Das „grüne“ Amerika stürzt in die Armut – Klimawissen – kurz & bündig

No. 24: Riesige rauchende Pickup-Trucks, texanische Felder voller Pferdekopf-Ölpumpen, extremes Fracking im mittleren Westen – die USA gelten als Energieparadies und Energieverschwender. Aber ist dieses von den Medien gezeichnete Bild immer noch realistisch?
Unser Video offenbart Überraschendes….




Woher kommt der Strom? 28. Analysewoche 2022

von Rüdiger Stobbe 

Der Chart der 28. Analysewoche belegt den Zusammenhang zwischen Preisfindung an der Strombörse, dem Strombedarf und der Stromerzeugung mittels der regenerativen, ´erneuerbaren` Energieträger Wind- und Sonnenkraft. Vor allem der Samstag ist bemerkenswert, weil an diesem Tag gegenüber den übrigen Werktagen der Bedarf bereits wochenendmäßig gering und die regenerative Stromerzeugung in der Mittagsspitze fast ausreicht, den Bedarf zu decken. Das hat wegen der zusätzlich aus Strom-Netzstabilisierungsgründen konventionellen Stromerzeugung eine Strom-Überproduktion zur Folge, die den Strompreis gegen Null fallen lässt. Am Sonntag ist ein sehr starker PV-Stromtag. Fast 40 GWh werden erzeugt. Allerdings ist die Windstromerzeugung wesentlich geringer als am Tag zuvor, sodass der Preis bei 40€/MWh ´hängenbleibt`. Bis auf den Montag wird jeden Tag über Mittag zu viel Strom produziert. Dieser Strom wird immer günstig abgegeben. Günstiger jedenfalls als der Preis, der für den Importstrom bezahlt werden muss.

Gedanken zur Energie-Krisenbewältigung  

Am 21.7.2022 gaben Klimaminister Habeck und der Präsident der Bundesnetzagentur Müller eine Pressekonferenz. Diese wurde von mir mit etlichen Zusatzinformationen dokumentiert. Auffällig war, dass Minister Habeck zum Beispiel in Sachen Strom-Netzstabilität alles andere als Sachkunde bewies. Die Belege dafür finden Sie in dem Artikel auf mediagnose.de.

Der Deutschlandchef des Strom-Netzbetreibers Tennet, Tim Meyerjürgens, gab am 22.7.2022 der Welt ein Interview, das  Zweifel an der Qualifikation für diesen hohen Posten aufkeimen lässt. Warum ich dieser Meinung bin, lesen Sie in dieser Analyse.

Die beiden Dokumente bestärken die Annahme, dass weder beim aktuellen Politik-Personal noch in anderen systemrelevanten Behörden, Unternehmen die physikalischen, technischen und praktischen Kenntnisse in dem Umfang vorhanden sind, um die aktuelle Krise ohne erheblichen Schaden für die deutsche Bevölkerung, die Wirtschaft, die Gesellschaft zu bewältigen. Allein die Diskussion über den Weiterbetrieb oder auch nur eine Fristverlängerung der letzten drei Kernkraftwerke belegt dies. Und das sture Festhalten an der Nichtinbetriebnahme von Nordstream II zeugt nicht gerade von Krisenbewältigungswillen. Soft Skills werden über harte Fakten gestellt. Ein Beispiel. Aufgrund der Verengung des Gasmarktes sind die Preise explodiert. Die Auswirkung dieses Sachverhalts auf eine 86-jährige Frau (Einkommen gesamt 1.200€, in einer 55 m2 – Wohnung mit 400€ Miete inkl. Nebenkosten ohne Heizung), die mit Gas inkl. Warmwasser beheizt wird. Der Abschlag für das Gas beträgt bis zum 1.8.2022 65 € / Monat. Kürzlich kam die Mitteilung des Gasversorgers, dass der Gaspreis von 0,05€ zum 1.9. auf 0,18€ (von mir abgerundet) angehoben wird. Die Nachfrage beim Versorger, wie hoch der neue Abschlag anzusetzen sei, ergab diese Antwort. Man kann und sollte natürlich darüber nachdenken, was es für Einsparmöglichkeiten gibt. Die hängen am Ende auch vom Winterwetter ab. Doch auch dann wären die Gaskosten, wäre der Abschlag für die alte Dame nicht zu stemmen. Hinzu kommt mit Sicherheit eine Erhöhung des Stromabschlags in ähnlichem Umfang. Zur Veranschaulichung: 1.200 € Einkommen ./. 200€ Gas  ./. 150€ Strom (geschätzt) ./. 400€ Miete. Bleiben 450 € zum Leben. Leben auf Hartz4-Niveau. 

Das Beispiel kann mit Millionen Haushalten hochgerechnet und vervielfacht werden. Es gibt 43. 000.000 Haushalte in Deutschland, von denen ein großer Teil mit Gas beheizt wird. Bei Öl und Strom sieht es preismäßig ähnlich aus. Von Gewerbe, Handel und Industrie ganz zu schweigen. Die benötigen viel mehr Gas und Strom als die Haushalte (1/3 zu 2/3), um produzieren, um wirtschaften zu können. Eine tatsächlich wirksame Unterstützung des Staates bei diesen um 300% und mehr gestiegenen Preisen für alle „bedürftigen“ Verbraucher jeden Monat würde diesen in den endgültigen Ruin treiben. Da helfen ein paar hundert € Einmalzuschuss nichts. Man sollte doch mal bei aller ideologisch motivierten Prinzipienreiterei die Öffnung von Nordstream II schnellstmöglich in Erwägung gezogen und vollzogen werden.

Detailanalysen

Bei der Tabelle mit den Werten der Energy-Charts und dem daraus generierten Chart handelt es sich um Werte der Nettostromerzeugung, den „Strom, der aus der Steckdose kommt“, wie auf der Website der Energy-Charts ganz unten ausführlich erläutert wird. Nutzen Sie den höchst empfehlenswerten virtuellen Energiewende-Rechner (Wie viele Windkraft- und PV-Anlagen braucht es, um Kohle- und/oder Kernkraftstrom zu ersetzen? Zumindest im Jahresdurchschnitt.). Ebenso wie den bewährten Energierechner.

