Wer die Physik nicht kennt, tappt in die Falle! Wie Windmühlen zur politischen Falle wurden
von Andrea Andromidas, April 2021
Deutschland war ein Musterland industrieller Entwicklung. Deutschland war auch ein Beispiel dafür, dass der über Generationen erkämpfte Wohlstand in keinem Widerspruch zum Umweltschutz steht. Die Wissenschaftstradition, die das ermöglichte, geht zurück bis ins 17. Jahrhundert und länger.
Wie konnte es passieren, dass das Land von Albert Einstein und Max Planck der ganzen Welt demonstriert, dass es jeden physikalischen Verstand verloren hat? Wir schafften den Transrapid ab, wir schaffen die Kernenergie ab, die Automobilproduktion … wo soll dieser Selbstzerstörungsprozess enden? Neuerdings erheben wir selbst Anspruch auf Landmasse im Ausland, um dort „grünen Wasserstoff“ produzieren zu können. Der klinische Ausdruck für das, was die politische Klasse als „Große Transformation“ plant, muß erst noch erfunden werden, weil die Geschichte kein Beispiel für diesen gigantischen Unsinn hat.
Als Albert Einstein im Jahr 1905 seine berühmte Formel (E=mc2) veröffentlichte, verstanden die klügsten Köpfe der Welt sofort, was das für die zukünftige Entwicklung der Energietechnik bedeuten würde. Die sich anschließenden revolutionären Entdeckungen eröffneten ein gewaltiges Potential, das über Dampfmaschine und Verbrennungsmotor weit hinausging. Die fundamentale Äquivalenz von Materie und Energie, wie sie in den Bereichen der Kernspaltung, der Kernfusion und der Materie-Antimaterie-Reaktionen zum Ausdruck gelangt, eröffnet in der Tat unbegrenzte Möglichkeiten. Jeder Industriemanager wußte früher, dass die Beherrschung immer höherer Leistungs- und Energiedichten im Produktionsbereich ein unverzichtbares Maß für die steigende Produktivität einer Volkswirtschaft und den wachsenden Lebensstandard seiner Bevölkerung ist.
Und jetzt?
Im 21. Jahrhundert erklärt man in Deutschland, dass Dampfmaschine, Verbrennungsmotor und Kernspaltung (noch dazu aus ganz verschiedenen Gründen!) zu gefährlich seien und geht zurück zu Leistungs- und Energiedichten des Mittelalters! Es soll hier nicht bezweifelt werden, dass Windmühlen in irgendwelchen abgelegenen Gegenden zeitweise vorteilhaft sein können. Auch der Nutzen einer begrenzten Anzahl von Solarpaneelen in abgelegenen Dörfern oder auf irgendwelchen Dächern kann nicht schädlich sein.
Die Politik der deutschen Energiewende jedoch verfolgt das extreme Ziel, auf die wirtschaftliche Anwendung und Beherrschung von Techniken höherer Leistungsdichten zu verzichten – und rennt damit aus Dummheit in den Ruin.
Die Gegner der Industriepolitik haben seit mindestens 50 Jahren auf diese physikalische Falle gesetzt. Sie scheinen – im Gegensatz zu der Mehrheit naiver Industrievertreter und einer naturwissenschaftlich weitgehend ungebildeten Bevölkerung – ziemlich genau zu wissen, wie man die Unwissenden Schritt für Schritt dazu bringt, sich selbst zu zerstören.
Es folgen drei Beispiele, die zeigen, wie bewußt diese Strategie eingesetzt wird:
Beispiel 1: Die „flächenfressende Energiestrategie“ der Agora
Die von finanzstarken Geldgebern getragene Institution mit dem Namen „Agora“ beschreibt freimütig, in welche Falle das Projekt „Energiewende“ führt. Man kann das in einem Strategiepapier aus dem Jahr 2017 mit dem Titel „ Energiewende und Dezentralität“ nachlesen. Die Autoren lassen den Leser darin wissen, daß die „physikalischen Gegebenheiten“ sogenannter erneuerbarer Technik, sobald man sie als tragende Technik akzeptiert hat, für eine entwickelte Industriewirtschaft wie Sand im Getriebe sind und zwangsläufig das ganze System verändern werden.
„Der erste wesentliche Treiber ist die Physik, da der massive Ausbau von Wind- und Solaranlagen aufgrund der Physik der Wind- und Solarressourcen zu einer verteilteren Erzeugungsstruktur führt…“ ( Energy from space . Wegen der zu geringen Leistungsdichte muß der Strom auf den dafür notwendigen Flächen umständlich eingesammelt werden.)
„Der zweite wesentliche Treiber ist die daraus resultierende Entwicklung der Akteursstruktur, da eine verteiltere Erzeugungsstruktur auch mit sich bringt, dass die Zahl der Stromproduzenten um ein Vielfaches steigt und bereits gestiegen ist.“
Während es noch in den 1990-ern lediglich eine dreistellige Anzahl von Kraftwerken gab, die ganz Deutschland mit Strom beliefert haben, gibt es heute bereits mehr als 1,5 Millionen Stromerzeuger.
