geschrieben von Chris Frey | 5. August 2023
Teil 2: Das Jahrhundert des Niedergangs, der Irrtümer und der verpassten Chancen
Stefan Kämpfe
Das 21. Jahrhundert wurde bislang durch den Kampf gegen den Klimawandel sowie zahlreiche Krisen dominiert. Zunehmend wird, auch in den so genannten westlichen Demokratien, an den Interessen der Normalbürger vorbei regiert.
Der missverständliche Begriff des Klimawandels, der „Eiszeit“ und gute Nachrichten für das 21. Jahrhundert, die keiner hören will
Abbildung 1: Auch die zweite Hälfte des klimatisch relativ stabilen Holozäns blieb von merklichen Klimaschwankungen nicht verschont. Tendenziell fielen die wärmeren Phasen (Bronzezeitliches, Römisches und Mittelalterliches Optimum) mit Blütezeiten der Wirtschaft und Kultur zusammen; in den Kaltphasen häuften sich Krisen, viele Reiche gingen unter.
Das große Ablenkungsmanöver: Der Klimawandel ist an allem schuld!
Bislang ist fraglich, ob die moderate Erwärmung zu mehr und intensiveren Witterungsschäden führt. Sie lässt sich aber hervorragend zu Ablenkungsmanövern von Fehlentscheidungen missbrauchen. So etwa bei der Flutkatastrophe im Ahrtal 2021, als fehlende Warnungen und Sirenen, Mängel in der Bauleitplanung, im Hochwasserschutz, der Kommunikation und in der Verwaltung viele Opfer forderten (vor der aktuellen Klimaerwärmung gab es weitaus dramatische Hochwasserereignisse, Näheres dazu hier). Man darf gespannt sein, wann uns Gesundheits- und Umweltministerium erklären, Fußschweiß, Mundgeruch und Haarausfall seien Folgen des Klimawandels. Mit angeblich „zehntausenden Hitzetoten in Deutschland“ beschäftigt sich die Politik bereits – es wäre besser, sich um steigende Krankenkassenbeiträge, Ärzte- und Fachkräftemangel, die Bildungsmisere und die verlotternde Infrastruktur zu kümmern.
Grüne Wahrnehmungsstörungen und Geschichtsirrtümer
Hatte Donald Trump Recht?
Ein schlimmer Verdacht: Wie (un)eigennützig sind die westlichen Ukraine-Hilfen?
Abbildung 2: Ungepflegt, verlottert, vermüllt – so präsentiert sich Deutschland vielerorts im 21. Jahrhundert – nicht nur an sozialen Brennpunkten. Foto: Stefan Kämpfe
Verpasste Chancen: Die Flüchtlingskrisen
Eine überalterte, unter Arbeitskräftemangel leidende Gesellschaft hätte von den Flüchtlingsströmen auch profitieren können – unter folgenden Voraussetzungen: Sie verfügt über eine intakte Infrastruktur mit einem intakten Wohnungsmarkt sowie ein leistungsfähiges Bildungswesen. Außerdem müsste folgender gesellschaftlicher Konsens gelten: Die Regeln des Gastlandes sind uneingeschränkt zu achten, und es gilt das Prinzip des „Förderns und Forderns“. Doch auch hier zeigt sich die deutsche Psychose, everybody’s Darling sein zu wollen. Viele Migranten sind arbeitsfähig und auch arbeitswillig – wären da nicht die deutsche Bürokratie, der Wohnungsmangel und das verlotterte Bildungswesen. Fast anderthalb Jahre nach Beginn des Ukraine-Krieges waren über eine Million Ukrainer nach Deutschland geflüchtet, die meisten haben gute bis hochqualifizierte Abschlüsse. Aber nach groben Schätzungen haben von den Arbeitsfähigen bis zum Frühsommer 2023 erst etwa 20% eine Beschäftigung aufgenommen. So gibt es eben nur Verlierer – die Flüchtlinge, weil ihr „Traumland“ unerwartet viele Mängel hat, und die Deutschen sowieso.
