Wir haben schon fast ein globales ESG-System – und sollten uns Sorgen machen

Jack McPherrin

Der zweite Tag der Jahrestagung des Weltwirtschaftsforums (WEF) in Davos, Schweiz, begann mit einer besorgniserregenden Nachricht.

Einige der Hauptarchitekten von Umwelt-, Sozial- und Governance-Bewertungen (ESG) trafen sich zu einer Sitzung mit dem Titel „Global ESG for Global Resilience“ (etwa: Globale ESG für globale Widerstandsfähigkeit) und haben eindeutig beschlossen, ihr Ziel einer neuen globalen Wirtschaftsordnung weiter zu verfolgen, welche nationale Grenzen überschreitet und den Kapitalismus der freien Marktwirtschaft ersetzt.

Die Zerstörung des Kapitalismus‘ der freien Marktwirtschaft zugunsten eines neuen „Stakeholder“-Modells, in dem die globalen Eliten die gesamte Macht innehaben, ist seit Jahren ihr Ziel. Ein einheitliches ESG-System bringt sie diesem Ziel sehr viel näher und wird wesentlich effektiver sein, wenn es darum geht, die nationale Souveränität zu untergraben, demokratische Prozesse zu umgehen, Unternehmen zur Einhaltung von Vorschriften zu zwingen und letztlich die Wahlfreiheit des Einzelnen einzuschränken.

[Hervorhebung vom Übersetzer]

Zu Beginn der Sitzung kam die Vorsitzende der Hongkonger Börse, Laura Cha, gleich auf den Punkt. Sie erklärte: „Um ESG-Angaben aussagekräftig zu machen, brauchen wir einen harmonisierten Standard… Es wäre sehr gut, wenn das ISSB (International Sustainability Standards Board) daran arbeiten würde, standardisierte globale Maßnahmen einzuführen.“

Das ISSB ist ein neues Gremium zur Festlegung von Standards, das einzig und allein zu dem Zweck entwickelt wurde, diesen globalen Rahmen zu institutionalisieren.

Der ISSB-Vorsitzende Emmanuel Faber bestätigte, dass diese Bemühungen bereits begonnen haben: „Wir haben erst vor einer Woche … die allererste Arbeitsgruppe von Ländern zur Angleichung von Nachhaltigkeitsstandards einberufen. Daran nahmen China, Japan, das Vereinigte Königreich, die USA und die EU teil. Und das ist erst der Anfang.“

Er fuhr fort: „Wir können nicht auf den Taxonomie-Ebenen irgendeiner Gerichtsbarkeit bleiben. Denn sie sind an einen bestimmten politischen Konsens gebunden, und der kann sich schon morgen ändern. Wenn man also langfristig denkt, muss man tiefer gehen als die Taxonomien“.

Wenn man zwischen den Zeilen liest, scheint Faber zu sagen, dass er beabsichtigt, ein Top-Down-System zu institutionalisieren, das alle nationalen Grenzen durchdringt und für politische Entscheidungen undurchlässig ist, wodurch die Idee der Demokratie bedeutungslos würde.

Der Rest des Gesprächs war ein erhellender Blick auf die Art und Weise, wie die Eliten die Welt bedrohen und zwingen werden, sich ihnen zu fügen.

Der Vorsitzende und CEO der Bank of America Brian Moynihan verschwendete keine Zeit und drohte den Unternehmen sofort, sich anzuschließen. Auf die Frage, ob er glaube, dass der Krieg in der Ukraine und COVID-19 die Bemühungen um eine Ausweitung von ESG zurückgeworfen haben, antwortete er: „Nein… Die Realität ist, dass die Unternehmen Verpflichtungen in mehreren Dimensionen eingegangen sind… sie können nicht einfach sagen: ‚Oh, das ist jetzt unbequem.’“

Er fügte hinzu: „Ich weiß nicht, wie Sie das umgehen wollen, denn Ihre Kunden werden es nicht zulassen, Ihre Mitarbeiter werden es nicht zulassen, und Ihre Aktionäre sollten es nicht zulassen. Und, nebenbei bemerkt, die Gesellschaft wird es nicht zulassen.“

Herrje, Brian, das klingt wirklich nicht so, als würden diese Unternehmen dies freiwillig tun.

