Das Dilemma der CO₂-Preisgestaltung

Dr. Lars Schernikau

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Inhalt

1. Verstehen der CO₂-Preisgestaltung
2. Wirtschaftliche und ökologische Auswirkungen
3. Globale wirtschaftliche Auswirkungen
4. Alternative Lösungsansätze
5. Schlussfolgerung
6. Ergänzende Kommentare und Anmerkungen
7. Quellenangaben
UN-Chef im Mai 2024: „Verbietet Werbung für fossile Brennstoffe!“

Aufgewachsen in Ostdeutschland wurde mir beigebracht, dass „Geld die Wurzel allen Übels“ ist, vor allem wenn es im westlichen System der freien Marktwirtschaft entsteht. Nachdem ich nun mehr als 20 Jahre auf den Rohstoff- und globalen Energiemärkten verbracht habe, bin ich zu einem anderen Schluss gekommen und stelle fest, dass Verzerrungen durch künstliche Anreize und nicht durch solche, die aus freien Stücken entstehen, die Quelle vieler Fehldarstellungen sind.

Als Energiewirtschaftsexperte werde ich täglich mit Fragen zur „Energiewende“ weg von konventionellen Brennstoffen konfrontiert. Wie wir wissen, hat die Diskussion über die „Energiewende“ ihren Ursprung in der Sorge um klimatische Veränderungen.

Die Ursache der klimatischen Veränderungen ist ein viel diskutiertes Thema, und es werden zahlreiche Strategien und Maßnahmen vorgeschlagen, um die Auswirkungen zu mildern. Eine dieser Maßnahmen ist die derzeitige und künftige Bepreisung von Kohlendioxid-Emissionen (CO₂). Wenn die menschlichen CO₂-Emissionen reduziert werden, so die Logik, werden die globalen Temperaturen in Zukunft messbar niedriger sein, extreme Wetterereignisse werden abnehmen und der Meeresspiegel wird weniger oder gar nicht mehr ansteigen.

Obwohl dieser Ansatz auf die Reduzierung von Treibhausgasen abzielt, hat er erhebliche Diskussionen ausgelöst. In diesem Blogbeitrag erörtere ich das kontroverse Thema der CO₂-Bepreisung und untersuche seine wirtschaftlichen und ökologischen Auswirkungen.

Lassen Sie mich mit Folgendem beginnen: Ich bin der Meinung und somit Teil des sogenannten „wissenschaftlichen Konsens’“, dass (1) sich das Klima der Erde verändert, (2) sich die Welt seit der industriellen Revolution mitte des 19. Jahrhunderts erwärmt hat, was mit dem Ende der kleinen Eiszeit zusammenfiel, (3) der Mensch zu dieser Erwärmung beigetragen hat und – auch – (4) anthropogene oder menschliche CO₂-Emissionen dazu beigetragen haben. Selbstverständlich unterstütze ich alle Maßnahmen, die die Umweltauswirkungen unserer Energiesysteme einschließlich der schädlichen Emissionen verringern.

In diesem Blogbeitrag geht es weder um die Ursachen von Klimaveränderungen noch um die negativen oder positiven Auswirkungen eines sich erwärmenden Planeten und höherer CO₂-Konzentrationen in der Atmosphäre. Es geht auch nicht um die wissenschaftlich unbestrittene Tatsache, dass wir nicht wissen, wie viel Erwärmung CO₂ verursacht (eine Liste aktueller akademischer Forschung zur Klimasensitivität von CO₂ finden Sie am Ende dieses Artikels).

Ich gehe auch nicht auf die unbestrittene und vom IPCC bestätigte Tatsache ein, dass jede zusätzliche Tonne CO₂ in der Atmosphäre eine geringere Erwärmung bewirkt als die vorherige Tonne, da die Klimasensitivität von CO₂ eine logarithmische Funktion ist, unabhängig davon, dass wir nicht wissen, wie hoch diese Klimasensitivität ist. Ich bestreite auch nicht die von NASA-Satelliten bestätigte Ergrünung der Welt in den letzten Jahrzehnten, die zum Teil auf höhere CO₂-Konzentrationen in der Atmosphäre zurückzuführen ist (siehe Quellen wie Chen et al. 2024, Nasa 2016?? Pls check).

In diesem Artikel geht es vielmehr um den ökologischen und wirtschaftlichen „Sinn“ bzw. das Fehlen eines solchen Sinns bei der Bepreisung von CO₂-Emissionen, wie sie derzeit in den meisten OECD-Ländern und zunehmend auch in Entwicklungsländern praktiziert wird. Es geht um die „Unvernunft“, praktisch alle menschlichen Aktivitäten mit einem „CO₂-Fußabdruck“ zu messen, der oft fälschlicherweise als „Kohlenstoff-Fußabdruck“ bezeichnet wird. Darum, dass fast jede Organisation den Anspruch erhebt, aktuell oder in Zukunft „Netto-Null“ zu erreichen (Abbildung 1).

Bevor Sie wegklicken und mich als einfältig oder schlimmer bezeichnen, schenken Sie mir 5 Minuten Ihrer Zeit… Ich verspreche Ihnen, dass mir die Zukunft unserer Kinder und des Planeten, den wir bewohnen, wirklich am Herzen liegt. Ich bin mir auch bewusst, dass fossile Brennstoffe nicht für immer und ewig ~80% unserer Welt mit Energie versorgen können und sollten, wie sie es derzeit tun.

Abbildung 1: Verringerung der CO₂-Emissionen aus der Verbrennung von Brennstoffen nach Maßnahmen, Szenario „Netto-Null“ gegenüber Szenario ohne Übergang. Quelle: Bloomberg NEF, New Energy Outlook, Mai 2024

1. Die CO₂-Preisgestaltung verstehen

Die CO₂-Bepreisung zielt darauf ab, die externen Kosten der CO₂-Emissionen zu internalisieren und dadurch Unternehmen und Einzelpersonen zu ermutigen, ihren „Kohlenstoff-Fußabdruck“ zu verringern.

Das Konzept ist einfach: Indem den CO₂-Emissionen Kosten zugewiesen werden, wird es finanziell vorteilhaft, weniger CO₂ auszustoßen. Diese vereinfachende Sichtweise übersieht jedoch erhebliche Komplexitäten und unbeabsichtigte Folgen.

Unsere gesamte Existenz beruht darauf, dass wir aus der Natur schöpfen („erneuerbar“ oder nicht), so dass die „Netto-Null-Diskussion“ eine grundlegende Voraussetzung für unser Überleben ignoriert. Ich stimme zu, dass es unser Ziel sein sollte, den ökologischen Fußabdruck so weit wie möglich zu reduzieren oder zu minimieren, aber nur, wenn sich unser Leben, unsere Gesundheit und unser Wohlstand dadurch nicht verschlechtern.

Ich bin sicher, dass einige Leser und viele „Aktivisten“ anderer Meinung sind, was ich respektiere, aber auf globaler Ebene für unrealistisch halte. Ich gehe jedoch davon aus, dass die meisten darin übereinstimmen, dass das Leben von niemandem geschädigt oder verkürzt werden sollte, um die Umweltbelastung zu verringern. Andernfalls gibt es kaum Raum für ein Gespräch.

Der „New Energy Outlook“ von BloombergNEF vom Mai 2024 sollte vielleicht „CO₂ Outlook“ heißen, denn es ist wenig über Energie und ihre Wirtschaftlichkeit zu finden, sondern alles über CO₂-Emissionen und das so genannte „Netto-Null“ (Abbildung 1), welches im Einklang mit dem Fokus der Medien, der Regierung und des Bildungswesens auf Kohlendioxidemissionen steht.

2. Wirtschaftliche und ökologische Auswirkungen

Einer der Hauptkritikpunkte an der CO₂-Bepreisung ist, dass sie sich nur auf eine Umweltauswirkung bezieht und andere ignoriert. Dieser enge Fokus kann zu wirtschaftlichen Verzerrungen führen, da er nicht das gesamte Spektrum der ökologischen und sozialen Auswirkungen berücksichtigt. So kann die CO₂-Bepreisung zwar die Emissionen reduzieren, aber auch die Energiekosten in die Höhe treiben, was wiederum die einkommensschwächeren Bevölkerungsschichten unverhältnismäßig stark trifft und die wirtschaftliche Entwicklung in weniger entwickelten Ländern behindert.

