Das Waldsterben ist zurück – zumindest in Deutschland

Noch nie sei es dem Wald so schlecht gegangen wie jetzt, heisst es in Deutschland. Diesmal soll der Klimawandel an den Schäden schuld sein. In der Schweiz reagiert man gelassener auf tote Bäume.

 

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von Alex Reichmuth

In den 1980er-Jahren wurde im gesamten deutschsprachigen Raum das Waldsterben beschworen. Die Zeitungen waren voll mit düsteren Prophezeiungen zur Zukunft des Waldes, auch in der Schweiz. Die Journalisten verwiesen dabei auf Forstwissenschaftler, die davor warnten, der Wald werde schon in wenigen Jahren flächendeckend verschwinden. Wer Zweifel anmeldete, wurde diskreditiert.

Einige Jahre später war der Spuk vorbei. Die dunklen Prognosen hatten sich nicht ansatzweise bewahrheitet. Das Waldsterben war sang- und klanglos aus den Schlagzeilen verschwunden.

«Nur noch jeder achte Baum ohne Schäden»

Doch jetzt ist das Waldsterben, so scheint es, zurück – zumindest in Deutschland. «SchockBericht! Nur noch jeder achte Baum ohne Schäden», schrieb die «Berliner Tageszeitung» vor einigen Tagen und berief sich dabei auf einen Waldschadensbericht des Bundeslandes

Brandenburg. Der Wald sehe zwar schön aus, «ist aber ziemlich kaputt». Es handle sich um «die schlimmste Bilanz» seit 30 Jahren, so die Zeitung. Schuld daran sei der Klimawandel, denn die Dürre der letzten Jahre habe Millionen von Bäumen absterben lassen.

Schon früher in diesem Jahr war der Waldsterbe-Alarm durch das Land gehallt. «Wälder in dramatischem Zustand», verkündete das Erste Deutsche Fernsehen (ARD) im Februar. Nur noch

21 Prozent der Bäume hätten intakte Kronen. «Fast alle Bäume leiden», mahnte das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF) damals. «Dem deutschen Wald geht es schlechter als je zuvor», behauptete auch der Radiosender «Deutsche Welle». Noch nie seit 1984 sei es um den Wald so schlimm gestanden. «Waldschäden nehmen rasant zu», schrieb die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» (FAZ).

«Unsere Wälder sind krank»

Auch diesmal können sich die Journalisten auf düstere Warnungen von Wissenschaftlern, Behördenmitglieder und Politikern abstützen. «Die jetzigen Ergebnisse gehören zu den schlechtesten seit Beginn der Erhebungen im Jahr 1984, die meisten Bäume haben lichte Kronen», schrieb das deutsche Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft im letzten Februar mit Verweis auf den Waldzustandsbericht 2020 (siehe hier). «Unsere Wälder sind krank», hielt die damals zuständige Bundesministerin Julia Klöckner (CDU) fest.

Die Situation sei katastrophal, mahnte auch Irene Seling, Hauptgeschäftsführerin der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerverbände: «Der deutsche Wald ist das erste Opfer des Klimwandels». Das Land erlebe gerade «die schwerwiegendste Waldschaden-Situation seit mehr als 200 Jahren», behauptete Michael Müller, Professor für Waldschutz an der Technischen Universität Dresden im Sommer 2020.

«Der Schweizer Wald ist so krank wie nie seit 1984»

Die Umweltorganisationen stürzen sich auf den Wald-Alarm. Der Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland forderte die Bundesregierung auf, «endlich wirksame Klimaschutzmassnahmen» zu ergreifen, um dem Waldsterben Einhalt zu gebieten. «Eine Waldwende ist dringend nötig», schrieb Greenpeace. Es brauche wieder «naturnahe Wälder», die Dürren und Stürmen standhalten könnten.

Weniger schrill tönt es in der Schweiz. Zwar tauchen auch hier hin und wieder Schock-Schlagzeilen auf. «Der Schweizer Wald ist so krank wie nie seit 1984», schrieb das Onlineportal «Infosperber» im Oktober letzten Jahres. «Unsere Wälder verdursten langsam», verkündete SRF im April 2020.

