Woher kommt der Strom? Strom wird nicht importiert, weil er günstig ist

15. Analysewoche 2024 von Rüdiger Stobbe

Die 15. Analysewoche belegt eindrucksvoll, dass die Aussage vieler Freunde der Energiewende, dass Strom importiert werde, weil und wenn er günstig sei, eine Gedanken-Schöpfung ist, die mit der Strom- und Preiswirklichkeit des Marktes nur wenig zu tun hat.

Es wurden in dieser Woche große Mengen Strom importiert. Höhepunkt war am Mittwoch, den 10.4.2024 um 19:00 Uhr. Es wurden kurz vor Ende der PV-Stromerzeugung 16,2 GW Strom importiert. Das ist mehr als ein Viertel des Strombedarfs von in Höhe von 57,3 GW. Zeitgleich wurde der Stromhöchstpreis der Woche in Höhe von 191,20€/MWh aufgerufen. Tags drauf, am Donnerstag, den 11.4.2024 endete der Dauerimport von Strom seit dem 7.4.2024 zumindest für ein paar Stunden. In diesen Stunden sank der Preis am Donnerstag und am Freitag auf 0€/MWh Strom. Am Samstag und Sonntag wurden mit -55€ und -6o€/MWh ´hohe` negative Preise eingefahren. Verschärft wurde die Stromüberproduktion und damit der Preisverfall wie immer mit der um die 20% konventionell erzeugten Strommenge, die der Netzstabilisierung dient.

Weil die Gestehungskosten angeblich so günstig seien. Allein betrachtet vielleicht. Doch die real-ökonomische Betrachtung geht anders. Das einseitig-naive Wunschdenken, oder ist nur propagandistische Verhohnepipelung des Bürgers, wird aktuell von Prof. Veronika Grimm widerlegt:

Wirtschaftsweisen Veronika Grimm mit zwei Ökonomen der Uni Erlangen-Nürnberg, Leon Oechsle und Gregor Zöttl, weist nun nach, dass Strom auch künftig mehr kosten wird als nur diese so genannten Gestehungskosten. Die Hoffnung von der billigen grünen Energie dürfte kaum in Erfüllung gehen. Weil Nachfrage und Angebot aus den Anlagen, die mit Wind und Sonne betrieben werden, nicht deckungsgleich seien, müssten Versorgungslücken geschlossen werden. Sei es durch flexibel anfahrende Gaskraftwerke und Batteriespeicher heute oder durch Wasserstoffkraftwerke in der Zeit um 2040, wenn Deutschland zunehmend klimaneutral wirtschaften will. Rechnet man diese Back-up-Infrastrukturen samt Kosten dazu, deute nichts darauf hin, „dass die Stromkosten im kommenden Jahrzehnt deutlich sinken werden“, heißt es in dem Papier. Quelle plus komplette Studie plus kritische Würdigung der Studie.

 

Wochenüberblick

Montag, 8.4.2024 bis Sonntag, 14.4.2024Anteil Wind- und PV-Strom 59,7 Prozent. Anteil regenerativer Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 72,3 Prozent, davon Windstrom 37,5 Prozent, PV-Strom 21,2 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 13,6 Prozent.

Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Wochenvergleich zur 15. Analysewoche ab 2016.

Factsheet KW 15/2024 – ChartProduktionHandelswocheImport/Export/Preise, CO2Agora-Chart 68 Prozent AusbaugradAgora-Chart 86 Prozent Ausbaugrad.

Jahresüberblick 2024 bis zum 14. April 2024

bisherigen Jahr 2024Chart 1Chart 2ProduktionStromhandelImport/Export/Preise/CO2

Tagesanalysen

Was man wissen muss: Die Wind- und PV-Stromerzeugung wird in unseren Charts fast immer „oben“, oft auch über der Bedarfslinie angezeigt. Das suggeriert dem Betrachter, dass dieser Strom exportiert wird. Faktisch geht immer konventionell erzeugter Strom in den Export. Die Chartstruktur zum Beispiel mit dem bisherigen Jahresverlauf 2024 bildet den Sachverhalt korrekt ab. Die konventionelle Stromerzeugung folgt der regenerativen, sie ergänzt diese. Falls diese Ergänzung nicht ausreicht, um den Bedarf zu decken, wird der fehlende Strom, der die elektrische Energie transportiert, aus dem benachbarten Ausland importiert.

