Das Mysterium der fehlenden Daten
Ivor Williams
Ich möchte mit zwei unbeantworteten Fragen schließen. Der Grund dafür liegt in einer Geschichte mit acht Dezimalstellen voller geheimnisvoller Rätsel und kaum glaubwürdiger Schlussfolgerungen. Ein letzter Blick auf die Realität: Die durchschnittliche Temperatur der Erde liegt derzeit (Anfang November) bei etwa 14 °C, (Anmerkung der Redaktion: Bis Anfang 2000 waren es 15° C, was aber auf Grund des Befindens von Phil Jones – ehemals Leiter der Climate Research Unit in der Universität von East Anglia- von einem Tag zum anderen aufgegeben wurde) was jedoch nie angegeben wird, da es nicht ausreichend die Gefahr der globalen Erwärmung vermittelt. Vierzehn Grad Celsius oder siebenundfünfzig Grad Fahrenheit sind keine Botschaften des bevorstehenden Untergangs. Beide Werte entsprechen der jährlichen Durchschnittstemperatur in Bordeaux, San Francisco oder Canberra.
Daher haben die Weisen beschlossen, dass jede globale Temperatur, die der Öffentlichkeit mitgeteilt wird, immer als Differenz zum Mittelwert des halben Jahrhunderts 1850–1900 angegeben werden muss, der ihrer Meinung nach repräsentativ für unsere Welt in der rauchfreien vorindustriellen Zeit ist. Dieser Zeitraum fällt zufällig auch mit dem Ende der Kleinen Eiszeit zusammen, die laut dem Met Office „besonders kalte Intervalle um 1650, 1770 und 1850“ hatte. Eine Kälteperiode, die 1850 begann? Interessant.
So teilte uns das Met Office am 10. Januar dieses Jahres mit, dass „die globale Durchschnittstemperatur für 2024 um 1,53 ± 0,08 °C über dem globalen Durchschnitt von 1850 bis 1900 lag”. Dies ist eine außerordentlich genaue Zahl, aber die Weltorganisation für Meteorologie kommt zu einem ähnlichen Ergebnis: „Die globale durchschnittliche Oberflächentemperatur [im Jahr 2024] lag laut der konsolidierten Analyse der WMO um 1,55 °C … ± 0,13 °C … über dem Durchschnitt von 1850 bis 1900.“ Ignorieren wir einmal die kaum zu glaubende Genauigkeit dieser zweiten Dezimalstelle, denn es kommt noch schlimmer.
Die offensichtliche Frage lautet: Warum wurden gerade diese fünfzig Jahre als grundlegender Referenzzeitraum gewählt? Die Antwort ist leicht zu finden: „Globale Beobachtungen aus der instrumentellen Ära begannen Mitte des 19. Jahrhunderts für die Temperatur“, so der Weltklimarat (IPCC) in seinem Fünften Sachstandsbericht (Abschnitt B, Seite 4). Ein zugehöriger Sonderbericht des IPCC (FAQ1.2 Absatz 4) erklärt: „Der Referenzzeitraum 1850–1900 … ist der früheste Zeitraum mit nahezu globalen Beobachtungen und wird … als Annäherung an die vorindustrielle Temperatur verwendet.“ Beachten Sie die kategorischen Aussagen, dass für diesen fünfzigjährigen Zeitraum des 19. Jahrhunderts ausreichende Daten zur Berechnung der globalen Durchschnittstemperaturen verfügbar sind.
Ich erinnere daran, dass Dickens 1850 „David Copperfield“ schrieb, Kalifornien als 31. Bundesstaat in die Union aufgenommen wurde und weite Teile der Erde noch unerforscht waren. Das Jahr 1900 brachte den Boxeraufstand (China), den Burenkrieg (Südafrika) und den Hurrikan von Galveston (USA) mit sich. Es gab noch immer recht große Gebiete, die auf unerschrockene Entdecker warteten.
Ich war neugierig, wie man früher die globalen Temperaturen gemessen hat, aber nach einer mühsamen Suche auf Websites und nachdem sich erneut gezeigt hatte, dass von KI abgeleitete Informationen sowohl falsch als auch irreführend sein können, wandte ich mich verzweifelt an den Auskunftsdienst des Met Office. Die Antwort war lang und sehr detailliert. Es gab zwar keine konkreten Daten, aber mehrere Hinweise, wo ich suchen könnte. Sehr interessante Hinweise.
Der oben genannte IPCC-Bericht, der „globale Beobachtungen” behauptet, ist offensichtlich wahr, da die Weltorganisation für Meteorologie eine umfassende Grafik mit sechs verschiedenen Messungen der globalen Durchschnittstemperatur mit der Differenz zum Zeitraum 1850–1900 vorlegt. Ein Link „Daten abrufen” auf der gleichen Seite führt jedoch zu der folgenden merkwürdigen Tabelle mit Anomalien des Met Office:
1850 -0.1797
1851 -0.0592
dann jedes Jahr bis
1899 0.0128
1900 0.1218
dann jedes Jahr bis
2023 1.4539
2024 1.5361
Es gibt sogar noch genauere Daten des Met Office aus der Vergangenheit, diesmal Anomalien im Vergleich zum Zeitraum 1961–1990, die jedoch völlig unglaubwürdig sind. Alle stammen aus HadCRUT5.1.0.0, Summary Series, Global, CSV-Datei, jährlich.
