Rekord-Kohleverbrauch führt „Net Zero“ ad absurdum
Robert Bradley, MasterResource
„Die von vielen Ländern, darunter China und Indien, gemachten Zusagen, Netto-Null-Emissionen zu erreichen, sollten sehr starke Auswirkungen auf die Kohle haben – aber diese sind in unserer kurzfristigen Prognose noch nicht sichtbar, was die große Kluft zwischen Ambitionen und Maßnahmen widerspiegelt. (Internationale Energieagentur, siehe unten)
Der Vater der Energiewirtschaft machte es bereits 1865 offiziell. „Kohle steht in Wahrheit nicht neben, sondern völlig über allen anderen Rohstoffen“, schrieb William Stanley Jevons:
„Sie ist die materielle Energie des Landes, das universelle Hilfsmittel, der Faktor in allem, was wir tun. Mit Kohle ist fast jedes Kunststück möglich oder leicht; ohne sie werden wir in die mühselige Armut früherer Zeiten zurückgeworfen.“
Ein anderer Autor fügte hinzu:
„Kohle ist alles für uns. Ohne Kohle werden unsere Fabriken stillstehen, unsere Gießereien und Werkstätten werden so still sein wie das Grab; die Lokomotive wird im Schuppen rosten und die Schiene im Unkraut vergraben sein. Unsere Straßen werden dunkel sein, unsere Häuser unbewohnbar. Unsere Flüsse werden das Schaufelrad vergessen, und wir [in UK] werden wieder durch Tage von Frankreich und durch Monate von den Vereinigten Staaten getrennt sein.“
Der Kohleboom war von Anfang an ein „offenes Geheimnis“, schrieb Somini Sengupta in der New York Times im Jahr 2018 (The World Needs to Quit Coal. Why Is It So Hard? November 24, 2018):
„Auf Asien, wo die Hälfte der Weltbevölkerung lebt, entfallen heute drei Viertel des weltweiten Kohleverbrauchs. Und was noch wichtiger ist: Auf Asien entfallen mehr als drei Viertel der Kohlekraftwerke, die entweder im Bau oder in der Planung sind – satte 1.200 davon….“
Aber der Boom schadete dem Narrativ, dass die Welt von fossilen Brennstoffen wegkommt. Er widerlegte sie sogar und zerstörte das Luftschloss, dass die USA (mit 15 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen) mit einem Green New Deal das Klima beeinflussen könnten.
Zurück in die Gegenwart. Das Comeback der Kohle wurde kürzlich in einer Pressemitteilung der Internationalen Energieagentur (IEA) dokumentiert: „Der starke Aufschwung der Kohlekraft führt zu einem neuen Rekord im Jahr 2021 und bedroht die Netto-Null-Ziele.“ Ich drucke sie in ihrer Gesamtheit ab.
Der rasche wirtschaftliche Aufschwung treibt die weltweite Kohleverstromung in diesem Jahr auf einen Rekordwert und die Gesamtkohlenachfrage möglicherweise schon 2022 auf ein Allzeithoch, was den dringenden Bedarf an politischen Maßnahmen unterstreicht.
[Hervorhebung im Original]
Die weltweite Stromerzeugung aus Kohle steuert 2021 auf einen neuen Jahresrekord zu, was die Bemühungen um eine Verringerung der Treibhausgasemissionen untergräbt und die globale Kohlenachfrage im nächsten Jahr auf ein Allzeithoch treiben könnte, so die Internationale Energieagentur in ihrem jüngsten jährlichen Marktbericht.
Nach einem Rückgang in den Jahren 2019 und 2020 wird die weltweite Stromerzeugung aus Kohle im Jahr 2021 voraussichtlich um 9 % auf ein Allzeithoch von 10 350 Terawattstunden steigen, so der heute veröffentlichte Bericht Coal 2021 der IEA.
Dieser Aufschwung ist auf die rasche wirtschaftliche Erholung in diesem Jahr zurückzuführen, welche die Stromnachfrage viel schneller steigen ließ als das kohlenstoffarme Energieversorgungssystem mithalten konnte. Auch der steile Anstieg der Erdgaspreise hat die Nachfrage nach Kohlestrom erhöht, da er dadurch wettbewerbsfähiger geworden ist.
Die weltweite Gesamtnachfrage nach Kohle – einschließlich der Verwendungszwecke außerhalb der Stromerzeugung, z. B. in der Zement- und Stahlproduktion – wird bis 2021 voraussichtlich um 6 % steigen. Dieser Anstieg wird nicht über die Rekordwerte der Jahre 2013 und 2014 hinausgehen. Je nach Wetterlage und Wirtschaftswachstum könnte die Gesamtkohlenachfrage jedoch bereits 2022 einen neuen Höchststand erreichen und in den folgenden zwei Jahren auf diesem Niveau bleiben, was die Notwendigkeit eines raschen und energischen politischen Handelns unterstreicht.