Schauen Sie sich an, wie sich eine angenommene Verdopplung (Original-Excel-Tabelle) bzw. Verdreifachung (Original-Excel-Tabelle) des Wind- und Photovoltaik (PV)-Stroms auswirken würde. Beachten Sie bitte, dass der Strom bei entsprechender Kennzeichnung im Chart (= 1) oft eben nur im Tagesdurchschnitt ausreicht. Das ist vor allem dann der Fall, wenn, wie an allen Tagen zum Beispiel der 18. Kalenderwoche oder aktuell auch in der 28. KW am Sonntag, die PV-Stromerzeugung stark bei gleichzeitig schwacher Windstromerzeugung ist. Da würde Strom zur Deckung des Bedarfs in Zeiträumen fehlen, an denen nur (schwacher) Windstrom zur Verfügung steht. Insbesondere in der Nacht.

Auch bei einer Verdoppelung oder Verdreifachung würde es nicht reichen. In der Vergangenheit war, aktuell ist die regenerative Stromerzeugung zur kompletten Bedarfsdeckung „Strom in Deutschland“ praktisch immer unzureichend. Dieser Chart belegt den Sachverhalt eindrucksvoll. Man erkennt darüber hinaus, dass zum Beispiel gut 40 Prozent regenerative Stromerzeugung im Jahr 2021 nur ein Durchschnittswert sind, und dass die 50 Prozent im Jahr 2020 trotz Zubaus weiterer regenerativer Stromerzeugungsanlagen durchaus nicht sicher sind. Der Wind, der Wind, das himmlische Kind, der Wind macht halt, was er will.

Der Chart mit den Import- und Exportzahlen sowie der Vortrag von Professor Brasseur von der TU Graz sind sehr erhellend. Der Mann folgt nicht der Wissenschaft. Er betreibt Wissenschaft. Sehr bemerkenswert ist auch der Bericht des ZDF zum aktuellen Windkraftausbau, welcher in der Reihe ZOOM+ gezeigt wurde. Dass die Energiewende faktisch gescheitert ist, veranschaulicht Prof. Fritz Vahrenholt in seinem Vortrag beim „Berliner Kreis in der Union“.

Analyse des Lesch E-Auto-Vergleichs mit einem Verbrenner – Teil 1

Wie im Realitätscheck zur Energiewende angekündigt, erschien am 21.7.2022 der erste Teil der Analyse des Prof. Lesch-E-Auto-Videos, welches im ZDF gezeigt wurde.

Am 27.6.2022 ist der zweite Teil des Realitäts-Checks zur Energiewende von Prof. Sinn erschienen. Weiterhin lesenswert ist der Artikel vom 3.6.2022 der Enexion-Kolumne zur Energiewende: Energiewende & die Bundesnetzagentur, Politik und Gaswirtschaft.

Sehr zu empfehlen ist das aktuelle Kompendium für eine vernünftige Energiepolitik der Bundesinitiative Vernunftkraft e.V. Es kann auch als Nachschlagewerk genutzt werden.

Die Werte des bisherigen Jahres 2022 belegen, dass die Energiewende kaum in den angestrebten Zeiträumen gelingen wird. Trotz weiteren Zubaus von Windkraft- und PV-Anlagen in Sachen regenerativer Stromerzeugung liegt die regenerative Stromerzeugung immer noch bei nur gut 50 Prozent. Auch im Bereich CO2 hat sich seit 2019 kaum etwas getan, wenn man vom ersten Corona-Jahr 2020 absieht. Es stellt sich die Frage, ob die deutsche Bevölkerung in der Mehrheit so leben will wie im Frühjahr 2020, dem Jahr mit wenig konventioneller Stromerzeugung wegen des Lockdowns und deshalb auch weniger CO2-Ausstoß. Dafür mit Arbeitsplatzverlusten, viel Kurzarbeit, Vereinsamung wegen mangelnder Mobilität. Jetzt droht die nächste Katastrophe, genannt Energiekrise.

Beachten Sie bitte unbedingt die Stromdateninfo-Tagesvergleiche, möglich bis 2016, in der jeweiligen Tagesanalyse unten. Dort finden Sie die Belege für die im Analyse-Text angegebenen Durchschnittswerte und vor allem auch die Im- und Exportwerte. Der Vergleich beinhaltet einen Schatz an Erkenntnismöglichkeiten. Das Analysewerkzeug stromdaten.info ist ein sehr mächtiges Instrument, welches mit dem Tool „Fakten zur Energiewende“ nochmals erweitert wurde.

Falls Sie die Agora-Handelstage vermissen: Bitte die ebenfalls verlinkte Agora-Chartmatrix aufrufen.

Wichtige Info zu den Charts: In den Charts von Stromdateninfo ist Solarstrom gelb markiert und immer oben, oft auch über der Bedarfslinie. Das bedeutet aber nicht, dass dies der Strom ist, der exportiert wird. Im Gegenteil. Wegen des Einspeisevorrangs wird dieser Strom, genau wie anderer regenerativ erzeugter Strom, bevorzugt in das Netz eingespeist. Zum Export bleibt praktisch nur konventionell erzeugter Strom übrig, der immer allein aus Netzstabilisierungsgründen benötigt wird. Gleiches gilt für zusätzliche Stromsenken, umgangssprachlich Stromverbraucher genannt. Wärmepumpen und Elektrofahrzeuge zum Beispiel erhöhen den Bedarf erheblich, so sie denn im geplanten Umfang realisiert werden sollten. Der hierfür zusätzlich benötigte Strom wird aber durchaus nicht regenerativ gedeckt. Die Sonne scheint nicht mehr und länger, der Wind weht nicht stärker, nur weil zusätzlicher Strom benötigt wird. Deshalb wird der zusätzlich benötigte Strom aktuell immer zusätzlich konventionell erzeugt. Jedenfalls so lange, bis der „massive Ausbau“ der „Erneuerbaren“ plus Speicher realisiert wurde und 100 Prozent grüner Strom nicht nur im Durchschnitt, sondern auch tatsächlich zur Verfügung steht, wenn er benötigt wird.

Tagesanalysen

Montag, 11.7.2022: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 38,77 Prozent, davon Windstrom 8,3 Prozent, PV-Strom 18,2 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 12,27 Prozent. Quelle der prozentualen Auswertung ist die Tabelle mit den Werten der Energy-Charts. Die Agora-Chartmatrix mit Handelstag „Strom-Import/Export“.

Heute ist die Windstromerzeugung über Tag schwach, die PV-Stromerzeugung für einen Sommertag ebenfalls. Zusammen mit der konventionellen Erzeugung wird der Bedarf so gerade gedeckt. Zumindest über Tag. Ansonsten wird hochpreisiger Strom importiert. Die Im- und Exportwerte Deutschlands und die von Deutschlands Nachbarn können hier analysiert werden.

Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 11. Juli ab 2016.

