Das nahende Ende des Wunschdenkens der Grünen

Wird Frankreich sich vom europäischen Strommarkt zurückziehen?

Edgar L. Gärtner

Außer in Tschechien und in Ostdeutschland scheinen die exorbitanten Preissteigerungen für Strom und Gas, deren Beginn eindeutig vor dem 24. Februar 2022, dem Tag des russischen Einmarsch in die Ukraine liegt, in Mitteleuropa noch keine nennenswerten Massenerhebungen provoziert zu haben. Anders ist das in unserem westlichen Nachbarland Frankreich. Noch zahlen die meisten Franzosen für die Kilowattstunde Strom nur 19 Eurocent. Die meisten Deutschen können davon nur träumen, denn sie zahlen schon heute ein mehrfaches davon. Vor einigen Monaten war der Strompreis für Endkunden in Frankreich sogar noch deutlich günstiger. Auch dort gab es also Preissteigerungen. Diese wurden von der Regierung allerdings durch Eingriffe in den Strom-Markt in Form einer Preisdeckelung zumindest kurzfristig gestoppt. Bei uns in Deutschland hingegen steigen die Preise ins Unermessliche. Der Autor dieser Zeilen erhielt vor kurzem von seinem Stromlieferanten die Mittelung, die Kilowattstunde werde ab dem 17. Oktober 1,26 Euro kosten. Das ist nur ein Beispiel von vielen. Dennoch hält sich die Aufregung darüber bislang bei uns in Deutschland, abgesehen vom Osten, in Grenzen.

Deutlich stärkere Proteste gegen die Verteuerung bahnen sich in unserem Nachbarland Frankreich an. Viele Franzosen regen sich darüber auf, dass ihre Regierungen unter den Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy, François Hollande und Emmanuel Macron ihr (zu Recht oder zu Unrecht) als „Volkseigentum“ betrachtetes früheres Staatsmonopol Électricité de France (EDF) an den Rand des Ruins gebracht haben, indem sie gedankenlos willkürliche Vorgaben der EU für den Strommarkt umsetzten. Als besonders ärgerlich gilt die Tatsache, das auch in Frankreich der Strompreis im Rahmen des Merrit Order Systems indirekt vom teuren Gas und nicht allein von dem in Frankreich dominierenden Strom aus längst abgeschriebenen Kernkraftwerken bestimmt wird. So entsteht Druck, sich vom europäischen Strommarkt abzukoppeln, obwohl das inzwischen technisch schwierig geworden ist.

Am Ursprung der zu Unrecht als „Liberalisierung“ gefeierten Öffnung des europäischen Strommarktes stand das Urteil des Europäischen Gerichtshofes (EuGH) vom 13. März 2001 im Rechtsstreit zwischen der PreussenElektra AG und der Schleswag AG über die Europarechtskonformität des deutschen Stromeinspeisegesetzes. Das Gericht in Luxemburg entschied, dass die Regelung, wonach Preussenelektra den in ihrem Versorgungsgebiet erzeugten Strom aus „erneuerbaren“ Energiequellen zu Mindestpreisen abnehmen muss, keine staatliche Beihilfe im Sinne von Art. 92 (jetzt 87) Abs. 1 EG darstellt. Das Gericht ging dabei unausgesprochen davon aus, dass Elektrizität eine Ware wie Zucker oder Joghurt ist. Es orientierte sich formal an den Vorgaben des langjährigen sozialistischen EU-Kommissionspräsidenten Jacques Delors, der schon Ende 1992 die Schaffung eines einheitlichen EU-Binnenmerktes für Güter und Dienstleistungen vorgeschlagen hatte. Am 26. Juni 2003 erließen EU-Parlament und Rat eine dem entsprechende Direktive über die Öffnung des europäischen Strommarktes.

Man hätte diesen einheitlichen Markt mit einigen Abstrichen, was die Anerkennung der Existenz natürlicher Monopole und ihrer Kostenvorteile anbelangt, vielleicht auch bei der Elektrizitätsversorgung haben können. Doch im Jahre 2009 hat die im Jahre 2005 neu gewählte deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel in der EU durchgesetzt, dass den teuren „erneuerbaren“ Energien ein privilegierter Zugang zum Markt gewährt werden muss. Somit wurde das oben zitierte EuGH-Urteil maßgebend für die Gestaltung des europäischen Strommarktes. Dieser kann nicht funktionieren, solange den teuersten Energien Privilegien eingeräumt werden.

Das zeigt sich nicht zuletzt im Versuch etablierter Politiker, die EU-Vorgaben auf den von der Kernenergie dominierten französischen Strommarkt zu übertragen, um sich auch in Frankreich den langsam aufkommenden Grünen anzubiedern. Am 7. Dezember 2010 wurde das Gesetz über die neue Organisation des Elektrizitätsmarktes (bekannt als „Loi Nome“) verabschiedet. Danach ist EDF verpflichtet, ein Viertel seines in Kernkraftwerken erzeugten Stromes gemäß der Verordnung ARENH (Accès réglementé à l‘électricité nucléaire historique) zum Festpreis von € 42,-/MWh an alternative (Grüne) Stromverkäufer abzugeben, obwohl dessen Marktpreis inzwischen um mehrere Hundert Euro höher ist. Diese Regelung hat sicher dazu beigetragen, dass EDF inzwischen mit über 40 Milliarden Euro verschuldet ist. Da zurzeit noch immer fast die Hälfte der 56 Kernreaktoren von EDF wegen Reparatur- und Wartungsarbeiten stillliegt (sie sollten ursprünglich ab September 2022 sukzessive wieder ans Netz gehen), könnten die Schulden nach Schätzungen von Fachleuten bis zum Ende des Jahres bis auf 60 Milliarden Euro anwachsen, da EDF u.a. in Deutschland teuren Gas-Strom zukaufen muss, um das nationale Stromnetz im kühlen Herbst vor dem Zusammenbruch zu bewahren.

