Woher kommt der Strom? Teure Energiewende
32. Analysewoche 2023
von Rüdiger Stobbe
Am 19.8.2023 brachte die Tagesschau um 20:00 Uhr diesen Bericht über Strom, den Deutschland aus Dänemark und anderen EU-Staaten importiert. Der Bericht ist in weiten Teilen nicht korrekt. Weder ist der Stromimport billiger als die deutsche Strom-Eigenproduktion, noch wurden 19% Strom des Bedarfs im genannten Zeitraum von Deutschland importiert. Eine genaue Analyse des Berichts wird erstellt werden. Wer aber bereits jetzt Hintergründe zu den seit dem 16.4.2023 massiv angewachsenen Stromimporten lesen möchte, der sei auf diesen Artikel verwiesen.
Die Schlußaussage des Tagesschau-Berichtes, dass der europäische Strommarkt funktioniere, ist richtig. Er funktioniert auf Kosten des deutschen Stromkunden. Beispiel Norwegen. Da sieht man, dass der selbsterzeugte Strom mit 85€/MWh günstiger an der Börse gehandelt wurde als der Stromimport aus Norwegen mit 101€/MWh. Das gilt nicht nur für Norwegen speziell, sondern für die kompletten Importe. Dass der aus Dänemark importierte Strom NICHT CO2-frei ist, belegt Statista. Fast ein Viertel des dänischen Stroms wird fossil erzeugt. Wobei der umstrittene Biomasseanteil nicht mal eingerechnet ist. Auch die Energietransformation von Biomasse erzeugt Schadstoffe und vernichtet ggfs. Nahrungsmittel, die in Hungergebieten der Erde dringend benötigt werden. Lebensmittel im wahren Sinn des Wortes.
In der 32. Analysewoche – bitte hier anklicken – wird das ganze Desaster der Energiewende „Strom“ offensichtlich. An den ersten zwei Tagen der Woche ist sehr viel Wind- plus PV-Strom im Markt. Erst ab Dienstagnachmittag muss wieder Strom importiert werden, der dann prompt zu höheren Preisen, die zuvor zum Teil negativ waren, führt. Über die Mittagszeit gab es eine erheblich über dem Bedarf liegende Stromproduktion. Dann kommt es zu einer bis zum Wochenende andauernden Windflaute, was durchgängigen Stromimport zu fast immer hohen Preisen begründet. Lediglich über die Mittagsspitze fällt der Strompreis trotz Importstromanteil. Ansonsten werden für den Importstrom die Spitzenpreise der Woche aufgerufen. Von wegen billiger Importstrom. Was im Sommer noch geht, wird im Herbst/Winter nicht mehr möglich sein. Da benötigen die jetzigen Stromlieferanten ihren Strom selbst. Sie werden das größte Industrieland Europas nicht dauerhaft mit Strom versorgen können und das auch nicht wollen. Da muss Deutschland schon selbst für sorgen. Auch wenn im Sommer für alle Beteiligten – außer für die inländischen Stromkunden – beste Gewinn– und CO2-Verschleierungsmöglichkeiten bestehen. Man erkennt im Übrigen sehr schön, dass der Strompreis umso geringer ist, desto mehr von Deutschland selbst erzeugter Strom im Markt ist. Das gilt auch für den im Tagesschau-Bericht oben betrachteten Zeitraum Mai bis Juli. Die Aussage, der aus Dänemark eingeführte Strom sei „billig“ und werde deshalb gekauft, ist pure Volksberuhigung, um nicht zu sagen „Volksverdummung“. Importstrom ist nahezu immer hochpreisiger als selbst erzeugter Strom. Das liegt schon allein in der Nachfragesituation begründet. Nachfrage lässt die Preise steigen. Das entsprechende Angebot wird von Deutschlands Nachbarn dann passgerecht zugesteuert.
Wochenanalyse KW 32/2023
Montag, 7.8.2023 bis Sonntag, 13.8.2023: Anteil Wind- und PV-Strom 48,1 Prozent. Anteil regenerativer Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 63,4 Prozent, davon Windstrom 27,2 Prozent, PV-Strom 20,9 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 15,2 Prozent.