Unter Energiewirtschaftlern ist es mittlerweile unbestritten, dass die intermittierende und unvorhersehbare Wind- und Solarenergieerzeugung im großen Maßstab die Gesamtkosten der Elektrizität erhöht. Der Grund für steigende Gesamtkosten liegt vor allem an der geringen Energiedichte, der Intermittenz, der inhärenten Ineffizienz der Nettoenergie und der Rohstoffe, der steigenden Kosten für die Integration in die Stromnetze und der Notwendigkeit eines drastisch überdimensionierten Installationssystems sowie eines überdimensionierten Backup-/Speichersystems aufgrund ebendieser Intermittenz.

  • In meinem kurzen 13-minütigen Vortrag, den ich in diesem Jahr auf einer größeren Konferenz für institutionelle Anleger in Frankfurt gehalten habe, erkläre ich, warum Wind- und Solarenergie die Gesamtkosten für Strom erhöhen. (Weitere Einzelheiten finden Sie in unserer “peer-reviewed“ Studie Schernikau et al. 2022).

  • McKinsey und Wood Mackenzie schätzen, dass die „Energiewende“ das globale BIP im Jahr 2050 um 7-10% reduzieren wird, in der westlichen Welt könnte dies 15-20% des BIP ausmachen (siehe Vaclav Smil 2022, Idel 2022, und mit allen Quellen meine kurze YouTube-Zusammenfassung)

Die CO₂-Bepreisung kann auch zu Umweltkonflikten führen. Die Verlagerung auf „erneuerbare“ Energiequellen wie Wind- und Solarenergie, die durch die CO₂-Bepreisung gefördert wird, hat beispielsweise eine Reihe von Umweltauswirkungen, einschließlich Landnutzung, Ressourcengewinnung, Energiebilanz und Energiespeicherung. Diese „erneuerbaren“ Energiequellen erfordern aufgrund ihrer unsteten Natur oft Backup-Systeme, die mit fossilen Brennstoffen betrieben und natürlich hergestellt werden, was die beabsichtigte Emissionsreduzierung untergräbt. Wenn BloombergNEF (Abbildung 1) zeigt, wie saubere Energie und Elektrifizierung die CO₂-Emissionen direkt auf Null reduzieren werden, dann irren sie sich eindeutig. In meinem jüngsten Blogbeitrag über Primärenergie wird dieses Thema erörtert.

Deutschland ist hier ein bemerkenswertes Beispiel für die Komplexität des Übergangs zu „erneuerbaren“ Energien. Das Land hat stark in Wind- und Solarenergie investiert, was zu den höchsten Stromkosten unter den größeren Ländern geführt hat. Trotz der beträchtlichen installierten Wind- und Solarenergie ist die Kapazität inzwischen mehr als doppelt so hoch wie der gesamte Spitzenstrombedarf. Diese variablen „erneuerbaren“ Wind- und Solarkapazitäten produzieren heute etwa ein Drittel des Stroms in Deutschland und tragen etwa 6 % zur deutschen Primärenergieversorgung bei (Abbildung 2).

Im Jahr 2022 war Deutschland zu ~80% von Öl, Kohle und Gas für seine gesamte Energieversorgung abhängig, was ungefähr dem Durchschnitt der übrigen Welt entspricht. Dank der französischen Kernkraftwerke gelang es Europa, diesen Anteil auf ~70 % zu senken.

Abbildung 2: Installierte Kraftwerksleistung in Deutschland, Stromerzeugung, Primärenergie. Quellen: Schernikau auf Basis von Fraunhofer, Agora, AG Energiebilanzen. Siehe auch www.unpopular-truth.com/graphs.

3. Weltweite wirtschaftliche Auswirkungen

Höhere Energiekosten schaden offensichtlich und unbestritten den weniger wohlhabenden Menschen und hemmen die Entwicklung der ärmeren Länder (Abbildung 3). Eine Umstellung auf teurere Wind- und Solarenergie hat also „menschliche Externalitäten“. Die weniger Wohlhabenden werden „ausgehungert“, da sie sich die Energie nicht leisten können, was zu einer buchstäblichen Verringerung der Lebenserwartung führt.

Die Jahre 2021/2022 waren die ersten in der modernen Geschichte, in denen die Zahl der Menschen ohne Zugang zu Elektrizität NICHT zurückging, sondern um überraschende 20 Millionen stieg. COVID-Reglements und hohe Energiekosten führten zu finanziellen Belastungen, zur Verarmung der Menschen und zum „Energiehunger“ ganzer Industrien. Bedenken Sie, dass in Afrika heute rund 100 Millionen MEHR Menschen ohne Zugang zu Elektrizität leben als noch vor 20 Jahren (Quellen: IEA, Financial Times, Bloomberg, Schernikau et al 2022).

Dieser Übergang hat bereits tiefgreifende wirtschaftliche Auswirkungen. Die durch die CO₂-Bepreisung vorangetriebene Betonung von Wind- und Solarenergie hat ungewollt die Energiearmut vergrößert, was die Kosten dieser Politik für die Menschheit verdeutlicht und den Wert von kostengünstiger Energie aus Öl, Kohle und Gas außer Acht lässt. Laut des Berichtes des Bundesrechnungshofes vom März 2024 ist die Energiearmut in deutschen Haushalten von 15 % im Jahr 2021 auf 25 % im Jahr 2022/23 gestiegen.

Um die Umweltauswirkungen von Energiesystemen vollständig zu verstehen, ist eine umfassende Analyse des Lebenszyklus‘ derselben unerlässlich. Dazu gehören Emissionen (verschiedene Chemikalien, Partikel und Treibhausgase), der Rohstoffeinsatz, der Energieeinsatz (d. h. die Energie, die benötigt wird, um nutzbare Energie für den Verbrauch zu erzeugen), der Flächen- oder Raumbedarf, die Auswirkungen auf das lokale Klima, die Tier- und Pflanzenwelt sowie die lebenslange betriebliche Wartung, die Stilllegung, die Abfallentsorgung und vieles mehr. Darüber hinaus gibt es Überlegungen zur menschlichen Gesundheit, zur Sicherheit und zu finanziellen Aspekten, die wir nicht aus den Augen verlieren sollten.

Am wichtigsten ist, dass die Lebenszyklusanalysen das gesamte System umfassen, das erforderlich ist, um nutzbare Energie für den Endverbrauch zu erzeugen (d. h. Strom und Treibstoffe auf Abruf). Die überwiegende Mehrheit der heutigen Lebenszyklusanalysen setzt enge Grenzen und berücksichtigt nicht das gesamte System.

Die CO₂-Bepreisung konzentriert sich in der Regel nur auf die Emissionen während des Betriebs und vernachlässigt die erheblichen ökologischen und wirtschaftlichen Kosten, die in anderen Phasen oder durch das gesamte System entstehen.

Die Herstellung von Solarmodulen beispielsweise erfordert einen erheblichen Energie- und Rohstoffeinsatz. Heute gibt es kein einziges Solarmodul, das ohne Energie und ohne Kohlenstoff aus Kohle hergestellt wird. Auch die Herstellungs- und Transportprozesse von Windturbinen und Elektrofahrzeugen sind energieintensiv und umweltbelastend. Diese Phasen werden bei der CO₂-Bepreisung nur selten berücksichtigt, was zu einem verzerrten Bild ihres wahren ökologischen Fußabdrucks führt. Ebenfalls nicht berücksichtigt werden a) der erforderliche Überbauung von Wind und Solar, b) die kurz- und langfristige Energiespeicherung, c) Backup-Einrichtungen oder d) die größere Netzintegration und Übertragungs-Infrastruktur.

Abbildung 3: Haushaltsausgaben für Energie im Verhältnis zum gesamten Haushaltseinkommen; Quelle: Eschenbach 2017; Abbildung 38 im Buch „The Unpopular Truth… about Electricity and the Future of Energy“

Abbildung 4 veranschaulicht, dass praktisch die gesamte CO₂-Bepreisung oder -Besteuerung erst in der Phase des „Betriebs“ oder der Verbrennung erfolgt. Wie sonst könnte ein „Netto-Null“-Label einem Solarpanel zugewiesen werden, das mit Energie aus Kohle und Mineralien hergestellt wird, die in Afrika mit dieselbetriebenen Anlagen abgebaut, auf einem mit Heizöl betriebenen Schiff nach China transportiert und mit Wärme und Strom aus kohle- oder gasbefeuerten Kraftwerken verarbeitet werden, teilweise sogar unter Einsatz von Zwangsarbeitern (Quelle weiter unten)? All diese energieintensiven Tätigkeiten werden besteuert, ohne dass auch nur ein einziges Kilogramm CO₂ freigesetzt wird (siehe meinen jüngsten Artikel zu diesem Thema hier). Gleiches gilt für Windkraftanlagen, Wasserkraft, Biokraftstoff oder Elektrofahrzeuge.

