Der Gedichtband „Klima-Rassismus“: Die Poesie der Amadeu-Antonio-Stiftung
Grünfeld, Robert
Im Kulturmagazin titel, thesen, temperamente ttt wurden neue sozial-klimawissenschaftliche Bücher angekündigt, unter anderem von der Amadeu-Antonio-Stiftung (AAS), offiziell von deren (ehemaligen?) thüringischen Dienststellenleiter Matthias Quent, der uns auch schon mit dem Faktenchecker Volksverpetzer gemeinsam eingehender Kritik bedachte. Der Titel „Klimarassismus“ klang so unterhaltsam, das wir uns das Werk sogleich bestellten.
Worum geht es? Lassen wir den Reklametext des Vertriebs sprechen:
Weltweit blockieren rechte Parteien und Netzwerke effektiven Klimaschutz. Das ist kein Zufall: Denn die Hauptverantwortung für den Klimawandel trägt der reiche globale Norden, aber seine Opfer sind vor allem ohnehin benachteiligte Menschen – hierzulande und im globalen Süden. Weiße Vorherrschaft, extreme Ungleichheit und die Ausbeutung von Menschen und der Umwelt gehen Hand in Hand. Um Klimarassismus und -klassismus zu verschleiern, leugnen viele, dass die Erderhitzung überhaupt ein Problem ist.
Wie Rechtsaußenparteien den Klimawandel für sich nutzen –
Dieses Buch zeigt, wo die massiven politischen Gefahren des Rückschlags gegen den grünen Umbau liegen, mit welchen Netzwerken und Argumentationsweisen die Rechten die Zukunft angreifen, was das mit unserem Alltag und dem herrschenden System zu tun hat und was wir für Klima und Gerechtigkeit tun können.
Damit ist alles gesagt, der geneigte Leser muß das Buch gar nicht mehr lesen, weil klar wird, daß alle Säue, die seit 20 Jahren durch mediale Dorf getrieben werden, hier einfach nur in ein gemeinsames Gatter getrieben werden, um scheinbar neue Gedanken und Konzepte zu erhalten. Tatsächlich haben Quent und seine Co-Autoren keinen einzigen eigenen Gedanken niedergeschrieben, sondern nur Bücher und Texte von Götze&Joeres u.v.a. abgeschrieben und umformuliert.
Wieso druckt der renommierte Piper-Verlag dann ein solches Buch? Weil es wahrscheinlich – wie so häufig in den letzten Jahren – via Steuergeld finanziert wird. Hier mutmaßlich vom Programm Demokratie leben des Frauen-Familien-Ministeriums. Piper muß halt Geld verdienen, und die Publizistik rund um renommierte Verlage und Zeitschriften wie Spiegel baut wegen massiven Qualitätseinbruches bekanntlich ebenso massiv ab. Statt sich zu ändern, wird dann gerne Geld von Politikern und Oligarchen genommen und damit viel Papier zum Einstampfen oder fürs Archiv bedruckt.
Das Phänomen ist nichts originär Deutsches, sondern überall im korumpierten Westen anzutreffen. Ein prominentes Beispiel aus den USA/Kanada ist die linke globalisierungskritische Journalistin-Aktivistin Naomi Klein, die sich in den Nuller Jahren fast ausschließlich mit Kapitalismus beschäftige und Revoluzzer wie den venezoelanischen Diktator Hugo Chavez lobte. Nach dessen Tod und dem Abschmieren des sozialistischen Paradieses Venezuela, heute ein ölreicher Hungerstaat, macht sie seit 2014 lieber in Klima, weil das en vogue ist und ihre Bücher so von den Massenjournalisten in Presse und TV besprochen und beworben werden. Man sieht – „Klima“ ist einfach nur ein Geschäft wie jedes andere – man verkauft, was Abnehmer findet.
Da eine Rezension des AAS-Buches nicht ganz ohne Inhaltswiedergabe auskommt, ein paar Schlaglichter. Das häufigste Substantiv im Buch dürfte „Antiokölog:innen“ sein. Das durchgehende Gegendere mit Doppelpunkten zeigt bereits, daß das Buch nur für eine sehr kleine Leserschaft, beziehungsweise gar nicht zum Lesen geschrieben wurde – der Gruß des aktuellen Geßlerhutes war wichtiger als Schreibqualität. Da wir aber doch gelesen haben, mußten wir an einen berühmten Roman denken.
