Viele Klima-Wissenschaftler sagen nicht die Wahrheit
Anthony Watts
Ein Meinungsbeitrag von Barbara Moran vom 3. Oktober 2023 auf der Website des WBUR (Boston) trägt die Überschrift [übersetzt] „Viele Wissenschaftler wollen nicht die Wahrheit über den Klimawandel sagen – aus folgenden Gründen.“ Seit der vom Menschen verursachte Klimawandel zum Thema geworden ist, haben Klimawissenschaftler routinemäßig Fakten falsch dargestellt und die Wahrheit unterdrückt.
In dem WBUR-Artikel geht es insbesondere um die angebliche „Erwärmungsgrenze“ von 1,5°C, die von Klima-Alarmisten innerhalb des IPCC, in den Mainstream-Medien und in der Gemeinschaft der Klima-Aktivisten seit 2010 als eine Erwärmung behauptet wird, die katastrophale, unumkehrbare Folgen haben würde. Das erste Dokument der UN-Klimarahmenkonvention, in dem eine Begrenzung der globalen Erwärmung auf 1,5 °C erwähnt wurde, war das Cancun-Abkommen, das auf der sechzehnten COP (COP16) im Jahr 2010 angenommen worden war.
Jetzt, im Jahre 2023, gibt es eine neue Sorge. In dem WBUR-Artikel heißt es: „Im März veröffentlichten die Vereinten Nationen einen umfangreichen Bericht zum Klimawandel. Das wichtigste Ergebnis: Die globale Erwärmung wird bald das oft genannte Ziel von 1,5 Grad Celsius überschreiten.“
Früher war die große Sorge, dass bei 1,5 Grad „Kipppunkte“ im Klima auftreten werden. Wie in dem Beitrag „Climate at a Glance: Tipping Points“ gezeigt gibt es keine Beweise dafür, dass es solche Kipppunkte gibt. Jetzt besteht die Sorge, dass die Wissenschaftler öffentlich zugeben könnten, dass der Anstieg um 1,5 Grad Celsius feststeht, was dazu führt, dass die Menschen die Hoffnung aufgeben und nicht mehr für die von den Wissenschaftlern favorisierten Beschränkungen der fossilen Brennstoffe kämpfen.
In dem Artikel heißt es:
Nachdem dieser Bericht veröffentlicht wurde, geschah etwas Merkwürdiges. Anders als der unverblümte Dr. Thorne änderten die meisten Klimawissenschaftler (und Journalisten) nicht, wie sie öffentlich über 1,5 °C sprachen. Das Eingeständnis einer Niederlage könnte das Risiko einer „Demotivierung“ bergen, sagte Pascal Lamy, der Kommissar der Climate Overshoot Commission. Die Wissenschaftler sagten immer wieder Dinge wie: „Wir müssen jetzt handeln, um unter 1,5 zu bleiben“ oder „Es wird schwieriger, ist aber technisch noch möglich“.
In ihrem Bemühen, die Verzweiflung zu vertreiben, sagen die Klimawissenschaftler nicht die Wahrheit über unseren sich erwärmenden Planeten. In Wirklichkeit sind wir dem Punkt, an dem es kein Zurück mehr gibt, unglaublich nahe: wenn die steigenden Meere Inselstaaten ertränken und fast alle Korallenriffe absterben. Ich bin hier, um den Klimawissenschaftlern – und meinen Kollegen unter den Klimajournalisten – zu sagen, dass sie damit aufhören sollen.