Dienstag, 12.7.2022: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 44,64 Prozent, davon Windstrom 7,89 Prozent, PV-Strom 24,87 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 11,88 Prozent. Quelle der prozentualen Auswertung ist die Tabelle mit den Werten der Energy-Charts. Die Agora-Chartmatrix mit Handelstag „Strom-Import/Export“.

Heute ist die PV-Stromerzeugung wesentlich höher als gestern.. Die Windstromerzeugung bleibt weiterhin schwach. Die konventionelle Stromerzeugung produziert über die Mittagsspitze über den Bedarf hinaus. Der Grund ist die Tatsache, dass ein zu starkes Absenken der Erzeugung die nach Sonnenuntergang entstehenden Import-Strompreise in ungeahnte Höhen steigen lassen. Innerhalb weniger Stunden vor dem Sonnenuntergang ist ein so kräftiges wieder Hochfahren konventioneller Kraftwerke rein technisch nicht möglich. Die Im- und Exportwerte Deutschlands und die von Deutschlands Nachbarn können hier analysiert werden.

Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 12. Juli ab 2016.

Mittwoch, 13.7.2022: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 48,31 Prozent, davon Windstrom 18,93 Prozent, PV-Strom 18,43 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 10,45 Prozent. Quelle der prozentualen Auswertung ist die Tabelle mit den Werten der Energy-Charts. Die Agora-Chartmatrix mit Handelstag „Strom-Import/Export“.

Heute steigt die Windstromerzeugung über Tag so stark an, dass nur am Vormittag Strom importiert werden muss. Am Nachmittag gelingt es den konventionellen Erzeugern sogar, dass mit dem Einsatz von Pumpspeicherstrom die Vorabendlücke geschlossen wird, so dass keine Stromimporte notwendig werden. Den hohen Strompreis kassiert diesmal Deutschland. Die Im- und Exportwerte Deutschlands und die von Deutschlands Nachbarn können hier analysiert werden.

Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 13. Juli ab 2016.

Donnerstag, 14.7.2022: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 51,87 Prozent, davon Windstrom 20,47 Prozent, PV-Strom 20,28 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 11,12 Prozent. Quelle der prozentualen Auswertung ist die Tabelle mit den Werten der Energy-Charts. Die Agora-Chartmatrix mit Handelstag „Strom-Import/Export“.

Heute fast das gleiche Bild wie gestern. Die konventionellen Stromerzeuger schaffen es wieder, die hohen Vorabendpreise zu kassieren. Die Im- und Exportwerte Deutschlands und die von Deutschlands Nachbarn können hier analysiert werden.

Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 14. Juli ab 2016.

Freitag, 15.7.2022: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 52,44 Prozent, davon Windstrom 20,52 Prozent, PV-Strom 20,38 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 11,55 Prozent. Quelle der prozentualen Auswertung ist die Tabelle mit den Werten der Energy-Charts. Die Agora-Chartmatrix mit Handelstag „Strom-Import/Export“.

Heute gibt es über Tag keinen Windstromanstieg. So entstehen wieder zwei Stromversorgungslücken, die auch durch massiven Pumpspeichereinsatz nicht verhindert werden können. Gutes Geld wird trotzdem eingenommen. Die deutschen Stromerzeuger erhalten selbstverständlich die gleichen Preise, die Deutschland, die der Stromkunde für den Importstrom bezahlt, wenn dieser benötigt wird. Die Im- und Exportwerte Deutschlands und die von Deutschlands Nachbarn können hier analysiert werden.

Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 15. Juli ab 2016.

Samstag, 16.7.2022: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 65,11 Prozent, davon Windstrom 29,54 Prozent, PV-Strom 23,58 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 11,99 Prozent. Quelle der prozentualen Auswertung ist die Tabelle mit den Werten der Energy-Charts. Die Agora-Chartmatrix mit Handelstag „Strom-Import/Export“.

Zu Beginn des Wochenendes sorgen wenig Strombedarf, gute PV-Stromerzeugung und für einen Sommertag viel Windstrom dafür, dass (von 11:00 bis 16:00 Uhr) die regenerative Stromerzeugung nahe an den Bedarf heranreicht. Der Strompreis sinkt für diesen Zeitraum auf 0€/MWh. Die Im- und Exportwerte Deutschlands und die von Deutschlands Nachbarn können hier analysiert werden.

Belege für die Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 16. Juli ab 2016.

Sonntag, 17.7.2022: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 53,45 Prozent, davon Windstrom 8,78 Prozent, PV-Strom 31,12 Prozent Strom Biomasse/Wasserkraft 13,55 Prozent. Quelle der prozentualen Auswertung ist die Tabelle mit den Werten der Energy-Charts. Die Agora-Chartmatrix mit Handelstag „Strom-Import/Export“.

Der Bedarf sinkt nochmals. Die PV-Stromerzeugung ist noch stärker, aber die Windstromerzeugung ist gering. So fällt zwar der Strompreis. Immerhin werden diesmal die die 0€, sondern um 14:00 Uhr nur die 40€/MWh-Marke erreicht. Zehn Mal soviel und mehr kassieren unsere Nachbarn, die heute den dringend benötigten Strom zur Deckung der Vorabendlücke nach Deutschland liefern. Weshalb kostet der Importstrom am frühen Morgen nur die – aber immerhin – die Hälfte? Der Bedarf, die Nachfrage ist in diesem Zeitraum geringer als am Vorabend. Der Preis wird von Angebot und Nachfrage bestimmt. Die Im- und Exportwerte Deutschlands und die von Deutschlands Nachbarn können hier analysiert werden.

Belege für die Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 17. Juli ab 2016.

Noch Fragen? Ergänzungen? Fehler entdeckt? Bitte Leserpost schreiben! Oder direkt an mich persönlich: stromwoher@mediagnose.de. Alle Berechnungen und Schätzungen durch Rüdiger Stobbe nach bestem Wissen und Gewissen, aber ohne Gewähr.

Die bisherigen Artikel der Kolumne Woher kommt der Strom? mit jeweils einer kurzen Inhaltserläuterung finden Sie hier.

Rüdiger Stobbe betreibt seit über sechs Jahren den Politikblog www.mediagnose.de.




Ist die Klimapolitik mit sozialer Marktwirtschaft vereinbar?