So erreicht Deutschland laut Fraunhofer im Jahr 2022 einen durchschnittlichen „CO₂-Zertifikatspreis“ von 80 EUR/t, der mehr als dreimal so hoch ist wie im Jahr 2020 und 13-mal so hoch wie 2017. Dieser Preis wurde ausschließlich für gemessene CO₂-Emissionen aus der Verbrennung fossiler Brennstoffe erhoben und erhöht die Strompreise entsprechend. Natürlich wurden Wind- und Solarenergie nicht besteuert, ebenso wenig wie Elektrofahrzeuge, betrieben mit Energie aus Kohle- und Gaskraftwerken. Mit Diesel oder Benzin betriebene Autos hingegen wurden besteuert. CO₂-emittierende Unternehmen können ihre CO₂-Emissionen in ausgeklügelten Kompensationsprogrammen ausgleichen, die oft einen fragwürdigen, wenn überhaupt einen ökologischen Nutzen haben (siehe auch den Artikel im Guardian über „wertlose Regenwald-Offsets“)

Es stellt sich heraus, dass die CO₂-Steuer im Grunde nur ein Mittel zur Umverteilung von Wohlstand ist, wobei die einnehmende Behörde (die Regierung) entscheidet, wohin die Mittel fließen. Ja, eine CO₂-Steuer schafft Anreize für die Industrie, die CO₂-Emissionen nur in den besteuerten Betrieben zu reduzieren, aber dies geht zu Lasten der Wirtschaft, der Umwelt und oft auch der Menschen (z. B. AP News über Maynmar, ABC News über den Kongo, Hickmann et al 2021 über Klimaangst).

Ich glaube, Sie verstehen langsam, worauf ich hinaus will. Jeder Wirtschaftswissenschaftler wird bestätigen, dass die Bepreisung einer Externalität, nicht aber die anderer, zu wirtschaftlichen Verzerrungen und zu Umweltauswirkungen führt, welche viele noch schlimmer finden.

4. Alternative Konzepte

Verzerrung ist in diesem Fall nur ein anderes Wort für unbeabsichtigte Folgen für die Umwelt, unsere Volkswirtschaften und die Menschen. Die Bepreisung von CO₂ nur während der Verbrennung, nicht aber die Bepreisung von Methan, Rohstoffen und Recycling, Ineffizienz oder grauer Energie oder Energieknappheit oder Landbedarf oder Begrünung durch CO₂… führt zu unerwünschten Ergebnissen. Die Welt wird wirtschaftlich und ökologisch schlechter dastehen.

Lassen Sie mich ein einfaches Beispiel nennen. Die Staats- und Regierungschefs der westlichen Welt scheinen sich auf einen sofortigen Ausstieg aus der Kohle geeinigt zu haben, da diese bei der Verbrennung den höchsten CO₂-Ausstoß verursacht (UN 2019). Stattdessen haben Bangladesch, Pakistan, Deutschland und viele andere Länder, die zuverlässige und erschwingliche Energie benötigen, Flüssigerdgas (LNG) als „Brückenbrennstoff“ zum Ersatz von Kohle eingeführt. Dieser „Umstieg“ erfolgt trotz Fragen zu den Auswirkungen von LNG auf die Umwelt einschließlich des „Klimas“. Diese von fast allen großen Beratungsunternehmen unterstützte Politik führte im Oktober 2022 indirekt zu Stromausfällen, von denen über 150 Millionen Menschen in Bangladesch betroffen waren (Reuters und Bloomberg).

Anmerkung: Ich unterstütze alle zuverlässigen und effizienten Mittel der Energieversorgung, einschließlich Gas. Ich besitze Aktien von Gasunternehmen und habe einen großen Teil meiner Zeit in der Rohstoff- und Kohleindustrie gearbeitet. Aber glauben Sie mir, dieser Artikel ist nicht durch finanzielle Interessen motiviert.

Prof. Claudia Kemfert (Protagonistin der grünen „Energiewende“, Energieökonomin, „Klimawissenschaftlerin“, Energieberaterin der deutschen Regierung) schrieb 2022 eine wissenschaftliche Studie, in der sie darauf hinwies, dass flüchtiges Methan aus der Gasproduktion eine höhere „Klima“-Belastung als CO₂ hat. Dies wurde durch eine neuere Analyse von Howarth 2023 bestätigt.

Unsere eigene frühere wissenschaftliche Studie aus dem Jahr 2022, verfügbar auf Deutsch und Englisch bei Elsevier SSRN, geht noch einen Schritt weiter. Unter ausschließlicher Verwendung von IPCC- und IEA-Daten kommt sie zu dem Schluss, dass LNG im Durchschnitt „schlechter für das Klima“ ist als Kohle. (auch auf YouTube). Beim 20-jährigen globalen Erwärmungspotenzial GWP20 des IPCC wurde festgestellt, dass anthropogenes CO₂ in der Luft „nur“ 35 % aller anthropogenen Treibhausgase ausmacht. Nun, ich habe Bedenken hinsichtlich der Gültigkeit dieser Annahmen bzgl. GWP und Klimasensitivität des IPCC, aber wir haben sie trotzdem verwendet, vielleicht hätten wir das nicht tun sollen (Kleinberg 2020, McKitrick 2022). Wohlgemert beinhaltet die Auswertung nicht die Kühlungswirkung von anderen Emission, wie z.B. Stickstoffoxid.

Die Welt lässt sich also auf ein teures Unterfangen ein, um so viel Kohle wie möglich durch das teurere Flüssigerdgas LNG zu ersetzen. Darüber hinaus werden Wind- und Solarenergie bevorzugt. So hat die IEA kürzlich bestätigt, dass 2024 das erste Jahr sein wird, in dem die Investitionen in die Solarenergie die Investitionen in alle anderen Stromerzeugungstechnologien zusammengenommen übersteigen. Infolgedessen steigen die Energiekosten, die Abhängigkeiten nehmen zu, die Lichter gehen aus und „das Klima verschlechtert sich“, wie der IPCC feststellt.

Dies ist genau das Ergebnis der CO₂-Besteuerung, die nur ein Beispiel für eine ökologische und wirtschaftliche Verzerrung ist. Indem man sich nur auf CO₂ konzentriert, wird Bangladesch dazu getrieben, sich zu sehr auf LNG zu verlassen, weshalb man dort unter Stromausfällen leidet. Wenn Methan (CH₄) aus der LNG-Produktion und anderen Quellen besteuert werden würde, würde sich weltweit Einiges ändern.

Stellen Sie sich nun vor, was passieren würde, wenn wir wirklich alle negativen und positiven Auswirkungen auf die Umwelt und den Menschen entlang der gesamten Wertschöpfungskette der Energieerzeugung, des Transports, der Verarbeitung, der Erzeugung, des Verbrauchs und der Entsorgung berücksichtigen würden… wir würden alle überrascht sein! Sie würden fossile Brennstoffe und sicherlich auch die Kernenergie mit anderen Augen sehen.

Stattdessen sollten wir einfach Anreize für Ressourcen- und Energieeffizienz schaffen, was wirklich einen positiven Unterschied machen wird!

Abbildung 4: Umweltauswirkungen von Energiesystemen; Quelle: Schernikau, angepasst an Abbildung 39 im Buch „The Unpopular Truth… about Electricity and the Future of Energy“

5. Schlussfolgerungen

Unabhängig davon, wie man zum Klimawandel steht, ist die Bepreisung von CO₂ schädlich warum?

Antwort in einem Satz: weil die Bepreisung einer Externalität, nicht aber anderer, zu wirtschaftlichen und ökologischen Verzerrungen führt… und menschliches Leid verursacht.

Deshalb unterstütze ich keine CO₂-Bepreisung, auch unter Berücksichtigung der gesamten Wertschöpfungskette. Deshalb kämpfe ich für ökologische und ökonomische Gerechtigkeit, damit wir durch die Vermeidung von Energiehunger und daraus resultierender Armut nicht nur für uns selbst, sondern auch für zukünftige Generationen einen wirklich positiven Unterschied machen können… Wir brauchen INvestitionen in und nicht DIvestitionen aus 80 % unserer Energieversorgung, um unsere Energiesysteme zu rationalisieren und den Menschen und dem Planeten ein Gedeihen zu ermöglichen.

