Der grüne Faschismus hinter dem „Weltrettungs“-Getue

Fred F. Mueller

Der neue Faschismus wird nicht sagen: Ich bin der Faschismus. Er wird sagen: Ich bin der Antifaschismus. Dieser Spruch von Ignazio Silone 1) kann heute neu interpretiert werden: Heute sagt er: Ich muss dringend die Welt (und ihr Klima) vor der Menschheit retten. In „Die Kunst der Diktatur“ charakterisierte Silone den faschistischen Führer als einen, der die Macht um ihrer selbst Willen anstrebt – nicht um Ideen, Prinzipien oder Programme umzusetzen – und der sich darum wenig um die Wahrheit, um Aufrichtigkeit oder Redlichkeit schert.

Innerhalb weniger Jahre hat sich bei den „Klima“-Protesten ein besorgniserregender neuer Trend entwickelt. Die althergebrachten „Klimakrieger“ von Greenpeace, dem WWF und Konsorten werden auf der Protestautobahn mittlerweile von wesentlich radikaleren Gruppierungen mit erschreckenden Bezeichnungen wie „Extinction Rebellion“ oder „Letzte Generation“ rasant auf der falschen Spur überholt. Statt wie früher üblich im Rahmen großer Kundgebungen mit Spruchbändern und bunt bemalten Papptafeln auf die Straße zu gehen, schwärmen diese „Aktivisten“ in kleinen, generalstabsmäßig vorbereiteten Stoßtrupps aus. Ihre Bewaffnung besteht – zumindest bis jetzt noch – aus Superkleber, Kartoffelbrei oder Tomatensuppe. Ihr Ziel ist der bewusste Rechtsbruch auf möglichst spektakuläre Weise, ohne Rücksicht auf Schäden oder sonstige Folgen für ihre Mitmenschen. Ihre wahllosen Attacken nehmen Flugplätze, Kunstwerke, Museen oder auch die Gebäude von Ministerien und Verwaltungen ins Visier.

Die viel radikaleren „Klimakrieger“ von Letzte Generation & Co. setzen vor allem auf bewusste Gesetzesverstöße und die extreme Nötigung einer möglichst großen Anzahl unbeteiligter Mitbürger, so wie hier in Berlin (Foto: Stefan Müller, Creative Commons)

Ihr bevorzugtes Ziel sind jedoch aktuell noch wichtige Verkehrsstraßen, wo sie sich auf dem Asphalt festkleben, um Staus herbeizuführen, wodurch zahlreiche Menschen in Not geraten. In manchen Fällen verpassen die Opfer ihre Arbeit, wichtige Geschäftstermine, in schlimmeren Fällen auch dringende Arzttermine, Gerichtstermine oder Bewährungsauflagen, was zur Verhaftung führen kann. In einem kürzlichen Fall hatte eine solche Blockade in Berlin sogar tödliche Konsequenzen, weil der Rettungswagen nach einem Verkehrsunfall nicht rechtzeitig zum Opfer durchkam. Die Verursacher zeigen sich jedoch gänzlich ungerührt von den Folgen ihres Tuns. Sie behaupten, der angeblich drohende Klimawandel stelle eine so dringliche Form höherer Gewalt dar, dass sie dazu berechtigt seien, zu seiner Verhinderung in jeder nur denkbaren Form in das Leben ihrer Mitmenschen einzugreifen.

Von Panik getriebene Missachtung von Recht und Demokratie

Interessanterweise handelt es sich zumindest bei den unteren Chargen dieser Bewegung häufig nicht um typische Krawallmacher oder Hooligans, sondern um ganz normale Mitmenschen. Anschauliches Beispiel für diesen Typus ist eine unbescholtene, grauhaarige 54jährige Familienmutter 2), die in Teilzeit als Anstreicherin zum Minimallohn das knappe Familienbudget aufbessert. Dennoch unternahm sie eine mehrere hundert Kilometer lange Reise, um sich in Berlin auf den Asphalt zu kleben. Nach ihrer Festnahme musste sie sich zum vermutlich ersten Mal in ihrem Leben vor einem Gericht verantworten. Weit davon entfernt, Reue zu zeigen, las sie eine lange, gut vorbereitete Erklärung vor, in der sie den Richter bat, sie unter Missachtung des Gesetzes ohne Geldstrafe gehen zu lassen. Ihrer Aussage nach handelte sie aus Verzweiflung, getrieben von der unmittelbaren Gefahr, die der aktuelle menschengemachte Klimawandel für die Menschheit und den Planeten darstelle. Der Kampf gegen diese Katastrophe würde es rechtfertigen, ihre Aktivitäten auch künftig fortzusetzen. In ihrer Schlusserklärung nach Erhalt ihres Urteils stellte sie klar, dass die Strafe sie nicht davon abhalten würde, solche Aktionen fortzusetzen – es sei denn, die Gesellschaft unternehme nach ihren Vorstellungen genügend gegen den Klimawandel. „Die ganze Erde brennt. Wir sind die erste Generation, die den bevorstehenden Klimakollaps zu spüren beginnt, und die letzte, die noch eine Chance hat, etwas dagegen zu tun.“ Damit steht sie beileibe nicht alleine, und es gibt Berichte über Richter, die solche Leute tatsächlich laufen lassen. Dieses Massenphänomen unterstreicht das Ausmaß, in dem die Angst vor einer angeblich bevorstehenden Klimakatastrophe geschürt wurde. Unauffällige Alltagsmenschen verlieren in ihrer Panik jeglichen Respekt vor Demokratie und Rechtsstaatlichkeit, falls der Rest der Gesellschaft nicht bereit ist, sich ihren Ansichten anzuschließen. Mit anderen Worten, ein aufsteigender Faschismus, maskiert von den freundlichen Gesichtern der Nachbarn und Sportvereinsfreunde. Mittlerweile gehen sogar katholische Priester 3) zu diesen Klebe-Happenings.

