Die Erniedrigung der Wissenschaft durch „gesalbte“ Experten

David W. Kreutzer, Washington Times

  • Prominente Wissenschaftler verdienen es, dass ihren Aussagen Aufmerksamkeit geschenkt wird, aber Prominenz ist nicht gleichbedeutend mit Korrektheit
  • Die Wissenschaft kann dich täuschen, ebenso wie die gesalbten Wissenschaftsexperten.

Letztes Jahr verspotteten die Main-Medien jeden, der den Verdacht äußerte, dass die COVID-19-Pandemie mit einem Leck aus dem Wuhan Institute of Virology (WIV) begann. „Forscher“ zeigten, dass die Konstruktion des Virus es ausschließt, dass es vom Menschen gemacht wurde“, so der damalige Tenor und natürlich wie immer: „… Fledermäuse sind ein Zwischenwirt..“.

Die New York Times und auch viele Medien in Deutschland brachten Artikel, die die Theorie eines Laborlecks ablehnten – Keiner der Autoren schien eine spezielle Ausbildung oder einen fachlichen Schwerpunkt auf Epidemiologie oder Virologie zu haben, die die Gewissheit rechtfertigen würde, mit der sie die WIV als Quelle des Virus abtun. Stattdessen kam die Gewissheit der Journalisten von der Autorität anderer. Im Februar 2020 veröffentlichte beispielsweise die britische medizinische Fachzeitschrift The Lancet einen von 27 Wissenschaftlern unterzeichneten Brief, in dem bekräftigt wurde, dass Forschungsstudien „überwältigend zu dem Schluss kommen, dass dieses Coronavirus von Wildtieren stammt“.

Die Diskussion war dann für ein Jahr beendet, doch nun ist sie wieder da. Ein Leitartikel von Nicholas Wade im Bulletin of the Atomic Scientists hat die Diskussion über den Ursprung im Labor neu gestartet und in die Kategorie „es ist schwer, dies anders zu erklären“ verschoben.

Die einst abweisende Presse rudert mit Warp-Geschwindigkeit zurück. Zum Beispiel korrigierte die Washington Post ihren eigenen Artikel über Tom Cotton und veröffentlichte neue Artikel mit einer Nachricht ‚wir wissen es wir nicht wirklich‘. Facebook hat nun aufgehört, Seiten, die die Vorstellung eines gentechnisch veränderten COVID-19-Virus aufgreifen zu löschen.

Der Schaden für die Glaubwürdigkeit der Wissenschaft kann vielleicht auch sein guten Seiten haben, die Menschen glauben nicht mehr kritiklos alles, was ihnen vorgesetzt wird. Wissenschaftler, ihre Theorien, ihre Modelle und ihre Schlussfolgerungen sollten nicht mehr Glaubwürdigkeit haben, als sie verdienen.

Besorgniserregender ist die Abwertung der Wissenschaft durch die verdrehten Anreize von Politik, Finanzierung und Tribalismus, die einfache Annahme des Eigeninteresses in der politischen Welt genügt, um vieles zu erklären. Warnungen gab es bereits zu allen Zeiten, auch Präsident Eisenhower sagte in seiner Abschiedsrede über Wissenschaft und Forschung: „Die Aussicht auf die Beherrschung der nationalen Gelehrten durch Bundesbedienstete, Projektzuweisungen und die Macht des Geldes ist allgegenwärtig – und ist ernst zu nehmen.“

Öffentliche Gelder und seine ernst zu nehmende Macht stehen im Mittelpunkt der WIV COVID-19-Geschichte. Dieser Lancet-Brief vom Februar 2020 wurde von der EcoHealth Alliance verfasst und verbreitet. Gefördert vom Nationalen Institut für Allergien und Infektionskrankheiten von Dr. Fauci, [dem amerikanischen ‚Drosten‘] finanzierte die Allianz tatsächlich die Erforschung von gain-of-function zu Coronaviren am WIV. Fünf der Unterzeichner des Briefes sind mit der Allianz verbunden.

[Gain-of-Function-Forschung bezieht sich auf die serielle Passage von Mikroorganismen, um deren Übertragbarkeit, Virulenz, Immunogenität und Wirtstropismus durch Anwendung von selektivem Druck auf eine Kultur zu erhöhen. …. Die hohe Replikations- und Mutationsrate von Viren führt häufig zu Fluchtmutanten, Linien, die Veränderungen in ihrem Genom erworben haben, die die Affinität natürlicher oder durch Impfstoffe induzierter Antikörper gegen das Virus verringern oder eliminieren, während das Überleben nicht merklich verringert wird. Die meisten Mutationen, die ein Virus erwerben kann, sind für die Virusfunktion schädlich, obwohl in einigen Fällen Mutationen sowohl die Virulenz erhöhen als auch eine bessere Immunabwehr ermöglichen können.]