- Regenerative Erzeugung im Wochenüberblick 7. bis 13.8.2023
- Die Strompreisentwicklung in der 32. Analysewoche
Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Wochenvergleich zur 32. Analysewoche ab 2016.
Daten, Charts, Tabellen & Prognosen zur 32. KW 2023: Factsheet KW 32/2023 – Chart, Produktion, Handelswoche, Import/Export/Preise, CO2, Agora-Chart 2030, Agora-Chart 2040.
- Neues Kontrafunk-Interview mit Rüdiger Stobbe im MEDIAGNOSE Spezial-Artikel zum Thema Industriestrompreis
- Der Heizungstipp: Gas-, Ölheizung oder Wärmepumpe? Heinz Fischer, Heizungsinstallateur aus Österreich hier bei Kontrafunk vom 12.5.2023
- Weitere Informationen zur Wärmepumpe im Artikel 9. Analysewoche.
- Prof. Ganteförs überraschende Ergebnisse zu Wärmepumpe/Gasheizung (Quelle des Ausschnitts)
- Interview mit Rüdiger Stobbe zum Thema Wasserstoff plus Zusatzinformationen – Weitere Interviews zu Energiethemen
- Viele weitere Zusatzinformationen
- Achtung: Es gibt aktuell praktisch keinen überschüssigen PV-Strom (Photovoltaik). Ebenso gibt es praktisch keinen überschüssigen Windstrom. Auch in der Summe der Stromerzeugung mittels beider Energieträger plus Biomassestrom plus Laufwasserstrom gibt es keine Überschüsse. Der Beleg 2022, der Beleg 2023. Überschüsse werden immer konventionell erzeugt!
Jahresüberblick 2023 bis zum 13. August 2023
Daten, Charts, Tabellen & Prognose zum bisherigen Jahr 2023: Chart 1, Chart 2, Produktion, Stromhandel, Import/Export/Preise/CO2, Agora 2030, Stromdateninfo Jahresvergleich ab 2016
Tagesanalysen
Was man wissen muss: Die Wind- und PV-Stromerzeugung wird in unseren Charts fast immer „oben“, oft auch über der Bedarfslinie angezeigt. Das suggeriert dem Betrachter, dass dieser Strom exportiert wird. Faktisch geht immer konventionell erzeugter Strom in den Export. Die Chartstruktur zum Beispiel mit dem bisherigen Jahresverlauf 2023 bildet den Sachverhalt korrekt ab. Die konventionelle Stromerzeugung folgt der regenerativen, sie ergänzt diese. Falls diese Ergänzung nicht ausreicht, um den Bedarf zu decken, wird der fehlende Strom, der die elektrische Energie transportiert, aus dem benachbarten Ausland importiert.
Eine große Menge Strom wird im Sommer über Tag mit PV-Anlagen erzeugt. Das führt regelmäßig zu hohen Durchschnittswerten regenerativ erzeugten Stroms. Was allerdings irreführend ist, denn der erzeugte Strom ist ungleichmäßig verteilt.
Montag, 7. August 2023: Anteil Wind- und PV-Strom 60,6 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 72,9 Prozent, davon Windstrom 48,6 Prozent, PV-Strom 12,0 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 12,3 Prozent.
Der Montag ist ein windreicher Tag. Kurz: Es ist schlechtes Wetter. Der Strompreis geht über Mittag in den negativen Bereich. Der Preis wird durch Angebot und Nachfrage gebildet. Der hohe Preis um 7:00 Uhr liegt im leicht sinkenden Angebot bei hoher Morgennachfrage begründet. Das Überangebot über die Mittagszeit ist der Netzstabilität geschuldet, die Preisspitze zu Abend der erhöhten Nachfrage und dem daher nötigen Stromimport. So geht das Geschäft unserer Nachbarn: Strom billig, teilweise mit Bonus einkaufen. Später Strom zu hohen Preisen verkaufen.
Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 7. August ab 2016.
