Warum geistig gesunde Menschen ein Feindbild brauchen und warum globales Denken an sich schon totalitär ist

Die neuesten Früchte dieses nihilistischen Alles-oder-Nichts-Denkens sind die von den Milliardären des „World Economic Forum“ (WEF) verfochtene Konzeption des „Great Reset“ und bei uns in Deutschland beziehungsweise Klein-Europa die Manifeste „ZeroCovid“ bzw. „Contain Covid 19“

Ich habe die Berufung auf „ganzheitliche“ Konzepte bzw. den Anspruch, etwas „ganzheitlich“ verstanden zu haben, immer für verlogen gehalten, weil ich weiß, dass naturwissenschaftliche Erkenntnisse immer auf der Untersuchung isolierter Zusammenhänge unter kontrollierten Randbedingungen beruhen. Wir können solche Erkenntnisse nur mit großer Vorsicht und mit erheblichen Vorbehalten zu einem Bild vom großen Ganzen zusammenzusetzen versuchen. Alle wissenschaftliche Erkenntnis ist nach dem Wissenschaftsphilosophen Sir Karl R. Popper mehr oder weniger hypothetisch, das heißt vorläufig. Sie kann und muss durch geeignete Real- oder Gedankenexperimente auf die Probe gestellt werden und wird eines Tages wahrscheinlich widerlegt oder (wie die Newtonsche Gravitationstheorie durch Einstein) zumindest relativiert. Das hat machthungrige Politiker nicht davon abgehalten, den Anspruch zu erheben, die ganze Gesellschaft in Richtung angeblich wissenschaftlich begründeter Ziele wie „Klimaneutralität“ oder „Nachhaltigkeit“ steuern zu wollen.

Tiefere Ursache dieser Anmaßung ist die seit der „Aufklärung“ im 18. Jahrhundert fortschreitende Entchristlichung Europas bzw. das gesamten Westens. Denn in der Scholastik des christlichen Mittelalters stand es außer Frage, dass Gott und nur Gott für das große Ganze zuständig ist, während die Menschen nur wenige Zusammenhänge durchschauen und in ihrem Handeln nur begrenzten Interessen nachgehen können. Das hat der Dominikaner und Kirchenlehrer Thomas von Aquin auf den Punkt gebracht: „Das Gut der ganzen Welt ist nun aber das, was von Gott erfasst wird, der ja der Schöpfer und Lenker der Welt ist. Daher will er alles, was er will, im Blick auf das allen gemeinsame Gute, das sein Gutsein selbst ist; dieses ist nämlich das Gut der ganzen Welt. Die Erfassungsweise des Geschöpfes geht aber seiner Natur gemäß auf ein besonderes Gut – wie es seinem Wesen entspricht.“ (Zit. n: Summa theologiae I-II q. 18-21 „Über sittliches Handeln“, übersetzt, kommentiert und herausgegeben von Rolf Schönberger, Philipp Reclam jun. Stuttgart 2001, S. 135)

Hienieden „ganzheitliche“ Problemlösungen bzw. das absolut Gute anzustreben, galt deshalb als blasphemisch. Wer so handelte, musste mit der Strafe Gottes rechnen, denn die meisten Menschen gingen nicht ohne Grund davon aus, dass jeder Versuch, Gott zu spielen, im Chaos enden würde. Die Menschen sollten sich stattdessen auf das Wohl ihrer Familie, ihrer Kommune und ihrer Nation, d.h. (in den Worten der Bibel) „die Nächsten“ konzentrieren. Wir wissen heute nicht zuletzt aus den Erfahrungen mit der von politisch-ideologischem Wunschdenken angestoßenen Umwandlung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) in die Europäische Union (EU), dass die Nation bzw. der Nationalstaat die größte Gemeinschaft ist, mit der sich Individuen noch identifizieren können. Probleme, die anscheinend zu groß sind für einzelne Nationalstaaten, können kein Argument für den Aufbau internationaler oder gar globaler Verwaltungsstrukturen in Form eines Weltstaates sein. Dieser wäre notwendigerweise totalitär. Mit der Wahrung der individuellen Freiheit und Eigenverantwortung vereinbar wäre nur die Anerkennung unlösbarer Probleme wie des Klimawandels (bzw. der Wetterlaunen) oder auch der Verbreitung potenziell gefährlicher Viren als „höhere Gewalt“, mit der die Menschen irgendwie leben lernen müssen.

