Das Ende des Permafrosts? Der Weltspiegel und die davonschwimmenden Felle der Alarmisten

von AR Göhring

Der Weltspiegel der ARD berichtet vom Tauen des Permafrostbodens in Jakutien. Es wird nicht nur einmal betont, daß hier die Folgen der Erderwärmung zu sehen seien. Ein Paradebeispiel interessensgeleiteter Berichterstattung, die es in den Öffentlich-Rechtlichen angeblich nicht gibt.

Jahrhundertschneestürme in den Alpen, Madrid im Eis-Lockdown, eingefrorene RWE-Windparks in Texas, kältebedingter Ausfall der Kaffeernte in Brasilien – was eigentlich muß noch passieren, damit deutschsprachige Journalisten endlich ihr Spurengas-Hitze-Dürre-Narrativ in Frage stellen?

Stattdessen werden halt die wenigen Hitze-Rosinen, die die Natur noch liefert, eifrig aufgesammelt und als repräsentativ hingestellt. Im Hochsommer waren der Nordwesten der USA und Britisch Kolumbien ungewöhnlich heiß, was zum Beispiel die Komödiantin Carolin Kebekus zusammen mit Luisa Neubauer als unwiderlegbaren Beweis für die Zerstörung der Erde durch unsere Industrie darstellt, weswegen die Menschheit in Zukunft den unbewohnbar gemachten Planeten verlassen müsse (was Blödsinn ist, da selbst eine dürre und verseuchte Erde noch wesentlich gesünder wäre als die Nachbarplaneten ohne Sauerstoff und mit beinharter Strahlung).
Richtig grotesk wird es, wenn deutsche Reporter vor einem Thermometer im kalifornischen Tal des Todes stehen und einen Meßrekord als Untergangs-Menetekel werten. Kleiner Tipp: Der Ort heißt nicht zufällig Tal des Todes – es ist der heißeste Ort der Erde.

Ob transfer-finanzierte Journalisten und Unterhaltungskünstler nun stur wie Kleinkinder ihrer Filterblasen-Ideologie folgen oder wider besseres Wissen brav tun, was ihnen die Chefs sagen, ist nicht endgültig zu klären. Die politische Einseitigkeit und der Mangel an Vielfalt (die sonst so gern beschworen wird) sind trotz anderslautender Lippenbekenntnisse Hauptmerkmal der Massenmedien in den DACH-Ländern, vor allem in den „safe spaces“ der Öffentlich-Rechtlichen, die keine Konkurrenz am Markt fürchten müssen und daher keine geistige Evolution mehr kennen. Ein prototypisches Beispiel ist ein Beitrag des aktuellen Weltspiegels über jakutische Bauern in der russischen Republik Sacha, östlich von Sibirien gelegen. Die Weltregion läßt schon vermuten, daß es in Jakutien die meiste Zeit des Jahres sehr kalt ist – und in der Tat ist der Boden der riesigen Republik immer gefroren, was Wissenschaftler als  Permafrost bezeichnen.
In den vergangenen Jahren aber taut der Boden im Süden, wo auch die einzige Großstadt Jakutsk liegt, langsam auf und hinterläßt seltsam planmäßig aussehende Kraterlandschaften. Die Bewohner von Dörfern müssen ihre Häuser versetzen oder mit Ausgleichsmaßnahmen das Einsinken verhindern. Auch in Jakutsk gibt es Risse in den auf Stelzen stehenden Plattenbauten.
Porträtierte Bauern und ein Wissenschaftler zeigen den Westlern gern die Folgen des Auftauens und nutzen teils die Vokabel „Klimawandel“. Entweder sie glauben selber daran oder wissen zumindest, wie man mit Politikern und Journalisten reden muß (vielleicht kann man ja Subventionen bekommen?).

Aber wie ist aus wissenschaftlicher Sicht das Tauen des jahrhundertelang gefrorenen Bodens zu bewerten? Ich vermute, das Auftauen ist die Spätfolge der natürlichen Warmphase, die um 1850 begann und deren Effekte sich in der eiskalten und abgelegenen Gegend erst jetzt zeigen. Es kann aber auch ein regionaler Effekt sein, der durchaus menschgemacht ist: Im Film sieht man rege Bautätigkeit in Jakutsk und eine Fernwärmeleitung mitten durch die Prärie, die es erst seit der späten Sowjetzeit geben dürfte – der Wärmeinseleffekt. Einschränkend muß aber gesagt werden, daß Jakutien riesig ist und nur wenige Menschen dort leben.
Zudem darf nicht vergessen werden, daß im Inneren Eurasiens kontinentales Klima herrscht – im Hochsommer kann es durchaus über 30 Grad werden, da kein naher Ozean die Temperatursprünge dämpft.
Was auch immer die tatsächlichen Gründe für das Tauen sind, Spurengase aus westlichen Schloten sind es nur mit der allergeringsten Wahrscheinlichkeit, heißt: mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht. Denn anders läßt sich das seit Jahren beobachtbare Eiswachstum in den Polregionen (und im Gletscher-Nationalpark der USA) und die Kältewelle im globalen Süden wie im Norden nicht erklären. Nicht unerwartet werden die Widersprüche im Weltspiegel-Beitrag nicht thematisiert. Die Redaktions-Aktivisten der ARD arbeiten geschickt: Man bleibt thematisch ganz eng an der gezeigten Region und erzählt eine Geschichte von tapferen Menschen am Rand der bewohnbaren Welt. Trotz angeblicher Wissenschaftlichkeit vermeidet der Film die Erwähnung von vielen Zahlen und trockenen Vokabeln und zielt klar auf die Emotionen der Zuseher ab. Man muß schon wie ein EIKE-Leser gut im Stoff stehen oder einen gewissen Widerstandsgeist besitzen, um zu merken, wie trickreich die Aktivisten hier vorgehen.
Eine pikante Frage am Rande: Wie ist das Filmteam eigentlich ins ferne Jakutien gekommen? Klimafreundlich mit der Transsibirischen Eisenbahn? Glaube ich nicht – das ist selbst heute noch eine äußerst anstrengende Fahrt, wenn man auch noch die Technik mitschleppen muß. Ich vermute, der acht Milliarden schwere Rundfunk hatte finanziell kein Problem, die Journalisten und Techniker per Flieger zum nächstgelegenen Flughafen zu schicken, von wo aus man dann mit gemieteten Gelände-LKW ins gezeigte Dorf gerollt ist. Und das Ganze zurück. Rechtfertigen würde die Redaktion die klimaschädigende Reise wahrscheinlich mit dem Argument, daß man mit dem Beitrag ja das Bewußtsein für den Weltuntergang schärfe und der ökologische Fußabdruck so gerechtfertigt sei. Rahmstorf zum Beispiel nutzt dieses Argument implizit, wenn er frech aus Sydney in Australien Blogs von der x-ten Klimakonferenz schreibt. Nebenbei: Welche Wissenschaftler unternehmen die meisten Dienstreisen mit dem Flugzeug? Es sind die Klimaforscher….




