Helmut Kuntz

Halt du sie dumm, ich halt sie arm. Diesen Satz kennt jeder. Dass er einmal wieder leibhaftig umgesetzt wird, ahnte man allerdings nicht. Unsere Regierung mit den explodierenden Energiekosten und das „Öffentliche“ mit ihrer (Des-)„Informationspolitik“ dazu schaffen es.

Was in Simbabwe erfunden werden kann, lässt sich auch in Bad Hennef erfinden

So schlimm ist es natürlich nicht. Der Erfinder des „kabellosen Fernsehgenerators“ [2] konnte außer Erzählungen gar nichts vorweisen.

Da sind Generator-Erfinder aus Bad Hennef wirklich viel, viel weiter. Sie generieren elektrische Energie, wie man es im Reportagevideo des WDR auch sehen kann. Wobei im Video ausschließlich kleine Spannungen und nicht das, was Energie ausmacht, nämlich Spannung mal Strom mal Zeit, gezeigt werden. Doch das sind typische Mäkeleien und so kommentiert eine Angela Sinne (bekannt durch Reportagen wie „Happy End für Trafohäuschen Kunigunde“) enthusiastisch:

[1] WDR, 16.09.2022: Erfinder aus Hennef entdecken neue Energiequelle
… Überall auf der Welt suchen Menschen nach neuen Möglichkeiten, Energie zu gewinnen. Jetzt sagen zwei Erfinder aus Hennef, dass sie ein Material entdeckt haben, mit dem man Strom aus der Umgebungswärme gewinnen kann.

… Ihre neue Forschungshalle steht noch voll mit Kartons und Gerätschaften, doch mitten im Umzugschaos beugen Anton Ledwon und Waldemar Lewtschenko sich schon wieder über ihre neue Erfindung: kleine schwarze Kunststoff-Module, die sie mit Drähten an ihr Spannungsmessgerät anschließen. Das Messgerät schlägt sofort aus. Als sie das Modul durch Hauchen erwärmen, steigt die Voltzahl weiter an.
Niedertemperatur als neue Energiequelle?
Gerade erst haben sie das Patent für ihre Entdeckung angemeldet, die Anton Ledwon immer noch fasziniert: „Wir brauchen kein Licht, wir brauchen keinen Wind. Wir brauchen kein Ladegerät. Allein die Umgebungstemperatur reicht aus, diesen Speicher zu füllen und als elektrische Energie wieder auszugeben. Das ist fantastisch!“ …
… Schon ab 9,5 Grad Raumtemperatur sollen die „Niedertemperatur-Wandler“ Strom erzeugen können. Je wärmer es ist, desto mehr. Ein Material, das bei so niedrigen Temperaturen Strom erzeugen und sogar speichern kann, hat bisher noch niemand gefunden. Das sei laut Ledwon „ein Quantensprung zu den bisher bekannten Möglichkeiten.“

Und weil die Angela Sinne vom SWR von der Erfindung so begeistert ist, zeigt der Haupterfinder auch gleich sein weiteres Werk, „eine Solarzelle, welche Strom nicht nur erzeugt, sondern auch speichert. Sie brauchen keinen getrennten Akku, sondern das Material kann beides gleichzeitig“, gebaut aus – was könnte noch genialer und nachhaltiger sein – „Erzeugt wird das Material dafür aus recycelten Kunststoffabfällen.“

Stellt sich die Frage: Wie macht man solche Erfindungen? Im Video wird es verraten:
„Immer wenn Probleme kommt, kommt auch Lösung. Irgendwo in der Welt gibt auch Lösung.“
Vollkommen am Thema vorbei wird der Autor an das Finderteam Habeck und Scholz erinnert, die derzeit rund um die Welt Energie suchen.

Spaß beiseite und wieder Ernst.
Damit setzen sich diese Erfinder erkennbar positiv sowohl vom Erfinder des Fernsehgenerators, als auch von der grandiosen Erfinderin Annalena mit ihrem Tiefgefrierhähnchen-Generator [3] und dem Netzspeicher ab.

Energie“ alleine hilft wenig. Die Menge bestimmt, ob es eine Problemlösung wird

Allerdings nicht wirklich viel. Vielleicht hat es die berichtende Frau Angela Sinne in ihrem tiefsten Inneren auch irgendwie ganz, ganz leise geahnt und deshalb öfter Fragezeichen gesetzt.
Die Physik – zumindest die, welche der Autor noch lernen musste – sagt, dass Kontaktwärme als Stromquelle nicht direkt angezapft werden kann. Elektrische Energie gewinnen lässt sich daraus nur über eine Temperaturdifferenz.

Anders ist es bei Strahlungsenergie, wie sie beispielsweise die Sonne zu uns sendet. Nun hat die Sonne eine Oberflächentemperatur von ca. 5.800 Grad. Reduziert sich eine solche allerdings auf die genannte Niedrigtemperatur von 9,5 Grad, wird die Strahlungsenergie leider mehr als gering. Sie nimmt zwar mit der 4. Potenz der Temperatur zu, aber ebenso auch ab. Wohl ein Grund, weshalb es bei Niedertemperatur seltenst gemacht wird, denn Energie gewinnt man dadurch keine.

Bei Kontaktwärme funktioniert es allerdings problemlos in beiden Richtungen, wie es die seit ca. 200 Jahren bekannten Peltierelemente zeigen. Steckt man viel Elektroenergie hinein, kühlt es. Darauf basierende Kühlboxen fürs Auto und kleine Kühlschränke ohne Lärm kann man kaufen. Dreht man das Prinzip um und hat man eine große Temperaturdifferenz, kommt auch etwas Elektroenergie heraus. Generatoren auf dieser Basis finden sich vorwiegend für Sonderanwendungen, wo Geld (und geringe Energiemengen) wenig Rolle spielen.
Um Größenordnungen zu haben, aus einem Datenblatt für Peltier-Generatoranwendungen:
Um 3 Watt nutzen zu können, muss durch das Element ein Wärmestrom von ca. 100W fließen. Dieser Wärmestrom kommt jedoch nur zu Stande, wenn die kalte Seite auf 50°C heruntergekühlt wird, da wir das ∆T mit 125K angegeben haben.

