In einer schlechten Situation gibt es keine guten Maßnahmen: Was das Vereinigte Königreich tun sollte (aber nicht tun wird), um die Energiekrise zu bewältigen

Net Zero Watch

[In diesem Beitrag kann der Terminus „Vereinigtes Königreich“ oder UK durchweg durch den Terminus „Deutschland“ substituiert werden! – Alle Hervorhebungen vom Übersetzer.]

Das Vereinigte Königreich und weite Teile Europas stehen vor der schlimmsten Energiekrise seit Menschengedenken, vielleicht sogar der schlimmsten in der Geschichte.

Es ist sehr unwahrscheinlich, dass diese Krise schnell gelöst werden kann, da die Ursachen im Wesentlichen politischer Natur sind, doch die europäischen Politiker, und das Vereinigte Königreich bilden hier keine Ausnahme, können sie sich doch nicht dazu durchringen zuzugeben, dass die Besessenheit der Klimapolitik der letzten dreißig Jahre von erneuerbaren Energien die Schuld an der derzeitigen Über-Abhängigkeit von Erdgas trägt.

Solange die Politiker diese Erkenntnis nicht begreifen oder verdrängen, werden sie die notwendigen Maßnahmen, die eine Rückkehr zu fossilen Brennstoffen bedeuten, nicht ergreifen und stattdessen die Kapazitäten für erneuerbare Energien in den bereits geschwächten und taumelnden Energiesystemen noch weiter ausbauen.

Die derzeitige Krise ist weder das Ergebnis der physischen Grundlagen der Erzeugung fossiler Brennstoffe – Gas, Kohle und Öl sind reichlich vorhanden, und die Produktionskosten sind nach wie vor niedrig – noch ist sie ausschließlich auf geopolitische Ereignisse zurückzuführen, auch wenn die Invasion in der Ukraine eine schlimme Situation noch viel schlimmer gemacht hat.

Die Krise ist das Ergebnis der subventionierten Einführung thermodynamisch inkompetenter Energiequellen wie Wind- und Solarenergie, die nur die Effizienz der Volkswirtschaften ihrer Gastgeber verschlechtern, aber nichts zur Versorgungssicherheit beitragen. Gerade wegen der erneuerbaren Energien hängt die europäische Versorgungssicherheit am seidenen Faden des Erdgases und setzt den gesamten Kontinent der russischen Bewaffnung der Energieversorgung aus.

Die Lage ist inzwischen so verzweifelt, dass nur eine sehr begrenzte Anzahl von Schritten möglich ist, und diese sind an sich schon gefährlich. Nur sehr mutige und weitsichtige Regierungen werden sich auf den langen Marsch in eine bessere Energiezukunft begeben, und wir sind weit davon entfernt, dass es in irgendeinem europäischen Staat einen derartigen politischen Willen gibt.

Was das Vereinigte Königreich tun muss, ist einfach und schwierig zugleich:

Die Regierung muss zugeben, dass das Netto-Null-Ziel für 2050 nicht nur unerreichbar ist, sondern eine ernsthafte Gefahr für das nationale Wohlergehen darstellt. Es muss ausgesetzt werden, bis die Wirtschaft und die Brennstoffversorgung stabilisiert sind. Mehr erneuerbare Energien werden nur dazu dienen, unseren Energiesektor weiter zu schwächen und die kritische Abhängigkeit von Erdgas zu erhöhen.

Die Regierung sollte wieder auf fossile Brennstoffe setzen und damit ein klares Signal an die britischen Energieunternehmen und die Anbieter fossiler Brennstoffe auf der ganzen Welt aussenden. Dieses Signal könnte die folgende Form annehmen:

1. Die rasche Erteilung von Genehmigungen für eine Flotte neuer Gas- und Dampfturbinen (GuD) mit höherem thermischen Wirkungsgrad.

2. Die Erteilung von Genehmigungen für eine neue Flotte kohlebefeuerter Kraftwerke, die die Ultra-Super-Critical-Technologie nutzen.

3. Die tatkräftige Unterstützung der weiteren Exploration in der Nordsee und an Land durch Hydraulic Fracturing für Erdgas und Erdöl.

4. Die Aufgabe der Pläne für Sizewell C und die Zuweisung öffentlicher Gelder zur Finanzierung des Baus von zwei bis drei kleinen modularen Reaktoren (SMR) bis 2029, die im Wettbewerb vergeben werden. 50 % der öffentlichen Mittel werden als Abschlagszahlungen (für vereinbarte Zwischenziele) und 50 % als Abschlusszahlung gezahlt, wenn das Projekt vollständig in Betrieb ist – vorausgesetzt, der Endtermin Ende 2029 wird eingehalten.

Lange bevor sich diese Maßnahmen physisch auszahlen, würde der nüchterne Realismus solcher Maßnahmen die internationalen Finanzmärkte beruhigen und es den britischen Händlern ermöglichen, sich langfristige Lieferverträge für fossile Brennstoffe zu günstigeren Preisen zu sichern.

Die öffentliche Meinung ist jedoch so verwirrt und schlecht informiert durch den minderwertigen Journalismus in den Print- und Rundfunkmedien und das Parlament so ignorant und unrealistisch, dass wir nicht erwarten, dass irgendeine absehbare britische Regierung den Mut haben wird, solche Maßnahmen zu ergreifen. Nichtsdestotrotz werden weitere Verzögerungen und selbstverliebtes Herumspielen mit erneuerbaren Energien die unvermeidliche Rückkehr zu den physikalisch überlegenen fossilen Brennstoffen nur hinauszögern.

Es ist fast sicher, dass die Dinge noch viel schlimmer werden, bevor sie besser werden.

Link: https://www.netzerowatch.com/in-a-bad-situation-there-are-no-good-moves-what-the-uk-should-but-will-not-do-to-address-the-energy-crisis/

Übersetzt von Christian Freuer für das EIKE