Doch zumindest die Behörden und Forscher bleiben hierzulande auf dem Boden. «Die Ergebnisse des neuen, vierten Landesforstinventars zeigen, dass der Schweizer Wald in guter Verfassung ist», teilte die Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) im Juni 2020 mit. Dem Wald machten zwar Insektenbefall und Krankheiten zu schaffen. Aber er schütze besser vor Naturgefahren wie Steinschlag und Lawinen als acht Jahre zuvor beim letzten Bericht.

Waldsperrung wegen herabstürzender Bäume

Das Landesforstinventar, auf das sich die WSL bezog, stützte sich auf Erhebungen in den Jahren 2009 bis 2017. Nicht berücksichtigt war dabei der heisse und trockene Sommer 2018, der viele Bäume zum Absterben gebracht hatte. Der Hardwald bei Birsfelden im Kanton Baselland musste wegen der Gefahr herabstürzender Bäume sogar vorübergehend gesperrt werden – zum Schutz von Spaziergängern.

Die Eidgenössischen Anstalt für das forstliche Versuchswesen wollte weismachen, der Anteil der geschädigten Bäume im Schweizer Wald sei zwischen 1983 und 1987 von 14 auf 56 Prozent gestiegen.

Die WSL hat aber auch dazu Entwarnung gegeben. Man stelle zwar einen «gravierenden Wassermangel» fest, wie er im Schnitt alle hundert Jahre in der Schweiz vorkomme, schrieb die Forschungsanstalt 2019. Aber man sehe kein Waldsterben. Es würden lediglich einzelne Bäume sterben, mit lokalen Konsequenzen.

«Bösgläubig oder unbelehrbar»

Das tönt ganz anders als in den 1980er-Jahre, als die Schweizer Behörden Politiker in die Waldsterbe-Hysterie einstimmten. Damals wollte die Eidgenössischen Anstalt für das forstliche Versuchswesen der Bevölkerung weismachen, der Anteil der geschädigten Bäume im Schweizer Wald sei zwischen 1983 und 1987 von 14 auf 56 Prozent gestiegen, was ungeheuer dramatisch tönte. Diese Anstalt war die Vorgängerinstitution der WSL.

«Man kann es nicht genug wiederholen, unser Wald ist krank, sehr krank», orakelte der damals zuständige Bundesrat Alphons Egli (CVP) im Parlament. Wer das Waldsterben noch in Frage stelle, «der ist nach meiner Auffassung, wenn nicht sogar bösgläubig, doch zum mindesten unbelehrbar, oder er hat ein persönliches Interesse daran, dass nicht wahr sein darf, was er nicht wahrhaben möchte».

Falsche Deutung links-grüner Kreise

Heute erklären Grüne und linke Politiker das plötzliche Verschwinden des Waldsterbens im letzten Jahrhundert gerne damit, dass der Wald damals durch Anstrengungen zur Luftreinhaltung gerettet worden sei. Diese Behauptung machte kürzlich zum Beispiel SP-Co-Präsident Cédric Wermuth in «Feusi Fédéral» (siehe hier).

Diese Deutung ist aber nachweislich falsch. Zwar wurde die Luft ab den 1980er-Jahren tatsächlich sauberer, vor allem wegen des Einbaus von Katalysatoren bei Motorfahrzeugen. Aber es gab nie den Moment, in dem ein Rückgang der Waldschäden beobachtet werden konnte. Vielmehr erkannten die Waldforscher allmählich, dass viele der vermeintlichen Schäden zum normalen Erscheinungsbild des Waldes gehörten.

Die Kronenverlichtung taugte nicht als Indikator

So berichtete die WSL 1998, gestützt auf den Sanasilva-Bericht von 1997: «Nach 15 Jahren Waldschadensforschung ist klar: Der Schweizer Wald ist nicht akut gefährdet». Die Kronenverlichtung, die man jahrelang als Indiz für einen sterbenden Wald gehalten hatte, sei «nur beschränkt als Indikator für die Vitalität der Bäume geeignet».

