Warum „Klimaschutz“ nichts bringt*

Wolfgang Kaufmann (Red. PAZ)*

Flutkatastrophe: Statt größenwahnsinnig „Erderwärmung“ verhindern zu wollen, sollte die Politik die beschränkten Ressourcen lieber dazu nutzen, das Land auf Unwetter besser vorzubereiten. Das Klima ist nicht signifikant menschenunfreundlicher geworden. Das Klima lässt sich nicht wesentlich vom Menschen beeinflussen.

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Dass die diesjährige Flutkatastrophe in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz derart folgenschwer und opferreich ausfiel, lag nicht in erster Linie am Wetter oder am Klima, sondern – wie auch schon oft in der Vergangenheit – am menschlichen Machbarkeitswahn. So haben sich zunehmend mehr Menschen in Gebieten angesiedelt, die aufgrund von geographischen Besonderheiten sichtlich überflutungsgefährdet sind.

Das zeigt das Beispiel des Ahrtales. Dessen steile Hänge bestehen aus Schiefergestein, das fast komplett wasserundurchlässig ist. Deshalb gab es hier schon am 30. Mai 1601 und am 21. Juli 1804 sowie am 12./13. Juni 1910 verheerende Flutereignisse mit unzähligen Toten. Dennoch wuchsen die Ortschaften im Tal kontinuierlich weiter.
Menschlicher Machbarkeitswahn

Der Machbarkeitswahn zeigt sich auch darin, dass statt großzügig in die Katastrophenvorsorge und unmittelbar wirksame bauliche Maßnahmen gegen Hochwasser zu investieren, die knappen Ressourcen immer stärker für den „Klimaschutz“ eingesetzt wurden. Sollte es den Klimawandel tatsächlich geben, wäre der Mensch besser beraten, sich darauf zu konzentrieren, dessen Folgen abzumildern, anstatt Unsummen für den größenwahnsinnigen Versuch zu verschwenden, die Temperatur der Erdatmosphäre nach unten zu korrigieren. Denn deren Steigen oder Sinken resultiert aus vielen nicht zu beeinflussenden Faktoren wie beispielsweise der Sonnenaktivität und keineswegs nur aus der menschlichen Kohlendioxidproduktion.

Aber genau die soll nun die „Erderwärmung“ und damit auch die diesjährige Flutkatastrophe verursacht haben. Und deswegen müsse man den Kampf gegen den Klimawandel intensivieren und den Kohlendioxidausstoß noch drastischer reduzieren, so die nahezu einhellige Botschaft der Politik und der staatsnahen Medien. Das entsprechende Narrativ lautet folgendermaßen: Mehr Wärme führe dazu, dass mehr Wasser verdunste und in die Atmosphäre gelange. Dieses Wasser komme dann wieder herunter. Parallel erwärme sich die Arktis und deswegen schwinde die Temperaturdifferenz zwischen Nordpol und Äquator. Das habe eine Abschwächung des Jetstreams zur Folge, also der Höhenströmung, welche die Hoch- und Tiefdruckgebiete normalerweise recht zügig von West nach Ost verschiebe. Daher könne dann mehr Regen an ein und derselben Stelle fallen.

Deutscher Wetterdienst

Doch so einfach, wie dies klingt, ist es nicht. Deshalb konstatierte der Diplom-Meteorologe Andreas Friedrich vom Deutschen Wetterdienst schon kurz nach der Katastrophe: „Ein solches regionales Unwetter ist ein Einzelereignis, das ist Wetter. Die Behauptung, der Klimawandel ist schuld, ist so nicht haltbar.“ Und tatsächlich gibt es einige gewichtige Argumente dafür, dass das, was nun in den beiden Bindestrichstaaten passierte, eine der ewigen Launen der Natur darstellte und durch keine noch so ambitionierte Klimaschutzmaßnahme zu verhindern gewesen wäre.
Zum Ersten sind stationäre Tiefdruckgebiete über Mitteleuropa ein uraltes Phänomen, das seine Ursache in den Temperaturdifferenzen zwischen dem kühlen Meer und der wärmeren Festlandfläche hat. Stärke und Richtung des Jetstreams spielen hierbei nur eine sehr untergeordnete Rolle.

