Bemerkungen zur Hitzewelle in Kanada

Über 40°C in Kanada? Vielleicht in der Sonne? Bild: Rike / pixelio.de

Dipl.-Met. Christian Freuer

Bereits im jüngsten Kältereport (Nr. 15) hatte der Autor auf die Wärme im Nordwesten der USA und in Kanada hingewiesen. Weil nun aber ein gewaltiges Trara in den Medien darum im Gange ist, soll das Ganze hier in einem Kurzbeitrag in einen globalen Zusammenhang gestellt werden.

Das Bohei in den Medien ist natürlich kein Wunder, musste doch die Alarmisten-Szene jetzt schon sehr lange auf ein Ereignis dieser Art warten. Keine Frage ist auch, dass im Nordwesten der USA und im Westen Kanadas eine extreme Hitzewelle im Gange ist. Möglicherweise, ja sogar wahrscheinlich sind auch hier und da neue Hitzerekorde aufgestellt worden.

So what? Dem seriösen Beobachter stellt sich jedoch folgende Frage: Globale Erwärmung soll ja eben das sein – global! Ist die Hitzewelle dort global?

Eine Antwort auf diese Frage zeigt Abbildung 1:

Abb 1: Temperaturabweichung im 850-hPa-Niveau vom 1. Juli 2021, 00 UTC (15 Uhr Ortszeit). Quelle

Die Wärmeblase in der Region tritt deutlich hervor, aber global – nanu, nirgendwo auf der gesamten Nordhemisphäre findet sich eine Abweichung ähnlicher Größenordnung mit positivem Vorzeichen.

Zum Vergleich hier die absolute Temperaturverteilung in dieser Druckfläche:

Abb. 2: Absolute Temperatur im 850-hPa-Niveau (gleicher Zeitpunkt wie Abb. 1). Quelle

Betrachten wir nun Nordamerika. Die Temperaturabweichung im 850-hPa-Niveau als Ausschnitt aus Abbildung 1 sieht so aus:

Abb. 3: Wie Abbildung 1, aber im Ausschnitt Nordamerika. Quelle

Auch hier der Vergleich mit der absoluten Temperatur:

Abb. 4: Wie Abb. 2, aber im Ausschnitt Nordamerika. Quelle

Wie schon im Kältereport Nr. 15 erwähnt, steht der Hitze im Nordwesten des Kontinents eine ziemlich beachtliche negative Abweichung im sonst so heißen Südwesten der USA gegenüber. Aber das wird niemals in irgendwelchen Schlagzeilen auftauchen, da viel zu unspektakulär. Was soll daran auch besonders sein, wenn die Höchsttemperaturen in einer Region, die normalerweise um oder etwas über 40°C erreichen, plötzlich unter der 30-Grad-Marke verbleiben, und das mindestens eine Woche lang?

Hierzu die Darstellung der Bodentemperatur als Graphik. Das sieht alles viel unspektakulärer aus als bei einer Darstellung der Abweichung. Allerdings muss bei einer solchen Darstellung berücksichtigt werden, dass lokale Spitzen beiderlei Vorzeichens herausgefiltert werden. Das jedoch ist eigentlich kein Mangel, denn das Herauspicken einzelner Punkte mit besonders hoher (oder niedriger) Temperatur ist nicht repräsentativ für die ganze Region. Da kommt eine Flächendarstellung schon wesentlich besser daher:

Temperatur in 2 Metern Höhe über Grund, 15 Uhr Ortszeit. Quelle.

Eine Graphik mit der Temperaturabweichung am Boden wird leider nicht angeboten. Der Südwesten der USA liegt aber zumeist über 1000 m hoch, so dass die Temperaturverhältnisse im 850-hPa-Niveau auch den Verhältnissen am Boden recht nahe kommen.

Ein Temperaturniveau zwischen 35 und 40 Grad in einer normalerweise recht kühlen Gegend ist schon eine Hausnummer. Nun erscheinen aber in den Medien Bilder Anzeigen auf Reklametafeln an Parkplätzen und Einkaufszentren mit einer Anzeige deutlich über 40 Grad. Nun ja, was da gemessen wird, wo der Messfühler steht usw. usf. wird natürlich nicht gezeigt – was das Ganze zu reiner Effekthascherei macht.

Sieht so seriöser Journalismus aus?

Schauen wir uns der Vollständigkeit halber nun einzelne Messungen der täglichen Höchsttemperatur an amtlichen Stationen in Kanada an:

Tabelle 1: Höchstwerte an einigen Stationen in Kanada am 30. Juni 2021 Quelle: Verein Berliner Wetterkarte e. V.

Tabelle 2: Wie vor, aber am 29. Juni 2021

Die höchsten Werte meldet also die Station der Stadt Calgary. Inzwischen geht die Hitzewelle dort wie in den anderen Gebieten der Region auch zu Ende:

Tabelle 3: Erwartete Wetterentwicklung in Calgary ab dem 30. Juni 2021. Quelle

Fazit: Eine starke Hitzewelle über 2 Wochen in einem im globalen Maßstab vergleichsweise kleinen Gebiet – das soll nun ein Zeichen der globalen Erwärmung sein! Kein weiterer Kommentar!

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Anmerkung: Die folgende Graphik zeigt die Eisbedeckung. Man erkennt, dass die Hudson Bay Anfang Juli noch in etwa zur Hälfte mit Eis bedeckt ist. Das ist für die Jahreszeit außerordentlich viel:

Abb. 6: Eisbedeckung Nordamerika (Ausschnitt). Quelle

Redaktionsschluss für diesen Beitrag: 1. Juli 2021, 10.00 Uhr