Eine umfassende Kritik an Net Zero-Phantastereien
Francis Menton, MANHATTAN CONTRARIAN
Ein weiteres Beispiel für eine völlig verblödete Bürokratie ist die Internationale Energieagentur (IEA). Die IEA wurde in den 1970er Jahren als ein Konsortium westlicher Staaten gegründet, um den Ölpreisschocks entgegenzuwirken, welche die OPEC in jenen Jahren verursachte. Das schien vernünftig. Aber im Laufe der Zeit hat sich der Auftrag, sagen wir, weiterentwickelt. Heute kann man die IEA mit Fug und Recht als ein Zentrum bezeichnen, das sich für die Abschaffung fossiler Brennstoffe in der weltweiten Energieversorgung einsetzt.
Im Mai 2021 veröffentlichte die IEA einen großen Bericht mit dem Titel „Net Zero by 2050: A Roadmap for the Global Energy Sector“. Der Titel und ein Teil des Textes könnten den Eindruck erwecken, dass es sich dabei nur um ein paar hilfreiche Tipps zur Emissionssenkung handelt. Aber man muss nicht allzu tief in das Dokument eindringen, um herauszufinden, dass es sich in Wirklichkeit um eine weitere dieser verrückten Forderungen nach sofortigem verzweifelten Handeln handelt, um den Planeten vor dem drohenden Untergang zu bewahren – mit dem Unterschied, dass diese Forderung direkt von praktisch jeder größeren westlichen Regierung finanziert wird. Aus dem Vorwort:
„Wir nähern uns einem entscheidenden Moment für die internationalen Bemühungen zur Bewältigung der Klimakrise – einer der großen Herausforderungen unserer Zeit. Die Zahl der Länder, die sich verpflichtet haben, bis zur Mitte des Jahrhunderts oder kurz danach Netto-Null-Emissionen zu erreichen, nimmt weiter zu, aber auch die globalen Treibhausgasemissionen. Diese Lücke zwischen Worten und Taten muss geschlossen werden, wenn wir eine reelle Chance haben wollen, bis 2050 Netto-Null-Emissionen zu erreichen und den Anstieg der globalen Temperaturen auf 1,5 °C zu begrenzen. Dies erfordert nichts Geringeres als eine völlige Umstellung der Energiesysteme, welche die Grundlage unserer Volkswirtschaften bilden.“
Jetzt, zwei Jahre später, kommt eine seriöse Gruppe mit einer umfassenden Kritik des IEA-Berichts daher. Bei der kritischen Gruppe handelt es sich um die Energy Policy Research Foundation, die bei diesem Projekt von der Real Clear Foundation (EPRF; das sind die Leute hinter Real Clear Politics) finanziert wurde. Die EPRF hat einen eigenen Bericht mit dem Datum Juni 2023 erstellt, der den Titel „A Critical Assessment of the IEA’s Net Zero Scenario, ESG, and the Cessation of Investment in New Oil and Gas Fields“ trägt [etwa: Eine kritische Bewertung des Netto-Null-Szenarios der IEA, von ESG und der Einstellung von Investitionen in neue Öl- und Gasfelder]. Dieser Bericht ist 75 Seiten lang und lohnt einen Blick. Der Hauptautor heißt Batt Odgerel, und der Herausgeber ist Rupert Darwall.
Die Hauptthemen dieses EPRF-Berichts decken sich weitgehend mit den oft wiederholten Mantras dieser Website: Unwissende Bürokraten, diesmal von der IEA, versuchen, die Umgestaltung eines hochkomplexen Energie-Versorgungssystems zu erzwingen, ohne eine Vorstellung davon zu haben, wie der Ersatz aussehen wird, ob er funktionieren wird oder wie viel er kosten wird. Mein einziger wirklicher Kritikpunkt an diesem EPRF-Bericht ist, dass die Autoren einen seriösen und hochherzigen Ton anschlagen, anstatt sich über die inkompetenten und dilettantischen Bemühungen der IEA lustig zu machen und sie zu kritisieren.
