Der Solarboom ist vorbei? In den letzten sechs Monaten ist die europäische Produktion von PV-Panels um die Hälfte eingebrochen…
Von Jo Nova
Deutsche Solarmodulhersteller mit vierzigjähriger Tradition schließen Fabriken, die sie erst vor drei Jahren eröffnet haben.
Die Welt verfügt derzeit über die Kapazität, jährlich 1.600 GW an Solarmodulen herzustellen, doch die Nachfrage ist unerwartet stagniert und liegt bei knapp 500 GW. In einer Welt, die von Solarmodulen überschwemmt wird, die niemand braucht, sind die Preise dramatisch gefallen. Doch das hat das Überangebot nicht gelöst, das so schlimm ist, dass die Menschen in Europa Solarmodule für Zäune verwenden .
Die kommunistische Partei Chinas hat daraufgesetzt, dass die exponentielle Wachstumskurve bei der Zahl der Solarkunden so weitergehen würde. Stattdessen flachte die Nachfrage plötzlich ab. Derzeit kommen 80 % der weltweiten Solarmodule aus China.
Mit tadellosem Timing hat die australische Regierung vor wenigen Wochen eine Milliarde Dollar in ein Programm gepumpt, das Australien dabei helfen soll, eine Superfabrik für Solarmodule zu werden – und das genau zu dem Zeitpunkt, als China diese praktisch verschenkt.
Kann die Solarindustrie überleben?
Rachel Millard und Amanda Chu, Financial Times
„Es gibt Überkapazitäten in jedem Segment, angefangen bei Polysilizium bis hin zu Modulen“, sagt Yana Hryshko, Leiterin der globalen Solar-Lieferkettenforschung beim Beratungsunternehmen Wood Mackenzie.
Laut Bloomberg NEF sind die Panelpreise seit Juli 2022 um mehr als 60 Prozent eingebrochen. Das Ausmaß des entstandenen Schadens hat zu Forderungen der Industrie geführt, Brüssel müsse europäische Unternehmen vor staatlich subventionierten chinesischen Produkten schützen.
Die europäische Produktionskapazität für Solarmodule ist seit November um etwa die Hälfte auf drei Gigawatt eingebrochen, da Unternehmen Pleite gingen, Anlagen stilllegten oder ihre Produktion ins Ausland verlagerten, so der European Solar Manufacturing Council.
Die Glanzzeit der Solarenergie liegt hinter uns
Das plötzliche Ende des Solarbooms ist auf die steigenden Zinsen zurückzuführen, die den Spaß an der Kreditaufnahme verderben. Aber auch auf die steigenden Stromkosten, die wiederum die Preise für alles in die Höhe treiben, einschließlich der Solarmodule selbst und der Batterien, die sie zur Unterstützung benötigen.
Man kann auch argumentieren, dass das Netz selbst seine Grenzen erreicht hat.
Die Duck Curve [Stromnachfrage: morgens viel, mittags weniger, Abends hoch – Entenform, wird im nächsten Beitrag näher erläutert – der Übersetzer] quakt seit Jahren über die Netze in Kalifornien und Australien. Bedenken Sie, dass in Städten wie Alice Springs das Ortsnetz bei aufziehenden Wolken zusammenzubrechen droht und nur jedes vierte Haus dort über Solarmodule verfügt. Tatsächlich scheint im sonnigen Zentrum Australiens die Grenze für Solarenergie bei nur 13 % zu liegen – was bedeutet, dass es schwierig ist, das Netz zu stabilisieren, wenn mehr als 13 % der jährlichen Versorgung durch Solarenergie gedeckt werden.
Als in Südaustralien Stürme eine Hochspannungsleitung zerstörten, forderte die Regierung die Bevölkerung als Erstes dazu auf, ihre Solarmodule auszuschalten, damit das Stromnetz nicht zusammenbricht.
Selbst in den großen Stromnetzen gibt es bereits einen derartigen Überschuss an Solarmodulen auf Privathäusern, dass der mittägliche Anstieg „grüner“ Elektronen Spannungsspitzen verursacht , die andere Geräte beschädigen können. Die Einspeisevergütungen für Solarstrom für Eigenheimbesitzer sinken auf null oder werden sogar negativ [nicht in D]. In Adelaide und Perth verlangt die Regierung jetzt, dass die Installateure bei PV-Panels intelligente Smartmeter mit Schaltgeräten einbauen, damit die Netzbetreiber diese PV-Panels ferngesteuert abschalten können. Schlimmer noch: In Sydney müssen Solarhausbesitzer jetzt dafür bezahlen, wenn sie mittags unerwünschten Solarstrom ins Netz einspeisen.
Hinzu kommt das Chaos der negativen Preise auf den nationalen Märkten, das Grundlastversorger vom Netz und aus dem Geschäft treibt. Große Industrieerzeuger strukturieren ihre Unternehmen um, um mit den verrückten Preisen klarzukommen.
Letztes Wort: China kontrolliert bereits 80 % des Marktes. Will das Land wirklich so viele Solarmodule auf den Markt bringen, dass auch die restlichen 20 % aus dem Geschäft gedrängt werden, oder handelte es sich hier nur um einen einzigen großen Denkfehler der chinesischen Regierung?
Übersetzt durch Andreas Demmig