Energiepolitik: Das Ende der deutsch-französischen Freundschaft?

Edgar L. Gärtner

Um das klar zu stellen: Von echter Freundschaft zwischen den schon seit dem Mittelalter verfeindeten Nachbarstaaten Deutschland und Frankreich konnte auch nach der Unterzeichnung des Elysée-Vertrages zwischen Konrad Adenauer und Charles de Gaulle vor nunmehr 60 Jahren allenfalls auf privater Ebene die Rede sein. In der Wirtschaftspolitik arbeiteten die Regierungen meistens gegeneinander und höchstens nach außen hin einvernehmlich zusammen. Seit einigen Wochen ist aber nun auch offiziell von deutsch-französischer Freundschaft kaum noch die Rede. Wichtigster Stein des Anstoßes ist, wie bereits hier berichtet, das in der EU geltende Merit Order System der Strompreisfindung, das heißt die Ausrichtung des Strompreises an den Produktionskosten der teuersten Anbieter. Dieses Regelung verwehrt es den Franzosen, von den günstigen Produktionskosten seiner zahlreichen Kern- und Wasserkraftwerke zu profitieren.

Der Zustand der Elektrizitätsversorgung Frankreichs ist beinahe so beängstigend wie der Deutschlands – aber aus anderen Gründen. Der seit dem vergangenen Jahr wieder unter staatlicher Kontrolle gekommene Strom-Gigant Électricité de France (EDF) beendete das Geschäftsjahr 2022 mit einem Nettoverlust von fast 18 Milliarden Euro. Dadurch stieg die Verschuldung des Konzerns auf fast 65 Milliarden Euro. Im Jahre 2021 hatte der Konzern noch einen Gewinn von über 5 Milliarden Euro gemeldet. Eigentlich hätte der Konzern auch im Jahre 2022 schwarze Zahlen schreiben müssen, denn sein Umsatz stieg um 70 Prozent auf ungefähr 144 Milliarden Euro. Doch die Politik der EU-hörigen Regierung unter Präsident Emmanuel Macron und Premierministerin Elisabeth Borne verdarb dem eigentlich nicht schlecht aufgestellten Konzern das Geschäft.

Wegen der in Frankreich besonders drakonisch durchgezogenen Politik des Einsperrens der Bevölkerung, um eine angebliche Pandemie aufzuhalten, wurden die Wartungs-Intervalle der 56 Kernreaktoren nicht eingehalten. Hinzu kam die Entdeckung von Korrosionsproblemen an einer Reihe von Kernteaktoren. Das führte dazu, dass nach dem Ende der „Pandemie“ etwa die Hälfte der verfügbaren Reaktoren wegen Wartungs- und Reparaturarbeiten abgeschaltet werden musste. Die nukleare Elektrizitätsproduktion sank dadurch im Jahre 2022 auf den historischen Tiefstand von lediglich 279 TWh – gegenüber 430 TWh im Jahre 2005. EDF musste teuren Strom aus dem Ausland, vor allem Deutschland zukaufen, um einen Blackout zu vermeiden. Gleichzeitig musste der Konzern jedoch aufgrund eines im Jahre 2010 erlassenen Gesetzes 100 TWh zum Schleuderpreis von 42 Euro je MWh an „alternative“ Wettbewerber abgeben. Das kostete EDF 8,34 Milliarden Euro.

Wegen der Entscheidung der Regierung, die Endverbraucher unter einen Tarif-Schutzschild (bouclier tarifaire) zu stellen, um diese von der allgemeinen Preissteigerung für Energieträger vor und nach dem Ausbruch des Ukraine-Krieges auszunehmen, durfte EDF seinen Stromtarif für Privatverbraucher zunächst gar nicht und später auch nur moderat anheben. Hinzu kommen weitere Vergünstigungen für Mitarbeiter und Privatkunden, die auf den starken Einfluss linker Gewerkschaften auf die Geschäftspolitik von EDF zurückgehen. Bei jedem größeren Konflikt drohen die Gewerkschaften mit der Abschaltung von Kernkraftwerken und machen manchmal auch davon Gebrauch. EDF zahlt daher dem Gros seiner Mitarbeiter ohnehin Gehälter, die im nur schwach entwickelten französischen Mittelstand nicht erreicht werden können. Selbstverständlich erhalten die Mitarbeiter ihren Strom fast umsonst. (Auch meine Frau und ich konnten übrigens noch bis vor kurzem davon profitieren, da meine schon im letzten Jahrhundert verstorbene Schwiegermutter bei EDF als Buchhalterin gearbeitet hatte.) Ein Prozent des Konzern-Umsatzes geht an die von den Gewerkschaften kontrollierte Caisse centrale d’activités sociales (CCAS), die u.a. Ferienzentren und Kultur-Einrichtungen betreibt. CCAS zählt etwa 5.000 Angestellte.

Da der „bouclier tarifaire“ sich nun sowohl für den Staat als auch für EDF als unbezahlbar erweist, schlägt die Strompreis-Festsetzung gemäß dem Merit Order System der EU nun zunächst auf die Kleinunternehmen und bald auch auf die Privatverbraucher durch. Zwar konnte EDF seinen Rückstand bei der Wartung und Reparatur seiner Kernreaktoren im vergangenen Jahr ein gutes Stück aufholen. Noch immer fallen aber etliche Reaktoren wegen Reparatur- und Wartungsarbeiten aus. So rechnet Luc Rémont, der neue Chef von EDF, für dieses Jahr vorsichtig nur mit einer Nuklearstrom-Produktion zwischen 300 und 330 TWh, was noch immer nicht allzu weit von dem im vergangenen Jahr erreichten Tiefstand läge. Die französischen Stromkunden haben also ein weiteres schweres Jahr vor sich, zumal die Alpen in diesem Winter kaum Niederschläge abbekommen haben und Stauseen bis zum Sommeranfang möglicherweise halb leer bleiben werden. Erst 2024 könnten die Franzosen wohl wieder von den Vorteilen der Kernenergie profitieren, wäre da nicht das europäische Merit Order System (MOS) der Strompreis-Festlegung, in dem der Strompreis im Wesentlichen vom Gaspreis bestimmt wird und somit der Politik der Berliner Ampel-Regierung dient.