Am 19. Juli 2022 hat der französische Wirtschafts- und Finanzminister Bruno Le Maire plötzlich angekündigt, der Staat werde den bereits zu 84 Prozent im Staatsbesitz befindlichen Konzern EDF zu 100 Prozent nationalisieren. Er sagte der Minderheit privater Kleinaktionäre einen Preis von 12 Euro je Aktie und den Zeichnern konvertibler Anleihen € 15,64/Stück zu. Insgesamt stellt der französische Staat für den Rückkauf 10 Milliarden Euro zur Verfügung. Im Jahre 2005 war die EDF-Aktie für 32 Euro in die Börse eingeführt worden. Die Kleinaktionäre, die damals wohl dachten, einen sicheren Ort für die Platzierung ihrer Ersparnisse gefunden zu haben, können sich nun bei ihrem Staat bedanken.

Wer nur ein wenig Ahnung von Wirtschaft hat, wird sich unwillkürlich fragen, warum jemand, der schon 84 Prozent eines Konzerns besitzt, unbedingt 100 Prozent haben möchte. Denn mit 84 Prozent des Kapitals kann er im Konzern bereits schalten und walten wie er will. Der französische Staat hätte (in den Augen von Menschen mit gesundem Verstand) wohl besser daran getan, die 10 Milliarden in eine Erhöhung des Eigenkapitals der hoch verschuldeten EDF und/oder die Verbesserung der Versorgungssicherheit zu investieren. Vermutlich steckt also eine andere Absicht hinter der Renationalisierung von EDF. Bruno Le Maire rechtfertigt das umstrittene Vorhaben damit, es gehe darum, die „energetische Unabhängigkeit Frankreichs“ durch das neue Nuklearprogramm des Präsidenten Emmanuel Macron und den weiteren Ausbau der „erneuerbaren“ Energien zu stärken. Danach sollen 6 bis 14 neue KKW des Typs EPR gebaut und gleichzeitig die Entwicklung von kleinen modularen Kernreaktoren vorangetrieben werden. Die französische Regierung zieht damit offenbar die Konsequenz aus dem begonnenen wirtschaftlichen Absturz Deutschlands infolge des Stopps russischer Gaslieferungen und aus dem damit einhergehenden Ende der engen deutsch-französischen Partnerschaft in der Europapolitik. Warum hat sie dann aber die Schließung des elsässischen KKW Fessenheim auf Drängen der deutschen Grünen akzeptiert? Woher sollen in der absehbaren tiefen Wirtschaftskrise die Finanzmittel für das ehrgeizige Programm kommen?

Ein Vorteil der Nationalisierung läge wohl in der Abschottung der französischen Energiepolitik vor dem Urteil dem Urteil der internationalen Finanzmärkte. Noch wichtiger für Emmanuel Macron und seine Regierung dürfte etwas anderes sein: Die Franzosen werden seit dem vergangenen Sommer – anders als die Deutschen – durch systematisches Propaganda-Trommelfeuer in den Massenmedien auf die Rationierung der Energieversorgung im kommenden Winter vorbereitet. Es gibt bereits detaillierte Pläne zur zeitweisen Fernabschaltung der Warmwasserboiler in den Privathaushalten mithilfe der inzwischen überall verpflichtend eingebauten digitalen Stromzäher (in Frankreich „Linky“ genannt). Emmanuel Macron und seine Minister haben sich offenbar in den Kopf gesetzt, die Ziele des in Frankreich als nationale Errungenschaft geltenden Pariser Klima-Abkommens von 2015 auf Teufel komm raus umzusetzen. (In Deutschland ist hingegen vom Pariser Abkommen wegen der erzwungenen Rückkehr zur Kohle-Verfeuerung kam noch die Rede.) Aktuell bedient sich die Pariser Regierung dabei offenbar des aus dem Ruder laufenden Streiks der eigentlich privilegierten Raffinerie-Beschäftigten. Tausende französischer Tankstellen sind aktuell (14.10) bereits mangels Treibstoff-Nachschubs geschlossen. Statt auf eine Besänftigung des Tarifstreits hinzuarbeiten, goss Premierministerin Elisabeth Borne mit ihrem Versuch, mit Hilfe autoritärer Dienstverpflichtungen direkt in den Tarifkonflikt einzugreifen, noch Öl ins Feuer. Jetzt droht ein Generalstreik. Die linken Gewerkschaften CGT und FO blockieren bereits die Wiederinbetriebnahme in Stand gesetzter Kernkraftwerke. Auch die Eisenbahner haben Streiks angekündigt… Wie das enden wird, ist zurzeit nicht absehbar. Als sicher kann jedoch gelten, dass Frankreich in der Energie- und Klimapolitik weniger Rücksicht auf deutsche Befindlichkeiten nehmen wird.

 




Greta Thunberg fordert erneut Weiterbetrieb der Kernkraftwerke

Grünfeld, Robert

Sandra Maischberger interviewte die Klimaaktivistin Greta Thunberg in ihrer schwedischen Heimat. Das Video wurde in die Talksendung am Mittwoch eingeschnitten.

Viele Klimapolitik-Kritiker sehen Greta Thunberg (19) als Marionette von Interessensgruppen, die aufgrund ihres jungen Alters und ihres Ausbildungsmangels gar keine eigene Motivation haben kann. Es fällt aber auf, daß sie ab und an Empfehlungen gibt, die vor allen in Deutschland in den Kreisen um Grüne und Fridays for Future geradezu Haß erzeugen können. 2019 bereits stufte Greta die Kernkraft als

„kleinen Teil einer großen neuen kohlenstofffreien Energielösung“ ein – und zitiert damit sogar Publikationen des Weltklimarates.