Wer aus niedriger Temperatur Energie gewinnen will, nimmt eine Wärmepumpe, also ein ganz anderes Verfahren. Strom kommt dabei nicht heraus, man muss sogar welchen hineinschicken.

Die Erfinder behaupten in einem schon früher darüber publizierten Zeitungsartikel jedoch, es wäre gegen die Energiekrise, was der WDR-Artikel nicht direkt sagt, aber auch suggeriert:
General Anzeiger, 17. Mai 2022: Ukrainer aus Hennef wollen Energieproblem lösen: Mit Solarzellen aus Kunststoffabfällen gegen die Energiekrise
… Anton Ledwon und der gebürtige Ukrainer Waldemar Lewtschenko arbeiten derzeit an Möglichkeiten, mit denen sie der Energiekrise entgegenwirken können …
Allerdings kann die Energiekrise, welche aktuell in Deutschland, teils auch in Europa propagiert wird, aus den dargelegten Gründen damit nicht gemeint sein.

Multiuniversalisten, von denen es nur wenige gibt

Hochgradig umtriebig ist diese Erfindertruppe allemal. Wenn sie sich nicht gerade in die Feinheiten und wissenschaftlichen Details der nicht immer einfachen Elektrophysik, wohl auch Elektrochemie, vertiefen, entwickeln sie ein neues Verfahren zur Gewinnung von sauberem Dieselkraftstoff, wie es die Welt bisher noch nicht gesehen hat:
Rhein-Sieg-Anzeiger, 02.07.2019: Abgas-Problem gelöst? Zwei Hennefer entwickeln neues Syntheseverfahren für Diesel
Entspringt im Rhein-Sieg-Kreis die Revolution der Kraftstoffproduktion? Ist das Abgasproblem gelöst? Wie ein Wunder klingt, was der Hennefer Waldemar Lewtschenko und Anton Ledwon aus Spich erzählen. Demnach haben sie herausgefunden, wie man „sauberen“ Diesel herstellt.

Im „Denkzimmer“ unterm Dach eines Reihenhauses in Geistingen erläutern Ledwon und Lewtschenko ihre Erfindung, was gegenüber Laien nicht so einfach ist. Wasser und eine kohlenstoffhaltige Flüssigkeit wie Alt-, Schwer- oder Heizöl sind die Zutaten. Was damit in einem Reaktor passiert, ist „ein ganz komplizierter synthetisierender Prozess“, sagt Ledwon, „etwas Grandioses“, so Lewtschenko. Es wirke ein physikalischer Effekt, den sie – zusammengesetzt aus zwei Silben ihrer Vornamen – den Walton-Effekt nennen. Im Ergebnis werden aus langkettigen wertvolle kurzkettige Verbindungen.
… Auf den wissenschaftlichen Ritterschlag müssen die zwei Erfinder noch warten. Eine Anerkennung sei schwierig, weil die vorhandenen physikalischen Erkenntnisse nicht ausreichten. „Es geht um etwas Neues, das erst begriffen werden muss.“

Als Fazit der vom WDR berichteten Kernerfindung bleibt

Mit diesem Prinzip und der Erfindung ist endlich das Perpeteum-Mobile gelungen (Anmerkung: Diese Idee stammt aus einem Blogkommentar).

Man geht einfach in einem Raum mit einer Temperatur von 9,5 °C und erzeugt dort mit der Erfindung Strom. Mit diesem Strom heizt man den Raum hoch, was wiederum die Stromerzeugung erhöht. Einen Teil des erzeugten Stroms kann dann ins Netz abgegeben werden und der Rest zum weiteren Aufheizen des Raums. Damit verselbständigt sich die Stromproduktion. Die alternative Lösung gegen den Strommangel.

Fragen bleiben

Was bringt ein Team von Personen dazu, Zeitungen und dem Fernsehen solchen Unsinn zu erzählen?
Und warum fragt vom Redaktionsteam vor Ort niemand nach Daten und Versuchsreihen? Sind alle im Team so vollkommen unbedarft und dumm unerfahren in Recherche, wie die Berichtsautorin? Wahrscheinlich hat die Ideologie beim Fernsehen wirklich alle Köpfe schon „vernagelt“.
Trotzdem muss man bei Erfindungen, deren Theorie und Komplexität man nicht mehr wirklich versteht, mit einer Bewertung vom Wohnzimmer aus sehr vorsichtig sein. Auch Einsteins Relativitätstheorie wurde 1931 in einem Buch von 100 Deutschen Wissenschaftlern widerlegt. Von den 100 Wissenschaftlern spricht keiner mehr.

Sollte das Entwicklerteam mit diesem Artikel wirklich ungerecht behandelt worden sein und Messergebnisse, sowie Berechnungen zeigen, dass unser Energieproblem damit wirklich bezahlbar gelöst werden könnte, ist der Autor der erste, der das in einem neuen Beitrag freudig verkündet. Er wartet darauf.

Hinweis: Die Anregung zu diesem Artikel kam von einer Veröffentlichung von „kaltesonne“ zum WDR-Beitrag

Quellen

[1] WDR, 16.09.2022: Erfinder aus Hennef entdecken neue Energiequelle

[2] EIKE, 18.09.2022: Dümmer geht nimmer? Doch es geht …

[3] Achgut, 01.06.2021: Strom aus Hühnchen

 

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