Kohle aus afrikanischer Perspektive

PD Lawton

Seit der Präsidentschaft von Thabo Mbeki gibt es immer wieder Pläne, die nukleare Leistung Südafrikas zu erhöhen. Das derzeit einzige Kernkraftwerk Afrikas, Koeberg, versorgt Kapstadt, eine Stadt mit knapp 5 Millionen Einwohnern, mit Strom. Die Wirtschaft Kapstadts macht 72 % der Wirtschaftstätigkeit der Westprovinz aus (Zahlen von 2016), wobei die verarbeitende Industrie nach dem Finanz- und Wirtschaftssektor den zweitgrößten Beitrag leistet. Aufgrund des verarbeitenden Gewerbes ist die Arbeitslosenquote in Kapstadt die niedrigste aller südafrikanischen Hauptstädte. Das verarbeitende Gewerbe schafft produktive Arbeitsplätze. Und es benötigt Strom.

Vor mehr als zwei Jahrzehnten wurden erneut Pläne zum Ausbau der Kernenergiewirtschaft vorgelegt. Damals wurde die nationale Debatte zu diesem Thema – wie auch heute noch – von Umweltschützern und führenden südafrikanischen Wirtschaftswissenschaftlern wie Grové Steyn und Patrick Bond dominiert, die sich gegen die Kernenergie aussprachen.

Patrick Bond, derzeit Wirtschaftsprofessor an der University of the Western Cape, ist ein Jünger der globalen Erwärmung (die jetzt in Klimawandel umbenannt wurde, weil die Temperaturen und der Meeresspiegel nicht im Einklang mit den genehmen Lügen von Al Gore steigen), und trotz seines Bildungsniveaus bezeichnet Bond CO2 gerne als Schadstoff.

Bond mag Slogans wie den folgenden: Lasst das Öl im Boden, lasst die Kohle in der Grube, lasst den Teer im Sand. Für ihn sind solche Aussagen „der Inbegriff einer klaren, gut durchdachten politischen Strategie“.

Unglaublicherweise sagte Grové Steyn, Meridian Economics und Mitglied des Eskom Sustainability Task Teams, in einer Studie mit dem Titel „The Future of Nuclear Energy in South Africa: The challenges of decision making under uncertainty“, dass die Zukunft ungewiss ist und dass wir deshalb nicht für sie planen dürfen!

Leider wurden die Ausbaupläne aufgrund des Drucks der grünen Lobby fallen gelassen.

Somit werden 80 % der Energie Südafrikas aus Kohle gewonnen.

Rücken wir das ins rechte Licht. Die afrikanischen Länder südlich der Sahara verbrauchen ungefähr die gleiche Menge Strom wie ein relativ kleines Land in Europa, nämlich Spanien.

[Hervorhebung im Original]

50 % dieses Stroms wird in Südafrika erzeugt.

80 % davon werden aus Kohle gewonnen.

600 Millionen Menschen in den afrikanischen Ländern südlich der Sahara haben überhaupt keinen Zugang zu Elektrizität.

900 Millionen Haushalte haben keine Alternative zu Holz oder Dung zum Kochen, was arbeitsintensiv und zeitaufwendig ist, sich negativ auf die Gesundheit der Atemwege auswirkt und zu massiver Abholzung sowie zu großen Mengen an CO2 führt.

Tatsächlich kann man sagen, dass man durch den Bau von Kohlekraftwerken im südlichen Afrika die CO2-Emissionen reduzieren kann!

Erneuerbare Energien haben ihren Platz, aber nicht als Hauptenergiequelle für eine industrialisierte Wirtschaft. Durch die Herstellung von Gütern, sei es Wertschöpfung in der Landwirtschaft, High-Tech-Komponenten, Traktoren, Werkzeugmaschinen, Haushaltswaren oder sogar Brot, werden die afrikanischen Volkswirtschaften südlich der Sahara die Armut verringern, indem sie produktive Arbeitsplätze schaffen und Wirtschaftswachstum ermöglichen.

Nicht alle afrikanischen Länder verfügen über Kohle, die meisten sogar nicht. Südafrika und Mosambik verfügen über reichliche Reserven, gefolgt von Botswana und Simbabwe. Südafrika fördert 254.411 Tonnen und Mosambik 13.893 Tonnen (Stand 2019, Quelle).

Solar- und Windenergie können, wenn auch mit Unterbrechungen, sowohl städtische als auch ländliche Gemeinden versorgen und einen Beitrag zum nationalen Stromnetz leisten, aber erneuerbare Energien benötigen Kohle oder Kernkraft als Grundlast (mindestens konstant 24/7) als Backup. Ironischerweise können Windturbinen und Solarpaneele nur mit nicht erneuerbaren Energiequellen hergestellt werden.

