geschrieben von Chris Frey | 13. Juli 2022
– Entwässerung und Austrocknung der Landschaft –
Josef Kowatsch, Stefan Kämpfe
2-Klimawandel anführen,
Abb.1: Bild einer gezielten Wald- und Wiesentrockenlegung. Foto Kowatsch
Begradigung und Verkürzung der Länge des Oberrheins (1817 bis 1876, projektiert und begonnen durch den Ingenieur Johann Gottfried Tulla). Die damit verbundene teilweise Trockenlegung großer Teile der Rheinauen begünstigte zwar die Ausrottung der Malaria, den Abbau von Sanden oder Kiesen, die Besiedelung und die Schifferei, führte aber ansonsten zu den schon genannten ökologisch-klimatischen Problemen. Hochwasserwellen des Oberrheins verschonen nun das meliorierte Gebiet, gelangen aber umso schneller und intensiver an den Mittel- und Niederrhein.
Emsland-, Küsten-, Alpenplan und das Programm Nord. In den 1950er Jahren vom Bundestag beschlossene Urbarmachungen von Feuchtgebieten, um nach dem verlorenen Zweiten Weltkrieg Flüchtlingen eine neue Bleibe und ein wirtschaftliches Auskommen zu sichern. So waren um 1950 fast 20% der Bevölkerung des Emslandes Vertriebene aus den ehemaligen Ostgebieten. Bei diesen Meliorationen wurden die letzten, größeren intakten Hoch- und Niedermoore Westdeutschlands zerstört.
Nutzungs- und Bewirtschaftungsänderungen in Land- und Forstwirtschaft
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Abbildungen 2a und 2b: Oben (2a) eine den früheren Verhältnissen ähnelnde Agrarlandschaft mit Orchideen-Streuwiese (im Vordergrund Große Händelwurz), Hecken und Baumreihen sowie artenreichen Feldrainen an unversiegelten Wegen zwischen nicht zu großen Schlägen; im Hintergrund der Wald des Großen Ettersberges. Nur etwa 5 Km weiter südlich auf der Hochfläche westlich von Weimar (2b, unten) die baum- und strauchlose, von riesigen Ackerflächen dominierte Agrarlandschaft mit betoniertem Wirtschaftsweg und der Monokultur Winterraps für ökologisch schädlichen Bio-Diesel. Fotos: Stefan Kämpfe
Abbildung 3: Die Feldwege werden zusätzlich am Straßenrand mit Drainagen versehen, von den landwirtschaflichen Flächen münden etwa alle 10 bis 15m gelbe Sickerschläuche in 1m Tiefe –siehe ganz vorne links – in den schwarzen Entwässerrungshauptleiter.
Das „Ausräumen“ der Agrarlandschaft sowie das Befahren mit schweren Maschinen, aber auch der im Zuge der Energiewende wachsende Anteil erst spät den Boden deckender Feldfrüchte wie Mais, förderten die Austrocknung, die Bodenverdichtung und oberflächlich sich stärker erwärmende Böden – ein großflächiger WI-Effekt.
hier. Und auch breitere, stärker befestige Waldwege; breite Rückegassen für Harvester und Bodenverdichtungen durch schwere Forstmaschinen lassen heute mehr Licht und Wind in den Wald, fördern also dessen stärkere Erwärmung und Austrocknung. Wie wichtig naturnahe Laubwälder für die Abkühlung an heißen Sommertagen sind, zeigt ein schon älteres Beispiel aus Weimar.
Abbildung 4: Isothermenkarte für das Weimarer Stadtgebiet am 10. August 1950, Nachmittag. Während in den naturnahen Laubmischwaldgebieten des Ettersberges, des Webichts und des Belvederer Forstes nur 24 bis 27°C gemessen wurden, sind es im Freiland bei gleicher Höhenlage 28 bis 29°C, in den bebauten Stadtvierteln sogar 29 bis 31°C. Bildquelle Salzmann, M.: Die physisch-geografischen Verhältnisse Weimars. Weimarer Schriften, Stadtmuseum Weimar, Heft 22, 1974.