„Der dritte wesentliche Treiber in Richtung Dezentralität sind technologische Entwicklungen auf der Stromnachfrageseite ( Stromspeicher, Elektromobilität, Wärmepumpen) sowie die digitale Revolution, die eine Vernetzung und Einbindung dezentraler Anlagen … ermöglichen … Diese Treiber sind weitestgehend unabhängig von politischer Regulierung und verschwinden insofern nicht mehr – sie werden vielmehr zwangsläufig dafür sorgen, dass Dezentralität dauerhaft ein neues Strukturmerkmal der Stromwirtschaft bleibt.“
„Mit der Transformation des von fossilen und nuklearen Energieträgern beherrschten Energiesystems hin zu einem regenerativen wird ein in vielen Dimensionen fundamentaler struktureller Wandel ausgelöst.“
Diejenigen, denen die Zusammenhänge zwischen Physik und Wirtschaft nicht bekannt sind, werden jetzt naiv fragen: na und? Darüber reden doch alle, was ist daran so schlecht?
Antwort: Es ist der ungeheure wirtschaftliche Aufwand, der durch die genannten „Treiber“ zwangsläufig entstehen muß, und der mit wachsendem Ausbau der flächenfressenden, wetterabhängigen Technik zur unerträglichen Belastung und Verteuerung des gesamten wirtschaftlichen Prozesses führt. Das permanente Gerede von Effektivität dient lediglich der Täuschung, denn in Wirklichkeit wird eine über Jahrhunderte entstandene Produktivität auf diese Weise systematisch zerstört.
Wetterabhängige Technik, digitale Vernetzung, immer kleinteiligerer Strukturen und ein zunehmend chaotischer Marktmechanismus benötigen außerdem ein krebsartig anwachsendes Management, das mit dem Ausdruck „Sand im Getriebe“ nur unzureichend charakterisiert ist. Im Vergleich mit dem vorher vorhandenen, bestens organisierten Energie-System, welches wetterunabhängig für sichere, bezahlbare und umweltfreundliche Stromproduktion sorgte, ist es nicht übertrieben, diese Methode als eine Waffe gegen die Industriegesellschaft zu bezeichnen.
Der erschreckendste Aspekt wird gerade in der von CDU-Wirtschaftsminister Altmaier beschrittenen Wasserstoff-Strategie deutlich: Deutschland hat nicht genug Fläche, um den Bedarf an sogenanntem grünen Wasserstoff überhaupt zu produzieren! Sollen wir dadurch abermals zu einer Politik der territorialen Expansion getrieben werden?
Beispiel 2: 1970er Jahre – Amery Lovins & Co.
Ein fundamentaler Strukturwandel wurde seit den Anfängen des Club of Rome, also in den 70er Jahren geplant. Es gibt dazu ein sehr lesenswertes Dokument von Dr.Penczynski (verstorben 2017) aus dem Jahr 1978, das im Auftrag der Siemens AG entstand. Das kleine Buch trägt die Überschrift: „Welche Energiestrategie können wir wählen“ und beschreibt eine Diskussion , die im Jahr 1977 am IIASA-Institut stattfand (Internationales Institut für Angewandte Systemanalyse in Laxenburg bei Wien) 2.
Daran nahmen neben Dr. Penczynski teil: Prof. Häfele, der damalige Vizechef des IIASA, ehemals Leiter des Projekts „Schneller Brüter“ in Kalkar von 1960 bis 1972; der bekannte Dennis Meadows, Mitautor der Club of Rome- Studie „Limits to Growth“ („Grenzen des Wachstums“) und Amery Lovins, bis heute einer der radikalsten Ökologen. Lovins gründete 1982 das Rocky Mountain Institute und spielte später auch eine Rolle beim Wuppertal-Institut für Klima, Umwelt und Technologie. Die Diskussionsrunde wurde inszeniert, um den bereits weit fortgeschrittenen Weg zu moderner Kerntechnologie infrage zu stellen.
Das Thema lautete: Welche Energiestrategie sollen wir wählen?
- Den Weg der „soft“ Energie (sogenannte erneuerbare Techniken) oder
- Den Weg der „harten“ Energie (fossile Brennstoffe und Kerntechnik)?
Dr. Penczynski erkannte in aller Klarheit die wirkliche Absicht hinter dieser als wissenschaftlich verbrämten Debatte. Er verstand die Absicht der Leute des Club of Rome, besonders die von Lovins, die sogenannten Erneuerbaren als politische Waffe mit dem Ziel eines Systemwechsels einzusetzen.