Die Irrelevanz des „99,9% Gewissheit-Konsens‘ bzgl. Klimawandel“

Anthony Watts

Heute wird eine neue „begutachtete“ Studie der Cornell University mit dem Titel „Greater than 99% Consensus on Human Caused Climate Change“ in der begutachteten wissenschaftlichen Literatur veröffentlicht.

Die Studie ist ein weiterer Versuch, die nebulöse Vorstellung zu verbreiten, dass ein weit verbreiteter wissenschaftlicher Konsens über die Hauptursache für den Klimawandel besteht. Eine frühere Studie, die vom Klima-Blogger und Aktivisten John Cook angeführt wurde, kam 2013 zu dem Schluss, dass es einen „97-prozentigen Konsens“ gibt. Trotz des nahezu allgemeinen Beifalls und der Zitierung durch führende Politiker wie den Energieminister des Vereinigten Königreichs war die Studie von Natur aus fehlerhaft.

Dr. Mike Hulme von der University of East Anglia erklärt:

Der Artikel über den ‚97%-Konsens‘ ist schlecht konzipiert, schlecht gestaltet und schlecht ausgeführt. Er vernebelt die Komplexität des Klimaproblems und es ist ein Zeichen für das hoffnungslos schlechte Niveau der öffentlichen und politischen Debatte in diesem Land [Großbritannien], dass der Energieminister ihn zitiert.

Selbst der Guardian – normalerweise ein treuer Unterstützer des Klima-Aktivismus‘ – titelte [übersetzt]: Die Behauptung eines 97%igen Konsens‘ über die globale Erwärmung ist nicht haltbar.

Nach einer gründlichen Analyse haben mehr als 100 veröffentlichte Artikel die fehlerhafte Methodik der Studie entlarvt und das postulierte Konsensniveau von 97 Prozent vollständig zurückgewiesen.

Dennoch wurde Cooks haltlose Studie als Inspiration für die heutige Veröffentlichung von Cornell verwendet, die – wenig überraschend – ähnlich fehlerhaft ist. Zum methodischen Ansatz der Forscher heißt es in der Pressemitteilung des Artikels: „In der Studie untersuchten die Forscher zunächst eine Zufallsstichprobe von 3.000 Studien aus dem Datensatz von 88.125 englischsprachigen Klimazeitungen, die zwischen 2012 und 2020 veröffentlicht wurden.“

Dieser Ansatz ist in vielerlei Hinsicht problematisch, wobei das Hauptproblem die Verzerrung der Auswahl ist. Die Autoren haben sich willkürlich entschieden, nur einen Zeitraum von acht Jahren zu untersuchen und dabei die große Zahl der vor 2012 veröffentlichten Arbeiten außer Acht zu lassen. Bei diesem Ansatz wird also bequemerweise „vergessen“, die signifikante Anzahl von klimaskeptischen Artikeln einzubeziehen, die als Reaktion auf das damals aufkommende Konzept der globalen Erwärmung in den 1970er Jahren geschrieben worden waren.

Sie sagen „Fall abgeschlossen“, obwohl die eklatante Voreingenommenheit der Vorauswahl dafür sorgt, dass viele skeptische Arbeiten aus den 1970er Jahren, als die globale Erwärmung erstmals auf dem Radar der Wissenschaft erschien, bis heute von der Studie ausgeschlossen wurden.

Der Hauptautor der Studie, Mark Lynas, Gastwissenschaftler bei der Alliance for Science in Cornell, kommt zu dem Schluss:

Wir sind uns praktisch sicher, dass der Konsens jetzt bei weit über 99 % liegt und dass jede sinnvolle öffentliche Diskussion über die Realität des vom Menschen verursachten Klimawandels so gut wie abgeschlossen ist.

Um die Schlussfolgerungen der Studie über das eklatante Problem der Selektionsverzerrung hinaus noch weiter in Frage zu stellen, gibt Lynas selbst Grund zum Misstrauen. Der Hauptautor hat eine Vergangenheit als Klimaaktivist.

Der dänische Autor Bjørn Lomborg, ein ehemaliges Mitglied von Greenpeace, hat ein Buch mit dem Titel The Skeptical Environmentalist verfasst. In diesem Buch schlug Lomborg pragmatische Lösungen für Klimathemen vor. Bei einer Buchsignierung im Jahr 2001 in Oxford, England, wurde Lynas auf Video aufgenommen, wie er einem Lomborg, der lediglich versuchte, ein gutes wissenschaftliches Verfahren zu etablieren, einen Kuchen ins Gesicht warf. Anstatt zu versuchen, rational zu widersprechen, wie es von einem Akademiker erwartet wird, griff Lynas zu persönlichen Angriffen.

Um die oben erwähnten Probleme mit der Studie und ihren Autoren noch zu verschlimmern, basiert der gesamte Schwerpunkt der Studie auf der fehlerhaften Prämisse, dass ein Konsens wichtig ist oder sogar angestrebt werden sollte.

Dr. Richard Tol fasst dieses Problem in seiner Kritik an den Schlussfolgerungen dieser Studie treffend zusammen und behauptet:

Konsens ist in der Wissenschaft irrelevant. Es gibt viele Beispiele in der Geschichte, bei denen sich alle einig waren und alle falsch lagen.

In der Tat gibt es viele solcher Beispiele. Ein Konsens setzt keine Wahrheit oder Genauigkeit voraus, sondern stellt lediglich fest, dass sich eine Gruppe aus einer beliebigen Anzahl von Personen zusammengefunden und einer bestimmten Sichtweise zugestimmt hat – die oft auf nichts anderem als auf falsch informierten Meinungen beruht.

Der Autor Alex Alexander erklärt dieses soziologische Phänomen in seinem Artikel When Consensus is a Bad Way to Decide:

Beim Konsens geht es um Überzeugungsarbeit und Kompromisse, nicht um richtig oder falsch, nicht darum, was am besten funktioniert. Beim Konsens geht es um menschliche Interaktionen, bei denen es hauptsächlich um Emotionen, voreilige Schlüsse und Verhandlungen geht und die Fakten und Analysen beinhalten können oder auch nicht. Bei einem Konsens geht es um einen Kompromiss, und ein Kompromiss bedeutet, dass jemand, vielleicht sogar alle, eine Idee aufgeben müssen, die vielleicht wertvoll ist, um die Gruppe oder den Anführer der Gruppe zufrieden zu stellen.