Die Chefideologen

Normalerweise wird angenommen, dass es sich bei Experten in der exklusiven Welt der exakten Naturwissenschaften zumeist um zurückhaltende, abgeklärte Persönlichkeiten handelt, die kaum zu extremistischen Ansichten über gesellschaftliche Fragen neigen. Mit anderen Worten: Menschen wie dazumal Einstein, Lord Rayleigh, Nils Bohr, Pierre und Marie Curie oder Johannes van der Waals. Doch diese Zeiten scheinen längst vorbei zu sein, wenn man sich anschaut, was der Schweizer Professor Reto Knutti, Atmosphärenphysiker an der renommierten ETH Zürich, der auflagenstarken Boulevardzeitung „Sonntagszeitung“ in einem am 30. Oktober 2022 veröffentlichten Interview sagte. Die vier Hauptbedrohungen für die Umwelt 4) sind seiner Meinung nach: Die Menschheit sei

– Dumm

– faul

– Egoistisch

– kurzsichtig

Diese Bemerkung wirft ein grelles Schlaglicht auf die schockierende Denkweise eines der prominentesten europäischen und internationalen Experten des Klimaalarmismus. Knutti ist in vielen hochrangigen politischen Institutionen und akademischen Kreisen tätig und ein häufiger Interviewpartner für die Medien. Er hat seit 2001 zu IPCC-Veröffentlichungen beigetragen und war einer der Hauptautoren der IPCC-Zustandsberichte Nr. 5 und Nr. 6. Sein H-Index der Bekanntheit in der wissenschaftlichen Welt liegt bei 87, ein Wert, der nur von „beispiellosen Persönlichkeiten“ erreicht werden kann. Eine solche Aussage einer so prominenten Person ist wirklich atemberaubend. Es dürfte schwierig sein, einen Politiker oder Wissenschaftler von vergleichbarer Bedeutung zu finden, der öffentlich eine derart vernichtende Haltung gegenüber der Menschheit als Ganzes zugibt. Weder faschistische noch stalinistische Führer haben jemals zugegeben, die Menschheit insgesamt abzulehnen. Stattdessen behaupteten sie, „die Massen“ gegen eine Minderheit von Unterdrückern unterstützen zu wollen. In krassem Gegensatz dazu beabsichtigt die „grüne“ Philosophie ganz offen, dass sie nicht beabsichtigt, die Lage der Menschheit zu verbessern. Vielmehr konzentriert sie sich darauf, sie zu verarmen, Sparsamkeit und Verzicht zu predigen, die Schaffung von Wohlstand zu stoppen – zumindest für die Massen. Kein Wunder also, dass diese Apologeten ein hartes Vorgehen gegen das Volk befürworten. Ohne große Rücksicht auf die Willensfreiheit des Einzelnen soll die Bevölkerung gezwungen werden, auf Autos mit Verbrennungsmotor zu verzichten und horrend höhere Preise für ihre Mobilität oder für das Heizen mit günstigem Öl oder Gas zu zahlen. Während die Grünen für die Masse der Bevölkerung massive Verschlechterungen ihres Lebensstandards planen, konnten angeblich grün gesinnte Unternehmer wie Elon Musk, dessen hochpreisige batteriebetriebene Elektrofahrzeuge der grünen Philosophie entsprechen, in Rekordzeit unglaubliche Vermögen anhäufen. Musk ist dank der Grünen zu einem der reichsten Männer der Welt geworden, während Millionen von Haushalten vor der schwierigen Wahl zwischen Essen und Heizen stehen. Leider ist Reto Knutti nicht allein. Wir konnten vor kurzem in Sharm El Sheikh anlässlich der Weltklimakonferenz COP 27 einen Massenauftrieb von mehreren zehntausend Klimaangstmachern seines Kalibers bewundern. Der UN-Generalsekretär tat sein Bestes, um mit Aussprüchen wie „Wir fahren mit Vollgas auf der Autobahn in die Hölle“ unzählige Millionen Menschen in Angst und Schrecken zu versetzen. Leider hat er Recht, aber nicht wegen des Klimawandels selbst, sondern wegen der Klimaschutzpolitik unserer Regierungen. Europa, bisher ein Hort finanzieller und gesellschaftlicher Stabilität, erlebt jetzt zweistellige Inflationsraten, explodierende Energiepreise und einen drohenden Tsunami von Entlassungen und Unternehmensschließungen. Und es besteht wenig Hoffnung, dass die kommenden Jahre eine spürbare Entlastung bringen werden.

Die Machthaber

In vielen westlichen Ländern konnten die Grünen zumindest einen Teil der Machthebel unter ihre Kontrolle bringen und tun alles, um auch die Kontrolle über den Rest zu gewinnen. Sie wollen die volle Macht über ihre Bürger ausüben. Einer ihrer wichtigsten Hebel ist die Nutzung unserer elektronischen Kommunikation. Während sie sich laut über die Überwachung in China beschweren, verwandeln sie unsere sozialen Medien und ganz besonders unsere Smartphones in die Augen und Ohren von Big Brother.

Den wenigsten Nutzern ist bewusst, dass ihr Smartphone sie auf Schritt und Tritt bis ins kleinste Detail ausspioniert und alles an Big Brother meldet (Foto: gemeinfrei)

Für diese wird eine App nach der anderen zur Verfügung gestellt, um die Bevölkerung dazu zu bringen, das Gerät ständig bei sich zu tragen, sobald sie das Haus oder das Büro verlassen. Einen Flug buchen? Ihre Bordkarte befindet sich auf Ihrem Smartphone. Müssen Sie nachweisen, dass Sie die neueste Covid-Impfung erhalten haben? Das Dokument befindet sich auf Ihrem Smartphone. Fahrkarte? Auf Ihrem Smartphone, zusammen mit Ihrem Museumsticket. Im Supermarkt bargeldlos bezahlen? Verwenden Sie Ihr Smartphone. Parken bezahlen? Scannen Sie einfach den QR-Code. Möchten Sie Ihre Gesundheits- und Fitnessaktivitäten überwachen? Natürlich mit Ihrem Smartphone. Und was macht das „eigene“ Smartphone? Es sammelt und sendet alles, was der Bürger tut, und jeden Ort, an dem er sich aufhält, direkt zu Big Brother. Zu den neuesten Trends gehört die Abschaffung der Verwendung von Bargeld, wie man es ganz besonders in einigen skandinavischen Ländern beobachten kann. In naher Zukunft wird man nicht den geringsten Betrag seines Geldes ausgeben können, ohne dass Deep State jedes Detail der Transaktion kennt: Wer an wen, wann, wo und wofür. Mit Hilfe riesiger Computerprogramme der künstlichen Intelligenz (KI) wird jeder Aspekt Ihres Aufenthaltsorts und Ihrer Taten sowie eine detaillierte Analyse Ihrer Vorlieben und Denkweisen permanent aktualisiert und in riesigen Computerspeichern archiviert. Von unseren Medien wird immer so getan, als ob China mit all diesen Kameras an jeder Straßenkreuzung ein Überwachungsstaat ohne Freiheit sei. Dabei sind sich die Chinesen viel mehr als wir der Tatsache bewusst, was ihr Geheimdienst so alles tut, und nehmen sich entsprechend besser in Acht als unsere Naivlinge. Vermutlich würden die Verantwortlichen des chinesischen Geheimdienstes sogar einen ihrer Augäpfel gegen die ausgeklügelten KI-Soft- und Hardware-Gadgets eintauschen, die ihren westlichen Kollegen zur Verfügung stehen. Und die GrünSozis wissen, solche Instrumente zu nutzen. In Deutschland leiten sie wichtige Ministerien wie das Auswärtige Amt, das Innen- und das Wirtschaftsministerium.