European Geosciences Union

Zum Zweiten zeigen die Statistiken keine sichtbare Zunahme von Hochwassern entlang der mitteleuropäischen Flüsse seit dem Jahre 1500. Und die schlimmsten Überflutungen fanden hierzulande bereits in vorindustrieller Zeit statt, nämlich 1342 und 1501. Dazu passt das Resümee von Wissenschaftlern der European Geosciences Union nach einer Untersuchung sämtlicher Flutereignisse ab 1970: Es gibt „keine nachweisbaren Anzeichen eines vom Menschen verursachten Klimawandels bei … Hochwasserschäden in Europa.“  University of New South Wales

Zum Dritten vermeldete der Deutsche Wetterdienst angesichts der aktuellen Flutkatastrophe im Widerspruch zu den Aussagen der öffentlich-rechtlichen Medien und Politiker: „Seit 1951 hat sich die Anzahl der Tage pro Jahr mit Starkniederschlag von mehr als 30 mm in Deutschland geringfügig und nicht signifikant erhöht. Der Leiter der Abteilung Klimaüberwachung beim DWD, Florian Impery, ergänzte: „Wir sehen in den Beobachtungsdaten für Mitteleuropa für den Herbst, Winter und das Frühjahr … eine Zunahme der Starkniederschlagsereignisse, für die Sommermonate aber nicht unbedingt. Da ist die Variabilität von Jahr zu Jahr bedeutend stärker als etwas, das man Trend oder Tendenz nennen kann. Wir tun uns deshalb schwer zu sagen, dass wir heute schon einen klaren Zusammenhang mit dem Klimawandel sehen.“ Das wird durch die im Mai 2021 veröffentlichte Analyse des Umweltbundesamtes bezüglich der Veränderungen der Niederschlagshöhen zwischen 1881 und 2020 bestätigt: Es gebe zwar einen „leichten Anstieg … in der Zeitreihe der jährlichen Niederschläge in Deutschland“, jedoch nicht in den warmen Sommermonaten. Ganz im Gegenteil: Während die Winterniederschläge etwas zugenommen hätten, seien „die Niederschläge im Sommer geringfügig zurückgegangen“.

UN-Weltklimarat

Und die Prognosen für die Zukunft fallen sehr viel besser aus, als es die Klima-Apokalyptiker, die ständig auf „wissenschaftliche Erkenntnisse“ verweisen, glauben machen wollen. So veröffentlichte ein Forscherteam um Maurice F. Huguenin von der australischen University of New South Wales im April vergangenen Jahres einen Artikel in der Fachzeitschrift „Geophysical Research Letters“ mit dem Titel „Fehlende Veränderungen bei der projizierten Frequenz und Persistenz atmosphärischer Zirkulationstypen über Mitteleuropa“, in dem es hieß, dass die Klimamodelle „wärmere und trockenere zukünftige Sommerbedingungen in Mitteleuropa … prognostizieren“. Noch deutlicher wurde der UN-Weltklimarat (IPCC), dessen Berichte als „Goldstandard“ der Klimaforschung gelten und der eigentlich zu den Vorreitern des Klima-Alarmismus zählt, im Jahre 2019 in seiner Studie „Der Einfluss von 1,5 Grad globaler Erwärmung auf natürliche und menschliche Systeme“: Wenn die Temperatur derart steige, werde es in Zukunft weniger Hochwasser in Westdeutschland geben.

 

Bausünden – Was wirklich etwas bringen würde :
Weniger Flächen versiegeln. Flüsse weniger umleiten. Weniger Mais anbauen. Mehr Rückhaltemöglichkeiten bereithalten.

Der menschliche Machbarkeitswahn, der sich unter anderem darin äußert, Regionen zu besiedeln, in denen es regelmäßig Naturkatastrophen gibt, ist auch eine Folge dessen, dass die früheren Schadensereignisse verdrängt werden, sobald sie nur lange genug zurückliegen. Und wenn man sich doch erinnert, dann obsiegt der Glaube an die heute sehr viel größeren technischen Möglichkeiten zur Vorsorge. Doch statt von diesen tatsächlich Gebrauch zu machen, wird lieber Geld in den „Klimaschutz“ investiert.

Dazu kommen Bausünden, wie beispielsweise die zunehmende Versiegelung von Bodenflächen, sodass kein Wasser mehr versickern kann. Jeden Tag verschwindet in der Bundesrepublik Deutschland eine Fläche von 100 Hektar unter Asphalt oder Beton.

Zudem wurden lange Zeit viele der kleineren Flüsse kanalisiert und dabei in unnatürliche Richtungen gelenkt. Das erhöht die Gefahr, dass sie bei starker Wasserführung in ihr altes Bett zurückkehren. So wie die Weißeritz, die im August 2002 statt in einem aufgezwungenen Links-Knick zu fließen, den früheren geraden Weg wählte, der nun schnurstracks durch den Hauptbahnhof und das historische Stadtzentrum von Dresden führte.
Der Drang, Wasserläufe nach Gutdünken umzuleiten, ist seit der industriellen Revolution und dem schnellen Wachstum der Städte besonders ausgeprägt. Dabei wurde und wird kaum einmal wirklich komplex gedacht. Deshalb finden sich in den Mittelgebirgsregionen, in denen die Hochwasser letztlich meist entstehen, viel zu wenige Rückhaltemöglichkeiten. Oder die Staubecken liegen an der falschen Stelle, sprich nicht oberhalb, sondern unterhalb der zu schützenden Ortschaften. So geschehen beispielsweise im Falle von Remagen-Unkelbach, was die Fraktion der Freien Wähler im Kreistag Ahrweiler schon vor Jahren kritisierte.

