Heute erläutert der bekannte Entlastungspaketdesigner und Regierungsberater Jakob Ihrig-Raubach die Bedeutung von Entlastungspaketen als Element der erfolgreichen deutschen Energiewende.

von Jakob Ihrig-Raubach

Die Energieversorgung ist in Deutschland auf einem kritischen Weg! Völlig unerwartet ist jetzt nach dem Abschalten gesicherter Leistung -also von Kernkraft und Fossilen- plötzlich eine schwierige Situation eingetreten. Es gibt zu wenig Strom und die Preise steigen. Nun sollte man sich aber nicht durch reißerische Berichte in den meinungsbetreuenden Medien verwirren lassen. Bei der ansonsten bis ins Detail ausgearbeiteten und notwendigen Energiewende hin zum klimafreien Steckdosenstrom kann es natürlich immer zu Engpässen kommen. Dies wird auch durch einen breiten Konsens in der CO2 bewussten Bevölkerung so gesehen und nachhaltig getragen. Für die Beherrschung der möglichen, dann aber auf jeden Fall temporären Engpässe, liegen schließlich bereits Lösungsansätze auf den runden Tischen der zuständigen Ministerien, bzw. befinden sich diese bereits am Beginn der Anfangsphase der konzeptionellen Ausarbeitung.  Hierzu gibt es vor allem drei äußerst vielversprechende Stoßrichtungen:

Strombedarf als fluides Konstrukt begreifen

Der Strombedarf ist weniger eine physikalisch messbare Größe, als eher ein genderfluides Konstrukt, das eigentlich nur in der subjektiven Wahrnehmungswelt der überwiegend klimabewussten, grünurbanen Stromverbrauchseliten existiert. Hier sprechen wir vorwiegend über Haushalte mit Anschlußleistungen unterhalb 20 kW auf der 230 V Ebene.  Schon allein mit diesem psychomotorisch begründbaren Ansatz ließe sich der überwiegende Teil des vermutet physikalischen Strombedarfs wegdiskutieren. Schließlich gilt: Strom, der subjektiv nicht wahrgenommen wird, muss auch nicht erzeugt werden. Wie der Prenzlauer Bote berichtet, arbeitet das Potsdummer Institut für Klimaforschungsfolgen bereits an einem entsprechenden Papier, um diese Theorie in ein wissenschaftliches Licht zu rücken.

Restbedarfsbewirtschaftung durch gezielte Entlastungspakete

Es wird allerdings immer Bevölkerungsgruppen geben, die wissenschaftlich gesettelte Erkenntnisse negieren und erwarten, dass das Licht angeht, wenn der Schalter betätigt wird. Eine offene Gesellschaft muss auch solche Querleugner und Verschwörungsklimaretter mitnehmen. Herr Bundeskanzler Scholz hatte vor seiner letzten Amnesie bereits mehrfach darauf hingewiesen, dass der Staat niemanden zurücklässt.  Dem Staat steht dazu ein umfangreiches Repertoire an planwirtschaftlichen Instrumenten zu Verfügung, die sich in den sozialistischen Wirtschaftssystemen des Ostens über Jahre bewährt hatten und alle paar Jahre wieder hervorgeholt werden, wenn es gilt, Wohlstand in der Bevölkerung auf breiter Front minimieren. Um den vorgeschlagenen Lösungsansatz zu verstehen, muss man allerdings zunächst etwas weiter ausholen:

Die Betrachtung der deutschen Energieprobleme aus rein technisch-physikalischer Sicht, d.h. Erzeugung und Verbrauch sind immer aufeinander abzustimmen, ist zu kurz gedacht. Nach den Gesetzen der Ökonomie führt ein knappes Gut zu hohen und bei besonderer Verknappung zu explodierenden Preisen. Das bedeutet im Rückschluss dann aber auch, dass man das Problem von zwei Seiten ansteuern kann. Entweder weniger grundlastfähige Kraftwerke stilllegen oder gar neu bauen ist die eine, die physikalische Scheibe der Medaille. Die andere ökonomische Scheibe hingegen lautet mehr und schneller Geld drucken!

Nicht der Strom ist knapp, sondern nur das Geld, um ihn zu bezahlen.

Geld wurde wahrscheinlich von den alten Phöniziern erfunden, aber wie man heute weiß, leider viel zu wenig. Und das ist der Punkt, an dem die moderne Makroökonomie ins Spiel kommt.  Besonders das auf ökomarxistische Planwirtschaft spezialisierte DIW hatte unter Prof. Kemfert in den letzten Jahren im Fachbereich erzeugungsfreie Energiewirtschaft hierzu bahnbrechende Arbeiten geleistet. Um die Energieknappheit zu lösen, muss der Staat nicht einmal unendlich viel Geld drucken, er muss nur schneller drucken, als die grundlastfähige Energieversorgung abgewickelt wird. Dann steht immer genug Geld zur Verfügung, um die explodierenden Preise zu bezahlen. In der Praxis muss man dieses Geld dann nur noch gezielt und punktgenau mit der Gießkanne verteilen. Hierzu dienen die Entlastungspakete. Jeder bekommt und hat genug Geld, um sich Strom zu kaufen. Ein simples aber effektives Prinzip, dass auch den Agora- und Greenpeace ´Energiefachspezialisten*Innen´ im Ministerium des erfahrenen Kinderbuchautors H. Beck einleuchtet.

 

Entlastungspaketdesign als Kernaufgabe der Berliner Ampel

Entlastungspaketdesign ist eine neue Forschungsrichtung, die neben Genderstudien und Klimatemperaturwandel zu den progressiven Future-Themen der Ampelregierung gehört. Entsprechend soll auch die Forschung auf diesem Gebiet durch ein multidimensional vernetztes Kompetenzcluster mit bundesweit strukturierten Akteuren aktiviert werden. Neben der Gründung diverser Fraunhofer Institute in Freiburg, Kassel und Bremen, soll ein Institut für Entlastungspaketdesign an der FU Berlin schon im Herbst eingerichtet werden. Hierbei stehen vor allem auf Digitalisierung und Nachhaltigkeit basierende Ansätze im Vordergrund. Perspektivisch könnte am Ende eine Transformation der Gesellschaft weg von produktiver Wertschöpfung durch gewerbliche oder industrielle Arbeit mit all ihren unerwünschten Umweltbelastungen hin zur flächendeckenden Versorgung der Bevölkerung mit Entlastungspaketen stehen. Jeder bekommt, alle bleiben zu Hause.  Zunächst soll mit den Entlastungspaketen aber vornehmlich das Energieproblem nachhaltig beseitigt werden.

 

Bilanzkreismanagement durch gezielte Einspeisung von Lastabwürfen als finales Rettungsnetz

Wenn weder die Fluidisierung des Strombedarfs noch die Versorgung mit Entlastungspaketen ausreichen steht ein weiteres Instrument zur Verfügung: Als finales Rettungsnetz könnte dann Bilanzkreismanagement durch gezielte Einspeisung von Lastabwürfen realisiert werden, wie eine grüne ´Fachfrau*mann´ für Netzstabilität kürzlich erläuterte.

Die nötigen Instrumente zum bedarfsorientierten Abschalt- und Verbrauchsmanagement sind also vorhanden. Was fehlt, ist nur das nötige Vertrauen in die Kreativität und Fähigkeiten der besten Ampelregierung, die wir in Berlin je hatten. Oder, um es mit den wohl gesetzten Worten unserer allseits beliebten Madame Trampolina zu sagen: „we should not always think in old boxes“!

 

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