Kohle – ja bitte!

Vijay Jayaraj

[Überschrift im Original: „Big Beautiful Coal“]

Als Junge, der neben den indischen Eisenbahnlinien aufwuchs, fand ich das metallische Donnern der vorbeifahrenden Züge magisch. Ab und zu rollten mit schwarzer Kohle beladene Güterwagen vorbei. Am gleichen Abend erloschen unsere Lichter.

Dann saß ich still in der Stille einer stromlosen Nacht, starrte in die warme Dunkelheit und fragte mich, warum der Strom so schwer zu finden war. Stunden zuvor war die Antwort vorbeigerattert: Kohle, deutlich sichtbar, aber unerreichbar.

Damals gab es in Indien noch keine umfangreichen Kohleabbau- und Stromerzeugungsanlagen. Heute jedoch ist Kohle das Rückgrat der Energieerzeugung und liefert über 70 % des indischen Stroms. Die dunklen Abende meiner Kindheit wurden aufgehellt.

Andere Entwicklungsländer haben von China und Indien gelernt, wie Kohle die Wirtschaft ankurbelt und Millionen Menschen aus der Armut befreit. Jetzt stehen auch sie Schlange, um ihren Anteil an dem Brennstoff zu bekommen, der die industrielle Revolution ausgelöst hat.

Die weltweite Kohleproduktion erreichte im Jahr 2024 mit fast 9 Milliarden Tonnen ein Allzeithoch. Die chinesische und indische Produktion ist weiter gestiegen, und Indonesien hat einen Exportrekord aufgestellt.

Indien ist auf dem besten Weg, doppelt so viel Kohle zu verbrauchen wie die USA und Europa zusammen – möglicherweise noch in diesem Jahr – während China mit einem um 30 % höheren Kohleverbrauch als alle anderen Länder zusammen bereits einen großen Sprung nach vorn gemacht hat.

Mit einem Wachstum von fast 12 % im Jahr 2024 wird die indische Produktion voraussichtlich über 1 Milliarde Tonnen im Jahr 2025 steigen – eine Ausbeute, die den amerikanischen Spitzenwert von 2008 übertreffen würde.

In dieser Woche investierte Adani Power 2 Milliarden Dollar in ein ultra-wichtiges Kohlekraftwerk mit einer Leistung von 1.500 Megawatt im indischen Bundesstaat Uttar Pradesh, um eine der am dichtesten besiedelten Regionen der Welt zu versorgen.

Die Kohlelieferungen nach Südostasien steigen stetig, wobei Länder wie Vietnam und die Philippinen die Nachfrage anführen. Die jährlichen Einfuhren in der Region werden voraussichtlich um fast 3 % steigen.

Die steigende Produktion von Rohstahl in Südamerika wird die Nachfrage nach Hüttenkohle erhöhen, die in Koks umgewandelt wird, der zur Herstellung von Stahl aus Eisen benötigt wird. Der Kontinent produzierte im März 3,7 Millionen Tonnen Stahl, 6,5 % mehr als im Vorjahr, wobei Brasilien fast 80 % der Gesamtmenge beisteuerte.

Da die afrikanische Energieproduktion zunimmt, bleibt Südafrika der größte Kohleproduzent und -verbraucher des Kontinents. Der staatliche Stromversorger Eskom nutzt Kohle für die Erzeugung von mehr als 70 % seines Stroms und hat vor kurzem 800 Megawatt an Kapazität hinzugefügt, um das Stromnetz zu stabilisieren.

Sambia und Simbabwe nehmen Kohlekraftwerke wieder in Betrieb und treiben neue Kohleprojekte voran, um ihre Energiesicherheit inmitten von Stromkrisen zu verbessern. Sambias größte Kohlemine Maamba Collieries soll erweitert werden.

Sogar die britische Regierung, die immer noch mit ihrer „Netto-Null“-Bilanz prahlt, beschafft Kokskohle, um British Steel in Scunthorpe am Leben zu erhalten. Möglicherweise importiert Großbritannien den Brennstoff aus Japan oder Australien, vermutlich weil der Abbau von Kohle aus den einheimischen Lagerstätten Großbritanniens skandalöser ist als die Heuchelei seiner absurden Klimapolitik.

In den USA hat Präsident Trump der Kohle im Rahmen einer neuen Durchführungsverordnung Vorrang eingeräumt und Projekte wie die Blue-Creek-Mine von Warrior Met in Alabama beschleunigt, welche die Produktion von metallurgischer Kohle für die Exportmärkte um 60 % steigern wird. Außerdem genehmigten die USA die Erweiterung der Spring Creek Mine in Montana, wodurch in den nächsten 16 Jahren fast 40 Millionen Tonnen Kohle abgebaut werden können.

Der weltweite Kohlekraftwerkspark wird bis 2024 um weniger als 19 Gigawatt wachsen, der niedrigste Nettozuwachs seit zwei Jahrzehnten. Dies ist auf die Stilllegung von Kohlekraftwerken in Europa und den Übergang zu moderneren Kohlekraftwerken in Asien zurückzuführen. Auch die Kohlepreise haben sich in den letzten Monaten nur schleppend entwickelt.

Dennoch werden das anhaltende Wachstum und die Nachfrage in den bestehenden Kohlemärkten Asiens und den aufstrebenden Märkten Afrikas und Südostasiens die Produktion und den Verbrauch in der ganzen Welt weiter vorantreiben. Im Jahr 2024 wird der Anteil der Kohle an der weltweiten Stromerzeugung 35 % betragen und damit den höchsten Anteil aller Energieträger ausmachen.

Es wird erwartet, dass die Kohle den Energiesektor noch mindestens drei Jahrzehnte lang dominieren wird, sofern sie nicht durch rasche Innovationen wirtschaftlich verdrängt werden kann. Auch bei der Eisen- und Stahlerzeugung wird das Mineral weiterhin eine entscheidende Rolle spielen, solange keine brauchbare Alternative entwickelt wird.

Anderslautende Vorhersagen sind nur heiße Luft – vor allem von denjenigen, die eine Erwärmung der Atmosphäre nicht wollen.

Autor: Vijay Jayaraj is a Research Associate at the CO2 Coalition, Arlington, VA and writes frequently for the Cornwall Alliance. He holds a master’s degree in environmental sciences from the University of East Anglia, UK, and resides in India.

Link: https://cornwallalliance.org/big-beautiful-coal/

Übersetzt von Christian Freuer für das EIKE