Neben solchen Fehlern zeitigt der aus Sicht des Katastrophenschutzes grundsätzlich kontraproduktive „Kampf gegen den Klimawandel“ fatale Folgen. Vielfach resultiert die Bodenversiegelung im Bereich von Wald- und Wiesenflächen aus dem Bau unzähliger Windkraftanlagen. Jede einzelne davon braucht ein massives Betonfundament von bis zu 20 Metern Durchmesser.
Ähnlich schädlich ist der großflächige Anbau von Mais zum Zwecke der Erzeugung von Biokraftstoffen oder Biogas. Die Mais-Plantagen haben überall Getreidefelder und Wiesen verdrängt, die ungleich größere Regenmengen aufnehmen können. Ansonsten sind aber auch Landwirtschaftsbetriebe, die keinen Mais produzieren, Bremser in puncto Hochwasserschutz. Sie verhindern die Wiederherstellung der ursprünglichen Flusslandschaften, weil sie das dafür benötigte Land nicht freigeben und stattdessen auf den Erhalt von Deichen und ähnlichem pochen. Dadurch fehlen Überschwemmungsflächen, was flussabwärts zu höheren Wasserständen führt.
All diese Probleme sind bekannt – und auch relativ einfach lösbar. Aber die Politik kapriziert sich lieber weiter auf das utopische Stoppen der „Erderwärmung“. W.K.

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)*  Anmerkung der EIKE-Redaktion :

Dieser Aufsatz ist zuerst erschienen in der Preußischen Allgemeinen Zeitung;  30. Juli 2021, S.2; EIKE dankt der PAZ-Redaktion sowie dem Autor  Wolfgang Kaufmann für die Gestattung der ungekürzten Übernahme, wie schon bei früheren Artikeln :   https://www.preussische-allgemeine.de/ ; Hervorhebungen im Text: EIKE-Redaktion.

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Die Klimadialektik von SPIEGEL und Rahmstorf: Dürre und Hochwasser gleichzeitig

Von AR Göhring und Klaus Puls

„In 20 Jahren kein Eis und Schnee mehr“ – das war gestern. Das neue Narrativ, aktuell vom Spiegel vorgeführt, ist dialektisch und verspricht alle möglichen Extreme gleichzeitig, die alle Folge der Klimakrise seien.

Wo entstehen Dürreregionen, welche Gegenden ertrinken im Regen?
Deutschland zerfällt im Klimawandel in unterschiedliche Regionen. Manche werden wohl kaum betroffen sein, einige dagegen umso heftiger, das zeigt eine aktuelle Risikoanalyse.

Wer die Analyse erstellt hat, wissen wir nicht, da der interessante Artikel hinter der Bezahlschranke steckt. Ist aber auch gleich, da zu viele Forscher im Sinne ihrer Finanzierung bereit sind, herauszufinden, was politisch gefällt.

Eine einache Logik: Die Erde hat rund 510 Mio. qkm ; Deutschland ca. 0,35 Mio. qkm – das sind nur 0,07 % ! Und da findet der SPIEGEL „Klima-Änderungs-Zonen“? Nach klassischer Wissenschaft gibt es in Deutschland nur die gemäßigte Klimazone in atlantischer Ausprägung (feucht-mild); zum Teil auch in sub-kontinental (trockener mit deutlich ausgeprägteren Jahreszeiten). Mehr nicht.

F.K-Zonen.Erde

Das Hochwasser im Rhein-Einzugsgebiet ist nicht den ausgeprägten Regenfällen und dem „verlangsamten“ Jetstream geschuldet, sondern miserablem Krisenmanagement und suizidaler Bauweise mitten im Überschwemmungsgebiet, wie das berühmte Bild von Altenahr zeigt.

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F.Wind-Zirkul.N-Atlantik

In EIKEs Heimstatt Jena gab es Starkregen, aber die Saale besitzt vor allem im Stadtgebiet eine erhebliche Flutungsfläche im Bett, die einen drei mal so vollen Fluß aufnehmen könnte.

