Schwedens lockerer Weg – Medien-Framing und RealitätKeine Übersterblichkeit 2020

von Prof. Dr. Thomas Rießinger

Glaubt man Teilen der deutschen Presse, so gibt es in Europa kein bedauernswerteres Volk als das schwedische. Ausgeliefert einer verantwortungslosen politischen Kaste und nicht geschützt durch alternativlose harte Maßnahmen, werden die Schweden sehenden Auges ins Unglück und in die Katastrophe getrieben. So wurde man beispielsweise im April beim Südwestdeutschen Rundfunk mit der freundlichen Überschrift „Corona in Schweden: Der Sonderweg ist gescheitert“ erfreut, und bei T-Online konnte man im Mai lesen, Schweden zahle für seinen Sonderweg in der Pandemie einen hohen Preis und die Lage habe sich deutlich zugespitzt. Grund genug, einen Blick auf die Situation in Schweden zu werfen.

Dass man dort im Frühjahr 2020 Fehler im Umgang mit den Alten- und Pflegeheimen begangen hat, bestreitet niemand, im Gegenteil: Man hat die Fehler erkannt, zugegeben und korrigiert – eine Verhaltensweise, die man sich von deutschen Politikern, Modellierern und Virologen ebenfalls wünschen würde, aber nur selten zur Kenntnis nehmen darf. Dennoch zeigt eine Untersuchung der schwedischen Todesfall-Statistik, dass von einer Übersterblichkeit im Jahr 2020 keine Rede sein kann. In einem früheren Beitrag bin ich zu folgenden Ergebnissen gekommen, die hier nur kurz aufgelistet werden; ihre Herleitung kann man in dem damaligen Beitrag nachlesen.

Dass die absolute Zahl der Sterbefälle 2020 auf den ersten Blick hoch erscheint, liegt an dem außerordentlich milden Jahr 2019, dem daraus resultierenden Nachholeffekt im Jahr 2020 und der Entwicklung der Bevölkerungszahlen.

Berücksichtigt man die Anzahl der Einwohner eines jeweiligen Jahres sowie die Verteilung der Altersgruppen auf die Menge aller Einwohner, so liegt 2020 im Hinblick auf die Sterblichkeit auf dem fünften Platz der Jahre 2006 bis 2020. Zehn Jahre waren härter.

Betrachtet man auch noch die einzelnen Altersgruppen, so stellt sich heraus, dass die Sterblichkeitsraten 2020 in keiner Altersgruppe in irgendeiner Weise auffällig waren.

Nun sind bereits annähernd sechs Monate des Jahres 2021 ins Land gezogen, und man kann der Frage nachgehen, wie sich die Lage in Schweden seither entwickelt hat. Da in Deutschland seit Anfang November 2020 ein wie auch immer benannter Lockdown herrscht – zu Beginn nannte man es einen „Lockdown light“, später gab es Brückenlockdowns, härtere Lockdowns und eine „Osterruhe“, die aber zurückgenommen wurde, sobald man sie verkündet hatte; der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt –, ist insbesondere ein Vergleich zwischen dem lockdownfreien Schweden und dem lockdowngequälten Deutschland von Interesse, soweit man ihn durchführen kann.

Eine immer wieder gern verwendete Datenquelle findet man bei Our World in Data, einer Online-Publikation der Oxford Martin School, die wiederum zur Universität von Oxford gehört. Sucht man hier nach der Anzahl der Covid-19-Fälle, umgerechnet auf die Einwohnerzahl, so stößt man auf die folgende Graphik für Schweden und Deutschland, abgerufen am 17. Juni 2021:

Die Darstellung beginnt am 1. November 2020, weil am 2. November Deutschland in die Lockdown-Starre versetzt wurde, Schweden jedoch nicht. Man kann leicht in der Original-Graphik überprüfen, dass in den drei vorherigen Monaten die Zahl der Fälle keineswegs weit auseinander lag, während vorher noch die Folgen der anfänglichen schwedischen Fehler zu spüren waren. Erst mit beginnendem Herbst gehen die Fallzahlen, wie die Graphik zeigt, deutlich auseinander.

Muss man daraus schließen, dass der schwedische Weg gescheitert ist? Keineswegs. Zunächst ist anzumerken, dass es sich hier nicht um wirkliche „Covid-19-Fälle“ handelt, sondern nur um die Anzahl der positiv Getesteten. Bis auf Politiker und Journalisten des öffentlich-rechtlichen Rundfunks sind inzwischen die meisten Menschen darüber informiert, dass zwischen beiden Gruppen ein großer Unterschied besteht, denn abgesehen vom üblichen Problem der falsch-positiven Testergebnisse gibt es die wegen eines zu hohen Ct-Wertes irrelevant Positiven und natürlich auch die asymptomatischen Fälle, die zwar eine messbare Viruslast in sich tragen, aber dennoch nicht krank werden. Man kann aufgrund der Messmethoden nicht feststellen, ob jemand eine relevante Virenlast trägt bzw. ob die irgendwann vielleicht einmal vorhandene relevante Virenlast nur noch eine Erinnerung an frühere Zeiten ist. Zudem sollte man nicht ganz vergessen, dass die Anzahl der positiven „Fälle“ stark davon abhängt, wie viele Probanden man testet: Je höher die Anzahl der Tests, desto mehr positive „Fälle“ wird man erwarten dürfen. Wie man in der entsprechenden Graphik von Our World in Data feststellen kann, wurden aber in Schweden ab November 2020 deutlich mehr Tests, umgerechnet auf die Bevölkerungszahl, durchgeführt als in Deutschland, zeitweise mehr als doppelt so viel. Das relativiert die Abstände, und es zeigt auch, dass direkte Vergleiche der bekannten und beliebten Inzidenzen genauso sinnlos sind wie direkte Vergleiche der Fallzahlen, da immer auch die Anzahl der Tests mit eingerechnet werden muss.

Etwas sinnvoller ist es somit, nicht die Gesamtzahl der Fälle in Betracht zu ziehen, sondern die Positivrate, die beschreibt, wie hoch der Anteil der positiven Fälle an der Gesamtzahl der Tests ist. Auch diese Rate kann man Our World in Data entnehmen, die folgende Graphik wurde am 17. Juni abgerufen.

Man sieht deutlich, dass sich der dramatische Unterschied stark reduziert, sofern man die Anzahl der Tests berücksichtigt und zur entsprechenden Positivrate übergeht. Ab Anfang April 2021 verlaufen die Kurven weitgehend gleich, vorher allerdings sind noch immer höhere schwedische Werte zu verzeichnen. Kann man nun aus den Daten zwischen November und Juni schon schließen, dass der schwedische Weg gescheitert ist?