In seiner „Theorie des Politischen“ (1932, 1963) hat der „umstrittene“ Staatsrechtler Carl Schmitt hergeleitet, dass jedes staatliche Gebilde eines Feindbildes bedarf. Das gilt auch für offene, freiheitliche Gesellschaften und ihre politische Organisation. Karl R. Popper hat in seinem Klassiker „Die offene Gesellschaft und ihre Feinde“ schon mit der Wahl des Titels klar gestellt: Wer gegen die offene Gesellschaft steht, ist kein Gegner in einem mehr oder weniger sportlichen Wettkampf, sondern Feind. Fehlt ein solches Feindbild, bleiben nur öffentliche Verwaltungsaufgaben wie der Straßenbau, die Wasserversorgung oder die Abfallentsorgung, die man auf der kommunalen oder kantonalen Ebene auch privatwirtschaftlich lösen kann. Aufgaben wie die Pflege von Geburts- und Sterberegistern sowie Bildung und Erziehung wurden im alten Europa ohnehin nicht von der weltlichen, sondern von der kirchlichen Verwaltung übernommen. Geht es aber nur noch um Verwaltung, dann gibt es keinen Grund mehr, zwischen privaten und öffentlichen Aufgaben zu unterscheiden.

Nur wer davon überzeugt ist, in der Welt keine wirklichen Feinde zu haben, wird seine Wirtschaft mit der Energieverteuerung durch Gesetze und Abgaben auf einen Schrumpfkurs zwingen und die nationalstaatlichen Grenzen soweit für Migranten öffnen wie Angela Merkel. Nicht wenige halten heute allerdings die Definition und Pflege von Feindbildern für ein Wesensmerkmal faschistischer Ideologien. Das genaue Gegenteil ist freilich richtig. Die vernünftige, nachvollziehbare Feindbildbestimmung ist eines der Elemente, die ein auf die individuelle Freiheit und Verantwortung gegründetes Gemeinwesen von einem totalitären Herrschaftssystem unterscheiden. Nicht von ungefähr beginnt der algerische Schriftsteller Boualem Sansal, Träger des Friedenspreises des deutschen Buchhandels, seine originelle Fortschreibung von George Orwells Dystopie „1984“, unter dem Titel „2084. Das Ende der Welt“ damit, dass der Machthaber Abi den Begriff „Feind“ aus dem Lexikon streichen lässt, sobald der äußere durch den inneren Feind des Regimes abgelöst worden war.

Carl Schmitt vertrat bekanntlich die Meinung, ein Volk höre auf, politisch zu existieren, sobald es die Fähigkeit verliert, zwischen Freund und Feind zu unterscheiden. Jesu Worte in der Bergpredigt „Liebet Eure Feinde“ bezögen sich nicht auf den öffentlichen, den politischen Feind (lat. hostis), sondern nur auf den persönlichen Feind (lat. inimicus), schrieb Schmitt. Der Heidelberger Theologe Klaus Berger stritt übrigens in seinem Buch „Die Bibelfälscher. Wie wir um die Wahrheit betrogen werden“ ab, dass die Bergpredigt überhaupt im Sinne einer idealistischen Tugendethik verstanden werden kann. Jesus lehre dort vielmehr, wie die Gläubigen trotz fortwährender Misshandlung durch Ungläubige der Nähe Gottes gewiss bleiben können. Wie dem auch sei. Schmitt betonte jedenfalls, man dürfe dem Feind die Eigenschaft, Mensch zu sein, in keinem Fall absprechen, das heißt nicht auf seine physische Vernichtung hinarbeiten. Man brauche also den öffentlichen Feind nicht hassen, sondern müsse nur klarstellen, dass er Ziele anstrebt, denen sich das eigene Gemeinwesen nur um den Preis der Selbstaufgabe unterordnen könnte. Deshalb müsse der öffentliche Feind so definiert werden, dass er unter anderen Umständen auch zum Verbündeten taugt.

