Der bislang ungewöhnlich warme September 2023 in Deutschland und seine Folgen

Stefan Kämpfe

Nach dem zwar insgesamt sehr warmen, aber wechselhaften Sommer 2023 scheint der September nun alle Rekorde in Sachen Sonne und Wärme zu brechen. Könnte das schon ein erster Hinweis auf einen erneut sehr milden Winter sein?

Viel Sonne und viel Südwetter heizten dem Scheiding ordentlich ein

Abbildung 1: Kurz nach der Monatsmitte war schon das Sonnenschein-Soll für den gesamten September fast erfüllt. Bildquelle: bernd-hussing.de

Abbildung 2: Bis über die Monatsmitte hinaus herrschte ein hochsommerliches Temperaturniveau – Herbstwetter gab es nur sporadisch. Bildquelle: bernd-hussing.de

Abbildung 3: Eine für Septemberhitze typische Luftdruckverteilung am 9. September 2023. Hohem Luftdruck über Osteuropa steht tiefer über Westeuropa und dem Nordatlantik gegenüber, man erkennt einen von hochreichender Warmluft angefüllten langwelligen Höhenrücken über Mitteleuropa, der von langwelligen Trögen über Osteuropa und dem Ostatlantik flankiert wird. Eine solche Wetterlage ist gerade im Herbst oft sehr stabil. Bildquelle: wetterzentrale.de

Die Verzwergung der deutschen Windenergieerzeugung

Bislang tat die Politik wirklich alles, um Deutschland mit Windkraftanlagen (WKA) zu verschandeln. Diese seien notwendig, um CO₂ einzusparen und Deutschland unabhängig von fossilen Energieträgern zu machen, wird stets argumentiert. In einem Herbstmonat sollte doch reichlich Wind für die gut 30.000 WKA in Deutschland wehen – doch der September 2023 ist eine schallende Ohrfeige für alle Befürworter der Windenergie. Ein Blick auf die Wetterkarte der Abbildung 3 verrät, warum der Wind fehlte – das Luftdruckgefälle über Mitteleuropa war sehr gering, die herbstlichen Sturmtiefs fehlten bislang. Zwar gab es viel Solarenergie, aber im September bereitet sich die Sonne eben schon auf ihre Winterruhe vor, zu den Spitzenlastzeiten am frühen Morgen und am Abend scheint sie, anders als im Sommer, schon nicht mehr. Und so mussten nach der Abschaltung der letzten Kernkraftwerke jede Menge Kohle und Gas verstromt werden – schlecht für Deutschlands Klimaziele und für unseren Geldbeutel.

Abbildung 4: Stromerzeugung vom 1. bis zum 16. September 2023 in Deutschland. Man achte auf den beschämend geringen Anteil der Windstromerzeugung (hell- und dunkelblaugraue Flächen), die nur kaum 1 bis selten mehr als 15% des Stroms lieferte! Und die viele Solarenergie zur Mittagszeit musste billig ins Ausland „verklappt“ werden – immer, wenn sie die schwarze Lastlinie überragte. Zwischen etwa 19 und 7 Uhr fehlte sie – Strom wurde oft teuer importiert (weiße Flächen unter der Lastlinie). Biomasse (grün) und Wasserkraft (blau) sind in Deutschland nicht mehr wesentlich ausbaufähig. Zur Beachtung: Die hier gezeigte Stromerzeugung erbringt auch nur ein gutes Fünftel des Gesamtenergiebedarfes (Primärenergie) in Deutschland, was das Dilemma der deutschen Energiewende verdeutlicht. Und wenn im Winter die Sonne ganz ausfällt und Flaute herrscht, sieht die Bilanz noch viel düsterer aus. Bildquelle: energy-charts.info

Warmer September 2023 – milder Winter 2023/24?

Abbildung 5: Betrachtet man alle September-Folgewinterpaare seit 1881, so ist der Zusammenhang zwischen den September- und den Wintertemperaturen nur schwach positiv. Aber die bislang 10 wärmsten September, welche die senkrechte rote Linie von 15,5°C erreichten oder überschritten, hatten niemals einen Winter von unter 0°C zur Folge; höchstens einzelne kalte Wintermonate oder kältere Abschnitte. Der September 2023 wurde hier vorsichtig auf 17°C im DWD-Mittel geschätzt.

Unklare Oktober-Aussichten

Stefan Kämpfe, unabhängiger Natur- und Klimaforscher