„Kohle ist die größte Einzelquelle globaler Kohlenstoffemissionen, und das historisch hohe Niveau der Kohleverstromung in diesem Jahr ist ein besorgniserregendes Zeichen dafür, wie weit die Welt von ihren Bemühungen entfernt ist, die Emissionen in Richtung Netto-Null zu senken“, sagte IEA-Exekutivdirektor Fatih Birol. „Ohne entschlossene und sofortige Maßnahmen der Regierungen zur Eindämmung der Kohleemissionen – und zwar in einer Weise, die für die Betroffenen fair, erschwinglich und sicher ist – haben wir, wenn überhaupt, nur geringe Chancen, die globale Erwärmung auf 1,5 °C zu begrenzen.“
In China, wo mehr als die Hälfte der weltweiten Kohleverstromung stattfindet, wird für 2021 ein Wachstum der Kohleverstromung um 9 % erwartet, trotz einer Verlangsamung am Ende des Jahres. In Indien wird ein Wachstum von 12 % prognostiziert. Dies würde in beiden Ländern einen neuen Höchststand bedeuten, auch wenn sie beeindruckende Mengen an Solar- und Windkraftkapazitäten ausbauen.
Zwar wird die Kohleverstromung in den Vereinigten Staaten und der Europäischen Union in diesem Jahr um fast 20 % steigen, doch reicht dies nicht aus, um das Niveau von 2019 zu erreichen. Es wird erwartet, dass der Kohleverbrauch in diesen beiden Märkten im nächsten Jahr angesichts des langsamen Wachstums der Stromnachfrage und des schnellen Ausbaus der erneuerbaren Energien wieder zurückgehen wird.
„Die von vielen Ländern, darunter China und Indien, gemachten Zusagen, Netto-Null-Emissionen zu erreichen, sollten sehr starke Auswirkungen auf die Kohle haben – aber diese sind in unserer kurzfristigen Prognose noch nicht sichtbar, was die große Kluft zwischen Ambitionen und Maßnahmen widerspiegelt“, sagte Keisuke Sadamori, Direktor für Energiemärkte und Sicherheit bei der IEA. „Asien dominiert den globalen Kohlemarkt, wobei zwei Drittel der Gesamtnachfrage auf China und Indien entfallen. Diese beiden von der Kohle abhängigen Volkswirtschaften mit einer Gesamtbevölkerung von fast 3 Milliarden Menschen sind der Schlüssel für die künftige Kohlenachfrage“.
Im Jahr 2020 ging die weltweite Kohlenachfrage um 4,4 % zurück, der stärkste Rückgang seit Jahrzehnten, aber viel geringer als der jährliche Rückgang, der ursprünglich auf dem Höhepunkt der Sperrungen zu Beginn der Pandemie erwartet worden war, so der Bericht. Die regionalen Unterschiede waren groß. In China, wo sich die Wirtschaft viel früher als anderswo zu erholen begann, stieg die Kohlenachfrage im gesamten Jahr um 1 %, während sie in den Vereinigten Staaten und der Europäischen Union um fast 20 % und in Indien und Südafrika um 8 % zurückging.
Die Kohlepreise haben in den letzten zwei Jahren eine Achterbahnfahrt hinter sich. Nachdem sie im zweiten Quartal 2020 auf 50 USD pro Tonne gefallen waren, begannen sie gegen Ende des Jahres zu steigen, wobei Angebotskürzungen den Markt ausglichen, bevor eine Erholung der Wirtschaftstätigkeit und der Kohlenachfrage in China die Preise in die Höhe trieb.
Im Jahr 2021 wurden die Preise weiter in die Höhe getrieben, da die Nachfrage das Angebot in China – dem weltweiten Kohlepreissetzer – überstieg, aber auch durch Versorgungsunterbrechungen und höhere Erdgaspreise weltweit. Die Kohlepreise erreichten Anfang Oktober 2021 ein Allzeithoch, wobei die importierte Kraftwerkskohle in Europa beispielsweise 298 USD pro Tonne erreichte. Die rasche politische Intervention der chinesischen Regierung, um den Markt auszugleichen, wirkte sich rasch auf die Preise aus. Mitte Dezember lagen die europäischen Preise wieder unter 150 USD pro Tonne.
Schlussbemerkung
Die Klimadebatte ist vorbei, abgesehen von all dem Geschrei, der Politik und dem Gewinnstreben der Unternehmen. Es ist in Ordnung, die Übertreibungen in Bezug auf den Klimawandel zurechtzustutzen, jetzt, da die Welt die „Netto-Null“-Fata Morgana hinter sich gelassen hat. Die COP27, die im November nächsten Jahres in Ägypten stattfinden wird, steckt in dieser Hinsicht in großen Schwierigkeiten.
Die Klimaoptimisten sagen: Bringt die nächsten 1,5°C und schaut zu, wie sich die energiereiche Welt anpasst und gedeiht.
Link: https://wattsupwiththat.com/2022/02/22/record-coal-demotes-net-zero/
Übersetzt von Christian Freuer für das EIKE
Kommentar des Übersetzers hierzu: Der Autor des folgenden Beitrags ist zwar offenbar von der Notwendigkeit überzeugt, dass Emissionen reduziert werden müssen. Aber er beschreibt m. E. sehr realistisch, wie es mit dem Kohleverbrauch in der Welt aussieht. Für den Übersetzer sind steigende CO2-Emissionen jedoch eine gute Nachricht!