Gaskrise? Die Speicher sind recht voll, und der Gaspreis ist eigentlich moderat
Robert Grünfeld
Daß die Ölpreise auf dem Weltmarkt im Augenblick gar nicht so hoch sind, wie die Benzin- und Dieselpreise vermuten lassen, hat sich schon herumgesprochen.
Was uns in der Redaktion überraschte, war ein Hinweis aus dem eigentümlich-frei-Büro: Die Gasspeicher Deutschlands sind recht voll – 158.000 TWh insgesamt. Auch die ARD vermeldete es schon. Vor einem Jahr waren es rund 118.00 TWh – war da schon die Rede von Energienotstand? Man könnte sagen, daß Regierung und Energiekonzerne die Speicher vor dem Winter schön vollmachen wollen, bevor Putin den Hahn endgültig zudreht. Kritiker wenden ein, daß (Sowjet-)Rußland seine Lieferverpflichtungen immer eingehalten habe. Nun ja, gegenüber Deutschland – weniger finanzstarke Großabnehmer bekamen die Gaskeule durchaus zu spüren.
Obwohl Moskau durch das westeuropäische Embargo glänzende Geschäfte mit den Kunden östlich und südlich des Riesenreiches macht und Rekordeinnahmen erzielt, ist nach derzeitigem Stand eine Blockade von Nordstream 1 russischerseits unwahrscheinlich. Viel wahrscheinlicher – und auch schon angekündigt – ist ein Abbruch der Handelsbeziehungen durch Berlin. Gas, Kohle, Öl – all das soll nächstes Jahr nicht mehr in Rußland gekauft werden.
Werden deswegen die Speicher gefüllt? Prof. Vahrenholt meinte zu uns, daß die deutschen Gasometer rund zehn Wochen nach Beginn der Heizperiode geleert seien. Und dann? Er verwies in Talkrunden der letzten Wochen laufend auf das niedersächsische Erdgas, das gefrackt werden könnte, oder die erheblichen Braunkohlevorräte Deutschlands. Aber diese Quellen will die grüne Ampel ja nicht anfassen – genau wie die Kernkraftwerke. Die letzten drei noch synchronisierten Meiler werden an Silvester 2022 abgefahren. Wo soll dann die Energie herkommen? Vom Flüssig-Frackinggas aus Arabien oder USA? Das ist rund drei mal teurer als russisches Leitungsmethan und auch nicht schnell verfügbar. Was die Windkraftanlagen und PV-Dächer betrifft, die können wir im Winter weitgehend vernachlässigen. Sollten wie 20/21 wieder 50cm Schnee fallen, hätten wir nicht nur TexasFreeze, sondern Germany Freeze.
Fragen über Fragen, und hier noch eine: Sind die Gaspreise eigentlich wirklich auf Allzeithoch? Überhaupt nicht – hier der 25Jahres-Vergleich:
Gab es um 2005 eine Gaskrise? Sind die Nebenkosten explodiert? Mein Gedächtnis meldet nichts Merk-Würdiges. Der geneigte Leser mag anderer Meinung sein- dann bitte in die Kommentare schreiben.
Warum explodieren dann heute unsere Nebenkosten? Ohne den billigen Kernstrom müssen wir halt mit dem restlichen und teureren Gas-/Kohle- und dem Zappelstrom der Verteuerbaren Energien Vorlieb nehmen. Mein Monatsabschlag beträgt nun 156% des alten vor sechs Monaten – danke, Merkel und Ampel!
Wie die 25Jahres-Grafik zeigt, ist da noch Luft nach oben. Dennoch wird man das Gefühl nicht los, daß hier ein anderes Spiel gespielt wird, als in den Massenmedien und auf den Regierungs-Pressekonferenzen vermeldet. „Verschwörungstheorie“, mag nun jemand einwenden. Dann könnte man allerdings darauf verweisen, daß die Niederlande und Kanada ihre Bauern zwingen wollen, auf bis zu 95% des Düngers zu verzichten, angeblich um die Emission gefährlicher Klimagase wie N2O zu vermeiden. Was passiert, wenn Ottawa und Den Haag das durchdrücken, ist gerade in Sri Lanka zu besichtigen. Gewaltige Ernteeinbrüche haben zu einem Volksaufstand an der Grenze zur Revolution geführt – die Regierung floh in Todesangst. Nützt aber nichts – der Nachfolger ist eine Art Joe Biden von Sri Lanka – schon und 73 Mitglied der alten korrupten Elite.
Wenn Trudeau und die Genossen im Haag trotz des Wissens um die Geschehnisse auf Sri Lanka die Bauern traktieren – ist es da verwegen, zu fragen, welcher Plan wirklich dahintersteckt? Und: Wenn unsere Gasspeicher recht voll sind und der Preis gar nicht so hoch – werden die Endkundenpreise für Energie etwa künstlich erhöht?