Das wechselhafte Sommerhalbjahr 2021 mit Höhen und Tiefen in der Natur – Ein Nachruf
Witterungsverlauf, Phänologie und Landwirtschaft im Sommerhalbjahr 2021 am Beispiel der Region Erfurt/Weimar
Stefan Kämpfe
Die Befürchtungen der Alarmisten, viel CO2 und Wärme würden der Natur schaden, bestätigten sich gerade auch 2021 wieder einmal nicht. Natur kann sich selbst nicht schaden; Klimaextreme gehören zu den naturgegebenen Abläufen. Nur ein Monat dieses Sommerhalbjahres fiel markant zu warm aus – der Juni. Der Kaltstart im April/Mai und der kühle, regnerische August trübten die Bilanz einer ansonsten sehr passablen Vegetationsperiode mit vielen Niederschlägen, aber meist auch ausreichend Sonne mit Wärme sowie mit oft guten Ernteergebnissen; der auch in unseren „Qualitätsmedien“ als „Unwettersommer“ verunglimpfte Sommer 2021 war deutlich besser, als sein Ruf.
Die Region um Erfurt/Weimar entspricht hinsichtlich ihres Temperaturniveaus recht gut dem DWD-Deutschlandmittel und steht damit grob für die Verhältnisse in Deutschland; hinsichtlich des Niederschlages ist sie allerdings im Langjährigen Mittel trockener. Als im April immer wieder der Schnee und die Nachtfröste einfielen – in Erfurt wurden im kältesten April seit 1973 (!) 15 Frostnächte registriert, hoffte man noch auf einen warmen Mai. Doch der „Wonnemonat“ blieb ohne Wonne, kalt, windig mit häufigen Regen- und Graupelschauern, zum Glück aber diesmal ohne größere Frostschäden. Wegen der Frühjahreskälte verspätete sich der Vollfrühling (Beginn der Blüte des Kornapfels) merklich.
2021 geht als „Jahr ohne Frühlingswärme“ in die Klimageschichte ein, denn nur Ende März gab es ein paar warme Tage; ansonsten bestimmten Aprilschnee, Nachtfröste und kalter Wind das Geschehen; mit 6,9°C registrierte die DWD-Station Erfurt/Weimar den kältesten Lenz seit 2013.
Erst Ende Mai verabschiedete sich die Kaltluft; und Anfang Juni kam die große Wärme fast über Nacht. Überhaupt setzte sich die schon im Winter zu beobachtende Tendenz zu jähen Temperatursprüngen weiter fort.
Der phänologische Frühsommer (erste blühende Holunderdolden) konnte diesmal am 28. Mai und damit merklich verspätet registriert werden.
Der Laubaustrieb war erst nach dem 20. Mai überall abgeschlossen; aber mit dem Einzug der Juni-Wärme begann die große Aufholjagd in der Natur, zumal es nun für vier Wochen nicht nur warm, sondern mit gelegentlichen Gewitterschauern auch feucht genug blieb.
Praktisch den ganzen Juni über sorgte ein Mix aus viel Wärme und ausreichenden Niederschlägen für ideale Wachstumsbedingungen.
So waren auch meist knochentrockene Standorte diesmal in einen reichen Blütenflor gehüllt.
Erneut waren in diesem sehr warmen Juni viele Neophyten, also eingebürgerte Pflanzen aus wärmeren Gebieten, begünstigt.
Im letzten Junidrittel startete mit den ersten Winterlindenblüten der phänologische Hochsommer nur noch leicht verspätet, und langsam wurden auch die teils reichlich vorhandenen Süßkirschen reif.
Doch mit Julibeginn wehte ein deutlich anderer Wind. Mehr und mehr übernahmen nun Wolken und Regenfälle die Regie. Zwar erholten sich die Temperaturen nach einigen sehr kühlen Tagen rasch wieder; der Juli fiel mäßig warm und trotz vieler wechselhafter Phasen keinesfalls unfreundlich aus, aber jedem war klar, dass die Serie der sehr heißen Sommer (2018 bis 2020) nicht andauern würde. Erst Mitte Juli begann die Wintergerstenmahd um etwa 10 Tage verspätet. In der Natur dauerte das üppige Blühen fort.
Der Juli endete, wie er startete, wechselhaft, aber Unwetter gab es im Raum Erfurt/Weimar nicht. Am 2. August. zog mit den ersten reifen Holunderdolden der phänologische Frühherbst ein:
Immer wieder unterbrachen in diesem August, dem kühlsten seit 2014, Regenfälle und Gewitter die Erntearbeiten. Die Getreideernte 2021 fiel im Thüringenmittel besser als in den Vorjahren aus, auch wenn das letzte Korn wegen der feuchten Witterung erst Anfang September mit Qualitätseinbußen geborgen werden konnte. Futterkulturen, Gemüse und Hackfrüchte erzielten hohe Erträge; Obst reifte teils reichlich, aber in oft minderer Qualität. Von angeblich immer schlechteren Ernten wegen des Klimawandels kann also keine Rede sein.
Freilich gab es regional große Unterschiede, welche der ungleichmäßigen Niederschlagsverteilung (Schauer und Gewitter) geschuldet waren. Besonders schwierig verlief die Rapsernte – es gab viel Ausfallkorn; aber der Winterraps gehört ohnehin nicht zu den geeignetsten Kulturen im Thüringer Becken – vielleicht bewegt das schlechte Ergebnis den ein oder anderen Landwirt zum Nachdenken über den viel zu umfangreichen, ökologisch schädlichen Anbau von Pflanzen für die „Energiewende“. Noch ist die Kartoffelernte nicht abgeschlossen, aber auch sie wird relativ gut ausfallen. Auch mit Beginn des letzten Hochsommer-Monats August hielt das überreiche Blühen in der Natur noch an, doch zum Monatsende zeigten sich schon erste Ansätze der Laubverfärbung.
Und von dem so viel thematisierten Insektensterben war 2021 nichts zu merken. Schmetterlinge und Falter flogen reichlich; das Obst wurde sehr stark von Fruchtfliegen und Wickler-Arten befallen. Noch Anfang September gab es eine Mückenplage. Die geringere Anzahl von Wespen und Hornissen hatte ihre Ursache in dem kalten, späten Frühjahr.
Auch für Pilzfreunde hatte dieses Jahr so Einiges zu bieten; schon im Juni und dann mehr oder weniger durchgängig, konnten in Wäldern und auf Wiesen die verschiedensten Pilzarten gefunden werden.
Nach dem kühlen August kehrte Anfang September der Sommer noch einmal für 14 Tage zurück – freilich mit einigen Schönheitsfehlern, denn am Morgen hielten sich oft zähe Nebel- und Hochnebelfelder, welche sich mitunter erst am späten Mittag auflösten – Anfang September war das so schon lange nicht mehr zu beobachten und ist vielleicht ein Indiz für eine beginnende Abkühlungsphase.
Zusammenfassung: Auch wenn die Anzahl der Sonnenstunden und die Temperaturen nicht das Niveau der Vorjahre erreichten, so hatte doch dieses Sommerhalbjahr 2021 mehr gute als schlechte Seiten. Die Wälder und Wiesen haben sich von der Trockenheit der letzten Jahre rasch erholt; für viele Nutz- und Wildpflanzen sowie die Insekten schien das wechselhafte Wetter eher vorteilhaft gewesen zu sein.