1850 -0.42648312
1851 -0.2635183
dann jedes Jahr bis
1899 -0.34430692
1900 -0.2301605
dann jedes Jahr bis
2024 1.1690052
Wenn man weiter recherchiert, erhält man monatliche Werte. Man kann nicht umhin, selbst bei zwei Dezimalstellen misstrauisch zu werden, geschweige denn bei acht. Ich habe weiter recherchiert. Ich habe Grafiken gefunden.
Sie zeigen die nördliche und südliche Hemisphäre getrennt, mit der Anzahl der Stationen und dem Prozentsatz der Abdeckung. Sie stammen aus einem Artikel: Hemispheric and large-scale land surface air temperature variations: An extensive revision and an update to 2010, P.D. Jones et al. Seite 48, Zeile 1120. Sie zeigen die Anzahl der Messstationen und den Prozentsatz der abgedeckten Hemisphäre von 1850 bis 2010.
Sehr ähnliche Abbildungen finden sich auch in Land Surface Air Temperature Variations Across the Globe Updated to 2019: The CRUTEM5 Data Set, T J Osborn et al, Absatz 5.1 Abb. 6 [Link] und Hemispheric Surface Air Temperature … to 1993, P D Jones 1993, Seite 1797 [Link].
Ungefähre Werte aus den obigen Grafiken:
1850
Abdeckung der nördlichen Hemisphäre 7 %
Abdeckung der südlichen Hemisphäre 0–1 %
1900
Abdeckung der nördlichen Hemisphäre 23 %
Abdeckung der südlichen Hemisphäre 6 %
Das kann doch nicht sein? Da muss irgendwo ein Fehler vorliegen. Aber nichts liefert so klare und eindeutige Informationen wie eine Grafik in wissenschaftlichen Fachzeitschriften. Wenn Sie immer noch glauben, dass dies einfach nicht wahr sein kann, dann schauen Sie sich die Karte der American Meteorological Society zur Stationsdichte von 1861 bis 1890 (Abschnitt 5 des Journals) oder eine klassische Bartholomew-Karte der weltweiten Wetterstationen von 1899 an.
Die vom Met Office bereitgestellten Informationen führten mich zu einer Vielzahl wissenschaftlicher Arbeiten, die sich über dreißig Jahre intensiver Forschung zum Thema der genauen Messung der globalen Durchschnittstemperaturen seit 1850 erstrecken. Dieser Weg scheint in einem wirbelnden Nebel zu enden.
Diese Grafiken zeigen, dass selbst im Jahr 1900 nur etwa 15 % der Erde über Messstationen verfügten. Und die Daten für 1850 stammen offenbar nur aus etwa 4 % der Erde.
Wie können die weltweiten Temperaturen mit einer so unglaublich geringen Datenmenge – fast keine Daten aus den Ozeanen und der Großteil der übrigen Daten aus Nordamerika und Westeuropa – so genau gemessen werden?
Das wäre eigentlich nicht weiter schlimm, hätte nicht jemand beschlossen, dass die aktuellen globalen Durchschnittstemperaturen der besorgten Welt immer als Anomalien im Vergleich zu den Daten von 1850 bis 1900 dargestellt werden sollten, die selbst möglicherweise eine kühlere Klimaperiode darstellen. Die Absicht muss sein, deutlich zu zeigen, dass es keinen Zweifel daran gibt, dass wir uns tatsächlich gefährlich erwärmen, und wenn wir nicht bald etwas dagegen unternehmen, wird es zu spät sein, und sagen Sie nicht, wir hätten Sie nicht gewarnt.
Aber, und das ist ein großes „Aber“, wie kann die globale Durchschnittstemperatur von 1850 beispielsweise mit -0,1797 °C unter dem Durchschnitt von 1850–1900 angegeben werden, wenn die Messstationen zu dieser Zeit offenbar nur etwa 4 % der Erde abdeckten? Und warum mit einer völlig unrealistischen Genauigkeit von einem Zehntausendstel Grad?
Ich habe Sie gewarnt, dass dies mit zwei unbeantworteten Fragen enden würde, und hier sind sie, beide beziehen sich auf den Fünfzigjahreszeitraum von 1850 bis 1900:
Wo können wir die tatsächlichen Originaldaten für die ganze Welt einsehen?
Wie wurden diese unglaublich genauen Anomaliewerte berechnet?
Link: https://wattsupwiththat.com/2025/11/10/the-curious-case-of-the-missing-data/
Übersetzt von Christian Freuer für das EIKE