Dafür wurde sie harsch kritisiert und mied das Thema drei Jahre lang. Da die Grünen und ihr Umfeld Mitte der 1970er als verstreute Bürgerinititiativen gegen Kernkraftwerke begannen, die sich erst später auch verschiedenen Aspekten des Naturschutzes zuwandten, gilt die Energiegewinnung aus Kernspaltung nicht nur in linken bildungsbürgerlichen Kreisen heute als Hochrisikotechnologie.

Daß die zivile Kernkraftnutzung um ein Vielfaches weniger Tote und Verletzte zur Folge hatte als zum Beispiel der moderne Verkehr oder klassische Energieerzeugung, wird gerne übersehen bzw. absichtlich nicht kommuniziert. Die Sachlage spielt hier also keine Rolle mehr, sondern nur noch die politische Nutzbarkeit.

Trotzdem wagt sich Thunberg erneut mit dem Thema Kernkraft vor – wenn auch vorsichtig, im Vergleich mit der ebenfalls übel beleumundeten Kohlekraft. Im Wortlaut:

„Wenn sie schon laufen, glaube ich, daß es ein Fehler wäre, sie abzuschalten und sich der Kohle zuzuwenden“

Das ist im FfF-Umfeld schon als mutig zu bezeichnen – denn eines darf man nicht vergessen: Schweden ist klein – wäre Greta nur dort beliebt und gehypet, wäre sie höchstwahrscheinlich kein globales Phänomen. Es sind die reichen und bevölkerungsstarken deutschsprachigen Staaten DACH, die mit weit über 100 Millionen Einwohnern und einer grünlastigen Medienlandschaft die Idolfigur Thunberg erst möglich machten. Berlin ist neben Stockholm ihr Hauptwirkungsfeld – nur hier wird sie stets überschwänglich und mit viel Beachtung empfangen. In anderen Städten des Westens muß schon eine Konferenz etc. hinzukommen, damit alle Kameralinsen auf sie gerichtet sind.

Aus Sicht des geneigten EIKE-Lesers ist das obenstehende Zitat natürlich bestenfalls kurzfristig-pragmatisch, zeigt aber keine Haltung, die eine nachhaltige wirtschaftliche und sozialstaatliche Entwicklung begünstigt. Da Brüssel aber bereits vor Monaten Kernkraft als „grüne“ Technologie definiert hat, ist zu vermuten, daß zunehmend auch Teile der FfF-Bewegung das Interesse an der Geisterfahrt der Berliner Ampel-Regierung verlieren. Vielleicht wird Greta in naher Zukunft schon die inhärent sicheren neuen Brüter und DFR-Reaktortypen empfehlen, die man schon theoretisch nicht mehr als riskant bezeichnen kann. Daß Greta ohne jeden sachlichen Grund zur Expertin ernannt wurde, rächt sich nun aus Sicht der Kernkraft-Verächter.

Dennoch versuchen in Berlin noch einige, ihre Sicht schlechtzureden. Die taz konstruiert eine Kontaktschuld Gretas mit der CDU und FDP (aber nicht mit der AfD, das ist bemerkenswert). Dazu werden Lobbyisten wie der Bruder von Eckart von Hirschhausen oder Armin Simon von ausgestrahlt zitiert:

„Greta Thunberg irrt, wenn sie unterstellt, daß Atomkraftwerke beim Bewältigen der aktuellen Gaskrise helfen könnten“. (Simon) 

„Atomkraft kann kein Instrument der Klimapolitik sein“, (Hirschhausen, Scientists for Future).

Völlig falsch – je mehr Kernkraftwerke am Netz sind, desto mehr Strom gibt es, und desto billiger ist die Energie im Kupferdraht, altbekannte Marktlogik. Und wenn es mehr elektrischen Strom gibt, muß man weniger Gas zu dessen Erzeugung verfeuern, was der Pleite-bedrohten Metall- und Lebensmittelindustrie zugute kommt. Hirschhausen ist Wirtschaftswissenschaftler, sogar habilitiert – und somit im Gegensatz zu Greta Experte. Wie kann es sein, daß die Aktivistin ohne Abschluß mehr über Wirtschaft weiß als der Ökonomie-Professor?




Der Abbau von LITHIUM für Elektrofahrzeuge ist unglaublich umweltschädlich und so weit von „grün“ entfernt, wie man sich nur vorstellen kann.

Paul Homewood, NOT A LOT OF PEOPLE KNOW THAT

Das hier ist jetzt nichts Neues, aber es ist eine gute Erinnerung daran, wie schädlich der Lithiumabbau für die Umwelt ist:

Elektrofahrzeuge werden als die Lösung zur Bekämpfung des „Klimawandels“ angepriesen. Die Regierungen schaffen derzeit Anreize für die Produktion von Elektrofahrzeugen und bestrafen gleichzeitig die Industrie für fossile Brennstoffe. Der Abbau von Lithium für Elektrofahrzeuge ist jedoch unglaublich umweltschädlich und so weit von „grün“ entfernt, wie man es sich nur vorstellen kann. Ganz zu schweigen davon, dass die meisten der heute produzierten Lithium-Ionen-Batterien aus China stammen und einen wasserintensiven Abbau erfordern, der die natürliche Umwelt in Australien, Argentinien und Chile verwüstet. Der Prozess erschöpft das Grundwasser und hinterlässt giftige Abwässer, die Felder verseuchen und die Tierwelt schädigen. Der Abbau ist auch nicht frei von Kohlendioxid. Bei jeder Tonne Lithium, die abgebaut wird, werden 15.000 Kilogramm Kohlendioxid freigesetzt.