Selbst der weltberühmte Physiker Albert Einstein erkannte den Irrtum des Konsens‘, wenn er auf die Wissenschaft angewendet wird. Als die Nazipartei in Deutschland beschloss, dass sie Einstein nicht mochte, weil er Jude war, machte sie sich daran, ihn zu diskreditieren, indem sie 1931 One Hundred Authors Against Einstein veröffentlichte. Insgesamt wurden 121 Autoren als Gegner von Einsteins spezieller Relativitätstheorie identifiziert.

Einstein, der ihnen allen einen Schritt voraus war, soll daraufhin geantwortet haben, Es hätte keiner hundert Autoren bedurft, um mir das Gegenteil zu beweisen; einer hätte genügt.

Das ist das Wesen der Wissenschaft – es bedarf nur eines Autors, der solide wissenschaftliche Experimente durchführt, um eine Theorie oder Hypothese wirksam zu belegen. Es erübrigt sich zu sagen, dass Lynas und viele seiner Kollegen in der Vergangenheit nicht so vorgegangen sind.

Wenn Lynas also behauptet, der Fall sei abgeschlossen, hat er wenig bis gar keine stichhaltigen Beweise für seine Theorie vorgelegt. Es wurden methodisch fundiertere Versuche unternommen, die Auswirkungen der globalen Erwärmung vorherzusagen, aber die Ergebnisse reichen von „geringen Auswirkungen“ bis hin zu apokalyptischen Szenarien. Es kommt einfach auf den Wissenschaftler, die spezifische Fragestellung und die Methodik an, mit der die Frage geprüft wird.

Die Wissenschaft kann uns nicht unbedingt eine narrensichere Antwort auf die genauen Auswirkungen der globalen Erwärmung auf unseren Planeten geben, aber eines ist sicher: Wissenschaft ist kein Beliebtheitswettbewerb. Die heute veröffentlichte Studie untermauert nur noch mehr, dass ein Konsens als Mittel zur Beweisführung völlig bedeutungslos ist.

Link: https://wattsupwiththat.com/2021/10/19/the-irrelevancy-of-lynas-99-9-percent-certainty-climate-change-consensus/

Übersetzt von Christian Freuer für das EIKE

 




Der Energie-Schock

Von Dr. Lars Schernikau

Der economist schreibt: „Unser Cover in dieser Woche befasst sich mit dem ersten großen Energieschock im grünen Zeitalter. Seit Mai ist der Preis für den Warenkorb aus Öl, Kohle und Gas um 95 % gestiegen. Die amerikanischen Benzinpreise haben die Marke von 3 Dollar pro Gallone erreicht, Stromausfälle haben China und Indien heimgesucht.

Titelbild economist vom 16.Okt. 2021

Großbritannien hat wieder Kohlekraftwerke in Betrieb genommen. Und Wladimir Putin hat Europa gerade daran erinnert, dass seine Brennstoffversorgung vom guten Willen Russlands abhängt. Die aufkommende Energiepanik zeigt, wie sehr das moderne Leben von ausreichend viel Energie abhängt: Ohne diese Energie können Rechnungen nicht mehr bezahlt werden, in den Häuser wird es kalt, und Unternehmen kommen zum Stillstand.“

 

2021 Deutschland, tägliche Elektrizitäts-Auktions-Preise (Day Ahead Auktion) (Frauenhofer Website)

Es wurde weltweit so viel über die Energieproblematik geschrieben, dass ich nicht auf alle Punkte eingehen kann. Ich möchte nur betonen, dass ich es absolut unverantwortlich finde, wie die EU-Chefin von der Leyen und andere Politiker behaupten, dass wir das Problem der hohen Energiepreise mit mehr erneuerbaren Energie gar nicht hätten…

  • Von der Leyen und andere Politiker haben es nicht oder falsch verstanden. Der langfristige Hauptgrund für die Energieknappheit sind die fehlenden Investitionen in 80% der Energieressourcen und -erzeugung… Wir haben NICHT zu wenig Energieressourcen, es gibt mehr als genug! Wir müssen nur in sie investieren….
  • Wir können unser Energiesystem nicht „umstellen“, ohne eine wirklich praktikable Lösung im weltweiten Maßstab zur Hand zu haben.

Von der Leyen behauptet dagegen „wir müssen mehr in Erneuerbare investieren“: EU’s von der Leyen: „We must invest in renewables for more stable energy prices“ | Reuters

Prof. Claudia Kemfert (eine der bekanntesten „Energieökonominnen“, die die deutsche Regierung beraten) behauptet auf Twitter aus meiner Sicht irreführend „mehr erneuerbare Energien werden die Energiepreise senken“.

  •  Selbst die IEA sagte im Dezember 2020 (hier auf S. 13), dass „der Systemwert variabler erneuerbarer Energien wie Wind und Sonne mit steigendem Anteil an der Stromversorgung abnimmt“.

Bloomberg (hier) drückt die aktuelle Situation am Energiemarkt diesmal unverblümter aus: „Die Welt erlebt gerade die erste große Energiekrise der sauberen Energiewende. Es wird nicht die letzte sein“.

 

Die Energiepreise müssen angepasst werden

Mein Beitrag auf LinkedIn von vor 2 Wochen zum Thema Energiepreise

Warum die Kohle-, Gas- und Energiepreise nicht so hoch bleiben können…

Kohle- und Gaspreise haben in der vergangenen Woche neue Höchststände erreicht, und die Strompreise sind in mehreren westlichen Märkten in die Höhe geschnellt.

Seit Jahren weise ich auf die strukturelle Verknappung der Energierohstoffe und die daraus resultierenden hohen Preise hin … angetrieben durch Unterinvestitionen in ~80 % der Energie (das sind Öl, Kohle und Gas) und Überinvestitionen in so genannte variablen erneuerbaren Energien – vor allem Wind und Solar. Die derzeitigen Energiepreiserhöhungen sind eine Manifestation globaler Phänomene, darunter u. a.

  • enorme finanzielle Post-Covid Stimulierungen und der daraus resultierende drastische Nachfrageanstieg,  während das Angebot nicht mithalten konnte.
  • geopolitische „Spiele“ (siehe Russland oder China/Australien).
  • allgemeiner Mangel an Investitionen in Ressourcen vor, während und nach Covid (man bedenke, dass in Wind/Solar 2019/2020 etwa 13 Mal mehr investiert wurde als in Öl, Kohle und Gas zusammen).

