„Großer Schwindel“: Konzerne stecken Hunderte Millionen in ein Emissionsrechtesystem auf bereits geschütztem Land

Owen Klinsky, Mitwirkender, 24. Juli 2024, Daily Caller News Foundation

[Sie tun etwas, was Sie sowieso tun wollten – oder Sie lassen etwas, was sowieso nicht in Ihrer Absicht lag – erzählen davon und bescheinigen anderen, was sie denn nun Gutes gemacht haben. Der bezahlt Ihnen Geld für die Bescheinigung und erwirbt damit das Recht, zu tun … siehe oben. Dann gewinnen Sie und Ihr Käufer – sonst keiner. Das Ganze nennt man dann Zertifikate Handel. – Einleitung Ende, der Übersetzer.]

Eine große Zahl von Projekten zur Emissionsgutschrift beanspruchen den Erhalt von Land, das bereits durch brasilianische Naturschutzbemühungen geschützt sei, berichtete die Washington Post am Mittwoch.

In den letzten zwei Jahrzehnten haben so genannte „Carbon Cowboys“, also Leute, die Initiativen für Emissionsrechte aus finanziellen Gründen ins Leben rufen, im gesamten Amazonas-Regenwald Projekte zur Landerhaltung gestartet. Dabei wurden Emissionsrechte im Wert von Hunderten Millionen Dollar generiert und ein kaum regulierter Markt mit einem weltweiten Wert von fast 11 Milliarden Dollar aufgebaut, berichtet die Washington Post. Die Anti-Entwaldungspolitik der brasilianischen Regierung hat bereits mehr als 78.000 Quadratmeilen Land geschützt, das für Schutzprojekte genutzt wurde, bevor es für Emissionsrechte beansprucht wurde, und 29 der 35 international zertifizierten Projekte im Amazonas überschneiden sich mit öffentlichem Land, was bedeutet, dass ein großer Prozentsatz der Emissionsrechte mit bereits bestehenden Schutzmaßnahmen zusammenfällt.

(VERWANDTE THEMEN: SEC-Mitarbeiter konsultierten grünes Finanzunternehmen, das beschuldigt wird, „fiktive“ Emissionsrechte verkauft zu haben) – [auf Vorlage, zum übersetzen]

Der geschätzte Gesamtwert der von diesen 29 Projekten verkauften Emissionsgutschriften beträgt laut einer Analyse der Washington Post auf Basis jährlicher Marktpreise 212 Millionen US-Dollar. Multimilliardenschwere Unternehmen wie Netflix, Delta Air Lines, Spotify, PriceWaterhouseCoopers und Boeing sind nur einige der Großkonzerne, die diese Gutschriften zum Ausgleich ihrer Emissionen gekauft haben.

Laut dem erfahrenen Energieberater David Blackmon kaufen derartige Unternehmen auch Emissionsrechte, um ihre Leistung in den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (ESG) optisch besser aussehen zu lassen.

„Die meisten Emissionshandelssysteme sind Vermögenstransfersysteme, die den sehr reichen Eliten zugutekommen und der Umwelt nahezu oder gar keinen Nutzen bringen“, sagte Blackmon gegenüber der Daily Caller News Foundation. „In den meisten Fällen kaufen Unternehmen diese Zertifikate aus dem einfachen Grund, dass sie entweder durch fehlgeleitete staatliche Vorschriften oder durch ESG-Anforderungen von grünen Investoren und Finanzinstituten dazu gezwungen werden.“

Dan Kish, ein Senior Fellow am Institute for Energy Research, stellt den Mangel an Regulierung und Rechnungslegungsstandards in der Branche in Frage. Seiner Meinung nach lässt dies Spielraum für Interessenten, den noch jungen Markt zu manipulieren:

„Es gibt praktisch keine Standards, und die, die es gibt, werden von den Akteuren selbst festgelegt. Das ist schlicht Wirtschaftskriminalität, die den Verbrauchern letztlich mehr kostet, weil sie die Produktpreise unnötig in die Höhe treibt und die Menschen in den Ländern der Dritten Welt arm hält, weil sie den Zugriff auf Ländereien raubt, die ihnen eine bessere Zukunft für ihre Kinder bieten könnten. Das ist grüner Imperialismus, der einige Leute auf Kosten der Armen reich macht.“