Dr. Penczynski schrieb: „Das Gedankengut des Soft-Energieweges entspringt dem soziopolitischen Bereich, die Einbeziehung des Energiesektors als wichtigen Teil unserer Gesellschaft soll diesen Weg des sozialen Wandels technologisch vorbereiten und gangbar machen helfen. Der Bewertungsschwerpunkt der Energietechnologien liegt deshalb bei nicht-wirtschaftlichen Faktoren. Die Stoßrichtung ist eindeutig gegen die Kernenergie als den Inbegriff einer zentralisierten Energie-,Wirtschafts-, Bevölkerungs- und Machtstruktur gerichtet …
Unter technisch-wirtschaftlichen Aspekten erscheint das Konzept des soft energy path nicht lebensfähig. Das technische Potential der Soft-Technologien ist nicht in der Lage, mit der quantitativen und qualitativen Entwicklung der Menschheit Schritt zu halten und den voraussehbaren Energiebedarf bei einer katastrophenfreien Entwicklung zu decken. Hier muß erst der von den Soft-Exponenten angestrebte tiefgreifende soziale Wandel stattfinden, so dass drastische Änderungen von Wertvorstellungen angestrebt werden. Dazu müssen der Übergang zu ländlichen Siedlungsstrukturen, starke Reduktion des Bevölkerungswachstums und Einbußen im materiellen Wohlstand von dem Großteil der Bevölkerung freiwillig akzeptiert werden.
Die Soft-Technologien sind die kapitalintensivsten aller Alternativen zu Öl und Gas. Der Soft-Pfad fordert für die Industrienationen so schnell wie möglich ein energetisches Nullwachstum“.
Wie von Dr. Penczinsky in aller Klarheit überliefert, hatten diese Leute schon damals die Gesellschaftsveränderung im Sinne der „Großen Transformation“ anvisiert und den Marsch durch die Institutionen angetreten.
Beispiel 3: Die radikalen Grünen vom DAVOS FORUM
Es ist durchaus bemerkenswert, dass in dem kürzlich erschienenen Buch „Covid 19: The Great Reset“ die systemverändernde Wirkung mittelalterlicher Energiedichte erneut ganz deutlich betont wird. Die Finanz-Oligarchie, die sich seit Neuestem in aller Öffentlichkeit als der eigentliche Initiator fanatischer Dekarbonisierung zu erkennen gibt, war seit den Gründungstagen des Club of Rome der wirkliche Nutznießer grüner Ideologie. Nicht erst seit heute bevorzugen ihre Vertreter eine Gesellschaft, in welcher eine kleine Schicht reicher Priester regiert, die Masse der Menschen aber dumm bleibt, Verzicht übt und zahlenmäßig (endlich) wieder abnimmt. Deswegen verwundert das folgende Zitat auf Seite 142 (englische Ausgabe) keineswegs:
„Selbst beispiellose und drakonische Lockdowns, bei denen 1/3 der Weltbevölkerung mehr als einen Monat lang in ihren Häusern eingeschlossen war, erwiesen sich in keinster Weise als brauchbare Dekarbonisierungsstrategie, da die Weltwirtschaft dennoch weiterhin große Mengen an Kohlendioxid emittierte. Wie könnte eine solche Strategie also aussehen? Die enorme Größe und Tragweite der Herausforderung kann nur durch eine Kombination aus zwei Faktoren bewältigt werden: Erstens: Eine radikale und tiefgreifende Systemveränderung der Art und Weise, wie wir die Energie erzeugen, die wir zum Leben benötigen, und zweitens: Strukturelle Veränderungen in unserem Konsumverhalten.“
Wollen wir wirklich weiterhin den Gegnern der Industriegesellschaft und unseres Wohlstandes die Zerstörung unserer Zukunft überlassen? Kehren wir lieber zurück zur Vernunft, werfen wir die von außen verpassten ideologischen Scheuklappen ab und lassen die Naturgesetze (Physik) walten! Die Zukunft gehört dem Fortschritt, d.h. neben den effektiven fossilen Brennstoffen der Kernenergie und Kernfusion!
https://www.bueso.de/stoppt-gruenen-feudalismus
https://www.bueso.de/deutschlands-rolle-beim-aufbau-weltwirtschaft
https://www.bueso.de/raumfahrt
- AGORA, 2012 gegründet, bezeichnet sich als Denkfabrik und ist mit den verschiedensten deutschen Institutionen verbunden. Sie wird finanziert von der Mercator Stiftung und der von internationalen Geldgebern getragenen European Climate Foundation. Die ECF finanzierte nach eigenen Angaben in der Vergangenheit auch Aktionen von BUND, KlimaAllianz, Deutsche Umwelthilfe und Campact eV. gegen konventionelle Kohlekraftwerke in Deutschland. Bezüglich des Engagements heißt es: „In der Strategie der ECF spielt Deutschland als größtes und wirtschaftlich stärkstes EU-Land eine zentrale Rolle.“
- Peter Penczynski, „Welche Energiestrategie können wir wählen?“, 2. überarbeitete Auflage 1978; erschienen bei Siemens-Aktiengesellschaft, Abteilung Verlag