Klimawissenschaftler lügen über 1,5°C, damit wir die Hoffnung nicht verlieren? Es scheint so. Doch bisher gibt es keinen Beweis dafür, dass das Überschreiten von 1,5 °C eine Katastrophe bedeutet. Wir haben dieses Thema bereits auf Climate Realism (hier und hier) aufgegriffen und gezeigt, dass die Erwärmung in Europa der längsten Temperaturreihe zufolge bereits 1,5 °C erreicht und überschritten hat (siehe Abbildung 1). Es wurde sogar ein Anstieg von 2,0 °C verzeichnet:
Trotz eines Temperaturanstiegs von 2,0 °C ist Europa noch da. Es ist keine Katastrophe eingetreten. Es hat keine „Kipppunkte“ gegeben. Dennoch scheinen sich die Klimawissenschaftler dieser Tatsache überhaupt nicht bewusst zu sein oder sie einfach zu ignorieren und nicht zu berichten. Außerdem gibt es, wie auf Climate Realism wiederholt gezeigt wurde, keine Beweise dafür, dass der Klimawandel zu einer Zunahme der negativen Auswirkungen auf Korallenriffe oder kleine Inselstaaten führt, von denen Moran schwafelt.
Auch wenn der Artikel diese Möglichkeit nicht in Betracht gezogen hat, besteht die neue Sorge vielleicht darin, dass die Menschen, wenn die 1,5-Grad-Grenze überschritten wird und die Katastrophe nicht eintritt, noch weniger Vertrauen in die alarmierenden Klimabehauptungen der Wissenschaftler haben werden, als sie es laut Umfragen ohnehin schon haben.
Wenn sie hinsichtlich der Überschreitung der 1,5-Grad-Grenze lügen, was verheimlichen oder lügen sie dann noch? Wenn die Geschichte ein Hinweis darauf ist, scheint es fast alles zu sein.
Bereits 1989 räumten Klimawissenschaftler ein, dass sie möglicherweise die Wahrheit unterdrücken und die Gefahren des Klimawandels übertreiben müssen, um den Klimaschutz voranzutreiben. Im Oktober 1989 hat der verstorbene Stephen Scheider, Ph.D., gegenüber dem Discover Magazine zugegeben:
Einerseits sind wir als Wissenschaftler ethisch an die wissenschaftliche Methode gebunden. Andererseits sind wir nicht nur Wissenschaftler, sondern auch menschliche Wesen. Um das Risiko [eines potenziell katastrophalen Klimawandels] abzuwenden, müssen wir eine breite Unterstützung bekommen, um die Öffentlichkeit zu begeistern. Das bedeutet natürlich, dass wir eine Menge Medienberichterstattung brauchen. Wir müssen also Schreckensszenarien entwerfen, vereinfachte, dramatische Erklärungen abgeben und Zweifel, die wir haben könnten, kaum erwähnen. Jeder von uns muss selbst entscheiden, wie er das richtige Gleichgewicht zwischen Effektivität und Ehrlichkeit findet.
Und dann ist da noch die berüchtigte „Hockeyschläger-Grafik“ von Dr. Michael Mann, die sich als nichts weiter als ein Artefakt herausgestellt hat, bei dem zwei ungleiche Datensätze zusammengefügt wurden, um den Rückgang der von Baumringen abgeleiteten Temperaturen zu verbergen, auch bekannt als „Mikes Naturtrick„.
Während des ClimateGate-Skandals schrieb Dr. Phil Jones eine E-Mail an Mann, in der es hieß:
„Ich kann mir nicht vorstellen, dass eines dieser Papiere im nächsten IPCC-Bericht erscheinen wird. Kevin [Trenberth, ein Kollege] und ich werden sie irgendwie heraushalten – selbst wenn wir neu definieren müssen, was begutachtete Literatur ist!“
Natürlich hat James Hansen, Ph.D., ehemaliger Direktor des Goddard Institute for Space Studies der NASA vorausgesagt, dass der West Side Highway von New York City aufgrund des Anstiegs des Meeresspiegels in 20 Jahren unter Wasser stehen würde, und als dies nicht eintrat, behauptete er, er habe in Wirklichkeit 40 Jahre gesagt.
Oder wie wäre es mit den Behauptungen über eine eisfreie Arktis aufgrund des Klimawandels. Mehrere Behauptungen wurden von Klimawissenschaftlern aufgestellt, aber keine einzige davon ist bisher eingetreten.
