Woher kommt der Strom? Woche 27 – Unter dem Strich kein gutes Geschäft
Deutschland importiert in der 27. Woche insgesamt 758 GWh Strom. Dafür werden 72,72 Millionen € bezahlt. Macht pro MWh 95,91 €. Der Export hingegen bringt pro MWh 84,79 € und ist mit 620,6 GWh wesentlich geringer als der Import. Unter dem Strich kein gutes Geschäft.
Der Strom-Import zwecks Schließung von Stromlücken ist auch in der 27. Woche (Abbildung) dominant.
Insgesamt ist das Preisniveau hoch. Alle Marktteilnehmer verdienen gut. Dank der Erzeugungspolitik der konventionellen Stromproduzenten (Abbildung 1). Selbstverständlich könnten die Stromlücken geschlossen werden. Das allerdings würde zu einer Absenkung des Preisniveaus führen. Warum also sollten die Konventionellen die Lücken schließen? Damit der Stromkunde weniger bezahlen muss? Wo kämen wir denn dahin? Demnächst ist ohnehin Ende mit dem Geld verdienen. Da werden konventionelle Kraftwerke abgeschaltet. Oder systemdienlich (Abbildung 2) umgebaut. Wie auch immer, solange es geht, wird noch verdient (Abbildung 3). Wer kann es den konventionellen Stromproduzenten verdenken? Dass unsere Nachbarn gute Geschäfte machen, ist und wird so bleiben (Abbildung 4). Auf deren Strom wird Deutschland in Zukunft mehr und mehr angewiesen sein. Hoffen wir mal, ob dann genügend Strom für Deutschland vorhanden ist. Sonst muss man halt den Strom gezielt abschalten (Brownout). Das nennt sich dann angebotsorientierte Stromversorgung (Abbildung 5).
Die Tabelle mit den Werten der Energy-Charts und der daraus generierte Chart liegen unter Abbildung 6 ab. Es handelt sich um Werte der Nettostromerzeugung, der „Strom, der aus der Steckdose“ kommt, wie auf der Webseite der Energy-Charts ganz unten ausführlich erläutert wird. Der virtuelle Energiewende-Rechner ist auch unter Abbildung 6 zu finden. In Kürze erscheint ein zusätzliches Tool, mit dem die Anzahl der zu installierenden Windkraft- und PV-Anlagen entsprechend dem Wegfall konventioneller Energieerzeugung berechnet werden kann.
Joachim Weimann zu den Kosten der Energiewende äußert. Das Interview stammt aus dem Jahr 2015, ist dennoch hochaktuell. Ergänzt wird dieser Beitrag durch einen diesmal brandaktuellen Beitrag der HHL Leipzig Graduate School of Management mit Prof. Sinn und Prof. Althammer.
Beachten Sie bitte unbedingt den Stromdateninfo-Tagesvergleich ab 2016 in den Tagesanalysen. Dort finden Sie die Belege für die im Analyse-Text angegebenen Durchschnittswerte und vieles mehr. Der Vergleich beinhaltet einen Schatz an Erkenntnismöglichkeiten. Überhaupt ist das Analysetool stromdaten.info mittlerweile ein sehr mächtiges Instrument der Stromdatenanalyse geworden.
Tagesanalysen
Montag, 5.7.2021: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 47,55 Prozent, davon Windstrom 10,32 Prozent, Solarstrom 20,02 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 17,2 Prozent. Stromdateninfo Tagesvergleich ab 2016. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.
Die Woche beginnt mit Strompreisen weit über 100€/MWh. Die Deutschland für den Import bezahlen muss. Der wenige Exportstrom wird teilweise um ein Drittel billiger abgegeben. Die konventionellen Stromerzeuger produzieren Gewinn orientiert. Der Handelstag. Die Schweiz, Österreich und Schweden sind die Hauptgewinner.
Dienstag, 6.7.2021: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 46,22 Prozent, davon Windstrom 12,66 Prozent, Solarstrom 14,7 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 18,86 Prozent. Stromdateninfo Tagesvergleich ab 2016. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.
Der Dienstag ist annähernd ausgeglichen. Doch immer dann, wen Deutschland Strom benötigt steigt der Preis massiv. Deutschland exportiert heute ein wenig Mehr Strom als importiert werden muss. Dennoch werden unter dem Strich gut 330.000 € bezahlt. Die konventionelle Stromerzeugung, der Handelstag. Handels-Gewinner: Die Schweiz
Mittwoch, 7.7.2021: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 38,25 Prozent, davon Windstrom 5,89 Prozent, Solarstrom 17,44 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 14,92 Prozent. Stromdateninfo Tagesvergleich ab 2016. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.