«Ich bin optimistisch, dass wir die Situation in den Griff bekommen.»

Georg Schirmbeck, Präsident des Deutschen Forstwirtschaftsrats

Vermutlich wird sich die Aufregung um ein neues Waldsterben auch diesmal bald legen. Immerhin gibt es in Deutschland auch vernünftige Stimmen. Zu ihnen gehört Georg Schirmbeck, Präsident des Deutschen Forstwirtschaftsrats. «Ich bin optimistisch, dass wir die Situation in den Griff bekommen», sagte er gegenüber der «FAZ». Der Umbau, um die Wälder besser an neue klimatische Bedingungen anzupassen, sei in vollem Gang, und das schon seit vielen Jahren.

Der Beitrag erschien zuerst im Schweizer Nebelspalter hier

 

 

 




EU droht im nächsten Jahr eine schwere Energiekrise

Paul Homewood, NOT A LOT OF PEOPLE KNOW THAT

Hohe Energiepreise werden uns erhalten bleiben:

Nach Angaben des griechischen Energieministers werden die Europäer im nächsten Jahr zusätzliche 350 Milliarden Euro an Energierechnungen zahlen, da die weltweite Nachfrage nach Brennstoffen und Strom die Preise weiter in die Höhe zu treiben droht.

Kostas Skrekas sagte, dass auf EU-Ebene ein neuer Mechanismus geschaffen werden sollte, um die schwächsten Bürger und mittelständischen Unternehmen vor Preissteigerungen zu schützen. Bei einem Treffen der Umweltminister in Brüssel äußerten sich Beamte aus Ungarn und Spanien besorgt über die jüngste Volatilität auf den Märkten für Kohlendioxidemissionen.

„Angesichts dieser außergewöhnlichen Situation können wir nicht unbeteiligt bleiben“, sagte Skrekas. Griechenland hatte Anfang des Jahres geschätzt, dass die Europäer allein in diesem Winter mit einem Anstieg von 100 Milliarden Euro rechnen müssten.

Die Energieknappheit in Europa belastet die nationalen Haushalte und ist zu einer der größten politischen Herausforderungen der EU geworden, die die Inflation anheizt, während die Regierungen mit der Ausbreitung des Omicron-Virus zu kämpfen haben. Die Mitgliedstaaten haben eine Reihe von Vorschlägen unterbreitet, die von einer Neugestaltung der Funktionsweise des Strommarktes bis hin zu Obergrenzen für den Emissionshandelsmarkt der EU reichen.

Quelle

Auf dem gesamten Kontinent liegen die Preise pro Megawattstunde (MWh) in den meisten Ländern inzwischen über 300 . Mit Ausnahme von Polen und Skandinavien haben alle europäischen Länder die 300-€-MWh-Grenze überschritten, wobei Frankreich und die Schweiz fast bei 400 € liegen. Andre Bosschaart, Leiter des Bereichs Analytik beim Marktforschungsunternehmen Enappsys, sagte, er habe noch nie so eine Volatilität und so hohe Preise gesehen“ und fügte hinzu, dass die Vorhersagen für die morgigen Preise darauf hindeuteten, dass Frankreich und Deutschland die Marke von 400 € pro MWh überschreiten würden. Nathan Piper, Leiter der Abteilung Öl- und Gasforschung bei Investec, bezeichnete die Preise als „phänomenal hoch“ und fügte hinzu, dass die Gaspreise in Europa inzwischen zehnmal höher seien als in den USA.

Quelle

395 Milliarden Dollar sind eine unglaubliche Summe, vermutlich zusätzlich zu dem diesjährigen Preisanstieg. Das entspricht 890 Dollar pro Kopf.

Es ist auch klar, dass die Preise in nächster Zeit nicht sinken werden, wenn überhaupt. Das ist genau das Szenario, das die EU geplant hat – die Energiepreise so weit in die Höhe zu treiben, dass die erneuerbaren Energien wettbewerbsfähig werden.

