Indonesien gibt Klimapolitik zugunsten von Energiesicherheit auf

Vijay Jayaraj

Der Inselstaat Indonesien macht zwar nur 1 % der Landfläche der Erde aus, hat aber die Bühne für die globale Geopolitik rund um fossile Brennstoffe und Klimapolitik bereitet.

Im Rahmen der Klimaverhandlungen der G-7-Staaten wurde erwartet, dass Indonesien als erstes der Entwicklungsländer die vorzeitige Schließung von Kohlekraftwerken ankündigt.

Im Mittelpunkt steht das 660-Megawatt-Kraftwerk Cirebon-1 in der Provinz Westjava, das bis 2035 abgeschaltet werden sollte. Es wird jedoch davon ausgegangen, dass Jakarta diesen Zeitplan nicht einhalten, sondern das Kraftwerk bis zu seinem ursprünglich für 2042 geplanten Ende weiter betreiben wird. Ein Hindernis für die vorzeitige Schließung ist der Preis von mehr als 1 Milliarde Dollar für den Ersatz des Kohlekraftwerks durch so genannte erneuerbare Energien.

Indem Indonesien sein Bekenntnis zur uneingeschränkten Nutzung von Kohle bekräftigt, trifft es eine mutige und vernünftige Entscheidung, Energiesicherheit und wirtschaftliche Prioritäten über die internationale Klimapolitik zu stellen. Mit diesem Schritt wird Indonesien zum Vorbild für andere Entwicklungsländer, die sich der westlichen Agenda zur Emissionsreduzierung zugunsten ihrer eigenen Interessen widersetzen.

Kohle in Indonesien

Für Entwicklungsländer wie Indonesien ist der Weg zum Wohlstand mit bezahlbarer Energie gepflastert. Kohle, reichlich vorhanden und billig, ist seit langem der Brennstoff der Wahl, um das Wirtschaftswachstum voranzutreiben. Das Land verfügt über riesige Kohlereserven, die auf 37 Milliarden Tonnen geschätzt werden und sich hauptsächlich in Sumatra und Kalimantan befinden.

Jakarta hat für das Jahr 2024 eine Kohleförderquote von 922 Millionen Tonnen genehmigt, was eine erhebliche Steigerung gegenüber den Vorjahren darstellt. Dieser Schritt hat international Kritik ausgelöst, ist aber ein kalkulierter Schritt, um die Bezahlbarkeit von Energie zu gewährleisten.

Kohle ist nach wie vor das Rückgrat des indonesischen Energiesektors, der mehr als 60 % der Stromerzeugung des Landes abdeckt. Außerdem ist Indonesien für den Großteil seiner Nickelproduktion auf kohlebefeuerte Schmelzanlagen angewiesen.

Mit einem Anteil von etwa der Hälfte des weltweit produzierten Nickels ist Indonesien der größte Produzent dieses Metalls, das für die Herstellung von Batterien für Elektrofahrzeuge und Energiespeicher benötigt wird.

Wirtschaftliche Argumente für fossile Brennstoffe

Ende der 1990er Jahren lebten fast 50 % der indonesischen Bevölkerung in Armut. Heute liegt diese Zahl dank der unverminderten Nutzung der Kohle während der letzten zwei Jahrzehnte eher bei 10%. Mit 70 % hat Indonesien eine der höchsten Beschäftigungsquoten unter den G20-Ländern.

„Trotz der Herausforderungen im Jahr 2023 hat Indonesien seine Widerstandsfähigkeit gegenüber globalen Schocks unter Beweis gestellt, und es wird erwartet, dass eine immer breiter gefächerte wirtschaftliche Basis die negativen Auswirkungen abmildern wird“, sagt ein Sprecher des Finanzdienstleisters PwC.

Ein Großteil dieses Erfolgs ist auf eine stabile und zuverlässige Energieversorgung mit Kohle, Erdöl und Erdgas für die Stromerzeugung und die Industrie zurückzuführen. Kohle und Erdöl gehören neben Nickel und Ferrolegierungen zu den wichtigsten Exportgütern Indonesiens.

Die Armut ist zwar rückläufig, bleibt aber mit über 26 Millionen Indonesiern ein drängendes Problem, werden diese doch als arm eingestuft. Eine rasche Industrialisierung und wirtschaftliches Wachstum sind für die Verbesserung des Lebensstandards und die Schaffung von Möglichkeiten für Millionen von Menschen von entscheidender Bedeutung.

Scheinheiligkeit des Westens

Viele westliche Staatschefs, die Indonesien über das Übel der Kohle belehren, haben ihre eigene Wirtschaft mit eben diesem Brennstoff aufgebaut und sind weiterhin auf Öl und Gas angewiesen.

Die Vereinigten Staaten beispielsweise erlebten eine Energierevolution durch Fracking, mit dem riesige Erdgas- und Erdölreserven erschlossen wurden. Im Jahr 2023 waren die USA die Nummer eins unter den Ölproduzenten der Welt.

In ähnlicher Weise erteilt Norwegen, das oft für sein Engagement für „Nachhaltigkeit“ gelobt wird, weiterhin Genehmigungen für Ölbohrungen in der Nordsee. Wenn Norwegen, ein Land mit einer ausgezeichneten Wirtschaft und einem hohen Lebensstandard, seinem wirtschaftlichen Eigeninteresse durch die Förderung von Öl immer noch Vorrang einräumen kann, warum sollte dann Indonesien für die Nutzung seiner Kohlereserven kritisiert werden?

Die 1,4 Billionen Dollar schwere indonesische Wirtschaft ist nicht in der Stimmung, ihre Zukunft oder den anhaltenden Aufwärtstrend des Wirtschaftswachstums zu gefährden. Zählen Sie darauf, dass Jakarta seine natürlichen Ressourcen bis weit in die Zukunft ausbeuten wird.

Vijay Jayaraj is a Science and Research Associate at the CO2 Coalition, Arlington, Virginia. He holds an M.S. in environmental sciences from the University of East Anglia and a postgraduate degree in energy management from Robert Gordon University, both in the U.K., and a bachelor’s in engineering from Anna University, India.

Link: https://cornwallalliance.org/indonesia-dumps-climate-politics-in-favor-of-energy-security/

Übersetzt von Christian Freuer für das EIKE