Die Gewinnung von Lithium für die Herstellung von Lithium-Ionen-Batterien birgt ernsthafte Umweltrisiken.

Bei der Gewinnung von Lithium aus Salzminen müssen die Bergleute in die Salzebenen bohren und eine salzige, mineralreiche Sole abpumpen. Die Sole wird in großen Becken gelagert, damit das Wasser verdunsten kann. Wenn die Sole verdunstet, hinterlässt sie einen Schlamm aus Kalium-, Mangan-, Borax- und Lithiumsalzen, der weiter herausgefiltert werden muss. Dieser Prozess verschmutzt die nahegelegenen Grundwasserleiter und senkt den Grundwasserspiegel, wodurch die Wasserquellen in der Umgebung beeinträchtigt werden.

Der Lithiumgewinnungsprozess dauert mehrere Monate, verdrängt wertvolle Wasserressourcen und hinterlässt eine giftige Spur von Abwässern in der lokalen Umwelt. Um eine Tonne Lithium zu gewinnen, werden etwa 2 Millionen Liter Wasser benötigt. Wenn Bergbauunternehmen in Länder wie Chile vordringen, verbrauchen sie einen Großteil des Wassers in der Region, was sich ungerechterweise auf kleine Gemeinden auswirkt.

Nach Angaben des Institute of Energy Research ist die Stadt Salar de Atacama in Chile einer der trockensten Orte der Erde, und dennoch dürfen die Bergbauunternehmen 65 % des Wassers in der Region verbrauchen. Nach der Entnahme der Sole aus den Salinen sinkt der Grundwasserspiegel automatisch und unterbricht den natürlichen Wasserfluss, der für Brunnen und die Landwirtschaft benötigt wird. Diese großflächigen Störungen können immer auf den Klimawandel geschoben werden, während die Lithium-Bergbauindustrie ohne Rücksicht auf die Umweltschäden, die sie anrichtet, vorprescht.

[Hervorhebung vom Übersetzer]

Wasserqualität, Wildtierpopulationen und Ernten werden durch den Lithiumabbau beeinträchtigt

Die zur Gewinnung der Sole erforderlichen giftigen Chemikalien werden letztendlich in die lokale Umwelt entsorgt, wo sie Bäche, Pflanzen, Wildtiere und lokale Ökosysteme verseuchen. Die giftigen Chemikalien, zu denen auch Salzsäure gehört, treten aus den Verdunstungsbecken aus und verschmutzen die nahe gelegene Wasserversorgung. Außerdem wird durch die großen Tagebaue Arsen in die nahe gelegenen Bäche und Flüsse geschwemmt, wo es sich schließlich auf landwirtschaftlichen Flächen ablagert und von den Pflanzen aufgenommen wird. Diese flussabwärts gerichtete Verschmutzung ist auch für die Tierwelt gefährlich. So wurde zum Beispiel im Mai 2016 der Liqi-Fluss durch die Gangizhou Rongda Lithium-Mine verschmutzt. Die Folge waren tote Fische, Yaks und Kühe.

Beim Lithiumabbau im Salar de Atacama werden pro Sekunde mehr als 1.700 Liter lithiumhaltige Sole verdrängt. Dies führt dazu, dass die Seen schrumpfen und die lokalen Flamingo-Populationen, die auf das Becken als Nahrungs- und Brutstätte angewiesen sind, aussterben. In Argentinien führte der Lithiumabbau zu einer spürbaren Verschmutzung der nahe gelegenen Bäche, die zur Fütterung des Viehs und zur Bewässerung der Felder genutzt wurden. Die Bewohner des Salar de Hombre Muerto stellten fest, dass sich der Grundwasserfluss verändert hatte, wodurch die Wasserressourcen schwanden. Sie stellten auch fest, dass das Süßwasser mit salzhaltiger Sole verunreinigt war, was das lokale Ökosystem destabilisierte und sich negativ auf den Vogelzug und die Lama-Populationen auswirkte, auf die die indigenen Gemeinschaften für ihr wirtschaftliches Überleben angewiesen sind.

„Wie jeder Bergbauprozess ist auch dieser invasiv, vernichtet die Landschaft, zerstört den Grundwasserspiegel und verschmutzt die Erde und die örtlichen Brunnen“, sagte Guillermo Gonzales, der bereits 2009 an der Universität von Chile über die Probleme mit Lithium referierte. „Das ist keine grüne Lösung – es ist überhaupt keine Lösung.“

https://www.naturalnews.com/2022-09-21-lithium-mining-for-electric-vehicles-destroys-environment.html#

Es ist eines der großen Mysterien dieser Welt, warum die grüne Bewegung im Allgemeinen nicht aktiv dagegen vorgeht.