Am 5. Juni gerieten drei CO2-Ausgleichsprojekte in Brasilien ins Visier der Bundespolizei, weil sie angeblich fast 35 Millionen Dollar durch unrechtmäßige Verkäufe von Emissionszertifikaten erwirtschaftet hatten, so die Washington Post. Die Ermittlungen, die den Titel „Greenwashing-Operation“ trugen, betrafen fast zwei Dutzend Unternehmen und führten zur Verhaftung von fünf Personen, darunter Ricardo Stoppe, den Eigentümer von fünf REDD+-Projekten im Amazonasgebiet, die darauf ausgelegt sind, die Emissionen aus Abholzung und Waldschädigung zu reduzieren, so die amerikanische Naturschutz-Nachrichtenseite Mongabay.

Trotz des harten Durchgreifens bleibt Kish skeptisch, dass die multinationalen Konzerne, die die Emissionsrechte kaufen, jemals ein Verschulden zugeben werden:

„Es ist ein großes Schwindelspiel … die Unternehmen, die [CO2-] Kompensationen kaufen, kaufen einfach nur Tugendhaftigkeit, also ist es ihnen eigentlich egal, und wenn der Schwindel auffliegt, tun sie überrascht“.

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https://dailycaller.com/2024/07/24/corporations-sink-millions-carbon-credit-system-protected-land/

Übersetzt durch Andreas Demmig

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Zu „REDD+-Projekten im Amazonasgebiet“ habe ich mit Google einige Einträge gefunden. Hier nur eine Übersicht und Originalzitate

 

Ausgangslage
Der Amazonienfonds ist eine wegweisende Klimafinanzierungsinitiative. Er setzt Mittel für Maßnahmen zur Vermeidung, Kontrolle und Bekämpfung der Entwaldung sowie zur Förderung der Erhaltung und nachhaltigen Nutzung im brasilianischen Amazonasgebiet um. Somit trägt er im Sinne von REDD+ zur Reduzierung der Emissionen aus Entwaldung und zerstörerischer Waldnutzung bei.

Im Sinne des REDD+-„benefit sharing“ erhielten bisher 102 Projekte Mittel in den vom nationalen Plan zur Prävention und Kontrolle von Entwaldung in Amazonien (PPCDAm) vorgesehenen Interventionsbereichen….

.. Norwegen ist mit USD 1.212.400.000 der größte Geber des Fonds. Von deutscher Seite wurden vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) über die deutsche Entwicklungsbank KfW rund USD 68.100.000 bereitgestellt. Der brasilianische Ölkonzern Petrobras investierte bisher USD 7.700.000.

https://www.giz.de/de/downloads/giz2023-de-amazonienfonds-BMZ.pdf

Seite 4 … wir müssen schnell und gezielt handeln, um die Entwaldung zu stoppen und um die nachhaltige Nutzung von Wäldern zu fördern.  … Ihr Dr. Gerd Müller, MDB Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung

Seite 13: … Derzeit stellen wir über 1,4 Milliarden Euro für mehr als 240 Waldinitiativen im Rahmen unserer finanziellen und technischen Unterstützung bereit. Mit unserem Beitrag erreichen wir mehr als 30 Länder und 10 Regionen, darunter waldreiche Staaten wie Brasilien, Indonesien und die demokratische Republik Kongo.

Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung https://www.bmz.de › materialie273-redd-data

Pilotprojekte zum Schutz des Tropenwaldes sind oft längst nicht so wirkungsvoll, wie erwartet. Das zeigt eine aktuelle Studie, die Wissenschaftler der Universität Bonn zusammen mit Kollegen aus dem Vereinigten Königreich und den USA durchgeführt haben. Die Forscher empfehlen daher alternative Finanzierungsmodelle für solche REDD+-Projekte. Sie sollten sich stärker als bislang an der nachweislich erbrachten Schutzwirkung orientieren. Die Studie ist in der Zeitschrift PNAS erschienen.

… Diese Überprüfung basiert jedoch oft auf falschen Annahmen, wie die Studie nun zeigt: Dabei wird nämlich der erwartete Waldbestand zum Projekt-Ende mit dem Bestand verglichen, der sich vermutlich ohne Schutzmaßnahmen ergeben würde. „Dieser Vergleichswert – also die Prognose der Waldentwicklung ohne REDD+-Projekt – wird oft berechnet, indem man die historische Entwaldungsrate bei Projektbeginn einfach fortschreibt“, erklärt Dr. Thales West. Der brasilianische Wissenschaftler hat die Studie am Zentrum für Entwicklungsforschung (ZEF) der Universität Bonn geleitet; er ist inzwischen am Waldforschungsinstitut Scion in Neuseeland tätig.