Edgar L. Gärtner

Wie die gefährlichen Verkehrsblockaden durch Aktivisten der „Letzten Generation“ und deren moralische Unterstützung durch das Habeck-Ministerium der von den Grünen dominierte Berliner Ampel-Regierung, die christlichen Kirchen und politisierte Großkonzerne demonstrieren, ist die politische Auseinandersetzung um die finanzielle Förderung von Wind- und Solarstrom und die Verlängerung der Laufzeit der letzten in Deutschland noch betriebenen Kernkraftwerke längst zu einem Glaubenskampf geworden, in dem Sach-Argumente kaum mehr zählen. Es geht in der Auseinandersetzung mit den „grünen Khmer“ um Leben oder Tod. Wie könnte man da eine dauerhafte und letztlich zerstörerische Spaltung der Gesellschaft noch verhindern?

Nils Goldschmidt und Arnd Küppers sehen hier in einem kürzlich in der Frankfurter Allgemeinen hinter einer Bezahl-Schranke veröffentlichten Aufsatz Parallelen zu den Konflikten, die die Weimarer Republik zerrissen und Hitler an die Macht gebracht haben. Diese Konflikte wurden im Westen erst nach der bedingungslosen Kapitulation Hitler-Deutschlands zeitweilig überwunden – und zwar durch die Idee der „Sozialen Marktwirtschaft“, die der protestantische Ökonom Alfred Müller-Armack erstmals in seinem 1947 erschienenen Buch „Wirtschaftslenkung und Marktwirtschaft“ entwickelte. Müller-Armack war einer der engsten Berater Ludwig Erhards, der 1948 im Zuge der Währungsreform mit seinem mutigen Schritt der Abschaffung von Preiskontrollen und Rationierung den Weg zum westdeutschen „Wirtschaftswunder“ freimachte.

Ökonomie der Versöhnung

Müller-Armack schrieb sein wegweisendes Buch im katholischen Kloster Vreden in der Nähe der niederländischen Grenze. Dorthin war seine Forschungsstelle an der Universität Münster während des Krieges ausgelagert worden. Wie dem ebenfalls protestantischen Ludwig Erhard ging es Müller-Armack nicht vordergründig um eine ökonomische Wachstumsstrategie, sondern um ein gesellschaftliches Reformprojekt, das Aufbrechen der Kartellierung bzw. „Vermachtung“ der Wirtschaft durch die Stärkung des Wettbewerbs auf dem freien Markt. Das „Wirtschaftswunder“ war nicht primäres Ziel, sondern willkommene Nebenwirkung der von ihm angeregten ethischen Neuausrichtung der Wirtschaftspolitik. Durch das Anfügen des Attributs „Sozial“ zur Marktwirtschaft, so Goldschmidt und Küppers, wollte Müller-Armack signalisieren, dass er die Renaissance der Marktwirtschaft als „Ökonomie der Versöhnung“ verstand, das die Grabenkämpfe, die zur Zerstörung der Weimarer Republik geführt hatten, überwinden sollte. Er bezeichnete das Schlagwort „Soziale Marktwirtschaft“ selbst als „irenische Formel“, als Friedensformel zur Überwindung des Ressentiments zwischen „arm“ und „reich“. Ludwig Erhard hingegen wies wiederholt darauf hin, dass die Marktwirtschaft gar nicht des Attributs „sozial“ bedurfte, da sie an und für sich sozial sei. „Der Markt ist der einzig gerechte demokratische Richter, den es überhaupt in der modernen Wirtschaft gibt“, betonte er im Jahre 1950 im deutschen Bundestag.

Allerdings stieß Erhard von Anfang an auf Widerstand – nicht nur bei den sozialdemokratisch orientierten Gewerkschaften, sondern auch im eigenen politischen Lager. Im Jahre 1957 setzte Bundeskanzler Konrad Adenauer gegen den Widerstand seines Wirtschaftsministers Erhard, um der Altersarmut kurzfristig abzuhelfen, die Rentenreform in Form des längerfristig nicht durchhaltbaren Umlageverfahrens durch. Immerhin ging die hinter der „irenischen Formel“ stehende Wette bis weit in die 1960er Jahre auf: Der erwünschte soziale Friede stellte sich ein und ermöglichte ein im Vergleich zu unseren westeuropäischen Nachbarländern beeindruckendes Wirtschaftswachstum. Schon 1950 überschritt das Realeinkommen der Durchschnittsdeutschen das Vorkriegsniveau und ab 1960 herrschte in Deutschland offiziell Vollbeschäftigung. Doch wenn es den Menschen zu gut geht, werden sie leichtsinnig und übermütig. Die Studentenrevolte von 1968 und ihr „Marsch durch die Institutionen“ in den folgenden Jahrzehnten setzte alle ökonomischen und sozialen Errungenschaften der ersten Nachkriegs-Jahrzehnte wieder aufs Spiel. Immer öfter wurden Rufe nach staatlicher Lenkungswirtschaft (oft verbrämt durch anarchistische Parolen) laut. Heute sind vom Friedenswerk Müller-Armacks nur noch ferne Erinnerungen übrig. Längst geht es im Konflikt um den „Klimaschutz“ um Leben und Tod der Demokratie und des sozialen Friedens.

In dieser Situation schlagen Goldschmidt und Küppers eine „irenische Zusammenführung“ verschiedener Gruppen und Parteien zu einer „praktischen Weltaufgabe“ vor. Statt um den Wiederaufbau Deutschlands und Europas nach den Flächenbombardements der Alliierten im Zweiten Weltkrieg gehe es nun um die „Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft hin zur Klimaneutralität“. Denn es stehe außer Frage, dass das die „größte Aufgabe unserer Epoche“ ist. Als studierter Ökologe frage ich mich da unwillkürlich, wie die beiden Autoren zu dieser Einschätzung gelangt sind. Vermutlich akzeptieren sie unhinterfragt das Dogma eines linearen Zusammenhangs zwischen der atmosphärischen CO2-Konzentration und der Entwicklung der globalen Durchschnittstemperatur. Bis jetzt ist dieser Zusammenhang aber rein hypothetisch und wird wahrscheinlich nie schlüssig bewiesen werden können. Dafür sind das Wettergeschehen und die mittelfristige Entwicklung des Klimas im regionalen und globalen Maßstab viel zu komplex, weil da eine unüberschaubare Zahl natürlicher und gesellschaftlicher Ursachen zusammenwirkt. Darf man aus einer unzureichend begründeten Vermutung quantifizierte politische Vorgaben wie das Kioto-Protokoll von 1997 und das Pariser Klimaschutzabkommen von 2015 ableiten? Und verdient das Ergebnis der hoheitlichen Zuteilung handelbarer „Treibhausgasemissionslizenzen“ (Zertifikate) und deren politische Rationierung noch die Bezeichnung „Soziale oder Ökologische Marktwirtschaft“? Goldschmidt und Küppers bejahen diese Fragen implizit.