Die einzige Möglichkeit, die Preise wieder zu senken, besteht darin, die Produktion von Öl, Gas und Kohle zu steigern. Unter normalen Umständen würden steigende Marktpreise einen Anreiz dazu bieten. Es ist jedoch die EU-Politik, die genau das verhindert.

[Hervorhebung vom Übersetzer]

Link: https://wattsupwiththat.com/2021/12/22/eu-facing-new-energy-crisis-next-year/

Übersetzt von Christian Freuer für das EIKE

 




Gesamt-Energieverbrauch und Petro-Chemikalien

Andy May

Das kam in einem Gespräch zur Sprache: Wie viel Öl und Gas braucht man zur Kunststoff- und Düngemittelproduktion? Es stellte sich heraus, dass die IEA einen Bericht für 2018 zu genau diesem Thema veröffentlicht hat. Es gibt einen separaten Bericht für 2020 über den Gesamtenergieverbrauch im Jahr 2019. Die Berichte enthalten einige interessante Diagramme und Daten. Nachfolgend finden Sie einen Vergleich des Gesamtenergieverbrauchs in den Jahren 1973 und 2018 aus dem Key World Energy Statistics 2020 Report:

Abbildung 1. Vergleich des Gesamtenergieverbrauchs in den Jahren 1973 und 2018 nach Primärenergieträgern.

In den 45 Jahren zwischen 1973 und Ende 2018 ging die Nutzung von Erdöl deutlich zurück, und der größte Teil dieser Energie wurde durch Kohle, Erdgas und Kernenergie ersetzt. Wind- und Solarenergie (Teil der Kategorie „Sonstige“) haben etwas zugenommen, aber der Anstieg macht kaum einen Unterschied. Die Nutzung von Biokraftstoffen, vor allem der Holzverbrennung, ging fast genauso stark zurück wie die Nutzung von „Sonstige“ zunahm.

Aus dem IEA-Bericht The Future of Petrochemicals 2018 geht hervor, dass etwa 14 % des weltweit geförderten Erdöls und 8 % des weltweit geförderten Erdgases als Ausgangsstoffe für die Herstellung von Petrochemikalien verwendet werden. Die petrochemische Industrie stellt Tausende von Produkten her, die wir jeden Tag verwenden. Dazu gehören Kunststoffe, Düngemittel, Kleidung, elektronische Geräte, medizinische Geräte, Medikamente, Reifen, Solarpaneele, Windturbinenflügel, Batterien und Isoliermaterial. Der Bericht weist darauf hin, dass die Nachfrage bei Kunststoffen und Düngemitteln die Nachfrage von Stahl, Aluminium und Zement übersteigt. Die Nachfrage nach petrochemischen Produkten hat sich seit dem Jahr 2000 fast verdoppelt, und die USA und Europa verbrauchen pro Kopf zwanzigmal so viel Kunststoff und zehnmal so viel Düngemittel wie Indien, Indonesien und andere Entwicklungsländer. Dies bedeutet, dass das explosionsartige Wachstum in absehbarer Zeit nicht nachlassen wird. In Abbildung 2 wird das Wachstum der Kunststoffproduktion mit dem Wachstum in anderen Bereichen und dem BIP seit 1971 verglichen:

Von dem für 2030 prognostizierten Anstieg der Ölnachfrage um fast 10 Mio. b/d entfallen mehr als 33 % auf den petrochemischen Sektor. Auf diesen Sektor entfallen auch mehr als 7 % des erwarteten Anstiegs der Erdgasnachfrage. Die Petrochemie ist die größte Komponente des prognostizierten Nachfrage-Zunahme bei Öl und Gas bis 2030.

Die Schlussfolgerungen sind offensichtlich:

1. Das Wachstum der Solar- und Windenergie spielt keine Rolle, die Auswirkungen auf den Verbrauch fossiler Brennstoffe gehen durch Aufrundung verloren.

2. Petrochemikalien sind für unser heutiges Leben von entscheidender Bedeutung, und deren Verbrauch nimmt schneller zu als der Gesamtenergieverbrauch.

3. Kohle, Erdöl und Erdgas werden uns noch lange Zeit erhalten bleiben. Sie werden wahrscheinlich eines Tages durch eine andere Energiequelle ersetzt werden, aber der einzige Kandidat am Horizont ist die Kernenergie.