Die Tatsache, dass Banken, Regierungen und Institutionen vor Investitionen in viele Bergbauaktivitäten zurückschrecken, insbesondere wenn diese etwas mit fossilen Brennstoffen zu tun haben, ist ein langfristiger Trend und ein zunehmendes Problem für die Welt als Ganzes. Dieser Trend wird zu Störungen der globalen industriellen Abläufe führen, die schwer vorhersehbar sind. Obwohl die Energieausgaben „nur“ 2-5 % des globalen BIP ausmachen, ist Energie der Kern all unserer Aktivitäten…

Ohne Energie gibt es keine Lebensmittel, kein sauberes Wasser, keine Impfstoffe, keine Schulen, keine Brücken, kein Netflix, keine Schuhe, keine Formel-1-Rennen, keine Teslas, keine iPhones,… Sie verstehen sicher, was ich sagen will.

Die Kohleindustrie, die über ein Viertel der Primärenergie und über 35 % der weltweiten Elektrizität liefert, ist nicht mit der Tabakindustrie vergleichbar… Glauben Sie mir… so etwas können nur Leute sagen, die nicht die Zeit haben, die Energiemärkte zu verstehen und die nicht begreifen, wie unsere Welt funktioniert. Ein Genussmittel wie Tabak mit Energie zu vergleichen, finde ich persönlich lächerlich.

 

Warum behaupte ich dann unter diesen Umständen „Die Kohle-, Gas- und Energiepreise können nicht so hoch bleiben“? Die Kohlepreise in Europa erreichten im Oktober kurzzeitig 300 USD pro Tonne (von weniger als 50 USD im Jahr 2020). Die asiatischen LNG-Preise überstiegen 40 USD/mmBtu von weniger als 2 USD/mmBtu im Mai 2020 (LNG = Liquified Natural Gas, mmBtu = 1,000,000 British thermal units). Infolgedessen verdienen Kraftwerke in Europa fast 100 EUR/MWh mehr, wenn sie Kohle statt Gas verbrennen, und dies trotz rekordhoher CO2-Preise von über 60 EUR/t.

Zu Ihrer Information: Die Börsenpreise für Strom haben in Europa kurzzeitig 400 EUR/MWh überschritten. Erinnern Sie sich noch an 2020, als sie bei unter 40 EUR lagen?

Es ist eigentlich ganz einfach: Man kann von den Verbrauchern industrieller Energierohstoffe nicht ernsthaft erwarten, dass sie ihre Produktion bei solch hohen Inputpreisen fortsetzen. Zementfabriken werden aufhören, Zement zu produzieren, Kraftwerke werden aufhören, Strom zu produzieren, Ziegelhersteller werden aufhören, Ziegel zu produzieren, Papierfabriken werden aufhören, Papier zu produzieren, Stahlhersteller werden aufhören, Stahl zu produzieren… vielleicht nicht alle, aber immer mehr.

 

Focus vom 19.10.2021 über Benzinpreisanstieg (hier)

 

Die Regierungen müssten eingreifen und entweder die häufig kontrollierten Strompreise erhöhen, oder die Industrie zwingen, mit Verlust zu produzieren, oder Endverbraucherpreise in die Höhe schnellen lassen. So oder so könnten weniger Produkte hergestellt werden (einschließlich weniger Teslas, denn die Zulieferindustrie von Tesla leidet unter dem Kohlemangel in China), da die Nachfrage zurückgehen wird, getrieben durch erhöhte Preise. Die Aktienkurse würden einbrechen, da die Unternehmen keine Produkte mehr herstellen. Kredite können nicht zurückgezahlt werden, da die Unternehmen nicht genug produzieren. Geschäftspläne werden in den Mülleimer geworfen…

Argus Gas: links: wöchentlicher europäischer industrieller Gas-Bedarf TWh/d, rechts: wöchentlicher industrieller Gasbedarf United Kingdom mm m3/d

Dazu kommt noch eine drohende Kreditkrise. Welcher Importeur oder Händler verfügt über eine ausreichende Banklinie, um Hunderte von Millionen Tonnen Rohstoffe zu dreifachen/vierfachen Preisen zu handeln? Die Kredite sind knapp, der Warenfluss wird zum Erliegen kommen (oder zumindest abnehmen), und die Leistungsrisiken werden steigen. Immer mehr Unternehmen werden in eine Liquiditätskrise geraten, und am unteren Ende wird der Verbraucher darunter leiden.

Gleichzeitig passt sich das Angebot an, die hohen Preise sind ein Anreiz für meine Kinder, mehr Kohle auszugraben und mit der Schubkarre zu einem Schiff zu transportieren. Diese Angebotsanpassung erfolgt wahrscheinlich genau dann, wenn die Preise zu fallen beginnen, was alles noch schlimmer macht.

Deshalb glaube ich, dass diese hohen Preise nicht von Dauer sein können. Die Preise müssen sich schnell etwas normalisieren. Wenn sie es nicht tun, wird der Markt die Preise mit ziemlicher Sicherheit zu einer noch heftigeren Anpassung zwingen. Je später die Preise angepasst werden, desto schlimmer wird es.

Dies steht nicht im Widerspruch zu meiner früheren Aussage, dass wir in eine Zeit der Energie- und Ressourcenknappheit mit all ihren Folgen eintreten – einschließlich der erhöhten Gefahr von Stromausfällen. Ich bin nach wie vor der Meinung, dass ein neuer Rohstoff-Superzyklus mit allgemein hohen Rohstoffpreisen (inkl. fossiler Brennstoffe) begonnen hat.

Ich sehe voraus, dass die Preise trotz der sich abzeichnenden Energieknappheit im kommenden Winter sehr bald, d.h. noch vor Neujahr, deutlich fallen oder zumindest sehr stark variieren werden. Trotz der erwarteten Preisanpassungen werden Preise immer noch weit über den Grenzkosten der Produktion und somit über den Preisen von 2019/20 liegen, so dass sich die Produzenten keine Sorgen machen müssen.

Baker et al. (Bloomberg-Artikel hier) spricht einige wichtige Punkte an: „Die Welt erlebt gerade die erste große Energiekrise des Übergangs zu sauberer Energie. Es wird nicht die letzte sein.

