Deutschland im „Asch-Test“: Klima-Konformismus
von Hans Hofmann-Reinecke
In den 1950er Jahren erfand der polnisch-amerikanische Psychologe Solomon Asch einen Test, der offenbarte, dass Versuchspersonen ihre eigene Wahrnehmung verwerfen, wenn der Rest der Gruppe anderer Meinung ist. Mehr als die Hälfte taten das. Würde man die deutsche Bevölkerung testen, man käme wohl auf 90%. Wortspielerisch könnte man also sagen: Deutschland lässt sich gern „verAschen“.
Herbst in Bayern
Kürzlich bekam ich von einer Freundin einen Situationsbericht aus Bayern: Herrliches Bergwetter, Radtouren am Fluss und gemütliche Abende im Biergarten. Wir haben goldenen Herbst.
Und dann kam noch der Nachsatz: „Der Klimawandel lässt sich aber nicht mehr verleugnen.“ Tatsächlich? Satelliten der NASA beobachten seit Jahrzehnten die Atmosphäre. Ihre Daten kann man in einer Kurve darstellen, der man, mit einiger Mühe, einen jährlichen Temperaturanstieg von einem bis zwei hundertstel Grad entlocken kann. Es gibt aber erwärmungslose Jahre und Phasen, in denen „El Niño“ alles durcheinander wirft.
Die sympathische Münchnerin ist sich dennoch ganz sicher: der Klimawandel findet statt. Aber hat sie ihn selbst beobachtet?
Einfacher geht’s nicht
In den 1950er Jahren erfand der polnisch-amerikanische Psychologe Solomon Asch einen Test, der offenbarte, dass Versuchspersonen ihre eigene Wahrnehmung verwerfen, wenn der Rest der Gruppe anderer Meinung ist.
Der Trick bestand darin, dass alle Teilnehmer im Raum, bis auf einen – nennen wir ihn Peter – Komplizen des Psychologen waren. Von dem waren sie instruiert worden, was sie bei jeder Tafel zu sagen hätten. Bei allen gezeigten Tafeln würden sie, einer nach dem anderen, jeweils die vereinbarte Antwort geben. Der ahnungslose Peter, eingebettet in die Komplizen, glaubte aber, dass alle, so wie er, an einem echten Sehtest teilnehmen. Tatsächlich aber war er selbst die einzige Versuchsperson.
Reingefallen
Bei den ersten paar Tafeln würden alle Komplizen die richtige Antwort geben, und Peter natürlich auch. Aber dann würden die Komplizen anfangen falsch zu antworten, etwa bei der Tafel oben würden alle der Reihe nach „C“ sagen. Was würde Peter nun sagen? Die Wahrscheinlichkeit spricht dafür, dass er seinen eigenen Augen weniger traut, als den Antworten der Gruppe (hier zu beobachten), und er würde auch „C“ sagen. Warum tut Peter das?
Es könnte sein, dass er sich bemüht, gewissen unausgesprochenen Regeln oder den sozialen Verhaltensweisen der Gruppe zu folgen. Er will kein Außenseiter sein. Es könnte auch sein, dass er tatsächlich seinen eigenen Augen misstraut, obwohl – bei einer solch offensichtlichen Sache? Wie auch immer, diese und andere Untersuchungen zeigen, dass wir Menschen viel anfälliger sind, uns anzupassen, als wir glauben. Wir neigen zum Konformismus. Und so mancher, der sich als Nonkonformist ausgibt, ist eben Konformist in einer anderen Gruppe.
Nicht nur im Labor
Das Verbiegen der eigenen Wahrnehmung durch falsche Behauptungen der Gruppe findet nicht nur im Asch-Test statt. Da liegt jemand mit mörderischem Husten und Fieber im Bett und erklärt „Gut, dass ich mich viermal gegen Corona hab‘ impfen lassen, wer weiß, wie es mir sonst ginge.“
Nun, er hatte mal die Zusage bekommen: „wenn du dich zweimal mit X oder einmal mit Y impfen lässt, dann bist Du sicher“. Das hat er diverse Male gehört. Dann war plötzlich eine dritte Impfung notwendig, und dann kam der „Booster“ auf. Die einzige vernünftige Schlussfolgerung kann doch jetzt nur sein: diese „Impfung“ wirkt offensichtlich nicht und die „Autoritäten“ wissen nicht wovon sie reden, oder sie wollen uns betrügen.
Aber da alle seine Krankenbesuche und sogar der Arzt das Gegenteil sagen misstraut er seiner eigenen Vernunft. Vielleicht lässt er sich ja noch ein fünftes Mal „impfen“.
Die eigene Wahrnehmung verteidigen
Die aktuelle Politik ist voller Behauptungen, die der eigenen Beobachtung krass widersprechen, die aber von den Medien wieder und wieder verbreitet werden, bis sich eine kritische Masse in der Bevölkerung bildet, gegen die man seine eigene Wahrnehmung nicht mehr verteidigt.
Man erzählt uns, dass mehr Windmühlen das Problem lösen, obwohl man sofort erkennt, dass auch die bei Windstille keinen Strom liefern. Man erzählt uns, dass Kernenergie gefährlich wäre, obwohl nebenan die Franzosen und Polen mit ihren Reaktoren doch ein ganz gesundes Leben führen. Und man erzählt uns, dass die Unterschiede zwischen Mann und Frau nur ein Konstrukt der männlich dominierten Gesellschaft seien. Dass Frauen ebenso gute Komponisten, Chirurgen, Erfinder und Raketentechniker wären, wenn die Männer sie nicht daran hindern würden. Dabei erkennt schon das Baby, dass Mama und Papa, Tante und Onkel, Bruder und Schwester total unterschiedliche Geschöpfe sind.
Eine verbotene Frage
An dieser Stelle drängt sie natürlich eine Frage auf: Gibt es beim Asch Test einen Unterschied zwischen Männern und Frauen? Fallen die einen häufiger rein als die anderen? Die Frage darf man heute natürlich nicht stellen, aber vor 40 Jahren war das noch erlaubt. Man fand heraus, dass Frauen wesentlich häufiger die eigene Wahrnehmung aufgaben und sich der Gruppenmeinung anschlossen.
Eagly, 1978, 1983)
Von meiner ganz persönliche Erfahrungen lass ich mir durch solche Wissenschaft jedoch nicht abbringen. Nicht alle Frauen verbiegen ihre Meinung, um Konflikte zu vermeiden, und schon gar nicht zu Hause.
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