Sollten wir der „Klimawissenschaft“ der UN trauen?

Donna Laframboise

Im letzten Sommer hat die National Association of Evangelicals, eine Organisation, die hauptsächlich in Amerika, aber auch in meinem Land Kanada vertreten ist, einen Bericht veröffentlicht, in dem sie Christen auffordert, sich intensiv mit dem Klimawandel zu befassen. Der Bericht mit dem Titel Loving the Least of These stützt sich auf die Arbeit einer Einrichtung der Vereinten Nationen (UN), um seine Argumente vorzubringen.

Nachdem ich zwei Bücher über dieses Gremium – den IPCC – geschrieben habe, musste ich leider feststellen, dass Loving the Least of These ein alarmierendes Maß an Naivität aufweist.

Beginnen wir mit der UNO selbst. Was auch immer sie sonst sein mag, sie ist eine riesige Bürokratie. Bürokratien sind mit Karrieristen besetzt, die von einer Aufgabe zur nächsten hüpfen und die realen Konsequenzen ihrer Entscheidungen weit hinter sich lassen. Es ist wichtig zu verstehen, dass das UN-Personal eine permanente „Komm-aus-dem-Gefängnis-frei“-Karte* in der Hosentasche trägt. Sie heißt diplomatische Immunität und bedeutet, dass sie für ihre Handlungen niemals rechtlich zur Verantwortung gezogen werden können.

[*Diese Karte ist Teil des bekannten Gesellschaftsspiels „Monopoly“. A. d. Übers.]

Im Jahr 2010 schleppten UN-Friedenstruppen versehentlich die Cholera in das vom Erdbeben heimgesuchte Haiti ein. Zu dem Trauma einer schrecklichen Naturkatastrophe kam eine schreckliche Krankheit hinzu. Schätzungsweise 10 000 Haitianer verloren ihr Leben durch die Cholera. Familien mussten unermessliches Leid ertragen.

Die UNO hat jahrelang geleugnet, gemauert und das von ihr angerichtete Leid vertuscht. In einem beschönigenden Bericht wurden die Haitianer beschuldigt, nicht aber die Friedenstruppen (die nach einem Cholera-Ausbruch in Nepal nach Haiti entsandt worden waren). Bevor sie das Offensichtliche zugaben, versuchten UN-Experten mit aller Macht, die Cholera auf den Klimawandel zu schieben. Klagen liefen aufgrund der oben erwähnten rechtlichen Immunität ins Leere.

Falls ich an einem College einen Kurs über die UNO unterrichten würde, würde ich von meinen Studenten verlangen, dass sie zunächst zwei Bücher lesen. The Big Truck That Went By: How the World Came to Save Haiti and Left Behind a Disaster (Wie die Welt kam, um Haiti zu retten, und eine Katastrophe hinterließ) wurde von Jonathan Katz geschrieben, einem Journalisten, der dort stationiert war, als das Erdbeben stattfand. Und: Deadly River: Cholera and Cover-up in Post-Earthquake Haiti (Tödlicher Fluss: Cholera und Vertuschung in Haiti nach dem Erdbeben“) erzählt die Geschichte eines französischen Arztes, der zu einer Untersuchung gerufen wird. Das Buch von Ralph Frerichs zeigt, dass die UNO eine moralische Prüfung nach der anderen nicht bestanden hat. Die meisten von uns haben die UNO noch nie in Aktion erlebt. Diese beiden Bücher bieten einen Sitzplatz in der ersten Reihe. Es ist kein schönes Bild.

Organisationen, denen es an der Pflicht fehlt, Rechenschaft abzulegen, sind gefährlich. Die UNO ist eine solche Organisation. Nichts, was sie sagt, sollte daher für bare Münze genommen werden.

Wenden wir uns nun dem UN-Klimagremium, dem IPCC, zu.

In Loving the Least of These heißt es, dass die Wissenschaftler, die die IPCC-Berichte verfassen, unbezahlte Freiwillige sind, die „keine Tantiemen für die Endprodukte erhalten“, und dass sie daher weniger wahrscheinlich voreingenommen sind. Das ist eine schöne Theorie. Leider ist die Realität etwas komplizierter.

Bevor ich mich mit der Institution selbst befasse, möchte ich auf die Schlussfolgerung eingehen, dass die Wissenschaftler, die die Berichte erstellen, unparteiisch sind, weil sie unbezahlt sind.

Geld ist nicht das Einzige, was von Wert ist. Als Hauptautor, koordinierender Hauptautor oder Mitwirkender an einem IPCC-Bericht wird der Ruf eines Akademikers gestärkt, was dazu beiträgt, dass er oder sie Lehr- und Forschungsstellen, eine Festanstellung, Veröffentlichungen in Fachzeitschriften und viele andere Vorteile von enormem finanziellen Wert erhält. Diese Dinge sind weit mehr wert als jede finanzielle Vergütung, die ein Mitwirkender erhalten könnte.

Nun zu der Institution selbst.