Eher nicht. Noch immer handelt es sich nur um Fälle positiv Getesteter, diesmal eben in Relation gesetzt zur Anzahl der vorgenommenen Tests. Die oben angeführten Vorbehalte gelten noch immer mit Ausnahme des letzten, der die Verwendung der reinen Gesamtzahl positiver Testergebnisse moniert. Ein kleines Gedankenexperiment kann das noch verdeutlichen: Nehmen wir eine Variante an, die hochansteckend, aber im Hinblick auf die Symptome eher harmlos ist und bis auf wenige Ausnahmen nichts weiter hervorbringt als vertraute Erkältungssymptome. In diesem Fall kann die Positivrate gerne bis auf 100 % steigen – falls Karl Lauterbach das noch nicht weiß: mehr als 100 % geht nicht –, es liegt dennoch keine wie auch immer geartete Notsituation vor, nur eben eine weit verbreitete Erkältung. Man kann schon die entrüsteten Stimmen hören, die nun zornbebend vorbringen, es handle sich hier um einen klaren Fall von Corona-Leugnung oder doch wenigstens Verharmlosung. Es ist zwar schwer zu sehen, wie ein schlichtes fiktives Gedankenexperiment eine Leugnung darstellen soll, aber lassen wir der Einfachheit halber einen Virologen zu Wort kommen: „Wir werden sicherlich, wenn man das im Labor strikt messen würde, wenn man strikt so weiter testen würde, irgendwann der Auffassung, jetzt kommt so etwas wie eine vierte Welle. Aber die Frage ist, wie man die bewerten muss. Ist das überhaupt eine Welle, wenn das nur Labornachweise sind? Oder ist das eigentlich das erste Mal, der erste Winter einer saisonalen endemischen Situation? Natürlich wird die Fallzahl im Winter wieder hochgehen. Das kann auch schon im Herbst passieren. Aber das wird ab jetzt jeden Winter passieren. Und das ist dann keine pandemische Welle mehr, sondern es mag sein, dass man das im Nachhinein in ein paar Jahren interpretieren wird als: Das war der erste endemische normale Wintereffekt.“

Das entspricht im Wesentlichen der Aussage des fiktiven Szenarios und wurde im Juni 2021 auf einer bekannten Verharmloserplattform namens NDR von Christian Drosten vorgetragen. Selbst in den Augen des Hof- und Staatsvirologen scheint eine Positivenrate nicht mehr der Weisheit letzter Schluss zu sein.

Um es zusammenzufassen: Während die Betrachtung der Gesamtzahl positiver Fälle, ob man sie nun in einer Inzidenz misst oder nicht, völlig sinnlos ist, dürfte die Betrachtung der Positivraten zwar nicht mehr völlig, aber nur wenig sinnvoll sein. Immerhin sieht man an beiden Kurvenverläufen die unglaubliche Weisheit unserer rechenstarken Regierungschefin. Vor kurzem verkündete sie: „Die derzeit deutlich sinkenden Infektionsraten machen Mut und zeigen, wie sehr unsere Maßnahmen und Verhaltensregeln wirken.“ Wer hätte gedacht, dass die deutschen Maßnahmen und Verhaltensregeln sogar in Schweden zu einem zeitgleichen Abfall führen, obwohl sie dort nicht gelten?

Aber gibt es denn ein brauchbares Kriterium zur Beurteilung der Lage? Das gibt es, und die höchstrangige Herrscherin unserer radikal reduzierten Republik hat uns tatsächlich deutlich darauf hingewiesen. Im April 2020 hat sie in einer Bundestagsrede zwar wieder auf den „rapiden Anstieg der Infektionen“ aufmerksam gemacht und damit gezeigt, dass sie den Unterschied zwischen Infektion und einem positiven Testergebnis auch nach einem Jahr noch nicht verstanden hat – sie gab aber auch den vielzitierten Satz von sich, die Hilferufe der Intensivmediziner würden sie täglich erreichen: „Wer sind wir denn, wenn wir diese Notrufe überhören würden?“ Die Frage, wer „wir“ – also die politische Riege – wirklich sind, möchte ich lieber unbeantwortet lassen. Tatsache ist aber, dass hier auf eines der mehr oder weniger harten Kriterien zur Lagebeurteilung hingewiesen wurde, nämlich auf die wirkliche Zahl der Patienten, insbesondere auf die Zahl der schwer erkrankten Patienten, die Intensivbetten belegen. Und Tatsache ist auch, dass Deutschland mit dem Hinweis auf die Intensivbettenbelegung seit November in den Lockdown getrieben wurde.

Sehen wir einmal davon ab, dass noch immer nicht zwischen „an“ und „mit Covid-19“ unterschieden wird, weshalb auch beispielsweise ein auf der Intensivstation liegender Herzinfarkt-Patient, der zwar einen positiven Test erhalten hat, aber nicht im Mindesten an Covid erkrankt ist, zu den schweren Covid-Fällen gezählt wird. Sehen wir weiter davon ab, dass die in Deutschland gemeldeten Belegungszahlen der Intensivbetten nach Auffassung des Bundesrechnungshofes von den Meldenden ein wenig in ihrem Sinne interpretiert, um nicht zu sagen manipuliert wurden: Nehmen wir die von Our World in Data gelieferten Daten, wiederum abgerufen am 17. Juni, einfach für bare Münze.

Es ist nicht zu übersehen: Umgerechnet auf die jeweilige Bevölkerungszahl waren seit November in Schweden weniger Intensivbetten mit Covid-Patienten belegt als in Deutschland. Und das galt nicht nur seit Anfang November, sondern, wie man an der Originalgraphik sofort ablesen kann, seit Mitte August, als man in Schweden die Folgen der anfänglichen Fehler überwunden hatte. Man hatte dort keinen Lockdown, man hat die Menschen nicht gezwungen, sich Masken vor das Gesicht zu binden, und trotzdem verlaufen die beiden Kurven nicht nur parallel – die schwedische Kurve liegt durchgängig unter der deutschen, die Belegung der Intensivbetten pro Einwohnermillion war und ist niedriger. Noch einmal: Die Belegung der Intensivbetten war ein wichtiger Grund, die Deutschen einer lang andauernden Freiheitsberaubung zu unterziehen, und nun stellt man fest, dass anderenorts eben diese Belegung ohne freiheitsentziehende Maßnahmen einen günstigeren Verlauf genommen hat.
Nun könnte das vielleicht daran liegen, dass man in Deutschland Patienten schneller in eine Intensivstation verlegt als in Schweden und in Wahrheit die Zahl der Covid-Todesfälle in Schweden deutlicher höher liegt als hierzulande, nur dass nicht auf der Intensivstation, sondern anderswo gestorben wird. Das lässt sich überprüfen, wobei wieder das Problem, ob es sich um echte Covid-Todesfälle oder um Todesfälle im Zusammenhang mit einem positiven Test außer Acht gelassen wird; die vorliegenden Daten treffen keine solche Unterscheidung.