Die Energiewende als Treiber der Austrocknung in der freien Landschaft
Abbildung 5: Blick vom Aussichtsturm der Erfurter EGA über Dom und St. Severi in die freie Landschaft; Erfurt ist von Windparks umzingelt und auch deshalb „Dürre-Hauptstadt Deutschlands“. Foto: Kämpfe
hier und hier.
hier. Und auch die Biogasanlagen tragen, zumindest lokal, zur Erwärmung und Austrocknung bei.
Die Luftfeuchtigkeit über Deutschland – nahm sie ab?
Abbildungen 6a und 6b: Entwicklung der relativen Feuchte in einem Planquadrat über Mitteleuropa, welches Deutschland einschließt, für den meteorologischen Frühling (oben) und die einzelnen Frühlingsmonate (6b, unten). Seit dem Klimasprung um 1988 ist die Luft in den bodennahen Schichten relativ deutlich trockener. Besonders März und vor allem der April trockneten stark aus; der Mai weniger dramatisch.
Bei Betrachtung der absoluten Luftfeuchte zeigt sich im Frühling jedoch Folgendes:
Abbildung 7: Entwicklung der absoluten Feuchte in einem Planquadrat über Mitteleuropa, welches Deutschland einschließt, für den meteorologischen Frühling in Bodennähe (grün) und im 850-hPa-Niveau (blau). Eindeutige Trends und ein Klimasprung sind nicht zu erkennen – der absolute Wasserdampfgehalt der Luft nahm im Lenz nur unwesentlich ab; ein Beleg dafür, dass unsere Luft im Lenz wärmer und vor allem deshalb relativ trockener wurde.
Sommer: Noch überraschender sind die sommerlichen Verhältnisse:
Abbildungen 8a und 8b: Entwicklung der relativen Feuchte (oben) in einem Planquadrat über Mitteleuropa, welches Deutschland einschließt, für den meteorologischen Sommer und 8b, unten, die absolute Luftfeuchte. Seit dem Klimasprung um 1988 ist die Luft in den bodennahen Schichten auch im Sommer relativ deutlich trockener; aber die absolute Luftfeuchte stieg leicht an – die Sommerluft enthält heuer etwas mehr Wasserdampf und ist dadurch auch schwüler. Signifikant sind diese Trends aber nicht.
Die Luftfeuchtigkeit über Deutschland
Folgendes bleibt festzuhalten: Die Luft über Deutschland wurde nur relativ trockener, weil sie sich aus verschiedensten Gründen erwärmte. Aber der absolute Wasserdampfgehalt änderte sich kaum.
Wirkte stark erwärmend und austrocknend: Die zunehmende Sonnenscheindauer des Sommerhalbjahres
hier. Die zunehmende Sonnenscheindauer wirkt besonders im Sommerhalbjahr stark erwärmend und austrocknend. Stellvertretend seien hier nur die Verhältnisse für den meteorologischen Sommer gezeigt; April, Mai und September zeigen ein grob ähnliches, nicht ganz so deutliches Verhalten.
Abbildung 9: Deutliche Verzahnung von Sonnenscheindauer und Lufttemperaturen im Sommer. Um die beiden sehr unterschiedlichen Größen in einer Grafik zu veranschaulichen, wurden sie in Indexwerte umgerechnet; die sonnigsten Sommer, welche fast stets auch die wärmsten waren, sind gekennzeichnet.
Geänderte Großwetterlagenhäufigkeiten als Temperatur- und Austrocknungstreiber
Abbildung 10: Bis ins späte 20. Jahrhundert waren im Sommer kühlend wirkende Großwettertypen (West, Nordwest und Nord) viel häufiger als die wärmenden Süd, Südwest, Ost und Hochdruckgebiet über Mitteleuropa; doch seit etwa der Jahrtausendwende überwiegen Letztere. Diese Verschiebung der Häufigkeitsverhältnisse wirkte neben der zunehmenden Besonnung stark erwärmend. In den Frühjahrs- und Herbstmonaten herrschen grob ähnliche Verhältnisse Klassifikation der Großwettertypen nach HESS/BREZOWSKY und Darstellung der Sommertemperaturen als Indexwerte, um sie besser zusammen mit den Häufigkeiten veranschaulichen zu können.