Wie ich bereits berichtete, steht die französische Regierung seit einigen Monaten vor allem seitens kleiner und mittlerer Privatunternehmen, inzwischen aber zunehmend auch seitens der Endverbraucher unter starkem Druck, dem Beispiel Spaniens und Portugals folgend aus dem MOS auszuscheren. Es war erwartet worden, dass Macron und seine Minister diesen Konflikt auf dem großen deutsch-französischen Ministertreffen anlässlich des 60. Jahrestags des Élysée-Vertrags im Januar 2023 zur Sprache bringt. Doch Macron zögerte. Inzwischen ist er aber offenbar, wie die „Frankfurter Allgemeine“ meldet, auf offenen Konfrontationskurs mit Berlin gegangen. Er setzt nun offenbar auf eine Vertiefung der nuklearen Zusammenarbeit mit den USA und sieht sich auch durch die Internationale Energieagentur (IEA) bestätigt, die ein weltweites Comeback der Kernenergie erwartet.

Ausschlaggebend für diese Wendung war offenbar die sture Haltung unseres grünen Wirtschaftsministers Robert Habeck, der der EU-Kommission am 20. Februar nahelegte, ihren für den 14. März angekündigten Vorschlag für den Umbau des europäischen Strom-Marktes auf die Zeit nach den Wahlen zum Europa-Parlament im Jahre 2024 zu verschieben. Stattdessen gab er den Start einer Diskussions-Plattform zum Strommarktdesign für ein klimaneutrales Stromsystem bekannt, über deren Diskussionsstand halbjährlich berichtet werden soll. Robert Habeck erklärte bei der Vorstellung der Plattform: „In der Debatte über das klimaneutrale Stromsystem werden wir uns jetzt damit beschäftigen, wie wir günstige Strompreise sicherstellen; wie wir die richtigen Investitionssignale setzen, damit in Erneuerbare Energien und in Wasserstoff-Kraftwerke investiert wird, und wie das System flexibel wird. Wir brauchen ergänzend zum Netzausbau die regionale Steuerung von Erzeugung und Lasten wie Elektrolyseuren in der Nähe von Offshore-Gebieten. Außerdem sollte Erneuerbarer Strom vor Ort genutzt werden können, anstatt aufgrund von Netzengpässen abgeregelt zu werden.“ Weiter heißt es in der Pressemitteilung des Habeck-Ministeriums: „Die Plattform Klimaneutrales Stromsystem soll in vier thematischen Arbeitsgruppen Optionen zur Weiterentwicklung des Strommarktdesigns ergebnisoffen diskutieren und fundierte Vorschläge erarbeiten. Dabei sollen in einem partizipativen Prozess die verschiedenen Sichtweisen der Akteure im Strommarkt genutzt und zusammengeführt werden. Eine Gruppe soll sich auf effiziente Investitionsanreize für erneuerbare Energien fokussieren, eine zweite auf steuerbare Kapazitäten, um die Versorgungssicherheit jederzeit zu gewährleisten. Weitere Arbeitsgruppen behandeln die Flexibilisierung der Stromnachfrage sowie die Nutzbarmachung netzdienlicher Marktsignale. In einem Plenum werden die Vorschläge zusammengeführt.“ Die Franzosen können darin nur eine Verzögerungstaktik erkennen.

Vor diesem Hintergrund ist es nur allzu verständlich, dass Paris sich nun gegen das Projekt der Wasserstoff-Pipeline H2Med zwischen Spanien, Frankreich und Deutschland sperrt. Paris gab die Zusage zu diesem Projekt ohnehin nur unter der Bedingung, dass Berlin, im Einklang mit dem EU-Parlament und der EU-Kommission, nuklear erzeugten Wasserstoff (H2) zumindest als „kohlenstoffarm“ anerkennt. Die Ampel-Regierung in Berlin will aber nur mithilfe von Wind und Sonne erzeugten Wasserstoff als „grün“ anerkennen. Habeck und seine Mitarbeiter spüren offenbar, das ganze Lügengebäude um die „Erneuerbaren“ könne rasch in sich zusammenfallen, wenn sie auch nur in einem Punkt Zugeständnisse an den gesunden Menschenverstand machen. Der grüne Wasserstoff gemäß deutscher Definition müsste aber in Nordafrika erzeugt werden, um auch nur halbwegs bezahlbar zu sein. Paris setzt dagegen auf nuklear erzeugten Wasserstoff, der deutlich preiswerter wäre. Inzwischen gilt der energiepolitische Streit zwischen Berlin und Paris als so virulent, dass kompetente Beobachter nicht ausschließen, dass dieser (und nicht der Euro, die Migrationskrise oder der Ukraine-Konflikt) zur Sprengung der EU führen könnte. Manch einer fragt schon, ob es die EU im Jahre 2024 noch geben wird.

 




Kältereport Nr. 7 / 2023

Christian Freuer

Vorbemerkung: Schon wieder lohnt sich ein Kältereport – kaum zu glauben. Die Häufigkeit dürfte zwar später im Jahr nachlassen (eine Vorhersage!), aber im Moment gibt es Kälte-Ereignisse weltweit zuhauf.

