Woher kommt der Strom? Ganztägiger Stromimport bis zum Mittwoch

Woher kommt der Strom? 38. Analysewoche 2024 von Rüdiger Stobbe

Zu Beginn der Analysewoche 38 war die PV-Stromerzeugung schwach.  Ganztägiger Stromimport bis zum Mittwoch um 11:00 Uhr ist die Folge. Sann aber ist die PV-Stromerzeugung kräftig. Zusammen mit der Windstromerzeugung, die bis Freitag ebenfalls stark ist, wird der Strombedarf Deutschland inklusive der netzstabilisierenden konventionell-fossilen Erzeugung mehr als gedeckt. Am Samstag und Sonntag ist der Bedarf wesentlich geringer. Da reicht zur Deckung bereits der PV-Strom aus. Windstrom wird zwar ebenfalls erzeugt. Zeitweise aber ist dieser ´flautenmäßig` gering.

An den letzten 5 Tagen der Woche rauscht der Strompreis über die Mittagsspitze jedes Mal in den Keller. Negative Preise werden zum Glück für die Erzeuger des regenerativen Stroms zwar nur selten aufgerufen. Sie erhalten die EEG-Vergütung. Nur der Stromkunde ist der Dumme. Er profitiert nicht von den niedrigen Preisen. Dafür darf er den Importstrom zum Vorabend bezahlen. Der ist an jedem Tag der Woche hoch. An allen sieben  Tagen der Woche ist der Vormittagspreis ebenfalls ´spitzenmäßig`. Preisfazit: Vormittags- und Vorabendpreis schwanken um die 130 bis 150 €/MWh. Der Stromkunde profitiert von Niedrigpreisen (Mittag) so gut wie gar nicht. Die von Politik und Stromproduzenten gewollten Stromimporte darf er dafür teuer bezahlen. Wäre es nicht so traurig, könnte man herzlich lachen. Manche Zeitgenossen tun dies bestimmt. Sie lachen über die Genügsamkeit ihrer Kundschaft, die das alles ruhig und gelassen erträgt. Denn viele Menschen glauben wirklich, die Welt müsse vor dem Klimatod gerettet werden. So was kann man sich nicht ausdenken.

Realität: Norwegen nimmt vom Wasserstoffpakt mit Deutschland Abstand!

Das berichtet der Tagesspiegel hinter der Bezahlschranke. Die Berliner Zeitung ebenfalls. Erst das BusinessPortaNorwegen liefert eine für jedermann lesbare Nachricht. Dort heißt es unter anderem: „Wenn wir jetzt sehen, dass weder die Rahmenbedingungen gegeben sind noch die Angebotsseite und die Nachfrageseite fehlen, können wir eine so große Investition wie die Pipeline für den Transport von blauem Wasserstoff nach Europa nicht aufbringen“, sagt Frantzen Eidsvold gegenüber der norwegischen Zeitung Energie und Klima. laut der norwegischen Nachrichtenagentur NTB äußerte sich der Storing-Vertreter Ove Trellevik von der konservativen Partei Høyre dahingehen, dass er von Premierminister Støre ein Antwort darauf erwarte, warum ein weiteres prestigeträchtiges Projekt, für das er sich selbst die Mühe gemacht hat, jetzt nicht realisiert wird.

Doch keine Panik. Klimaminister Habeck redet die Absage der Norweger schön: Norwegen und Deutschland wollen in Zukunft den Umfang ihrer Wasserstoffkooperation unter dem Dach der deutsch-norwegischen Industrie- und Energiepartnerschaft erweitern. Wie das Bundesministerium für Wirtschaft und Klima auf Anfrage von BusinessPortalNorwegen zu den Folgen des Ausstiegs des norwegischen Energiekonzern Equinor ASA aus dem Wasserstoff-Pipelineprojekt mitteilt, bleibt es das Ziel, Wege zu finden, um Wasserstoff-Wertschöpfungsketten zu realisieren und zur europäischen Energiewende und Dekarbonisierung beizutragen. Equinor habe dabei versichert, hierzu weiter im Gespräche zu bleiben. Die Nachricht zum Stopp des Projektes sei erwartet worden. Norwegen wolle nun statt des Baus einer langen Pipeline für blauen Wasserstoff Gas in den Niederlanden zur Herstellung von blauem Wasserstoff verwenden und diesen dann in das Wasserstoff-Kernnetz einspeisen. Das abgeschiedene CO2 soll dann per Schiff nach Norwegen zur Speicherung transportiert werden. Deutschland werde damit als Übergang blauen Wasserstoff aus den Niederlanden statt aus Norwegen erhalten. Quelle

Auch diese Geschichte (… bleibt das Ziel, Wege zu finden …) kann man sich nicht ausdenken, oder?