Das Politische könne nur im Plural existieren, unterstrich Schmitt, wobei er sich lediglich einer Einsicht anschloss, die vor der Verbreitung der Weltstaats-Idee durch amerikanische Philanthropen im christlichen geprägten Abendland Gemeingut war. Denn solange es überhaupt noch Gründe für eine politische Organisation der Gesellschaft oberhalb des kommunalen oder kantonalen Niveaus gibt, könne es wegen der nationalen Eigenheiten keinen die ganze Erde und die ganze Menschheit umfassenden Weltstaat geben. Den französischen Frühsozialisten Pierre Joseph Proudhon zitierend, schloss Schmitt daraus: „Wer Menschheit sagt, will betrügen.“

Totalitäre Bewegungen zielen demgegenüber darauf ab, Politik durch die Verwaltung der „einen Welt“ zu ersetzen. Das ist auch das uneingestandene Ziel der EU. Totalitarismus ist der Tod des Politischen. Der amerikanische Historiker Timothy Snyder hat das in seinem im Jahre 2015 erschienenen Buch „Black Earth. Der Holocaust und warum er sich wiederholen kann“ am Beispiel von Hitlers „Barbarossa“-Feldzug aufgezeigt. Snyder ist überzeugt, dass Hitler kein Nationalist, sondern ein rassistischer Anarchist war. Der Massenmord an Millionen von Juden und Kriegsgefangenen im eroberten Osten geschah in Abwesenheit jeglicher Staatlichkeit. Carl Schmitt stand diesem Trend zunächst leider ambivalent gegenüber.

Hitlers Feldzug gen Osten zeigt aber klar: Totalitäre Bewegungen haben kein Feindbild. Carl Schmitt hat das im Zusammenhang mit seiner Kritik am Versuch der Legitimierung imperialistischer Expansion durch die Idee des Weltstaats aufgezeigt: „Der Gegner heißt nicht mehr Feind, aber dafür wird er als Friedensbrecher und Friedensstörer hors-la-loi und hors de l’humanité gesetzt“,schrieb er. Es wird dabei nicht mehr wie im Römischen Recht zwischen Privatem und Öffentlichem unterschieden. Der Friedensstörer wird seiner Eigenschaft, Mensch zu sein entkleidet, dem Lynch-Mob ausgeliefert. Genau so verfährt heute das in Deutschland herrschende Parteien-Kartell mit jenen, die sich gegen das „Energiewende“-Abenteuer, den Missbrauch einer mittelschweren Corona-Epidemie für die dauerhafte Aussetzung von Menschenrechten und die Kapitulation gegenüber der muslimischen Masseninvasion wenden. In Form der „medialen Hinrichtung“ von Kritikern wird der in allen Stammesgesellschaften wirksame archaische „Sündenbock-Mechanismus“ (René Girard) reaktiviert. Die Opferung von Sündenböcken sorgte und sorgt im Prinzip noch heute in Stammesverbänden dafür, dass in einer durch Zwietracht in ihrem Bestand gefährdeten Gemeinschaft wieder für eine gewisse Zeit Friede einkehrt.

Ähnlich sah das übrigens auch die weitaus weniger umstrittene jüdische Politik-Theoretikerin Hannah Arendt in ihrem grundlegenden Werk „Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft“. Arendt zeigte, dass totalitäre Massenbewegungen immer statt von einem klaren Feindbild von einer vollkommen gegenüber der Realität abgedichteten Fiktion ausgehen. Die Juden waren nicht die Feinde der Nazis. Vielmehr bedurfte die nationalsozialistische Massenbewegung der Fiktion einer jüdischen Weltverschwörung. Wirklich gemeingefährlich werde die krankhafte Realitätsverleugnung, wenn sie vom moralischen Nihilismus des „Alles ist erlaubt“ zur Hybris des „Alles ist möglich“ fortschreitet, erkannte Hannah Arendt. Die Frage nach Erfolg oder Misserfolg sei dann nicht mehr beantwortbar. „Denn es liegt im Wesen der totalitären Fiktion, dass sie nicht nur das Unmögliche möglich macht, sondern vor allem auch alles, was sie nach ihrem ideologisch geleiteten Schema ‚voraussieht’ – und Voraussehen heißt hier lediglich Berechnen -, bereits als wirklich in Rechnung stellt. Da die Geschichte in der totalitären Fiktion voraussehbar und berechenbar verläuft, muss jeder ihrer Möglichkeiten auch eine Wirklichkeit entsprechen. Diese ‚Wirklichkeit’ wird dann nicht anders fabriziert als andere ‚Tatsachen’ in dieser rein fiktiven Welt.“ Da denkt man unwillkürlich an Angela Merkels Beschwörung „Wir schaffen das!“ oder aktuell an ihre Durchhalteparolen in der politischen „Corona-Krise“.