Dazu passt eine unten verlinkte Meldung auf wetteronline verlinkt, in welchem es um eine frühe Hitzewelle in Indien geht. Gut und schön – aber die häufigen tödlichen Kältewellen ebendort waren niemals thematisiert worden. Nun ja.

Schwerpunkt arktischer Kälte sind diesmal wieder die USA und Kanada. Schnee und Kälte breiteten sich aber erneut bis nach Nordafrika aus, und auch der Sommer in Südamerika zeichnet sich durch ungewöhnliche Vorgänge aus.

Meldungen vom 20. Februar 2023:

Historische Kälte in Südamerika

Argentinien ist von einem Moment auf den anderen von Rekordhitze auf historische Kälte umgeschwenkt: Die Temperaturen sind in den höheren Lagen auf beeindruckende -30 °C gesunken, und es hat sich ein noch nie dagewesener Sommerschnee angesammelt.

Luft antarktischen Ursprungs, die über Patagonien nach Norden strömte, ließ die Temperaturen in Buenos Aires innerhalb weniger Tage von 38,1 °C auf 7,9 °C fallen – ein neuer Februar-Tiefstwert, der seit 1951 in den Büchern steht, wie der Nationale Wetterdienst mitteilte.

Der bisherige Tiefstwert liegt bei 4,2°C aus dem Jahr 1910 (The Centennial Minimum).

Der Meteorologe Christian Garavaglia weist darauf hin, dass nicht nur in der Hauptstadt, sondern in ganz Argentinien Rekordtiefstwerte im Februar gemessen wurden, da eine Kaltluftmasse vom Südpol nach Überquerung der Anden aus dem benachbarten Chile in Zentralargentinien eindrang.

Am Freitag wurde auf den niedrigen Gipfeln der Sierra de la Ventana etwa 560 km westlich von Buenos Aires zum ersten Mal Sommerschnee registriert in Begleitung eines historischen Tiefstwertes von -4°C.

Auch in Brasilien sanken die Temperaturen im südlichen Hochland auf 2,7 °C, und in San Francisco da Paula wurde Bodenfrost beobachtet. Die Stadt Curitiba verzeichnete den drittkältesten Februartag aller Zeiten – nur knapp übertroffen von zwei Februartagen im Jahr 1934. In Bage wurde ein neuer Tiefstwert von 6,8 °C gemessen.

Auch in Uruguay wurde mit 7,3 °C und 8,7 °C in Artigas bzw. Santa Maria ein Kälterekord aufgestellt.

Und in Paraguay schließlich wurde ein Tiefstwert von 7,7°C gemessen, was nur 0,7°C vom nationalen Rekordtief des Monats entfernt ist.

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Verschneiter Iran

Selbst Asien hat in dieser Wintersaison seine eigenen Ausbrüche von historischer, tödlicher Kälte erlebt – auch im westasiatischen Iran.

Im Nordosten des Landes herrschen weiterhin eisige Kälte und heftige Schneefälle mit unglaublichen Zahlen: Offiziell wurden 285 cm Schnee in den Koohrang-Bergen gemessen, inoffiziell wurden sogar mehr als 5 m gemessen.

Die Temperaturen sind an einigen exponierten Stellen unter -23°C gesunken, und selbst in den tieferen Lagen hat es heftig geschneit.

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Es folgt der Ausblick auf eine bevor stehende (und inzwischen begonnen habende) Kältewelle in Europa. Außerdem wird eine neue massive Kältewelle in fast den gesamten USA angesprochen. Mehr dazu, wenn es soweit ist.

Link: https://electroverse.co/cold-south-america-north-america-freeze-snowy-iran-ssw-arctic-europe/

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Meldungen vom 21. Februar 2023:

Über 30 cm Neuschnee auf dem Mauna Kea, Hawaii

Der Sturm des Kona-Tiefs brachte am Wochenende mehr als 30 cm Schnee [ 1 Fuß] in die höheren Lagen von Hawaii.

Sowohl für den Mauna Kea als auch für den Mauna Loa wurde am vergangenen Freitag eine Wintersturmwarnung herausgegeben. Berichten zufolge kam es auf den Gipfeln zu Schneeverwehungen und Whiteout-Bedingungen, wobei auf dem Mauna Kea innerhalb von nur 48 Stunden 33 cm Schnee fielen.

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Kanada nähert sich der –50°C-Marke

Kugaaruk (auch bekannt als Pelly Bay) in Nunavut hat soeben eine der niedrigsten jemals gemessenen Temperaturen verzeichnet.

Die -49,7 °C am Kugaaruk Climate RCS (NBB) und die -49,6 °C am Kugaaruk Airport (CYBB) sind die niedrigsten Temperaturen, die in diesem Jahr in Kanada gemessen worden sind, und gehören auch zu den niedrigsten, die jemals für den Ort in Büchern aus dem Jahr 1984 verzeichnet wurden (der Allzeitrekord liegt bei -51,9 °C im Februar 2018 – also auch noch nicht allzu lange her!).

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Es folgt noch ein längerer Abschnitt aus der Arbeit von Dr. Valentina Zharkova.

Link: https://electroverse.co/snow-clips-hawaii-canada-nears-50c-58f-we-entered-the-modern-grand-solar-minimum-on-june-8-2020/

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Meldungen vom 22. Februar 2023:

Beispiellose 2 m Schnee in Marokko: 87 Ortschaften von der Außenwelt abgeschnitten

Lebensmittel und Decken wurden an 9.000 Familien in Ouarzazate verteilt, wo die Schneemassen eine Höhe von 2,2 Metern erreichten, sowie an 10.000 Haushalte in Taroudant und 5.000 in Zagora.