Link: https://andymaypetrophysicist.com/2021/12/22/total-energy-used-and-petrochemicals/

Übersetzt von Christian Freuer für das EIKE

 




Woher kommt der Strom? PV-Strom im Winterhalbjahr immer schwach

von Rüdiger Stobbe

Mit 145,6 Gigawattstunden (GWh) von insgesamt 3,622 Terawattstunden (TWh) regenerativ erzeugtem Strom in der 49. Woche war die Stromerzeugung per Photovoltaik (PV) sehr schwach (Gesamtstrombedarf 11,38 TWh). Auch eine angenommene Verdoppelung oder Verdreifachung der installierten Leistung PV hätte daran nichts geändert. Das Dilemma dieser Form der Stromerzeugung hat zwei Gründe. Zum einen wird immer nur an maximal zwölf Stunden pro Tag Strom erzeugt. Das gilt weltweit. Zum anderen scheint im Winterhalbjahr von Oktober bis März zumindest in Deutschland die Sonne nur wenig und schwach. Im Sommerhalbjahr ist es selbstverständlich anders. Wobei sich damit ein weiterer Problemkreis auftut. Bei der im Ampel-Koalitionsvertrag geplanten Erhöhung der installierten Leistung PV von aktuell 52 GW auf 200 GW im Jahr 2030 würde sich im Winter nicht so viel ändern, dass die Stromerzeugung PV als zufriedenstellend bezeichnet werden könnte. Im Sommer hingegen fiele über Tag sehr oft viel, viel mehr Strom an als benötigt wird. Wenn bis 2030 also nicht entsprechende Speicher vorhanden wären, die den überschüssigen Tagesstrom zumindest für die Nachtstromversorgung aufnehmen könnten, hätte das häufig einen enormen Preisverfall bis in den negativen Bereich zur Folge. Langzeitspeicher Power-Gas-Power sind nicht vorgesehen. Die geplanten 10 GW Elektrolyseure sind der Beginn einer Wasserstoffstrategie für die Industrie, die Unmengen des Gases benötigt, um fossile Prozesse durch grüne zu ersetzen. Einen Link zu einem Artikel, der sich mit dem Klimabereich des Koalitionsvertrags der Ampel beschäftigt, finden Sie unter Abbildung.
Die 49. Analysewoche (Abbildung 1) wartete mit hoher Volatilität auf. Die Schwankungen reichten von etwa 3,3 GW bis hin zu knapp 30 GW Stromerzeugung. Entsprechend anspruchsvoll war die Nachführarbeit der konventionellen Stromerzeugung (Abbildung 2).  Freitag und Samstag gelang das zum Teil nicht, obwohl bis zu 60 GW konventionell erzeugt wurden. Eine große Stromversorgungslücke war die Folge. Das Preisniveau (Abbildung 3) lag im Mittel bei 229 € und war damit recht hoch. Durchgehend verkaufte diese Woche praktisch nur Dänemark Strom nach Deutschland und verdiente knapp 60 Mio. Euro. Der Chart mit den diversen Handelsaktionen unserer europäischen Nachbarn ist diese Woche ebenfalls unter Abbildung 3 abgelegt. Man erkennt gut, wie der Preis sich nach Angebot und Nachfrage richtet. Verkauft Deutschland viel Strom, fällt der Preis. Muss das Land Strom importieren, steigt er. Insgesamt nimmt Deutschland in der 49. Analysewoche knapp 110 Mio. Euro ein. Für konventionell erzeugten Strom. Der regenerative Anteil an der Gesamtstromerzeugung der 49. Woche lag lediglich 30,3%. Das ist das drittschwächste Ergebnis nach 2016. Für das bisherige Jahr 2021 liegt der Anteil bei 40,2%.

