Die Reichen bitten die Armen in den Ländern, die es sich am wenigsten leisten können, mit „grüner“ Energie zur Kasse
Vijay Jayaraj
Rund 1,3 Milliarden Inder wurden darüber informiert, dass der Preis für ihr Kochgas um 65 Cent pro Liter steigen wird. In einem Land wie Indien können sich höhere Brennstoffpreise schnell und gefährlich auswirken und zu einer höheren Krankheits- und Sterblichkeitsrate führen.
In anderen Entwicklungsländern und den armen Volkswirtschaften des afrikanischen Kontinents ist die Situation ähnlich. Leider wird in den etablierten Medien nicht ausreichend darüber berichtet, wie die ablehnende Haltung gegenüber fossilen Brennstoffen zur derzeitigen Energiekrise beigetragen hat.
Die Bevölkerung der Entwicklungsländer wurde von den Staats- und Regierungschefs schlecht behandelt, indem diese wertvolle Ressourcen für die Infrastruktur für „grüne Energie“ verschwenden, obwohl sie diese Mittel leicht für die Verbesserung der Produktion und den Import von Kohle, Erdöl und Erdgas hätten verwenden können.
Nehmen wir Indien und Vietnam, zwei schnell wachsende asiatische Volkswirtschaften, die durch die „grüne“ Ablenkung ins Hintertreffen geraten sind weil sie ihre heimische Energiesicherheit im Namen des Klimawandels verschleudert haben.
Trotz der Steigerung der Kohleproduktion befindet sich Indien in einem energiepolitischen Schlamassel, weil Milliarden von Dollar in schlecht funktionierende Technologien für erneuerbare Energien investiert wurden. Zwischen 2014 und 2019 erhielt die indische Industrie für erneuerbare Energien Investitionen in Höhe von 64,4 Milliarden Dollar.
Das Land hätte stattdessen Geld in zuverlässige und erschwingliche Kohlekraftwerke stecken können, die nur einen Bruchteil der „grünen“ Schnapsideen gekostet hätten. Im Jahr 2016 entsprachen die indischen Investitionen in erneuerbare Energien den Baukosten von 11 Kohlekraftwerken. Ebenso hätten in den letzten 10 Jahren mehrere kleine Ölraffinerien in Betrieb genommen werden können, wodurch sich die Notwendigkeit verringert hätte, raffinierte Kraftstoffe zu höheren Preisen zu importieren.
Viele argumentieren, dass ein Land wie Indien bereits zu viele fossile Brennstoffe verbraucht. Doch dieses Argument zieht nicht, wenn das Land die Kraftstoffpreise für diejenigen anhebt, die es sich am wenigsten leisten können. In Indien gibt es 230 Millionen Menschen, die weniger als 5 Dollar pro Tag verdienen. Für diese Menschen und Millionen von Haushalten der Mittelschicht bedeutet die Erhöhung der Kraftstoffpreise einen Anstieg der Rohstoff- und Transportkosten und eine allgemeine Stagnation der wirtschaftlichen Entwicklung.
Eine weitere schnell wachsende asiatische Volkswirtschaft ist Vietnam, wo sich die Staatsführung offenbar verpflichtet fühlt, den Anteil „grüner“ Technologien am Energiemarkt zu erhöhen. Dabei werden die Probleme ignoriert, die durch die Abkehr des Landes von fossilen Brennstoffen entstehen.
In den vergangenen Wochen, in denen die Ölpreise stark schwankten, beklagten Analysten, dass Vietnam die Chance verpasst hat, seine heimische Öl- und Gasinfrastruktur zu stärken. Seit Februar sind die Gashändler mit schweren Engpässen konfrontiert, und mehr als 300 Benzin- und Ölhändler im ganzen Land haben den Verkauf eingestellt.
Situationen wie diese hätten minimiert werden können, wenn das Land nicht so apathisch in Bezug auf die Energiesicherheit gewesen wäre. Ein Hauptgrund für die hohen Gaspreise ist der Produktionsrückgang in der Nghi Son Ölraffinerie, die nicht genügend staatliche Unterstützung erhalten hat, um finanzielle Schwierigkeiten und eine 90-prozentige Verringerung der Produktion im Januar zu vermeiden. Die Raffinerie beliefert 35 bis 40 Prozent des inländischen Benzinmarktes.
Der Wirtschaftswissenschaftler Dinh Trong Thinh sagt: „Wenn die Produktion der Anlage instabil ist oder ein Problem auftritt, wird sich dies auf den vietnamesischen Erdölmarkt auswirken, da der Marktanteil der Nghi Son Raffinerie groß ist. Das Risiko einer Werksschließung ist ein wichtiges Thema für den Erdölsektor im Besonderen und die Wirtschaft im Allgemeinen, das dringend das Eingreifen der staatlichen Verwaltungsbehörden erfordert“.
Diese Dringlichkeit spiegelt sich jedoch nicht in den Maßnahmen der Regierung wider, die eine Umweltsteuer beibehält, die die Kraftstoffpreise in die Höhe treibt, und die weiterhin in Projekte für erneuerbare Energien investiert, die nichts zur Verbesserung der Energiesicherheit beitragen.
Es ist an der Zeit, dass die Entwicklungsländer aufhören, mit erwiesenen Fehlschlägen wie Wind- und Solarenergie zu experimentieren, und mit dem Aufbau einer Infrastruktur beginnen, die der internationalen Preisvolatilität entgegenwirken kann.
Vijay Jayaraj is a contributing writer to the CO2 Coalition and holds a master’s degree in environmental sciences from the University of East Anglia, England. He resides in Bengaluru, India.
This commentary was first published on March 30, 2022 at the westernjournal.com website.
Übersetzt von Christian Freuer für das EIKE