Tatsächlich gibt es eine ganze Reihe von Behauptungen und Vorhersagen von Klimawissenschaftlern über das Klima, die nie eingetreten sind. Als Beweis dafür kann man hier eine durchsuchbare Fülle von gescheiterten Klimavorhersagen einsehen.
Vor kurzem hat der Klimawissenschaftler Patrick T. Brown zugegeben, nicht die Wahrheit, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit über die Ursachen der katastrophalen Waldbrände in Kalifornien gesagt zu haben. Brown berichtete in einem Artikel für die Free Press, dass in einer wissenschaftlichen Arbeit, deren Hauptautor er war, nicht klimabezogene Faktoren ausgelassen wurden, die für die rasante Zunahme der kalifornischen Waldbrände in den letzten Jahren maßgeblich waren. Brown schrieb:
Ich habe gerade in Nature veröffentlicht, weil ich mich an eine Erzählung gehalten habe, von der ich wusste, dass sie den Herausgebern gefallen würde. So sollte Wissenschaft nicht funktionieren.
Der Artikel, den ich gerade veröffentlicht habe – „Climate warming increases extreme daily wildfire growth risk in California“ – konzentriert sich ausschließlich darauf, wie der Klimawandel das Verhalten extremer Waldbrände beeinflusst hat. Ich wusste, dass ich nicht versuchen würde, andere Schlüsselaspekte als den Klimawandel in meiner Forschung zu quantifizieren, weil dies die Geschichte verwässern würde, die angesehene Zeitschriften wie Nature und ihr Konkurrent Science berichten wollen.
Dies ist wichtig, weil es für Wissenschaftler von entscheidender Bedeutung ist, in renommierten Fachzeitschriften veröffentlicht zu werden; in vielerlei Hinsicht sind sie die Torwächter für eine erfolgreiche akademische Karriere. Und die Herausgeber dieser Zeitschriften haben durch ihre Veröffentlichungen und Ablehnungen mehr als deutlich gemacht, dass sie Klimapapiere wollen, die bestimmte, vorab genehmigte Narrative unterstützen – selbst wenn diese Narrative auf Kosten breiterer Erkenntnisse für die Gesellschaft gehen.
Um es unverblümt zu sagen: In der Klimawissenschaft geht es weniger darum, die Komplexität der Welt zu verstehen, als vielmehr darum, als eine Art Kassandra zu dienen und die Öffentlichkeit eindringlich vor den Gefahren des Klimawandels zu warnen.
Ist es da ein Wunder, dass die meisten Bürgerinnen und Bürger die Sorge um den Klimawandel auf den letzten Platz der Sorgenliste setzen, wenn sie diese Art von wissenschaftlichem Schwindel, Lügen und Verschweigen und das Verschweigen gescheiterter Vorhersagen sehen?
In der Wissenschaft sollte es darum gehen, die Wahrheit zu finden und zu veröffentlichen. Stattdessen scheint es, dass die Klimawissenschaft eher das veröffentlicht, was sie für gut hält, zum so genannten „Wohle des Planeten“, als die wissenschaftliche Wahrheit. Wenn die Wissenschaft nützlich sein soll, muss sie sich an einen Wahrheitsstandard halten, sonst wird sie unglaubwürdig und untergräbt die Erweiterung des Wissens und den Fortschritt. Wir alle haben etwas Besseres verdient.
Autor: Anthony Watts is a senior fellow for environment and climate at The Heartland Institute. Watts has been in the weather business both in front of, and behind the camera as an on-air television meteorologist since 1978, and currently does daily radio forecasts. He has created weather graphics presentation systems for television, specialized weather instrumentation, as well as co-authored peer-reviewed papers on climate issues. He operates the most viewed website in the world on climate, the award-winning website wattsupwiththat.com.
Link: https://wattsupwiththat.com/2023/10/09/correct-wbur-many-climate-scientists-dont-tell-the-truth/
Übersetzt von Christian Freuer für das EIKE