Aber auch die Grünen glauben, sich auf Hannah Arendt berufen zu können, wenn sie im Begriff der Nation eine solche Fiktion sehen und ihr/unser Heil in deren Überwindung suchen. In Wirklichkeit ist die Nation, nach der klassischen Definition durch den französischen Philologen Ernest Renan (1882), alles andere als eine Fiktion. Leben heißt diskriminieren. Das gilt schon für die einfachste Zelle. Ließe sie undifferenziert Stoffe durch ihre Membran passieren, wäre sie schlicht tot. Renans Diktum „La nation, c’est un plébiscite de tous les jours“ (Die Nation ist eine tägliche Volksabstimmung) drückt aus, dass sich Menschen aufgrund ihrer gemeinsamen Herkunft und/oder gemeinsam erlebter bzw. erlittener historischer Ereignisse spontan zusammengehörig fühlen. Es geht dabei nicht nur um verklärte Erinnerungen an Siege und Feste, sondern ebenso sehr um das Vergessen von Niederlagen und Enttäuschungen. „Eine Nation ist eine Seele, ein geistiges Prinzip“, sagt Renan. Sie hat nichts mit der biologischen Konstitution, d.h. der Rasse zu tun. (Allerdings wissen wir heute, dass verschiedene Mentalitäten sich durchaus in der Genstruktur einer Bevölkerung niederschlagen können.) Fazit: „Eine Nation ist eine große Solidargemeinschaft, getragen vom Gefühl der Opfer, die man gebracht hat, und der Opfer, die man noch zu bringen bereit ist.“ Eine gemeinsame Sprache, Religion oder Hautfarbe hielt der polyglotte Bretone, der lange im Nahen Osten tätig war und die Beispiele Schweiz und USA vor Augen hatte, dagegen für die Konstitution einer Nation nicht so wichtig.

Es geht bei der Nation in erster Linie um Gefühle, um Liebe zu Volk und Vaterland. Im heutigen Frankreich wird das durch die Personifizierung der Nation („la France“ oder auch durch die in jedem Rathaus aufgestellte Gipsfigur der „Marianne“) unterstrichen. (Beiden Frauenbildern ist übrigens wenig Mütterliches eigen.) Erst in einem zweiten Schritt erfahren diese Gefühle eine rationale oder ideologische Begründung. (So funktioniert auch unser Hirn, in dem das für Gefühle zuständige limbische System gegenüber dem rational verschalteten Cortex immer die Oberhand behält.)

Der liberale französische Ökonom Pascal Salin sieht deshalb in der Nation eine „spontane Ordnung“ im Sinne Friedrich August von Hayeks, bedauert allerdings, dass Hayek selbst dazu kaum etwas ausführte, weil sein Fokus woanders lag. Salin betont in seinem grundlegenden Werk „Libéralisme“ auch, dass der Nation gegenüber dem Staat das Primat zukommt. Die Nation kann sich im Prinzip gegen ein gegebenes politisches System wenden, wenn sie ihre Identität bedroht sieht. Im modernen Nationalstaat wurde sie allerdings von der Staats- und Sozialbürokratie usurpiert. Wer wirklich Eigentümer eines Stückes Land ist, bleibt im modernen Wohlfahrtsstaat unklar, denn Schürf- und Baurechte gehören nicht dazu. Infolgedessen gibt es hier auch keine vernünftige Lösung des Problems massenhafter Zuwanderung auf privatwirtschaftlicher Grundlage. (Salin plädiert für Eintrittsgebühren wie bei einem Club mit restriktiven Statuten.)

