Zwischen Kälte und Hitze: Der Schaukel-Sommer 2022 in Deutschland
Stefan Kämpfe
Während im vergangenen Jahr die durch links-grüne Behördenschlamperei verschlimmerte Ahr-Hochwasserkatastrophe alle Schlagzeilen beherrschte, ist es in diesem Sommer wieder mal die Hitze. Doch bei genauerem Hinsehen unterscheidet sich dieser Sommer bislang von seinen anhaltend heißen Vorgängern 2019, 2018 und 2003. Es gab nämlich immer wieder empfindlich kühle Phasen, welche die HNO-Praxen mit Erkältungspatienten füllten. Der Hamburger Hitzerekord mit 40,1°C mag beeindruckend sein, aber kaum 1.000 Kilometer weiter nördlich, in Mittelskandinavien, verlief dieser Sommer bisher empfindlich kühl. Und die Hitze hielt nie lange durch – nur dem obersten Panikmacher der BRD, Karl Lauterbach, stieg sie gehörig zu Kopfe.
Historische Schaukelsommer – kurz betrachtet
Wie wir gleich sehen werden, ist das Verhalten des 2022er Sommers gar nicht so ungewöhnlich. Ein Paradebeispiel ist der Sommer 1989, besonders der August. Damals herrschte am Monatsanfang und am Monatsende empfindlich kühles, in der Monatsmitte aber extrem heißes Wetter.
Abbildungen 1a bis 1c: Boden- und Höhenwetterkarten aus dem Schaukel-August 1989. Oben (1a) der windig-kalte Monatserste, in der Mitte (1b) der Höhepunkt der Hitzewelle zur Monatsmitte; an jenem 16. August, also recht spät im Jahr, wurden in Süd- und Ostdeutschland verbreitet Maxima von 32 bis 37°C gemessen. Unten (1c) der schon herbstliche, kühle Sturm vom 28. August. Damals blamierte sich der Deutsche Wetterdienst, weil er die Wucht des Sturmes unterschätzt hatte; es kam zu erheblichen Schäden in den Ostsee-Häfen. Bildquellen: wetterzentrale.de
Während sich der 2022er Sommer bislang durch den ständigen Wechsel kurzer Warm- und Kaltphasen auszeichnete, verliefen manche Schaukelsommer etwas anders. Im Jahr 2000 waren die ersten drei Juniwochen sehr heiß und trocken; aber dann folgte eine gut fünfwöchige Kaltphase. Im extrem sonnenscheinarmen, kalten Juli 2000 blieben die Freibäder wochenlang geschlossen, ehe Anfang August Sonne und Wärme zurückkehrten, freilich ohne große Hitze. Ein ähnliches Verhalten zeigte auch der Sommer 2011, während 2006 einem extrem heißen Juli ein sehr kühler, regnerischer August folgte; der September zeigte sich dann wieder hochsommerlich warm.
Welche Großwetterlagen verursachen einen Schaukelsommer?
In einem durchgängig warmen Sommer dominieren Hochdruckgebiete über Mittel- und Nordeuropa das Wettergeschehen; manchmal von Süd- oder Südwestlagen unterbrochen, während durchgängig kühle Sommer von West- oder Nordwest-, seltener Nordlagen, beherrscht werden. Für einen Schaukelsommer kommen nun aber zwei Möglichkeiten in Betracht: Entweder wechseln sich die für einen warmen und die für einen kühlen Sommer typischen Wetterlagen ab, oder aber es kommt innerhalb einer Westwetterlage zu kurzzeitigen Warm- und Kaltluftvorstößen. Letzteres war gerade im 2022er Sommer häufig zu beobachten, besonders im Juli. Möglicherweise hat die zur Westwindphase gewechselte QBO dieses Verhalten begünstigt; eine weitere Ursache ist der sehr hohe Temperaturkontrast zwischen dem extrem heißen Südeuropa und dem empfindlich kühlen Skandinavien – zumal das arktische Meereis diesmal weniger abschmolz, als in den vergangenen Sommern. Bei dieser „antizyklonalen“ Westlage lösen sich immer wieder Hochzellen vom Azorenhoch ab und driften über Mitteleuropa ostwärts. Auf ihrer Vorderseite (Ostflanke) gelangt dabei empfindlich kühle Luft über die Nordsee nach Deutschland, während nach Abzug auf der Rückseite (Westflanke) die Heißluft aus Südeuropa einströmt.