„Der Mann ohne Eigenschaften“ ist ein prophetisches Werk von Robert Musil, das den Typus des intellektuellen Exekutoren in autoritären oder postdemokratischen Systemen beschreibt. Kaiserhöfe oder hochprofitierende Interessensgruppen in Republiken wähl(t)en solche eigenschaftslosen Persönlichkeiten als Herolde oder Wissenschaftler, weil die sich zwar linientreu und ideologisch geben, letztlich aber im Sinne des Orwellschen „Doppeldenks“ nur gerade politisch erwünschte Parolen und Narrative grammatisch korrekt kombinieren. Musil hätte seinen Roman auch „Wendehals“ nennen können – das wäre aber nicht so poetisch gewesen.
A propos Poesie: Auch unsere anti-klimarassistische Autorengruppe versucht sich darin und kopiert offensichtlich den Philosophie-Helden Nietzsche:
Je tiefer man sich in die Abgründe antiökologischer klimaskeptischer Erzählungen begibt, desto lauter wird das verschwörungsideologische Raunen.
eifrei-Kollege Moczarski meinte dazu, das sei so sch… lecht, daß es schon wieder gut sei. In der Tat – so würde ein Satiriker schreiben, um die Anti-Klimarassisten zu veräppeln. Haben die bei Piper keine Lektoren? Oder war das ursprüngliche Manuskript noch viel schlechter, und die Verlagsleute konnten die Qualität nur auf das vorliegende Niveau heben? Egal, liest sowieso kaum einer, der nicht selber so drauf ist….
Das Abgrund-Zitat ist das der Höhepunkt, das Fazit, die Klimax des Buches. Vorbereitet wird es durch zahlreiche paranoide Stilblüten wie
In Deutschland, quer durch Europa, in Brasilien, den USA bis nach Rußland sehen wir kontinuierliche Bemühungen, mit rechten Feldzügen eine effektive Klimapolitik zu untergraben.
Verfolgt man die institutionellen und persönlichen Verbindungen der klimaskeptischen Antiokökolog.innen in Deutschland, zeigt sich ein Muster, wie wir es bereits aus den Vereinigten Staaten und anderen Ländern kennen.
Verbunden über Einzelpersonen und Institutionen treten enge Beziehungen zwischen marktradikalen, rechtslibertären und rechtskonservativen bis hin zu rechtspopulistischen Gruppen zutage – untereinander und in die deutschsprachige Szene der klimaskeptischen Antiokökolog.innen.
Die Blüte zeigt die schmale Bandbreite der gesamten Argumentation unserer Amadeu-Antonio-Autoren: Rechts, AfD, Klimaleugner, kapitalistisch, neoliberal, libertär, böse.
Noch ein Schmankerl zum Schluß: Im ttt-Video sieht man am Ende des Beitrages Matthias Quent mit dem Sportrad durch eine extrem trocken anmutende Steppenlandschaft radeln. Sieht der Stadtrand seiner Wohnstatt Jena wegen der Dürre-Hitze-Sintflut-Klimakatastrophe so aus? Natürlich nicht – rund ums EIKE-Büro zum Beispiel schoß im Sommer schon wieder der sibirische Gehwegklau über die Straße, Trockenheit hin oder her. Die Hausmeister mit der E-Sense kommen wie 2021 gerade so hinterher. Nein, MQ ist wohl mit dem ARD-Team eigens auf den Windknollen-Berg heraufgekraxelt (na ja, seien wir realistisch, mit dem Auto raufgefahren). Dort gibt es eine für das Saaletal eher untypische Trockenrasen-Gemeinschaft, und zwar immer.
von Matthias Quent, Christoph Richter, Axel Salheiser
Piper Paperback
Broschiert: 288 Seiten
ISBN-10 : 3492063993 , ISBN-13 : 978-3492063999
Nr. 2 in Rechtsextremismus (Bücher)
Nr. 2 in Umweltpolitik (Bücher)
Nr. 3 in Umwelt Allgemein (Bücher)