Die Kurven sind nicht leicht auseinander zu halten, was an der von
Our World in Data vorgegebenen Farbgestaltung liegt. Das würde aber überhaupt nicht auffallen, wenn die beiden Kurven nicht fast durchgängig gleichläufig wären. Mit Ausnahme weniger Tage im Dezember, als die deutschen Zahlen deutlich über den schwedischen lagen, und einiger Tage im Januar, als es umgekehrt war, sind die Kurven fast deckungsgleich, wobei seit Februar Schweden stets etwas besser davonkommt als Deutschland. Und schon wieder sehen wir, wie sich auf wundersame Weise die Wirksamkeit der deutschen Maßnahmen einfach über die Ostsee schwingt und dafür sorgt, dass auch die Schweden trotz ihres Sonderweges davon profitieren.

Bisher ist, wie es scheint, kein nennenswertes Indiz für ein aktuelles Scheitern des schwedischen Weges zu entdecken. Aber könnte es nicht sein, dass die schwedische Politik, um ihr Versagen zu kaschieren, an Covid-19 Verstorbene einfach umdeklarieren ließ, damit die hohen Todeszahlen nicht auffallen? Betrachtet man die Handlungsweise der deutschen Regierung, so wird man keine Schlechtigkeit ausschließen wollen, und warum sollten schwedische Politiker besser sein als deutsche? In diesem Fall müsste aber eine allgemeine Übersterblichkeit vorliegen, die sich in der Statistik der allgemeinen Todesfälle niederschlagen würde. Für das Jahr 2020 war das nicht der Fall, ich hatte es eingangs bereits erwähnt. Und 2021? Bisher liegen beim statistischen Zentralamt Schwedens die Daten der Todesfälle für Januar bis April 2021 vor, wenn auch nicht nach Altersgruppen aufgeschlüsselt. Man sieht sie in der folgenden Tabelle, ebenfalls abgerufen am 17. Juni.

Einschließlich der 107 Todesfälle, die man keinem Monat zuordnen kann, sind insgesamt 32.861 Sterbefälle für die Zeit von Januar bis April zu verzeichnen. Für sich genommen, besagt diese Zahl wenig, solange man sie nicht vergleicht mit den Daten der schwedischen Sterbestatistiken vergangener Jahre. Das statistische Amt stellt monatsgenaue Daten zur Verfügung, wobei allerdings die Aufteilung in Altersklassen fest vorgegeben ist und daher nicht variiert werden kann. Ebenfalls bekannt ist die Aufteilung der Bevölkerung zu Beginn des Jahres 2021 auf diese Altersklassen, ebenso wie die Aufteilung in früheren Jahren; ich führe hier nur die Werte für 2021 an.

Nun kann man, wie ich es schon in meinem Beitrag zu den schwedischen Sterblichkeitszahlen für 2020 vorgerechnet hatte, für die Jahre von 2006 bis 2020 bestimmen, wie hoch der prozentuale Anteil der Verstorbenen an der Gesamtbevölkerung der jeweiligen Altersklasse ist, bezogen auf die Monate Januar bis April. Da es in jedem Jahr eine geringe Zahl von Todesfällen gibt, die man keinem Monat zuordnen kann, wurden diese Fälle gleichmäßig auf die einzelnen Jahresmonate verteilt; für die Gesamtbetrachtung spielen sie allerdings keine Rolle.

In den ersten vier Monaten des Jahres 2013 sind also beispielsweise 0,509 % der Bevölkerung der Altersklasse 65–74 verstorben.
Nun kann man die Sterbedaten von 2021 mit den Daten vorhergehender Jahre vergleichen, indem man die demographische Entwicklung in Rechnung stellt. Bei einer prozentualen Verteilung der Sterberaten wie im Jahr 2006 wären zum Beispiel 2021 in der Altersklasse 65–74 0,567 % der entsprechenden Bevölkerung von Januar bis April verstorben. In dieser Klasse befanden sich 1.087.351 Menschen, was zu einer Zahl von etwa 6.165 Todesfällen führt. Bestimmt man diese Zahlen für jede Altersklasse und addiert anschließend, so weiß man, wie viele Todesfälle es 2021 gegeben hätte, wenn man die Verteilung der Sterberaten des Jahres 2006 zugrunde legt. Dieses Vorgehen ergibt für die Jahre von 2006 bis 2020 die folgenden Werte, wobei nicht mit den gerundeten Prozentsätzen, sondern mit weiteren Nachkommastellen gerechnet wurde.


Hätte somit 2021 die gleichen nach Altersklassen aufgeteilten Sterblichkeitsquoten wie 2007 vorgelegen, so wären 39.305 Todesfälle zu erwarten gewesen, bei Quoten wie 2019 dagegen nur 32.165, alle anderen Jahre lagen dazwischen. Gestorben sind von Januar bis April nach den vorliegenden Daten 32.861 Menschen. Damit liegen die vier ersten Monate des Jahres 2021 auf dem zweiten Platz nach dem extrem milden Jahr 2019, und sie liegen weit entfernt von hohen Werten, wie sie etwa 2007 vorkamen. Ein Hinweis auf eine allgemeine Übersterblichkeit ist das nicht.

Es ist nicht übermäßig sinnvoll, auch die Werte einzelner Monate auszurechnen, da ein Monatszeitraum zu kurz ist, um viel auszusagen, es sei denn, man möchte überprüfen, ob extreme Ausreißermonate vorlagen. Das kann man mit der beschriebenen Methode problemlos tun. Dabei stellt sich heraus, dass der Januar 2021 kein milder Monat war, allerdings auch kein extremer Ausreißer: Die Jahre 2006 und 2009 waren härter, 2007 war annähernd gleich, die anderen Jahre waren milder. Dagegen zeigen die Monate Februar bis April ein völlig anderes Bild, denn in den Jahren von 2006 bis 2020 gab es in den entsprechenden Monaten keine niedrigeren Werte als 2021 – immer unter der Voraussetzung, dass man die Sterbequoten der früheren Jahre auf die Bevölkerungszahlen von 2021 anwendet und so die demographische Entwicklung berücksichtigt. Im Januar hat es daher ungewöhnlich viele Todesfälle gegeben, in den darauf folgenden drei Monaten allerdings außerordentlich wenige, was insgesamt die höhere Januarzahl ausgleicht und zu einem sehr milden Verlauf für die ersten vier Monate des Jahres 2021 führt.