Brauchen die Anhänger der Freiheit heute ein neues Feindbild? Es sieht nicht danach aus. Zumindest die großen Kirchenväter und ihre Anhänger hatten seit Irenäus von Lyon und Augustinus von Hippo bis ins 20. Jahrhundert immer das gleiche Feindbild: den Gnostizismus oder Manichäismus in allen seinen Spielarten. Das hat sich erst seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil etwas geändert. Der heilige Augustinus hat in seinem Meisterwerk „De Civitate Dei“ (Vom Gottesstaat) alles hergeleitet, was man auch heute noch für eine rationale Feindbildbestimmung braucht. Hauptanliegen dieses Werkes war nicht nur die Verteidigung eines authentischen Christentums, sondern auch die Rettung der Errungenschaften des Römischen Rechts aus der Zeit der Republik nach der Eroberung Roms durch die Goten unter Alarich. Der am häufigsten zitierte Satz des über 1000-seitigen Werkes lautet: „Denn wenn die Gerechtigkeit vertrieben ist, was sind dann Reiche (bzw. Staaten) anderes als große Räuberbanden…“ Kein geringerer als Karl der Große bzw. sein angelsächsischer Berater Alkuin hat sich auf Augustinus berufen, wobei die Art, wie er Augustinus‘ Ideen umzusetzen suchte, heute vielen sicher nicht gefällt. Aber man darf die Vergangenheit nicht mit den moralischen Maßstäben der Gegenwart beurteilen. Jedenfalls gelang es dem fränkischen Herrscher, wichtige Ansätze des römisch geprägten Christentums ins europäische Mittelalter hinüber zu retten. Wichtig ist vor allem Augustinus‘ Erb- oder besser Ursünde-Lehre, das heißt die Einsicht, dass der heutige Mensch nicht von Natur aus gut ist. Etliche Anthropologen, Althistoriker und Politische Ökonomen gehen heute sogar davon aus, dass Homo sapiens sapiens von Natur aus Kannibale ist (so zum Beispiel Hans-Hermann Hoppe in seiner kurzen Geschichte der Menschheit) und bestätigen damit Augustinus. (Beim ausgestorbenen oder ausgerotteten Homo neanderthalensis scheint es sich hingegen um den Menschen vor dem Sündenfall gehandelt zu haben.)

Bis heute nicht überall überwundene Formen des Kannibalismus sind auch rituelle Menschenopfer durch Steinigen, Enthaupten oder Verbrennen sowie nicht zuletzt die Sklaverei. Beides verurteilte Augustinus ausdrücklich und zeigte auf, dass sich die Menschen nur in der Nachfolge Christi vom Fluch Kains befreien können. Augustinus sah die Ursache von Rückfällen in den Kannibalismus in der Selbstliebe und im Hochmut der Herrschenden sowie im gnostischen beziehungsweise manichäischen Denken. Die Kirche nahm diese Diagnose so ernst, dass sie mitunter militärische Kreuzzüge gegen gnostische Häretiker ausrief: so im Hochmittelalter gegen die Katarer und Albingenser, gegen die muslimischen Seldschuken oder gegen die Münsteraner Wiedertäufer. Nicht zufällig haben die Nazis in den Katarern Seelenverwandte und Vorläufer ihrer Bewegung gesehen und während der Besetzung Frankreichs im Zweiten Weltkrieg begonnen, die Restauration von Katarer-Burgen in Südfrankreich vorzubereiten.