Ein weiterer interessanter Aspekt der Grünen ist ihre erstaunliche Flexibilität in Bezug auf politische Prinzipien. In ihren frühen Jahren zählten sie Yassir Arafat von der PLO zu ihren Bekannten und waren Feinde des Militärs und insbesondere des NATO-Bündnisses. Die grüne Außenministerin Annalena Baerbock und Wirtschaftsminister Robert Habeck, die sich zu überzeugten Befürwortern des letzteren entwickelt hatten, taten letztlich alles, um Deutschland vom billigen russischen Pipelinegas zugunsten von US-amerikanischem und katarischem LNG-Gas mit einem vielfach höheren Preis abzuschneiden. Allein für diese Heizperiode muss die Bundesregierung mindestens 200 Milliarden Euro berappen, um den Menschen auch nur halbwegs über die nächsten kalten Monate zu helfen. Aber selbst diese enorme Summe ist nichts weiter als ein kurzfristiger Flicken, der sofortige Revolten verhindern soll. Nachdem die Beziehungen zu Russland in Trümmern liegen und die 20-Milliarden-Nord-Stream-Pipeline mit freundlicher Hilfe unbekannter Gönner nur noch ein rostender Schrotthaufen auf dem Grund der Ostsee ist: Wie wollen unsere grünbeflissenen Politiker ihrer Bevölkerung und ihrer Industrie über die langfristigen Nachteile helfen, die sich aus der durch Annalena fleißig mit angeheizten Fehde mit einem unserer wichtigsten Energielieferanten ergeben? In einem Interview gab Annalena Baerbock eine Antwort, die ihre Verachtung für die eigene Bevölkerung krass hervorhob: Den Journalisten sagte sie ganz offen, sie werde ihren politischen Kurs beibehalten, „egal, was meine deutschen Wähler denken5).

Eigentlich dürften sich damit jegliche weiteren Fragen zur Denkweise dieser „Retter des Planeten“ erübrigen. Infolge explodierender Energiepreise verzeichnen deutsche Aluminiumhütten derzeit Umsatzeinbußen von 25 %. Und man erwarte nicht, dass die grünrot eingestellten Ampelpolitiker zurücktreten, wenn die Wut wächst. Im krassen Gegensatz zum raschen Rückzug der britischen Premierministerin Liz Truss, nachdem diese den Stimmungsumschwung in der Öffentlichkeit infolge ihrer Ausrutscher erkannt hatte, kann von unseren geradezu fanatisch „klimarettenden“ Politikern erwartet werden, dass sie an der Macht festhalten werden, komme was da wolle. Notfalls bis zum bitteren Ende im Bunker?

Fred F. Mueller

  1. https://de.wikipedia.org/wiki/Ignazio_Silone
  2. https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/kriminalitaet/klimaaktivistin-in-berlin-zu-geldstrafe-verurteilt-18437884.html
  3. https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/letzte-generation-warum-jesuit-joerg-alt-klimaaktivisten-unterstuetzt-18446377.html?printPagedArticle=true#pageIndex_2
  4. https://www.bluewin.ch/de/news/wissen-technik/klimaphysiker-mensch-ist-dumm-faul-egoistisch-und-kurzsichtig-1439468.html
  5. https://switzerlandtimes.ch/world/no-matter-what-my-german-voters-think/

 




Wie vorhergesagt war COP27 schon wieder ein Flop

NZW Statement

Jedes Jahr läutet die jährliche UN-Klimakonferenz zwei Wochen zwischenstaatlicher Pantomime ein.

Immer wieder wird uns gesagt, dass die Zeit abläuft, dass es eine Minute vor Mitternacht ist und dass dies die letzte Chance ist, die Welt vor dem Untergang zu retten.

Es herrscht ein unheimliches Déjà-vu-Gefühl, während die weltweiten CO2-Emissionen unaufhaltsam und ohne Anzeichen einer Verlangsamung weiter steigen.

Wir von Net Zero Watch [= GWPF] weisen seit Jahren darauf hin, dass jede COP die gleichen rituellen Phasen durchläuft, die immer mit einem endgültigen Scheitern enden. Diese grünen Wochen sind zu einem bedeutungslosen Ritual verkommen, das den Teilnehmern ein gutes Gefühl gibt, aber in der Praxis wenig oder nichts bewirkt.

Deshalb haben wir schon vor vielen Monaten mit großer Zuversicht vorausgesagt, dass es auf der COP27 keinen Bruch geben würde und dass das große Konklave der Klimakardinäle wieder einmal in einem kläglichen Scheitern enden würde.

Und wie recht wir hatten! Von der Ankunft der ersten Delegierten an war es genau so, wie wir es vorausgesagt hatten. Man betrachte unsere aktualisierte Historie des jährlichen COP-Rituals, aus der hervorgeht, dass Sharm el-Sheikh 2022 genau demselben Muster gefolgt ist, genau demselben Weg zum kläglichen Scheitern wie frühere COPs vor dem diesjährigen Talkfestival.

Nach der alljährlichen Aufregung, den Hoffnungen, dem Rummel und dem Zirkus kam der übliche Stillstand und schließlich der „Durchbruch“, als die Europäische Union erklärte, sie sei bereit, einen neuen Klima-Ausgleichsfonds einzurichten … aber nur unter der Bedingung, dass „reichere Entwicklungsländer“ ebenfalls einen Beitrag leisten.

Doch die ewige Frage, wer die geforderten 2 Billionen Dollar pro Jahr an „Klimareparationen“ tatsächlich zahlen wird, wurde auf die Cop28 im nächsten Jahr verschoben, wenn ein „Übergangsausschuss“ damit beauftragt wird, „Finanzierungsquellen zu identifizieren und zu erweitern“. Mit anderen Worten: Die endlose Suche nach Klima-Dollar-Billionen wird noch Jahrzehnte weitergehen.

In Anbetracht dessen erwarten wir das gleiche COP-Ritual nächstes Jahr auf der COP28 in den Vereinigten Arabischen Emiraten.

FLOP27: Where are our climate $$trillions? (pdf)

Link: https://www.netzerowatch.com/as-predicted-cop27-was-a-flop-yet-again/

Übersetzt von Christian Freuer für das EIKE

 




Deutschland im „Asch-Test“: Klima-Konformismus

von Hans Hofmann-Reinecke

In den 1950er Jahren erfand der polnisch-amerikanische Psychologe Solomon Asch einen Test, der offenbarte, dass Versuchspersonen ihre eigene Wahrnehmung verwerfen, wenn der Rest der Gruppe anderer Meinung ist. Mehr als die Hälfte taten das. Würde man die deutsche Bevölkerung testen, man käme wohl auf 90%. Wortspielerisch könnte man also sagen: Deutschland lässt sich gern „verAschen“.

Herbst in Bayern

Kürzlich bekam ich von einer Freundin einen Situationsbericht aus Bayern: Herrliches Bergwetter, Radtouren am Fluss und gemütliche Abende im Biergarten. Wir haben goldenen Herbst.

