geschrieben von Chris Frey | 31. Dezember 2022
Stefan Kämpfe
Die erste Dezemberhälfte 2022 verlief überwiegend winterlich und legte mit einer gut dreiwöchigen Flaute bei wenig Sonne und teils frostigen Temperaturen die Schwächen der Deutschen Energiewende schonungslos offen. Es war nur ein Warnschuss – doch werden daraus auch die richtigen Lehren gezogen? Im letzten Monatsdrittel herrschte dann sehr mildes, teils auch windiges Westwetter – das erwartete, typische Weihnachtstauwetter. Für den bevorstehenden Hochwinter 2023 kann vermutlich Entwarnung gegeben werden. Einzelne Kältewellen sind zwar nicht ausgeschlossen, doch deutet sich ein insgesamt sehr milder Hochwinter an.
Die langfristige Entwicklung der Dezembertemperaturen in Deutschland
Abbildung 1: Der Dezember zeigt zwar ein etwas undeutlicheres Temperaturverhalten, als die meisten Monate, bei denen ab etwa 1988 eine sprunghafte Erwärmung einsetzte. Das grobe Muster „Zuerst bis fast zur Mitte des 20. Jahrhunderts merkliche Erwärmung, dann eine längere Stagnationsphase oder gar leichte Abkühlung, am Ende starke Erwärmung“, zeigt er aber dennoch. Diese letzte Erwärmung begann schon mit dem extrem milden Dezember 1974 und scheint sich nun dem Ende zu nähern. Diese Grafik zeigt keine Klimasensitivität des CO₂, sie verdeutlicht lediglich, dass die Temperaturentwicklung einiger Zeitabschnitte, besonders der Stagnationsphase zur Mitte des 20. Jahrhunderts, nicht zur zunehmenden CO₂-Konzentration passte.
Die meteorologischen Hintergründe der Frühwinterkälte 2022 – zeitweise Blockierung der Westdrift
Abbildung 2: Reichlich Schnee im sonst so dürren Weimar am 2. Dezember 2022. Ein Höhentief und Nordoststau sorgten für diese weiße Advents-Überraschung.
Aber nach dem 17. Dezember kündigte sich das so häufige Weihnachtstauwetter an. Die Blockierung der Westdrift endete, und mit gefrierendem Regen vollzog sich am 19. Dezember der Wetterwechsel vom kalten Frühwinter zum sehr milden Südwestwetter.
Gut drei Wochen Flaute und Kälte – schlecht für die Deutsche Energiewende
Abbildungen 7a und 7b: Kaum Wind- und Solarenergie über mehr als drei Wochen: Hier ist oben (7a) der komplette November und unten (7b) der Zeitraum vom 1. bis zum 23. Dezember 2022 dargestellt; die eigentliche Kalamität begann schon am 28. November und dauerte bis zum 18. Dezember, aber auch davor und danach waren die „Erneuerbaren“ nicht sehr produktiv. Nur Anfang November und ab dem 19. Dezember wehte mehr Wind – aber auch da reichte er nicht immer aus. Und die Solarenergie erbrachte fast Nichts. Selbst eine Verzehnfachung der Wind- und Solaranlagen hätte zeitweise nicht genügend Strom geliefert. Man achte auf den hohen Anteil des verstromten, teuren Erdgases; aber auch die importierte Steinkohle verteuerte sich erheblich – für die Strompreise in Deutschland lässt das nichts Gutes erahnen. Ohne ausreichende Energiespeicher bleiben die fossilen Energieträger jedoch unverzichtbar; die oft gepriesene Wasserstofftechnologie ist hinsichtlich ihres Wirkungsgrades ineffizient, kurzfristig nicht in großem Umfang realisierbar und viel zu teuer! Alle „Erneuerbaren“ leisteten trotz ihres weit fortgeschrittenen Ausbaugrades zeitweise nur 15 bis 40% der Gesamtstromerzeugung, also mussten 60 bis 85% konventionell erzeugt werden! Man beachte, dass der Primärenergiebedarf in Deutschland viel höher als die hier dargestellte Stromerzeugung ist – legt man diesen Primärenergieverbrauch zugrunde, decken die „Erneuerbaren“ Energien trotz ihres enormen Ausbaugrades nur knappe 16% im witterungsmäßig viel günstigeren Jahresmittel ab (Stand: 2021). Bildquellen: energy-charts.info, ergänzt.
hier und hier. Wichtige, ernste Hinweise für die Begrenztheit und die schon jetzige Übernutzung der Ressource Wind sind die Häufigkeitszunahme der windschwachen, Unbestimmten XX-Wetterlagen sowie die tendenzielle Abnahme der Windstärke in Norddeutschland:
Abbildungen 8a und 8b: Oben (8a) die merkliche Häufigkeitszunahme der Unbestimmten Wetterlagen ohne Anströmrichtung (XX-Lagen) im Jahresmittel; Werte für 2022 bis zum 25. Dezember vorliegend; mit 81 Tagen gab es auch 2022 überdurchschnittlich viele XX-Lagen. Näheres zur erst seit Juli 1979 vorliegenden Objektiven Wetterlagen-Klassifizierung hier. Unten die Entwicklung der Windgeschwindigkeit in Norddeutschland seit 1992 (Mittel aus 25 DWD-Stationen, leider nur in Beaufort vorliegend). Werte für 2022 optimistisch geschätzt.
Ausführlicher werden die meteorologischen Hintergründe der Energiewende hier behandelt. Eine gute Seite hatte das Winterwetter aber doch: In Deutschland, dem Land des Missmanagements, der Fehlplanungen, der Gender-Toiletten, der überbordenden Bürokratie, des Bildungsnotstandes, der verlotternden Infrastruktur und der überteuerten Mieten und Preise, ging wenigstens für ein paar Tage mal alles glatt!
Weitere Aussichten: Milder Hochwinter 2023 ist wahrscheinlich
Abbildungen 9a und 9b: Das CFSv2-Modell kündigt einen sehr milden Januar (oben) und Februar 2023 an – Irrtümer sind aber nicht ausgeschlossen und zumindest einzelne Kältewellen noch möglich. Bildquellen: NOAA
Abbildung 10: Für den 10. Januar 2023 sehen die Ensemble-Prognosen hohen Luftdruck über Südosteuropa und tiefen bei Island vor – denkbar ungünstige Voraussetzungen für Winterwetter in Deutschland. Bildquelle: NOAA