In Westeuropa ist die Wasserkraft sinnvoll. Das europäische Klima ist nicht anfällig für Dürreperioden und hohe Verdunstungsraten aufgrund extremer Hitze. Die meisten Staudämme, wie die in Skandinavien, befinden sich in Tälern, die eine schmale Ausdehnung und einen tiefen Wasserspiegel bieten, im Gegensatz zu einer breiten Ausdehnung und einem flachen Wasserspiegel, wie es bei Staudämmen in Afrika südlich der Sahara aufgrund der geografischen Gegebenheiten im Allgemeinen der Fall ist. Bei flachen Gewässern in heißen Klimazonen geht ein großer Teil des Wassers durch Verdunstung verloren.

Die westeuropäischen Länder sind geografisch sehr klein. Die meisten westeuropäischen Länder sind im Vergleich zu den afrikanischen Ländern relativ klein. Diese Tatsache wird von den europäischen Außenpolitikern vernachlässigt, die in der Geographie Afrikas nicht gut ausgebildet sind und die Arroganz besitzen, es besser zu wissen.

Deutschland, das Afrika ständig seine Anti-Atomkraft- und Anti-Fossilbrennstoff-Politik aufzwingt, gilt nach europäischen Maßstäben als groß. Deutschland ist das fünftgrößte Land in Westeuropa. Norwegen und Schweden sind das dritt- und viertgrößte Land. Der größte Teil Norwegens und ein Großteil Schwedens ist jedoch entweder unbewohnt oder unbewohnbar.

https://www.wwf.org.za/?16701/nuclear-debate-review

Deutschland ist 357.168 km² groß.

Im Herzen Südafrikas erstreckt sich eine Halbwüstenregion, die Karoo oder Große Karoo genannt wird. Sie ist 400 000 Quadratkilometer groß und damit größer als Deutschland. Sie ist ein beliebter und sehr schöner Teil Südafrikas, hat aber keine große Bedeutung, da Südafrika selbst aus 9 großen Provinzen besteht. Es hat eine Küstenlinie entlang des Atlantischen und des Indischen Ozeans, die sich über mehr als 2850 Kilometer erstreckt.

Die gesamte Landfläche Südafrikas beträgt 1.220.813 km².

Von Kapstadt im Westen bis zur östlichen Hafenstadt Durban sind es 1272 km Luftlinie und 1636 km auf der Straße.

Die Entfernung von Pretoria nach Kapstadt ist die gleiche wie die von Rom nach London.

Die Hauptstadt der Demokratischen Republik Kongo, des größten afrikanischen Landes südlich der Sahara, ist Kinshasa, das im Westen liegt. Bukavu ist die Provinzhauptstadt von Süd-Kivu, die im Osten liegt. Die Entfernung zwischen den beiden Städten Kinshasa und Bukavu beträgt 2.494 km und ist damit etwas geringer als die Entfernung zwischen London und Moskau.

Die Demokratische Republik Kongo hat eine Fläche von 2.344.858 km².

Die Mercator-Projektion, die als Standard für Weltkarten verwendet wird, ist eurozentrisch. Die Verzerrung lässt Nordamerika und Europa viel größer erscheinen, als sie tatsächlich sind.

Warum spielt die Größe in Bezug auf Strom eine Rolle?

Ein nationales Energienetz für ein durchschnittliches afrikanisches Land hat keine Ähnlichkeit mit einem westeuropäischen Land, was die Anforderungen an die Größe angeht. Die Übertragungsentfernungen in Afrika sind viel, viel größer als in Westeuropa.

Aufgrund der Widerstandseigenschaften des Metalls, aus dem die Stromleitungen bestehen, steht am Zielort umso weniger Strom zur Verfügung, je weiter der Strom transportiert werden muss. Daher verpufft bei sehr langen Stromleitungen ein erheblicher Teil der verfügbaren Energie.

Die Länge der Übertragungskabel, die Energieinfrastruktur, die für Afrika benötigt wird, ist äußerst entmutigend. Die Kosten für den Transport des Brennstoffs, sei es Kohle oder Diesel, sind weitaus höher.

Wie hoch sind die tatsächlichen Kosten eines Staudamms, der Tausende von Kilometern von einem städtischen Gebiet entfernt ist?

Hinzu kommt: Deutschland, Westeuropas bevölkerungsreichstes Land, hat 83 Millionen Einwohner.

Die Bevölkerungswachstumsrate in Europa beträgt 0,06 % und ist damit die niedrigste in der Welt. Europa (einschließlich Russland) hat 11 % der Weltbevölkerung. Europa bedeckt etwa 2 % der gesamten Erdoberfläche und 6,8 % der Landfläche, wobei Russland 39 % der gesamten Landfläche ausmacht.

Spanien hat eine Bevölkerung von 47 Millionen.

In Südafrika (Volkszählung 2011) leben 60,1 Millionen Menschen, hinzu kommen schätzungsweise 5 Millionen nicht registrierte Personen.

