Gut gemeinte Brandstiftung Was die schweren Waldbrände dieses Sommers mit dem Klima zu tun haben
Edgar L. Gärtner
Selbstverständlich hängt die Waldbrandgefahr mit dem Klima zusammen, allerdings nicht mit dem fiktiven Weltklima, sondern mit konkreten regionalen Klimata. In den Gebieten mit typischem Mittelmeerklima (regelmäßig sehr trockene Sommer und feucht-milde Winter) gehören Waldbrände sogar zum normalen ökologischen Stoffkreislauf. Zumal dort Pflanzen wie die dornige Zwergeiche Quercus cocifera gedeihen, deren Samen erst nach einem Feuer keimfähig werden. Deren sexuelle Vermehrung ist also auf Waldbrände angewiesen. Neben einem schmalen Küstensaum rund ums Mittelmeer gibt es Mittelmeer-Klima auch in Kalifornien, in der Kap-Region Südafrikas und an den Südspitzen Australiens.
Schon vor Jahren haben wir auf dieser Plattform darauf hingewiesen, dass die dem Feuer zum Opfer fallende Waldfläche von Jahr zu Jahr je nach den jeweils vorherrschenden Niederschlags- und Windverhältnissen enorm schwanken kann. Wenig Einfluss hat hingegen die jeweils erreichte Lufttemperatur von 40°C und mehr. Dann schon eher die mit der mit der Sommerhitze nach langer Regenpause einhergehenden Trockenheit. Und vor allem die starken Winde (Tramontane und Mistral), die zwar unregelmäßig wehen, aber zur Grundausstattung des südfranzösischen Klimas gehören. In diesem Sommer wehten diese Winde wegen des schlechten Wetters in West- und Mitteleuropa etwas länger als im langjährigen Durchschnitt.
Immerhin hält die Trockenheit in der Region Languedoc zwischen Rhône und spanischer Grenze nun schon Jahre lang an. Der angrenzende südliche Teil des französischen Zentralmassivs, die Cevennen, bekam hingegen reichlich Regen ab. Diese Verschiebung des Niederschlagsmusters hat wahrscheinlich mit der Ablösung der Westwinddrift durch ein meridionales Muster der Windströmungen und somit mit dem Wechsel der der nordatlantischen Meereszirkulation zu tun, aber wenig bis nichts mit der Entwicklung der globalen Durchschnittstemperatur. Dennoch versuchten staatsabhängige Forscher und Massenmedien ihr ahnungsloses Publikum glauben zu machen, die Erderwärmung sei die Hauptursache großflächiger Waldbrände.
In Spanien und Portugal sollen die Flammen bis Mitte August schon an die 100.000 Hektar Wald und Heide samt den davon umschlossenen menschlichen Siedlungen verschlungen haben. Ein Feuerwehrmann kam dabei ums Leben. Besonders schwer betroffen scheint die spanische Provinz Kastilien-Leon. Deren Einwohner werfen ihren Behörden vor, zu wenig in die Waldbrand-Vorsorge investiert und die Anschaffung schweren Löschgeräts vorgezogen zu haben, um bei den Wählern mehr Eindruck zu schinden. Im mediterranen Nachbarland Frankreich muss man bis in die 1970er und frühen 80er Jahre zurückgehen, um vergleichbar traurige Meldungen über die Waldbrand-Statistik zu finden. Nach einer Kommission des französischen Senats gehen im langjährigen Mittel 90 Prozent aller Waldbrände auf menschliche Aktivtäten zurück. Hauptursache der Flächenbrände waren in den 1960er und 70er Jahren nach Angaben der zuständigen Staatsanwälte gezielte Brandstiftungen, um in attraktiven Gegenden Bauland für Luxusvillen und Feriensiedlungen zu schaffen. Doch damit ist infolge einer Gesetzesänderung inzwischen Schluss. Man bekommt in Frankreich auf abgebrannten Waldflächen nur in sehr seltenen Ausnahmen eine Baugenehmigung. Dafür gibt es heute neue Anreize für Spekulationen.