[Hervorhebung im Original]

Link: https://wattsupwiththat.com/2022/10/13/lithium-mining-for-electric-vehicles-is-incredibly-destructive-to-the-environment-and-about-as-far-from-green-as-you-can-imagine/

Übersetzt von Christian Freuer für das EIKE

 




Woher kommt der Strom? Verzweifelt klingende Anmerkung

39. Analysewoche

Am Sonntag, den 9.10.2022 machte Cora Stephan in der Sonntagsrunde des Kontrafunk eine verzweifelt klingende Anmerkung zur aktuellen Energiekrise. Die aktuelle Analysewoche [Zeitraumanalyse seit 2016; Daten-PDF] belegt diese Binsenweisheit eindrucksvoll. Die Hochrechnungen von Agorameter-Zukunft [2030 68% Ausbaugrad; 2040 86% Ausbaugrad] zeigen darüber hinaus, dass auch ein massiver Ausbau der regenerativen Wind- und Solarkraftwerke die Stromausbeute nicht wesentlich erhöhen würde. Was die Aussagen vieler Freunde der Energiewende „Wären in der Vergangenheit die ´Erneuerbaren` wesentlich stärker ausgebaut worden, gäbe es die Energiekrise heute nicht.“, ad absurdum führt. Sind zur Deckung des Bedarfs bei beiden Ausbaugraden immer noch zum Teil weit über 50 GW fossil (Kernkraftwerke werden zum April 2023 in Deutschland endgültig abgeschaltet, so Minister Habeck bei der Pressekonferenz zum zweiten Stresstest Kernkraftwerke )  erzeugter Strom zusätzlich zum regenerativ erzeugten Strom notwendig.  Mehr als 50 GW – siehe auch diese Analyse -, das ist eine Strommenge, die aktuell teilweise ausreicht, um den gesamten Strombedarf Deutschlands zu decken (zum Beispiel am 2.10.2022 um 2:00 Uhr). Grund für das zukünftig notwendige Mehr an Stromerzeugung ist der höhere Bedarf, der von Agorameter-Zukunft für die Jahre 2030 und 2040 kalkuliert wird. Berücksichtigt werden sicher die geplanten 15 Mio. E-Autos, die 2030 auf Deutschlands Straßen fahren werden und vor allem nachts mit Strom betankt werden sollen.  Hinzu kommen sechs Mio. Wärmepumpen, die bis 2030 als Gas- und Ölheizungsersatz vorgesehen sind plus die grüne Transformation der Industrie und vieles mehr. E-Autos und Wärmepumpen, die, darin liegt eine gewisse Tragik für die Energiewendefreunde, funktionieren zwar elektrisch, der notwendige Strom wird zeitweise gleichwohl in erheblichem Umfang fossil erzeugt werden müssen. Kernkraft ist endgültig im Jahr 2030 endgültig ´weg`.

Abhilfe würden Speicher schaffen. Die sind im benötigten Umfang nicht mal annähernd in Sicht, auch wenn Frau Prof. Kemfert nicht müde wird, etwas anders zu behaupten. Es erstaunt Fachleute immer wieder, wie eine in Sachen Strom vollkommen ahnungslose Ökonomin ihre technische Inkompetenz bevorzugt im Öffentlich-Rechtlichen-Rundfunk präsentieren darf.

´Nur` bei Kontrafunk erläutert der Autor dieser Kolumne beispielhaft den Zusammenhang zwischen ´massivem` Ausbau der „Erneuerbaren“ und der dennoch geringen Stromerzeugung. Daraus folgt, dass die aktuelle Energiekrise trotz eines angenommenen massiven Ausbaus der „Erneuerbaren“ in Deutschland vorhanden wäre sowie einiges Mehr. Zur Erklärung des ersten Punktes reicht die selbstverständlich die Aussage von Cora Stephan. Den Rest des Interviews sollten Sie sich allerdings nicht entgehen lassen.

Detailanalysen

Bei der Tabelle mit den Werten der Energy-Charts und dem daraus generierten Chart handelt es sich um Werte der Nettostromerzeugung, den „Strom, der aus der Steckdose kommt“, wie auf der Website der Energy-Charts ganz unten ausführlich erläutert wird. Nutzen Sie den höchst empfehlenswerten virtuellen Energiewende-Rechner. (Wie viele Windkraft- und PV-Anlagen braucht es, um Kohle- und/oder Kernkraftstrom zu ersetzen? Zumindest im Jahresdurchschnitt.) Ebenso den bewährten Energierechner.

Schauen Sie sich an, wie sich eine angenommene Verdopplung (Original-Excel-Tabelle) beziehungsweise Verdreifachung (Original-Excel-Tabelle) des Wind- und Photovoltaik (PV)-Stroms auswirken würde. Beachten Sie bitte, dass der Strom bei entsprechender Kennzeichnung im Chart (= 1) oft eben nur im Tagesdurchschnitt ausreicht.

Selbst bei einer angenommenen Verdreifachung würde es nicht immer reichen, die Stromversorgung Deutschlands sicherzustellen. In der Vergangenheit war und aktuell ist die regenerative Stromerzeugung zur kompletten Bedarfsdeckung „Strom in Deutschland“ praktisch immer unzureichend. Dieser Chart belegt den Sachverhalt eindrucksvoll. Man erkennt darüber hinaus, dass zum Beispiel gut 40 Prozent regenerative Stromerzeugung im Jahr 2021 nur ein Durchschnittswert sind und dass die knapp 50 Prozent im Jahr 2020 trotz Zubaus weiterer regenerativer Stromerzeugungsanlagen durchaus nicht sicher erreicht werden (1.1. bis 2.10.2022 = 47,5 Prozent). Der Wind, der Wind, das himmlische Kind, der Wind macht halt, was er will. Wobei noch das oben bereits belegte physikalisch-technische Problem hinzukommt: Weht der Wind schwach, wird wenig Strom produziert. Weht er richtig stark, wird sehr viel Strom produziert. Dann müssen die Windkraftanlagen unter Umständen aus dem Wind genommen, abgeregelt werden.

Der Chart mit den Import- und Exportzahlen bis zum 2. Oktober 2022 sowie der Vortrag von Professor Georg Brasseur von der TU Graz sind sehr erhellend. Professor Brasseur folgt nicht der Wissenschaft. Er betreibt Wissenschaft.