Ich unterstütze nachdrücklich verstärkte „Anpassungsbemühungen“ der Menschheit, sich vor Naturkatastrophen zu schützen („Adaptation,“ not „Mitigation“).In den letzten 100 Jahren hat dies bereits zu einer drastischen Verringerung der Todesrate und der BIP-bereinigten finanziellen Schäden durch Naturkatastrophen geführt (OurWorldInData, Pielke 2022, Economist).

Die Debatte über die CO₂-Bepreisung verdeutlicht die Komplexität des Umgangs mit klimatischen Veränderungen. Wenn wir unseren Ansatz in der Umweltpolitik überdenken, können wir die Bedürfnisse der wirtschaftlichen Entwicklung, der sozialen Gerechtigkeit und des Umweltschutzes besser in Einklang bringen. Dies erfordert ein differenziertes Verständnis für die Verflechtung dieser Themen und die Verpflichtung, sie auf ganzheitliche und integrierte Weise anzugehen.

6. Ergänzende Kommentare und Anmerkungen

Anmerkung des Autors zu Schäden durch klimatische Veränderungen (Abbildung D):

Zusammengefasst in „How human disruptions impact GDP“ hier auf YouTube

  • McKinsey schätzt die jährlichen Kosten bis 2050 auf 9,2 Billionen US-Dollar, um „Netto-Null“ CO₂ zu erreichen. Dies entspricht etwa 8 % des weltweiten jährlichen BIP, und zwar jedes einzelne Jahr bis 2050. Es ist anzumerken, dass McKinsey weder die Kosten für Methan „NetZero“ noch die Kosten für die Umwelt, die Bevölkerung oder die Industrie aufgrund steigender Energiekosten und Energieknappheit modelliert hat (Bloomberg)… daher werden die Kosten meiner Meinung nach drastisch unterschätzt. Vaclav Smil schätzte die Kosten für die westlichen Länder auf bis zu 20 % des BIP.

  • Die zukünftigen Kosten der Klimaveränderungen wurden auch von Prof. Nordhaus berechnet (Nobelpreisträger 2018 in Klimaökonomie für genau diese Berechnung) und belaufen sich auf 3,8 % des BIP im Jahr 2100 in seinem Basisfall – oder ohne Klimapolitik-Szenario – bei einer Erwärmung von 4 °C gegenüber der vorindustriellen Zeit bis 2100.

  • Es ist anzumerken, dass (1) das BIP im Jahr 2100 voraussichtlich ~4,5x höher sein wird als heute… also würde es nach einer 3,8%igen Reduktion „nur“ ~4,3x höher ausfallen, (2) Nordhaus das unrealistische RCP8. 5-Emissionsszenario und geht von keiner Anpassung aus, (3) die UN-Klimabehörde informierte im Oktober 2022, dass die Welt „auf dem Weg zu einer Erwärmung von etwa 2,5 °C bis zum Ende des Jahrhunderts“ ist, nicht zu den von Nordhaus angenommenen 4 °C, und (4) der IPCC 2018, S. 256, erwähnte einen Verlust von 2,6 % des BIP im Jahr 2100 bei einer Erwärmung von 3,7 °C.

  • Interessanterweise kam Prof. Nordhaus in seiner mit dem Nobelpreis ausgezeichneten Studie zu dem Schluss, „… dass es praktisch keine Chance gibt, dass der Temperaturanstieg weniger als die angestrebten 2 °C betragen wird, selbst wenn sofortige, universelle und ehrgeizige Maßnahmen zum Klimawandel ergriffen werden.“

  • Die jüngste von Experten begutachtete Studie über den wirtschaftlichen Nutzen und die Kosten wurde von Dr. Tol verfasst und im November 2023 veröffentlicht. Sie kommt zu demselben Schluss, dass die Ziele von Paris wirtschaftlich nicht sinnvoll sind, da die prognostizierten Kosten des Klimawandels geringer sind als die unterschätzten Kosten der „Energiewende“. Er kommt zu dem Schluss, dass „die Pariser Ziele den Kosten-Nutzen-Test nicht bestehen“.

Weitere Untersuchungen und Analysen finden Sie unter www.unpopular-truth.com oder https://www.linkedin.com/lars-schernikau

Abbildung 5: Fachliteratur bestätigt „nicht katastrophale“ Auswirkungen des prognostizierten Temperaturanstiegs auf das BIP… wir sollten uns dennoch anpassen und die Auswirkungen weiter reduzieren; Quelle: Schernikau in Anlehnung an Kahn et al. 2021 (ihre Best Estimates sind grau schattiert)

7. Quellenangaben

  • AP News 2022: ‘The Sacrifice Zone’: Myanmar bears cost of green energy
  • Bloomberg 2024: Germany’s Days as an Industrial Superpower Are Coming to an End
  • Bundesrechnungshof 2024: Energiewende nicht auf Kurs: Nachsteuern dringend erforderlich
  • Financial Times 2022: Will the energy crisis crush European industry?
  • Fraunhofer 2023: on various energy economic statistics in Germany
  • Guardian 2023: more than 90% of rainforest carbon offsets by biggest provider are worthless, analysis shows
  • Hickmann et al 2021: Climate anxiety in children and young people and their beliefs about government responses to climate change: a global survey
  • Howarth 2023: The Greenhouse Gas Footprint of Liquefied Natural Gas (LNG) Exported from the United States
  • Idel 2022: Levelized Full System Costs of Electricity
  • IEA 2022: For the first time in decades the number of people without access to electricity is set to rise in 2022
  • Kemfert et al 2022: The expansion of natural gas infrastructure puts energy transitions at risk
  • Schernikau et al 2022: Full Cost of Electricity ‘FCOE’ and Energy Returns ‘eROI’
  • UN 2019: Is the world ready to end the coal era and embrace clean energy?
  • Vaclav Smil 2022: Decarbonization Is Our Costliest Challenge: It has no clear beginning or end, and it affects every aspect of life
  • UN 2024: BBC on Climate Change: Ban Fossil Fuel Advertising Says UN Chief

Liste ausgewählter neuerer wissenschaftlicher Forschungsarbeiten über Unsicherheiten bei der CO₂-Klimasensitivität und der Ökologisierung der Welt:

  • Harde et al. 2017: Radiation Transfer Calculations and Assessment of Global Warming by CO₂
  • Wijngaarden and Happer 2020: Dependence of Earth’s Thermal Radiation on Five Most Abundant Greenhouse Gases
  • Chen et al. 2024: The global greening continues despite increased drought stress since 2000 
  • Coe et al. 2021: The Impact of CO₂, H2O and Other “Greenhouse Gases” on Equilibrium Earth Temperatures
  • Duebal and Vahrenholdt 2021: Radiative Energy Flux Variation from 2001–2020
  • Kleinberg 2020: The Global Warming Potential Misrepresents the Physics of Global Warming Thereby Misleading Policy Makers
  • Lindzen Christy 2024: Reassessing the Climate Change Narrative
  • McKitrick 2022: On climate senstivity
  • Nasa 2017: CO₂ is making Earth greener—for now
  • Lewis 2022: Objectively combining climate sensitivity evidence
  • Scafetta 2023: CMIP6 GCM Validation Based on ECS and TCR Ranking for 21st Century Temperature Projections and Risk Assessment
  • Soon et al 2023: The Detection and Attribution of Northern Hemisphere Land Surface Warming (1850–2018) in Terms of Human and Natural Factors: Challenges of Inadequate Data 

Link: https://unpopular-truth.com/2024/06/07/the-dilemma-of-pricing-co2/

Übersetzt von Christian Freuer für das EIKE




Der Siebenschläfer-Tag – oder – Bauernregeln und Klimawandel

Dipl.-Met. Christian Freuer

Es ist in jedem Jahr das Gleiche: Im Kalender steht am morgigen 27. Juni der „Siebenschläfer“, und der berühmten Bauernregel zufolge (der Autor staunt immer wieder, wie viele Menschen ihn als Meteorologe darauf ansprechen) soll es ja „sieben Wochen regnen“, wenn es an diesem Tag regnet.

Worum es in diesem Beitrag NICHT geht

Es geht NICHT um Sagen und Legenden wie z. B. die Geschichte vom „Siebenschläfer. Es geht auch NICHT um eine statistische Auswertung von Bauernregeln hinsichtlich des Wetterablaufes. Hierzu kann man das Grundlagen-Büchlein von Prof. Dr. Horst Malberg zu Rate ziehen („Bauernregeln aus meteorologischer Sicht“, erhältlich bei Amazon hier, siehe Bild oben). Aber auch beim DWD und vielen anderen gibt es dazu diverse Schriften, einfach googeln.