Warum wird das nicht allgemein diskutiert? Weil die COVID-Ursprungsgeschichte sich Anfang 2020 bereits vollständig politisiert hatte. Dies und die verflochtene Finanzierung und Forschung machten die Labor-Ursprungsgeschichte zu professionellem Kryptonit [hier ~Schwachstelle]

Nicholas Wade formuliert das Problem so: „Staatliche Forschungsgelder werden auf Anraten von wissenschaftlichen Expertengremien aus Universitäten verteilt. Jeder, der mit heiklen politischen Themen gegen die erwarteten Ergebnisse schreibt, läuft Gefahr, dass sein Stipendium nicht verlängert wird und seine Forschungskarriere beendet ist.“

Die Dominanz der staatlichen Förderung durch eine Inzuchtgruppe von Forschern, Stiftungen und Bürokraten ist nicht nur der Virusforschung vorbehalten. Für Klimaskeptiker ist das eine alte Geschichte.

Es sind bereits Milliarden Steuergelder für die Forschung an Corona und Hunderte von Milliarden mehr für die Klimapolitik ausgegeben. Das ist eine große Summe, über deren Sinn die Politik und ihre Begünstigten nicht gerne sprechen. Ein Beispiel sind die externen wissenschaftlichen Berater der amerikanischen Umweltbehörde EPA. Der Sinn dieser Berater besteht darin, unvoreingenommenes Feedback zu den wissenschaftlichen Erkenntnissen der EPA zu geben. In einem klaren Kompromiss der Unabhängigkeit erhielten diese externen Berater für die drei Jahre vor Donald Trumps Amtsantritt 77 Millionen Dollar an direkten Zuschüssen von der EPA.

Die Trump-Administration hatte eine Regel eingeführt, die es Empfängern von EPA-Zuschüssen untersagt, Mitglieder dieser Gruppen zu sein. Eine der ersten Maßnahmen von Biden für die EPA bestand darin, diese Regel aufzuheben und in einer völlig beispiellosen Aktion alle vorherigen Mitglieder zu entlassen. So soll es wohl bleiben.

Das Risiko für Reputation und Karriere, für den der aus der Reihe tanzt, ist offensichtlich. Ein bemerkenswertes jüngstes Beispiel für die auf Skeptiker gerichtete Degradierung ist das von Steve Koonin. Der Chief Science Officer des Obama Department of Energy, Herr Koonin, hat einen Ph.D. in Physik. vom MIT und war Professor und Propst am Cal Tech. Er war ein Liberaler von gutem Ansehen, bis er ein Buch schrieb, das die Vorstellung in Frage stellte, dass wir einer bevorstehenden Klimakatastrophe gegenüberstehen. Das war zu viel. So kamen die Dolche in einer bizarren Kritik – einer Buchbesprechung – die im Scientific American veröffentlicht wurde.

Die politische Kontrolle der Finanzierung, die koordinierten persönlichen Angriffe (fragen Sie Roger Pielke Jr.), der Spott über abweichende Forschungen und Meinungen verwandelt sich in einen Konsens, angeblich wäre das wissenschaftlich. Die Medien und die Öffentlichkeit kaufen es ab. Vielleicht wird der Klimawandel den zukünftigen Generationen größere Kosten auferlegen, als die Leute denken.

Gibt es noch Hoffnung, dass die Klimapolitik nicht von kumpelhaften Sonderinteressen gekapert bleibt? Vielleicht stellt sich heraus, dass SARS-CoV-2 total zoonotisch war [Zwischen Tier und Mensch übertragbar] und nichts mit dem WIV zu tun hatte. Aber vielleicht auch nicht.

Jeder trifft Entscheidungen mit weniger als perfekten Informationen. Außerdem können Menschen nicht in allem Spezialisten sein. Angesichts der jüngsten Enthüllungen zu COVID-19 (wenn nicht neuere Bücher von Herrn Koonin und Umweltschützern wie Michael Shellenberger und Patrick Moore zum Thema Klima) wäre es ein guter Zeitpunkt, die offiziellen wissenschaftlichen (und wissenschaftspolitischen) Diskussionen aus Sicherheitsgründen zu eliminieren. Es wäre zu wünschen, in Nachrichtendiensten Phrasen wie „Wissenschaftler sagen“ und „wissenschaftlicher Konsens“ und „gemäß Wissenschaft“ zu eliminieren.

Zweifellos haben sich viele prominente Wissenschaftler ihren Ruf ehrenhaft verdient und verdienen es, ihren wissenschaftlichen Aussagen Gewicht zu verleihen, aber Prominenz ist nicht dasselbe wie Allwissenheit oder Unfehlbarkeit. Ob ehrenhaft oder nicht, Wissenschaftler unterliegen denselben Eigeninteressen wie andere Menschen. Es würde helfen, wenn Reporter diese einfache Wahrheit erkennen würden.