 

Anmerkung der EIKE-Redaktion

Dr. Lars Schernikau, Deutscher, ist Energieökonom, Rohstoffhändler, und Entrepreneur. Er ist seit fast 20 Jahren in der Rohstoff- und Energiebranche tätig. Zuvor war er bei der Boston Consulting Group in den USA und Deutschland tätig. Er studierte in den USA, Frankreich und Deutschland. Wir danken Herrn Schernikau für die freundliche Genehmigung, dass wir seinen Beitrag bei uns veröffentlichen können. Er schreibt regelmäßig über Energie und Klima.

https://www.faz.net/aktuell/finanzen/tci-gruender-hohn-will-oelfirmen-den-kredithahn-zudrehen-17581932.html

https://www.boell.de/de/2020/12/17/die-carbon-bubble-finanzwirtschaft-am-kipppunkt

https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/eib-europas-wichtigste-zwischenstaatliche-bank-wird-nachhaltig-a-1296600.html

 

 

 




Steigende Energiepreise – und die Kernenergie

von Dr. Klaus Dieter Humpich

Langsam geht unter den „Energiewendern“ in Europa die Angst vor explodierenden Preisen um. Sicherlich nicht in Deutschland, aber sonst wo in Europa, könnte das Volk im Winter unruhig werden. Selbst unsere Gorch-Fock-Uschi und ihre Spielkameraden verbreiten schon einen Werkzeugkasten (Tackling rising energy prices: a toolbox for action and support) zur Volksberuhigung. Geht man doch von über 30 Millionen Menschen aus, die im Winter ihre Wohnungen nicht ausreichend beheizen können. Wieder einmal werden Haushalte mit geringem Einkommen (Rentner, Allein-Erziehende, Geringverdiener etc.), besonders in ärmeren Ländern (Bulgarien, Rumänien etc.), hart betroffen. Wer weiß schon, ob die es diesmal genauso klaglos hinnehmen, wie nach dem Zusammenbruch des letzten sozialistischem Experiments vor über 30 Jahren? Es könnte ja auch sein, daß die diesmal endgültig die Schnauze voll haben von der Planwirtschaft. War der Anstieg der Großhandelspreise (2019–2021) für Erdgas um 559% und für elektrische Energie um 259% in Deutschland tatsächlich so unvorhersehbar? So wie die Flutkatastrophe? Wenn man nur Staatsfernsehen und sonstige Mainstream-Medien sieht, mag man das ja glauben, aber vielleicht gibt es auch Gesetzmäßigkeiten, die diese Entwicklung als Folge der „Großen Transformation“ entlarven. In der Realität gibt es immer verschiedene Ursachen – gleichwohl kann man meist die Bestimmenden leicht herausfinden.

Die Geldmenge

Wenn man über lange Zeit die Wirtschaft mit astronomischen Mengen erfundenen Geldes (Druckerpresse oder elektronisch) flutet, baut sich ein Ungleichgewicht auf. Die Preise müssen entsprechend steigen. Leider geschieht das nicht sofort und gleichmäßig, sondern zeitlich und sektoral verzögert. Das reingepumpte Geld verhält sich wie ein Tintenklecks im Wasserglas. Weiter entfernt vom Eintritt kann das Wasser noch lange klar bleiben, bis es wirksam wird. Das (erfundene) Zentralbankgeld wird über die Banken in den Wirtschaftskreislauf eingeschleust. Dies erklärt, warum die Aktienkurse und Immobilienpreise schon stark angestiegen sind. Plötzlich kann man Milliarden für die Geschäftsidee eines Fahrradkuriers zur Auslieferung hinblättern oder ganze abgewohnte Siedlungen zu überhöhten Preisen einkaufen. Dumm ist das nicht, man nutzt lediglich den Vorteil der eingeschleusten Geldmenge. Derjenige, der das erschaffene Geld zuerst bekommt – meist ist das der Staat selber – kann damit noch Güter zu alten Preisen kaufen und dadurch einen satten Vermögensgewinn (nahezu risikolos) erzielen. Eine wundersame Umverteilungsmaschine entsteht: Denn man muß ja erstmal Geld haben, um Sachwerte zu kaufen. Am anderen Ende stehen all jene, die nur über ein Einkommen verfügen und deshalb immer den steigenden Preisen hinterher laufen müssen. Auch wenn die Gewerkschaften stetig für einen „Lohnausgleich“ sorgen, laufen sie immer zeitlich hinterher und zahlen deshalb drauf. Dies erklärt aber nur das langsame Einfärben des Glases durch den Tintenfleck. In der Wolke können die Preissteigerungen für Begünstigte noch lange verlockend sein, bis sich das Wasser ganz blau eingefärbt hat, das nennt man dann (allgemeine) Inflation mit dem bekannten Katzenjammer.

Preissteigerungen erfordern aber auch eine Nachfrage. Wenn plötzlich Güter allgemein nachgefragt werden (Container, Energie etc.) und auf große Mengen erschaffenes Geld treffen, beginnt ein gnadenloses Wettrennen über den Preis. Da jeder Mensch und jedes Unternehmen Energie benötigt, hat das den Effekt als ob man das Glas schüttelt. Die Tinte als Analogie für das erschaffene Geld breitet sich schnell aus. Wenn man dann trotzdem weiter Geld in die Wirtschaft pumpt, kommen im nächsten Schritt die Gewerkschaften mit der Forderung eines Lohnausgleichs. Die Preisspirale setzt ein. Alles neu? Nein, gar nicht, höchstens vergessen. Am Ende steht wieder ein Jahrzehnt der Stagflation (geringes Wirtschaftswachstum bei steigenden Preisen), wie schon nach den Ölkrisen 1973 und 1976.

Warum diesmal Erdgas?

Am Anfang stand eine neue Technologie, das Fracking. Mit dieser Technik gelang es riesige Gas- und Ölvorkommen in den USA zu erschließen, die vorher nicht nutzbar waren. Nun ist es aber gar nicht so einfach, solch große Mengen in etablierten Märkten unter zu bringen. Letztendlich muß man andere Energieträger über den Preis verdrängen. Vehikel war und ist die „Dekarbonisierung“. Mit gewaltigen Subventionen – wegen einer vermeintlichen Überhitzung unserer Erde – wurden Wind- und Solaranlagen gebaut. Wenn diese mal witterungsbedingt Strom erzeugen, verringern sie damit die Erträge der vorhandenen Kraftwerke. In Deutschland wurden sogar negative Preise als Entsorgungsgebühren erzielt. In den USA drohten selbst die Kernkraftwerke unwirtschaftlich zu werden. Inzwischen muß man zu deren Erhalt weitere Interventionen in den Strommarkt durchführen. Planwirtschaft frißt sich halt wie eine Krebsgeschwulst durch die Wirtschaft.