Die Ergebnisse lassen sich leicht zusammenfassen: Bei allen relevanten Kenngrößen – Fallzahlen gehören nicht dazu und Positivraten nur sehr bedingt – hat Schweden keine auffälligen Werte. Die Belegungsquote der Intensivbetten mit Covid-Patienten, umgerechnet auf die Bevölkerung, ist niedriger als in Deutschland. Die Zahlen der an oder mit Covid-19 Verstorbenen pro Einwohnermillion haben sich in der gesamten Zeit des deutschen Lockdowns seit November 2020 genauso entwickelt wie die entsprechenden deutschen Zahlen. Im Jahr 2020 gab es keine Übersterblichkeit. Und die ersten vier Monate des Jahres 2021 haben im Hinblick auf die Sterblichkeit einen milden Verlauf zu verzeichnen.

Wer wird angesichts dieser Daten noch bestreiten können, dass der deutsche Weg gescheitert ist? Im Grunde jeder, mit Ausnahme mancher Politiker und mancher Journalisten des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Gescheitert ist nicht der schwedische Weg, sondern der deutsche Weg der Lockdowns und der Freiheitsberaubung ohne greifbaren Erfolg. Gescheitert ist der Weg der Grundrechtseinschränkungen und der verfassungswidrigen Gesetze. Gescheitert ist der Weg extrem einseitiger Beraterauswahl und maximaler politischer Inkompetenz. Gescheitert ist, um es kurz zu sagen, der Weg der bizarren Bundeskanzlerin. Es ist der Weg verantwortungslosen Vorgehens und vollständigen Versagens. Wie lange noch wollen sich die Menschen diesen Weg gefallen lassen?

Der Beitrag erschien zuerst bei Reitschuster.de hier




Die Klimaschau von Sebastian Lüning: Wer profitiert mehr von NordLink? Deutschland oder Norwegen?

Die Klimaschau informiert über Neuigkeiten aus den Klimawissenschaften und von der Energiewende. Themen der 45. Ausgabe vom 22. Juni 2021: 0:00 Begrüßung 0:20 Getreide-Rekordernte 1:15 Beginn der Hurrikan-Saison 2021 3:39 NordLink Seekabel

Thematisch sortiertes Beitrags-Verzeichnis aller Klimaschau-Ausgaben: http://klimaschau.tv




Woher kommt der Strom? Aus dem Ausland!

von Rüdiger Stobbe

Natürlich nicht zu 100%. Die an jedem Tage der Woche entstehenden Stromlücken werden mit der Lieferung unserer europäischen Nachbarn geschlossen. Das ist so gewollt. (Abbildung)

Die konventionellen Stromerzeuger (Abbildung 1) denken ökonomisch. Deshalb denken sie nicht daran, die Lücken, um die Mittagszeit auch nur annähernd zu schließen. Das würde den Strompreis senken. Wer aber möchte schon weniger Ertrag für mehr erzeugten Strom? Der Stromkunde vielleicht? Der wird nicht gefragt. Der zahlt. Auch den Bonus, der anfällt, damit uns unsere Nachbarn zum Wochenende den zu viel erzeugten Strom durch Wind und Solar abnehmen. Das Preisniveau (Abbildung 2) liegt bis einschließlich Freitag über 60€/MWh. Das ist auskömmlich. Für die konventionellen Stromerzeuger, für die Stromimporteure (Abbildung 3). Samstag, Sonntag frischt der Wind auf, die Windstromerzeugung legt bei sinkendem Bedarf zu. Der Strom wird unter dem Strich verschenkt. Mit Bonus. Für gesamt 73,01 GWh verschenktem Strom gibt Deutschland noch schlappe 7,95 Millionen € mit.

Wenn wir uns die gesamte 23. Woche anschauen, kommen man, was die Preisbildung anbelangt, zu diesem Ergebnis: Deutschland importiert 122,5 GWh mehr als es exportiert. Diese Menge Strom kostet unter dem Strich 24,15 Millionen €. Das macht pro MWh exakt 197,10 €. Die Deutschland unter dem Strich pro MWh importiertem Strom bezahlen muss. Markus machte vergangene Woche den Einwand, dass je kleiner die importierte Strommenge und je größer der Preis sei, der Preis pro MWh ins „Unermeßliche steigen würde. Außerdem sei eine Division durch Null mathematisch unzulässig. Alles richtig. Die Realität ist diese: Wenn die Menge importierter und exportierter Strom gleich ist, der Saldo also Null ergibt, der Preis für diese Nullnummer zum Beispiel zehn Millionen € (Einnahme Exportstrom zehn Millionen, Ausgabe Importstrom 20 Millionen jeweils gleiche Menge) beträgt, dann zahlt Deutschland halt zehn Millionen € für null Strom. Da interessiert keine Mathematik. Das ist einfach so. Die „Gefahr“, dass solche Ergebnisse zustande kommen, ist umso größer, desto kleiner der betrachtete Zeitraum (siehe oben Wochenende 23. Woche) ist. Über Wochen, über Monate nivelliert sich das Preisniveau. Für das komplette bisherige Jahr 2021 (Stichtag 13.6.2021) sieht es so aus: Deutschland hat unter dem Strich 9,515 TWh Strom exportiert. Dafür erhielt man insgesamt 253,73 Millionen € gezahlt. Macht pro MWh 26,67 €, pro kWh 2,667 Cent.  Ist nicht wirklich viel, wenn man bedenkt, wieviel der Wind- und PV-Strom nach EEG-Subventionierung den Stromkunden kostet und sich das Hochfahren eines Kohlekraftwerkes erst ab 40€/MWh rechnet.

Die Tabelle mit den Werten der Energy-Charts und die daraus generierte Tabelle liegen unter Abbildung 4 ab. Es handelt sich um Werte der Nettostromerzeugung, der „Strom, der aus der Steckdose“ kommt, wie auf der Webseite der Energy-Charts ganz unten ausführlich erläutert wird.

Die Charts mit dem Jahres- und Wochenexportzahlen liegen unter Abbildung 5 ab. Abbildung 6 ermöglicht, dass Sie ihr eigener Energiewender werden.

Abbildung 7 beinhaltet die Charts, welche eine angenommene Verdoppelung und Verdreifachung der Wind- und Solarstromversorgung visualisieren. Zu diesem Thema gibt es noch bemerkenswerte Ausführungen nach den Tagesanalysen.

Abbildung 8 enthält ein Video, in dem sich Joachim Weimann zu den Kosten der Energiewende äußert. Das Interview stammt aus dem Jahr 2015, ist dennoch hochaktuell. Ergänzt wird dieser Beitrag durch einen diesmal brandaktuellen Beitrag der HHL Leipzig Graduate School of Management mit Prof. Sinn und Prof. Althammer.