Und dann kam noch der Nachsatz: „Der Klimawandel lässt sich aber nicht mehr verleugnen.“ Tatsächlich? Satelliten der NASA beobachten seit Jahrzehnten die Atmosphäre. Ihre Daten kann man in einer Kurve darstellen, der man, mit einiger Mühe, einen jährlichen Temperaturanstieg von einem bis zwei hundertstel Grad entlocken kann. Es gibt aber erwärmungslose Jahre und Phasen, in denen „El Niño“ alles durcheinander wirft.

Die sympathische Münchnerin ist sich dennoch ganz sicher: der Klimawandel findet statt. Aber hat sie ihn selbst beobachtet?

Einfacher geht’s nicht

In den 1950er Jahren erfand der polnisch-amerikanische Psychologe Solomon Asch einen Test, der offenbarte, dass Versuchspersonen ihre eigene Wahrnehmung verwerfen, wenn der Rest der Gruppe anderer Meinung ist.

Man hatte dazu eine Reihe von Personen zu einem „Sehtest“ eingeladen. Ihnen wurden Tafeln gezeigt, so wie die oben abgebildete. Jeder Teilnehmer musste nun sagen, welche der Linien – A, B oder C – dieselbe Länge hätte, wie die Linie ganz links daneben. Da war keinerlei optische Täuschung im Spiel, es war die simpelste Aufgabe der Welt. Die richtige Antwort für die Tafel oben ist natürlich „A“. Was für ein Test soll das sein fragen Sie jetzt?

Der Trick bestand darin, dass alle Teilnehmer im Raum, bis auf einen – nennen wir ihn Peter – Komplizen des Psychologen waren. Von dem waren sie instruiert worden, was sie bei jeder Tafel zu sagen hätten. Bei allen gezeigten Tafeln würden sie, einer nach dem anderen, jeweils die vereinbarte Antwort geben. Der ahnungslose Peter, eingebettet in die Komplizen, glaubte aber, dass alle, so wie er, an einem echten Sehtest teilnehmen. Tatsächlich aber war er selbst die einzige Versuchsperson.

Reingefallen

Bei den ersten paar Tafeln würden alle Komplizen die richtige Antwort geben, und Peter natürlich auch. Aber dann würden die Komplizen anfangen falsch zu antworten, etwa bei der Tafel oben würden alle der Reihe nach „C“ sagen. Was würde Peter nun sagen? Die Wahrscheinlichkeit spricht dafür, dass er seinen eigenen Augen weniger traut, als den Antworten der Gruppe (hier zu beobachten), und er würde auch „C“ sagen. Warum tut Peter das?

Es könnte sein, dass er sich bemüht, gewissen unausgesprochenen Regeln oder den sozialen Verhaltensweisen der Gruppe zu folgen. Er will kein Außenseiter sein. Es könnte auch sein, dass er tatsächlich seinen eigenen Augen misstraut, obwohl – bei einer solch offensichtlichen Sache? Wie auch immer, diese und andere Untersuchungen zeigen, dass wir Menschen viel anfälliger sind, uns anzupassen, als wir glauben. Wir neigen zum Konformismus. Und so mancher, der sich als Nonkonformist ausgibt, ist eben Konformist in einer anderen Gruppe.

Nicht nur im Labor

Das Verbiegen der eigenen Wahrnehmung durch falsche Behauptungen der Gruppe findet nicht nur im Asch-Test statt. Da liegt jemand mit mörderischem Husten und Fieber im Bett und erklärt „Gut, dass ich mich viermal gegen Corona hab‘ impfen lassen, wer weiß, wie es mir sonst ginge.“

Nun, er hatte mal die Zusage bekommen: „wenn du dich zweimal mit X oder einmal mit Y impfen lässt, dann bist Du sicher“. Das hat er diverse Male gehört. Dann war plötzlich eine dritte Impfung notwendig, und dann kam der „Booster“ auf. Die einzige vernünftige Schlussfolgerung kann doch jetzt nur sein: diese „Impfung“ wirkt offensichtlich nicht und die „Autoritäten“ wissen nicht wovon sie reden, oder sie wollen uns betrügen.

Aber da alle seine Krankenbesuche und sogar der Arzt das Gegenteil sagen misstraut er seiner eigenen Vernunft. Vielleicht lässt er sich ja noch ein fünftes Mal „impfen“.

Die eigene Wahrnehmung verteidigen

Die aktuelle Politik ist voller Behauptungen, die der eigenen Beobachtung krass widersprechen, die aber von den Medien wieder und wieder verbreitet werden, bis sich eine kritische Masse in der Bevölkerung bildet, gegen die man seine eigene Wahrnehmung nicht mehr verteidigt.

Man erzählt uns, dass mehr Windmühlen das Problem lösen, obwohl man sofort erkennt, dass auch die bei Windstille keinen Strom liefern. Man erzählt uns, dass Kernenergie gefährlich wäre, obwohl nebenan die Franzosen und Polen mit ihren Reaktoren doch ein ganz gesundes Leben führen. Und man erzählt uns, dass die Unterschiede zwischen Mann und Frau nur ein Konstrukt der männlich dominierten Gesellschaft seien. Dass Frauen ebenso gute Komponisten, Chirurgen, Erfinder und Raketentechniker wären, wenn die Männer sie nicht daran hindern würden. Dabei erkennt schon das Baby, dass Mama und Papa, Tante und Onkel, Bruder und Schwester total unterschiedliche Geschöpfe sind.

Eine verbotene Frage

An dieser Stelle drängt sie natürlich eine Frage auf: Gibt es beim Asch Test einen Unterschied zwischen Männern und Frauen? Fallen die einen häufiger rein als die anderen? Die Frage darf man heute natürlich nicht stellen, aber vor 40 Jahren war das noch erlaubt. Man fand heraus, dass Frauen wesentlich häufiger die eigene Wahrnehmung aufgaben und sich der Gruppenmeinung anschlossen.

Man erklärte das damit, dass Männer typischerweise um ihren Status besorgt sind; den können sie durch ihre Unabhängigkeit von der Meinung anderer demonstrieren. Frauen dagegen sind eher auf Zusammenhalt bedacht, sie wollen die Harmonie in der Gruppe wahren. Das bedeutet, dass Männer, zumindest wenn beobachtet, sich eher behaupten und unabhängig handeln, während Frauen sich eher der Meinung der Gruppe anschließen, um soziale Konflikte zu vermeiden. (Eagly, 1978, 1983)

Von meiner ganz persönliche Erfahrungen lass ich mir durch solche Wissenschaft jedoch nicht abbringen. Nicht alle Frauen verbiegen ihre Meinung, um Konflikte zu vermeiden, und schon gar nicht zu Hause.

Dieser Artikel erschien zuerst im Blog des Autors Think-Again. Sein Bestseller „Grün und Dumm“ ist bei Amazon erhältlich.




Ist der Atomausstieg wirklich endgültig?