Den ausführlichen Artikel von David Kreutzer finden sie unter [einer pro Tag kostenfrei zu lesen]

https://www.washingtontimes.com/news/2021/jun/14/the-degradation-of-science-by-the-anointed-experts/

  • David Kreutzer, leitender Ökonom am Institut für Energieforschung, lehrte 23 Jahre lang Wirtschaftswissenschaften an der James Madison University und davor drei Jahre an der Ohio University.

 

Übersetzt und zusammengestellt durch Andreas Demmig




ARD und ZDF verbreiten Falschinformationen über Madagaskar-Dürren

von Prof. Dr. Horst-Joachim Lüdecke

Hier und hier die Links zu den betreffenden Sendungen von ARD und ZDF. Obwohl man bereits ausreichend viele sachliche Falschmeldungen von diesen Leuchttürmen staatlicher Medien-Propaganda gewohnt ist, sah ich mich – weil persönlich betroffen – veranlasst, einmal genauer nachzusehen, was denn nun an der Meldung dran sei.

Erst vor kurzem erschien nämlich im renommierten Journal of Hydrology: Regional Studies als open Version des Elsevier-Verlags unsere Fachstudie „H.-J. Lüdecke, G. Müller-Plath, M.G. Wallace und S. Lüning: Decadal and multidecadal natural variability of African rainfall (hier). Sie hatte zum Ziel, die Einflüsse der Sonne und Ozeanzyklen auf die Regenereignisse der afrikanischen Länder zu analysieren. Gemäß Elsevier-Webseite des „Journal of Hydrology: Regional Studies“ steht sie aktuell sogar auf dem fünften Platz der am häufigsten heruntergeladenen Artikeln dieser Fachzeitschrift.

Da unsere Arbeit alle Länder Afrikas behandelt, ist Madagaskar mit dabei. Hier nun die Jahresregenmengen dieser großen Insel ab 1901 bis zum Jahre 2017 (Quelle der Regendaten: CRU):

Bild 1: Jahresregen von Madagaskar ab 1901 bis 2017. Die Dürrejahre sind klar erkennbar, wobei nur das Jahr 1909 überhaupt die Bezeichnung „Extremdürre“ verdient. Alle anderen Dürrejahre liegen am unteren Ende der natürlichen Wetter-Variabilität, die unabdingbar immer auch Dürren aufweist. Die Jahre mit Regenmengen unter 1281,12 mm Jahresniederschlag sind: 1909, 1910, 1911, 1912, 1930, 1942, 1943, 1955, 1957, 1960, 1962, 1990, 2016.

Um zur Meldung von ARD/ZDF zurück zu kommen, ist festzustellen:

Ein maßgebender Trend zu mehr oder stärkeren Dürren über die letzten 100 Jahre ist nicht auffindbar! Insbesondere sind in den letzten 50 Jahren Dürren sogar seltener geworden, vergleicht man diese Zeitspanne mit den Dürrehäufungen um die 1960.

Uns ist unbekannt, woher ARD und ZDF die Falschinformation über Madagaskar-Dürren bezogen haben, für eigene Recherchen fehlten offenbar Personal und Mittel. Da wir insbesondere Afrika als einen der interessantesten Erdteile für unsere Klima-Forschung ansahen, leiteten wir unsere Veröffentlichung an die entsprechenden deutschen Medien zur Kenntnisnahme weiter. Reaktion bzw. Interesse waren freilich gleich Null, statt dessen bevorzugte man bei ARD/ZDF fragwürdige Falschmeldungen.

Ob die im Gefängnis sitzenden Verweigerer des Bezahlens von Rundfunkbeiträgen dort zu Recht sitzen (hier) liegt in der Verantwortung der Rundfukanstalten als Gläubiger (hier, hier). Ob es aber auch einmal jemanden in den Sinn kommt, umgekehrt die Verantwortlichen von ARD und ZDF wegen leichtfertiger Falschinformationen zur Rechenschaft zu ziehen, wird wohl leider ein Wunschtraum bleiben. Denn es gilt immer noch: Wo kein Kläger, da kein Richter.“




Umweltpolitik: Jetzt bestimmen Richter die Klimapolitik

von Alex Reichmuth, Nebelspalter

Klimaaktivisten und Umweltschützer verlagern ihren Kampf für schärfere Massnahme gegen die Erderwärmung in die Gerichtssäle. Das ist problematisch, denn dadurch geht die demokratische Kontrolle in der Klimapolitik verloren.

