„Mensch, Erde!“ Eckart von Hirschhausen will die Welt retten
von AR Göhring
„Klima, Killerviren und Koalas – die Themen unserer Zeit in überraschenden Zusammenhängen“
Im Mai veröffentlichte der ARD-Fernsehdoktor Eckart von Hirschhausen sei neues Buch, in dem es um Öko, Klima und Gesundheit geht.
„Intersektionalismus“ nennen Sozialforscher öffentlicher Universitäten die Verquickung zweier nicht zusammenhängender Themen, um ein neues „Forschungsfeld“ zu schaffen. Dieser Kunstgriff wird zunehmend auch von politisch korrekten Publizisten angewandt, um neue Buchkonzepte zu entwickeln. Das neue Werk Mensch, Erde. Wir könnten es so schön haben. 3 Krisen zum Preis von 2! von Hirschhausen ist ein Musterbeispiel dafür. Wirklich Neues steht nicht drin; da hat der TV-Arzt sich einfach aus dem Fundus der der Öko- und Klimajournalisten deutschsprachiger Massenmedien bedient. Artensterben, Naturverschmutzung durch Plastik, Klima-Alarmismus, Virus-Pandemien, hier ist alles drin, was das grüne Herz umtreibt. Das alles launig und mit Humor erzählt, wie es Hirschhausen seit Jahrzehnten perfektioniert hat. Was fehlt, ist Kritik; auch nur der leiseste Zweifel an den elitären Erzählungen der Lobbyisten ist dem Autor fremd.
Typisch für Hirschhausens Vorgehen ist die Übernahme des Argumentes, die Zerstörung von Lebensräumen wilder Tiere führe zu mehr Zoonosen, also Übertritten der Krankheitserreger auf den Menschen. Damit deutet er unter anderem die Fledertier-Esser-Hypothese an, nach der das Corona-Sars2-Virus in Wuhan auf chinesische Ernährungsgewohnheiten zurückgehe. Erstens ist aber das Verspeisen von Flughunden oder Fledermäusen nur in wenigen Ecken des chinesischen Riesenreiches üblich; und zweitens liegt Wuhan nicht im tropischen Süden Chinas, wo Regenwälder abgeholzt werden. Außerdem legt die Diskussion in den USA gerade offen, daß das gewinnmutierte Sars2-Virus aus dem großen und bekannten Viren-Institut Wuhans stammt. Das Buch kam kurz vor dem Aufflammen der Debatte heraus; da konnte Hirschhausen nicht mehr reagieren.
Muß er aber auch nicht zwingend, da das Vordringen von Jägern und Holzfirmen in den tropischen Urwald tatsächlich für vermehrten Kontakt mit Wildkeimen sorgt. Daß dieser Kontakt aber in der Geschichte für eine der großen Seuchen verantwortlich zeichnete, ist fraglich. Die Beulenpest wird von Ratten und anderen Nagern übertragen, die als unerwünschte Kulturfolger unsere Nähe suchen, nicht andersherum. Die Spanische Grippe von 1918/19 stammte wohl aus einer Hühnerfarm in Kentucky/USA. Die saisonalen Wintergrippen stammen in der Regel zwar aus China, aber von Bauernhöfen, wo Mensch und Nutztier (zu) eng zusammenleben. Das HI-Virus, das Hirschhausen im Interview erwähnt, stammt vom Schimpansen, wurde aber wohl durch Zutun von verantwortungslosen Pharmawissenschaftlern verbreitet; außerdem ist AIDS keine große Seuche, weil kaum infektiös. Der belesene ARD-Arzt müßte eigentlich das Buch Arm und Reich – Die Schicksale menschlicher Gesellschaften von Jared Diamond kennen, das zeigt, wie die Indianer Amerikas durch europäische Nutztierkeime der Conquistadoren dezimiert wurden. Landwirtschaft und Viehhaltung sind die großen Infektionsrisiken der Menschheit, nicht der Wildtierkontakt.