Auch Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für Klimaforschungsfolgen beharrt im Gespräch mit Caren Miosga auf der dialektischen Theorie:

„… daß im Sommer die Westwindbewegung, die bei uns in den mittleren Breiten vorherrscht, sich verlangsamt, und zwar, weil de Arktis sich etwa drei mal so stark erwärmt hat wie der Rest des Globus. Und die Temperaturdifferenz, die die Westwinde antreibt, wird dadurch schwächer. Und das bedeutet, daß eben sowohl Hoch- wie auch Tiefdruckgebiete auch mal länger bei uns herumtrödeln können, gewissermaßen, die bleiben länger auf der Stelle stehen.“

Daß x sich schneller erwärme als der Rest der Welt, ist eine in den letzten zehn Jahren häufig gemachte Aussage, wobei x für nahezu jede Region stehen kann, was die Aussage als zurecht-erfunden kennzeichnet. Außerdem wurden schon die gewaltigen Schneeberge der Nordhalbkugel zwischen Dezember und Februar mit dem „geringeren Temperaturunterschied“ erklärt.

Nebenbei: Wirkliche extreme Wetterereignisse gibt es auf der Welt gerade in Brasilien. Da fällt die Arabica-Kaffee-Ernte teilweise aus – wegen Kälteeinbruch!

Noch ein Bonmot-Fundstück von Facebook:

zu heiß: Klimakrise

zu kalt: Klimakrise

zu trocken: Klimakrise

zu naß: Klimakrise

normal: Klimakrise




Klimaspaß mit EIKE: Maskenpflicht für Kühe – Wissen vor Acht

von AR Göhring

Die „Achse“ wies kürzlich darauf hin: Anja Reschke vom NDR bei „Wissen vor Acht“ berichtete von einer namenlosen Startup-Firma aus Großbritannien, die Methanmasken für Kühe konstruiert. Das seltsame Gerät zieht mit Solarventilatoren das Methangas aus dem Atem der Wiederkäuer und macht es irgendwie unschädlich, da Methan ein sehr starkes Klima-Treibhausgas sei. Zumindest theoretisch; denn methanophile Bakterien im Boden saugen das energiereiche Alkan gern aus der Luft auf und leben davon.

Die tolle Maske koste weniger als 50 Euro, brauche keine Wartung und halte Jahre. Die Kälbchen würden das Geschirr schnell akzeptieren.

Worum geht es wirklich? Die Startup-Firma bekommt mit den Schlagworten „Klima“ oder „Nachhaltigkeit“ Fördergelder nachgeschmissen. Und wenn die Förderzeit abgelaufen ist, wird die Firma wahrscheinlich wieder dichtgemacht. Die beteiligten Bauern bekommen wohl auch Geld, und machen halt so lange mit. Am Ende wurden 100.000e oder Millionen Steuergelder für nichts in den Sand gesetzt…

So weit nichts Neues, da die Sache ein alter Hut ist; denn wie unser Titel zeigt, wurden schon australische Schafe mit solch einer Maske beglückt. Aber warum zeigt Reschke es, und nennt den Namen der Firma nicht? Weil die Journalisten als wichtigste Vertreter elitärer Interessensgruppen fungieren. Und da die Aktion „Klima vor 8“ abgeblasen wurde, wird nun halt „Wissen vor 8“, vor der Tagesschau, umfunktioniert.




Können wir den Klima-Wissenschaftlern trauen?

Tom Chivers, Unheard, 26 July 2021
Die Reaktion auf das Buch von Steven Koonin zeigt, wie vergiftet diese Debatte inzwischen ist.

Das Problem beim Schreiben über Wissenschaft – egal welche – ist, dass Wissenschaftler Menschen sind wie wir anderen auch. Sie sind keine perfekten, körperlosen, wahrheitssuchenden Agenten, sondern gewöhnliche, fehlerhafte Menschen, die sich in sozialen, beruflichen und wirtschaftlichen Strukturen bewegen.

Vor allem sind Wissenschaftler, wie Menschen, sozial. Wenn sie in einem sozialen oder beruflichen Umfeld leben, das an X glaubt, ist es schwer zu sagen, dass sie nicht an X glauben; wenn sie sich dazu bekannt haben, an Y zu glauben, werden sie nicht dumm dastehen und zugeben wollen, dass sie nicht an Y glauben. Es kann sogar schwierig sein, Forschungsarbeiten zu finanzieren oder zu veröffentlichen, wenn sie nicht mit dem übereinstimmen, was die breitere Gruppe glaubt.

All dies macht es für einen Außenstehenden sehr schwer, wissenschaftliche Behauptungen zu beurteilen. Sie können zwar einen Experten fragen, aber dieser wird ein Experte des sozialen und beruflichen Milieus sein, mit dem Sie sich befassen, und er wird wahrscheinlich die Überzeugungen dieses sozialen und beruflichen Milieus teilen. All das macht es oft schwer, zu verstehen, warum Wissenschaftler das tun und sagen, was sie tun. Vor allem, wenn es um politisch aufgeladene wissenschaftliche Behauptungen geht, Behauptungen zu brisanten Themen wie Rasse, Geschlecht, Armut – und natürlich Klima.