Die WiSo-Dokumentation zum Blackout ist dank Professor Harald Schwarz von der BTU Cottbus und diversen Energiewendeprotagonisten (Mindset-GraichenKemfertPaech) in jeder Hinsicht – realistische Einschätzungen/spinnerte Träumereien – informativ. Dass die Energiewende faktisch gescheitert ist, veranschaulicht Professor Fritz Vahrenholt in seinem Vortrag beim „Berliner Kreis in der Union“.

Energiekrise und Dr. Robert Habeck – Teil 1

Am 27. September 2022 erschien ein neuer Artikel der enexion-group, der sich mit der Klimapolitik Dr. Robert Habecks befasst.

Beide Teile der Betrachtung „Leschs-E-Auto-Analyse“ zusammen finden Sie hier. Weiterhin lesenswert ist der Artikel vom 3. Juni 2022 der Enexion-Kolumne zur Energiewende: Energiewende & die Bundesnetzagentur, Politik und Gaswirtschaft. Sehr zu empfehlen ist das aktuelle Kompendium für eine vernünftige Energiepolitik der Bundesinitiative Vernunftkraft e.V. Es kann als Nachschlagewerk genutzt werden.

Ich möchte wieder und besonders auf einen Artikel hinweisen, der auf der Achse erschienen ist und mögliche Folgen einer intensiven Stromerzeugung per Windkraft thematisiert: Wenig Wind durch Windkraft heißt Dürre und Starkregen!

Sehr zu empfehlen, aber leider hinter der Bezahlschranke ist der FAZ-Artikel vom 8.10.2022: ZU BESUCH BEI TRANSNETBW – Stromversorger kämpft gegen Blackout-Gefahr

Beachten Sie bitte unbedingt die Stromdateninfo-Tagesvergleiche, möglich bis 2016, in der jeweiligen Tagesanalyse unten. Dort finden Sie die Belege für die im Analyse-Text angegebenen Durchschnittswerte und vor allem auch die Im- und Exportwerte. Der Vergleich beinhaltet einen Schatz an Erkenntnismöglichkeiten. Das Analysewerkzeug stromdaten.info ist ein sehr mächtiges Instrument, welches mit dem Tool Fakten zur Energiewende nochmals erweitert wurde. Falls Sie die Agora-Handelstage vermissen: bitte die in den Tagesanalysen verlinkte Agora-Chartmatrix aufrufen.

Wichtige Info zu den ChartsIn den Charts von Stromdateninfo ist Solarstrom gelb markiert und immer oben, oft auch über der Bedarfslinie. Das bedeutet aber nicht, dass dies der Strom ist, der exportiert wird. Im Gegenteil. Wegen des Einspeisevorrangs wird dieser Strom, genau wie anderer regenerativ erzeugter Strom, bevorzugt in das Netz eingespeist. Zum Export bleibt praktisch nur konventionell erzeugter Strom übrig, der immer allein aus Netzstabilisierungsgründen benötigt wird. Gleiches gilt für zusätzliche Stromsenken, umgangssprachlich Stromverbraucher genannt.

Wärmepumpen und Elektrofahrzeuge zum Beispiel erhöhen den Bedarf erheblich, so sie denn im geplanten Umfang realisiert werden sollten. Der hierfür zusätzlich benötigte Strom wird aber durchaus nicht regenerativ gedeckt. Die Sonne scheint nicht mehr und länger, der Wind weht nicht stärker, nur weil zusätzlicher Strom benötigt wird. Deshalb wird der zusätzlich benötigte Strom aktuell immer zusätzlich konventionell erzeugt. Jedenfalls so lange, bis der „massive Ausbau“ der „Erneuerbaren“ plus Speicher realisiert wurde und 100 Prozent grüner Strom nicht nur im Durchschnitt, sondern auch tatsächlich zur Verfügung steht, wenn er benötigt wird.

Tagesanalysen

Montag, 26.9.2022Anteil Wind- und PV-Strom 46,53 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 58,26 Prozent, davon Windstrom 37,07 Prozent, PV-Strom 9,46 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 11,73 Prozent. Quelle der prozentualen Auswertung ist die Tabelle mit den Werten der Energy-Charts. Die Agora-Chartmatrix [20302040] mit Handelstag „Strom-Import/Export“.

Der Wind weht kräftig, Solar schwächelt. [20302040] Strom muss nicht importiert werden. Die deutschen Stromerzeuger kassieren mehr als  auskömmliche Preise Die Im- und Exportwerte Deutschlands und die von Deutschlands Nachbarn können hier analysiert werden.

Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 26. September ab 2016.

Dienstag, 27.9.2022Anteil Wind- und PV-Strom 33,38 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 46,33 Prozent, davon Windstrom 25,93 Prozent, PV-Strom 7,45 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 12,96 Prozent. Quelle der prozentualen Auswertung ist die Tabelle mit den Werten der Energy-Charts. Die Agora-Chartmatrix [20302040] mit Handelstag „Strom-Import/Export“.

Die Windstromerzeugung und die PV-Stromerzeugung [20302040]  nehmen weiter ab. Die Konventionellen gleich gut aus. Nur zur Vorabendlücke muss Strom importiert werden. Die Im- und Exportwerte Deutschlands und die von Deutschlands Nachbarn können hier analysiert werden.

Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 27. September ab 2016.

Mittwoch, 28.9.2022Anteil Wind- und PV-Strom 16,08 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 30,98 Prozent, davon Windstrom 7,80 Prozent, PV-Strom 8,29, Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 14,90 Prozent. Quelle der prozentualen Auswertung ist die Tabelle mit den Werten der Energy-Charts. Die Agora-Chartmatrix [2030; 2040] mit Handelstag „Strom-Import/Export“.

