Bemerkungen zur aktuellen Hitzewelle in Indien

Christian Freuer

Wie schon im jüngsten Kältereport angesprochen gehen derzeit Meldungen über ungewöhnliche Hitze durch alle einschlägigen Mainstream-Medien. Die Kältewelle zu Beginn dieses Jahres wurde dagegen mit dröhnendem Schweigen übergangen. Wer regelmäßig die EIKE-Website liest, wird schon vermuten, dass die Berichterstattung auch diesmal wieder sehr einseitig ausgerichtet ist.

Schauen wir uns das mal näher an. Betrachten wir zunächst die aktuelle Lage. Die Temperaturverhältnisse am 1. Mai 2022 um 09 UTC (etwa nachmittags Ortszeit) zeigt Abbildung 1:

Abbildung 1. Quelle: wetterzentrale.de

Es zeigt sich ein Bild, dass auch den Autor etwas überrascht hat. Die Temperatur (links) zeigt tatsächlich ein Niveau mit Werten vielfach über 40°C. Die Grafik rechts zeigt die Taupunkts-Temperatur (= die Temperatur, bis zu der man Luft abkühlen muss, um Sättigung, d. h. Kondensation zu erreichen). Diese liegt verbreitet sogar unter dem Gefrierpunkt, d. h. es handelt sich um extrem trockene Hitze. Das kommt in den Wüstengebieten im Südwesten der USA beispielsweise auch immer wieder vor. (Beispiel: Bei einer Lufttemperatur von 50°C und einem Taupunkt von 0°C entspricht die Relative Luftfeuchtigkeit 5% {in Worten: fünf!}). Näheres zur Umrechnung von Temperatur, Taupunkt und Relativer Luftfeuchtigkeit gibt es hier.

Leider gab es für jene Gegend keine Flächendarstellung der Relativen Luftfeuchtigkeit. Aber Temperaturwerte über 40°C bei Taupunktswerten unter 0°C (in der Grafik grün eingefärbt) zeigen, dass die extreme Hitze bestimmt nicht als so unangenehm empfunden wird wie in den Medien dargestellt. Zum Vergleich: Bei Taupunktswerten ab 15°C empfinden wir Mitteleuropäer eine Luftmasse als schwül. Taupunktswerte über 20°C sind schon recht unangenehm. Aber Hitze über 30°C bei Taupunktswerten unter 10°C wird niemand als unangenehm empfinden.

Aber zurück nach Indien. Auch eine Flächen-Darstellung der Verteilung der Tagesmaxima und -minima ließ sich nicht finden. Als Beispiel seien hier nur Höchst- und Tiefsttemperatur folgender Städte genannt (30. April bzw. 1. Mai; Quelle: Berliner-Wetterkarte.de):

Stadt                  Höchstwert         Tiefstwert

Phuket                  35°C                       27°C

Neu Delhi             44°C                       26°C

Kalkutta                37°C                      26°C

Mumbai               35°C                      25°C

Wie sind diese Werte einzuordnen? Stellvertretend seien hier zwei Klimatabellen gezeigt, eine von Neu Delhi, die andere von Chennai im Südwesten des Landes:

Abbildiung 2. Klarer wird das Bild beim Anklicken der Quelle.

Aus Abbildung 2 oben geht hervor, dass es in Indien allgemein nur zwei Jahreszeiten gibt: den trockenen Wintermonsun und den nassen Sommermonsun. Die wärmsten Monate in Delhi sind Mai und Juni. Tatsächlich ist es derzeit deutlich wärmer als „normal“, wobei leider nicht zu ermitteln war, welcher Bezugszeitraum dem zugrunde liegt. Es dürfte aber „normal“ sein, dass es auch mal wärmer als „normal“ ist!

Etwa ab Juni Ist mit dem Einsetzen des Sommermonsuns und damit von Regenfällen zu rechnen. Die Stärke dieser Regenfälle schwankt und ist von den großen (natürlichen!) Klima-Oszillationen in den Ozeanen abhängig. Darauf soll hier nicht näher eingegangen werden. Das Einsetzen des Sommermonsuns ist grundsätzlich durch schwere Gewitter gekennzeichnet, bei denen regelmäßig immer wieder Gebiete unter Wasser gesetzt werden. In den hiesigen MSM wird das natürlich ebenfalls als Katastrophe dargestellt. Fakt ist aber, dass die Inder solche regelmäßigen Überschwemmungen gerne in Kauf nehmen und auch darauf vorbereitet sind, wenn nur der dringend benötigte Regen fällt. Ein sehr schwacher Sommermonsun mit wenig oder auch gar keinem Regen ist eine erheblich größere Katastrophe als ein paar Überschwemmungen!

Auf der Website wetterzentrale.de lässt sich mit dem Anklicken des entsprechenden Gebietes gut verfolgen, wie sich die Monsunlage in Südasien entwickelt. Es wird interessant sein zu erleben, was die MSM daraus machen – wenn überhaupt etwas.