Eines der am schlimmsten betroffenen Gebiete war Ouarzazate, wo die Schneemengen eine rekordverdächtige Höhe erreichten, was zu weiträumigen Straßensperrungen und der Schließung von Schulen und Geschäften führte.

Abbildung: Man beachte: es ist in Marokko, etwa 50 km von der Sahara entfernt!

Unter dem folgenden Link gibt es dazu auch ein Twitter-Video:

https://twitter.com/i/status/1627273133018292225

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Es folgt noch eine längere Betrachtung zu einer Verknappung bestimmter Lebensmittel (Gemüse) in UK – Lieferungen aus Marokko fallen aus (Kälte!), und der Betrieb von Gewächshäusern ist wegen der hohen Energiepreise stark eingeschränkt worden.

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Stromausfälle in Georgien [Kaukasus] durch starke Schneefälle und Verwehungen

Heftige Schneefälle und Lawinenabgänge haben in dieser Woche zu Verkehrsbeschränkungen im Nordwesten Georgiens geführt, wo auch zahlreiche Dörfer ohne Strom sind.

Der Abschnitt Jvari-Khaishi der wichtigen Zugdidi-Jvari-Mestia-Autobahn, die die westliche Stadt mit dem Hochland verbindet, ist derzeit nach einer Reihe von Lawinenabgängen für den gesamten Verkehr gesperrt.

Auch in der Ortschaft Nakra blieben Fahrzeuge stecken, und die Räumfahrzeuge hatten Mühe, durchzukommen.

Die schweren Schneeverwehungen in Georgien haben auch zu weit verbreiteten Stromausfällen geführt. Mindestens 40 Städte und Dörfer sind derzeit bei Minusgraden ohne Strom.

Auch hierzu gibt es ein YouTube-Video:

https://youtu.be/VQRKhRgW5I8

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Thematisiert wird dann erneut der jetzt einsetzende Wintersturm in den USA.

Link: https://electroverse.co/7-2-feet-of-snow-in-morocco-power-outages-in-georgia-north-americas-historic-arctic-outbreak-arrives/

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Meldungen vom 23. Februar 2023:

Schneesturm von Küste zu Küste* bricht Rekorde

*„From coast to coast“ bezeichnet in den USA das Gebiet von der Pazifik- bis zur Atlantik-Küste.

Ein landesweiter Wintersturm hat in den Vereinigten Staaten bereits Rekorde gebrochen.

Laut NWS-Daten brachen die 11 cm Schnee am Dienstag auf dem Flughafen von Bismarck den städtischen Rekord vom 21. Februar (8 cm), der erst letztes Jahr aufgestellt wurde. Für Donnerstag werden weitere 10 cm vorhergesagt, wobei mit Schneeverwehungen zu rechnen ist. Diese Summen werden die Stadt nördlich von 150 cm für die Saison bringen – 70 cm über dem Normalwert.

Der Wintersturm erstreckt sich von Küste zu Küste: Von New York bis zu den Dakotas, Minnesota und Wyoming, von Texas bis Montana und in ganz Kalifornien (siehe unten) gilt eine Wetterwarnung. Das sind insgesamt etwa 20 Bundesstaaten mit 24 Millionen Menschen, für die eine Schneesturm-/Wintersturmwarnung gilt.

„Der Winter ist mit voller Wucht zurückgekehrt“, sagt AccuWeather.

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Erstmals Blizzard-Warnung in Los Angeles seit 1989

Eine außergewöhnlich seltene Blizzard-Warnung, erst die zweite in der Geschichte, wurde für Los Angeles und den weiteren südkalifornischen Raum herausgegeben.

Das ist der Anfang. Es folgen Ausblicke auf noch extremere Bedingungen, die aber hier wie üblich erst nach deren Eintritt Eingang finden.

Besonders schlimm sieht es wohl in Kanada aus, obwohl es dort nun in jedem Winter sehr kalt wird:

Besondere Wetterwarnungen in Kanada

Die Kälte ist an der nördlichen Grenze am schlimmsten, und Kanada wird von einer Reihe von „Sonderwetterwarnungen“ heimgesucht.

Die kanadische Umweltbehörde ECCC (Environment and Climate Change Canada) hat allein für Prince George zwei Sonderwarnungen herausgegeben, da dort Windchill-Temperaturen [entspricht in etwa der „gefühlten Temperatur“ bei uns] von -40 °C erwartet werden, die das Risiko von Unterkühlungen und Erfrierungen bergen.

Auch für Prince George wird eine weitere große Schneemenge erwartet, die zum zweiten Mal in dieser Woche bis zu einem Meter hoch werden könnte: „An diesem Wochenende würden weitere 20 bis 30 Zentimeter einen neuen Rekord brechen – falls es dazu kommt“, so der Meteorologe Derek Lee.

Dazu:

Abbildung 2: Temperatur im 850-hPa-Niveau vom 25. Februar 2023, 00 UTC. Der Kältepol über Kanada sticht deutlich hervor (im linken Teil des Bildes). Quelle: Wetterzentrale.de

Abbildung 3: Gleiches Datum wie Abbildung 2. Schneedecke auf der Nordhemisphäre. Man beachte, dass die Schneedecke im Westen der USA bis fast nach Mexiko reicht (siehe die Meldungen). Aber auch bedeutsam: Schnee wird auch in Spanien und sogar Marokko angezeigt! Quelle: Wetterzentrale.de

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Fast 4 m Schnee in Sotschi, Russland

In dieser Woche sind in den Bergen von Sotschi meterhohe Schneemassen niedergegangen.