Der Mittwoch [2030; 2040] bringt den faktischen Fast-Zusammenbruch der regenerativen Stromerzeugung. 16,08% tragen Wind & Solar zur Bedarfsdeckung bei. Es muss den ganzen Tag Strom importiert werden. Die Im- und Exportwerte Deutschlands und die von Deutschlands Nachbarn können hier analysiert werden.

Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 28. September ab 2016.

Donnerstag, 29.9.2022Anteil Wind- und PV-Strom 16,71 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 31,35 Prozent, davon Windstrom 5,26 Prozent, PV-Strom 11,46 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 14,64 Prozent. Quelle der prozentualen Auswertung ist die Tabelle mit den Werten der Energy-Charts. Die Agora-Chartmatrix [20302040] mit Handelstag „Strom-Import/Export“.

Etwas mehr PV-Strom, fast kein Windstrom [20302040] führen wieder nur zu lediglich 16,71% Anteil Wind- und PV-Strom an der Bedarfsdeckung. Nur zur Mittagsspitze exportiert Deutschland etwas Strom. Ansonsten ist Strom-Import angesagt. Die Im- und Exportwerte Deutschlands und die von Deutschlands Nachbarn können hier analysiert werden.

Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 29. September ab 2016.

Freitag, 30.9.2022Anteil Wind- und PV-Strom 33,33 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 46,63 Prozent, davon Windstrom 18,87 Prozent, PV-Strom 14,46 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 13,30 Prozent. Quelle der prozentualen Auswertung ist die Tabelle mit den Werten der Energy-Charts. Die Agora-Chartmatrix [20302040] mit Handelstag „Strom-Import/Export“.

Um 11:00 Uhr ist die „Wind-Durststrecke“ [20302040]zu Ende. Heute verdoppelt sich der Anteil des Wind- und PV-Stroms an der Bedarfsdeckung. Prompt sinkt das Preisniveau. Die Im- und Exportwerte Deutschlands und die von Deutschlands Nachbarn können hier analysiert werden.

Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 30. September ab 2016.

Samstag, 1.10.2022Anteil Wind- und PV-Strom 60,00 Prozent. Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 72,44 Prozent, davon Windstrom 55,21 Prozent, PV-Strom 4,78 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 12,45 Prozent. Quelle der prozentualen Auswertung ist die Tabelle mit den Werten der Energy-ChartsDie Agora-Chartmatrix [20302040] mit Handelstag „Strom-Import/Export“.

Wenig Bedarf, viel Wind, wenig Sonne: Der Strompreis geht in den Keller- Grund ist die massive Stromüberproduktion [20302040] über den ganzen Tag. Die Im- und Exportwerte Deutschlands und die von Deutschlands Nachbarn können hier analysiert werden.

Belege für die Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 1. Oktober ab 2016.

Sonntag, 2.10.2022Anteil Wind- und PV-Strom 53,24 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 67,08 Prozent, davon Windstrom 45,43 Prozent, PV-Strom 7,81 Prozent Strom Biomasse/Wasserkraft 13,84 Prozent. Quelle der prozentualen Auswertung ist die Tabelle mit den Werten der Energy-Charts. Die Agora-Chartmatrix [20302040] mit Handelstag „Strom-Import/Export“.

Der Sonntag [20302040] ist ein feiner Beleg für die Tatsache, dass der Strompreis von in erster Linie von Angebot und Nachfrage bestimmt wird. Zur Vorabendlücke steigt der Preis massiv an. Am Erzeugungsszenario ändert sich praktisch nichts. Ab 19:00 Uhr sinkt der Strompreis wieder. Weil die Nachfrage sinkt.  Die Im- und Exportwerte Deutschlands und die von Deutschlands Nachbarn können hier analysiert werden.

Belege für die Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 2. Oktober ab 2016.

Noch Fragen? Ergänzungen? Fehler entdeckt? Bitte Leserpost schreiben! Oder direkt an mich persönlich: stromwoher@mediagnose.de. Alle Berechnungen und Schätzungen durch Rüdiger Stobbe nach bestem Wissen und Gewissen, aber ohne Gewähr.

Die bisherigen Artikel der Kolumne Woher kommt der Strom? mit jeweils einer kurzen Inhaltserläuterung finden Sie hier.




Energiewende auf Japanisch

von Hans Hofmann-Reinecke

Seit einem Jahrzehnt begeht die Kernenergie in Deutschland einen langsamen, qualvollen Selbstmord, der im Geschachere um den Weiterbetrieb von zwei oder drei Reaktoren für die Winterzeit ein erbärmliches Ende fand. Anlass für das atomare Harakiri war angeblich die Havarie im japanischen Kernkraftwerk Fukusc hima.

Auch das Land Japan hatte damals all seine Kernkraftwerke abgeschaltet, allerdings nicht für immer. Inzwischen baut man dort die nukleare Stromversorgung systematisch wieder auf und plant die Konstruktion neuer, verbesserter Reaktoren.

Atomstrom in Japan

Der jährliche Stromverbrauch Japans beträgt ca. 1.000 Terawattstunden; bei 125 Millionen Einwohnern ergibt das einen jährlichen pro Kopf Verbrauch von 8.000 Kilowattstunden. Zum Vergleich die Zahlen für Deutschland: 570 TWh, 83 Mio Einwohner und 6.900 kWh pro Kopf und Jahr. Ein moderner Kernreaktor erzeugt jährlich um die 10 Terawattstunden, ältere deutlich weniger.