Daten, Charts, Tabellen & Prognosen zum 7.8.2023: Chart, Produktion, Handelstag, Import/Export/Preise/CO2 inkl. Importabhängigkeiten, Agora-Chart 2030, Agora-Chart 2040
Dienstag, 8. August 2023: Anteil Wind- und PV-Strom 59,6 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 71,7 Prozent, davon Windstrom 43,5 Prozent, PV-Strom 16,1 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 12,0 Prozent.
Der Dienstag wartet wieder mit starker Windstromerzeugung auf. Die Stromeigenerzeugung reicht dennoch über weite Teile des Tages nicht aus, um den Bedarf zu decken. Die Preisentwicklung ist entsprechend.
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Daten, Charts, Tabellen & Prognosen zum 8.8.2023: Chart, Produktion, Handelstag, Import/Export/Preise/CO2 inkl. Importabhängigkeiten, Agora-Chart 2030, Agora-Chart 2040
Mittwoch, 9. August 2023: Anteil Wind- und PV-Strom 45,3 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 60,6 Prozent, davon Windstrom 27,8 Prozent, PV-Strom 17,5 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 15,3 Prozent.
Die Windstromerzeugung lässt über Tag rapide nach. PV-Strom legt etwas zu. Das Wetter wird besser. Den ganzen Tag wird Strom importiert. Die Strompreise ziehen an.
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Daten, Charts, Tabellen & Prognosen zum 9.8.2023: Chart, Produktion, Handelstag, Import/Export/Preise/CO2 inkl. Importabhängigkeiten, Agora-Chart 2030, Agora-Chart 2040
Donnerstag, 10. August 2023: Anteil Wind- und PV-Strom 37,4 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 54,2 Prozent, davon Windstrom 8,7 Prozent, PV-Strom 28,7 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 16,7 Prozent.
Viel PV-Strom, kaum Windstrom. Ganztägiger Stromimport. Die Preisbildung ist entsprechend. Der Höchstpreis liegt über 200€/MWh.
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Daten, Charts, Tabellen & Prognosen zum 10.8.2023: Chart, Produktion, Handelstag, Import/Export/Preise/CO2 inkl. Importabhängigkeiten, Agora-Chart 2030, Agora-Chart 2040
Freitag, 11. August 2023: Anteil Wind- und PV-Strom 37,9 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 54,5 Prozent, davon Windstrom 7,6 Prozent, PV-Strom 30,3 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 16,6 Prozent.
Sehr schönes Wetter zum Einstiegstag in´ s Wochenende: Fast kein Wind, Sonne satt. Wieder ganztägiger Stromimport. Die Preisbildung.
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Daten, Charts, Tabellen & Prognosen zum 11.8.2023: Chart, Produktion, Handelstag, Import/Export/Preise/CO2 inkl. Importabhängigkeiten, Agora-Chart 2030, Agora-Chart 2040
Samstag, 12. August 2023: Anteil Wind- und PV-Strom 42,4 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 61,1 Prozent, davon Windstrom 21,3 Prozent, PV-Strom 21,1 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 18,7 Prozent.
Die Windstromerzeugung legt etwas zu. Die PV-Stromerzeugung schwächelt. Der Bedarf ist wochenendmäßig gering. Ganztägiger Stromimport. Die Preisbildung.
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Daten, Charts, Tabellen & Prognosen zum 12.8.2023: Chart, Produktion, Handelstag, Import/Export/Preise/CO2 inkl. Importabhängigkeiten, Agora-Chart 2030, Agora-Chart 2040
Sonntag, 13. August 2023: Anteil Wind- und PV-Strom 43,9 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 62,3 Prozent, davon Windstrom 17,2 Prozent, PV-Strom 26,7 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 18,4 Prozent.
Nach dem leichten Anstieg der Windstromerzeugung, nimmt diese über Tag wieder ab. Über die Mittagsspitze ist kein Stromimport nötig. Deutschland produziert komplett selbst. Der Preis sinkt auf 0€/MWh.
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Daten, Charts, Tabellen & Prognosen zum 13.8.2023: Chart, Produktion, Handelstag, Import/Export/Preise/CO2 inkl. Importabhängigkeiten, Agora-Chart 2030, Agora-Chart 2040
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Rüdiger Stobbe betreibt den Politikblog Mediagnose.