Demnächst wird stromdaten.info um ein CO2-Tool ergänzt werden. Das Tool erlaubt eine Sicht auf den CO2-Ausstoß, der Deutschland mit importiertem Strom zwar nicht angerechnet wird, der dennoch – im Ausland – in die Atmosphäre geblasen wird. Dies ist vor allem deshalb wichtig, weil Deutschland in den vergangenen Jahren immer mehr Strom importiert hat.

Beachten Sie bitte unbedingt den Stromdateninfo-Tagesvergleich ab 2016 in den Tagesanalysen. Dort finden Sie die Belege für die im Analyse-Text angegebenen Durchschnittswerte und viel mehr. Der Vergleich beinhaltet einen Schatz an Erkenntnismöglichkeiten. Überhaupt ist das Analysetool stromdaten.info mittlerweile ein sehr mächtiges Instrument der Stromdatenanalyse geworden.

Die Tagesanalysen

Montag, 7.6.2021: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 38,25 Prozent, davon Windstrom 5,89 Prozent, Solarstrom 17,44 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 14,92 Prozent. Stromdateninfo Tagesvergleich ab 2016. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Schönes Wetter, kaum Wind, etwas Sonne. Der Strompreis liegt zwischen 60 und 90€/MWh. Da sind die konventionellen Erzeuger zufrieden. Die Stromlücken stören sie kaum. Es ist genug Strom im Markt, der importiert werden kann. Der Stromkunde zahlt im Schnitt knapp 80€/MWh. Der Preisverlauf.

Dienstag, 8.6.2021: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 37,42 Prozentdavon Windstrom 4,35 Prozent, Solarstrom 19,42 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 13,65 Prozent. Stromdateninfo Tagesvergleich ab 2016. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Dienstag wie Montag. Die Stromlücken werden per Stromimport geschlossen. Die Konventionellen denken nicht an ein zusätzliches Hochfahren von Kraftwerken. Etwas „Zusatzertrag“ wird mit Pumpspeicherstrom verdient.  Der Preisverlauf ähnelt dem gestrigen. Nur die Ausschläge sind etwas kräftiger. Der Handelstag.

Mittwoch, 9.6.2021: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 37,93 Prozentdavon Windstrom 2,62 Prozent, Solarstrom 21,66 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 13,65 Prozent. Stromdateninfo Tagesvergleich ab 2016. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Mittwoch: Über Tag kommt die Windstromerzeugung komplett zu Erliegen. Der Stromimport ist doppelt so hoch wie der Export. Zum Glück nicht doppelt so teuer. Die konventionelle Stromerzeugung.

Donnerstag, 10.6.2021: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 39,34 Prozentdavon Windstrom 3,43 Prozent, Solarstrom 22,53 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 13,37 Prozent. Stromdateninfo Tagesvergleich ab 2016. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Das gleiche Bild wie an den Tagen zuvor. Die Konventionellen bewegen sich nicht. Nur da (Vormittag, Vorabend), wo etwas Ertrag abgegriffen werden kann, kommt Pumpspeicherstrom zum Einsatz. Der Preisverlauf und der Handelstag.

Freitag, 11.6.2021: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 45,51 Prozent, davon Windstrom 7,95 Prozent, Solarstrom 23,85 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 13,72 Prozent. Stromdateninfo Tagesvergleich ab 2016. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Die Ruhe vor dem Sturm.  Die konventionelle Stromerzeugung verfolgt ihr „Konzept der Ruhe“ auch an diesem Tag. Der Preisverlauf ist ein Abbild der Vortage. Der Handelstag im Großen und Ganzen ebenfalls

Samstag, 12.6.2021: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 67,86 Prozent, davon Windstrom 35,20 Prozent, Solarstrom 18,31 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 14,35 Prozent. Stromdateninfo Tagesvergleich ab 2016. Die Agora-ChartmatrixHier klicken.

In der Nacht und am Morgen ist noch alles ruhig. Dann, rumms, zieht der Wind, und damit die Windstromerzeugung an. Auf einmal ist zu viel Strom im Markt. Der Preis wird negativ. Unter dem Strich gibt Deutschland 13,66€/MWh verschenktem Strom mit. Die konventionellen Stromerzeuger fahren herunter, so weit es geht. Der Handelstag.

Sonntag, 13.6.2021: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 65,51 Prozent, davon Windstrom 25,11 Prozent, Solarstrom 27,42 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 15,98 Prozent. Stromdateninfo Tagesvergleich ab 2016. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Heute lässt der Wind bereits wieder nach. Doch zusammen mit dem Sonnenstrom muss der Windstrom nochmals mit Bonus verschenkt werden. Oder ist es der Strom-Mix? Egal, das Geld ist weg. Dafür darf der Stromkunde zum Nachmittag und Abend richtig Geld hinlegen. Die Konventionellen produzieren an der Netzstabilitätsunterkante. Weniger geht kaum. Der Handelstag. Welcher Nachbar verdient richtig Geld?

Volatiler Strom und Wasserstofferzeugung

Vor allem der Chart mit der angenommenen Verdreifachung der Wind- und Photovoltaikstromerzeugung (Abbildung 7) belegt sehr eindrucksvoll, wie volatil der überschüssige Strom ist. Die Idee ist es ja, diesen Strom dazu zu verwenden, um allfällige Stromlücken zu schließen. Dazu ist die Speicherung des überschüssigen Stroms mittels Wasserstoff per Elektrolyse in großem Umfang nötig. Stromlücken werden mit dem wieder per Brennstoffzellen in Strom rückverwandelten Wasserstoff geschlossen. Stromdaten.info beinhaltet ein feines Tool, mit dem dieser Prozess simuliert werden kann. Soweit die Theorie.

In der Praxis verursacht die Volatilität des anfallenden überschüssigen Stroms bei der Elektrolyse erhebliche Probleme. Elektrolyseure benötigen gleichmäßig fließenden Strom. Sonst verlieren sie ihre Funktionsfähigkeit. Diesen Schluss ziehe ich aus der Antwort einer Anfrage an die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe. Ich habe der Anstalt den Chart mit der Verdreifachung zur Verfügung gestellt. Auf die Frage, ob der volatile überschüssige Strom zur Wasserstofferzeugung per Elektrolyse genutzt werden kann, bekam ich diese Antwort:

 […] inwieweit das volatile Stromangebot zur Wasserstoffgewinnung genutzt werden kann, ist derzeit nicht abschließend zu beantworten. Das hängt u.a. von technischen Innovationen (Elektrolyseure, die mit schwankendem Angebot gut umgehen können und mgl. effektiv arbeiten) ebenso ab, wie dem Ausbau der Strominfrastruktur und damit der zunehmenden direkten Nutzung des Stromes. […].