Das Wesen des gnostischen Denkens besteht in der Verdrängung der Unterscheidung zwischen „wahr“ und „falsch“ durch die starre und gedankenlose Gegenüberstellung von „gut“ und „böse“, „Helldeutschland“ und „Dunkeldeutschland“ beziehungsweise „halal“ und „haram“ oder auch „erneuerbar“ und „fossil“. Es kommt dem Gnostiker nicht darauf an, ob und inwieweit etwas wahr ist, sondern dass es als gut gilt. Nach dem Religionswissenschaftler Eric Voegelin, der den Begriff „politische Religion“ geprägt hat, zeichnet sich der Gnostiker durch sechs Merkmale aus: Er ist erstens unzufrieden mit seiner Lage. Er hält zweitens die Welt für schlecht, den Menschen an sich aber für gut. Er glaubt drittens an die Möglichkeit innerweltlicher Erlösung und viertens an die Veränderbarkeit der natürlichen Seinsordnung im historischen Prozess des Fortschritts. Er muss deshalb die Vergangenheit schlechtmachen. Er glaubt fünftens an die Möglichkeit der Selbsterlösung durch eigene Anstrengung. Schließlich glaubt er sich im Besitz des dafür nötigen Erlösungswissens. Die beste deutsche Übersetzung für den bei uns wenig gebräuchlichen Begriff „Gnostiker“ ist übrigens „Gutmensch“. Insofern haben sich die freiheitsliebenden Menschen nicht geirrt, als sie darin spontan ihren Feind erkannten.

In der Tat finden wir bei den heutigen Gutmenschen alle Attribute der Gnosis beziehungsweise des Manichäismus. Ihre Heilsgewissheit äußert sich in einer eigenartigen Mischung vom Narzissmus, Selbsthass und Hochmut beziehungsweise von Dämlichkeit und Skrupellosigkeit. Der Applaus für Angela Merkels Entscheidung, die zuverlässige, aber „böse“ Kernenergie im Hauruck-Verfahren durch die „guten“ Zufallsenergien Wind und Sonne zu ersetzen und Deutschland mit jungen männlichen muslimischen Migranten zu fluten, liefern dafür genügend Anschauungsmaterial. Überzeugt, auf der Seite des „Fortschritts“ zu stehen, übersehen die „helldeutschen“ Gutmenschen, dass sie sich einer archaischen Denkweise und der Menschlichen Urangst vor der Freiheit bedienen, die Kannibalismus, das heißt Menschenopfer in Form der sozialen Ausgrenzung und Existenzvernichtung von Kritikern oder auch in Form der Versklavung, der Steinigung oder der Tötung von „Ungläubigen“ rechtfertigt.

Der an der Universität von Lausanne lehrende Wissenschaftsphilosoph Michael Esfeld (Mitglied der Akademie Leopoldina, auf die letztlich der Corona-Lockdown zurückgeht)  hat in einem kürzlich veröffentlichten Beitrag mit dem Titel „Die offene Gesellschaft und ihre neuen Feinde“ dargelegt, dass die von der Politik herbeigeführte „Corona-Krise“ in diesem Jahr genutzt wird, um eine grundlegende Weichenstellung in Richtung eines totalitären Regimes nach chinesischen Vorbild durchzusetzen. Auch Esfeld wählt darin, in Anlehnung an Sir Karl R. Popper, (m.E. zu recht) bewusst die Freund-Feind-Rhetorik. „Es gibt keinen moralischen Wert, der über der Würde jedes einzelnen Menschen steht,“ erklärt Esfeld in seinem noch vor dem aktuellen Bundesverfassungsgerichtsurteil zum „Klimaschutz“ veröffentlichten Artikel. Werde ein Ziel wie Gesundheits- oder Klimaschutz durch CO2-Reduktion über die Menschenwürde und die grundlegenden Freiheitsrechte gesetzt, dann zerstöre man nicht nur diese Grundrechte, sondern erziele im Endeffekt auch schlechtere Ergebnisse im Hinblick auf diese Ziele. Die bisherige Bilanz der deutschen „Energiewende“ spricht da Bände! Und der angeblich für die effektive Bekämpfung der Corona-Epidemie verhängte Lockdown erwies sich, wie der Vergleich mit Schweden zeigt, als völlig überflüssig, wenn auch für das herrschende Parteienkartell nicht nutzlos. „Zu einer offenen Gesellschaft gehört eine Wissenschaft, die ebenso offen ist in ihrer Forschung und Lehre wie die Gesellschaft, genauso wie Vertragsfreiheit und die mit ihr verbundene wirtschaftliche Freiheit“, betont Professor Esfeld, der sich damit vom Mehrheits-Votum der Akademie Leopoldina, der er angehört, distanziert. Zur Erinnerung: Das Votum der Leopoldina diente maßgeblich als Begründung für den Lockdown und für den Ermächtigungsparagrafen 28b des novellierten Infektionsschutzgesetzes, der den verfassungsmäßigen Föderalismus durch den zentralistischen Dirigismus ohne rechtliche Einspruchsmöglichkeit ersetzt.