Das Nein des Schweizer Stimmvolks zum CO2-Gesetz hat weit über die Landesgrenzen hinaus Schlagzeilen gemacht. Zum ersten Mal ist die Bevölkerung eines Staates zu Massnahmen befragt worden, um das Klimaabkommen von Paris umzusetzen. Die Absage der Schweizerinnen und Schweizer zu neuen Abgaben, zusätzlichen Vorschriften und milliardenschwerer Umverteilung ist ein Signal, dass die Bevölkerung einer forcierten Klimapolitik zumindest skeptisch gegenüber steht.

Vor dem Gerichtshof für Menschenrechte

Möglicherweise müssen der Bundesrat und das Parlament aber doch bald mehr Klimaschutz durchsetzen, trotz des Verdikts des Volks. Denn vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) in Strassburg ist eine Klage der «Klimaseniorinnen» gegen die Schweiz hängig.

Es handelt sich um eine Gruppe von 1800 älteren Schweizer Frauen, die von ihrem Land eine strengere Klimapolitik verlangen. Sie argumentieren, dass mit dem Klimawandel höhere Temperaturen zu erwarten seien und sie als ältere Personen davon gesundheitlich besonders stark betroffen seien. Darum seien sie zu Klagen gegen eine angeblich zu lasche Klimapolitik der Schweiz berechtigt.

Klimaseniorinnen können sich Chancen ausrechnen

Im Mai letzten Jahres waren die Klimaseniorinnen vor dem Bundesgericht abgeblitzt. Doch jetzt, vor dem EGMR, können sie sich Chancen ausrechnen. Denn der Gerichtshof hat im März das Bundesamt für Justiz verpflichtet, zur Beschwerde der Klimaseniorinnen Stellung zu nehmen. Das bedeutet, dass der EGMR diese Beschwerde trotz abenteuerlicher Argumentation als begründet erachtet. Der Fall sei «von so grundsätzlicher Bedeutung für die Auslegung und Anwendung der Menschenrechtskonvention, dass der Menschenrechtsgerichtshof sehr wohl auf diesen Fall eintreten könnte«», sagte Rainer Schweizer, Staatsrechtler an der Universität St. Gallen, schon im letzten Oktober.

Das Bundesverfassungsgericht kam zum Schluss, dass das deutsche Klimaschutzgesetz nicht genüge, um die Grundrechte künftiger Generationen zu sichern.

Im April hat sich in Deutschland gezeigt, dass Klimaaktivisten Erfolg haben können, eine schärfere Klimapolitik auf dem Gerichtsweg durchzusetzen. Das Bundesverfassungsgericht kam zum Schluss, dass das deutsche Klimaschutzgesetz nicht genüge, um die Grundrechte künftiger Generationen zu sichern.

«Grundstein für weitere Klagen»

«Die Vorschriften verschieben hohe Emissionsminderungslasten unumkehrbar auf Zeiträume nach 2030», erklärten die Richter. Eine Begrenzung des Temperaturanstiegs auf deutlich unter zwei Grad, wie im Pariser Klimaabkommen vorgesehen, sei nur mit dringenderen und kurzfristigeren Massnahmen zu erreichen.

Die deutsche Regierung ging eiligst daran, das Urteil umzusetzen, und verschärfte schon wenige Tage danach die Klimaziele deutlich.

Geklagt hatten mehrere Umweltverbände und die Jugendbewegung «Fridays for Future». «Im Idealfall ist diese Klage jetzt ein Grundstein für weitere Klagen, auch aus dem Ausland», triumphierte die deutsche Klimaaktivistin Luisa Neubauer auf Instagram.

Die deutsche Regierung ging eiligst daran, das Urteil umzusetzen, und verschärfte schon wenige Tage danach die Klimaziele deutlich: Bis 2030 soll Deutschland den CO2-Ausstoss um 65 statt 55 Prozent reduzieren, und die Klimaneutralität soll schon 2045 statt 2050 erreicht werden.

Wegweisendes Urteil in den USA

Allgemein verlagern Klimaaktivisten und Umweltschützer ihren Kampf für mehr Massnahmen gegen die Erderwärmung zunehmend in die Gerichtssäle. Sie führen dort meist ihre persönlichen Rechte an, die durch einen zu schwachen Klimaschutz verletzt seien. Immer häufiger kommen die Aktivisten damit bei den zuständigen Richtern durch.

In Europa bildete die Klage der Umweltbewegung Urgenda in den Niederlanden den Startschuss der Auseinandersetzungen vor Gericht.

Der Urknall der erfolgreichen Klimaklagen war vor 13 Jahren in den USA, als der Oberste Gerichtshof die Umweltbehörde EPA verpflichtete, den Ausstoss von Treibhausgasen zu regulieren. In Europa bildete die Klage der Umweltbewegung Urgenda in den Niederlanden den Startschuss der Auseinandersetzungen vor Gericht. In diesem Prozess verpflichteten Richter in Den Haag 2019 den niederländischen Staat, die Treibhausgase stärker einzuschränken. Die Folgen des Urteils waren unter anderem ein Tempolimit von 100 Kilometern pro Stunde auf Autobahnen sowie ein beschleunigter Kohleausstieg.