Auch die anderen Argumente des Autors sind eher flach oder wirken konstruiert. Zum Beispiel meint der Reklametext:
„Gesundheit steckt nicht in Pillen und Apparaten, zuallererst brauchen wir etwas zu essen, zu trinken, zu atmen. Und erträgliche Außentemperaturen. Gesunde Menschen gibt es nur auf einer gesunden Erde.“
Der erste Satz ist richtig, solange er sich auf den Wohlstand schaffenden Industriekapitalismus bezieht, der die Gesundheit einer steigenden Weltbevölkerung überhaupt erst ermöglicht, und zwar mit CO2-Emissionen. Eine Desindustrialisierung würde die Gesundheit der unteren zwei Drittel der deutschen Bevölkerung deutlich senken; genau wie die Corona-Maßnahmen. Der Rest des Reklametextes ist Unfug, weil „je wärmer, desto besser“ gilt, wie zum Beispiel das römische Optimum beweist. Einige Hitzschlagtote im Sommer werden durch ungleich höhere Überlebensraten in milden Wintern und bessere Ernährung mehr als ausgeglichen.
Und die Behauptung, „die Erde ist krank“, „hat Fieber“ und ähnliches ist alarmistischer Unfug, der den Streßhormonspiegel der Leser ungesunderweise hebt. Der Planet Erde ist in den letzten Jahrzehnten um mehr als ein Drittel grüner geworden; und in der Erdgeschichte waren die Heißzeiten mit dichten Tropenwäldern und Lurchen auf Antarktika die „gesündesten“ Phasen.
Daß Hirschhausen solche Überlegungen nicht einbezieht oder einbeziehen will, wird durch die Auswahl seiner Interviewpartner bestätigt: Luisa Neubauer, Harald Lesch, ZDF-Köchin Sarah Wiener (?), Zoologin Jane Goodall, u.a. Also alles „Experten“, die seit Jahren oder Jahrzehnten genau wie der TV-Doktor von den massenmedialen Weltuntergangs-Narrativen leben.
Und so spart der Alarmist auch nicht mit schrägen Aussagen:
Unser aller Mutter liegt auf der Intensivstation.. Sie hat Multiorganversagen, das Schlimmste, was man auf Intensiv haben kann….Die Entgiftung ist blockiert durch Feinstaub und Mikroplastik in Luft und Wasser.
Das 21. Jahrhundert solle nicht
„unser letztes gutes Jahrhundert sein….
Den wirklichen Mehrwert des Buches für einen kritischen Leser wie unsere von EIKE sind die Dinge, die im Buch nicht drinstehen; beziehungsweise die Hintergrundinformationen. Hier ist eine Liste aller Bücher von Hirschhausen, die er veröffentlicht hat:
Arzt-Deutsch, Deutsch-Arzt 2007
Die Leber wächst mit ihren Aufgaben 2008
Glück kommt selten allein 2009
Mein Glück kommt selten allein 2009
Wohin geht die Liebe, wenn sie durch den Magen durch ist? 2012
Wunder wirken Wunder: Wie Medizin und Magie uns heilen 2016
Die bessere Hälfte. Worauf wir uns mitten im Leben freuen können 2018
Fällt Ihnen etwas auf? Der Mann wird erst jetzt politisch. Aber immer korrekt – niemals weicht er vom Narrativ ab, das in ARD und ZDF, wo er seit Jahren einträgliche Shows moderiert, dominiert. Warum macht er das eigentlich; hat er es nötig? Nein, denn der Mann hat ein Talent als Wissensvermittler und gilt seit Anfang der Nuller Jahre als Nachfolger von Joachim Bublath und anderen, die den Informationsauftrag der Öffentlich-Rechtlichen mit Zustimmung (fast) aller politischen Lager erfüllen. Allein damit ist er eigentlich ausgelastet, da er zusätzlich noch private Bühnenprogramme absolviert.
Warum gibt er dann noch den grünen Herold, der mit Scientists for Future, dem erwachsenen Ableger von FFF, vorm Brandenburger Tor steht und Merkels Regierungspolitik bewirbt? Warum schreibt er solche schein- und halbwissenschaftlichen PR-Bücher für die Klimaprofiteure in Parteien, NGOs und Industrie?
Es ist wohl das alte Lied der Showbranche: Ist jemand erst einmal berühmt und reich, will er noch mehr, und das heißt politischen Einfluß. Dafür hängt man sich am besten streßfrei an etablierte Lobbygruppen und sonnt sich dann im Ruhm des Künstlers, der den Schritt vom Komiker zum ernsthaften Intellektuellen geschafft hat. Im Englischen nennt man das Virtue signalling – „Tugendsignalisierung“.
Mensch, Erde! Von Eckart von Hirschhausen, 528 Seiten, dtv, durchgehend vierfarbig, zahlreiche Illustrationen und Fotos (Hups, ist das nicht Verschwendung?) Verkaufsrang thalia 33, erschienen am 18.5., 1 kg schwer