Ich selbst habe schon vor 20 Jahren in meinem Beitrag im einschlägigen „Handbuch Nachhaltige Entwicklung“ (2003) ebenfalls ausgehend vom oben zitierten Buch Alfred Müller-Armacks zu begründen versucht, warum ich diese Fragen verneinen muss. Außer auf Müller-Armack habe ich mich dort aber auch auf den Abschlussbericht der Enquete-Kommission des 13. Deutschen Bundestages „Schutz des Menschen und der Umwelt“ (1998) sowie auf Arbeiten des französischen Wissenschaftsforschers Bruno Latour berufen. Ich habe damals hergeleitet, dass Müller-Armacks „irenische Formel“ nur dann mit individueller Freiheit und Demokratie vereinbar ist, wenn sie nicht als operatives wirtschaftliches Management-Modell, sondern als „produktives Missverständnis“ behandelt wird.

Die Nachhaltigkeits-Enquête des 13. Deutschen Bundestages hatte darauf hingewiesen, dass bei der Umsetzung politischer Gestaltungsansprüche meist andere als die gewollten Ergebnisse erzielt werden, wenn nicht sogar ihr Gegenteil: „Am Ende kommt man bei der Gestaltung gesellschaftlicher Prozesse selten dort an, wohin man wollte – und wenn doch, hat das ursprüngliche Ziel seine Bedeutung geändert, hat der Weg selbst mit seinen Stationen und Umwegen längst die Perspektiven verschoben, neue Horizonte geschaffen. Notwendig ist deshalb die Offenheit der Suchprozesse, damit Versuch und Irrtum einander ablösen und einmal gesetzte Ziele revidiert werden können, wenn sie sich als Irrtum erweisen.“ Überdies, so die Kommission weiter, gebe es „keine eindeutigen Bezugspunkte, die es erlauben würden, wissenschaftlich zu entscheiden, was optimale Umweltzustände sind.“

Diese Einsichten sind vermutlich beim Umzug von Parlament und Regierung nach Berlin in Vergessenheit geraten. Zwar versicherte der damals dafür zuständige Staatsminister, mit Planwirtschaft habe die vom Bundeskabinett im April 2002 verabschiedete „Nachhaltigkeitsstrategie“ nichts zu tun. Doch zeigen die Reihenfolge der dort gewählten Nachhaltigkeitsindikatoren wie das (vergebliche) Insistieren der deutschen und EU-Delegationen auf den „Klima-Gipfeln“ auf entsprechenden quantitativen Vorgaben im dort verhandelten globalen Aktionsplan, dass dem Papier die Überzeugung zugrunde liegt, (natur-)wissenschaftlich sei längst ausgemacht, wohin die Reise gehen muss.

Bruno Latours „Parlament der Dinge“ 

Der (grüne) französische Wissenschaftsforscher Bruno Latour teilt diese Illusion nicht. In seinem Versuch einer „symmetrischen Anthropologie“ von 1991 und in seiner Essay-Sammlung Pandora’s Hope von 2000 räumte er mit der Vorstellung auf, die exakten (Labor-)Wissenschaften („Sciences“, auf Deutsch ganz irreführend „Naturwissenschaften“ genannt) beschäftigten sich mit der Natur und lieferten den Schlüssel für die saubere Trennung zwischen Objekt und Subjekt, zwischen Tatsachen und Werten. Da es unmöglich sei, Menschen und Dinge voneinander zu trennen, existierten die Gegenstände wissenschaftlicher Forschung nicht ohne die Forscher und umgekehrt. Latour schloss daraus: Vor Louis Pasteur habe es (für die Menschen) keine Mikroben gegeben.

Um Glaubenskriege zu verhindern, könne sich die Politik nicht auf die „modernistische Übereinkunft“ einer unabhängig von menschlichen Interessen existierenden Natur berufen. „Natur“ gebe es nur im Plural. Die Erde sei nicht a priori die „eine Welt“, das „gemeinsame Haus“ der Menschen. Die unterschiedlichen konkreten Lebenswelten müssten vielmehr erst (auf möglichst demokratische Weise) „von unten“ zu einem solchen gemacht werden – und zwar mithilfe des von Latour angeregten Parlaments der Dinge mit einem „Oberhaus“, das entscheidet, welche Anliegen einbezogen werden, und einem „Unterhaus“ für das Ordnen der einbezogenen Mischwesen.

Wie der liberale Ökonom Friedrich-August von Hayek (aber unter einem ganz anderen politischem Vorzeichen!) geht also auch Latour davon aus, dass die Menschen, trotz aller erreichten wissenschaftlich-technischen Fortschritte, weiterhin grundsätzlich im Dunkeln tappen müssen. Sie können sich (in Form des „Parlaments der Dinge“) lediglich politisch auf eine „experimentelle Metaphysik“ einigen. Das heißt sie können nur so tun, als hätten sie das für das Management der Erde nötige Wissen.

In diesem Sinne interpretiert Latour Verlauf und Ausgang der Klimakonferenzen von Kyoto (1997) und später Paris (2015). In den Mammut-Palavern sieht er Vorstufen seines „Parlaments der Dinge“. Denn dort habe es erstmals eine politische Repräsentation nichtmenschlicher Wesen neben allen Formen legitimer menschlicher Interessen gegeben. Man dürfe in den Ergebnissen solcher und anderer Großveranstaltungen aber keinen durch rationale Diskurse erzielten Konsens sehen. Vielmehr handele es sich dabei um diplomatische Zweideutigkeiten: „Diplomatie bedeutet, dass es (…) keinen Schiedsrichter gibt, der darüber wacht, ob rationale Verhandlungsbedingungen eingehalten werden und der die eine oder andere Partei des Irrationalismus zeiht, wenn die Verhandlungen scheitern. In der Diplomatie ist vielmehr die Aufrechterhaltung der Zweideutigkeit Bedingung für die Einstellung von Feindseligkeiten. In einer Welt, in der Verstehen unwahrscheinlich ist, haben wir nur den Weg der Diplomatie um Blutvergießen zu verhindern“, erklärt Latour. „Der rationale Diskurs ist demgegenüber ein unerreichbares Ideal. Wir sind zu viele auf der Welt, um uns darauf einigen zu können, wie diese aussehen soll.“ (so Bruno Latour in einem Interview mit dem Verfasser, veröffentlicht in der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ am 12.Mai 2002).