Der erste Atomstrom wurde in Japan 1966 ins Netz gespeist, Anfang 2011 war der Beitrag auf 30% gewachsen. Und man plante bis 2030 eine Steigerung auf 50%. Die Überlegung war, dass Japan seine starke Abhängigkeit von importierten Erdöl reduzieren müsste, um globalen Krisen weniger ausgesetzt zu sein.

Mit dem Desaster von Fukuschima änderte sich alles. In den 15 Monaten danach wurden schrittweise alle 50 Reaktoren im Lande vom Netzt genommen. Es herrschte eine starke Anti-Atom Stimmung und es wurden Forderungen laut, man solle die Atomkraftwerke für immer abgeschaltet lassen. Man beschuldigte die Regierung und die Betreiberfirma TEPCO, den Schutz der Bevölkerung beim Betrieb ihrer Kraftwerke sträflich vernachlässigt zu haben.

Energiewende auf Japanisch

Darauf reagierte die Regierung, indem sie eine unabhängige Behörde, die Nuclear Regulatory Authority ( NRA) beauftragte, die existierenden Kraftwerke einer strengen Sicherheitsprüfung zu unterziehen. Dabei sollten härtere Kriterien zur Anwendung kommen als zu prä-Fukuschima-Zeiten. 33 Reaktoren bestanden die Prüfung. Das Kraftwerk Fukuschima 1 mit ehemals 6 Reaktoren ist offensichtlich nicht darunter, aber auch nicht Fukushima 2, 12 km südlich gelegen, mit vier Reaktoren, in denen es keine Kernschmelze gab.

Von den 33 Kandidaten, die für gut befunden wurden, sind gegenwärtig zehn in Betrieb, die übrigen warten auf die Freigabe, um ihre Produktion wieder aufnehmen zu können. Angesichts des Kriegs in der Ukraine und den Problemen bei der Gasversorgung soll die Zulassung aber beschleunigt werden. Der Premierminister forderte, dass bis zum Winter neun weitere Kraftwerke ans Netz gehen sollen und dazu sieben im Sommer 2023. Dann wären also 10 + 9 + 7 =25 Reaktoren in Betrieb.

Während Deutschland seit Fukuschima seine Flotte an Kernkraftwerken systematisch vernichtet hat und pünktlich zum Winter 22/23 vor einem Riesen-Problem steht, hat Japan genau das Gegenteil getan.

Diese politische Meisterleistung ist nicht hoch genug einzuschätzen. Wir müssen und vor Augen halten, dass Japan nicht nur Schauplatz des Fukushima Desasters war, sondern dass dort vor nur zwei oder drei Generationen durch die Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki über 100.000 Menschen auf fürchterliche Weise ums Leben kamen. In der Bevölkerung gibt es daher starke Ressentiments gegen alles nukleare und damit leichtes Spiel für die Atomkraftgegner. Aber bei Bevölkerung und Regierung siegte die Vernunft über die Propaganda; man gab grünen Populisten letztlich keine Chance. Was für ein Unterschied zu Deutschland!

Und die Zukunft?

Japan plant Kernkraft auch langfristig. Man hat sich dazu entschlossen, einen neuen Reaktortyp zu bauen, bei dem auch im Falle einer Kernschmelze die Umwelt nicht in Mitleidenschaft gezogen wird. Dazu verlegt man Teile der Anlage unter die Erdoberfläche. Der Maschine selbst aber ist ein konventioneller Druckwasser Reaktor. Mitsubishi Heavy Industries und Hitachi betreiben diese Entwicklung, die in den dreißiger Jahren abgeschlossen sein soll.

Vielleicht fragen Sie jetzt, warum Japan auf diese altmodischen Monster setzt, obwohl doch heute allenthalben die Rede von neuen Reaktor-Generationen ist, die angeblich sicherer sind, kaum radioaktiven Abfall produzieren und die, im Gegenteil, die langlebigen strahlenden Erbschaften der alten Reaktoren entweder als Brennstoff nutzen oder zumindest unschädlich machen.

Diese Modelle existieren heute in erster Linie auf dem Papier und der Weg vom Papier zum funktionierenden und produzierenden Giganten aus Stahl, Beton, Uran, Plutonium und 1.000° Celsius, dieser Weg ist mit Überraschungen gepflastert. Das Land Japan, in den Nachwehen von Fukuschima, wäre sicher der falscheste Ort und es wäre der falscheste Zeitpunkt, um dort jetzt nuklearen Überraschungen zu riskieren.

Es wäre nicht das erste Mal, dass solch ein Projekt Ärger macht. Vor einem halben Jahrhundert baute und betrieb man in Frankreich solch einen fortschrittliche Reaktortyp, einen „schnellen Brüter“, der mehr Brennstoff erbrüten als verbrauchen und dabei 1.200 Megawatt Elektrizität liefern sollte. Es war unvermeidlich, daß es hier zur einen oder anderen Panne kam, wenn auch die Bevölkerung niemals gefährdet wurde. Dennoch wurde das Vorhaben – genannt „Super Phoenix“ – 1997 abgebrochen.

Die große Frage

Japan und Deutschland blicken beide auf eine lange Geschichte mit sehr anspruchsvoller Kultur zurück. Beide Nationen sind oder waren parallel, über Jahrzehnte, Vorreiter in Naturwissenschaften und Technik. Warum kommen diese beiden Staaten zu völlig unterschiedlichen Strategien in derselben Situation? Warum entscheidet sich Deutschland für ein atomares Harakiri, während Japan eine proaktive, langfristige Politik verfolgt? Vielleicht gibt es ja Politologen oder Soziologen, die darauf eine Antwort haben.

Dieser Artikel erschien zuerst im Blog des Autors Think-Again. Sein Bestseller „Grün und Dumm“ ist bei Amazon erhältlich.