Vorzeigestaaten des 21. Jahrhunderts – kritisch betrachtet
Vom Mittelmaß ins Lächerliche: Politisches Niveau und Pragmatismus im Sinkflug, der Vertrauensverlust und das Schweigen der Institutionen
Zu Zeiten Konrad Adenauers, Helmut Schmidts oder Richard von Weizsäckers waren Politiker angesehene Persönlichkeiten mit großem Sachverstand und persönlicher Ausstrahlung. Der Abwärtstrend setzte mit Helmut Kohl ein und beschleunigte sich bis heute erschreckend. Gregor Gysi war zwar noch ein hervorragender Redner, drückte sich aber vor der Verantwortung. Doch selbst an Redekunst und Grundkenntnissen mangelt es heuer. Ein paar Beispiele gefällig? Annalena Baerbock wollte Strom im Leitungsnetz speichern, und „Putin solle sich um 360 Grad drehen“, Katrin-Göring-Eckardt behauptete, „Atomstrom“ verstopfe die Leitungen. Zwar geht so den Kabarettisten der Stoff nicht aus – aber wenn der Chirurg behauptet „Das ist meine hundertste Operation – irgendwann wird es ja mal klappen“, dann sollte man als Patient den Operationssaal besser fluchtartig verlassen. Ganz ohne Sachverstand und Weitsicht geht es eben auch in der Politik nicht, trotz aller Berater. Zu dieser Weitsicht hätte auch der Weiterbetrieb der drei letzten Kernkraftwerke gehört – trotz aller ideologischen Scheuklappen. Blieben Institutionen außerhalb der Parlamente – etwa die Kirchen. Aber auch diese befinden sich – wen wundert’s, in einer Dauerkrise (Missbrauchsfälle, Mitgliederschwund). Das Gebot „Du sollst nicht töten!“ hätte sie zu einer kriegskritischeren Haltung veranlassen sollen, aber auch sie beschäftigen sich lieber mit Gender-, oder Klimafragen, genauso wie die meisten Parteien, Vereine und Institutionen. Deutschland, einst Land der Dichter, Denker und Erfinder, heuer ein Land der Feiglinge, Nicht-Wisser, der Alternativ- und Ideenlosen… .
Wissenschaft und Technik in der Krise
Abbildung 3: Überproportional steigende Aufwendungen für denselben Ertrag in Wissenschaft und Technik (schematisch). Für den gleichen Ertrag musste man in der Anfangszeit von Wissenschaft und Technik (links auf der waagerechten Ordinate) viel weniger Ressourcen einsetzen als heute (rechts)
Warum die Deutsche Energiewende nicht funktioniert
Wesentliche Gründe sind die extrem schwankende Ausbeute der Solar- und Windenergie (astronomisch und/oder meteorologisch bedingt), die fehlenden oder unverhältnismäßig teuren, verlustreichen Speicher, sehr hoher Flächen- und Rohstoffbedarf, fehlender oder zu langsamer Leitungsausbau, Leitungsverluste sowie die einseitige Fixierung auf Großprojekte (eine „lokale“ Energiewende mit Erzeugung unmittelbar bei den Verbrauchern kann in Einzelfällen bei gewissen Einschränkungen der Verbraucher sinnvoll sein, für Großverbraucher ist sie nicht machbar). Bislang konnte die Energiewende überhaupt nur im Stromsektor mäßige Erfolge erzielen – ihr Anteil am Primärenergieverbrauch liegt trotz aller Anstrengungen bei kaum 20%. Näheres zu den meteorologischen Problemen der Energiewende hier. Zu den klimatischen Auswirkungen der Energiewende sind folgende Beiträge lesenswert hier und hier. Der Juli 2023 war ein für die Energiewende äußerst günstiger Monat – ausreichend Sonne, zumindest zeitweise kräftiger Wind, sehr wenig Verbrauch (Beleuchtung, Heizung, Urlaubszeit). Aber selbst unter diesen günstigen Bedingungen mussten erstens erhebliche Strommengen teuer importiert, aber gelegentliche Überschüsse billig oder gar zu Negativpreisen (ähnlich, wie zu zahlende Zinsen!) exportiert werden – die Zeche zahlen wir Stromkunden mit den höchsten Strompreisen weltweit. Nach Abschaltung der letzten drei Kernkraftwerke im April 2023 mussten außerdem rekordverdächtige Mengen an Steinkohle zur Verstromung importiert werden – CO₂-Einsparungen, adieu!
Abbildungen 4a uns 4b: Gesamte Stromerzeugung und –verbrauch (schwarze Linie) in Deutschland vom 1. bis zum 26. Juli 2023 (oben). Wasserkraft (blau) und Biomasse (grün) trugen nur wenig zur Erzeugung bei und sind kaum noch ausbaufähig; auch Offshore-Wind (auf See) war leistungsschwach. Man achte auf die enormen Schwankungen besonders der Solarenergie (gelbe Spitzen). Überragen diese die Lastlinie, so wurde Strom billigst ins Ausland verschleudert; bei weißen Flächen unter der Lastlinie musste er teuer importiert werden. Bildquellen: energy-charts.info
Zu guter Letzt: Grüße von George Orwell
Als George Orwell Mitte des 20. Jahrhunderts seine Bücher verfasste (das bekannteste ist wohl „1984“), war das 21. Jahrhundert noch weit entfernt. Was er nicht ahnen konnte: Es bedarf nicht immer einer Diktatur zur totalen Überwachung. Mittels Smart-Phone, Internet, Google, Web-Cams, Online-Banking, Kunden- und Kreditkarten hat sich die Bevölkerungsmehrheit auch in den so genannten Demokratien freiwillig der Überwachung ausgeliefert. „Ach, hätte ich das alles doch schon gehabt!“, würde der verblichene Stasi-Chef Erich Mielke angesichts dieser technischen Überwachungsmöglichkeiten ausrufen. Sollte uns das Bargeld genommen werden, ginge ein weiteres Stück Freiheit verloren – das 21. Jahrhundert könnte uns noch unfreier machen, als es die meisten Menschen im Mittelalter waren.
Stefan Kämpfe, unabhängiger Natur- und Klimaforscher