Ich wage mal eine Prognose: Das letzte Wort zum Kernkraftausstieg in Deutschland ist noch nicht gesprochen. 

von Manfred Haferburg

Seit einer Woche herrscht in Deutschland Dunkelflaute. Die Solarkollektoren schimmern stumpf in den Nebel oder die Dunkelheit, ein müdes Lüftchen lässt die gigantischen Rotoren der Windstromanlagen meist im Leerlauf drehen, um die Rotor-Lager zu schonen. Von den 130 Gigawatt installierter – das heißt maximal möglicher – Leistung von Wind und Sonne stehen lausige acht Gigawatt zur Verfügung. Die vielgepriesenen „Erneuerbaren“ tragen mit wenigen Prozenten zur Stromversorgung bei, während Kohle, Gas, Kernkraft und ein bisschen Import es richten müssen, damit die Lichter nicht ausgehen.

Selbst ein naturwissenschaftlich eher minderbegabter Mensch wie Robert Habeck kommt nicht umhin zu erkennen, dass auch eine Verdoppelung oder Verdreifachung der Windräder und Solarkollektoren den Bedarf nicht decken könnte. Es mag ihn die bange Frage beschleichen: „Wo kommt im nächsten Winter der Strom in einer solchen dunklen und windarmen Zeit her, wenn die Kernkraftwerke verschrottet sind und die Kohlekraftwerke wegen Kohlemangel nicht liefern können oder auch abgeschaltet sind? Es gibt nicht genug Gaskraftwerke. Und wenn es sie gäbe, gibt es nicht genug Gas. Dazu kommt noch eine miserable Klimabilanz dieser Irrsinnspolitik: Mit 724 Gramm CO2 pro erzeugter Kilowattstunde ist Deutschland derzeit nach Polen Vizeeuropameister im CO2-Ausstoß.

Die Regierung treibt seit mehr als einem Jahr ein unverantwortliches Spiel mit den letzten drei Kernkraftwerken. Die Betreiber planten die rein politisch erzwungene Außerbetriebnahme seit mehreren Jahren, durch Brennstoffwirtschaft, durch Personalpläne, ja durch ganze Unternehmensstrategien. Und dann, wenige Monate vor der endgültigen Abschaltung, begann ein Streit in der Regierungskoalition, bei dem alle zu Wort kamen und gefragt wurden, die keine Ahnung hatten, nur die betroffenen Unternehmen nicht. „Zwei Jahre Weiterbetrieb“ – FDP, „Abschaltung zum 31.Dezember 2022 oder in Reserve bis April 23“ – Grüne, „Streckbetrieb bis April“ – SPD waren die politischen Streitpunkte, die im Bundestag mit mehreren Anträgen monatelang zerredet wurden. Die Ingenieure wurden nicht gefragt. Und als sie sich ungefragt zu Wort meldeten, reagierte die Politik „verwundert“.

Spielball von technisch ahnungslosen Machtpolitikern

Offensichtliches Regierungsziel war, sich bis nach der Niedersachsenwahl nicht festlegen zu müssen, ein Vierteljahr vor der Stillsetzung oder dem Weiterbetrieb. Brennstäbe bestellen? Eine Regierungspartei sagte ja, die andere nein und die dritte: „Wir machen einen Stresstest“. Der Stresstest allerdings wurde von den beiden beteiligten Ministerien manipuliert, und die Wähler wurden getäuscht. Heraus kam ein fauler Kompromiss, dass zwei der drei gleichwertigen Kernkraftwerke in den Streckbetrieb gehen sollten und ausgerechnet das Kraftwerk Lingen in Niedersachsen verschrottet werden sollte, da „es nicht gebraucht wird“. Der Kernkraftwerksbetrieb wurde zum Spielball von technisch ahnungslosen Machtpolitikern.

Unmittelbar nach der Niedersachsenwahl sprach der Bundeskanzler Scholz ein Machtwörtchen, nun sollten alle drei Kernkraftwerke in Streckbetrieb bis zum 15. April 2023 weiterlaufen. Frecher kann man die Wähler und Bürger nicht täuschen. Neue Brennstäbe sollten nicht bestellt werden. Ein Aufschrei blieb aus. Offensichtlich ist der deutsche Bürger gern bereit, den Kakao, durch den man ihn zieht, auch noch genüsslich zu trinken. Politischer Stand heute: Am 15. April 2023 ist Schluss mit der Kernenergie in Deutschland, dann werden die letzten drei Kernkraftwerke verschrottet.

Die Politiker haben so wenig Ahnung von der Kernkraft, dass sie überhaupt nicht wissen, was sie mit den KKWs da alles auf den Müll werfen. Es sind nämlich nicht nur technisch auf dem Welthöchststand stehende Kraftwerke, sondern eine ganze dazugehörige Infrastruktur, die im Wesentlichen aus drei Bestandteilen besteht: Technik, Mensch und Organisation.

Auf den Müll – die deutsche KKW-Technik

Die moderne Kernkraftwerkssicherheitstechnik ist weitgehend auch auf deutschem Mist gewachsen. Siemens war einst führend im Kernkraftwerksbau und bei der Entwicklung von Sicherheits-Leittechnik. Im Gegensatz zu weit verbreiteten Falschaussagen sind diese Anlagen durchaus in der Lage, Regelleistung zur Netzstabilisierung zu erbringen und haben dies seit Jahren auch gemacht.

Die drei Kraftwerke Isar 2, Lingen und Neckarwestheim 2 sind sogenannte „Konvoi“-Kraftwerke, ein moderner Kernkraftwerkstyp, auf dem der Europäische Druckwasserreaktor EPR aufbaut. Auch nach 30 Jahren Betrieb gehören sie zu den modernsten Anlagen der Welt. Sie haben eine Leistung von 1.450 Megawatt, und jedes von ihnen war schon mehrfach Erzeugungsweltmeister. Jedes Kraftwerk könnte mehrere Millionen Haushalte mit günstigem Strom versorgen. Nach meiner Schätzung verkörpert jede dieser Anlagen einen volkswirtschaftlichen Wert von drei bis vier Milliarden Euro und könnte noch problemlos und sicher weitere 30 Jahre Strom erzeugen.

Die Sicherheitstechnik der Konvoi-Anlagen ist auf dem höchsten Stand der Technik. Die Radioaktivität ist hinter sechs Barrieren gesichert. Die Sicherheitssysteme sind redundant – das heißt, es gibt mehrere für denselben Zweck – und diversitär, es werden also verschiedene Technikteile für denselben Zweck benutzt, um gleiche Bauteilfehler auszuschließen. So gibt es zum Beispiel vier gebunkerte, unabhängige Sicherheitsscheiben, in denen jeweils ein großes Dieselaggregat die verschiedensten Notsysteme versorgen kann. Und als wären diese noch nicht genug, gibt es einen weiteren transportablen Groß-Diesel, der an verschiedensten dafür vorbereiteten Stellen angeschlossen werden kann. Große gebunkerte Batteriesätze sorgen für unterbrechungsfreien Strom für die Leittechnik, die nach dem Zwei-aus-drei-Prinzip funktioniert.