Abbildungen 2a und 2b: Oben (2a) liegt die mit „H“ gekennzeichnete Azorenhochzelle noch westlich der Britischen Inseln, Lage vom 15. Juli 2022. Unten (2b, 19. Juli) zog diese Zelle südostwärts ab, so dass extrem heiße Luft nach Deutschland einströmen konnte. Man achte in beiden Karten auf die sowohl am Boden als auch in der Höhe gut entwickelten, mit Kaltluft gefüllten Tiefdruckgebiete über Nordosteuropa. Bildquellen: wetterzentrale.de
Der bisherige Temperaturverlauf im Schaukelsommer 2022
Als besonders geeignet zur Veranschaulichung des Temperaturverlaufs erweist sich die ländliche, relativ wärmeinselarme Station Dachwig nordwestlich von Erfurt, welche sich schon immer durch ein sommerwarmes Steppenklima auszeichnete; hier gibt es Löß-Schwarzerdeböden wie in der Ukraine, doch das Jahresmittel der Lufttemperatur liegt nur unwesentlich über der Deutschlands. Schon im März waren die kalten Nächte und die warmen Tage ein Thema, Näheres dazu hier
Dieser Witterungstyp setzte sich bislang im Sommer wieder zeitweise durch. Wer bei oft einstelligen Morgentemperaturen angesichts der Sommersonne barfuß in Sandalen, Bermuda-Shorts und T-Shirt aus dem Hause ging, der brauchte sich nicht zu wundern, dass er wenige Tage später die HNO-Praxis aufsuchen musste – ein Verhalten, vor dem unser Panik-Minister Karl Lauterbach bislang (noch) nicht gewarnt hat. Auch fällt innerhalb der kurzen Hitzewellen das bisherige Fehlen von Tropennächten (Minimum nicht unter 20°C) an dieser ländlichen Station auf. Hierbei dürften die oft klaren Nächte und die in diesem Sommer völlig ausgedörrten Böden eine nicht unwesentliche Rolle spielen; Beides fördert die nächtliche Abkühlung.
Abbildung 3: Temperatur-Rallye im ländlichen Dachwig im bisherigen Schaukel-Sommer 2022. Besonders bei den Maxima kam es zu eindrucksvollen Temperatursprüngen; der Kreislauf wurde enorm belastet. Auch die Temperaturkontraste innerhalb eines Tages waren eindrucksvoll: So fröstelte man am Morgen des 18. Juli bei kühlen 9 Grad, um sich wenige Stunden später bei heißen 31 Grad in den kühlen Badesee zu retten. Man achte auch auf die in der ersten Juli-Dekade recht häufige „Siebenbrüder-Kühle“ – eine Singularität, welche sich diesmal gut bei den Maxima zeigte, während die Minima unter wolkigerem Himmel meist bei 10 bis 13 Grad verharrten. Bislang fehlten im ländlichen Raum die bei Nachtschwärmern so beliebten Tropennächte – vielleicht kommen sie ja noch.
Viel Solarenergie, aber zu wenig Wind im Sommer 2022
Anders, als im Sommer 2021, hatten so genannte Unbestimmte Großwetterlagen, die XX-Lagen nach der Klassifikation der Objektiven Wetterlagen des DWD, bislang Seltenheitswert; sie sind besonders windschwach. Doch auch die antizyklonalen Westlagen erweisen sich im Sommer offenbar als wenig ergiebig für die Windstromproduktion; man erkennt das an den wenigen Isobaren in den Abbildungen 2a und 2b. So kam es, wie es kommen musste: Kohle, Gas und die (noch) vorhandene Kernenergie mussten die Lücken bei der Stromerzeugung schließen. „The Sun always shines on TV“ trällerte einst die Pop-Gruppe a-ha. Nachts will sie aber selbst im Sommer partout nicht scheinen – da weiß auch Märchenonkel Robert Habeck keinen Ausweg. Und so dokumentiert dieser Sommer das ganze Scheitern der deutschen Energiewende.
Abbildungen 4a und 4b: Verlauf der deutschen Stromerzeugung nach Energieträgern bis zum 23. Juli 2022. Oben (4a) der komplette Juni, unten der bisherige Juli. Von den benötigten 40.000 bis 70.000 MW (Last, schwarze Linie) konnten die über 30.000 Windräder oft nur lächerliche 1.000 bis 15.000 MW beisteuern; oft deutlich unter 10.000 MW (hell blau-grünliche Fläche); nur an wenigen Tagen mehr als 20.000 MW. Die fleißige Sommersonne stand nur für die Tageszeit zur Verfügung (keine Grundlastfähigkeit). Summa summarum leisteten Braun- und Steinkohle, Kernenergie und das politisch momentan sehr unbeliebte Erdgas meist 40 bis 90% der Stromproduktion! Biomasse (grün) und Wasserkraft (dunkelblau) sind praktisch nicht mehr ausbaufähig. Erich Honecker wird’s freuen – sein „Sozialismus in den Farben der DDR“ feiert mit der bei den Öko-Faschisten so verhassten Braunkohle eine fröhliche Auferstehung! Deutschland, einst ein zuverlässiger Stromexporteur, wird zunehmend von Stromimporten abhängig (weiße Flächen unter der schwarzen Lastlinie) und muss seine Überschüsse (gelbe Spitzen über der Lastlinie) meist billig verschleudern. Zur Beachtung: Es handelt sich nur um die Stromproduktion; bei der Primärenergie (Heizen, Verkehr, Industrie) schnitten die „Erneuerbaren“ noch viel, viel schlechter ab. Bildquellen energy-charts.info, ergänzt.
Stefan Kämpfe, unabhängiger Natur- und Klimaforscher