Weltweit gibt es mittlerweile rund 1600 Klagen vor Gericht für mehr Klimaschutz. Dabei geht es nicht nur gegen staatliche Behörden, sondern immer häufiger auch gegen Unternehmen. Das bisher spektakulärste Urteil gegen einen Konzern wurde im Mai wiederum in den Niederlanden gegen Shell gesprochen.

Potentiell jedes Industrieunternehmen betroffen

Ein Gericht verpflichtete den Ölkonzern, seine Treibhausgasemissionen bis 2030 um 45 Prozent gegenüber 2019 zu senken. Geklagt hatten Umweltorganisationen und über 17’000 Bürgerinnen und Bürger. Shell kündigte nach dem Urteil an, in Berufung zu gehen.

Die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg nannte das Urteil gegen Shell auf Twitter einen «sehr interessanten Start, der einen grossen Schneeball-Effekt haben könnte». Gemäss der deutschen «Welt» droht das «Schicksal, Adressat einer Klimaklage zu werden», nun praktisch jedem Industrieunternehmen. «Selbst Vorzeigebetriebe mit einer ausgefeilten Öko-Strategie wie etwa VW können sich nicht mehr sicher wähnen.»

«Ablehnung der Demokratie»

Die zunehmende Zahl an Klimaurteilen führt dazu, dass der Einfluss der Politik zurückgedängt wird. Nicht mehr Regierungen oder (wie in der Schweiz) das Volk entscheiden, wieviel Klimaschutz der Staat oder die Industrie zu befolgen hat, sondern Richter.

«Wenn Unzufriedene den Gang an Gerichte unternehmen und auf grundsätzliche Schutzpflichten verweisen», schrieb die Philosophin Katja Gentinetta in der «NZZ am Sonntag», «dann ist dies der Versuch, den politischen Prozess der Auseinandersetzung des Abwägens zu umgehen». Das sei «nicht nur eine Schwächung der Politik, sondern letztlich die Ablehnung der Demokratie».

Klimakläger werden immer professioneller

Doch weltweit reichen Umweltaktivisten immer neue Klimaklagen ein. Wie die «Welt» berichtete, hat sich in Deutschland eine Aktivistenvereinigung namens «Green Legal Impact» gebildet. Diese versteht sich als «junger Akteur, der sich für die Nutzung des Rechts als strategisches Instrument für den Umweltschutz und für einen breiten Zugang zu Gerichten engagiert». Es gehe um die «systematische Koordination» von «strategischen Klagen auf internationaler, nationaler und lokaler Ebene». Die neue Organisation bietet Weiterbildungen zu strategischen Klagen für den Umweltschutz an. Sie wirbt gezielt junge Anwälte, Verbandsvertreter und Studenten mit prozessualen Vorerfahrungen an.

Die Klimakläger werden also immer professioneller darin, Gerichte für ihre Zwecke einzuspannen.

Der Beitrag erschien zuerst beim Nebelspalter hier




Nachhilfe für Al Gore

von Hans Hofmann-Reinecke

Wenn nach der kommenden Wahl die Pandemie in den Hintergrund tritt und das Klima von Neuem eingesetzt wird, um die Bevölkerung in Furcht und Gehorsam zu halten, dann werden Sie sich vielleicht fragen, wieso man sich über ein paar zehntel Grade Celsius im Jahr 2050 schlaflose Nächte machen soll, wenn man nicht einmal weiß, ob es in zwei Wochen regnet oder die Sonne scheint.

Dazu möchte ich Ihnen ein paar logische Ankerpunkte anbieten, die helfen können, bei dem zu erwartenden Ansturm auf die verbliebene Restvernunft Deutschlands nicht den Halt zu verlieren.

Münzen und Wetter

Zunächst: Klima ist eine Mittelung der beobachteten Wetterdaten über einen Zeitraum von mindestens dreißig Jahren, das sind elftausend Tage. Die Aussage, dass Berlin wärmeres Klima hat als München wäre solch eine statistisch gemittelte Aussage. Die ist auch an dem Tag gültig, an dem München Biergartenwetter hat und die Berliner frieren wie die Schneider. Und auch ein besonders heißer Monat Juni ist kein Beweis für Global Warming, schließlich macht auch eine Schwalbe noch keinen Sommer.

Über Mittelwerte kann man durchaus vernünftige Prognosen machen, auch wenn das für den Einzelfall unmöglich ist. Es ist wie mit dem Wurf eine Münze. Kommt Kopf oder Zahl? Wir wissen es nicht. Dafür wissen wir aber, dass 10.000 Würfe ungefähr 5000 mal je Kopf und Zahl ergeben. Was heißt ungefähr? Es heißt „meistens“ werden es zwischen 4950 und 5050 sein.