Wochenüberblick

Montag, 16.9.2024, bis Sonntag, 22.9.2024Anteil Wind- und PV-Strom 50,5 Prozent. Anteil regenerativer Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 64,4 Prozent, davon Windstrom 28,3 Prozent, PV-Strom 22,2 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 13,8 Prozent.

Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Wochenvergleich zur 38. Analysewoche ab 2016.

Daten, Charts, Tabellen & Prognosen zur 38. KW 2024: Factsheet KW 38/2024 – ChartProduktionHandelswocheImport/Export/Preise, CO2Agora-Chart 68 Prozent AusbaugradAgora-Chart 86 Prozent Ausbaugrad.

Rüdiger Stobbe zum Strommarkt: Spitzenpreis 2.000 €/MWh beim Day-Ahead Handel

  • Meilenstein – Klimawandel & die Physik der Wärme
  • Klima-History 2: Video-Schatz des ÖRR aus dem Jahr 2010 zum Klimawandel
  • Klima-History 1: Video-Schatz aus dem Jahr 2007 zum Klimawandel.
  • Interview mit Rüdiger Stobbe zum Thema Wasserstoff plus Zusatzinformationen
  • Weitere Interviews mit Rüdiger Stobbe zu Energiethemen
  • Viele weitere Zusatzinformationen
  • Achtung: Es gibt aktuell praktisch keinen überschüssigen PV-Strom (Photovoltaik). Ebenso wenig gibt es überschüssigen Windstrom. Auch in der Summe der Stromerzeugung mittels beider Energieträger plus Biomassestrom plus Laufwasserstrom gibt es fast keine Überschüsse. Der Beleg 2022, der Beleg 2023/24. Strom-Überschüsse werden bis auf wenige Stunden immer konventionell erzeugt. Aber es werden, insbesondere über die Mittagszeit für ein paar Stunden vor allem am Wochenende immer mehr!

Jahresüberblick 2024 bis zum 22. September 2024Daten, Charts, Tabellen & Prognose zum bisherigen Jahr 2024Chart 1Chart 2ProduktionStromhandelImport/Export/Preise/CO2

Tagesanalysen

Was man wissen muss: Die Wind- und PV-Stromerzeugung wird in unseren Charts fast immer „oben“, oft auch über der Bedarfslinie angezeigt. Das suggeriert dem Betrachter, dass dieser Strom exportiert wird. Faktisch geht immer konventionell erzeugter Strom in den Export. Die Chartstruktur zum Beispiel mit dem bisherigen Jahresverlauf 2024 bildet den Sachverhalt korrekt ab. Die konventionelle Stromerzeugung folgt der regenerativen, sie ergänzt diese. Falls diese Ergänzung nicht ausreicht, um den Bedarf zu decken, wird der fehlende Strom, der die elektrische Energie transportiert, aus dem benachbarten Ausland importiert.

Eine große Menge Strom wird im Sommer über Tag mit PV-Anlagen erzeugt. Das führt regelmäßig zu hohen Durchschnittswerten regenerativ erzeugten Stroms. Was allerdings irreführend ist, denn der erzeugte Strom ist ungleichmäßig verteilt.

Montag, 16.9.2024: Anteil Wind- und PV-Strom 37,4 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 51,8 Prozent, davon Windstrom 29,1 Prozent, PV-Strom 8,3 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 14,5 Prozent.

Wenig Windstrom, viel zu wenig PV-Strom. Ganztägiger Stromimport treibt den Strompreis. Auch über die Mittagsspitze.

Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 16. September ab 2016.

Daten, Charts, Tabellen & Prognosen zum 16.9.2024: ChartProduktionHandelstagImport/Export/Preise/CO2 inklusive Importabhängigkeiten.