Mit diesem Beitrag soll lediglich versucht werden, einen statistisch-meteorologischen Aspekt zu erläutern, welchen der Autor bei den ansonsten zahlreichen Verweisen und Links zu diesem Thema vermisst. Zuvor jedoch sollen die drei wesentlichen Punkte zusammengefasst werden, welche man bei einer statistischen Auswertung der Gültigkeit von Bauernregeln beachten muss.

Die drei zu berücksichtigenden Faktoren bei Bauernregeln

1. Die Kalenderreform

Viele Bauernregeln nehmen Bezug auf das Wetter an einem bestimmten Tag und schließen daraus, was danach kommen könnte. Diese so genannten „Lostage“ waren meist irgendwelchen katholischen Heiligen gewidmet. Da Bauernregeln im Wesentlichen mittelalterlichen Ursprungs sind, muss bei diesen Lostagen die Verschiebung um 10 Tage durch die Kalenderreform berücksichtigt werden – wird sie aber nicht.

Bekanntlich gab es im Jahre 1582 die Kalenderreform von Papst Gregor XIII, bei dem zehn Tage einfach gestrichen wurden (was die Kirche kraft ihres Amtes so alles vermochte…). Der am 26. Juni datierte „Siebenschläfer“ gehört auch dazu. Meteorologen sind daher dazu übergegangen, von einem „kalendarischen Siebenschläfer“ (26. Juni) und einem „meteorologischen Siebenschläfer“ (5. Juli) zu sprechen.

Nun ist die Fixierung auf bestimmte „Lostage“ etwas eng gefasst. Für das Folgende soll hier mal der Zeitpunkt „Anfang Juli“ genommen werden.

2. Der geographische Ursprung von Bauernregeln

Wie oben schon erwähnt, sind Bauernregeln fast durchweg im Mittelalter entstanden. Die Bauern der damaligen Zeit wollten einfach wissen, welches Wetter hinsichtlich von Ernteerträgen zu erwarten war, und sich entsprechend vorbereiten und ggf. bevorraten. Schon Malberg wies in seinem Buch darauf hin, mit welcher Sorgfalt und Genauigkeit die Bauern der damaligen Zeit das Wetter beobachtet hatten.

Nur: Das weltweite Herumreisen in der Weltgeschichte gab es natürlich damals nicht. „Die Welt“, das war seinerzeit lediglich der eigene Acker und vielleicht die nähere Umgebung. Beobachtungen der Bauern (heute sagt man natürlich „Landwirte“, aber den Begriff gab es damals auch noch nicht) sind also immer das Ergebnis von Beobachtungen vor Ort. Will sagen, die Bauern im Allgäu glaubten also diese Regeln für das Allgäu gefunden zu haben.

Dieser geographische Bezug ist bei der heutigen Auslegung der Bauernregeln verloren gegangen, und es fragt sich, ob eine im Allgäu gefundene Bauernregel auch – sagen wir – in Ostfriesland gültig ist. Oder allgemein gesagt: Für eine Auswertung oder Anwendung von Bauernregeln müsste erst einmal der geographische Ursprung derselben eruiert werden. Das ist heute natürlich kaum noch möglich.

3. Bauernregeln und Klimawandel

Dieser Punkt ist natürlich im Buch von Malberg nicht erwähnt; dieses war im Jahre 1993 erschienen. Bekanntlich herrschte ja im Mittelalter ein deutlich wärmeres Klima als heute, weltweit und natürlich auch in Mitteleuropa – (auch wenn dieser Tatbestand seit Längerem in großem Stil von den MSM geleugnet wird). Nehmen wir einmal die Jahrhunderte um das Jahr 1000 als zentralen Zeitraum an. Viele Bauernregeln sind in dieser Zeit entstanden. Es stellt sich also als dritter Aspekt die Frage, ob die damals gefundenen Regeln auch im viel kälteren Klima von heute angewendet werden können. Diese Frage vermag der Autor nicht zu beantworten.

Bauernregeln und die Statistik von Rossby-Wellen

Die Beziehung zwischen Bauernregeln und allgemeinen meteorologischen Strömungsmustern soll im Mittelpunkt dieses Beitrags stehen. Derartige Strömungsmuster lassen sich am besten durch die so genannten Rossby-Wellen beschreiben. Weil manch einer mit diesem Begriff nichts anfangen kann, soll hier als Exkurs ein kleiner Einstieg in dieses Phänomen erfolgen.

Rossby-Wellen

Die vertikale Mitte der Troposphäre wird in etwa durch die 500-hPa-Fläche dargestellt. Dabei wird die Höhe über NN festgelegt, in welcher der Luftdruck genau 500 hPa beträgt. Je wärmer die Atmosphäre ist, umso höher muss man steigen, um genau diesen Luftdruck zu erhalten. Wie in einer Landkarte mit geographischen Höhen lässt sich dies graphisch darstellen:

Abb. 1: Strömung im 500-hPa-Niveau im atlantisch-europäischen Gebiet. Die Bezifferung der Linien gibt die Höhe von 500 hPa in Dekametern an, für die Meter-Angabe muss also an die Zahlen noch eine Null angefügt werden. Beispiel: Die Angabe „572“ bedeutet, das entlang der entsprechenden Linie der Luftdruck in einer Höhe von 5720 m ü. NN genau 500 hPa beträgt. Diese Linie verläuft u. A. über die Alpen. Bildquelle: Verein Berliner Wetterkarte.

Näheres zu Rossby-Wellen gibt es hier.

Statistik der zeitlichen Änderungen eines bestimmten Rossby-Wellenmusters

Hier kommt jetzt wieder die Siebenschläfer-Regel ins Spiel. Im Prinzip sagt sie nichts weiter als dass ein bestimmtes Wellenmuster längere Zeit gehalten wird – Stichwort Erhaltensneigung. Wenn sich ein bestimmtes Muster von Rossby-Wellen einmal eingestellt hat, hält sich dieses in der Regel mehrere Wochen, manchmal länger als einen Monat. Der Wettercharakter ist dann auch mehr oder weniger der gleiche – Stichwort Witterung. (Es ist unklar, warum es von diesem Begriff kein Pendant in Englisch gibt). Auch sehr wechselhaftes Wetter über mehrere Tage oder Wochen, beispielsweise in einer Westlage, ist die gleiche Witterung. Anders gesagt: es ist dann beständig unbeständig!

Jetzt kommt eine Eigentümlichkeit der Rossbywellen-Statistik ins Spiel. Nachdem ein bestimmter Zustand längere Zeit gehalten worden ist, kommt es innerhalb weniger Tage zu einer abrupten Änderung dieses Musters. Es stellt sich ein völlig neues Muster ein – und zwar hemisphärenweit. Ganz andere Wellen liegen plötzlich in ganz anderen Positionen, um dann wieder längere Zeit stabil zu sein.

Nebenbei: In Phasen einer solchen grundlegenden Umstellung sind die numerischen Modelle häufig schon nach drei bis 4 Tagen sehr unzuverlässig.

Und nun kommt – jedenfalls nach Auffassung des Autors – eine weitere, noch größere Eigentümlichkeit der Änderungen eines Wellenmusters ins Spiel. Diese Änderungen sind nämlich zeitlich nicht gleichmäßig zufällig über das Jahr verteilt. Vielmehr gibt es Zeitpunkte, an denen häufiger derartige Änderungen erfolgen als zu anderen Zeitpunkten. Die Gründe dafür sind unbekannt, spielen im Zusammenhang mit diesem Artikel aber auch keine Rolle.

Natürlich zeigt sich wie bei jeder Statistik auch eine Streuung, aber zwei zeitliche Schwerpunkte einer solchen Änderung zeichnen sich ab: nämlich Anfang Juli und Mitte Dezember. (Die Witterung Anfang bis Mitte Dezember fasst der Autor kurz so zusammen: Anfang Dezember wird der Winter gebacken).

An dieser Stelle geht es zurück zu den Bauernregeln.

Siebenschläfer-Regel und Rossby-Wellen

Es wird wohl manch einem schon dämmern – der Zeitpunkt Anfang Juli fällt zeitlich zusammen mit dem meteorologischen Siebenschläfer. Abstrahieren wir einmal von dem einzelnen Tag und nehmen die erste Dekade im Juli. Dann lässt sich die Rossbywellen-Statistik und die Siebenschläfer-Regel in Einklang bringen:

Sollte es Anfang Juli tatsächlich zu einer grundlegenden Umstellung des Rossby-Wellen kommen (im Vergleich zum Juni), dann ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass dieses Wellenmuster den gesamten Hochsommer über gehalten wird. Erfolgt Anfang Juli beispielsweise ein Wechsel von warmer Witterung im Juni zu kühler und wechselhafter Witterung Anfang Juli – dann haben wir praktisch eine 1 : 1-Übersetzung der Siebenschläfer-Regel in die Rossbywellen-Statistik!