Katastrophe führte beginnt. Die konventionellen Stromerzeuger tun nur das Nötigste, das Preisniveau bleibt hoch. Zum Abend werden über 130€/MWh erzielt. Der Handelstag.
Donnerstag, 8.7.2021: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 37,42 Prozent, davon Windstrom 4,35 Prozent, Solarstrom 19,42 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 13,65 Prozent. Stromdateninfo Tagesvergleich ab 2016. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.
Wind- und PV-Strom reichen bei weitem nicht aus, um den Bedarf Deutschlands zu decken. Den ganzen Tag wird per Saldo Strom importiert. Außer am frühen Morgen zahlt Deutschland Preise vom über 100€/MWh. Praktisch den ganzen Tag. Die konventionelle Stromerzeugung, der Handelstag.
Freitag, 9.7.2021: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 37,93 Prozent, davon Windstrom 2,62 Prozent, Solarstrom 21,66 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 13,65 Prozent. Stromdateninfo Tagesvergleich ab 2016. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.
Sobald Deutschland etwas Strom importiert, fallen die Preise. Die konventionelle Stromerzeugung, der Handelstag.
Samstag, 10.7.2021: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 39,34 Prozent, davon Windstrom 3,43 Prozent, Solarstrom 22,53 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 13,37 Prozent. Stromdateninfo Tagesvergleich ab 2016. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.
Heute etwas mehr PV-Strom, der günstig losgeschlagen werden muss. Wird Strom benötigt, steigen die Preise. Die Konventionellen, der Handelstag. Heute verdient auch Polen mal so richtig Geld. Die Schweiz selbstverständlich auch.
Sonntag, 11.7.2021: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 45,51 Prozent, davon Windstrom 7,95 Prozent, Solarstrom 23,85 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 13,72 Prozent. Stromdateninfo Tagesvergleich ab 2016. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.
hochpreisig geschlossen werden muss. Die Konventionellen schaffen den Lückenschluss nicht. Oder wollten sie nicht? Der Handelstag. Ein Fest für Polen und die Schweiz.
Strombedarf 2030
Das Einzige, was die Bundesregierung termingerecht hinbekommt, ist das Abschalten von gesicherter Kraftwerksleistung. Neben dem Abschalten der Kernkraftwerke bis Ende 2022 geht auch der Kohleausstieg unverändert nach Plan weiter.
Am 14.07. hat die Bundesnetzagentur die Ergebnisse der dritten Ausschreibungsrunde vom 30.04.2021 nach dem Kohleverstromungsbeendigungsgesetz (KVBG) bekanntgegeben. Erstmals war die ausgeschriebene Menge von rund 2.481 MW mit 2.133 MW unterzeichnet, so daß alle Gebote einen Zuschlag erhielten Diese Anlagen dürfen ab 31.10.2022 keinen Strom mehr liefern.
Nach Prüfung der Systemrelevanz durch die Übertragungsnetzbetreiber (dies dürften nur bei den großen Anlagen der Fall sein) gehen die von der Bundesnetzagentur genehmigten Kraftwerke in die Netzreserve, d.h. diese stehen dem regulären Strommarkt nicht zur Verfügung und dienen zur Absicherung des Stromnetzes in kritischen Situationen.
Bei Freiflächen-PV-Anlagen (PVA) war die ausgeschriebene Menge von 510 MW mit 1.130 MW (242 Gebote) wieder deutlich überzeichnet. Es erhielten 95 Gebote mit 513 MW einen Zuschlag, wobei die meisten Anlagen in Bayern liegen (52). Die Zuschlagswerte lagen zwischen 4,69 Cent/kWh und 5,09 Cent/kWh.
Die Überzeichnung war jedoch geringer als bei der letzten Ausschreibung vom 01.03.2021 (ausgeschriebene Menge: 617 MW, Gebote: 288 mit 1.504 MW).
Erstmals wurden PVA auf Gebäuden oder auf Lärmschutzwänden ausgeschrieben. Auch hier war die ausgeschriebene Menge von 150 MW mit 213 MW (168 Gebote) deutlich überzeichnet. Es erhielten 114 Gebote mit 152 MW einen Zuschlag, wobei die meisten Anlagen in Brandenburg (29), Niedersachsen (22) und Sachsen-Anhalt (21) liegen. Die Zuschlagswerte lagen zwischen 5,35 Cent/kWh und 7,89 Cent/kWh.
Zusammenstellung ab ´Strombedarf 2030`: Peter Hager
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Die bisherigen Artikel der Kolumne Woher kommt der Strom? mit jeweils einer kurzen Inhaltserläuterung finden Sie hier.
Rüdiger Stobbe betreibt seit über fünf Jahren den Politikblog www.mediagnose.de