Wer sich jemals gefragt hat, warum Ölkonzerne in Wind und Sonne investieren, findet in ihrem Gasgeschäft die Antwort. Mit Wind und Sonne allein, kann man gar kein Stromnetz betreiben. Man braucht auf jeden Fall Backup-Kraftwerke für die (überwiegende) Dunkelflaute. Wenn man „dekarbonisieren“ will oder muß, bietet sich hierfür Erdgas an. In Europa hat man ein weiteres planwirtschaftliches Element erfunden: Den Emissionshandel. Bei Lichte betrachtet, ist es eine Sondersteuer auf CO2. Jedes fossile Kraftwerk muß für seine Emissionen die entsprechende Menge an Zertifikaten kaufen. Die Zertifikate werden selbstverständlich vom Staat erschaffen und nach dessen Belieben ausgegeben. Parteien – wie z. B. die FDP – verkaufen das auch noch als marktwirtschaftliche Lösung für den „Klimaschutz“. Der Staat kann sich so vor der Verantwortung drücken Grenzwerte (CO2 ist ja nach deren Definition ein Schadstoff) festzulegen und darüberhinaus noch an dem Ablasshandel verdienen. Der ETS (European Union Emissions Trading System) Preis für CO2 ist allein von Januar bis September 2021 um 30 EUR auf 60 EUR pro Tonne gestiegen. Dieser Anstieg bedeutet eine Kostensteigerung bei der elektrischen Energie von rund 10 EUR/MWh für ein modernes Erdgaskraftwerk (Wirkungsgrad 50%) bzw. 25 EUR/MWh für ein Kohlekraftwerk (Wirkungsgrad 40%). Gleichzeitig stieg aber der Gaspreis um 45 EUR/MWhth, was allein zu einer Steigerung der Stromkosten von 90 EUR/MWel bei einem Erdgaskraftwerk führt. Kohle ist dadurch trotz der höheren CO2Kosten wieder der günstigere Brennstoff geworden.

Wie gehts weiter?

In der EU hat Erdgas einen Anteil an der Primärenergie von rund 25%. Wichtig zur Beurteilung der Auswirkungen für uns ist, daß 23% die Industrie, aber 51% die Haushalte (Heizung) verbrauchen. Nur 26% werden bisher verstromt. Allerdings wird hier Deutschland mit seiner Wind- und Sonnenpolitik bei gleichzeitigem Ausstieg aus Kohle und Kernenergie zum Kostentreiber für ganz Europa werden. Die Strompreise werden den gesamten Winter über weiter steigen. Durch die Verknüpfung aller Strombörsen steigen nicht nur die Preise in Deutschland, sondern werden vielmehr in ganz Europa nach oben gezogen. Es wird sich sehr schnell die Frage stellen, ob unsere Nachbarn bereit sind, die Kosten der wahnwitzigen deutschen Energiepolitik zu tragen. Dies gilt ganz besonders für Frankreich vor der Präsidentenwahl mit seinem hohen Kernenergieanteil. Wird Frankreich die Lieferungen nach Deutschland begrenzen oder die Windfall-Profite nutzen um seine Endverbraucherpreise zu subventionieren? Schauen wir mal. Unsere Ampel könnte hier ganz unerwartet ihre erste „Europakrise“ durchmachen müssen.

Europa steht auf sehr tönernen Füßen. 90% des Erdgases, 44% der Kohle und 97% des Öls müssen importiert werden. Für viele Branchen werden die steigenden Weltmarktpreise fatale Folgen haben. Die Energiekosten machen schon heute 71% bei der Düngemittelproduktion, 40% beim Aluminium (primär) und 25% beim Flachglas aus. Ganze Industrien könnten wegbrechen. So, wie schon die Magnesiumproduktion aus Europa komplett abgewandert ist. Wer Flugzeuge und Autos bauen will, braucht aber zwingend Magnesium.

Kurzfristige Hilfe ist weder aus Russland noch aus den USA zu erwarten. Erdgas läßt sich nur schwer kurzfristig steigern (Bohrungen, Rohrleitungen und Aufbereitung) und noch schwerer transportieren (Verflüssigung und Tankerkapazitäten). Nur ein Ausweichen auf Kohle und Öl verspricht kurzfristig Linderung. Die Preise für LNG aus den USA liegen derzeit in den asiatischen Häfen zwischen 31 bis 34 USD/MWh (gegenüber dem durchschnittlichen Großhandelspreis in Europa von etwa 45 EUR/MWh). Alles hängt davon ab, wie der Winter auf der Nordhalbkugel wird und die Wirtschaft in China wieder anspringt. Schnell kann auch eine geringe Nachfrage die Preise in ungekannte Höhen treiben.

Und die Kernenergie?

Glücklich ist der, der schon Kernkraftwerke in Betrieb oder wenigstens im Bau hat. Kernenergie ist wegen der hohen zeitlichen Verfügbarkeit (>90%), der geringen Brennstoffkosten und der langen Nutzungsdauer der Brennelemente (> 3 Jahre im Reaktor) die preisstabilste (thermische) Stromerzeugung. Dies hat man inzwischen auch in den USA erkannt. Von der Abschaltung wegen hoch subventioniertem „Grünstrom“ ist dort keine Rede mehr. Der Wintereinbruch in Texas mit großflächigen Stromabschaltungen und explodierenden Preisen für elektrische Leistung und Energie war eine heilsame Lehre. Die „Anti-Atomkraft-Bewegung“ hat an Boden verloren, nachdem die ideologisch bedingten Abschaltungen von „Atomkraftwerken“ in Kalifornien zu Zuständen, wie in Afrika geführt haben: Allein im Großraum Los Angeles knattern inzwischen über Einhunderttausend Notstrom-Aggregate vor sich hin. Eine bittere Konsequenz der immer zahlreicheren lokalen Stromabschaltungen. Mal am Rande bemerkt – wie in Afrika – sind die ärmsten Bevölkerungsschichten am schlimmsten davon betroffen.