Nun lautet die Regel im Wortlaut „Siebenschläfer Regen – sieben Wochen Regen“. Schon Malberg hat in seinem Buch darauf hingewiesen, dass man Bauernregeln nur im Wortlaut übernehmen darf – nicht umgekehrt. Aus sonnigem Wetter Anfang Juli sollte man nicht auf anhaltend sonniges Wetter schließen. Legt man jedoch die Rossbywellen-Statistik zugrunde, müsste auch eine sich Anfang Juli einstellende Hochdrucklage längere Zeit halten. Und: Nach der Statistik ist das tatsächlich so! Nur konnten die Bauern der damaligen Zeit das nicht erkennen, weil es in solchen Hochdruckphasen entweder zu einer großen Dürre kam oder auch zu schweren Gewittern. Beides war einer guten Ernte nicht zuträglich.

Leider verfügt der Autor nicht über irgendwelche schriftlichen Tabellen oder Graphiken, um diese Eigenschaften von Rossby-Wellen zu belegen. Erfahrene Synoptiker werden aber aus der Erfahrung diejenige des Autors bestätigen können.

Noch etwas zur statistischen Streuung: Je weiter der Zeitpunkt einer grundlegenden Umstellung des Rossbywellen-Musters von Anfang Juli entfernt liegt (in beide Richtungen), umso größer wird die Streuung hinsichtlich der Dauer eines neuen Wellenmusters. Nach grober Schätzung des Autors aufgrund seiner über 50-jährigen Erfahrung kann jedoch, wenn die Änderung wirklich Anfang Juli stattfindet, ein Korrelationsfaktor von 0,8 oder 0,9 angenommen werden, dass die sich dann einstellende Witterung längere Zeit Bestand hat.

Gleiches gilt für Mitte Dezember. Eine gängige Bauernregel für diesen Zeitpunkt ist dem Autor nicht bekannt. Es sei aber auf den Pionier von Wetterstatistik Prof. Franz Baur verwiesen.

Aktualisierung:

Die folgende Graphik zeigt die numerischen Vorhersage für den meteorologischen Siebenschläfer des GFS-Modells. Das ist eine Vorhersage in der erweiterten Mittelfrist, die man so lange im Voraus natürlich mit Vorsicht genießen muss.

Aber: Alle Simulationen auch anderer Modelle, die so weit im Voraus rechnen, zeigen in dieser Hinsicht eine bemerkenswerte Übereinstimmung! Alle simulieren den Vorstoß eines breiten Langwellentroges nach Mitteleuropa; bei wetterzentrale.de kann man das auch über die nächsten Tage verfolgen. Da dies auch schon an den Vortagen ähnlich simuliert worden war, kann man diese Simulation als ziemlich sicher ansehen.

Simulation des GFS-Modells vom 26. Juni, 00 UTC für den 6. Juli 2024, 00 UTC (Bildquelle: wetterzentrale.de)




Oberster Gerichtshof schützt das Land vor Ölbohrungen – der Jubel der Aktivisten für „grüne Energien“ kann deren Befürwortern noch „im Hals stecken bleiben“

Zur Erhellung der Hintergründe – der Übersetzer

Die Opposition, mit Keir Starmer an der Spitze,  will das Mitspracherecht der Anwohner und Gemeinden bei der Planung von Bauwerken wie Solarfelder, Windräder und Hochspannungsleitungen einschränken.

Sir Keir Rodney Starmer ist Oppositionsführer im Vereinigten Königreich seit 2020 im Unterhaus des britischen Parlaments

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The Energy Beat, 21. Juni 2024, John Constable

Der Oberste Gerichtshof hat heute eine Büchse der Pandora geöffnet, die groß genug ist, um das gesamte System der Landnutzungsplanung zu umfassen. Mit einem Mehrheitsurteil von 3 zu 2 haben die Richter der Klage eines Anwohners stattgegeben, der behauptete, die örtliche Planungsbehörde habe rechtswidrig gehandelt, indem sie die nachgelagerten Emissionen infolge der Nutzung des Öls, das aus der Erweiterung eines kleinen Bohrlochs in Surrey gewonnen werden würde, nicht berücksichtigt habe. Die Entscheidungsunterlagen finden Sie hier.

Eine Vorinstanz hatte die Klage mit der Begründung abgewiesen, dass nicht die Bohrung für die Emissionen verantwortlich sei, da diese von einem später hergestellten raffinierten Produkt herrührten.

Der Oberste Gerichtshof hob diese Entscheidung mit der Begründung auf: „Der Prozess der Rohölraffination verändert weder dessen grundlegende Beschaffenheit noch seinen Verwendungszweck und kann vernünftigerweise nicht als Unterbrechung des Kausalzusammenhangs zwischen der Ölförderung und seiner anschließenden Verbrennung angesehen werden.“

Das Untergericht hatte diese Auffassung nicht vertreten, da dadurch andere Projekte wie die Stahlproduktion für die Emissionen eines später aus dem Stahl hergestellten Fahrzeugs haftbar gemacht würden. Der Oberste Gerichtshof teilte diese Bedenken nicht (siehe Absätze 112 bis 139 und insbesondere Absatz 123):

Das an der Ölbohrung geförderte Öl wird nicht zur Herstellung anderer Gegenstände verwendet, so wie ein Bauteil – neben vielen anderen, ebenso notwendigen Komponenten – in die Herstellung eines Kraftfahrzeugs oder Flugzeugs eingebaut wird. Die Ölraffination ist einfach ein Prozess, den das Öl auf dem Weg von der Förderung bis zur Verbrennung unweigerlich durchläuft. Auch darüber, was letztlich mit dem Öl geschehen wird, gibt es keinerlei Vermutungen oder Spekulationen. Einigkeit besteht darüber, dass es unweigerlich als Brennstoff verbrannt wird. Und die Menge der Treibhausgase, die dabei freigesetzt werden, lässt sich ohne weiteres vernünftig abschätzen.

Der Oberste Gerichtshof ist der Ansicht, dass dieses Urteil nicht „die Schleusen öffnet“, wie das Untergericht befürchtet hatte. Das wird jedoch jedem, der mit dem Planungssystem vertraut ist, als äußerst naiv erscheinen.

Juristen werden heute sicherlich argumentieren, dass die nachgelagerten Emissionen, die aus einem Planungsprojekt, beispielsweise einer Raffinerie, oder einem Gasspeicherprojekt oder vielleicht sogar einer Fabrik, die mit konventionellen Kraftstoffen betriebene Fahrzeuge wie Autos oder Flugzeuge oder deren Komponenten herstellt, resultieren, keinerlei „Vermutungen oder Spekulationen“ beinhalten und dass „vernünftige Schätzungen“ der dabei freigesetzten Treibhausgase „ohne weiteres vorgenommen werden“ können.

Und zu diesem verworrenen Durcheinander kommt noch die absolute Gewissheit hinzu, dass bei jedem Versuch, die beträchtlichen fossilen Brennstoffvorkommen im Vereinigten Königreich zu erschließen, nun auch die durch die Nutzung dieser Brennstoffe entstehenden Emissionen in die Umweltverträglichkeitsprüfung einbezogen werden müssen.

Es ist oft falsch, ein Gericht für eine Entscheidung zu verurteilen; Richter sind für die Auslegung des Gesetzes verantwortlich, nicht für dessen Urteilsfindung. Die Entscheidung eines Richters ist nicht unbedingt ein Spiegelbild seines Scharfsinns, sondern offenbart lediglich, dass das Gesetz ein Esel ist. Aber in diesem Fall ist es schwer, der Kritik an den Richtern zu widerstehen. Die Ansichten des unteren Gerichts und die der abweichenden Richter am Obersten Gerichtshof selbst werden in der Entscheidung sehr treffend ausführlich zitiert und zeigen jene weitsichtige und gemäßigte Rationalität, die wir Weisheit nennen. Sie konnten die Konsequenzen erkennen. Im Vergleich dazu scheint der Oberste Gerichtshof von einem einfältigen Fundamentalismus zu zeugen.

