrophen waren für unsere Vorfahren Unterernährung oder sogar der Hungertod keine Seltenheit. Sie werden es andernorts auch künftig vermutlich nicht sein. Allein aufgrund jener Heuschreckenkatastrophe in Ostafrika drohen neue Hungersnöte.
Dass Ernten wetterbedingt ausfallen, kommt ebenfalls immer vor – entweder große Dürren, Trockenzeiten oder Überschwemmungen. Früher war das ein Todesurteil für die betroffenen Menschen in den Regionen – heute ist es durch die weltweiten Handelsströme kein Problem mehr. Ein freier Welthandel gleicht regionale Unterschiede in den Ernten aus.
Jetzt sorgt die Corona-Epidemie für Verwerfungen auf den Weltmärkten. Und in Deutschland wird die neue Düngeverordnung die Ernteerträge sowohl bei Getreide als auch im Gemüseanbau deutlich vermindern.
Die Verbraucher bekämen wieder ein anderes Bewusstsein für Lebensmittel aus Deutschland, erzählt uns heute schon fast jubelnd Julia Klöckner, die Landwirtschaftsministerin. Sie meint damit hoffentlich nicht solch ein Bewusstsein, wie es die Deutschen im Kriegswinter 1916/17 notgedrungen entwickelten, als Steckrüben die wesentliche Nahrungsquelle bildeten und dem Hungerwinter ihren berüchtigten Namen gaben. Auslöser war eine schlechte Ernte, Kartoffeln- und Weizenerträge fielen außergewöhnlich mager aus. Verstärkt übrigens durch einen erheblichen Mangel an Dünger. Denn der gesamte Stickstoff wurde für die Herstellung von Munition gebraucht, weil die englische Flotte den aus Chile kommenden Salpeter für die Düngerproduktion blockierte.Die damaligen Behörden scheiterten zudem vollständig, Nahrungsmittel aus östlichen Gebieten zu verteilen. Die Menschen mussten mit 1000 Kalorien am Tag, 90 Gramm Fett, 150 Gramm Fleisch, 2000 Gramm Brot und einem Ei die Woche auskommen. Negativ wirkten sich übrigens auch die verordneten Preisbegrenzungen aus. Die Bauern verfütterten ihre Ernten angesichts der niedrigen Zwangspreise an das Vieh. Für dessen Verkauf bekamen sie mehr. Städter mussten zu Hamsterfahrten auf das Land fahren.
Im Jahr 1900 ernährte ein Bauer drei bis fünf Menschen, heute etwa 155. Dieser ungeheure Zuwachs an Produktivität wäre ohne Hightech auf dem Acker nicht möglich. Der erst erlaubt es sinnigerweise, den FFF-Kids und grünen Städtern gegen moderne Landwirtschaft zu demonstrieren. Erst aufgrund dieser Produktivitätssteigerung müssen immer weniger Menschen für die Nahrungsproduktion arbeiten. Sie haben mehr Zeit – beispielsweise fürs freitägliche Demonstrieren, für Proteste für mehr Blühstreifen, für weniger Dünger und damit geringere Ernteerträge. Früher hätten sie in der Lebensmittelproduktion mitarbeiten müssen.
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