Wie gismeteo.ru berichtet, wuchs die Schneedecke in Krasnaja Poljana auf 80 cm und im Hochland auf weit über 4 m.

Lawinenwarnungen gelten für die Berge der Region Krasnodar und der Adygean oberhalb von 1.000 m, wobei 500 m in den höheren Lagen von Sotschi gefährlich sind.

In Moskau wurden Tageshöchsttemperaturen von -13 °C gemessen, was etwa 10 K unter der Norm für die gesamte Dekade liegt.

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Es folgt noch einmal ein Ausblick auf die bevor stehende Kältewelle in Europa.

Link: https://electroverse.co/coast-to-coast-snowstorm-blizzard-warning-in-los-angeles-cold-canada-snow-sochi-europe/

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Meldungen vom 24. Februar 2023:

Schnee in ganz Kalifornien – erreicht neue Rekorde im Süden

Ein heftiger Wintersturm wirkt sich weiterhin auf den größten Teil des nordamerikanischen Kontinents aus. Allein im Bundesstaat Michigan sind am frühen Freitagmorgen fast eine Million Haushalte ohne Strom, und es werden Bäume und Stromleitungen umgerissen.

Die Warnungen vor Winterstürmen und Schneestürmen reichen von Oregon im Süden bis zur kalifornischen Grenze zu Mexiko, da arktische Luft in die Lower 48 eindringt und die Schneehöhen auf historisch niedrige Seehöhen bringt, sogar in den Küstengebieten Nordkaliforniens.

Der National Weather Service LA [= Los Angeles] gab die erste Schneesturmwarnung seit 1989 heraus, wobei das NWS-Büro in San Diego zum ersten Mal überhaupt eine Schneesturmwarnung für die San Bernardino Country Mountains herausgab.

Der ungewöhnliche Kaltluftausbruch wird seine maximale Intensität von Freitag bis Samstag erreichen, obwohl Nordkalifornien bereits jetzt das beste Schnee-Ereignis seit Februar 1989 erlebt: In den Gebieten Eureka und Crescent City setzt sich der Schnee in außergewöhnlich niedrigen Höhenlagen (<100 m) ab, wobei das NWS-Büro in Eureka – das auf nur 12 m Seehöhe liegt – eine Temperatur von 0°C registriert.

Hierzu gibt es auch ein Twitter-Video:

https://twitter.com/i/status/1628441225434132480

Angesprochen wird darin eine Seehöhe von 260 Fuß, das entspricht etwa 80 m ü. NN!

Weitere Twitter-Videos gibt es aus Süd-Kalifornien. Man beachte die Palmen und den Schnee. Irgendein Ober-Alarmist hat zwar mal gesagt, dass „Kinder nicht mehr wissen, was Schnee ist“. In Südkalifornien ist es umgekehrt: Dort wussten Kinder und jüngere Erwachsene BISHER nicht, was Schnee ist – jetzt wissen sie es!

https://twitter.com/i/status/1628941522497597442

und

https://twitter.com/i/status/1628857825068978176

„Es kommt nicht oft vor, dass so kalte Luft nach Kalifornien kommt“, sagte die NWS-Meteorologin Brooke Bingaman. In Santa Rosa zum Beispiel sanken die Temperaturen am Donnerstag auf -2,2 °C und erreichten damit die bisherigen Tiefstwerte für diesen Tag aus den Jahren 2022, 1955 und 1911.

In LAX [Flughafen LA] wurde am Donnerstag ein Rekordtief von 5°C gemessen – ein Wert, der den alten Rekord aus dem Jahr 2019 übertrifft.

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Schneereichster Tag in Portland, Oregon

So viel Schnee auf einmal hat es in Portland seit 80 Jahren nicht mehr gegeben. „Das ist eine große Sache“, sagte NWS-Meteorologe Tonja Fransen.

Auf dem Portland International Airport fielen am Mittwoch 27,4 Zentimeter Schnee. Damit wurden die 23.6 cm, die an einem Januartag im Jahr 1956 fielen, übertroffen, aber die größte Schneemenge in der Geschichte der Stadt – 36,6 cm im Jahre 1943 – wurde nicht ganz erreicht.

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Der drohende Vorstoß arktischer Luft in Europa

Heute Morgen war es in Zentralportugal schon wieder frostig – der 17. Frost in diesem Februar.

Nach der neuesten GFS-Prognose wird die Kälte in Portugal auch nicht so bald aufhören.

Anomale Kälte wird für Westeuropa für mindestens die nächsten zwei Wochen vorhergesagt.

Link: https://electroverse.co/snow-falls-across-california-lax-busts-temp-record-portlands-snowiest-day-since-1943-europes-arctic-outbreak/

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Und hier wie schon in der Vorbemerkung angedeutet die Meldung über eine frühe Hitzewelle in Indien vom 24. Februar 2023:

https://www.wetteronline.de/wetterticker/indien-hitzewelle-schon-im-februar–64696684-f473-4554-ad8e-87a351746c71

Immer wieder bemerkenswert, dass diese eine Meldung so betont wird, während über die o. g. Kalt-Ereignisse KEIN EINZIGES WORT verloren wird!

wird fortgesetzt … (mit Kältereport Nr. (8 / 2023)

Redaktionsschluss für diesen Report: 24. Februar 2023

Zusammengestellt und übersetzt von Christian Freuer für das EIKE




Die große Energiekrise – Gespräch mit Otto Schily und Fritz Vahrenholt | Tichys Einblick Talk

Im Berliner Hotel Albrechtshof stellte Otto Schily gemeinsam mit Fritz Vahrenholt dessen neues Buch Die große Energiekrise … und wie wir sie bewältigen können vor. Im Anschluß sprach Wirtschaftsjournalist Roland Tichy mit Schily und Vahrenholt zum Thema.