Nun ist der Wurf einer Münze keine geheimnisvolle Sache; alles gehorcht den Gesetzen der Mechanik. Dennoch bestimmen kleinste Veränderungen den Ausgang. Ein winziges Zucken mit dem Zeigefinger, eine Unebenheit auf der Tischlatte, ein Luftzug haben entscheidenden Einfluss. Eine winziger Auslöser kann das Ergebnis total ändern. Es ist also kein „linearer“ Vorgang, bei dem kleine Ursachen nur kleine Wirkungen haben können, sondern ein nicht-linearer, bei dem kleinste Ursachen durchaus auch große Wirkung haben.

Und so ist das auch mit dem Wetter. Kleinste Einflüsse können das Wetter dramatisch beeinflussen. Der Meteorologe Edward Lorenz taufte dieser Beobachtung „Butterfly Effect“. Damit wollte er zum Ausdruck bringen, dass der Flügelschlag eines Schmetterlings letztlich einen ausgewachsenen Wirbelsturm auslösen kann.

Auch wenn das Einzelereignis also chaotisch und damit unvorhersehbar sein mag, so kann eine Aussage, die über viele solche Ereignisse gemittelt wird, durchaus sinnvoll sein – muss sie aber nicht.

Klimawandel beim Münzwurf

Stellen Sie sich vor, Sie werfen die Münze 10.000 mal und es sieht so aus, als käme „Kopf“ häufiger als „Zahl“. Das eine Mal bekommen Sie 5100 Köpfe, das nächste Mal sogar 5150. Ist das noch im Rahmen der statistischen Schwankungen oder nicht? Dazu gibt es mathematische Kriterien, die uns verraten, mit welcher Wahrscheinlichkeit wir es hier mit einer „signifikanten“ Abweichung zu tun haben, mit einer systematischen Veränderung also, der die zufälligen, statistischen Schwankungen überlagert sind.

Das „Münz-Klima“, gekennzeichnet durch die 50/50 Häufigkeit von Kopf und Zahl, könnte sich also verändert haben. Um der Sache auf den Grund zu gehen muss die gesamte Mechanik des Vorgangs im Detail analysiert werden, um die verschiedenen Einflussfaktoren zu identifizieren.

Die Regierung erfährt von den Ungereimtheit mit den Münzen des Landes und setzt eine Untersuchungskommission aus diversen Experten ein, das „Münzteam“. Unter anderem vermutet man, dass die Münzen sich im Laufe der Zeit ein ganz kleines Bisschen verbiegen und dann lieber auf den Rücken als auf den Bauch fallen, wobei „Kopf“ etwas häufiger sichtbar wird. Die Verbiegung der Münze ist zwar nicht zweifelsfrei nachzuweisen, wird aber trotzdem als Ursache des Problems verfolgt, insbesondere durch einen Mann im Team, der eine eigene Prägeanstalt betreibt und bei der Ausgabe neuer Münzen wohl einen interessanten Auftrag bekäme.

Womit wir beim „echten“ Klimawandel angelangt wären.

Ein hundertstel Grad pro Jahr

Der kritische Klima-Parameter ist hier – analog zum 50/50 Verhältnis von Kopf zu Zahl – die mittlere Erdtemperatur, bzw. ihre Abweichung von dem Vergleichswert 14°C. Der Mittelwert über die 30 Jahre von 1961-1990 lag ca. 0,1°C über diesem Wert, der von 1991-2020 hingegen 0,4°C darüber. Der dreißigjährige Mittelwert ist in 30 Jahren also um 0,3°C angestiegen. Das entspricht 0,01°C pro Jahr (Ich kenne Leute, die schwören, dass sie diese Erwärmung ganz deutlich spüren).

Die Mittlere Erdtemperatur wird natürlich durch sehr viele Faktoren beeinflusst, mit Sicherheit durch die Aktivität der Sonne, die Verteilung von Wasserdampf und Wolken in der Atmosphäre und die Reflexion der Sonnenstrahlung durch die Erdoberfläche (genannt „Albedo“). Es ist nicht ausgeschlossen, dass auch die Zunahme von CO2 in der Atmosphäre von rund 350 auf 400 Millionstel Teile einen Einfluss hat.

