Woher kommt der Strom? Wenig Wind und viel Sonne
33. Analysewoche 2023
von Rüdiger Stobbe
mit diesem Chart veranschaulicht wird, überhaupt wissen. Abgesehen davon, dass aus rein wirtschaftlich-politischen Gründen praktisch die komplette Woche Strom in großer Menge aus dem benachbarten Ausland importiert wird, ist es so, dass zu den Zeiten, an denen die Sonne nicht auf die Paneele scheint, insbesondere des Nachts, eine große Menge Strom zur Deckung des Bedarfs besteht. Die „Erneuerbaren“ tragen zu dieser Bedarfsdeckung kaum etwas bei. Glücklicherweise ist zu diesen Zeiten der Bedarf geringer als über Tag. Dennoch: Die Durchschnittswerte der regenerativen Stromerzeugung täuschen ein Stromvolumen vor, dass gleichmäßig faktisch nicht vorhanden ist. Über Tag trägt der regenerativ erzeugte Strom, vor allem der PV-Strom, stark zur Deckung des Bedarfs bei. In den übrigen Zeiten fehlt tatsächlich viel Strom.
Nimmt man die Prognose von Agora-Energiewende mit einem Erneuerbaren-Anteil von durchschnittlich 86% welche die Erzeugungsdaten und den Bedarf der 33. KW hochrechnet, dann wird über Tag viel zu viel Strom erzeugt. In den übrigen Zeiten fehlt aber immer noch eine erhebliche Menge Strom zur Bedarfsdeckung. Trotz des erheblichen Zubaus regenerativer Stromerzeugungsanlagen, ist die Residuallast nicht wesentlich geringer als heute. Es muss viel Strom konventionell hinzuerzeugt und/oder importiert werden.
Preisentwicklung belegt auch in dieser Woche, dass der Strom umso billiger wird, desto mehr Strom von Deutschland selbst erzeugt wird. Die Preisfindung an der Strombörse ist komplex. Insbesondere, wenn wegen fehlender Eigenerzeugung fast durchgängig Stromimportbedarf vorliegt. Doch generell lässt sich erkennen, dass die Preise immer dann niedrig sind, wenn die bundesdeutsche Stromerzeugung im Verhältnis insgesamt hoch ist. Am besten ist das zur Mittagsspitze zu beobachten. Da fallen die Preise regelmäßig. Der jeweilige Preis gilt selbstverständlich auch für den Importstrom. Dieser wird allerdings nicht gekauft, weil er nun so günstig ist. Nein, weil der Bedarf an Importstrom über Mittag geringer wird, sinkt der Preis. Das erkennt man am besten an den beiden Wochenendtagen. Es ist über die Mittagsspitze kein Import notwendig. Der Preis geht Richtung 20€/MWh und weniger. Würden die deutschen Kraftwerksbetreiber den importierten Strom selbst erzeugen, würde er billiger gehandelt. Es würde kein Importstrom nachgefragt und es fielen Überschüsse an, die exportiert werden müssten. Das senkt das Preisniveau. Der Stromverbraucher würde profitieren, die konventionellen Stromproduzenten hingegen hätten weniger Ertrag pro erzeugter Megawattstunde. Deshalb machen sie das nicht. Die europäischen Nachbarn stellen den Strom gerne zur Verfügung und machen gute Geschäfte mit Deutschland Hinzu kommt, dass Deutschland CO2-Bilanz aufgehübscht wird. Importstrom ist CO2-frei. Natürlich nur rein rechnerisch. Das CO2 bleibt immer im Strom-Erzeugerland.
Wochenanalyse KW 33/2023
Montag, 14.8.2023 bis Sonntag, 20.8.2023: Anteil Wind- und PV-Strom 37,4 Prozent. Anteil regenerativer Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 53,8 Prozent, davon Windstrom 12,7 Prozent, PV-Strom 24,7 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 16,4 Prozent.
- Wochenüberblick 14. bis 20.8.2023
- Strompreisentwicklung in der 33. Analysewoche
Stromdateninfo-Wochenvergleich zur 33. Analysewoche ab 2016.
Import/Export/Preise, CO2, Agora-Chart 2030, Agora-Chart 2040.