Auch die härtesten Ideologen werden nach diesem Winter das Thema Kernenergie neu bewerten (müssen). Das ist aber beileibe kein Grund für die kerntechnische Industrie zu frohlocken. Es bleiben nach wie vor die hausgemachten Probleme:

  • Lange Bau- und Planungszeiten. Die Planungszeiten sind eher ein politisches Problem und könnten leicht verkürzt werden. Im Moment sind nur China, Russland und Korea in der Lage, Kernkraftwerke in etwa sechs Jahren zu bauen. Dies liegt an der Serienproduktion und vor allem der Kontinuität ihrer Programme.
  • Die Fertigungskapazitäten für Kernkomponenten (Reaktordruckbehälter, Hauptkühlmittelpumpen, Turbinenläufer etc.) sind nur eingeschränkt. Ein Ausbau erfordert viel Kapital und die feste Überzeugung, daß ein Boom auch länger anhalten würde.
  • Es fehlt an qualifiziertem Personal. Das ist schon länger z. B. in USA und GB erkannt worden. Man hat dort schon viel Geld in die Hand genommen, um Universitäten und Ausbildungszentren (insbesondere für Facharbeiter) auszubauen. In Frankreich und Deutschland ist man eher andersherum vorgegangen – mit den bereits spürbaren Konsequenzen (Olkiluoto, Flamanville).
  • Für alle „Kleinreaktoren“ gilt das vorgenannte prinzipiell genauso. SMR sind kein Allheilmittel. Sie versprechen nur Erfolg, wenn man die gemachten Fehler nicht wiederholt. Sie bieten allerdings die Chance, ganz neue Hersteller einzubeziehen. Ein weg von der Kultur der Anlagenbauer (Raffinerien, Chemiefabriken, Großbauten etc.) hin zu der Kultur der Serienhersteller (Flugzeuge, Automobile etc.) könnte heilsam wirken.
  • Die größte Gefahr lauert aber in der sich anbahnenden Inflation. Sie wird eher kurz als lang zu steigenden Zinsen führen. Hohe Zinsen sind aber Gift für kapitalintensive und langlebige Investitionen. Auch dies ist keine neue Erkenntnis. Die Hochzinsphase infolge der beiden Ölkrisen hat maßgeblich zum Ende des hoffnungsvollen Wachstums der kerntechnischen Industrie beigetragen. Neue Aufträge blieben aus und angefangene Projekte wurden teils mitten in der Bauphase abgebrochen.
  • Der Beitrag erschien zuerst auf dem Blog des Autors hier



Stakeholder Kapitalismus – grüner Faschismus zurück in die Steinzeit

„Was ist eigentlich los zurzeit?“ fragen sich viele. Abschaffung unserer verlässlichen Kohle- und Kernkraft-Werke, Benzin- und Diesel-Autos soll es bald nicht mehr geben, Engpässe in der Energieversorgung und von Baumaterial werden spürbar, die Inflation erreicht bald 5 %,…. die Liste lässt sich beliebig fortsetzen.

Die einfältigen Mediengläubigen unter uns glauben immer noch, die extrem kostspielige Reduzierung des Spurengases CO2 mit 0,04% Volumenanteil in der Luft könne irgendein Klima von tropisch bis polar „retten“, ohne dass diese Irrsinnsaktion unsere Lebens- und Wohlstandsbasis berührt oder gar zerstört. Aber um die Einfältigen soll es hier nicht gehen. Auch besser informierte und durchaus kritische Zeitgenossen kommen nicht mehr klar. Was sind eigentlich die treibenden Kräfte, die hinter dem sich abzeichnenden Desaster stecken? Die Antwort ist leider nicht in zwei/drei Worten möglich, denn haben Sie schon einmal etwas über Stakeholder Kapitalismus gehört? Eine vollständige Antwort würde den Rahmen einer EIKE-News sprengen. Es gibt aber Schlaglichter, die maßgebend Aufklärung geben. Solch eines ist der folgende Beitrag von Frau Andrea Andromidas, in welchem Sie über die ideologischen Grundlagen und die Hauptantreiber des Schlamassels informiert werden, welches inzwischen die gesamte westliche Welt wie eine Seuche infiziert hat.

Ihr Horst-Joachim Lüdecke

 

Von Andrea Andromidas

Es lohnt nicht, dem jüngsten Buch von Klaus Schwab mit dem Titel „Stakeholder Capitalism [1] eine ganze Besprechung zu widmen. Schwab ist aber Sprecher des Davos Forums (hier), daher wenigstens ein prüfender Blick auf einige Kapitel. Immerhin räumt Schwab in seinem Buch ein, dass der „Neoliberalismus“ gescheitert ist und das Anschlussmodell jetzt unter der Bezeichnung „Stakeholder-Kapitalismus“ an seine Stelle treten solle. Das Davos-Forum der Superreichen nennt das gleiche Modell nach Belieben auch „große Transformation“, „Green Deal“ oder „Great Reset“.

Bevor wir nun hier konkreter auf die trickreich verpackten Pläne für diese angeblich beste aller Finanzwelten eingehen, sei dem Leser die Charakteristik dieser Politik verständlich gemacht. Sie wird uns in Kapitel 7 mit der Überschrift „Die Menschen und der Planet“ vorgeführt. Darin lamentiert Klaus Schwab, dass sich der Club of Rome mit seiner These, die Grenzen des Wachstums wären schon vor 50 Jahren erreicht worden, weltweit nicht habe durchsetzen können.

Ganz im Gegenteil hätten nicht nur China, sondern auch viele Länder Asiens den Pfad der Industrialisierung erfolgreich beschritten und seien so ein Beispiel für viele andere Schwellenländer geworden. Das bedrohe aber den Planeten, sagt Schwab. „Zwischen 1990 und 2020 vollzog sich in China das größte wirtschaftliche Wunder der Geschichte, aber dafür ist China jetzt der größte Verursacher von Treibhausgasen (s. S.153)“. Zu allem Übel für die Klimaprobleme unseres Planeten komme nun noch die Aussicht hinzu, dass auch afrikanische Länder wie Äthiopien erfolgreich die Überwindung extremer Armut anstrebten.

Schwab fragt: Was ist der Grund für diese hartnäckige Ablehnung der Thesen des Club of Rome? Seine Antwort lautet: Die Natur des Menschen ist es. „Das zeigt uns das zentrale unauflösbare Problem. Die Fähigkeit, die den Menschen dazu verhilft, die Armut zu überwinden und ein besseres Leben zu führen ist gleichzeitig dafür verantwortlich, dass der Planet für zukünftige Generationen zerstört wird. Die Ursachen für den Klimawandel sind nicht nur das Resultat einer selbstsüchtigen Generation von Industriellen und Babyboomers im Westen. Sie sind die Konsequenz des menschlichen Strebens nach einer besseren Zukunft (s. S.154)“.

Deutlicher und schamloser kann man diese längst widerlegte These des legendären Pfarrers Malthus [2] nicht ausdrücken, und Schwab wiederholt sie mehrere Male. Genau das, was den Menschen vom Tier unterscheidet, nämlich die Fähigkeit und der unbändige Wille zur Verbesserung seiner Lebensbedingungen durch technischen Fortschritt, ist den Oligarchen seit jeher ein Dorn im Auge.