In Afrika leben 1,4 Milliarden Menschen, das sind 16,72 % der gesamten Weltbevölkerung.

Und nun bedenke man, wie viel Strom die Menschen in Afrika verbrauchen:

Frankreich verbraucht 6.940 kWh pro Kopf und nutzt dabei Uran aus Niger, das 51 kWh pro Kopf verbraucht (Daten von 2014).

Deutschland verbraucht 7.035kWh.

Südafrika verbraucht 4.198kWh.

Die Demokratische Republik Kongo verbraucht 109 kWh pro Kopf.

(Quelle dieser Angaben)

Der Energieverbrauch in Südafrika ist der höchste auf dem Kontinent. Deshalb reisen Millionen von Afrikanern auf der Suche nach Arbeit und Geschäftsmöglichkeiten nach Südafrika. Je höher der Energieverbrauch ist, desto höher ist der Lebensstandard und desto stärker ist die Wirtschaft.

Elektrizität bedeutet ein besseres Leben. Und dieses bessere Leben wird in Südafrika zu 80 % aus Kohle gewonnen.

[Hervorhebung im Original]

Wenn also die Europäer Afrika eine grüne Energiepolitik aufzwingen, dann tun sie das in völliger Unkenntnis des schlafenden Riesen. Und durch ihre völlige Ignoranz bei der Verurteilung von Kohle und Kernenergie verurteilen sie 1,4 Milliarden Menschen zu einer Zukunft in Armut, obwohl die Mehrheit dieser 1,4 Milliarden Menschen nicht einmal Strom im Wert einer Glühbirne verbraucht.

Ein Wasserkocher, den eine Familie in Großbritannien zweimal täglich aufkocht, verbraucht 5x so viel Strom wie eine Person in Mali pro Jahr.

Ein Äthiopier braucht 87 Mal länger, um 150 Kilowattstunden Strom zu verbrauchen, als jemand im Vereinigten Königreich.

Ein Tansanier braucht 8 Jahre, um so viel Strom zu verbrauchen wie ein Amerikaner in 1 Monat.

Ein Gefrierschrank in den Vereinigten Staaten verbraucht 10x mehr Strom als ein Liberianer in 1 Jahr.

[Alle Hervorhebungen im Original]

Jeder Mensch möchte saubere Luft atmen und reines Wasser trinken. Die meisten Menschen wollen das Naturreich schützen, was unsere gottgegebene Aufgabe ist. Niemand möchte in einer kreativitätshemmenden, zukunftslosen Armut leben. Nur kreative menschliche Innovationen können Lösungen bringen.

Die Kernkrafttechnologie erfüllt alle Anforderungen an saubere Energie. Und bis die Kernenergie die afrikanischen Städte und Industrien mit Strom versorgen kann, sollen fossile Brennstoffe, Wasser- und Gaskraftwerke, Sonnen- und Windenergie und was auch immer das Energiedefizit der Länder südlich der Sahara verringern. Die Afrikaner haben es satt, im Dunkeln zu leben, und sie haben die eurozentrische Energiepolitik satt.

Südafrika befindet sich derzeit aufgrund mangelnder Investitionen in die physische Wirtschaft in einer desolaten wirtschaftlichen Lage. Wenn die Situation in Südafrika so weitergeht, werden bis 2030 die bestehenden Produktions-/Industriebetriebe wegen unzureichender Stromversorgung geschlossen werden müssen. Gegenwärtig gibt es keinen Anreiz, in neue Produktionsanlagen zu investieren, weil es nicht genug Strom gibt.

Energiearmut erhält die Armut aufrecht, denn Elektrizität ist die Grundlage jeder wirtschaftlichen Entwicklung. Es ist höchste Zeit, dass der Westen mit seinem Energieimperialismus aufhört.

[Hervorhebung vom Übersetzer]

Yemi Osinbajo, der nigerianische Vizepräsident, erklärte kürzlich:

„Die Begrenzung von Erdgasinvestitionen in Afrika wird wenig dazu beitragen, die Kohlenstoffemissionen weltweit zu begrenzen, aber den wirtschaftlichen Aussichten des Kontinents sehr schaden. Afrika leidet derzeit unter Energiemangel: Ohne Südafrika verfügen die eine Milliarde Menschen in Subsahara-Afrika über eine Stromerzeugungskapazität von nur 81 Gigawatt – weit weniger als die 108-Gigawatt-Kapazität des Vereinigten Königreichs. Außerdem haben diese eine Milliarde Menschen weniger als ein Prozent zu den globalen kumulativen Kohlenstoffemissionen beigetragen“.

Link: https://wattsupwiththat.com/2022/07/05/putting-coal-into-the-african-perspective/

Hinweis: Ein weiterer Beitrag zu diesem Thema steht hier.

Übersetzt von Christian Freuer für das EIKE