Die Tabelle mit den Werten der Energy-Charts und der daraus generierte Chart liegen unter Abbildung 4 ab. Es handelt sich um Werte der Nettostromerzeugung, den „Strom, der aus der Steckdose kommt“, wie auf der Website der Energy-Charts ganz unten ausführlich erläutert wird. Der höchst empfehlenswerte virtuelle Energiewende-Rechner (Wie viele Windkraft- und PV-Anlagen braucht es, um Kohle- und/oder Kernkraftstrom zu ersetzen? Zumindest im Jahresdurchschnitt.) ist unter Abbildung 5 zu finden. Ebenso wie der bewährte Energierechner.

Die Charts mit den Jahres- und Wochenexportzahlen liegen unter Abbildung 6 ab. Abbildung 7 beinhaltet die Charts, welche eine angenommene Verdopplung und Verdreifachung der Wind- und Solarstromversorgung visualisieren. Bitte unbedingt anschauen. Vor allem die Verdopplung. Abbildung 8 weist auf einen Artikel hin, der sich mit der regenerativen Stromerzeugung über einen Monatszeitraum befasst. Abbildung 9 zeigt einen Vortrag von Professor Brasseur von der TU Graz. Der Mann folgt nicht der Wissenschaft. Er betreibt Wissenschaft.

Beachten Sie bitte unbedingt die Stromdateninfo-Tagesvergleiche ab 2016 in den Tagesanalysen. Dort finden Sie die Belege für die im Analyse-Text angegebenen Durchschnittswerte und vieles mehr. Der Vergleich beinhaltet einen Schatz an Erkenntnismöglichkeiten. Überhaupt ist das Analysetool stromdaten.info ein sehr mächtiges Instrument, welches nochmals erweitert wurde:

  • Strom-Import/Export: Die Charts
  • Produktion als Anteil der installierten Leistung
  • Anteil der erneuerbaren und konventionellen Erzeugung am Bedarf
  • Niedrigster, höchster und mittlerer Strompreis im ausgewählten Zeitraum

sind Bestandteil der Tools „Stromerzeugung und Bedarf„, „Zeitraumanalyse“ sowie der Im- und ExportanalyseCharts & Tabellen. Schauen Sie mal rein und analysieren Sie mit wenigen Klicks. Die Ergebnisse sind sehr erhellend.

Abbildung 10 bringt einen Artikel der Schweizer WELTWOCHE, der sich mit dem Strombedarf der Schweiz befasst. Nach dem Lesen versteht man, warum die Schweiz seit einigen Wochen teuren Strom aus Deutschland importiert. Wir danken der WELTWOCHE und empfehlen sie ausdrücklich.

Tagesanalysen 

Montag, 6.12.2021: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 30,93 Prozent, davon Windstrom 19,18 Prozent, PV-Strom 1,74 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 10,01 Prozent. Stromdateninfo Tagesvergleich ab 2016. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Stromversorgung auf Kante genäht. Lediglich eine Mini-Strom-Versorgungslücke zum späten Nachmittag entsteht. Die Konventionellen führen gut nach. Fällt zum Jahresbeginn 2022 der Strom aus drei Kernkraftwerken weg, wir d der CO2-Ausstoß ansteigen. Das Preisniveau ist mittleren mit 265€/MWh und dem Höchstpreis der Woche insgesamt hoch. Vergleichen Sie die Preise mit den Vorjahren und Sie gewinnen einen Eindruck, was im kommenden Jahr auf Sie und alle anderen Stromkunden zukommt. Der Handelstag.

Dienstag, 7.12.2021: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 41,19 Prozentdavon Windstrom 30,23 Prozent, PV-Strom 1,88 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 9,09 Prozent. Stromdateninfo Tagesvergleich ab 2016. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Die Windstromerzeugung hat bereits gestern angezogen. Die Tagesdelle wird durch PV-Stromerzeugung ausgeglichen. Die konventionelle Stromerzeugung kann gut nachführen und die Stromversorgung sicherstellen. Der mittlere Preis sinkt auf 216 €/MWh. Die Preise verharren insgesamt auf hohem Niveau. Der Handelstag. Österreich importiert für nahezu 19 Mio. Euro Strom aus Deutschland. An einem Tag!