Daran musste ich denken, als ich das neue Buch von Steven Koonin, Unsettled, las. Koonin ist (wie es prominent auf der Vorderseite des Buches heißt) der „ehemalige Unterstaatssekretär für Wissenschaft, US-Energieministerium, unter der Obama-Regierung“. Die Herausgeber sind offensichtlich sehr darauf bedacht, die Verbindung zu Obama zu betonen: „…unter der Trump-Administration“ hätte vielleicht nicht den gleichen Stellenwert gehabt.

Koonin wurde vor einigen Jahren bekannt, als er einen kontroversen Meinungsartikel für das Wall Street Journal mit der Überschrift „Climate science is not settled“ geschrieben hatte. Damit reagierte er auf die seiner Meinung nach weit verbreitete Meinung unter politischen Entscheidungsträgern und in der breiten Öffentlichkeit, dass die Klimawissenschaft in der Tat settled ist. Seine besondere Sorge galt der Tatsache, dass wir noch nicht genau vorhersagen können, wie sich das Klima in Zukunft verändern wird. Das Buch selbst kann man sich am besten als eine erweiterte Fassung dieses Meinungsbeitrags vorstellen, der um Grafiken ergänzt wurde.

Wir können seine These grob in drei Bereiche unterteilen. Erstens: Entgegen der „Mainstream-Darstellung in den Medien und bei den politischen Entscheidungsträgern“ ist es schwer, sicher zu sein, dass sich das Klima durch den menschlichen Einfluss in bedeutendem Maße verändert hat. Insbesondere sind Überschwemmungen, Regenfälle, Dürren, Stürme und Rekordtemperaturen nicht häufiger geworden, und obwohl sich das Klima eindeutig erwärmt und der Meeresspiegel gestiegen ist, ist es schwer, den menschlichen Einfluss von den natürlichen Schwankungen sicher zu trennen.

Zweitens seien die Klimamodelle höchst unsicher und hätten Mühe, die Vergangenheit erfolgreich zu beschreiben, ganz zu schweigen von der Zukunft, so dass wir uns nicht auf zuversichtliche Aussagen über die Zukunft des Klimas verlassen sollten. Und wenn wir die Vorhersagen des IPCC akzeptieren, dann sind sie nicht von einer unmittelbar bevorstehenden Katastrophe geprägt. Stattdessen deuten sie auf einen langsamen Wandel hin, an den sich die Menschheit leicht anpassen kann, und im Großen und Ganzen auf ein weiteres Gedeihen der Menschheit.

Und drittens, so Koonin weiter, können wir im Grunde sowieso nichts dagegen tun, zum Teil, weil Kohlendioxid so lange in der Atmosphäre verbleibt, vor allem aber, weil sich die Entwicklungsländer schnell entwickeln und dabei immer mehr Kohlenstoff verbrauchen, was eigentlich eine gute Sache ist.

Dies sind – so Koonin – im Großen und Ganzen nur die Aussagen der IPCC-Zustandsberichte und anderer wichtiger Klimaanalysen. Die öffentliche Diskussion, die seiner Meinung nach voller Untergangsstimmung, Apokalypse und ungerechtfertigter Gewissheit ist, hat sich vom aktuellen Stand der Wissenschaft abgekoppelt. Und er gibt den Wissenschaftlern – nebst den politischen Entscheidungsträgern, den Medien und der Öffentlichkeit – die Schuld an dieser Entkopplung.

[….]
Ich habe dieses Buch in der Überzeugung begonnen, dass der Klimawandel ein ernsthaftes Problem ist, und ich habe es nur etwas weniger zuversichtlich beendet; Koonin hat mich nicht überzeugt. Aber ich bin froh, dass „
Unsettled“, so fehlerhaft [?] es auch ist, geschrieben wurde. Wie ich eingangs sagte, ist die Wissenschaft in einem politisch aufgeladenen Umfeld sehr schwer zu beurteilen. Wissenschaftler sind genauso anfällig für Gruppendenken und motivierte Argumente wie alle anderen, und ich weiß sehr wohl, dass es einige gibt, die meinen, sie müssten heterodoxe Ansichten geheim halten. Die Rezensionen, die sich so wenig um eine inhaltliche Auseinandersetzung mit den Argumenten bemühen, geben mir nicht die Gewissheit, dass die Klimawissenschaft eine einzigartige Disziplin ist, die frei von Gruppendenken ist.

Eine Sache, die Koonin vorschlägt, ist das so genannte „Red Teaming“ von Klimawissenschaftlern: Wissenschaftler dazu zu bringen, als gegnerische Kritiker des bestehenden Konsenses aufzutreten, eine Methode, die unter anderem von Superforecastern angewandt wird, um ihre Genauigkeit zu verbessern, indem sie aktiv nach Fehlern in ihrer Argumentation suchen. Die Wissenschaft kann nur Fortschritte machen, wenn Annahmen überprüft werden. Rote Teams in Klimainstitutionen – egal welcher Art – scheinen eine gute Idee zu sein, und ich würde sie unterstützen.