Diesen, zum Teil durch den Menschen verursachten Zuwachs von CO2 hat das „Münzteam“ des Weltklimas nun per Konsens zum alleinigen Auslöser für die erwähnte Erwärmung auserkoren. Was bei der Münze der Bauch, das ist beim Klima das CO2. Es gibt Argumente, warum diese Einstellung falsch ist:
1. Modellrechnungen mit immer größeren Computern ergeben Prognosen, die sich ein ums andere Mal als falsch erweisen;
2. Schon vor 200 Jahren wurde eine ähnliche Erwärmung beobachtet, die unter anderem zu einem dramatischen Rückgang des arktischen Eises geführt hatte. Damals war sicherlich kein CO2 aus Industrie und Verkehr schuld daran.
3. Die Klimaforscher suchen nicht unvoreingenommen nach Ursachen. Sie gehen davon aus, dass ihre CO2 These stimmt und desavouieren Wissenschaftler, die ihnen widersprechen („Klimaleugner“ = „Holocaustleugner“ = „Nazi“).

Soweit eine Skizze zu den Themen Wetter, Klima und Klimawandel, bei dem es übrigens um Aufträge in größerem Umfang geht, als beim Prägen neuer Münzen.

Der Wetterbericht

Als aufmerksamer Leser müssten Sie jetzt protestieren. Einerseits behaupte ich, das Wetter sei unvorhersehbar; andererseits beweist der Wetterbericht täglich genau das Gegenteil. Temperatur, Winde und Niederschläge werden für eine ganze Woche recht präzise vorhergesagt. Wie passt das zusammen?

Das ist so: der Wetterbericht prognostiziert nur die für uns sichtbaren und fühlbaren Phänomene der letzten Phase einer meteorologischen Entwicklung. Diese verläuft nach Regeln, die „linear“ genug sind, um eine mathematische Beschreibung zuzulassen und Prognosen anzustellen. Das ist so, als würde man die Münze bei ihrem Fall beobachten; wenn sie dann noch zwei Zentimeter über der Tischplatte ist kann man auch vorhersehen, ob Kopf oder Zahl kommen wird.

Beim Wetter funktioniert das so: Wir leben auf dem Grunde eines Ozeans aus Luft. Die Atmosphäre über uns übt einen Druck von etwa 1 Bar auf uns aus, genauer gesagt 1013 Millibar – im Durchschnitt. Dieser Druck wirkt aus allen Richtungen auf unseren Körper, nicht nur von oben, deshalb wirft er uns nicht zu Boden. Da geht es uns genauso wie Seegurke und Hummer, die auch nicht vom Druck des Wassers auf dem Meeresboden platt gedrückt werden.

Die 1013 mbar sind aber nicht garantiert; es kann Regionen mit höherem und – insbesondere – mit niedrigerem Druck geben. In solch eine Gegend versuchen nun die umgebenden Luftmassen höheren Drucks einzudringen. Sie machen sich auf die Reise Richtung Zentrum des Tiefdruckgebietes, werden auf ihrem Weg aber von einer geheimnisvollen Kraft unerbittlich nach rechts abgedrängt. Aus welcher Richtung sie auch kommen, sie schießen rechts am Ziel vorbei, vereinen sich dann aber zu einem Strudel, der um das Zentrum des Tiefdruckgebietes kreist, und zwar gegen den Sinn des Uhrzeigers.

Physik im Spülbecken

Das Schauspiel kennen Sie ja vom Wasser in einem Spülbecken, das nicht einfach geradewegs im Ablauf verschwindet, sondern vorher noch etliche Runden dreht. In der Atmosphäre ist es die so genannte „Corioliskraft“, welche auf die strömenden Luftmassen einwirkt und sie nach rechts ablenkt. Diese Kraft entsteht durch die Erddrehung und sie tritt auf, wenn zwischen der Richtung der strömenden Luftmasse – auch Windrichtung genannt – und der Richtung der Erdachse ein Winkel besteht. Und diese Kraft wirkt dann senkrecht zur Ebene, die durch besagten Winkel aufgespannt wird.

Das Tiefdruckgebiet zieht also Luftmassen aus allen Richtungen zu sich heran, so wie eine attraktive Blondine die Jungs aus allen benachbarten Ländern anlockt. Nichts liegt also näher, als dem Tiefdruckgebiet einen Frauennamen zu geben – Marilyn oder Merlene vielleicht. Das ist natürlich zu viel des Humors für die Sittenwächter von heute, und so werden jetzt auch Männernamen vergeben – hoffentlich nicht meiner.

Unter den Massen, welche das Tief zu sich heranzieht kann es kalte oder warme, feuchte oder trockene Luft geben. Solch unterschiedlichen Luftmassen drängen sich immer enger an einander, je näher man dem Zentrum des Tiefs kommt. Da schiebt dann etwa ein kalte Luftmasse eine warme vor sich her, und weil die warme Luft leichter ist, wird sie einfach vom Boden weg nach oben gehoben. Das verursacht dann Sturm und Regen und manchmal auch Donnerwetter. Haben Sie das schon erlebt? Die Wetterfrösche sprechen dann von einer Kaltfront.