Mittwoch, 8.12.2021: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 45,96 Prozent, davon Windstrom 36,55 Prozent, PV-Strom 0,98 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 9,43 Prozent. Stromdateninfo Tagesvergleich ab 2016. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Die Windstromerzeugung geht zurück. Die Konventionellen gleichen gut aus und nehmen den Höchstpreis des Tages von knapp 300 € mit. Insgesamt exportiert Deutschland Strom für 31 Mio. Euro. Importiert aber auch für 14 Mio., so dass 17 Mio unter dem Strich übrigbleiben. Weil Strom immer den kürzesten Weg vom Erzeuger zum Verbraucher nimmt, kann es eben zu Ungleichgewichten räumlicher und/oder zeitlicher Natur kommen, die ausgeglichen werden müssen. Das erklärt den Import und den Export zu gleichen Stunden des Tages. Der mittlere Preis liegt heute bei 184 €/MWh und damit im mittleren Bereich.

Donnerstag, 9.12.2021: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 26,10 Prozentdavon Windstrom 15,16 Prozent, PV-Strom 0,87 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 10,07 Prozent. Stromdateninfo Tagesvergleich ab 2016. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Die regenerative ist über den ganzen Tag äußerst schwach. Die Konventionellen müssen kräftig bullern, um die Versorgungssicherheit sicher zu stellen. Etliche Stunden müssen über Tag mehr als 60 GW erzeugt werden. Das Preisniveau ist hoch. Der mittlere Preis beträgt 277 €/MWh. Der Handelstag.

Freitag, 10.12.2021: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 25,47 Prozent, davon Windstrom 13,07 Prozent, PV-Strom 1,66 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 10,74 Prozent. Stromdateninfo Tagesvergleich ab 2016. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Gab es in den vergangenen Tagen einige geringe Strom-Versorgungslücken, tut sich heute von 12:00 bis 5:00 Uhr des Folgetages eine doch recht große auf. Die Konventionellen können sie offensichtlich nicht in einem wirtschaftlich vernünftigen Rahmen schließen. Der mittlere Preis – 239 €/MWh – sinkt etwas, bleibt aber auf hohem Niveau. Der Handelstag.

Samstag, 11.12.2021: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 26,73 Prozent, davon Windstrom 13,96 Prozent, PV-Strom 1,51 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 11,26 Prozent. Stromdateninfo Tagesvergleich ab 2016. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Um 5:00 Uhr endet die Strom-Versorgungslücke. Die Windstromversorgung zieht etwas an. Die Konventionellen führen über Tag wieder gut nach. Der mittlere Preis liegt bei 237€/MWh. Somit verharren die Preise auf Vortagesniveau. Der Handelstag. Norwegen, die Batterie Deutschlands, erzielt mit seinen Stromexporten nach Deutschland heute knapp 7 Mio. Euro. Dänemark sogar das Doppelte. Österreich hingegen muss ´bluten`: Gut 17 Mio. Euro kostet der aus Deutschland importierte Strom.

Sonntag, 12.12.2021: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 44,52 Prozent, davon Windstrom 32,76 Prozent, PV-Strom 1,29 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 10,47 Prozent. Stromdateninfo Tagesvergleich ab 2016. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Der Sonntag war im Gegensatz zu den meisten anderen Tagen der Woche recht stark im Bereich Windstrom. Folge: mit 183 €/MWh liegt der mittlere Preis eher im aktuell niedrigem Bereich. Die Konventionellen drosseln zwar die Erzeugung, doch Montag ist wieder Flaute angesagt. Der Handelstag.

Noch Fragen? Ergänzungen? Fehler entdeckt? Bitte Leserpost schreiben! Oder direkt an mich persönlich: stromwoher@mediagnose.de. Alle Berechnungen und Schätzungen durch Rüdiger Stobbe und Peter Hager nach bestem Wissen und Gewissen, aber ohne Gewähr. Die bisherigen Artikel der Kolumne Woher kommt der Strom? mit jeweils einer kurzen Inhaltserläuterung finden Sie hier.

Rüdiger Stobbe betreibt seit über fünf Jahren den Politikblog www.mediagnose.de.