Ob das möglich ist oder nicht, ist natürlich schwer zu sagen. Die Klimadebatte ist so stark aufgeladen, so grenzwertig vergiftet, dass es für jeden Klimawissenschaftler schwierig sein könnte, die Rolle des roten Teams zu übernehmen, ohne sich selbst das Leben schwer zu machen. Laut Koonin sagte ein hochrangiger Klimawissenschaftler zu ihm: „Ich stimme mit so ziemlich allem überein, was Sie geschrieben haben, aber ich traue mich nicht, das in der Öffentlichkeit zu sagen“. Der alte Spruch „In meinen E-Mails stimmen mir alle zu“ ist zwar nicht neu, aber es würde mich nicht überraschen, wenn ein bisschen Wahrheit darin steckt.

Aber wenn die katholische Kirche jemanden ertragen konnte, der für den Teufel eintritt, dann sollte die Klimawissenschaft auch jemanden ertragen können, der es für die Skeptiker tut. Und in der Zwischenzeit leistet dieses Buch eine akzeptable Arbeit.

Full book review
Übersetzt von Christian Freuer für das EIKE

Bemerkung: Obiger Link führt zum ganzen Beitrag, falls jemand die Übersetzung überprüfen will. Hier stehen lediglich Auszüge aus diesem Beitrag in einem Rundbrief der GWPF, so dass kein Link angegeben werden kann.




Energie-Ungleichgewicht der Erde

Willis Eschenbach

Wie ich sehe, gibt es einen neuen Beitrag auf WUWT, in dem behauptet wird, dass der böse Mensch für die Zunahme des Energieungleichgewichts auf der Erde verantwortlich ist, welches in der Studie als ∆EEI bezeichnet wird. (Das Delta „∆“ bedeutet „Veränderung in“.) Die in dem Beitrag diskutierte, diesem Phänomen zugrunde liegende Studie trägt den Titel [übersetzt] „Anthropogener Antrieb und Reaktion führen zu dem beobachteten positiven Trend im Energie-Ungleichgewicht der Erde“.

Worauf stützt sich diese Behauptung des anthropogenen Antriebs? Seltsamerweise ist es nicht die übliche Behauptung, dass dies darauf zurückzuführen ist, dass CO2 mehr langwellige Strahlung absorbiert. Stattdessen wird in der Pressemitteilung folgende Ursache behauptet:

…wir empfangen die gleiche Menge an Sonnenlicht, reflektieren aber weniger zurück, weil erhöhte Treibhausgase Veränderungen in der Wolkendecke, weniger Aerosole in der Luft, die das Sonnenlicht reflektieren – d.h. sauberere Luft über den USA und Europa – und einen Rückgang des Meereises verursachen.

Ich habe noch NIE die Behauptung gehört, dass erhöhte Treibhausgase „Wolkenveränderungen“ verursachen. Woher sollten sie das wissen?

Nun, auf dieselbe Art und Weise, wie sie in ihrer Studie behaupten, alles bzgl. ihrer Pseudo-Wahrsagerei zu wissen, außer dass sie Computermodelle statt Tiere verwenden. Sie untersuchen die Eingeweide von Klimamodellen und vergleichen sie mit den CERES- und anderen Satellitendatensätzen. Das beeindruckt mich nicht.

Wie dem auch sei, werfen wir einen genaueren Blick auf ihre Behauptungen. Es stimmt, dass der CERES-Satellitendatensatz tatsächlich ein zunehmendes Ungleichgewicht aufweist. Wir können damit beginnen, uns die relative Größe des Ungleichgewichts anzusehen. Abbildung 1 zeigt die tatsächliche Größe der Veränderungen der ein- und ausgehenden Energie, der beiden Energieströme, die verglichen werden, um die Veränderungen des Energieungleichgewichts der Erde (∆EEI) zu ermitteln.

Abbildung 1. Die Erde empfängt und strahlt im globalen Durchschnitt rund um die Uhr etwa 240 Watt pro Quadratmeter (W/m²) ab.

Wie Sie sehen können, ist die Veränderung recht gering. Sie beträgt weit weniger als ein Prozent der Flüsse selbst.