Das Buch durchbricht die Schweigemauer. Zur Pressekonferenz kam weder einer der zig ÖRR-Sender noch FAZ, noch SZ, noch Zeit, noch Spiegel. Aber die Leser haben es in zwei Tagen auf Platz 20 der Spiegel-Bestsellerliste (Sachbuch) gehievt. Nächste Woche wahrscheinlich unter den ersten fünf. Die 2. Auflage ist schon im Druck.

Fritz Vahrenholt signierte 40 Exemplare in der ParlamentsBuchhandlung, die diese zum Ladenverkaufspreis anbietet (Fernkontakt unter 030- 22489544, Service@ParlamentsBuchhandlung.de). Adresse: Wilhelmstraße 68a, 10117 Berlin-Mitte.

Verlagstext des Buches:

Noch nie in der Geschichte des Industriezeitalters war Energie so knapp und teuer wie heute. Dabei wirkt der russische Einmarsch in der Ukraine nur als Katalysator, denn schon zuvor ließen Preisexplosionen an den Gas- und Strommärkten das Scheitern der Energiewende und des europäischen „Green Deals“ erkennen.

Eine falsche Energiepolitik gefährdet nicht nur unseren Wohlstand, sondern führt auch weltweit zu steigenden Nahrungsmittelpreisen und in der Folge zu Hungersnöten und neuen Migrationswellen. Die Antwort auf die drängenden Energiefragen unserer Zeit muss eine technologische Energie-Offensive in Deutschland sein, die alle Alternativen einbezieht, von der Schiefergas-Förderung über die CO2-freie Nutzung heimischer Braunkohle bis zur Entwicklung einer neuen Generation sichererer Kernkraftwerke.

Die große Energiekrise … und wie wir sie bewältigen können

Taschenbuch
Erscheinungsdatum : 17.02.2023
Verlag : Langen-Müller
Seitenzahl : 208
Maße (L/B/H) : 21,1/13,2/2 cm
Gewicht : 452 g
ISBN : 978-3-7844-3658-6




Über Wind-, Solar- und Haushalts-Strompreise

Mike Jonas

Kürzlich wurde mir in einem Gespräch ein Diagramm mit den australischen Großhandelspreisen für Strom nach Bundesstaaten gezeigt, wonach man in Südaustralien die bei weitem niedrigsten Preise aller Bundesstaaten zahlt. Der Präsentator des Diagramms behauptete, dies beweise, wie die erneuerbaren Energien die Stromkosten senkten.

Dabei gab es jedoch zwei kleine Probleme:

1.Das Diagramm war eine Echtzeit-Preisskala, die nur die Preise zu diesem bestimmten Zeitpunkt anzeigte, und

2.Der südaustralische Strompreis war eine sehr große negative Zahl. Mit anderen Worten: Es war schwierig, jemanden zu finden, der den Strom verbraucht, selbst wenn er dafür bezahlt wird.

Wie bereits erwähnt, bedeuten negative Strompreise nicht, dass der Strom billig ist, sondern nur, dass der Erzeuger Kosten hat, die nicht gedeckt werden. Diese Kosten müssen irgendwann wieder hereingeholt werden, oder der Stromerzeuger muss sein Geschäft aufgeben. Mit anderen Worten: Negative Strompreise treiben die Gesamtkosten in die Höhe.

Um das ganze Bild zu sehen, muss man sich … das ganze Bild ansehen.

Zunächst habe ich mir den jüngsten Bericht von AEMO (Australian Energy Market Operator) angesehen.

AEMO report Q4 2022:

● Die Spotpreise im Großhandel lagen in allen Regionen des nationalen Strommarktes (NEM) bei durchschnittlich 93 $ pro Megawattstunde (MWh), wobei Queensland, New South Wales und Tasmanien im vierten Quartal Rekordwerte erreichten. Die Preise haben sich jedoch von den extremen Niveaus zu Beginn des Jahres wieder erholt. [Der größte Teil Südaustraliens wurde nach einem Ausfall eines Übertragungsmastes vom Netz getrennt.]

● Südaustralien, Victoria und Neusüdwales verzeichneten alle neue Minimalwerte für ein Quartal seit Beginn des NEM, und Queensland verzeichnete im vierten Quartal den niedrigsten Bedarf seit 2002.

● Die Leistung von Wind- und Solarenergie stieg stark an, da neue Anlagen angeschlossen und in Betrieb genommen wurden. Obwohl die Windkraftanlagen im NEM ihre niedrigste vierteljährliche Auslastung in der jüngeren Vergangenheit verzeichneten, war das vierte Quartal 2022 die höchste Winderzeugung in einem vierten Quartal seit Beginn der Aufzeichnungen. Queensland und New South Wales verzeichneten einen starken Anstieg der netzbasierten Solarenergie und setzten die Tagespreise häufiger fest als im gleichen Quartal des Vorjahres.

● Der Anteil der erneuerbaren Energien an der Gesamterzeugung in der NEM erreichte am 28. Oktober 2022 68,7 % und übertraf damit den bisherigen Rekord von 64,1 % (vom 22. September 2022).