Die Extrapolation historischer Entwaldungsdaten hat einen großen Haken: Sie liefert nur zuverlässige Werte, solange die Entwaldung konstant voranschreitet. Wenn jedoch neue Umweltgesetze in Kraft treten oder die Nachfrage nach Land sinkt und sich so die Umwandlung von Wäldern in Agrarflächen verlangsamt, ist das nicht mehr der Fall. „Genau das konnten wir in unserer Studie im Amazonasgebiet Brasiliens beobachten“, erklärt Prof. Dr. Jan Börner vom ZEF. „Wir haben zwölf REDD+-Projekte untersucht, die dort nach 2007 etabliert wurden. In den Folgejahren hat sich die Entwaldung dort aber ohnehin deutlich verlangsamt. Wenn wir diesen allgemeinen Trend im Amazonas-Gebiet berücksichtigen, sehen wir, dass die REDD+-Projekte so gut wie keinen zusätzlichen Schutzeffekt erzielt haben.“ …

https://www.uni-bonn.de/de/neues/203-2020

 

Klimaschutzfinanzierungsprojekte dienen in erster Linie der Vermeidung und Reduzierung von Emissionen auf der ganzen Welt. Viele tragen aber auch zum Erhalt und zur Wiederherstellung der biologischen Vielfalt und natürlicher Ökosysteme bei, indem sie den Climate Community Biodiversity (CCB)-Standard anwenden, um eine Verbesserung der Lebensgrundlagen lokaler Gemeinschaften und einen verstärkten Schutz der biologischen Vielfalt nachzuweisen.

Ein REDD+-Projekt in Brasilien bewahrt über 100.000 Hektar unberührten Amazonas-Regenwald und schützt natürliche Ökosysteme mit gefährdeten und vom Aussterben bedrohten Arten. Das Kohlenstoffprojekt schützt 16 gefährdete oder bedrohte Pflanzenarten, die von der International Union of Conservation of Nature (IUCN) identifiziert wurden. Zu den geschützten Tierarten gehören der Wollaffe, der Hanuman-Langur und der Springtamarin. Außerdem konnten Spezialisten für Biodiversität in dieser Region Scharlacharas, Amazonasdelfine, Totenkopfäffchen und Silberreiher beobachten. Die Nähe zu anderen intakten Wäldern fördert die Vernetzung von Lebensräumen, die für ein gedeihendes Ökosystem von entscheidender Bedeutung ist. …

https://www.climateimpact.com/de/news-insights/insights/die-biologische-vielfalt-wiederherstellen-nutzung-innovativer-finanzierungsmechanismen/

 

Es wurden drei Studien untersucht.

West et al. (2020)
Zentrale Erkenntnisse: ​

    • Die Studie findet keine signifikanten Hinweise darauf, dass REDD+-Projekte den Waldverlust mindern. Bei 3 Projekten könnte es zu einer Verlagerung der Abholzung in benachbarte Gebiete gekommen sein (Leakage).
    • West et al. (2020) kritisieren die Verwendung historischer Daten für Baseline-Berechnungen.

Guizar-Coutiño et al. (2022)
Zentrale Erkenntnisse:

    • Die Studie kommt zu dem Schluss, dass Anreize für die Erhaltung der Wälder durch freiwillige, standortbezogene Projekte die Abholzung der Tropenwälder verlangsamen können. Sie hebt hervor, wie wichtig es ist, der Finanzierung von Gebieten mit einem höheren Abholzungsrisiko Vorrang einzuräumen.​ ​

West et al. (2023)
Zentrale Erkenntnisse:

    • Nur bei einer Minderheit der evaluierten Projekte wurde die Entwaldung im Vergleich zu den Kontrollstandorten deutlich reduziert. Die Einführung dynamischer Ansätze würde die Probleme der Zusätzlichkeit wahrscheinlich verringern.

https://www.climatepartner.com/de/faktencheck-zu-den-studien-zu-redd

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[Der Schutz der Wälder im Amazonasbereich ist sicherlich wichtig. Ist der Schutz der deutschen Wälder, Wiesen und der biologischen Vielfalt gleichermaßen wichtig? – der Übersetzer]