Vielleicht ist das psychologisch unvermeidlich, wenn ein kleines Richtergremium in die Position des „Obersten“ berufen wird. In solchen Höhen ist der Sauerstoff ziemlich dünn, und sie sind vor Autorität wie berauscht. Es spricht sehr für die Richter, die anderer Meinung waren, dass sie nicht in einen solchen Rausch verfielen. Dennoch ist diese Entscheidung ein weiteres Argument für die Auflösung des Obersten Gerichtshofs.

Kurzfristig werden Umweltschützer dieses Ergebnis feiern, und die Umweltlobby der Labour Party wird sich zweifellos einbilden, sie habe eine solidere Rechtsgrundlage, um ihre aggressive Politik im Bereich erneuerbarer Energien fortzusetzen. Beide würden sich irren, denn diese Entscheidung bringt in Wirklichkeit die krisenbedingte Beendigung der grünen Agenda einen Schritt näher. Ohne die Unterstützung einer fossil betriebenen Wirtschaft ist es unmöglich, den Anschein aufrechtzuerhalten, dass die Spielzeugpolitik der Wind- und Solarenergie mit dem wachsenden öffentlichen Wohlergehen vereinbar ist. Mit dieser Entscheidung wurde die fossile Brennstoffindustrie näher an den Rand des Aussterbens gedrängt, und folglich hat der Countdown zu einer notleidenden Politikkorrektur begonnen. Keir Starmer sollte vor dieser Aussicht Angst haben.

Britische Politik

Link zum Original : Supreme Court – Net Zero Watch blog

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Hier mein gekürzter Auszug aus einem Artikel vom The Guardian

Am 5. Juli steht ein gewaltiger Kampf bevor. Keir Starmer, nimm es auf eigene Gefahr mit dem Land auf

Simon Jenkins

Was lieben die Briten am meisten an Großbritannien? … Ob Sie es glauben oder nicht, es ist die ländliche Gegend , wie aus einer im letzten Jahr von Future Countryside, einer Initiative der Countryside Alliance, in Auftrag gegebenen Umfrage hervorgeht….

… Es droht ein gewaltiger Zusammenstoß zwischen der lukrativen Branche für erneuerbare Energien und den Verteidigern der ländlichen Landschaft. Labour und die Tories sind beide bestrebt, die lokale Planung zu schwächen. Keir Starmer will das Recht der Bürger einschränken, gegen neue Entwicklungen auf dem Land Einspruch zu erheben. Die Tories haben kürzlich eine Rückkehr zur Windenergie an Land angekündigt, daher der Vorschlag für einen „Windpark“ in den Yorkshire Moors oberhalb von Charlotte Brontës Calderdale. …

… Dies ist nichts im Vergleich zu den außergewöhnlichen Plänen von National Grid für eine massive, 31 Milliarden Pfund teure Erweiterung des britischen Hochspannungsnetzes an Land. Dazu gehört eine Kette von 50 Meter hohen Hochspannungsmasten , drei pro Kilometer , die von Norden nach Süden über die Lincolnshire Wolds nach East Anglia und weiter nach Tilbury in Essex verlaufen. Sie wird einige der schönsten Landschaften Ostenglands urbanisieren und auf jedem Zentimeter des Weges einen harten Kampf führen.

… Die Lage wird sich noch verschlechtern, wenn Starmer ernst meint, was er auf seinem Parteitag gesagt hat, nämlich dass er „die Blockierer bekämpfen“ und „Nimbys“ überstimmen werde.

https://www.theguardian.com/commentisfree/article/2024/jun/20/countryside-protection-keir-starmer-britain

Zusammengestellt und übersetzt durch Andreas Demmig

 




Windstille Nächte machen Net Zero unmöglich

David Wojick

Es ist ganz einfach. Die Kosten für die Speicherung von Strom sind so hoch, dass es wirtschaftlich unmöglich ist, eine einzige windstille Nacht mit einem Netto-Null-Wind-, Solar- und Speicherplan zu überstehen.

Dies gilt insbesondere für kalte Nächte, in denen Stromausfälle tödlich sein können. Ich habe vor kurzem einen Gesetzesvorschlag für Pennsylvania gemacht, der in diese Richtung geht, also nehmen wir das Land als Beispiel, wobei wir bedenken, dass dies überall gilt.

Pennsylvania hat eine Spitzenleistung von etwa 30.000 MW, so dass wir in einer windstillen Nacht einen konstanten Bedarf von nur 20.000 MW haben. Davon sollte es viele geben, vor allem im Winter. Kälteeinbrüche sind in der Regel auf windstille Hochdrucksysteme mit arktischer Luft zurückzuführen, die über Nacht starke Abkühlung durch Strahlung bewirken.

In der Welt der Solarenergie sind „Nächte“ 16 Stunden oder mehr lang, da Solarsysteme nur 8 Stunden am Tag viel Energie erzeugen. In einem Winter in Pennsylvania, wo es um 16 Uhr dunkel wird, ist es wahrscheinlich weniger.

Um die Nacht zu überstehen, müssen wir also mindestens 20.000 MW mal 16 Stunden oder 320.000 MWh Strom gespeichert haben. Der Einfachheit halber lassen wir alle möglichen technischen Details außer Acht, die diese Zahl noch größer machen würden, wie z. B. Input-Output-Verluste.
Die derzeitigen Kapitalkosten für Batterien im Netzmaßstab belaufen sich auf etwa 600.000 $ pro MWh. Auch hier werden alle möglichen technischen Faktoren außer Acht gelassen, die diese Zahl in die Höhe treiben, wie Gebäude, Übertragung usw.

Nach einfachen Berechnungen belaufen sich die Kosten allein für die Batterien auf unglaubliche 192 Milliarden Dollar. Das ist eindeutig wirtschaftlich unmöglich. In runden Zahlen zweihundert Milliarden Dollar, nur um die Nacht zu überstehen! Wind- und Solarenergie plus Batterien funktionieren einfach nicht. Selbst wenn die Kosten auf magische Weise um 90 % sinken würden, wären immer noch unmögliche 20 Milliarden Dollar allein für den Kauf der Batterien erforderlich.

Das ist so einfach, dass man sich fragt, warum keiner der Versorgungsbetriebe, der öffentlichen Versorgungsausschüsse, der unabhängigen Netzbetreiber und der Zuverlässigkeitsbehörden jemals daran gedacht hat. Oder vielleicht haben sie es getan und beschlossen, es nicht zu erwähnen.

Darüber hinaus kann der Strombedarf in wirklich kalten Nächten leicht den Spitzenbedarf erreichen, für den Batterien im Wert von etwa 300 Milliarden Dollar erforderlich wären. Dann könnte es auch einen bewölkten oder sogar verschneiten Tag geben, an dem der Bedarf auf 16 + 8 + 16 = 40 Stunden steigt. Oder mehrere bewölkte, windstille Tage, an denen wir über eine Billion Dollar oder mehr sprechen.

Diese einfachen Zahlen machen eine Netto-Null-Energieversorgung auf der Grundlage von Wind, Sonne und Batterien unmöglich teuer. Andere Formen der Speicherung sind wahrscheinlich nicht billiger. In Wirklichkeit geht es darum, enorme Energiemengen zu speichern, was einfach nicht machbar ist. Die offensichtliche Lösung besteht darin, viele zuverlässige Erzeuger zu haben.

Das bringt mich zu meinem Gesetzesvorschlag, der ebenfalls sehr einfach ist. Er verlangt von den Versorgungsunternehmen lediglich, dass sie herausfinden, wie sie den Strombedarf in brutal kalten, windstillen Nächtendecken können, die wahrscheinlich auftreten werden.

Sie können ihn hier lesen. Der Titel lautet „Vermeidung von tödlichen Stromausfällen“, denn bei großer Kälte kann ein Stromausfall Menschen töten. Bei dem schrecklichen Stromausfall in Texas gab es schätzungsweise über 700 Tote. Kälte tötet.

In der Tat ist dies ein Erfordernis für die heutige Zeit, nicht nur eine ferne Netto-Null-Fantasie. Wir sind bereits an einem Punkt angelangt, an dem viele Staaten bei einem schweren Kälteeinbruch, wie er in der Vergangenheit aufgetreten ist, die Heizung nicht mehr aufrecht erhalten könnten.

In „Vermeidung tödlicher Stromausfälle“ weise ich darauf hin, dass Pennsylvania und der Rest von PJM im Wintersturm Elliot nur knapp einen Stromausfall vermieden haben. Auf dem Papier hatten sie eine Sicherheitsmarge von 30 %, die durch die Kälte zunichte gemacht wurde. Aber Elliot war im Vergleich zu mehreren früheren schweren Kälteeinbrüchen eher mild. Wir müssen uns auf diese extremen Ereignisse vorbereiten.