Moynihan verpflichtete sich auch, den wirtschaftlichen Einfluss seiner gesamten Organisation zu nutzen, einschließlich der Gelder seiner individuellen Kontoinhaber, und sagte: „200.000 Menschen, eine Bilanz von drei Billionen Dollar, 60 Milliarden an Ausgaben; wenn man anfängt, mit dieser Waffe zu zielen, und sie auf all diese Unternehmen anwendet, ist das gewaltig… [die Unternehmen], die die Metriken erfüllen, werden mehr Kapital bekommen, die, die das nicht tun, werden weniger bekommen.“ Er sprach sogar darüber, dass er ein Schulungsprogramm für jeden seiner Kreditsachbearbeiter eingeführt hat, in dem er ihnen beibringt, wie sie mit ihren Kunden über die Vorteile von ESG-resistenten Unternehmen sprechen können.

Moynihan sprach auch darüber, wie die Bank of America und andere Organisationen Kaufentscheidungen in Bezug auf ihre Lieferketten treffen werden, die auf ihren Netto-Null-Verpflichtungen beruhen, was sich auf Unternehmen und Verbraucher auswirken wird.

Er warnte die Kunden, an Bord zu gehen: „Die Botschaft, die wir [an unsere Kunden] senden, ist die folgende: Wir werden zu euch halten, aber ihr müsst anfangen, darüber nachzudenken… Wir müssen den Rest der Welt startklar machen… Betrachtet das nicht als das Problem von jemand anderem. Das wird dein Problem sein.“

Brian, Sie fabrizieren das „Problem“, genauso wie Sie die „Zustimmung“ fabrizieren.

Der Vorstandsvorsitzende von Unilever, Alan Jope, gab ähnliche Versprechen ab, die Versorgungsventile für den Rest der Welt zu Gunsten seiner Ziele zu schließen, was übrigens nicht dazu beitragen wird, unsere derzeitigen Probleme in der Versorgungskette und die damit verbundene Inflationskrise zu lösen. Er verkündete: „Wir haben uns verpflichtet, nur noch mit Zulieferern Geschäfte zu machen, die ihren Mitarbeitern existenzsichernde Löhne zahlen und Netto-Null-Verpflichtungen eingehen, so dass wir unsere Auswirkungen auf das gesamte Universum der Menschen, die mit unserem Unternehmen arbeiten, ausweiten können.“

Dann, in einer der beunruhigendsten Aussagen des Vormittags, erklärte Jope, dass dieses System nur funktionieren kann, wenn es von der Regierung und den Regulierungsbehörden in das kapitalistische System, die großen Unternehmen und die kleinen und mittleren Unternehmen hineinreicht; aber der ultimative Weg, Märkte zu bewegen, ist, wenn der Verbraucher mit seinem Geldbeutel abstimmt.

Erstens trägt die wachsende Allianz zwischen der großen Regierung und dem Großkapital – mit ein wenig Hilfe der Medien – erhebliche faschistische Untertöne.

Zweitens hat der Verbraucher, auf den Sie sich beziehen, keine freie Wahl, Alan. Was Sie vorhaben, ist so etwas wie die Streichung eines beliebten Kandidaten von den Wahlzetteln – wie es in Autokratien wie Russland üblich ist – und die Menschen dazu zu zwingen, zwischen begrenzten Optionen zu wählen, die sie wahrscheinlich nicht bevorzugen werden.

Es gibt einen Grund dafür, dass ein natürlicher Markt für diese Güter existiert; es gibt eine Verbrauchernachfrage, die wiederum von den Produzenten befriedigt wird. Diese Leute versuchen, sowohl die Nachfrage grundlegend zu verändern, indem sie die Verbraucherpräferenzen ändern, als auch das Angebot grundlegend zu verändern, indem sie Produzenten zerstören, die sich nicht ihrem Team anschließen.

Faber formuliert diese Bemühungen so: „Wir sagen nicht, was gut oder schlecht ist. Wir stellen nur die Informationen zur Verfügung, damit die Menschen Entscheidungen treffen können“.

Das ist, einfach gesagt, eine glatte Lüge.

Wie von den Mitgliedern dieses WEF-Gremiums klar zum Ausdruck gebracht wurde, ziehen diese Eliten in Wirklichkeit Investitionen von Unternehmen ab, die nicht mit ihrer Vision für die Welt übereinstimmen, und brechen die Beziehungen zu Unternehmen ab – was zu einer Verringerung der Auswahl für den Rest des Marktes führt – die nicht mitmachen.

Hier geht es nicht um Informationen, sondern um Kontrolle und Macht.

Jack McPherrin is research editor at The Heartland Institute.

Link: https://wattsupwiththat.com/2022/05/28/a-global-esg-system-is-almost-here-we-should-be-worried/

Übersetzt von Christian Freuer für das EIKE