Eine große Menge Strom wird im Sommer über Tag mit PV-Anlagen erzeugt. Das führt regelmäßig zu hohen Durchschnittswerten regenerativ erzeugten Stroms. Was allerdings irreführend ist, denn der erzeugte Strom ist ungleichmäßig verteilt.

Montag, 8.4.2024: Anteil Wind- und PV-Strom 41,9 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 57,1 Prozent, davon Windstrom 17,5 Prozent, PV-Strom 24,4 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 15,1 Prozent.

Ein PV-Strom starker Tag mit ganztägigem Stromimport. Die Strompreisbildung.

Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 8. April ab 2016.

ChartProduktionHandelstagImport/Export/Preise/CO2 inkl. Importabhängigkeiten.

Dienstag, 9.4.2024: Anteil Wind- und PV-Strom 62,3 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 75,1 Prozent, davon Windstrom 50,0 Prozent, PV-Strom 12,3 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 12,8 Prozent.

Die Windstromerzeugung legt zu. PV-Strom schwächelt. Der Stromimport bleibt. Die Strompreisbildung.

Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 9. April ab 2016.

ChartProduktionHandelstagImport/Export/Preise/CO2 inkl. Importabhängigkeiten

Mittwoch, 10.4.2024: Anteil Wind- und PV-Strom 53,8 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 67,2 Prozent, davon Windstrom 36,0 Prozent, PV-Strom 17,8 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 13,4 Prozent.

Die Windstromerzeugung lässt nach. PV-Strom wird stärker und der Stromimport ebenfalls. Die Strompreisbildung mit dem Wochenhöchstpreis. 

Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 10. April 2016.

ChartProduktionHandelstagImport/Export/Preise/CO2 inkl. Importabhängigkeiten

Donnerstag, 11.4.2024: Anteil Wind- und PV-Strom 57,1 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 70,1 Prozent, davon Windstrom 36,3 Prozent, PV-Strom 20,7 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 13,0 Prozent.

Die Windstromerzeugung lässt über Tag nach. Die Strompreisbildung. Die 0€/MWh-Linie wird erreicht. 

Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 11. April ab 2016.

ChartProduktion, HandelstagImport/Export/Preise/CO2 inkl. Importabhängigkeiten

Freitag, 12.4 2024: Anteil Wind- und PV-Strom 59,5 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 73,5 Prozent, davon Windstrom 36,1 Prozent, PV-Strom 23,4 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 13,9 Prozent.

Von 13:00 bis 16:00 Uhr übersteigt die regenerative Stromerzeugung den Bedarf. Die Strompreisbildung

Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 12. April ab 2016.

ChartProduktionHandelstagImport/Export/Preise/CO2 inkl. Importabhängigkeiten.

Samstag, 13.4. 2024: Anteil Wind- und PV-Strom 67,7 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 81,4 Prozent, davon Windstrom 40,9 Prozent, PV-Strom 26,7 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 13,7 Prozent.

Negative Strompreise

Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 13. April ab 2016.

ChartProduktionHandelstagImport/Export/Preise/CO2 inkl. Importabhängigkeiten

: Anteil Wind- und PV-Strom 67,2 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 80,5 Prozent, davon Windstrom 43,1 Prozent, PV-Strom 24,0 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 13,3 Prozent.

Preisdesaster

Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 14. April ab 2016.

ChartProduktionHandelstagImport/Export/Preise/CO2 inkl. Importabhängigkeiten

Die bisherigen Artikel der Kolumne Woher kommt der Strom? mit jeweils einem kurzen Inhaltsstichwort finden Sie hier. Noch Fragen? Ergänzungen? Fehler entdeckt? Bitte Leserpost schreiben! Oder direkt an mich persönlich: stromwoher@mediagnose.de. Alle Berechnungen und Schätzungen durch Rüdiger Stobbe und Peter Hager nach bestem Wissen und Gewissen, aber ohne Gewähr.

Rüdiger Stobbe betreibt seit 2016 den Politikblog MEDIAGNOSE.