Dann schildert Schwab auf vier Seiten ziemlich wahrheitsgemäß den wirtschaftlichen Fortschritt Äthiopiens, den Bau von Straßen, einer wichtigen Eisenbahnlinie, selbst eines Flughafens und die Entstehung eines Industrieparks. Über die Stadt Awasa sagt er: „Die Arbeit dort ist nicht einfach, noch ist sie besonders erfüllend, aber sie ist eine große Veränderung gegenüber dem, was die Leute vorher kannten. Sie bringt ein wesentlich stabileres Einkommen, Arbeitsplätze in der Real- statt in der Schattenwirtschaft und eine bescheidene aber realistische Möglichkeit für persönliche Entwicklung. Es ist ein Industrialisierungsprozess im Gange………es ist immer noch das erfolgreichste Entwicklungsmodell das die Welt kennt (s. S.156)“.

Und diese Entwicklung, die im Vergleich zu den Industrieländern eine sehr bescheidene Verbesserung des Lebensstandards der Bevölkerung geschaffen habe, sei sogar unter Anwendung einer ökologisch orientierten Strategie zustande gekommen. „Wasserkraft, Biokraftstoff, Wind- und Sonnenenergie haben sich seit 1990 verdoppelt, und liefern in Äthiopien 90% der Energieversorgung.

Dennoch habe sich der Verbrauch fossiler Rohstoffe vervierfacht und entsprechend auch die CO2-Emissionen. „Das zeigt, dass es selbst heute kein Patentrezept für arme Länder gibt, die Industrialisierung mit einem ökologischen Fußabdruck zu vereinbaren. Wirtschaftliche Entwicklung und ein höherer Lebensstandard gehen mit wachsenden CO2 – Emissionen Hand in Hand (s. S.157)“ (Hervorhebung im Original).

Deshalb gemäß Schwab: Jede weitere erfolgreiche Armutsbekämpfung (selbst unter Verwendung sogenannter erneuerbarer Technik!) habe im Interesse des Planeten zu unterbleiben. Stakeholder Kapitalismus diene keinem anderen Zweck, als genau dies sicherzustellen. Man muss schon recht hartgesotten sein, wenn einem bei dieser ungeheuerlichen Aussage von Schwab nicht der Atem stockt.

 

Was ist entmaterialisiertes Wachstum?

Nachdem Sie nun verstanden haben, worum es eigentlich geht, lässt sich der Rest einfacher erfassen. Das Zauberwort, an dessen Ausformung die Finanzlobby nun schon 20 Jahre arbeitet, heißt „Entmaterialisiertes Wachstum“. Das Konzept ist simpel. Es bedeutet, dass man nicht mehr in Brücken und Straßen, in Kraftwerke oder Landwirtschaft investiert, sondern in Finanzgebilde, die nicht wertschöpfend sind. Das gegenwärtig bekannteste Beispiel ist der CO2-Emissionshandel. Die Wirtschaftstätigkeit vieler Unternehmen wird damit eingedämmt und bestraft, während Profiteure sich daran bereichern können.

Dass Vertreter von Wirtschaftsverbänden diesen Unsinn befürworten, ist eine Folge neoliberaler Denkart und nicht verschieden von den bekannten Jahrzehntelangen Spekulationen, die auf Kosten der Gesellschaft gingen und damals riesige Löcher in unsere gesamte Infrastruktur gerissen haben.

Kann man sich beim CO2-Emissionshandel noch entfernt vorstellen, dass das ganze Geschäftsmodell an 0,04 % der Luft hängt, wird die Vorstellung darüber, was denn nun eigentlich das neue Etikett ESG (Environment, Social, Government) bedeuten soll, äußerst schwierig. Denn darunter fällt alles, was die Finanzmafia als unseren Planeten schädigendes, unethisches und der Regelung nicht entsprechendes Verhalten definiert. Das neue Saubermann-Etikett des Stakeholder-Kapitalismus ESG soll dafür sorgen, dass eine generelle Verschiebung der Wirtschaftstätigkeit gesetzlich verankert wird. Es soll nicht mehr investiert werden dürfen in das, was die Gesellschaft braucht, sondern zwangsweise-gesetzlich nur noch in das, was dem inzwischen längst bankrotten Finanzsystem und dem damit verbundenen Machtanspruch dient: Eine neue grüne Finanzblase und totale politische Kontrolle.

 

Die Säulen des Stakeholder-Kapitalismus

Im Zuge ehemals deregulierter Finanzmärkte entwickelten sich die Flagschiffe der sogenannten vierten industriellen Revolution, die GAFA-Konzerne Google, Amazon, Facebook und Apple, zu gewaltigen und weitestgehend unregulierten Monopolen. Facebook`s Zuckerberg, Apple`s Tim Cook oder Peter Thiel, Mitbegründer von PayPal und Palantir sind der Meinung, dass Monopole besonders geeignet seien, um ethische Werte für den Rest der Wirtschaft zu formulieren, weil sie sich um den eigenen Profit nicht mehr sorgen müssten.

Auch Larry Fink von BlackRock macht sich stark für die Einführung des ESG, weil er sich um das Wohl des Planeten sorge. Firmen, die sich nur um den kurzfristigen Profit kümmern, hätten das Wohl der nächsten Generationen nicht im Blick. Der internationale Business Council des Weltwirtschaftsforums unter der Leitung von Brian Moynihan, CEO der Bank of America, präsentierte deshalb, so Schwab in seinem Buch, Ende letzten Jahres die „Stakeholder Capitalism Metrics“. Diese Metrics sollen, ganz ähnlich wie die Taxonomie der EU, in Zahlen messen, welche Fortschritte Unternehmen in Richtung auf Umwelt-, Sozial- und Governance-Zielen gemacht haben. Die „Stakeholder Capitalist Metrics“ sollen nach den Plänen der Finanzsparte bereits 2022 eingeführt sein und werden angeblich von mehr als zwei Dritteln der 140 Firmen des DEF-Business Councils unterstützt.

Alle großen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften, die sogenannten Big Four (Deloitte, KPMG, EY, PwC) hätten an der Entwicklung der Metrics mitgearbeitet und setzten sich dafür ein, dass sie auf dem schnellsten Weg zu einem internationalen Standard und damit zur Realität würden. Für das Modell des Stakeholder-Kapitalismus gibt es infolgedessen im Rahmen der Wirtschaftsgeschichte nur einen treffenden Namen

Faschismus mit grünem Gesicht

 

Quellenangaben

1) Stakeholder Capitalism, A Global Economy that Works for Progress, People and Planet, 2021 World Economic Forum, Published by John Wiley&Sons, Inc. Hoboken, New Yersey, eine deutsche Ausgabe ist vorgesehen.

2) Thomas Robert Malthus, 1766-1834. Er verbreitete damals schon im
Auftrag der Ost-Indien – Gesellschaft die Ansicht, dass die Tätigkeit
des Menschen die Natur überfordere.