Somit tut sich ein wenig beachtetes Problem der Wasserstoffwirtschaft auf. Eingedenk der ungeheuren Energiemengen, die zur Wasserstofferzeugung und Stromrückverwandlung benötigt werden, ist es meines Erachtens fragwürdig, weshalb Unsummen an Subventionen zwecks Erforschung und Einrichtung von Wasserstoffwirtschaftsinseln herausgehauen werden. Es wäre viel sinnvoller, zunächst ausschließlich Fördergelder für die Erforschung und Herstellung von Elektrolyseuren auszuloben, die in industriellem Maßstab mit stark schwankendem Strom Wasserstoff herstellen können. Das wäre im Sinn einer Energiewende. Alles andere ist zum Fenster hinausgeworfenes Geld und macht in aller Regel reiche Leute nur noch reicher.

Noch Fragen? Ergänzungen? Fehler entdeckt? Bitte Leserpost schreiben! Oder direkt an mich persönlich: stromwoher@mediagnose.de. Alle Berechnungen und Schätzungen durch Rüdiger Stobbe und Peter Hager nach bestem Wissen und Gewissen, aber ohne Gewähr.

Die bisherigen Artikel der Kolumne Woher kommt der Strom? mit jeweils einer kurzen Inhaltserläuterung finden Sie hier.

Rüdiger Stobbe betreibt seit über fünf Jahren den Politikblog www.mediagnose.de

 




Elektroautos gegen Klimawandel: Gibt die Massenpresse das Bekannte endlich zu?

von AR Göhring

EIKE- und Achse-Leser wissen es seit Jahren: Die E-Mobilität hat rein gar nichts mit Umweltschutz oder Kampf gegen Klimawandel zu tun; dafür ist sie viel zu schmutzig, und obendrein heftig unsozial. Zugegeben hat das in den Massenmedien bislang kaum jemand. Nun deutet sich aber ein Medienwandel an.

„Früher hat man uns gesagt, wir sollen Strom sparen, heute sagt man uns, wir sollen Elektro-PKW fahren“, lautet ein aktuelles Bonmot. Wegen der Wandlungs- und Leitungsverluste ist elektrischer Strom sozusagen die „edelste“ der wirtschaftlich genutzten Energieformen, weswegen man sie früher ungern fürs Heizen und für Traktion nutzte.

Allein deswegen ist die Propagierung von Elektroautos zum Einsparen von CO2-Emissionen Humbug, weil unterm Strich wegen der Speicherverluste tatsächlich mehr CO2 produziert wird, wenn der Strom für den Akku nicht grade überwiegend aus Wind- und PV-Kraft kommt, was aber sehr selten ist.

Hinzu kommt unter anderem, daß für die aufwändigere Produktion eines E-Autos viel mehr emitiert wird, was sich erst nach Jahren Betriebszeit amortisiert. Vorausgesetzt, daß der Akku eine Lebenszeit über zehn Jahren hat, was realiter auch nicht so ist.

Das sind nur einige der „Wenns“ und „Abers“, die das E-Auto klar als Umweltschweinerei charakterisieren. Da aber der Profiteurskomplex in den Medien und der Politik, aber auch der Aktivistenszene fest etabliert ist und Milliardenumsätze generiert (wenn nicht Gewinne), will so gut wie niemand darüber aufklären. Immerhin basiert die seit 2005 bestehende CO2-Zertifikatsbörse zum Gutteil auf E-Mobilität: Vor allem der popkulturell vergötterte Elon Musk macht seine Milliarden mit dem Zwangsverkauf von Zertifikaten.

Ausnahme unter den Klimatischen ist Harald Lesch, der via TV und Youtube klar Stellung gegen Lithiumakkus und für Wasserstoff bezieht. Spuren hat er damit allerdings in der Berichterstattung nur in puncto H2 hinterlassen, da die irrwitzige E-Mobilität von der Regierung wider besseres Wissen nun mit dem Verweis auf die Wundertechnik der Elektrolyse vorangetrieben wird.

Nun berichten Focus, die BILD und und die Stuttgarter Zeitung hinter Bezahlschranke, daß 171 Wissenschaftler die EU-Kommission aufgefordert hätten, den ökologischen Fußabdruck von E-Autos neu zu bilanzieren. Derzeit plant die Kommission, neue Flottengrenzwerte für Autohersteller herauszugeben.

Setzt sich in den Massenmedien nun die Erkenntnis durch, daß es bei Strom-Wagen nur um Umverteilung geht, und daß Teslas genau wie Windkraftanlagen die Natur eher schädigen, als etwas zu nützen?




Es gibt keinen Klimanotstand durch CO2! Jetzt nicht, morgen nicht und übermorgen auch nicht.

– Zur Anhörung im Umweltausschuss des Deutschen Bundestages am 21.6.21

von Michael Limburg

Die Novellierung des gerade erst verabschiedeten „Klimaschutz“-Gesetzes ging am 24.6.21 planmäßig und im Schweinsgalopp über die Bühne. Die Novellierung war vom Bundesverfassungsgericht erst Ende März gefordert worden, weil die beanstandete Version – so der nur einseitig informierte und voreingenommene 1. Senat des BVerG- die Grundrechte zukünftiger Generationen zu sehr einschränke. Also auch von Menschen, die noch gar nicht geboren sind, und daher – weil keine Rechtssubjekte –gar keine Grundrechte haben.

Für die Regierenden war das Urteil aber eine sehr ersehnte Steilvorlage und sie ließen es sich nicht nehmen, es in rasendem Tempo umzusetzen. Doch es war – wie so vieles was seit einigen Jahren im Parlament läuft – eine Farce. Eine reine Schau.(1)

Karsten Hilse von der AfD nahm es daher – zu Recht, wie wir meinen – vor dem Plenum aufs Korn und redete Klartext.

Die Mitschrift der Rede finden Sie hier ab Seite 128 (Text: 30640). Interessant sind auch die Zwischenrufe

Weil aber schon im Vorfeld eine Menge Propagandagetöse erforderlich schien, gab es dazu eine öffentliche Anhörung im zuständigen Umweltausschuss zum Gesetzesvorschlag vom 21.6.21.

 

Die Anhörung, was soll sie bewirken und was bewirkt sie?

Dazu sollte man wissen, dass bei einer Anhörung viele, von den zuständigen Ausschuss-Mitgliedern vorgeschlagene, Sachverständige zu Wort kommen, die zu verschiedenen Aspekten der Gesetzesvorlage ihre fachliche Sicht vortragen. In diesem Falle waren es 10 Experten. Sie waren allesamt über Video zugeschaltet. Der Anhörungssaal selber, blieb, bis auf wenige Figuren, so gut wie leer. Pandemiebedingt, wie erklärt wurde.