Die auf diplomatischen Arrangements fußenden Maßnahmen sind deshalb für Latour nichts weiter als (friedensstiftende) offene kollektive Realexperimente, deren Verlauf durch ein wissenschaftliches Monitoring begleitet werden sollte. Insofern hat Bruno Latour recht, wenn er Versuche, das Kyoto-Protokoll naturwissenschaftlich zu begründen, von vornherein für müßig erklärt. Dennoch hat er sich ohne Vorbehalt hinter die für den Westen suizidären Beschlüsse der Mammut-Palaver des Kioto-Prozesses gestellt. Er unterstützt bis heute den Aberglauben, eine Drosselung, wenn nicht die totale Zerstörung der Wirtschaft durch „Net Zero“ leiste einen Beitrag zur Milderung von Hitze und Trockenheit. Folgerichtig wurde er im Jahre 2021 mit dem „Kyoto-Preis“, einem der neben dem Nobelpreis höchst dotierten Wissenschaftspreise, ausgezeichnet.

Bruno Latour hat mit dem von ihm vorgeschlagenen „Parlament der Dinge“ zwar das Problem der Quellen des Management-Wissens konstruktivistisch aufgelöst und dadurch die Ökologie (zumindest in der Theorie) einigermaßen mit demokratischen Ansprüchen versöhnt. Doch hinter dem damit ausgesprochenen „Primat der Politik“ sind die Belange der Ökonomie beinahe vollständig dem Gesichtskreis entschwunden. Er verdächtigt die Ökonomen sogar, statt auf eine Politische Ökonomie auf eine „Ökonomie des Politischen“ im Sinne eines sparsamen Umgangs mit Politik hin zu arbeiten und regte sich darüber auf, dass auch „Klimaskeptiker“ sich seiner konstruktivistischen Argumentation bedienten.

Bruno Latour geriet m.E. vor allem deshalb in ein wirtschaftlich und ethisch bedenkliches Fahrwasser, weil er seinem „Parlament der Dinge“ Aufgaben zuschrieb, die nach Ansicht Friedrich August von Hayeks und der Begründer des Liberalismus eigentlich der Markt lösen sollte. Nur dort ist ein ethisch einwandfreier Umgang mit dem auch Latour durchaus bewussten Problem der Entscheidungen unter der Bedingung mangelnden, wenn nicht völlig fehlenden Wissens denkbar. Von Marktwirtschaft kann man m.E. eigentlich nur sprechen, wenn die freien Marktteilnehmer die Informationen, die ihren Investitions-, Kauf- und Verkaufsentscheidungen zugrunde liegen, ausschließlich vom Markt selbst und nicht aus konstruierten Narrativen und entsprechenden staatlichen Vorgaben beziehen. Neben den Marktsignalen brauchen die Menschen in diesem Prozess spontaner Ordnungsbildung nur die 10 Gebote der Bibel oder ähnliche seit Jahrtausenden bewährte Lebensregeln ohne Bezug zur außermenschlichen Umwelt als Vorgaben. Jedwede weitere externe Vorgabe muss als Einstieg in den Sozialismus gewertet werden. Kurz: Was nachhaltig ist, “weiß“ in einem liberal-demokratisch und marktwirtschaftlich verfassten Gemeinwesen nur der Markt. Wobei der Markt nicht als Abstraktum verstanden werden darf, sondern als Summe der Entscheidungen Tausender, wenn nicht Millionen vernunftbegabter Individuen. Diese gründen sich auf die Hoffnung, dass sich im Wettbewerb hinter ihrem Rücken materielle Fortschritte einstellen, von denen zuvor niemand geträumt hat. Friedrich-August von Hajek hat das wie folgt auf den Punkt gebracht: „Weil jeder einzelne so wenig weiß, vertrauen wir darauf, dass die unabhängigen und wettbewerblichen Bemühungen Vieler die Dinge voranbringen, die wir wünschen werden, wenn wir sie sehen.“

Latours Vorschlag einer „experimentellen Metaphysik“ kann dagegen alles Mögliche rechtfertigen – insbesondere auch angeblich von „der“ Wissenschaft gebotene repressive, aber kaum wirksame Maßnahmen wie den Lockdown zur Eindämmung einer politisch dekretierten Corona-Pandemie. Das hat Latour in seinem gegen Ende des vergangenen Jahres erschienen Buch mit dem Titel „Wo bin ich?“ explizit getan. Es zeigt, dass der postmoderne Konstruktivismus letztlich immer dazu dient, das jeweils herrschende Narrativ zu bestätigen. Insofern stimme ich dem zu, was die Physiker Alan Sokal und Jean Bricmont 1999 über Latour und andere postmoderne Wissenschaftsforscher schrieben: Es handele sich dabei um „eleganten Unsinn“, der obendrein gefährlich werden kann, wenn er wie im Fall der Covid-„Pandemie“ zur Begründung despotischer Maßnahmen dient. Im Klartext: Ich halte das Einsperren der Bevölkerung und die ihr mithilfe massiver Erpressung angeblich als Schutz vor Covid-19 aufgedrückte ebenso nutzlose wie gefährliche Gen-Spritze für „experimentelle Metaphysik“ reinsten Wassers.

Produktive Missverständnisse

Konsens, da hat Bruno Latour zweifelsohne recht, beruht in einer ungeplanten Welt fast immer auf Missverständnissen. Fortschritte der Neurobiologie auf der einen Seite und die von der Wissenschaftsforschung vermittelten Einsichten in die Entstehungsbedingungen und den politischen Stellenwert wissenschaftlichen Wissens auf der andern Seite legen es nahe, die Hoffnung, über rationale Diskurse zu einvernehmlichen und dauerhaften Lösungen gesellschaftlicher Probleme gelangen zu können, als unbegründet fahren zu lassen.

Wir wissen heute: Missverständnisse sind unvermeidlich. Es fragt sich nur, ob diese destruktiv oder produktiv sind. Die große Kunst der Politik besteht darin, Konsensformeln zu finden, die auf produktiven Missverständnissen beruhen. Dabei handelt es sich im Prinzip um Leerformeln, die einen so großen politischen und wirtschaftlichen Interpretations- und Gestaltungsspielraum bieten, dass alle Akteure damit lange Zeit in Frieden leben und auf einigermaßen anständige Weise ihren wirtschaftlichen Interessen nachgehen können.

