Von Georg Etscheid

Man könnte in diesem Jahr beim Meereis in der Arktis sehr wohl von einem kleinen Positivrekord sprechen, doch in den Altmedien herrscht dröhnendes Schweigen oder weiter Weltuntergang wie üblich.

Vor wenigen Tagen veröffentlichte  die Greenpeace-Pressestelle in Hamburg folgenden Kommentar zum aktuellen „Meereisminimum in der Arktis“: Die Meereisdecke im Arktischen Ozean habe am 12. September ihr jährliches, sommerliches Minimum erreicht. Die verbleibende Eisdecke sei „nur noch 4,81 Millionen Quadratkilometer groß“. Im Weiteren wurde Greenpeace-Meeresbiologin Sandra Schöttner mit folgendem markigen Kommentar zitiert: „Es ist unfassbar, wie massiv die Zerstörung unseres Planeten durch die Klimakrise voranschreitet“. Laut „führenden Wissenschaftler:innen“ könne das Meereis im Arktischen Ozean schon bis 2035 völlig verschwunden sein, „mit drastischen Folgen für das dortige Ökosystem und weit darüber hinaus“.

Die jahreszeitlich bedingte minimale Eisausdehnung in der Arktis ist jetzt, um Mitte September. Abgesehen von der Aussage Al Gores aus dem Jahre 2007, wonach die Arktis „spätestens im Jahre 2013 eisfrei sein sollte“, zeigt sich, dass die Eisausdehnung in diesem Jahr zum Zeitpunkt der jahreszeitlich geringsten Ausdehnung die höchste seit mindestens acht Jahren um diese Zeit ist.

Wenn man diese Zeilen liest, fragt man sich, ob Frau Schöttner auf einem anderen Planeten lebt. Denn in diesem Jahr wurde mitnichten, wie die Mitteilung suggeriert, eine neuer Schrumpfrekord des Meereises der Arktis registriert – im Gegenteil. Auf der Internetseite des „Meereisportals“ (meereisportal.de), verantworten vom Alfred-Wegner-Institut für Polar- und Meeresforschung  und der Universität Bremen, schlängelt sich die dicke rote Linie, die die von Satelliten gemessene Eisausdehnung des laufenden Jahres anzeigt mit deutlichem Abstand über allen dort aufgeführten bunten Linien der letzten Jahre. Demnach zählt 2021 zu den drei Jahren dieser Dekade mit der größten Ausdehnung des Meereises.

Man könnte also sehr wohl von einem kleinen Positivrekord sprechen, doch in den Altmedien herrscht dröhnendes Schweigen. Noch vergangenes Jahr wurde lang und breit vom zweitschlechtesten Jahr für das arktische Meereis seit Beginn der Satellitenmessungen gesprochen. Dass sich das Eis in diesem Jahr mit einer Gesamtfläche zwischen 4,7 und 4,9 Millionen Quadratkilometern zur Zeit des sommerlichen Minimums erstaunlich stabil zeigte, war den Medien keine Zeile wert. 2012 übrigens wurde das bisherige Allzeit-Minimum des Meereises registriert und breit skandalisiert. Damals lag der Wert bei 3,6 Millionen Quadratkilometern, mehr als eine Millionen Quadratkilometer weniger als in diesem Jahr.

Immer wieder wurde eine im Sommer eisfreie Arktis vorhergesagt

Das Narrativ vom angeblich unaufhaltsam, schwindenden „ewigen Eis“ am Nordpol gehört zu den schlagkräftigsten Mythen der Klimakirche. Immer wieder wurde eine im Sommer eisfreie Arktis vorhergesagt. Der frühere US-Vizepräsident und Klimaaktivist Al Gore meinte bei der Klimakonferenz 2009 in Kopenhagen sogar, die Arktis werde schon „in fünf Jahren“, also 2014 eisfrei sein. Und 2007 sagte der renommierte Polarforscher P. Wadhams von der Cambridge University, das arktische Eis befinde sich „in einer Todesspirale“. 2014 terminierte er das völlige Verschwinden des sommerlichen Meereises am Nordpol auf das Jahr 2020.

Dass das sommerliche Polareis während der letzten vier Jahrzehnte um etwa 40 Prozent geschrumpft ist, ist eine Tatsache. Doch von einem völligen Abschmelzen kann zurzeit keine Rede sein. Zumindest wurde die natürliche Variabilität der Eisbedeckung des arktischen Ozeans wohl stark unterschätzt.

Auch in der Pressemitteilung des Alfred-Wegener-Instituts werden die eigentlich guten Nachrichten vom Nordpol unter der Überschrift „Negativtrend hält an“ wie gehabt zum desaströsen Ereignis umgedeutet. Mit 4,81 Millionen Quadratkilometern reihe sich das Jahr 2021 „auf Platz zwölf der Negativliste absoluter Werte ein“. Die Meereisbedeckung sei eines der stärksten Anzeichen für den Klimawandel, heißt es. „Von einer Erholung des arktischen Meereises kann trotz dieses vergleichsweise moderaten Eisrückgangs keine Rede sein“, wird Christian Haas, Leiter der Sektion Meereisphysik am AWI zitiert.

Er verwies zudem darauf, dass die Eismächtigkeit abnehme und die Meereiskonzentration in zwei Regionen, der Wandelsee im Nordosten Grönlands und der Beaufortsee außerordentlich gering sei. In der Mitteilung des National Snow and Ice Data Center aus den USA wird der gute Wert dieses Jahres ebenfalls mit Blick auf die geringe Eisdicke in manchen Regionen relativiert und lediglich als Folge eines „kühlen und stürmischen Sommers“ klassifiziert.

Düstere Vorhersagen der vergangenen Jahrzehnte nicht eingetroffen

Im Juli übriges hatte das Magazin Focus für das laufende Jahr noch von einem „tragischen Trend“ gesprochen. Zu Beginn des Monats Juli sei die Meereisausdehnung so gering gewesen „wie zu keinem Julistart zuvor“. In den kommenden Wochen könnten „mehrere Faktoren zu einem weiteren Abschmelzen führen“. Dabei wurde im Alarmmodus auch von sehr warmen Temperaturen in Teilen Sibiriens gesprochen.

Es soll hier nicht darum gehen, Tatsachen wie die seit einigen Jahrzehnten zu beobachtende Abnahme des arktischen Meereises in Abrede zu stellen. Wahr ist freilich auch, dass viele düstere Vorhersagen der vergangenen Jahrzehnte von einem alsbald eisfreien Nordpol nicht eingetroffen sind und der zu erwartende Zeitpunkt für ein solches Ereignis immer wieder hinausgeschoben wurde. Dass das Eis „immer schneller“ schmilzt, wie der World Wide Fund for Nature (WWF) prophezeit, scheint jedenfalls nicht zuzutreffen.

Aber einsam auf den letzten Eisschollen treibende Eisbärenbabys sind ein Szenario, auf das insbesondere Ökokonzerne wie Greenpeace nicht verzichten wollen, wenn es darum geht, den Geldbeutel potentieller Spender zu öffnen.

Der Beitrag erschien zuerst bei ACHGUT hier

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