Dienstag, 17.9.2024: Anteil Wind- und PV-Strom 48,3 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 61,4 Prozent, davon Windstrom 31,3 Prozent, PV-Strom 17,1 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 13,1 Prozent.

Die PV-Stromerzeugung ist höher als am Vortag. Dennoch ganztägiger Stromimport. Das Preisniveau sinkt etwas.

Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 17. September ab 2016.

Daten, Charts, Tabellen & Prognosen zum 17.9.2024: ChartProduktionHandelstagImport/Export/Preise/CO2 inklusive Importabhängigkeiten

Mittwoch, 18.9.2024: Anteil Wind- und PV-Strom 51,9 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 64,7 Prozent, davon Windstrom 29,3 Prozent, PV-Strom 22,6 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 12,7 Prozent.

Befriedigende PV-Stromerzeugung plus erkleckliche Windstromerzeugung plus fossile Netzstabilisierungserzeugung sorgen für die erste Bedarfsübererzeugung mit Preissturz zur Mittagsspitze.

Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 18. September 2016.

Daten, Charts, Tabellen & Prognosen zum 18.9.2024: ChartProduktionHandelstagImport/Export/Preise/CO2 inkl. Importabhängigkeiten

Donnerstag, 19.9.2024: Anteil Wind- und PV-Strom 56,1 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 68,7 Prozent, davon Windstrom 33,7 Prozent, PV-Strom 22,3 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 12,7 Prozent.

Befriedigende PV-Stromerzeugung plus erkleckliche Windstromerzeugung plus fossile Netzstabilisierungserzeugung sorgen für die zweite Bedarfsübererzeugung mit Preissturz zur Mittagsspitze.

Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 19. September ab 2016.

Daten, Charts, Tabellen & Prognosen zum 19.9.2024: ChartProduktion, HandelstagImport/Export/Preise/CO2 inkl. Importabhängigkeiten

Freitag, 20.9. 2024: Anteil Wind- und PV-Strom 61,2 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 73,7 Prozent, davon Windstrom 36,1  Prozent, PV-Strom 25,1 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 12,5 Prozent.

Befriedigende PV-Stromerzeugung plus erkleckliche Windstromerzeugung (Erneuerbare allein!) sorgen für die dritte Bedarfsübererzeugung  mit Preissturz zur Mittagsspitze.

Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 20. September ab 2016.

Daten, Charts, Tabellen & Prognosen zum 20.9.2024: ChartProduktionHandelstagImport/Export/Preise/CO2 inkl. Importabhängigkeiten.

Samstag, 21.9. 2024: Anteil Wind- und PV-Strom 54,1 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 69,4 Prozent, davon Windstrom 23,2 Prozent, PV-Strom 31,0 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 15,3 Prozent.

Vierte Stromübererzeugung trotz fallender Windstromerzeugung. Die Strompreisbildung.

Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 21. September ab 2016.

Daten, Tabellen & Prognosen zum 21.9.2024: ChartProduktionHandelstagImport/Export/Preise/CO2 inkl. Importabhängigkeiten.

Sonntag, 22.9.2024: Anteil Wind- und PV-Strom 40,4 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 58,3 Prozent, davon Windstrom 9,1 Prozent, PV-Strom 31,4 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 17,9 Prozent.

Fünfte Stromübererzeugung trotz kaum Windstromerzeugung. Die Strompreisbildung.

Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 22. September ab 2016.

Daten, Charts, Tabellen & Prognosen zum 22.9.2024: Chart, ProduktionHandelstagImport/Export/Preise/CO2 inkl. Importabhängigkeiten

Die bisherigen Artikel der Kolumne Woher kommt der Strom? seit Beginn des Jahres 2019 mit jeweils einem kurzen Inhaltsstichwort finden Sie hier. Noch Fragen? Ergänzungen? Fehler entdeckt? Bitte Leserpost schreiben! Oder direkt an mich persönlich: stromwoher@mediagnose.de. Alle Berechnungen und Schätzungen durch Rüdiger Stobbe und Peter Hager nach bestem Wissen und Gewissen, aber ohne Gewähr.

Rüdiger Stobbe betreibt seit 2016 den Politikblog MEDIAGNOSE.