Der eigentliche Sinn dieser Anhörungen ist, den Fach-Abgeordneten, die ja schlussendlich dem Plenum ihre Votenempfehlung vorgeben, das notwendige Wissen zu vermitteln, dass sie für ihre Meinungsbildung noch nicht haben, um diese auf eine sichere Grundlage zu stellen. In der Praxis bleibt das jedoch nur ein frommer Wunsch, denn normalerweise beeinflussen die Experten die Meinung der Ausschussmitglieder in keiner Weise. Es geschieht eher das Gegenteil:

„Komm´ mir nicht mit Fakten, meine Meinung steht“, war die Devise auch dieses Ausschusses.

Und so erging es auch dem wohl weltweit renommiertesten Wissenschaftler in Bezug auf die Interaktion von Materie mit Strahlung, also genau das, was in der Atmosphäre passiert, dem Physiker und emeritierten Princeton-Professor Will Happer.  Er war – wie die anderen- über Video zugeschaltet worden, allerdings mittels eines Programmes dessen richtige Bedienung keiner von der Verwaltung so recht kannte. Trotzdem lehnte die es vor der Sitzung ab eine kleine Generalprobe zu veranstalten. Sie wäre aber zwingend nötig gewesen, auch deswegen, weil nicht nur simultan übersetzt werden sollte, sondern weil Prof. Happer zur Verdeutlichung seiner Argumente vor Laien, extra 2 informative Folien zur Einblendung in sein Statement vorbereitet hatte. Das ging nun deutlich schief, weil niemand ihm sagen konnte, wie man das macht.

Somit war es wieder mal eine beschämende Vorstellung der real vorhandenen digitalen Fähigkeiten, man denke nur an die Digitalbeauftragte der Regierung, der Staatsministerin Dorothee Beer, sowie des höchsten deutschen Gremiums, des Deutschen Bundestages. Daher nichts neues unter der Sonne. Will Happer dachte sich seinen Teil.

Die Sitzung wurde dann vom Bundestag aufgezeichnet und per Livestream gesendet. EIKE hat die wichtigsten Statements herunter geladen und auf unseren YT-Kanal hochgeladen.

Hier sehen Sie das mündliche Statement von Prof. Happer – dieses war, wie alle anderen Einführungsstatements auch- auf 3 Minuten Redezeit begrenzt. Ebenso sehen Sie die folgenden zwei Frage – und Antwortrunden, die jeweils auf 5 Minuten Dauer begrenzt waren. Im Falle Happer wurde für die erste Frage – und Antwortrunde eine Ausnahme gemacht, um die fehlende Möglichkeit, die vorbereiteten Folien nicht angemessen zeigen zu können, und sie daher auf längere Weise verbal erklären zu müssen, zu ersetzen. Ihm wurden daher 8 Minuten gewährt, wofür der Ausschussvorsitzenden Dank gebührt.

Einige der anderen Statements – insbesondere von denen, denen die Einschränkungen, Gebote und Verbote nicht weit genug gingen- werden in einem nächsten Artikel verfügbar sein.

Im Nachgang erreichte Will Happer noch eine Fan-Email, die ich den Lesern nicht vorenthalten möchte:

From: C D <spam.naund@gmail.com>
Sent: Monday, June 21, 2021 4:54 PM
To: William Happer <happer@princeton.edu>
Subject: Climate Change

You are either a very demented old man or ExxonMobil is paying you very generous sums for spewing out your bullshit. I’m assuming the latter is the case. Could you please grant us the favor and die already? Didn’t your generation do enough damage already? I really hope you don’t have any children or grand-children that will judge you for your actions.

Good riddance.

Das schriftliche Statement im deutschen Wortlaut

Da jedem Experten zudem eingeräumt wurde auch ein schriftliches Statement abzgeben, bringen wir dieses in vollem Wortlaut.

„Ich bin Dr. William Happer, Professor für Physik, emeritiert an der Princeton University im Bundesstaat New Jersey der Vereinigten Staaten von Amerika.

Lassen Sie mich erklären, warum meine Kommentare heute ernst genommen werden sollten. Ich habe über 200 von Experten begutachtete wissenschaftliche Arbeiten veröffentlicht, viele davon über die Wechselwirkung von Strahlung mit Materie, der grundlegenden Physik, die bestimmt, wie Treibhausgase das Erdklima beeinflussen. Ich bin der Erfinder des Natriumleitsterns, der in den meisten neuen bodengebundenen Teleskopen verwendet wird, um die Verschlechterung astronomischer Bilder durch atmosphärische Turbulenzen zu messen und zu korrigieren.

Von 1990 bis 1993 war ich Direktor des Office of Energy Research des US-Energieministeriums, wo ich ein Forschungsbudget von rund 3,5 Milliarden Dollar betreute. Ein beträchtlicher Teil davon wurde in Richtung Umwelt- und Klimawissenschaften investiert.

Von 2018 bis 2019 war ich stellvertretender Assistent des Präsidenten und Senior Director für Emerging Technologien beim Nationalen Sicherheitsrat im Weißen Haus. Ich habe eine Reihe von wissenschaftlichen Auszeichnungen erhalten und bin Mitglied mehrerer wissenschaftlicher Gesellschaften, einschließlich der American Physical Society, der US National Academy of Sciences und der Philosophischen Gesellschaft.

Vor diesem Hintergrund weiß ich mehr als die meisten Wissenschaftler über die Funktionsweise von Treibhausgasen. Steigende Werte des wichtigsten anthropogenen Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) führen zu einer geringen, wohltuenden Erwärmung des Erdklimas. Mehr CO2 wird der Land- und Forstwirtschaft und allem anderen photosynthetisch-begründeten Leben sehr guttun.

Die atmosphärischen CO2-Konzentrationen waren in unserer heutigen Zeit eine gefährlich niedrige geologische Periode, mit Hinweisen auf CO2-Mangel während des jüngsten glazialen Maximums

(https://www.jstor.org/stable/3374310?origin=JSTOR-pdf&seq=1#metadata_info_tab_contents, ohne Datum).

Pflanzen reagieren bereits sehr positiv auf den CO2-Anstieg des vergangenen Jahrhunderts. Zunehmende Konzentrationen von CO2 und anderen Treibhausgasen werden keinen Klimanotstand auslösen.

