Deutschlands Traum vom Bau einer Flotte von Wasserstoff-Kraftwerken gerät ins Straucheln
Paul Homewood, NOT A LOT OF PEOPLE KNOW THAT – h/t Dennis Ambler
[Wieder die Frage: Warum muss man auf auswärtige Quellen zurück greifen, um über so etwas informiert zu werden? – Alle Hervorhebungen im Original! A. d. Übers.]
Wenn grüne Phantastereien auf die harte Realität stoßen!
Bis 2035 will Deutschland 100 % seines Stroms „klimaneutral“ produzieren. Zur Unterstützung von Windturbinen und Sonnenkollektoren plante die Regierung ursprünglich eine Flotte von Wasserstoffkraftwerken.
Doch diese Pläne geraten nun angesichts der anhaltenden Haushaltskrise ins Stocken, so Sigfried Russwurm, Präsident des mächtigen deutschen Industrieverbands BDI.
Anfang August 2023 verkündete die deutsche Regierung triumphierend, dass die Europäische Kommission ihren Plan für subventionierte Reservekraftwerke im Wesentlichen genehmigt hatte. Das bedeutete 8,8 GW an reinen Wasserstoffkraftwerken sowie 15 GW an mit Erdgas betriebenen Kraftwerken, die bis spätestens 2035 auf Wasserstoff umgestellt werden sollten, insgesamt also etwa ein Drittel des deutschen Spitzenstrombedarfs im Jahr 2023. Klimafreundlicher Strom auf Knopfdruck.
Da diese Anlagen wahrscheinlich nur in Zeiten anhaltenden Wind- und Sonnenmangels – der so genannten „kalten Dunkelflaute“ – Strom erzeugen würden, ist es unwahrscheinlich, dass sie ohne staatliche Unterstützung Gewinn machen.
Und kritisch ist, dass die für diesen Zweck vorgesehenen jährlichen 7 Milliarden Euro nach einem Urteil des obersten deutschen Gerichts, das die Nutzung der während der COVID-19-Krise genehmigten Kreditlinien durch die Regierung einschränkte, „verflogen“ sind.
Da keine Wasserstoffkraftwerke als Backup zur Verfügung stünden, werde man wahrscheinlich auf Kohlestrom zurückgreifen müssen, um die Lücke zu schließen, warnte der BDI-Chef. „Solange die Aussicht auf neue, auf Wasserstoff basierende Backup-Kraftwerke nicht in Gang kommt, wird die Lösung in Deutschland der Weiterbetrieb von Kohlekraftwerken sein“, sagte Russwurm am Dienstag (16. Januar) vor der Presse.
Angesichts der angespannten Haushaltslage drängen die beiden Industrieverbände die Regierung, Einsparungen vorzunehmen und die Pläne für Wasserstoff-Kraftwerke fallen zu lassen.
Die Industrieverbände fordern nun die Regierung zum Handeln auf. „Die Bundesregierung muss jetzt die Kurve kriegen: Wir brauchen eine Kraftwerksstrategie mit klaren Rahmenbedingungen“, sagte der Energieverband BDEW am 11. Januar. „Bis 2030 werden in Deutschland mindestens 15 Gigawatt (GW) neue sichere Erzeugungskapazitäten benötigt“, so der Verband weiter.
Angesichts der angespannten Haushaltslage fordern die beiden Branchenverbände die Bundesregierung auf, die Pläne für Wasserstoffkraftwerke zu verwerfen.
„Um die Komplexität und die Kosten deutlich zu reduzieren“, betont der BDEW die Notwendigkeit, die Rolle von Wasserstoff- und Hybridkraftwerken aufgrund ihrer teuren Komponenten und ihrer begrenzten Auswirkungen auf die Versorgungssicherheit „neu zu bewerten“.
Russwurm sieht das ähnlich. Bei der Vorstellung der BDI-Schwerpunkte für das laufende Jahr erläuterte er anhand von Metaphern, wie ein Wasserstoffkraftwerk aussehen könnte.
Bestehende Kraftwerke können nicht mit „reinem“ Wasserstoff betrieben werden, weil die „Brenner einfach schmelzen würden“, erklärte er. Um dieses Problem zu lösen, müssten die Anlagen mit Keramik nachgerüstet werden, wodurch sie wie die nach innen gefaltete Nase eines Raumschiffs aussehen würden – ein Verfahren, das zwar machbar, aber kostspielig ist, so der BDI-Chef.
„Wenn diese Turbinen nur laufen sollen, wenn die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht, dann werden sie extrem teuer“, fügte er hinzu. „Ich spreche nicht einmal von den Kosten für Wasserstoff, den wir nicht haben, sondern nur von den Investitionskosten für diese neuen Gasturbinen und ihre neuen Peripheriegeräte.“
Letztendlich bedeutet dies, dass der Plan Deutschlands, bis 2030 vollständig aus der Kohleverstromung auszusteigen, wahrscheinlich nicht verwirklicht werden kann. Stattdessen wird Deutschland weiterhin auf Gaskraftwerke setzen müssen, um die wachsende Stromnachfrage zu decken.
Die ganze Story steht hier bei EurActiv.
Wie der BDI-Vertreter anmerkt, belaufen sich die Kosten für die Subventionierung dieser Wasserstoffkraftwerke auf 7 Milliarden Euro pro Jahr. Dazu kommen noch die Kosten für die eigentliche Herstellung des Wasserstoffs und die Frage, woher der Strom dafür kommen soll.
Übersetzt von Christian Freuer für das EIKE