Sie können das im Spülbecken simulieren, wenn Sie dem ablaufenden Wasser etwas Farbstoff zugeben, dann bilden sich ein oder mehrere farbige Spiralarme, die gemeinsam mit dem farblosen Rest ums Zentrum kreisen. Wo Farbe und farblos aneinander grenzen, das ist die Kaltfront.

Getrennt von Tisch und Bett

Dieses Spiel mit Hoch und Tief und Fronten ist eines der vielen Instrumente, welches den Meteorologen Vorhersagen über mehrere Tage von verblüffender Präzision ermöglichen. Ich habe Ihnen dazu aber nur die halbe Wahrheit erzählt. Die Tiefs drehen sich nur auf der Nordhalbkugel entgegen den Uhrzeigern (von oben betrachtet). Auf der Südhalbkugel aber geht’s andersrum.

Und noch etwas: der Luftdruck in einem normalen, bürgerlichen Tief liegt zwischen 1013 und etwa 990 mbar. Bei geringerem Druck bilden sich Wirbel mit sehr hohen Windgeschwindigkeiten. Solche Bedingungen können unter tropischer Sonneneinstrahlung über dem Meer entstehen, wie etwa im Golf von Mexiko, als im August 2005 der Luftdruck auf 920 mbar abfiel und sich der Wirbelsturm Katrina bildete, mit Windgeschwindigkeiten bis 280 km/h. Der bewegte sich dann nach Norden und verursachte die schrecklichen Verwüstungen in New Orleans.

Generell entstehen Wirbelstürme über dem Meer zwischen den Breitengraden 8 und 20. In der Zone liegt auch die Karibik, die Heimat vieler Hurricanes. Näher zum Äquator hin aber bilden sie sich nicht mehr, obwohl da genug Sonne wäre. Der Grund: es gibt nicht genug Corioliskraft, die für die Bildung der Wirbel notwendig ist. Und falls es Corioliskraft gibt, dann wirkt die nicht nach links oder rechts, sondern nach oben. Das merken Sie, wenn Sie im Airliner den Äquator überfliegen. Währen Sie bislang in 12.000 m Höhe ruhig unterwegs waren kommen plötzlich Turbulenzen auf. Das sind Luftmassen, die von Coriolis nach oben katapultiert werden. Meteorologen sprechen hier von der „Intertropischen Konvergenzzone“.

Südlich des Äquators drehen sich die Tiefs dann anders rum. Es ist meteorologisch eine andere Welt, und die Wetterphänomene der beiden Halbkugeln kommunizieren kaum miteinander. Sie sind getrennt von Tisch und Bett.

Nachhilfe für Al Gore

Wenn Ihnen die Logik von Wetter und Klima gefällt, dann können Sie jetzt einem der selbst-ernannten Päpste des Klimawandels Nachhilfe geben: Al Gore, Friedensnobelpreisträger und Oscar-Laureat für seinen Film „An Inconvenient Truth“. Er hat 2009 ein neues Buch zum gleichen Thema publiziert „Our Choice“. Da findet man auf der ersten Seite eine Vision unseres Planeten abgebildet, wie sie dem Autor schwant, falls wir seinen Weisungen nicht folgen. Da sieht man Grönlands Eis geschmolzen, ausgerechnet in der Mitte der Insel, wo es am höchsten ist, heute fast 3000m. Ansonsten sind Wirbelstürme großzügig verteilt, darunter einer östlich von Florida, der sich falsch herum dreht: mit dem Uhrzeiger. Und als wäre das nicht genug, so findet sich westlich von Ecuador nochmal einer, voll auf dem Äquator.

Da ist also jemand, der uns erklären möchte, wie wir das Weltklima retten sollen, und er weiß nicht, wie rum sich ein Tiefdruckgebiet dreht? Wie bitte? Wenn Sie auf dem maßgeblichen Reiseführer Londons ein Bild mit Autos im Rechtsverkehr sähen, würden Sie dem Autor dann trauen, dass er sich auskennt?

Vielleicht wenden Sie jetzt ein, dass Al nicht persönlich mit Photoshop die Hurricanes kopiert hat; mag sein, aber als einziger Autor ist er verantwortlich für das, was in seinem Buch letztlich erscheint. Entweder ist er also unverantwortlich oder ignorant – oder vielleicht auch beides.

Sie sagen vielleicht, das sei typisch USA und typisch alter weißer Mann. Die Expertinnen In Deutschland jedoch wüssten bei den Themen besser Bescheid. Etwa Svenja Schulze, Ministerin für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, mit Berufserfahrung in PR und Consulting; oder die Kanzlerkandidatin der Grünen, Frau Annalena Baerbock, mit Erfahrung im Völkerrecht…

Dieser Artikel erschien zuerst im Blog des Autors Think-Again. Sein Bestseller „Grün und Dumm“ ist bei Amazon erhältlich.