Die Väter der „Sozialen Marktwirtschaft“ wussten wohl, warum es besser war, ihr Leitbild nicht in die Form quantitativer Zielvorgaben zu bringen. Jedenfalls gibt es darüber bis heute, je nach politischer Partei oder zivilgesellschaftlicher Organisation, die unterschiedlichsten Vorstellungen. Doch wurde dieses Manko bislang keineswegs zum Anlass, Meinungsverschiedenheiten mit juristischen Mitteln oder gar durch die Anwendung physischer Gewalt auszutragen. Im Gegenteil: Gerade als Leerformel brachte die „soziale Marktwirtschaft“ den Deutschen ein halbes Jahrhundert lang inneren Frieden und Wohlstand. Hätten sich Wissenschaftler und Politiker jedoch schon in den fünfziger Jahren daran gemacht, die Formel zum operativen Managementkonzept mit 20 oder 50 Indikatoren für die Messung seiner Umsetzung auszubauen, hätte der schillernde Begriff höchstwahrscheinlich bald seine Faszination eingebüßt und wäre möglicherweise schon längst wieder in Vergessenheit geraten.

Der Verzicht auf inhaltliche Ausgestaltung und quantitative Operationalisierung wertet die Idee der Sozialen oder Ökologischen Marktwirtschaft keineswegs ab. Denn eine regulative Idee im Sinne Emmanuel Kants (wie Wahrheit, Freiheit oder Gerechtigkeit) ist viel mehr als „nur so ´ne Idee.“ Sie kann durchaus zur materiellen Gewalt werden, indem sie Leidenschaften erzeugt. Neuerdings scheint die Idee der „Sozialen Marktwirtschaft“ bei den Deutschen wieder im Aufwind zu sein. Nach einer im vergangenen Jahr vom Allensbach Institut durchgeführten demoskopischen Umfrage finden 56 Prozent der Deutschen die irenische Formel sympathisch. Im Jahre 2005 waren es nur 34 Prozent. Die Idee einer nachhaltigen Entwicklung mit und in der „Sozialen und Ökologischen Marktwirtschaft“ (aber ohne Rationierung der CO2-Emissionen bzw. des „Ökologischen Fußabdrucks“!) hätte m.E. durchaus das Zeug, weiterhin als friedensstiftendes Missverständnis zu dienen. Das kann sie aber nur, wenn sie den Zauber der Vieldeutigkeit bewahrt.

 




Erlebt Australien gerade einen „vulkanischen Winter“?

Cap Allon

Bedeutende Polarfronten haben in den letzten Wochen in weiten Teilen Australiens für rekordtiefe Temperaturen und rekordhohe Schneefälle gesorgt. Dem Kontinent steht veremutlich einer der kältesten Winter seit Beginn der Aufzeichnungen bevor. Aber warum…?

Der Juni war ein außergewöhnlich kalter Monat, wie aus den Daten des Bureau of Meteorology (BoM) hervorgeht:


Und im Juli setzt sich dieser eisige Trend fort.

Um nur drei aktuelle Beispiele zu nennen: Alice Springs hat die längste Serie von Minusgraden in der Geschichte der Aufzeichnungen durchbrochen; zweitens wurde am 15. Juli am Hillston Airport in NSW mit -6°C die niedrigste jemals aufgezeichnete Temperatur gemessen; und drittens hat sich erst letzte Nacht Schnee über viele Vororte von Hobart gelegt, der im Süden Tasmaniens fast den Meeresspiegel erreichte, und es wurde ein Tiefstwert von -20°C registriert.

Von Tasmania Today (@today_tasmania):

Heute Morgen bei Fern Tree in den Ausläufern von kunanyi/Mt Wellington. Willkommen bei #SnowBart. Was für ein kalter Start in die Woche… mit Schnee, der über Nacht bis zu 150 Meter tief gefallen ist. Videos: https://t.co/E9qrgHb6GV und https://t.co/Aqi5bplkGp

„Es ist ein sehr kaltes Ereignis für den Staat, mit Schneeschauern bis in tiefe Lagen – fast auf Meereshöhe – mit ein paar Berichten über Schneegestöber, also nicht liegen bleibender Schnee bis etwa 20 Meter über dem Meeresspiegel hinab in Howden“, sagte BoM Meteorologe Luke Johnston.

Und es sind MEHR frostige Nächte im Anmarsch.

„Die ganze kalte Luft über Tasmanien wird die ganze Woche über hier bleiben“, fügte Johnston hinzu und wies darauf hin, dass die nächsten paar Morgen „sehr, sehr kalt für den größten Teil Tasmaniens sein werden … mit weit verbreiteten Tiefssttemperaturen zwischen -2°C und -4°C2.

Aber warum ist es in diesen Zeiten der „katastrophalen globalen Hitzewelle“ – ich glaube, das ist jetzt der offizielle Begriff – so konstant kalt, und das auch noch auf einem so großen Kontinent wie Australien?

Der Klimatologe und emeritierte Professor Roger Stone von der University of Southern Queensland glaubt, dass eine Zunahme des Eises in der Antarktis zu viel Schnee in den Südalpen geführt hat, wodurch der so genannte Thredbo-Index gestiegen ist – ein Phänomen, das er auch mit einem seltenen dritten La Niña in Verbindung bringt.

Es gibt jedoch viele Theorien, die die Runde machen, wie es sich gehört; und während die Medien sich gerne auf ein seltenes drittes La Niña konzentrieren – wahrscheinlich, weil diese ozeanische ABKÜHLUNG ein wenig gemeißelt und abgerundet werden kann, damit sie in ihr „Klimawandel“-Loch passt – ist ein übersehener Faktor die vulkanische Aktivität, nämlich der rekordverdächtige mesophärische Ausbruch des Hunga Tonga-Hunga Ha’apai im Januar.

Michael Ferragamo (@FerragamoWx)

Der Ausbruch des Hunga-Tonga-Vulkans verursachte die höchste jemals aufgezeichnete Aschewolke. Die Aschewolke wurde mit einer Höhe von ca. 60 km gemessen und ragte bis in die Mesosphäre. Erstaunlich. https://t.co/qc8MdOE8CG

Vulkanausbrüche sind einer der wichtigsten Faktoren, die die Erde in die nächste Phase der globalen Abkühlung treiben. Ihr weltweiter Anstieg hängt mit der geringen Sonnenaktivität, koronalen Löchern, einer schwindenden Magnetosphäre und dem Zustrom kosmischer Strahlen zusammen, die kieselsäurereiches Magma durchdringen.

Die Asche-Partikel sind nun in der oberen Atmosphäre „gefangen“ und werden den Prognosen zufolge den Planeten um ca. 0,3°C abkühlen. Es wird vermutet, dass der außergewöhnlich kalte und schneereiche Winter 2022 in Australien zumindest teilweise auf diese eingeschlossenen vulkanischen Aerosole zurückzuführen ist.