Es würde jeden Rahmen eines solchen Artikels sprengen, auch nur einen Bruchteil der technischen Sicherheitsvorkehrungen zu beschreiben. Immerhin haben sie dafür gesorgt, dass in den 17 deutschen Kernkraftwerken in über 500 Reaktorbetriebsjahren nicht eine einzige nennenswerter Radioaktivitätsfreisetzung erfolgte oder ein Mensch einen Strahlenschaden erlitt.

Auf den Müll – das deutsche Kernkraftwerkspersonal

In einem deutschen Kernkraftwerk arbeiten 370 höchstqualifizierte Fachkräfte. Am Beispiel eines Schichtleiters möchte ich erläutern, was das bedeutet. Ich war selbst Lizenzträger und weiß daher aus eigener Erfahrung, welch beängstigender Ausbildungsweg das ist.

Ein Schichtleiter in einem KKW hat ein erfolgreich abgeschlossenes Fach- oder Hochschulstudium in einer technisch/physikalischen Fachrichtung, was ihn von vielen Politikern unterscheidet. Um seine Lizenz zu erwerben, wird er ein Jahr lang zum Anlagenfahrer ausgebildet und geprüft. Danach erfolgt die zwei- bis dreijährige Ausbildung zum Reaktorfahrer, die mit einem Dutzend mündlichen und schriftlichen Prüfungen einhergeht und durch praktische Übungen am Kraftwerkssimulator begleitet wird. Mit einer behördlich begutachteten theoretischen und praktischen Prüfung am Simulator erwirbt der neue Reaktorfahrer seine Lizenz, um dann unter Aufsicht eines Lizenzträgers Erfahrung im Reaktorbetrieb zu sammeln. Danach erfolgt eine weitere ein- bis zweijährige Ausbildung zum Schichtleiter, die ebenfalls mit diversen Prüfungen verbunden ist und in einer behördlich kontrollierten praktischen Prüfung am Simulator zum Lizenzerwerb führt.

Es dauert also fünf Jahre, bis ein Kraftwerk einen lizenzierten Schichtleiter nach seinem Hochschulabschluss qualifiziert hat und einsetzen kann. Das sind die Besten der Besten, die auf keinem Arbeitsmarkt zu finden sind. Davon gibt es Dutzende weitere Höchstqualifizierungen in einem Kernkraftwerk, z.B. Physiker, die Brennelemente berechnen können, Mathematiker, die Probabilistik beherrschen, Werkstoffkundler, die mit den komplizierten Kernkraftwerksmetallen umgehen können, Chemiker, Strahlenschützer, Sicherheitsexperten, Elektroingenieure, IT-Leittechniker und viele andere mehr.

Ich will mich hier nicht breit darüber auslassen, wie in den Kernkraftwerken eine systematische Irrtumsvermeidung betrieben wird. Dazu werden Irrtumsvermeidungssysteme geschult, betrieben und ausgewertet. Das sind z.B. Dreiwegekommunikation, Vier-Augen-Prinzip, Pre- und Postjob-Briefing, STAR (Stop, Think, Act, Review), Beinahe-Ereignis-Berichtssysteme, Arbeitsbeobachtung und Coaching, Sichere Entscheidungsfindung…

Wenn ich heute in den Kernkraftwerken der Welt umherreise – ob in den Emiraten, der Schweiz oder Frankreich – treffe ich überall auf meine früheren deutschen Kollegen, die dort mit Kusshand genommen wurden und attraktive Positionen gefunden haben. Ich treffe im Ausland Kraftwerksleiter, die ich noch als Schichtleiter kannte. Die kommen nicht wieder. Es wachsen auch keine nach. Früher gab ich Gastvorlesungen an Universitäten. Diese Studiengänge wurden alle geschlossen.

Auf den Müll – die deutsche Kernkraft-Sicherheitsorganisation

Ein Kernkraftwerk ist so sicher wie die Organisation, die es betreibt, effektiv für Sicherheit sorgt. Organisationseffektivität wurde in 30 Jahren gelernt und wurde in den Kernkraftwerken eine Kultur. Dafür gibt es in einem Kernkraftwerk ein umfangreiches Sicherheitsmanagement – beschrieben auf mehr als 30.000 Seiten Papier und mit großer Akribie implementiert. Ein paar Beispiele: Instandhaltungsmanagement, Alterungsmanagement, Wissensmanagement, Personalmanagement, Materialmanagement, Sicherheitskulturmanagement und viele andere mehr.

Diese Management-Systeme werden systematisch geprüft, bewertet und ständig verbessert. Das nennen wir im KKW lernende Organisation. Kein Politiker kann sich auch nur im entferntesten vorstellen, was dies bedeutet. Es gibt eine Unzahl von Audits und Selbstuntersuchungen, es gibt Peer-Reviews genannte Untersuchungen von internationalen Organisationen wie WANO und OSART, es gibt behördliche Aufsichtsuntersuchungen und internationales Benchmarking. Jede Untersuchung findet kleine Möglichkeiten der Verbesserung, und diese werden in Maßnahmeplänen umgesetzt.

Wenn in vier Monaten die letzten Kernkraftwerke abgeschaltet werden, dann dauert es nicht mehr lange, bis die Aufsichtsbehörden verlernen, die Aufsicht über kerntechnische Anlagen zu führen. Auch bei den Betreibern geht das in all den Jahren angehäufte Wissen den Bach hinunter. Oder meint jemand, ein Energieversorger ohne Kernkraftwerk würde die Unterstützungsabteilungen in den Firmenzentralen weiter aufrechterhalten? Das waren die, welche früher den Brennstoff einkauften, die Simulatoren und Schulungseinrichtungen entwickelten, den Einkauf von Ersatzteilen organisierten.

Auch eine ganze Armada von Fremdfirmen müssen sich anderen Geschäftsfeldern widmen oder gehen vom Markt. In jeder Revision kamen ca. 1.000 Fremdfirmenmitarbeiter ins Kraftwerk. Das sind tausende von hochqualifizierten Arbeitsplätzen. Leute, die früher von Kernkraftwerk zu Kernkraftwerk zogen und während der Revisionen spezialisierte Aufgaben übernahmen, zum Beispiel hochqualifizierte Schweißer für austenitische Werkstoffe. Das Ausland freut sich schon auf diese Leute, zur Zeit werden sie in Frankreich händeringend gesucht.