Die Wind- und Solarenergieerzeugung hat also stark zugenommen, ihre Marktdurchdringung hat ein Rekordhoch erreicht, die Winderzeugung hat im vierten Quartal ein Rekordhoch erreicht, doch die Windnutzung ist prozentual gesunken, die Nachfrage ist auf ein Rekordtief gesunken und die Preise haben im vierten Quartal ein Rekordhoch erreicht.

Es sieht wirklich nicht so aus, als würden Wind- oder Solarenergie die Preise senken.

Lassen Sie mich den letzten Satz umformulieren, damit er etwas deutlicher wird: Es sieht so aus, als wären Wind- und Solarenergie eine absolute Katastrophe.

OK, das ist also Australien. Was ist mit dem Rest der Welt?

Ich gehe davon aus, dass jeder hier diese Grafik von ClimateDepot gesehen hat:

Dieses Diagramm stammt aus dem Januar 2018. Deshalb habe ich die neuesten verfügbaren Strompreise für Haushalte (Juni 2022) und die Daten zum prozentualen Anteil von Wind- und Solarenergie an der Primärenergie (2021) heruntergeladen und ein aktualisiertes Diagramm erstellt. Die erneuerbaren Energien sind in % der Energie angegeben und nicht in Watt/Kopf, was möglicherweise repräsentativer ist.

Bitte entschuldigen Sie, dass der Strompreis auf der X-Achse und nicht auf der Y-Achse liegt.

In dem aktualisierten Diagramm fallen einige Dinge auf:

● Es gibt definitiv einen sichtbaren Zusammenhang zwischen mehr Wind- und Solarenergie und höheren Strompreisen.

● Die Strompreise in Dänemark (DNK), Deutschland (DEU) und einigen anderen Ländern haben sich in den letzten fünf Jahren fast verdoppelt. Griechenland (GRC) hat viel besser abgeschnitten (ich weiß nicht warum – lohnt es sich, das mal zu ergründen?)

● Großbritannien (GBR) ist ein Katastrophengebiet.

● Dänemark hat prozentual gesehen bei weitem die meisten erneuerbaren Energien (vor allem Windkraft), ist aber nur mit knappem Abstand das Land mit den höchsten Kosten. Vielleicht hilft die Nutzung der norwegischen Wasserkraft als Batterie, auch wenn sie teuer ist dabei, einen größeren Teil der Windenergie zu nutzen. Im Gegensatz zu Südaustralien zum Beispiel, das die Energie oft nicht einmal verschenken kann.

● Viele der Länder mit sehr niedrigen Strompreisen sind Öl-/Gasförderländer, die die Strompreise für die Haushalte durch Subventionen niedrig halten. Für Länder, die Brennstoffe importieren, ist das keine praktikable Option. Dennoch bedeutet dies, dass die Länder, die einen höheren Prozentsatz an nicht erneuerbaren Energieträgern verwenden (vor allem Kohle, Gas, Kernkraft und etwas Wasserkraft), tendenziell niedrigere Strompreise haben.

Schlussfolgerung: Aus all dem oben Gesagten, d. h. aus der Betrachtung des Gesamtbildes, ergibt sich, dass Wind- und Solarenergie nachweislich die Stromkosten in die Höhe treiben.

Aber das wusste ja schon jeder, der außerhalb der kontrollierten Medien liest.

Link: https://wattsupwiththat.com/2023/02/20/wind-solar-and-household-electricity-prices/

Übersetzt von Christian Freuer für das EIKE

 




Die Sonne geht im Norden auf – Solarstrom aus Dänemark

Je nördlicher der Ort gelegen, desto weniger Sonne. So einfach kann man den geografischen Zusammenhang beschreiben. Deutsche Politik lässt sich davon nicht beirren und gibt Steuergeld aus für Solarstrom in Dänemark.

VON FRANK HENNIG

Das Erneuerbare-Energien-Gesetz -Gesetz (EEG) ist national angelegt und sollte den „Erneuerbaren“ den Durchbruch zur Marktfähigkeit ermöglichen. Das ist bis heute nicht gelungen, man spricht von „Marktversagen“. Es geht nicht mehr um Marktfähigkeit, Versorgungssicherheit oder erträgliche Strompreise. Die „Erneuerbaren“ sind zum Selbstzweck geworden, weil die Branchen prächtig verdienen und politisch hochwirksam sind.

Die künftige grüne Energiewelt Europas soll nach deutschen Vorstellungen aus sich ergänzenden „Erneuerbaren“ bestehen. Windstrom aus dem Norden, Sonnenstrom aus dem Süden, insgesamt nicht ganz so zufällig und volatil wie jede Erzeugungsform für sich. Mehr Windstrom im Winter, mehr Sonnenstrom im Sommer, das schafft (über die Quartalsdurchschnitte) einen gewissen Ausgleich. Aber weder Dunkelflaute noch Hellbrise lassen sich damit vermeiden.

Je weiter man nach Süden geht, desto mehr nimmt die solare Einstrahlung zu. Nicht zufällig stehen die meisten deutschen PV-Anlagen (Photovoltaik) in Bayern. Es gibt weniger davon in Dänemark – aus gutem Grund.

Dänemark ist Teil Skandinaviens und hat eine der glücklichsten Bevölkerungen der Welt. Das hängt nicht mit mediterraner Lebensweise, Traumstränden, angenehmer Badetemperatur und eitel Sonnenschein zusammen. Grund sind eine gelassene Mentalität und Regierungen, die weitgehend pragmatisch und ideologiebefreit versuchen, die Bedürfnisse des Wahlvolks zu befriedigen. Und im Gegensatz zu Deutschland an der Abwesenheit der Illusion, vom eigenen Territorium aus die Welt und dessen Klima verbessern oder gar „retten“ zu können, mithin ein Vorreiter dänischen Wesens für die Welt zu sein. Das bewahrte das Land in seiner Geschichte, im Gegensatz zu Deutschland, vor manchem Desaster.