- Neues Kontrafunk-Interview mit Rüdiger Stobbe im MEDIAGNOSE Spezial-Artikel zum Thema Industriestrompreis
- Der Heizungstipp: Gas-, Ölheizung oder Wärmepumpe? Heinz Fischer, Heizungsinstallateur aus Österreich hier bei Kontrafunk vom 12.5.2023
- Weitere Informationen zur Wärmepumpe im Artikel 9. Analysewoche.
- Quelle des Ausschnitts)
- Interview mit Rüdiger Stobbe zum Thema Wasserstoff plus Zusatzinformationen – Weitere Interviews zu Energiethemen
- Viele weitere Zusatzinformationen
- Beleg 2023. Überschüsse werden immer konventionell erzeugt!
Jahresüberblick 2023 bis zum 20. August 2023
Stromdateninfo Jahresvergleich ab 2016
Tagesanalysen
Jahresverlauf 2023 bildet den Sachverhalt korrekt ab. Die konventionelle Stromerzeugung folgt der regenerativen, sie ergänzt diese. Falls diese Ergänzung nicht ausreicht, um den Bedarf zu decken, wird der fehlende Strom, der die elektrische Energie transportiert, aus dem benachbarten Ausland importiert.
Eine große Menge Strom wird im Sommer über Tag mit PV-Anlagen erzeugt. Das führt regelmäßig zu hohen Durchschnittswerten regenerativ erzeugten Stroms. Was allerdings irreführend ist, denn der erzeugte Strom ist ungleichmäßig verteilt.
Montag, 14. August 2023: Anteil Wind- und PV-Strom 34,6 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 51,2 Prozent, davon Windstrom 8,1 Prozent, PV-Strom 26,5 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 16,6 Prozent.
Preisbildung.
Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 14. August ab 2016.
Import/Export/Preise/CO2 inkl. Importabhängigkeiten, Agora-Chart 2030, Agora-Chart 2040
Dienstag, 15. August 2023: Anteil Wind- und PV-Strom 37,5 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 53,2 Prozent, davon Windstrom 15,5 Prozent, PV-Strom 22,0 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 15,8 Prozent.
Strompreisbildung.
Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 15. August ab 2016.
Import/Export/Preise/CO2 inkl. Importabhängigkeiten, Agora-Chart 2030, Agora-Chart 2040
Mittwoch, 16. August 2023: Anteil Wind- und PV-Strom 31,5 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 48,0 Prozent, davon Windstrom 7,9 Prozent, PV-Strom 23,6 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 16,4 Prozent.
Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 16. August ab 2016.
Import/Export/Preise/CO2 inkl. Importabhängigkeiten, Agora-Chart 2030, Agora-Chart 2040
Donnerstag, 17. August 2023: Anteil Wind- und PV-Strom 35,7 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 51,9 Prozent, davon Windstrom 16,6 Prozent, PV-Strom 19,0 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 16,2 Prozent.
Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 17. August ab 2016.
, Agora-Chart 2030, Agora-Chart 2040
Freitag, 18. August 2023: Anteil Wind- und PV-Strom 39,0 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 54,4 Prozent, davon Windstrom 12,8 Prozent, PV-Strom 26,2 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 15,3 Prozent.
Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 18. August ab 2016.
Import/Export/Preise/CO2 inkl. Importabhängigkeiten, Agora-Chart 2030, Agora-Chart 2040
Samstag, 19. August 2023: Anteil Wind- und PV-Strom 45,4 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 62,1 Prozent, davon Windstrom 20,2 Prozent, PV-Strom 25,2 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 16,7 Prozent.
Preis fällt auf 14,90€/MWh. Eine Stunde später auf 12,60€/MWh. Um 21:00 Uhr werden 132,50€/MWh aufgerufen. Da werden 23,8% Strom importiert.
Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 19. August ab 2016.
Import/Export/Preise/CO2 inkl. Importabhängigkeiten, Agora-Chart 2030, Agora-Chart 2040
Sonntag, 20. August 2023: Anteil Wind- und PV-Strom 38,3 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 56,4 Prozent, davon Windstrom 7,0 Prozent, PV-Strom 31,3 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 18,1 Prozent.
Wer kauft billig ein? Wer verkauft teuer?
Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 20. August ab 2016.
Import/Export/Preise/CO2 inkl. Importabhängigkeiten, Agora-Chart 2030, Agora-Chart 2040
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Rüdiger Stobbe betreibt den Politikblog Mediagnose.