Aber dazu möchte ich ein paar ausgewählte Zitate anführen. Wichtiger Auszug aus dem Vorwort:
Die Analyse der Energy Policy Research Foundation zeigt schlüssig auf, dass die Annahmen der IEA unrealistisch und in sich widersprüchlich sind und häufig für eine verstärkte Produktion von Kohlenwasserstoffen sprechen. Der gesamte Netto-Null-Fahrplan der IEA beruht auf der Annahme, dass die sinkenden Kosten für Wind- und Solarenergie die Nachfrage nach Öl und Gas zerstören werden. Wenn dies nicht der Fall ist, löst sich der gesamte Fahrplan in Rauch auf. Doch wie dieser Bericht zeigt, widerspricht die eigene Analyse der IEA ihrer Annahme von der wirtschaftlichen Überlegenheit der erneuerbaren Energien. In Wirklichkeit ist der „Netto-Null-Fahrplan“ der IEA eine grüne Fata Morgana, die die Energiekosten dramatisch in die Höhe treiben, die westlichen Volkswirtschaften ruinieren und das menschliche Leid vergrößern wird. Investmentmanager und Banken, die das Geld anderer Leute verwenden, um diese investitionsfeindliche Agenda voranzutreiben, verletzen damit ihre treuhänderische Verpflichtung, die Rendite für Rentner, Investoren und Aktionäre zu maximieren.
Ich möchte nur hinzufügen, dass, wenn die IEA Recht hätte, wonach „die sinkenden Kosten für Wind- und Solarenergie die Nachfrage nach Öl und Gas zerstören werden“, es offensichtlich keinen Bedarf oder Grund für eine staatlich erzwungene Energiewende gäbe. Sie würde sich durch private Investitionen von selbst vollziehen.
Der EPRF-Bericht gibt einen Überblick über den Stand der so genannten „Energiewende“ nach etwa 20 Jahren des Crash-Programms der Regierungen zur Umgestaltung der Energiewirtschaft:
Laut BloombergNEF wurden zwischen 2004 und 2022 weltweit über 6,5 Billionen US-Dollar (nominal) in die Energiewende investiert (ohne Investitionen in Stromnetze), aber der Anteil der erneuerbaren Energien, die nicht aus Wasserkraft gewonnen werden, betrug 2021 nur 6,7 % des gesamten globalen Primärenergieverbrauchs.
Und hier ist das zugehörige Diagramm:
Die IEA scheint zu glauben, dass Elektrofahrzeuge die Welt retten werden, weil sie „null Emissionen“ haben und ihre Kosten schnell sinken werden. Hier ist ein Diagramm aus dem EPRF-Bericht über die Kosten der wichtigsten Materialien für EV-Batterien (die Hauptkomponente eines EVs):
Und was die „Emissionsfreiheit“ von E-Fahrzeugen angeht:
China ist weltweit führend im Verkauf und in der Herstellung von Elektrofahrzeugen, verbraucht aber auch große Mengen an Kohle. Im Jahr 2020 entfielen 60,6 % des chinesischen Primärenergiebedarfs und 63,3 % der Stromerzeugung auf Kohle, was bedeutet, dass E-Fahrzeuge, die mit in China erzeugtem Strom betrieben werden, indirekt erhebliche Treibhausgas-Emissionen verursachen.
Und schließlich gibt es noch das kleine Problem, dass viele oder die meisten Technologien, von denen die IEA in ihren Szenarien für den Netto-Nullpunkt-Übergang ausgeht, entweder noch nicht in großem Maßstab demonstriert wurden oder, was noch häufiger vorkommt, noch gar nicht erfunden worden sind:
In „Energy Technology Perspectives 2023“ (ETP-2023), einem der wichtigsten Berichte der IEA, wird eingeräumt, dass „der Weg zum Netto-Nullpunkt ohne weitere Innovationen nicht möglich ist“. Dem Bericht zufolge stammen im NZE-Szenario etwa 50 % aller Emissionsreduzierungen im Jahr 2050 aus Technologien, die sich heute im Prototyp- oder Demonstrationsstadium befinden.
Es gibt noch viel, viel mehr in diesem Bericht. Wie auch immer, vielen Dank an das EPRF und die Real Clear Foundation, dass sie sich die Mühe gemacht haben, die Lächerlichkeit der Kampagne zu entlarven, die ein Ende der fossilen Brennstoffe erzwingen will, bevor irgendjemand eine Ahnung hat, was sie ersetzen wird.
Link: https://wattsupwiththat.com/2023/06/23/a-comprehensive-critique-of-net-zero-fantasies/
Übersetzt von Christian Freuer für das EIKE