Wir verbrauchen eine enorme Menge an Elektrizität, die in windstillen Nächten unmöglich durch Net Zero bereitgestellt werden kann. Aber wir sind bereits stark bedroht. Die Staaten müssen jetzt handeln, um tödliche Stromausfälle zu verhindern. Stromspeicher sind nicht die Lösung. Wir brauchen eine zuverlässige Stromerzeugung, die zu einem großen Teil aus fossilen Brennstoffen bestehen wird.

Link: https://www.cfact.org/2024/06/10/windless-nights-make-net-zero-impossible/

Übersetzt von Christian Freuer für das EIKE




Massive Einbrüche der Windkraftproduktion drohen zum Totalausfall des Stromnetzes zu werden

Aufmacher ohne Windräder: https://www.australia.com/de-de/places/alice-springs-and-surrounds/guide-to-kings-canyon.html

Stopthesethings

Die Behauptung, dass man durch die weiträumige Aufstellung von Windturbinen rund um die Uhr Strom hätte, ist nur ein weiterer Mythos der Windindustrie. Australiens Eastern Grid liefert alle nötigen Beweise, um diese Geschichte schlichtweg lächerlich zu machen – und das alles lässt sich mit Grafiken belegen.

Von Far North Queensland über die Gebirgsketten von New South Wales bis nach Victoria, Nord-Tasmanien und ganz Südaustralien verteilt, liefert seine gesamte Kapazität routinemäßig nur einen Bruchteil seiner gesamten nominellen Kapazität von 11.409 MW – selten mehr als 50 % davon und oft weniger als 10 % der gesamten nominellen Kapazität.

Oben ist – mit freundlicher Genehmigung von Aneroid Energy  – die Leistung abgebildet, die australische Windkraftunternehmen in diesem Monat bisher an das östliche Stromnetz geliefert haben.

  • Weiß – Stationen nicht aktiviert (nicht am Netz)
  • Grün – Stationen liefern etwas größer als Null
  • Gelb – größer als 30%
  • Braun – größer als 60%
  • Rot -größer al 90%

Stromausfälle von über 3.000 MW oder mehr – die sich innerhalb von ein paar Stunden ereignen – sind ebenso an der Tagesordnung wie schnelle Spannungsspitzen dieser Größenordnung, die dem Netzbetreiber das Leben zur Hölle machen und den Eigentümern konventioneller Generatoren die perfekte Grundlage für Preistreiberei auf dem Strommarkt bieten , da sie von dem regelmäßigen Chaos profitieren.

Am 3. Juni gelang es Australiens Wirbelsturm, für einen kurzen Zeitraum 3.218 MW (oder 28 % ihrer Gesamtkapazität) zu erzeugen, bevor die Leistung auf 387 MW (oder unbedeutende 3,4 % der Gesamtkapazität) abstürzte. Die Ursache für diesen Einbruch um 2.831 MW ist kein Geheimnis: Es heißt ruhiges Wetter.

Wer in einem Satz die Begriffe „zuverlässig“ und „Windkraft“ verwendet, ist ein Propagandist, leidet an Wahnvorstellungen oder beides.

Wie das Team von Jo Nova weiter unten ausführlich darlegt, ist die Vorstellung, ein Land könne seine Energieversorgung ausschließlich durch Sonnenschein und Wind sichern, schlichtweg verrückt.

 

Wir haben windstilles Wetter der Weltklasse: Heute fallen 95 % der Windturbinen auf dem australischen Kontinent aus.

Jo Nova Blog, Jo Nova, Mai 2024

Die australische Windindustrie ist nach einer Hochdruckzelle nicht mehr zu retten. Derzeit sind 19 von 20 Windturbinen im Wesentlichen Türme aus Glasfaserschrott.

Australien hat auf dem National Energy Market (NEM) an 80 Standorten an der Ostküste eine theoretische Gesamtkapazität von 11,5 GW Windkraft aufgebaut, und heute sind zeitweise nur 4,1 % davon in Betrieb. Ein weiteres Gigawatt an Stromerzeugung auf der Westküste ist nur zu 3 – 5% ausgelastet.

Der grüne Balken unten stellt die heutige Gesamtenergieerzeugung aus Windkraft im Vergleich zum gesamten Stromverbrauch (die schwarze Linie) dar. Gesamte Windenergieerzeugung für das NEM in Australien.

Die australische Regierung sagt uns, dass wir „anders“ seien als andere Länder, die sich mit der Nutzung von Wind- und Solarenergie schwertun. Wir verfügen angeblich über  „Ressourcen von Weltklasse“ und „natürliche Vorteile bei erneuerbaren Energien “. Aber wir haben auch Hochdruckzellen von Weltklasse, die die Windenergieerzeugung im ganzen Land gleichzeitig stoppen. An Tagen wie diesen spielt es keine große Rolle, ob wir 1.000 oder 10.000 Windturbinen haben, wenn 95 % davon ausfallen.

Im Vergleich zu Europa haben wir einen natürlichen Nachteil bei der Windenergie – es gibt niemanden, der uns rettet, wenn wir es vermasseln. Wir sind von riesigen Ozeanen umgeben, die die Verbindungsleitungen unerschwinglich lang und teuer machen und ein strategisches Sicherheitsrisiko für kommunistische Schiffe darstellen, die ihre Anker versehentlich und absichtlich durch eine Region mit langen Unterseekabeln ziehen könnten. (Which is apparently what happened in the Baltic Sea last year  Was offenbar letztes Jahr in der Ostsee passiert ist.)

Wo also genau können wir weitere tausend Windturbinen bauen, die an einem Tag wie heute funktionieren würden? Auf der Macquarieinsel oder in der Antarktis?

Hochdruckgebiete

Und das ist nicht nur ein Tag. Bislang  war die Windenergieerzeugung im Mai 2024 etwa die Hälfte der Zeit ungewöhnlich niedrig.

Am 25. Mai betrug die gesamte Stromerzeugung zeitweise nur 221 MW oder 2 % der gesamten Windkraftkapazität. Das ist also zu 98 % nutzlos.

Australien verfügt über eine Windkraftkapazität von 11 GW und 5 % davon liefern.

Es gibt kein Verlängerungskabel, das lang genug wäre, um bis zum Gipfel des „Renewable Faraway“-Baums zu reichen, wo wir zuverlässigen Wind haben.

Drüben in  Westaustralien beträgt die gesamte Windproduktion in dieser Minute (13 Uhr WA-Zeit) 30 MW. Selbst ein neues 2.000 Kilometer langes Kabel von Perth nach Südaustralien kann das nationale Stromnetz also nicht retten. Und in WA weht auch kein Wind. Windenergie liefert nur 1,5 % des gesamten Stroms auf dem westlichen Großhandelsmarkt für Perth und Südwestaustralien. Die gesamte installierte Kapazität der Windenergie im Westen beträgt etwa 1 GW, sie liefert also nur 3 bis 5 % davon.

Macquarie Island ist 2.500 Kilometer von der nächsten australischen Hauptstadt entfernt, und die Casey-Basis in der Antarktis ist 3.500 Kilometer entfernt. Direkt nach Neuseeland sind es 2.000 Kilometer, was schon schlimm genug ist, aber Teile der Tasmansee sind 5 km tief. Sie wird nicht umsonst „Abgrund“ genannt. Jedenfalls beträgt die Windgeschwindigkeit über Neuseeland derzeit nur 1 – 7 km/h. (Stand ca. 15:00 Uhr EST Australien).

Zur Information: Das National Energy Grid verbindet die fünf östlichen Bundesstaaten Australiens und 90 % der Bevölkerung und hat im Spätherbst eine Leistung von etwa 25 GW. Das Stromnetz im Südwesten hat ein Zehntel davon, und alle anderen Punkte, abgesehen von Darwin, sind „Mikronetze“. In manchen Teilen Australiens brauchen wir nur einen einzigen Dieselgenerator, und wir setzen ihn auf die nationale Karte. Kings Canyon beispielsweise generiert nur 1,1 MW. Dieser Ort ist wesentlich größer als die Stadt.

Heute besteht der  Brennstoffmix der NEM rund um die Uhr  aus 72 % Kohle und 9 % Gas.

Jo Nova Blog

https://stopthesethings.com/2024/06/13/chaos-rules-massive-wind-power-output-collapses-threaten-total-grid-failure/

Übersetzt durch Andreas Demmig