Dafür, dass ich dies sage, werden viele verlangen, dass ich „verpönt und verurteilt“ werde, ähnlich wie die Menschen im 15. Jahrhundert Deutschlands, die die Existenz von Hexen leugneten. In der einleitenden Approbation von Heinrich Kramers gefeierter Malleus Maleficarum (Der Hexenhammer) (http://www.malleusmaleficarum.org/table-of-contents/letter-of-approbation/) lesen wir:

Während einige, die die Verantwortung für die Seelen haben und Prediger des Wortes Gottes sind, so kühn sind, in Reden von der Kanzel öffentlich zu behaupten und zu erklären, ja, in Predigten an die Leute verkünden, dass es keine Hexerei gibt, oder dass diese Teufel die Menschen in keiner Weise belästigen oder Menschen oder Tieren Schaden zufügen können. Da ist es geschehen, dass infolge solcher Predigten, die sehr zu verurteilen sind, die Macht des weltlichen Arms bei der Bestrafung solcher Täter behindert hat, … (so dass die teuflischen Mächte Aufwind bekamen. Ergänzt von Rüdiger Stobbe)

Dieser fromme Unsinn geht noch einige Seiten weiter. Die Theologische Fakultät der Universität Köln unterzeichnete die Approbation im Jahr 1487 einstimmig. Das war 100% wissenschaftlicher Konsens — und 100% falsch. Die deutsche Reformation, die einige Jahrzehnte auf die Veröffentlichung von Malleus Maleficarum folgte, machte sie Sache noch schlimmer. Die lutherische und katholische Kirchen wetteiferten um die Rettung der Menschheit vor der Hexerei. Es gab unbestrittene weltliche (staatliche) Unterstützung für die Hexenverfolgungen. Als H. L. Mencken, der geradlinige amerikanische Journalist der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, bemerkte:

Das ganze Ziel praktischer Politik ist es, die Bevölkerung in Alarmbereitschaft zu halten (und daher lautstark zu sein, um die Richtigkeit zu belegen) von einer endlosen Reihe von Kobolden, die meisten von ihnen imaginär.

Der Klimawandel ist der ultimative Kobold.

Das Klima hat sich seit Anbeginn der Welt verändert. Klima wird sich weiter verändern, solange die Welt existiert. Aber der Mensch hat wenig mit dem Klimawandel zu tun. Die Sonne erhitzt einen dynamischen, rotierenden Planeten Erde, auf dem komplizierte Wechselwirkungen zweier kolossaler, turbulente Fluidsysteme, Atmosphäre und Ozeane existieren. Flüssigkeiten sind in ihrer Dynamik notorisch unbeständig.

Viele von Ihnen kennen wahrscheinlich den Kommentar, der dem großen deutschen Physiker Werner zugeschrieben wird. Heisenberg:

Wenn ich Gott begegne, werde ich ihm zwei Fragen stellen: Warum Relativität? Und warum Turbulenzen?  Ich glaube wirklich, dass er nur für die erste Frage eine Antwort haben wird.

Das würdige, aber schwierige Ziel, den Klimawandel zu verstehen, wurde durch das politisch auferlegte Dogma verfestigt, dass CO2 der wichtigste „Regulator“ des Klimas ist. Das ist eindeutig falsch, da das Klima sich in nur den kurzen 12.000 Jahren unserer aktuellen Zwischeneiszeit dramatisch verändert hat. Der CO2-Gehalt scheint bis 1850 nahezu konstant gewesen zu sein, als die Konzentration um das Jahr 1850 zu steigen begann.  Gleichzeitig wurden bei der Verbrennung fossiler Energieträger erhebliche Mengen CO2 freigesetzt. Änderungen der Sonnenaktivität, vulkanische Aktivität, interne Variabilität der Atmosphäre und Ozeane müssen die früheren Veränderungen verursacht haben, von denen viele größer waren als die im letzten Jahrhundert beobachteten.

Die Erhöhung des CO2-Gehalts ist ein großer Vorteil für das photosynthetisch begründete Leben auf der Erde, aber seine Veränderungen haben nur sehr geringe Auswirkungen Einfluss auf das Erdklima. Dies geht deutlich aus den Aufzeichnungen der Erdgeschichte hervor. Ein großes Eiszeitalter trat im Ordovizium auf, als der atmosphärische CO2-Gehalt mehr als zehnmal höher war als heute. Der CO2-Gehalt in antarktischen Eisbohrkernen steigt und/oder sinkt, nachdem die Temperatur-Proxys = Indirekte Temperatur-Anzeiger steigen oder fallen. Während unserer aktuellen Eiszeit der letzten Millionen Jahre haben Temperaturänderungen CO2-Änderungen verursacht, nicht umgekehrt. CO2 ist nicht der Kontrollknopf für die Temperatur oder das Klima der Erde.

Es gibt keine theoretische Unterstützung dafür, dass CO2-Änderungen ein wesentlicher Faktor des Klimawandels sind. Eine sofortige Verdoppelung der CO2-Konzentration in der Atmosphäre, eine Erhöhung um 100 %, verringert die räumliche Wärmestrahlung nur um etwa 1%. In erster Näherung würde dies die Durchschnittstemperatur der Erde um etwas weniger als 1 C steigen lassen. Um größere Temperaturanstiege vorherzusagen, wurden fantasievolle positive Feedback den Klimamodellen hinzugefügt. Aber, wie das Prinzip von Le Chatelier zusammenfasst, sind die meisten Feedbacks in der Natur negativ, nicht positiv:

Wenn ein eingespieltes System gestört ist, passt es sich an, um die eingetretene Störung zu korrigieren.

https://en.wikipedia.org/wiki/Le_Chatelier%27s_principle, ohne Datum

Es ist wahrscheinlicher, dass Rückkopplungen die direkte Erwärmung von 1°C durch die Verdoppelung von CO2 reduzieren, als sie zu erhöhen. Beobachtungen stützen nicht die Behauptung, dass der größte Teil der im 20. Jahrhundert beobachteten Erwärmung um 0,8 °C auf CO2-Erhöhungen zurückzuführen ist. Der Temperaturanstieg von 1900 bis 1950, als es relativ wenig Zunahme des CO2 gab, war ungefähr gleich wie die Zunahme von 1950 bis 2000, als es eine viel größere CO2-Erhöhung gab. Ein Großteil des Temperaturanstiegs war Teil der natürlichen Erholung vom tiefen Temperaturen der Kleinen Eiszeit. Es gibt keinen Klimanotstand, genauso wenig wie den Hexennotstand vor 500 Jahren. Ich hoffe, die vernünftigen Mitglieder dieses Ausschusses werden die Fehler der Vergangenheit nicht wiederholen, indem sie sich für ´Lösungen` einsetzen, die hohe Kosten für Umwelt, Wirtschaft und die menschliche Freiheit bedeuten, um ein nicht vorhandenes Problem zu beseitigen.“

Der Originaltext von Prof. Dr. em. William Happer

Die komplette Anhörung im deutschen Bundestag mit Video und allen Texten & Dokumenten

(1) In ihrer letzten Sitzung vor der Sommerpause stimmten der Bundesrat über 135 Punkte ab, darunter 86 Gesetze aus dem Bundestag – so viele wie nie zuvor in der Geschichte des Bundesrates. (Quelle hier)