Der IPCC ist, wie sein Name verrät, eine zwischenstaatliche Einrichtung – eine Ansammlung von Regierungsvertretern, deren Aktivitäten von UN-Mitarbeitern geleitet und orchestriert werden. Wissenschaftler haben im IPCC nie das Sagen gehabt. Nachdem sie mit der Arbeit an einem bestimmten Kapitel beauftragt wurden, wird ihnen gesagt, worüber sie schreiben sollen und wie viele Wörter sie verwenden dürfen. Die Themen der Berichte werden von der IPCC-Leitung Jahre im Voraus in Absprache mit den Regierungen festgelegt. Wenn die Regierung von Land X möchte, dass das Thema Y behandelt wird, sind die Wissenschaftler verpflichtet, dies zu tun, selbst wenn es kaum bis gar keine verlässlichen Forschungsergebnisse gibt. Die Wissenschaftler haben so wenig Spielraum, dass eine Gruppe 2013 darauf hingewiesen wurde, dass sie das Wort „Systeme“ im Titel ihres Kapitels nicht in „Ökosysteme“ ändern könne, ohne zuvor die Zustimmung mehrerer Ebenen der IPCC-Bürokratie einzuholen. Mit anderen Worten: Die IPCC-Wissenschaftler sind nur Rädchen im Getriebe der Bürokratie. Selbst wenn jeder einzelne von ihnen zu 100 % frei von Voreingenommenheit wäre, ist die Maschine selbst das Problem.

Die großen IPCC-Berichte sind in der Regel Tausende von Seiten lang. Da nur wenige Menschen sie jemals vollständig lesen werden, werden am Ende des Prozesses der Berichtserstellung Zusammenfassungen erstellt – eine für jeden der drei Abschnitte. Jede Zusammenfassung umfasst ein paar Dutzend Seiten und wird von einer Teilmenge der beteiligten Wissenschaftler verfasst. Diese werden nicht willkürlich ausgewählt, sondern von den zuständigen Stellen handverlesen. Selbst dann sind die von ihnen erstellten Zusammenfassungen deutlich als „Entwürfe“ gekennzeichnet.

Wie wird ein Entwurf zu einem endgültigen Dokument? Indem er durchs Feuer geht. Die endgültige Fassung ist das, was am anderen Ende einer massiven, einwöchigen IPCC-Sitzung herauskommt, an der Vertreter aller Regierungen teilnehmen, die daran interessiert sind. Bei diesem Treffen sind die Wissenschaftler gegenüber den Politikern, Diplomaten und Bürokraten in der Minderheit. Absatz für Absatz wird der Entwurf der Zusammenfassung geprüft. Es wird darum gerungen. Eine Regierung möchte drei Wörter streichen. Eine andere Regierung möchte zwei Sätze einfügen. Erst wenn alle Anwesenden zustimmen, wird mit dem nächsten Absatz fortgefahren.

Diese Sitzungen finden hinter verschlossenen Türen statt. Aktivisten von Organisationen wie Greenpeace und dem World Wildlife Fund (WWF) dürfen daran teilnehmen, Journalisten und Mitglieder der Öffentlichkeit jedoch nicht. Die Verfasser von Loving the Least of These glauben allen Ernstes, dass das IPCC moralisch aufrecht und vertrauenswürdig ist. Falls dem aber so ist, warum dann die Geheimhaltung? Warum die Sicherheitskräfte vor der Tür? Was sollen die Journalisten nicht sehen? Was soll die Öffentlichkeit nicht wissen?

Wie ein Uhrwerk verkündet am Ende der Woche ein UN-Sprecher auf einer Pressekonferenz: „Die Wissenschaft hat gesprochen!“ Falls die Wissenschaft wirklich das Sagen hätte, würden die Wissenschaftler ihren Bericht fertigstellen und ihn umgehend veröffentlichen. Sie würden eine Zusammenfassung verfassen, und auch diese würde umgehend veröffentlicht werden – ohne Treffen, ohne Gerangel mit Politikern, Diplomaten und Bürokraten.

Im IPCC-Universum wird die endgültige Fassung der Zusammenfassung vor dem ausführlichen Bericht veröffentlicht. Warum? Weil es, so erstaunlich es auch klingen mag, beim IPCC gängige Praxis ist, Dinge zu überarbeiten, um sicherzustellen, dass der ursprüngliche Bericht mit der politisch ausgehandelten Zusammenfassung übereinstimmt. Im Jahr 2013 mussten neun von 14 Kapiteln eines Abschnitts des Berichts überarbeitet werden, wobei mehr als 20 Änderungen an einem einzigen Kapitel vorgenommen wurden. Sie haben richtig gelesen. Der Bericht wird geändert. Denn anders als anderswo ist die Zusammenfassung das einzige Dokument, das für alle gilt.

Die Journalisten haben eine miserable Arbeit geleistet, um zu erklären, wie der IPCC tatsächlich arbeitet. Es ist verständlich, dass der Durchschnittsbürger keine Ahnung hat, was wirklich vor sich geht. Als jemand, der die Welt des Klimas seit mehr als einem Jahrzehnt beobachtet, muss ich leider sagen, dass der IPCC unser Vertrauen nicht verdient hat. Die naive Umarmung dieser Organisation durch die National Association of Evangelicals ist daher nicht gerechtfertigt.

Diese kurze Kritik am IPCC ist nur die Spitze des Eisbergs. Die vollständige Geschichte erscheint in meinen Büchern The Delinquent Teenager Who Was Mistaken for the World’s Top Climate Expert (2011) und Into the Dustbin: Rajendra Pachauri, the Climate Report & the Nobel Peace Prize (2013), meine Rede vor der World Federation of Scientists zum Thema 3 Things Scientists Need to Know About the IPCC (2013), und eine dreiteilige Artikelserie auf meiner Website (2013).

This piece originally appeared at WND.com and has been republished here with permission.

Canadian journalist Donna Laframboise is the author of the IPCC exposé,The Delinquent Teenager Who Was Mistaken for the World’s Top Climate Expert, and recently discussed the shortcomings of the IPCC on Tom Nelson’s popular podcast here. She wrote this article for the Cornwall Alliance for the Stewardship of Creation.

Link: https://cornwallalliance.org/2023/02/should-we-trust-the-uns-climate-science/

Übersetzt von Christian Freuer für das EIKE