Ungenauigkeit

Kann der CERES-Datensatz angesichts der winzigen Größe des Ungleichgewichts im Vergleich zu den zugrunde liegenden Energieströmen überhaupt für diese Frage verwendet werden? Natürlich wurde diese Frage untersucht. Hier liest man dazu:

Die Anforderungen an die absolute Genauigkeit, die für die Quantifizierung des Energieungleichgewichts der Erde (EEI) erforderlich ist, sind jedoch entmutigend. Das EEI ist ein kleines Residuum der TOA-Flussbedingungen in der Größenordnung von 340 W/m². Die EEI liegt zwischen 0,5 und 1 W/m² (von Schuckmann et al. 2016), was etwa 0,15 % der gesamten ein- und ausgehenden Strahlung am TOA entspricht.

Angesichts der Tatsache, dass die absolute Unsicherheit der solaren Bestrahlungsstärke allein 0,13 W m-2 beträgt (Kopp und Lean 2011), erfordert die Beschränkung der EEI auf 50 % ihres Mittelwerts (~0,25 W/m²), dass die beobachtete gesamte ausgehende Strahlung mit 0,2 W/m² oder 0,06 % bekannt ist. Die tatsächliche Unsicherheit für CERES, die sich allein aus der Kalibrierung ergibt, beträgt 1 % SW- und 0,75 % LW-Strahlung [eine Standardabweichung (1σ)], was 2 W/m² oder 0,6 % der gesamten TOA-Ausgangsstrahlung entspricht. Hinzu kommen Unsicherheiten, die sich aus der Umrechnung von Strahldichte in Lichtstrom und der zeitlichen Interpolation ergeben.

Mit den jüngsten Verbesserungen der Instrumentenkalibrierung der CERES-Ausgabe 4 beträgt das Netto-Ungleichgewicht der CERES-Standarddatenprodukte etwa 4,3 W m-2 und ist damit viel größer als der erwartete EEI. Dieses Ungleichgewicht ist problematisch bei Anwendungen, die ERB-Daten für die Bewertung von Klimamodellen, Schätzungen des jährlichen globalen mittleren Energiehaushalts der Erde und Studien, die auf meridionale Wärmetransporte schließen lassen, verwenden.

Das ist also die Unsicherheit des Ungleichgewichts … ± 4,3 W/m². Das macht die Bestimmung des Energieungleichgewichts an der Oberseite der Atmosphäre (TOA) etwas problematisch, da es weniger als 1 W/m² beträgt …

Und dann ist da noch die Frage der Drift. Im Laufe der Zeit verschieben sich die Satelliten leicht in ihren Umlaufbahnen, die Instrumente altern, und die gemeldeten Werte driften mit der Zeit langsam ab. Die Autoren des Papiers beleuchten dies im Grunde nur auf folgende Weise:

Obwohl es eine ausgezeichnete Übereinstimmung zwischen den einzelnen Satelliten gibt, von denen CERES seine Daten ableitet, gibt es dennoch das Potenzial für systematische Fehler im Zusammenhang mit dem beobachteten Trend aufgrund der Instrumentendrift. Wir schätzen die CERES-Trends auf 0,20 W/m²/decade (unter der Annahme einer Normalverteilung), basierend auf den besten realistischen Einschätzungen der Beobachtungsunsicherheit (N. Loeb, CERES Science Project Lead, persönliche Mitteilung)

Nennen Sie mich skeptisch, aber ich finde das alles andere als befriedigend … mir scheint, dass der CERES-Datensatz überhaupt nicht geeignet ist, um Trends von weniger als einem halben W/m² pro Jahrzehnt in der Restdifferenz von zwei großen Werten zu diagnostizieren.

Daten

Lassen wir diese große Unsicherheit beiseite und schauen wir uns die beiden Datensätze an, aus denen die EEI besteht. Dabei handelt es sich um die ausgehende langwellige Strahlung an der Obergrenze der Atmosphäre (Top-of-Atmosphere, TOA) und die eingehende Sonnenstrahlung. Ich verwende oft die „Bruchpunktanalyse“ [breakpoint analysis], um zu untersuchen, was vor sich geht. Eine Beschreibung der von mir verwendeten Funktionen der Haltepunktanalyse ist hier zu finden. Abbildung 2 zeigt die Bruchpunktanalyse der abgehenden Langwelle.

Abbildung 2. Bruchpunktanalyse, langwellige Strahlung an der TOA. Die blauen Linien zeigen die individuellen Trends von Datenabschnitten, die gelbe Linie zeigt den Gesamttrend.

Dies ist interessant. Die ausgehende langwellige Strahlung ist im Wesentlichen gleichbleibend bis etwa 2015 (plus/minus etwa ein halbes Jahr), dann gibt es eine Verschiebung nach oben, verbunden mit einem schnell steigenden Trend.