Dumme Menschen können nur zerstören, was Kluge aufbauen

Ich wage mal eine Prognose: Das letzte Wort zum Kernkraftausstieg in Deutschland ist noch nicht gesprochen. Bald wird das verantwortungslose Parteiengezänk und der Hickhack um die Kernenergie wieder losgehen. Die Ampel-Politiker spielen ihre Machtspiele mit einer Technologie, die sie nicht verstehen. Für sie ist ein Kernkraftwerk eine Nachttischlampe, die man nach Belieben an- und ausknipsen kann. Das Wort Xenonvergiftung verorten sie in der Medizin, Reaktivität in der Soziologie und Stabwirksamkeit in der Textilindustrie. Wenn überhaupt.

Was wird geschehen? Vielleicht werden im Frühjahr für die letzten drei KKW neue Brennstäbe bestellt. Deren Herstellung dauert sechs bis neun Monate, wenn sich Framatome oder Westinghouse Mühe geben und ein Bonus geboten wird. Wie auch immer – im nächsten Winter stehen diese Anlagen nicht zur Verfügung.

Vielleich beschließt die Ampel nach landesweiten Stromabschaltungen in einer Panikreaktion die Reaktivierung der drei im letzten Jahr abgeschalteten Kernkraftwerke. Dann braucht es für Grohnde und Brokdorf bis 2025 und Gundremmingen C bis 2026 zur Reaktivierung.

Aber vielleicht liege ich auch falsch und die nächsten Winter werden gar nicht so hart. Ich würde es mir wünschen. Eigentlich wäre das die bessere Lösung für uns alle.

Mit großer Sicherheit verabschiedet sich Deutschland am 15. April 2023 für die nächsten 20 Jahre von der Kernenergie. Niemand wird den Vorreitern bei diesem Abschied folgen, sie werden verlacht werden, wenn sie mit Bücklingen um Energie betteln gehen. Vielleicht tragen sie dabei ja eine Regenbogen-Armbinde. Und die einstigen Vorreiter werden auch noch wegen ihres CO2-Fußabdrucks schief angesehen.

Unerreichbare Ziele verkünden

Ein Kernkraftwerk beginnt acht Monate vor einer jährlichen Revision mit der Revisionsvorbereitung. Vor fünf Jahren hat die Vorbereitung der endgültigen Außerbetriebsetzung begonnen. Und heute wissen die Betreiber noch nicht einmal sicher, ob sie in vier Monaten noch Strom produzieren sollen.

Die derzeitig größte Gefahr für die Kernkraftsicherheit in Deutschland sind die ahnungslosen Politiker der Ampel-Regierung. Sie haben keine technische Bildung und können wohl nicht einmal rechnen. Sonst würden sie nicht so unerreichbare Ziele verkünden. Herr Graichen, ein Staatssekretär im BMWI, verkündete jüngst, dass die 15 Millionen Elektroautos im Jahre 2030 als Speicher dienen werden.

Wenn das so sein soll, müssen seit gestern täglich 5.000 Elektroautos in Deutschland verkauft und 5.000 rückladefähige Ladepunkte installiert werden. Wäre ich Habeck, würde ich einen solchen Dilettanten sofort feuern. Aber Habeck kann ja selber nicht rechnen. Will er seine eigenen und selbstgesteckten Ausbauziele bis 2030 erreichen, müssen täglich 10 Windanlagen an Land und täglich 550 Solaranlagen gebaut werden. Das entspricht einer Verzehnfachung des heutigen Ausbautempos.

Wohin gehören solche Politiker?

 

Weihnachtszeit – Zeit für Geschenke  – Zeit zum Lesen. Manfred Haferburg ist Autor des Romans „Wohn-Haft“ (fünf Sterne bei 219 Bewertungen) „Von der ersten bis zur letzten Seite bewegend, spannend, glücklich, traurig, verzweifelt, optimistisch, wütend und auch mal verzagt. In diesem Buch steckt ein ganzes Leben drin” AMAZON Kunde am 9.Mai 2022. „Es ist ein stark geschriebenes Buch, das mich von der ersten bis zur letzten Minute fasziniert hat: in seiner klaren, schönen Sprache, in seinem historischen Bezug, in seiner Echtheit.“ Peter O. 17.03.22

Der Beitrag erschien zuerst bei ACHGUT hier




Rettet das Netz in Amerika!

David Wojick

Vorbemerkung des Übersetzers: Tatsächlich ist man auch im „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“ auf dem Weg ins Strom-Nirgendwo. Wie sehr das unserem Land gleicht … – Ende Vorbemerkung

Es ist kein Geheimnis, dass das amerikanische Stromnetz immer unzuverlässiger wird. Das Geheimnis ist, wer die Schuld daran trägt. Wenn man nicht weiß, wem man die Schuld geben kann, ist es schwer, das Problem zu lösen.

Ich wette, dass fast niemand von der North American Electric Reliability Corporation gehört hat, wenn ich um ein Handzeichen bitten dürfte. Sie heißt NERC, was sich auf „jerk“ [Idiot] reimt. Es handelt sich um ein privates Unternehmen, das mit bundesstaatlichen Befugnissen ausgestattet ist und dafür sorgt, dass in Amerika die Lichter brennen. NERC legt die Vorschriften für die Zuverlässigkeit des amerikanischen Stromnetzes fest und setzt sie durch. Die drohende Gefahr zahlreicher Stromausfälle ist ihre Schuld. Sie haben es offensichtlich versäumt, die Zuverlässigkeit aufrechtzuerhalten, was ihre eigentliche Aufgabe ist.

Das Netz ist krank und wird immer kränker.

Der Grund für diese zunehmende Unzuverlässigkeit ist hinlänglich bekannt. Es ist der verrückte Versuch, zuverlässige Kohle- und Atomkraftwerke durch wetterabhängige Wind- und Sonnenenergie zu ersetzen. Das funktioniert einfach nicht, und wir beginnen, den Preis für diese Torheit zu zahlen. Wir müssen den Anteil der erneuerbaren Energien begrenzen und steuern, um die Zuverlässigkeit zu erhalten. Da die Batteriekosten selbst unter der Annahme phantastischer Kostensenkungen unvorstellbar hoch sind, ist die Versorgung des Netzes mit Wind- und Sonnenenergie an sich unmöglich. Für die Zuverlässigkeit ist eine ausreichende Reserveerzeugung erforderlich.

Im vergangenen Frühjahr veröffentlichte das NERC einen umfangreichen Bericht, in dem es vor Stromausfällen in weiten Teilen Amerikas im Sommer 2022 und in absehbarer Zeit danach warnte. In diesem Herbst warnten sie uns vor möglichen Stromausfällen im Winter.

Meine Frage lautet: Warum verhindert NERC diese drohende Katastrophe nicht, anstatt darüber zu berichten? Was nicht berichtet wird und kaum bekannt zu sein scheint, ist die Tatsache, dass NERC eine quasi-regulierende Bundesbehörde ist, deren Aufgabe es ist, die Zuverlässigkeit zu gewährleisten. NERC versagt ganz klar.

