Peter Ridd: Wie können wir die Wissenschaft vor der Korruption retten?
von AR Göhring
Unser Referent Peter Ridd, der wegen falscher Ansichten von seiner australischen Universität gefeuert wurde, berichtete auf der 13. und 14. EIKE-Konferenz davon, daß das berühmte Große Barriere-Riff 100km vor der Küste laufend an allem möglichen stürbe – an Medikamentenrückständen im riesigen Pazifik, an Schlammeinträgen nach Regengüssen an Land, und – natürlich – am Klimawandel.
Ridd erwähnte, daß führende Wissenschaftler und Publizisten wie Richard Horton (The Lancet) und John Ioannidis (Universität Stanford) das bestehende Kollegen-Gutachter-System als – gelinde gesagt – völlig unzureichend zur Qualitätssicherung der Wissenschaften ansehen. In Gera machte er via Netzkonferenz im November 2021 Vorschläge, wie man das ändern könnte. Wir befragten ihn noch einm,al gesondert dazu.
EIKE: Lieber Prof. Ridd,
in Ihrem Vortrag auf der EIKE-Konferenz in Gera haben Sie berichtet, daß australische Riff- und Klimawissenschaftler Katastrophen melden und damit die Politiker vor sich hertreiben. Gibt es nicht auch das Gegenteil? Immerhin hat Margaret Thatcher das Märchen von der CO2-Klimatheorie in Europa salonfähig gemacht, indem sie willfährige Forscher mit Subventionen bestochen hat.
Ridd: Zweifellos gibt es Politiker, die sich durch Bestechung von Wissenschaftlern einen Vorteil verschaffen, aber ich denke, daß die Politiker eher die Marionetten der Wissenschaftsorganisationen sind als andersherum.
Unsere Recherchen haben ergeben, daß Australien und Neuseeland Vorreiter der Klimakollaps-Theorie sind. Deutsche Panikmacher haben dort studiert, und Canberra ist mit seiner Energiepolitik der Berliner Energiewende etwa zehn Jahre voraus. Warum sind die Vorzeigedemokratien in Down Under so verwundbar?
Ich bin nicht davon überzeugt, daß Australien viel schlimmer ist als Europa, obwohl Neuseeland sicherlich so verrückt ist, wie es nur geht. Australien hat weiterhin Kohle exportiert, weil sie unser zweitwichtigstes Exportgut ist – das hat sogar unsere sozialdemokratischen [Labour-] Regierungen gezwungen, bei den Kohleminen ein wenig praktisch zu sein. Wir haben keine so völlig selbstmörderische Energiepolitik wie Deutschland. Wir haben eine große Fracking-Industrie, vor allem in Queensland – eingeführt von einer Labour-Regierung. Aber Australien ist führend in Sachen Klimakatastrophe, wie Sie sagen. Ein Grund dafür ist, dass wir das Große Barriere-Riff haben, wo bei heißem Wetter gelegentlich große Mengen an Korallen absterben. In Verbindung mit der Tatsache, daß das Riff unter Wasser liegt und daher im Allgemeinen nicht zu sehen ist und vor mehr als 50 Jahren nur sehr wenig darüber bekannt war, konnten Wissenschaftler die Welt davon überzeugen, daß es in einem schlechten Zustand ist. Kein anderes Land hat ein Naturwunder, das angeblich durch den Klimawandel so gut wie tot ist.
Ein letzter Grund dafür, daß Australien mehr als jedes andere Land auf erneuerbare Energien gesetzt hat, ist die Tatsache, daß Solarenergie in Australien tatsächlich einen gewissen Sinn macht, vorausgesetzt, man versucht nicht, einen zu hohen Anteil am Energiemix zu erreichen. Wir haben viel Sonne, viel trockenes, nutzloses Land, auf dem wir Solarzellen aufstellen können, und die Spitzenlasten sind dann, wenn die Sonne am besten scheint. 100 % erneuerbare Energien anzustreben ist verrückt, aber 20-25 % sind für Australien wahrscheinlich sinnvoll.
Um Gruppendenken und die Bildung von Filterblasen zu vermeiden, empfehlen Sie die Einrichtung eines Institutes für Wissenschaftliche Revision. Gute Idee – aber ist die „Katastrophen“-Wissenschaft nicht so profitabel, daß eine solche Institution nicht einmal die Chance hat, wirklich unabhängig zu sein? Ein Schicksal wie das der „Faktenchecker“-Journalisten scheint vorprogrammiert.
Ich neige dazu, Ihnen zuzustimmen, und ich gestehe, daß ich mit der Zeit immer weniger von dieser Idee begeistert bin. Es scheint, daß alle Institutionen übernommen werden. Aber wir müssen etwas tun. Das Versagen der Institutionen der Wissenschaft ist die Wurzel des Problems. Eine Alternative zum Institut für Wissenschaftliche Revision wäre, daß die einzelnen Regierungen ihre eigenen Überprüfungen durchführen. Eine konservative Regierung ist beispielsweise in der Lage, größere Überprüfungen vorzunehmen, indem sie Wissenschaftler oder Organisationen zur Überprüfung der Wissenschaft direkt finanziert. Es besteht kein Bedarf an einem quasi unabhängigen Amt für wissenschaftliche Überprüfung, das von den Bösewichten übernommen werden könnte.
Wie sehen Sie mittelfristig die Zukunft der korrumpierten Riff-Wissenschaft und Ozeanographie? Das Klima auf der Erde wird dank des Großen Solaren Minimums immer kälter, und dem Großen Barriereriff geht es prächtig, wie Tauchtouristen mit eigenen Augen sehen können. Diese Tatsachen lassen sich nicht mehr lange leugnen.
Ich bin mir noch nicht sicher, ob die Erde kälter wird – wir werden sehen. Ich hoffe, dass die Fakten am Riff für sich selbst sprechen und daß das Debakel der Wuhan-Grippe viele Menschen davon überzeugt hat, daß eine gründliche Überprüfung unserer wissenschaftlichen Einrichtungen in einer Vielzahl von Fragen notwendig ist. Der Optimist in mir hofft, daß dies wie der Fall der Berliner Mauer sein wird und der Wandel plötzlich, fast ohne Vorwarnung, und möglicherweise recht bald eintreten wird. Wenn die Menschen erst einmal mit der Realität von Netto-Null konfrontiert sind, wird ein gewisses Maß an Praktikabilität unvermeidlich sein. Aber die Institutionen sind so korrumpiert, es gibt so viele Einzelinteressen, und das Klima könnte sich noch jahrzehntelang sanft erwärmen (ganz natürlich), so daß wir noch lange warten müssen. Wir müssen also weitermachen, niemals aufgeben und hoffen, dass sich die Vernunft durchsetzt.