In letzter Zeit erstrahlt die Antarktis in leuchtenden Rosa- und Pflaumentönen – alles wegen des „Nachglühens“ der tonganischen Eruption:

Abbildung: Der antarktische Himmel im „Nachleuchten“ des Ausbruchs des tonganischen Vulkans im Januar. (Stuart Shaw)

Ähnlich feuriger Himmel wurde auch über Neuseeland und Australien gemeldet, was die Wissenschaftler einhellig auf einen Anstieg der Aerosole zurückführen, die nach dem Ausbruch des Hunga Tonga in die Stratosphäre geschleudert wurden.

„Normalerweise ist es mitten im Winter in der Antarktis fast durchgehend dunkel, abgesehen von einer leichten ’nautischen Dämmerung‘ um die Mittagszeit, was bedeutet, dass der Horizont bei guten Bedingungen schwach sichtbar ist“, sagte Stuart Shaw, ein wissenschaftlicher Techniker von Antarctica New Zealand, der während des Winters auf der Scott-Basis stationiert ist und atemberaubende Bilder des glühenden Himmels aufgenommen hat.

Abbildung: Vince’s Cross“, vom Hut Point aus gesehen in Richtung Norden. (Stuart Shaw)

„Aber dieses Jahr“, so Shaw weiter, „bot sich uns ein sehr schönes Schauspiel, bei dem sich die meisten Mitarbeiter des Senders ihre Jacken schnappten und mit ihren Kameras nach draußen rannten, um sich die fantastischen Farben anzusehen.

Ob Sie es glauben oder nicht, ich habe diese Farben auch nicht bearbeitet, sie sind so ziemlich so, wie wir sie gesehen haben … Es ist unglaublich“, sagte er.

Daten von Satelliten-Lidar – einem Laser-Radar – zeigen, dass es eine Fülle von Aerosolen in der Stratosphäre über der Antarktis gibt, die vor dem Ausbruch nicht vorhanden waren, sagte Nava Fedaeff, ein Meteorologe bei Niwa.

„Stratosphärische Aerosole können nach einem Vulkanausbruch monatelang [und sogar jahrelang] über dem Globus zirkulieren und das Licht streuen und beugen, wenn die Sonne unter den Horizont sinkt oder aufsteigt, so dass der Himmel in Rosa-, Blau-, Lila- und Violetttönen leuchtet“, erklärt Fedaeff.

Diese so genannten Experten schweigen jedoch zu den Implikationen eines solchen Phänomens bzgl. Abkühlung.

Wissenschaftler kennen die Auswirkungen großer Vulkanausbrüche seit langem. Der philippinische Mount Pinatubo zum Beispiel kühlte die Erde jahrelang um ein halbes Grad Celsius ab, nachdem er im Juni 1991 explodiert war – eine Abkühlung, die in den Satellitenaufzeichnungen deutlich zu erkennen ist:

Abbildung: Dr Roy Spencer

Und obwohl die Antarktis und auch Australien viele Tausend Kilometer von Tonga – dem Ort des Ausbruchs im Januar – entfernt sind, „haben wir denselben Himmel“, betont Jordy Hendrikx, der wissenschaftliche Berater von Antarctica New Zealand.

Wenn man große Mengen Asche und Schwefelsäure in die höheren Bereiche der Atmosphäre schüttet, erreicht weniger Sonnenlicht die Oberfläche des Planeten. Diese Partikel wirken ähnlich wie Wolken – als Sonnenschutz für die Erde – und haben eine kühlende Wirkung.

Abbildung: Vulkanischer Abkühlungseffekt.

Der Ausbruch des Hunga Tonga-Hunga Ha’apai war einer der größten in der modernen Geschichte, mit Sicherheit der stärkste. Und die jüngsten Berichte über sichtbare Aerosole über Neuseeland, Australien und der Antarktis zeigen, dass sie immer noch dort oben sind und eine kühlende Wirkung auf diese Regionen ausüben.

Natürlich umfasst die südliche Hemisphäre mehr Landmassen als nur die Antarktis, Neuseeland und Australien, und es ist tatsächlich so, dass fast überall auf der „unteren Hälfte der Welt“ eine erhebliche Abkühlung im Gange ist.

Argentinien zum Beispiel erlebte gerade den kältesten Herbst (März-April-Mai) seit 1976 (Sonnenminimum des Zyklus 20). Und der Juni hat diesen Trend fortgesetzt: Temperaturanomalien von bis zu -3 °C unter der multidekadischen Norm sorgten für den kältesten Juni in Argentinien seit 20 Jahren, so die nationale meteorologische Agentur SMN.

Und auch im benachbarten Uruguay endete der Juni 2022 mit einer Temperaturanomalie von satten 2,3 °C unter dem Durchschnitt und war damit der kälteste Juni des Landes in den letzten 41 Jahren.

Die Temperaturanomalien reichten laut Inumet von 1°C unter dem Normalwert im Südosten bis 3°C im Nordwesten.

Auch die Temperatur des gesamten Planeten scheint davon betroffen zu sein, denn im letzten Monat wurde ein starker Rückgang festgestellt, wie die Graphik von Dr. Roy Spencer oben zeigt.

Während die Mainstream-Medien ihre ganze Aufmerksamkeit einer westeuropäischen Hitzewelle widmen – ein Phänomen, das mit der geringen Sonnenaktivität und der damit verbundenen Abschwächung des Jetstreams zusammenhängt (siehe Link unten) -, erlebt die gesamte südliche Hemisphäre – und der Planet insgesamt – eine außergewöhnliche Abkühlung, ebenso wie die Tropen, die kürzlich den kältesten Juni seit 22 Jahren erlebten.

Die AGW-Partei betreibt extreme Rosinenpickerei. Und der leichtgläubige Durchschnittsalarmist wird wie eine Geige gespielt.

Wissen Sie, wer sich den Begriff „Kohlenstoff-Fußabdruck“ ausgedacht hat? Es war nicht Greenpeace, es war kein Haufen Wal-umarmender Hippies – es war British Petroleum (BP).

Im Jahr 2005 spürte BP die monumentale Umweltwelle, die sich anbahnte, und um sie zu bekämpfen, startete das Unternehmen eine millionenschwere PR-Kampagne (tatsächlich waren es Hunderte von Millionen Dollar). Damit sollte die Aufmerksamkeit von den eigenen expansiven Bohrungen auf den verschwenderischen Energieverbrauch des einzelnen Verbrauchers gelenkt werden – und es hat funktioniert.

Link: https://electroverse.co/is-australia-experiencing-a-volcanic-winter/

Übersetzt von Christian Freuer für das EIKE

 




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