Anfang August 2025 fielen dem Feuer im Département Aude zwischen Narbonne und Carcassonne innerhalb von zwei Tagen nicht weniger als 17.000 Hektar Wald- und Buschland zum Opfer. Es handelt sich dabei überwiegend um nicht bewirtschafteten lichten Kiefern- oder immergrünen Eichenwald mit Dornengestrüpp als Unterholz, bekannt als „Garrigue“. In eine schwarze Mondlandschaft verwandelt wurden aber auch etwa 2.000 Hektar Kulturland. Es gab mindestens ein Todesopfer. Hinzu kommen mindestens 5.000 Hektar frisches Brachland, das mit trockenem Gras und anderen z.T. mannshohen Pionierpflanzen bewachsen war. Diese Brachflächen brennen wie Zunder und gelten bei den Einheimischen als Lunten für Flächenbrände und wurden daher bisher weitgehend vermieden.
Entstanden sind diese Brachflächen erst seit dem letzten Jahr, weil die Pariser Regierung, um das Überangebot auf dem Weinmarkt zu reduzieren, in Absprache mit der Brüsseler Kommission die Zahlung attraktiver Prämien für die Rodung von Rebflächen ausschrieb: Wer Weinstöcke ausreißt und die Rebfläche mindestens sechs Jahre lang brachliegen lässt, bekommt je Hektar 4.000 Euro Entschädigung aus einem EU-Fonds, mit dem negative Folgen des Ukraine-Krieges für Landwirte kompensiert werden sollen. Auch in anderen Départements, die vom Weinbau geprägt sind, wurden Rodungsprämien in vergleichbarer Höhe ausgeschrieben. Die betroffenen Winzer nennen diese kurzfristig lukrative Selbstmordaktion „Arachage Ukraine“. Immerhin gibt es dabei eine Obergrenze von 280.000 Euro je Weinbaubetrieb. Es gab aber wohl etliche Betriebe, die wegen der Absatzflaute auch Flächen rodeten, für die sie nicht entschädigt wurden. Deshalb ist die seit 2024 gerodete Fläche wahrscheinlich erheblich größer als die angegebenen 5.000 Hektar.
Eile war geboten. Bis zum 13. November 2024 mussten die Anträge auf Entschädigung bei den zuständigen Behörden eingegangen sein. Bis zum 4. August 2025 mussten die Winzer die Rodungen beim Zollamt nachweisen. Es gab einen Wettlauf um die Prämien. Obwohl ihnen höchstwahrscheinlich bewusst war, dass sie damit die von Brüssel gewollte Abwicklung der herkömmlichen Landwirtschaft in Frankreich und ganz Westeuropa beschleunigten, beteiligten sich fast alle in Frage kommenden Winzer an dem Wettlauf. Zu verlockend war die Aussicht, sich mit der Rodungsprämie ein renoviertes Haus, einen Swimming Pool oder ein neues Auto leisten zu können. Verdrängt wurde dabei die schon länger bekannte Tatsache, dass Weinberge in der bewaldeten Region eine wichtige Rolle als Riegel gegen die Ausbreitung von Waldbränden spielen und die Schönheit der Landschaft prägen. Gepflegte Weinberge gelten nicht von ungefähr seit dem Mittelalter als Inbegriff der Kulturlandschaft.
Nur wenige Gewächse des Languedoc gelten allerdings als edel. Insofern ist es verständlich, dass die Aufgabe von Weinbergen vielen nicht leidtut. Ideal wäre es, für die Brachflächen eine Nutzungsform zu finden, die in ökologischer und ästhetischer Hinsicht dem Weinbau zumindest gleichkommt. Doch das Gegenteil scheint sich anzubahnen. „Rein zufällig“ decken sich die in diesem August abgebrannten Flächen mit projektierten riesigen Solarparks. Denn es gibt im Languedoc an etwa 300 Tagen im Jahr Sonne satt. Dabei würde die grüne Landschaft so weit das Auge reicht durch glitzernde Scheiben ersetzt.
Bislang hat sich die örtliche Bevölkerung erfolgreich gegen diese überflüssige, aber profitable, weil politisch korrekte Verunstaltung ihrer Heimat gewehrt. Aber nun sind diese Flächen verkohlt und scheinbar frei für unbeliebte Nutzungen. Da liegt der Verdacht nahe, dass da jemand von der grünen Solarmafia nachgeholfen hat. Tatsächlich nimmt die zuständige Staatsanwaltschaft in Montpellier den Verdacht ernst, dass die Feuersbrunst, die am 5. August entlang der Départementalstraße 212 zwischen den Gemeinden Ribaute und Langrasse ausgebrochen ist, „eine kriminelle Ursache hat“.