NERC gibt Zuverlässigkeitsstandards heraus, an die sich die Elektrizitätswirtschaft halten soll. Diese Bundesstandards sollen von den regionalen Tochtergesellschaften von NERC durchgesetzt werden. Dieser Prozess hat eindeutig nicht funktioniert, sonst hätten wir es nicht mit weit verbreiteten Stromausfällen zu tun. Und warum nicht?

Zum Hintergrund: NERC war ursprünglich ein Rat und keine Gesellschaft. Es wurde 1968 als freiwilliges Industriegremium nach dem massiven Stromausfall im Osten der 1960er Jahre gegründet. Mit der „Verstaatlichung“ im Jahr 2006 wurde sie zu einer Körperschaft. Sie untersteht der Federal Energy Regulatory Commission (FERC) in den USA, umfasst aber auch Kanada. NERC erstellt Zuverlässigkeitsstandards und setzt sie in beiden Ländern durch.

Hier ist die Aufgabenbeschreibung von NERC: „Die Vision für die Electric Reliability Organization Enterprise, die sich aus NERC und den sechs regionalen Entitäten zusammensetzt, ist ein hochgradig zuverlässiges und sicheres nordamerikanisches Massenstromsystem. Unsere Aufgabe ist es, die effektive und effiziente Reduzierung von Risiken für die Zuverlässigkeit und Sicherheit des Netzes zu gewährleisten.“

Diese Vision ist eindeutig unvereinbar mit der Warnung der NERC, dass in Amerika weitreichende Stromausfälle drohen.

Folgendes sagt NERC über seine Zuverlässigkeitsstandards: „Das Normenprogramm von NERC gewährleistet die Zuverlässigkeit des Massenstromnetzes durch die rechtzeitige Entwicklung qualitativ hochwertiger Zuverlässigkeitsnormen, die wirksam, klar, konsistent und technisch fundiert sind.“

Wenn das NERC-Normenprogramm angeblich „die Zuverlässigkeit des Netzes gewährleistet“, dann sind ihre Normen eindeutig unzureichend. NERC geht dieses massive Problem einfach nicht an.

Berichten zufolge ist die Unzuverlässigkeit bereits ziemlich schlimm geworden. Anhaltende Stromausfälle in den USA stiegen von weniger als 12 im Jahr 2000 auf über 180 im Jahr 2020. Der durchschnittliche Kunde eines Versorgungsunternehmens hatte 2013 noch 8 Stunden Stromausfall pro Jahr, im Jahr 2020 werden es 16 sein. Seitdem gab es den katastrophalen Stromausfall in Texas und zahlreiche kleinere Warnungen und Ausfälle.

Mit Blick auf die Zukunft wird es noch viel schlimmer. Das erklärte Ziel der Biden-Regierung ist es, dass das Stromsystem bis 2035, also in nur 13 Jahren, keine Kohlendioxid.Emissionen mehr erzeugt. Das bedeutet, dass die gesamte, mit fossilen Brennstoffen betriebene Stromerzeugung, die derzeit mehr als die Hälfte des amerikanischen Stroms liefert, abgeschaltet werden muss.

Die Erfüllung des unglaublichen Ziels des Biden Federal Plan stellt eindeutig eine große Gefahr für die Zuverlässigkeit dar. Da dieses Ziel bereits vor über einem Jahr angekündigt wurde, hätte NERC bereits Standards entwickeln müssen, um die Zuverlässigkeit während dieses geforderten Übergangs zu schützen. Entweder das oder NERC sollte sagen, dass der Verzicht auf fossile Brennstoffe in 13 Jahren einfach nicht zuverlässig zu bewerkstelligen ist. Ich habe keinen Hinweis darauf gefunden, dass NERC oder eine seiner regionalen Einheiten sich überhaupt mit diesem erschütternden Szenario befasst. Die Studien, die ich gesehen habe, beschränken sich auf etwa 50 % erneuerbare Energien, und selbst diese führen nicht zu Standards.

Darüber hinaus veröffentlichen viele Versorgungsunternehmen Erzeugungspläne, die eindeutig unzuverlässig sind, indem sie fossile und nukleare Kraftwerke gegen Wind- und Solarkraftwerke austauschen und dabei nur sehr wenig von der erforderlichen Speicherung vorsehen. Die NERC sollte diese massiv unzuverlässigen Pläne anprangern. NERC wird seinem Auftrag eindeutig nicht gerecht.

Das NERC wird durch eine Steuer auf den Stromverkauf der Versorgungsunternehmen finanziert. Es wird also von genau den Unternehmen bezahlt, die es reguliert, was nach einem sehr schlechten Plan klingt. Auch die Regelsetzung erfolgt weitgehend durch Ausschüsse, die von den regulierten Versorgungsunternehmen dominiert werden. Diese Abhängigkeit von den Versorgungsunternehmen könnte erklären, warum NERC nie das rücksichtslos unzuverlässige Verhalten der Versorgungsunternehmen aufgedeckt hat, das zu dem derzeitigen prekären Netz geführt hat. Man könnte sagen, dass nicht nur der Fuchs der Versorgungsunternehmen im Hühnerstall der Zuverlässigkeit sitzt, sondern dass der Fuchs ihn auch leitet und finanziert.

Es gibt 93 NERC-Reliabilitätsnormen. Keine davon hat etwas mit der Kontrolle der negativen Auswirkungen der erneuerbaren Energien auf die Zuverlässigkeit zu tun. Die Zuverlässigkeit muss wiederhergestellt und erhalten werden. NERC hat die Befugnis, Vorschläge für Zuverlässigkeitsnormen zu entwickeln, um das Wachstum der erneuerbaren Energien einzuschränken und zu steuern.

Wenn NERC nicht handeln will, hat die FERC in der Vergangenheit NERC angewiesen, spezifische Zuverlässigkeitsstandards auszuarbeiten. Vor einiger Zeit hat sie eine ganze Reihe von Normen für die Cybersicherheit angeordnet. Eine solche Anordnung könnte genau das Richtige sein, um den derzeit rücksichtslosen Übergang von der zuverlässigen Stromerzeugung aus fossilen Brennstoffen zu intermittierender, wetterabhängiger Wind- und Solarenergie zu bremsen.

Wenn NERC und FERC nicht handeln, sollte der Kongress sie dazu verpflichten. In der Vergangenheit wurden bereits Gesetzesentwürfe eingebracht, die FERC und NERC aufforderten, spezifische Standards zu entwickeln, so dass dies kein Novum wäre.

Rettet das amerikanische Stromnetz!

Dieser Artikel ist eine Adaption meines Artikels „The Price of Folly“ in der Winterausgabe des Range Magazine.

Autor: David Wojick, Ph.D. is an independent analyst working at the intersection of science, technology and policy. For origins see http://www.stemed.info/engineer_tackles_confusion.html For over 100 prior articles for CFACT see http://www.cfact.org/author/david-wojick-ph-d/ Available for confidential research and consulting.

Link: https://www.cfact.org/20

Übersetzt von Christian Freuer für das EIKE