Und warum? Ich kann nicht garantieren, dass es niemand weiß … aber das ist jedenfalls meine Vermutung. Wir können spekulieren, aber Ursache und Wirkung sind im Klimasystem wie Sand in den Händen …

Wie sieht es mit der Sonneneinstrahlung aus? Abbildung 3 zeigt das Ergebnis:

Abbildung 3. Breakpoint-Analyse, TOA solare (kurzwellige) Strahlung. Die blauen Linien zeigen die individuellen Trends von Datenabschnitten, die gelbe Linie zeigt den Gesamttrend.

Dieser ist etwas komplexer. Zunächst nahm die eingehende Sonnenstrahlung schnell zu. Dann flachte sie ab, gefolgt von einem sprunghaften Anstieg um 2015 (zur gleichen Zeit wie der Anstieg der langwelligen Strahlung).

Warum haben sowohl die solaren als auch die langwelligen Flüsse Anfang 2015 einen Wendepunkt? Es könnte mit dem großen El Nino/La Nina 2015-2016 zusammenhängen … oder auch nicht, wenn man bedenkt, dass es mehr Nino/Nina-Wechsel während des Aufzeichnungszeitraums gibt und dass der El Nino-Höhepunkt erst Ende 2015 liegt. Vielleicht liegt es an einer Änderung der Instrumentierung. Auch das ist eine sehr schwer zu beantwortende Frage.

Wir können uns das Energieungleichgewicht auch auf andere Weise ansehen. Erstens: Hier ist ein Diagramm, das sowohl die ein- als auch die ausgehende Energie zeigt, zusammen mit den LOWESS-Glättungen der beiden Datensätze:

Abbildung 4. Dieselben Datensätze wie in Abbildung 1, aber in einem anderen Maßstab, einschließlich LOWESS-Glättungen beider Datensätze.

Dies ist merkwürdig. Manchmal bewegen sich die ein- und ausgehenden Strahlungsflüsse in Harmonie, und manchmal bewegen sie sich gegenläufig. Insbesondere bewegen sie sich nach den Wendepunkten im Jahr 2015 in Harmonie. Zumindest können wir sagen, dass wir es in beiden Fällen mit komplexen Prozessen zu tun haben …

Zum Schluss noch der Unterschied zwischen den LOWESS-Glättungen, die die tatsächlichen Änderungen des TOA-Energieungleichgewichts der Erde (∆EEI) wiedergeben. Abbildung 5 zeigt diese Änderungen:

Abbildung 5. Das Energieungleichgewicht der Erde, März 2000 – Februar 2021

Dies ist höchst interessant. Das Ungleichgewicht beginnt bei etwa 0,4 W/m². Kurz darauf sinkt es auf die Hälfte dieses Wertes. Dann geht es hoch, runter und wieder hoch auf 1,2 W/² … bevor es schnell wieder auf 0,2 W/m² zurückfällt. Dann springt er wieder auf 1,2 W/m2, wandert ein wenig umher, steigt auf einen Spitzenwert von 1,4 W/m² … und fällt dann wieder auf etwa 0,4 W/m² zurück. Sie endet also ungefähr dort, wo sie begonnen hat.

Es tut mir leid, aber wer behauptet, in Abbildung 5 einen „menschlichen Fingerabdruck“ zu sehen, hat seltsame Finger.

Schließen möchte ich mit einer Karte, welche die Komplexität des gesamten Energie-Ungleichgewichts zeigt:

Abbildung 6. Energieungleichgewicht an der Spitze der Atmosphäre, auf der Basis von 1° Breitengrad mal 1° Längengrad.

Einige Dinge sind zu beachten. Die beteiligten Zahlen sind sehr groß. In den Tropen gelangt viel mehr Sonnenenergie in das System als langwellige Energie das System verlässt. Das Gegenteil ist in der Nähe der Pole der Fall, wo viel weniger Sonnenenergie in das System eintritt als langwellige Energie das System verlässt. Dies ist ein Hinweis auf die „Advektion“, die riesige, ständig stattfindende horizontale Bewegung von fühlbarer und latenter Wärme aus den Tropen zu den Polen. Außerdem empfängt der Ozean im Allgemeinen mehr Sonnenenergie, als er an langwelliger Energie verliert, und das Gegenteil gilt für das Land. Dieser Unterschied ist z. B. im Mittelmeerraum sichtbar.

Ich halte es für höchst unwahrscheinlich, dass unsere Instrumente die Gesamtsumme auf ein Zehntel Watt pro Quadratmeter genau bestimmen können … ja, das ist die Antwort, die wir erhalten, aber der kleinste Fehler, die kleinste Abweichung im System, die kleinste Verschiebung der Null-Linie des Ungleichgewichts, und wir würden um viel mehr als das Ungleichgewicht selbst daneben liegen, ganz zu schweigen von der noch kleineren Veränderung des Ungleichgewichts.

Link: https://wattsupwiththat.com/2021/07/29/earths-energy-imbalance/

Übersetzt von Christian Freuer für das EIKE