Aber selbst mit wenig Sonnenschein ist es möglich, dass auch das Königreich Dänemark nach dem deutschen EEG geförderte PV-Anlagen betreibt.

Geldexport als Geldgeschenk

Im Jahr 2016 fand die erste grenzübergreifende PV-Ausschreibung statt. Grundlage war ein deutsch-dänisches Abkommen („Abkommen zwischen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland und der Regierung des Königreichs Dänemark über die Schaffung eines Rahmens für die teilweise Öffnung nationaler Fördersysteme zur Förderung der Energieerzeugung durch Photovoltaik-Anlagen und für die grenzüberschreitende Steuerung dieser Projekte im Rahmen eines einmaligen Pilotverfahrens im Jahr 2016“), das die Einzelheiten regelte. Eine Kostprobe daraus:

„… in Anerkenntnis dessen, dass die Energiemärkte allein zurzeit weder in der Bundesrepublik Deutschland noch im Königreich Dänemark die gewünschten Anteile an erneuerbaren Energien erreichen, was bedeutet, dass nationale Fördersysteme erforderlich sind, um dieses Marktversagen zu beheben und um die zunehmenden Investitionen in erneuerbare Energien voranzutreiben …“

Man beachte, dass ein vorgeblich zu geringer Marktanteil der „Erneuerbaren“ einem „Marktversagen“ zugeschrieben wird. Der Gedanke, dass sie schlicht nicht marktfähig sein könnten, kommt gar nicht erst auf.

Aus dieser grenzüberschreitenden Ausschreibung 2016 bekamen fünf dänische PV-Anlagen mit je knapp 10 Megawatt installierter Spitzenleistung den Zuschlag für die deutsche Förderung per EEG-Umlage: zwei auf Seeland, zwei auf Bornholm und eine auf der Insel Nexö im nördlichen Kattegat.

Bis 2022 zahlten so die deutschen Stromverbraucher über die EEG-Umlage für dänischen Strom aus dänischen Anlagen für das dänische Netz. Von 2018 bis 2021 wurden 2,16 Millionen Euro über die Grenze nach Angaben der Bundesnetzagentur nach Norden transferiert und halfen somit, den dortigen Strommix etwas mehr zu vergrünen. Heute erfolgen die Zahlungen aus deutschem Steuergeld.

Nun sind reichlich zwei Millionen Euro eher Peanuts, das geben Bundesminister und -innen nebenbei für Visagistinnen und Fotografen aus. Das Geld kommt vielleicht auch dänischen Bürgerenergiegesellschaften oder kleinen Mittelständlern zugute? Leider nein, die fünf Anlagen haben denselben Eigentümer, es ist ein Investmentfonds mit luxemburgischer Mail-Adresse.

Kein Geldimport

Die Frage, wie viel dänisches Steuergeld die Grünstrombranche in Deutschland erhält, erübrigt sich. Von Dänemark in Deutschland geförderte PV-Anlagen sind nicht bekannt (falls doch, bitte Menge und Datenquelle nennen).

Die knapp sechs Millionen Einwohner im Nachbarland werden nach rationalen Prämissen regiert und die alte Kaufmannsnation dürfte nicht bereit sein, Steuergeld für emissionsarmen Tagsüber-Strom ins Ausland zu verschenken. Aber vielleicht haben wir dänischen Grünstrom als Graustrom importiert und bezahlt? Bis 2021 geschah das in geringem Umfang, seit 2022 ist der Saldo ausgeglichen. Das heißt, der EEG-geförderte dänische Sonnenstrom bleibt im dänischen Netz und der Gewinn landet bei einem internationalen Fonds.

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Fritz Vahrenholt: Wie wir die große Energiekrise bewältigen können

Beim Strompreis sind die Dänen – nach uns – Vizemeister. Ein hoher Staatsanteil und fast 70 Prozent „Erneuerbare“ im Mix sorgen dafür. Der jährliche Verbrauch liegt mit reichlich 33 Terawattstunden etwa auf dem Niveau Niedersachsens. Die örtliche Lage im europäischen Netz ist gut, sichere Lieferungen aus norwegischer Wasserkraft und schwedischer Kernkraft sowie aus dem niederländischen und deutschen Netz stabilisieren das dänische auch bei ungünstigem Wetter.

Vor allem denken die Dänen weiter und über die alten „Erneuerbaren“ hinaus. Die Firma Seaborg entwickelt in Kooperation mit Samsung einen Salzschmelzreaktor, der auf Schiffen eingesetzt werden soll. Copenhagen Atomics arbeitet an einem Thorium-Salzschmelzreaktor. Ganz ohne deutsche Förderung kann das künftig helfen, die hohen Strompreise zu senken und von Zufallsenergie unabhängiger zu werden.

Auf in den Norden

Der Inhalt des deutsch-dänischen Abkommens macht es auch möglich, durch Deutschland geförderte PV-Anlagen auf Grönland zu errichten. Dort ist viel Platz. Die Erträge dürften gering sein, aber unser Prinzip, dass Kosten bei der CO2-Vermeidung keine Rolle spielen, könnte auch hier wirken. Schließlich sind wir ein reiches Land, wie immer wieder zu hören ist.

Es würde auch dem „Marktversagen” bei der Integration der „Erneuerbaren“ im grönländischen Strommarkt entgegenwirken.

Nach Informationen und Daten der Bundesnetzagentur und www.netztransparenz.de, ausgewertet von Rolf Schuster, Vernunftkraft

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