Nehmen die Klimaaktivisten ihre Forderungen selber überhaupt ernst? Klimakleber beim Fliegen nach Bali erwischt
von AR Göhring
Gerade machte die Nachricht die Runde, daß ein Klimakleber-Pärchen aus Stuttgart nicht zu ihrem Strafprozeß erschien, weil es lieber nach Thailand und Bali in den Luxusurlaub geflogen war. Beide haben dabei gemeinsam etwa 7,7 Tonnen CO2 emittiert. Zum Vergleich: Hans Schellnhuber schlug kürzlich ein individuelles Budget von drei Tonnen CO2 pro Jahr und Person vor.
Im September blockierten Luisa S. (22) und ihr Freund Yannick S. (24) den Verkehr auf einer Bundesstraße. Ein Sprecher der Letzten Generation verteidigte die Mitstreiter:
Sie haben den Flug als Privatleute gebucht und nicht als Klimaschützer. Das muß man auseinanderhalten können.
Pikanter Gedanke: Was hätte das Klimapärchen im Flugzeug gesagt, wenn sich Kollegen der Letzten Generation vor dem Start an der Landebahn festgeklebt hätten?
Das grüne Hausblatt taz publizierte eine Verteidigungsschrift der beiden ertappten Klimaferkel. Darin erklärten sie, daß Luisa schon Jahre von der Südostasienreise geträumt hätte – wahrscheinlich wurde der Traum geboren, als die Schülerin noch nicht auf den Klimazug aufgesprungen war. Außerdem ist das Pärchen bereits seit vier Monaten (!) in Thailand unterwegs – das muß man sich erst einmal leisten können. In Neuseeland z.B. gibt es ein Work&Travel-Programm, das jungen Menschen einen weitgehend kostenneutralen Aufenthalt ermöglicht. Aber in Thailand? Vielleicht jobben sie im Hotel, aber dazu sagen sie nichts, also höchstwahrscheinlich nur Urlaub. Zu guter Letzt schieben sie, wie es für Narzißten typisch ist, die Schuld auf andere ab:
Doch denken wir, dass nicht Klimaaktivist*innen`* in eine besondere Pflicht genommen werden müssen, sondern jede*r`* nach menschs`* Möglichkeiten. [`*sic!]
Doch, die Reichen, die einen besonders großen ökologischen Fußabdruck haben und via „Klimaaktivismus“ ihren ärmeren Mitbürgern, die für wenig Geld arbeiten müssen und nicht vier Monate in Asien urlauben können, das Leben noch schwerer machen, sollten nach allerhöchsten – eigenen – Maßstäben bewertet werden.
Der Fall zeigt gleich zwei Probleme der Klimarettungsszene: 1. Die Protagonisten sind durch die Bank „Arzttöchter und Anwaltsöhne“, wie ein interner Kritiker von Fridays for Future dem Cicero berichtete. Daß diese den Werktätigen Verzicht predigen und das Leben schwer machen, paßt nicht zu ihrem persönlichen Lebensstil – da sind die beiden aktuellen Fälle nur die Spitze des Eisbergs.
2. Wenn die Aktivisten so offensichtlich und ignorant gegen die eigenen Werte handeln, kann man kaum noch annehmen, daß sie glauben, was sie sagen. Auch wenn sie es vor anderen oder sich selbst nicht zugeben – das Klima-Demonstrieren scheint eher ein Selbstfindungstrip oder ein Karrieresprungbrett zu sein. Das Phänomen trifft nicht nur auf die bis 2019 ganz offiziell häufig Langstrecke fliegende Luisa Neubauer zu, sondern offenbar auch auf alle anderen.
Delikaterweise ist das Phänomen der Klima-Doppelmoral längst journalistisch und statistisch erwiesen – zu Klima- und Davoskonferenzen kommen immer mehr Privatjets. Die Umweltschützer unter den Hollywoodstars wie Leonardo diCaprio fliegen mit ihren Privatmaschinen von einer Konferenz zur nächsten, geben es zu – und machen trotzdem immer weiter.
Warum zeitigt diese Doppelmoral eigentlich nie Konsequenzen? Warum zerlegen die Massenmedien heuchelnde Politiker nicht wie früher? Nun, weil alle Moralischen es so machen wie die Politiker – wer in den westlichen Ländern am meisten SUV fährt und fliegt, gehört zum Gutteil zu den Grünwählern (Platz 1 nach Umfrage). Man hat zuzeiten den Eindruck, daß sich Millionen Menschen aus der oberen Einkommenshälfte verabredet hätten, ein „Narrativ“ zu erzählen, das tatsächlich nur dem eigenen Prestige und dem eigenen Vorteil dient – das Verhalten ist bis auf ein paar Symbole absolut „gewöhnlich“ – und unmoralisch.