Entweder die EU gibt grünes Licht für Gas und Kernkraft – oder es kommt zur Katastrophe

Net Zero Watch

Net Zero Watch hat die Staats- und Regierungschefs der EU warnend aufgefordert, letzte Versuche von Aktivisten abzulehnen, die geplante grüne Taxonomie der EU für Gas- und Kernenergie zu verhindern, sonst drohe eine politische und wirtschaftliche Katastrophe.

Obwohl Europa mit der schlimmsten Energiekrise seit dem Zweiten Weltkrieg konfrontiert ist, versuchen Aktivisten zu verhindern, dass die EU die Investitionen in dringend benötigte neue Erdgas- und Kernkraftwerke und deren Infrastruktur erleichtert und fördert.

Beide kohlenstoffarmen Energiequellen sind in der von der EU-Kommission vorgeschlagenen „Taxonomie für nachhaltige Aktivitäten“ enthalten, die Berichten zufolge Ende des Jahres vorgelegt werden soll.

In den letzten Tagen haben Klimaaktivisten, darunter Greta Thunberg, Kampagnen gegen die neuen Energieprioritäten der Europäischen Kommission gestartet, die die Grundlage für ihre geplante grüne Taxonomie bilden.

Die neue deutsche Regierungskoalition wird von grünen Ministern unter Druck gesetzt, die Aufnahme von Kernenergie und Erdgas in das neue Energieklassifizierungssystem der EU abzulehnen.

Medienberichten zufolge wird die Europäische Kommission den Entwurf der Taxonomie voraussichtlich am 31. Dezember veröffentlichen und einige Tage zur Konsultation vorsehen. Der endgültige Vorschlag, der voraussichtlich Mitte Januar veröffentlicht wird, könnte nur durch eine Super-Mehrheit der EU-Mitgliedstaaten blockiert werden. Dies scheint inmitten der sich verschärfenden Energiekrise in Europa höchst unwahrscheinlich.

Dr. Benny Peiser, Direktor von Net Zero Watch, sagte:

„Angesichts der rasant steigenden Energiepreise steht Europa vor seiner schlimmsten Energiekrise seit dem Zweiten Weltkrieg. Die Erdgaspreise sind in Europa derzeit mehr als zehnmal höher als in den USA, wo billiges und reichlich vorhandenes Schiefergas die Preise niedrig hält.

Es wird von Tag zu Tag deutlicher, dass die EU und das Vereinigte Königreich in den letzten 20 Jahren echte Versager ausgewählt haben, indem sie unzuverlässigen erneuerbaren Energien gegenüber anderen, physikalisch überlegenen kohlenstoffarmen Energien wie Erdgas und Kernkraft den Vorzug gaben und sie subventionierten.

Die EU sollte jetzt radikale Reformen der Energiepolitik in Betracht ziehen, die auf einsatzfähigen, emissionsarmen Gas- und Kernkraftwerken basieren, um ein sicheres und wettbewerbsfähiges Elektrizitätssystem zu schaffen, wie es die GWPF Anfang dieses Jahres vorgeschlagen hat.“

Hinweis für Journalisten

Anfang dieses Jahres veröffentlichte das Global Warming Policy Forum (GWPF) eine realistische Alternative, die die CO2-Emissionen reduziert, ohne die Verbraucher mit astronomischen Kosten zu belasten. Der Vorschlag sieht ein Gas-zu-Gas-Nuklear-System vor, das die extremen Kosten der scheiternden Erzeugungsanlagen für erneuerbare Energien abwickelt, die Verbraucher sofort entlastet und ein schnelles Programm zum Bau kohlenstoffarmer Gas- und Dampfturbinen an bestehenden Standorten vorsieht, das zu einer neuen Generation von Kernkraftwerken mit Small Modular Reactors führt.

John Constable & Capell Aris: A workable alternative to Net Zero. A plan for cleaner, reliable and affordable energy (pdf)

Link: https://www.netzerowatch.com/the-eu-must-give-green-light-to-nuclear-and-gas-or-face-disaster/

Übersetzt von Christian Freuer für das EIKE