Doch damit nicht genug. „Künftig“, so sagt der erörternde Text zum jüngsten Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur Verfassungsbeschwerde von Greta-Anhänger*innen, „können selbst gravierende Freiheitseinbußen zum Schutz des Klimas verhältnismäßig und verfassungsrechtlich gerechtfertigt sein“. Damit verabschiedet sich das inzwischen dem Parteienkartell unterworfene hohe Gericht wohl endgültig vom freiheitlichen Anliegen der Väter des deutschen Grundgesetzes, die Lehren aus der dunkelsten Zeit der deutschen Geschichte gezogen hatten. Mit diesem Urteil lassen sich beliebige Ausgangssperren sowie Reise- und Berufsverbote im Namen des „Klimaschutzes“ begründen. Leider hat die große Mehrheit der Deutschen bislang noch nicht erkannt, dass damit die Feinde der offenen Gesellschaft gesiegt haben. Sie werden bald lernen müssen: Nicht Freiheit, sondern Knechtschaft macht krank.




Die Alten und der Umweltschutz!

Beim Bezahlen an der Kasse im Supermarkt schlägt die Kassiererin der vor mir stehenden alten Dame vor, beim nächsten Einkauf ihre Einkaufstasche mitzubringen. ..denn Plastiktüten seien schlecht für die Umwelt.

„Da haben Sie recht“, entschuldigt sich die alte Dame „doch leider war ich in Eile und habe sie entgegen meiner Gewohnheit zu Hause vergessen.“

Die junge Frau erwidert: Ja, wissen Sie, unser Problem ist nämlich, dass Ihre  Generation sich keine Gedanken darüber gemacht hat, in welch schlechtem Zustand sie die Umwelt uns und den zukünftigen Generationen hinterlässt. Umweltschutz ist sicherlich ein Fremdwort für Sie!

„Das stimmt. Unsere Generation kannte keinen Umweltschutz. Das war auch gar nicht nötig, denn Sprudel- und Bierflaschen gaben wir an den Laden zurück, in dem wir sie gekauft hatten. Von dort gingen sie an den Hersteller, der die Flaschen wusch, sterilisierte und auffüllte, sodass jede Flasche unzählige Male benutzt wurde. Die Milch holten wir beim Milchhändler in unserer eigenen Milchkanne ab.“

Aber Umweltschutz kannten wir nicht.

Für unsere Gemüseeinkäufe benutzten wir Einkaufsnetze, für den Resteinkauf unsere Einkaufstaschen. Vergaßen wir sie, so packte uns der Händler den Einkauf  in braune Papiertüten, … die wir Zuhause für viele Zwecke weiter verwendeten, z.B. zum Einpacken der Schulbücher, die uns von der Schule unter der Auflage,   dass wir sie gut behandeln, kostenlos zur Verfügung gestellt wurden.

Nach Beendigung des Schuljahres wurden sie wieder eingesammelt und in gutem Zustand an den nachfolgenden Jahrgang weiter gereicht.

Aber Umweltschutz kannten wir nicht.

Wir stiegen Treppen hoch, denn Aufzüge oder Rolltreppen gab es nicht. Wir gingen zu Fuß die paar Schritte zum nächsten Lebensmittelgeschäft und benutzten keinen 300 PS starken Geländewagen.

Aber Umweltschutz kannten wir nicht.

Damals wuschen wir Babywindeln, weil es keine Einwegwindeln gab. Wir trockneten die Wäsche nicht in einem Strom fressenden Trockner, sondern mit Wind auf der Wäscheleine.   Die Kleidung der Kinder ging stets an die jüngeren Geschwister, denn neue Kinderkleidung konnten wir uns nicht leisten.

Aber Umweltschutz kannten wir nicht.

Im Haus hatten wir ein einziges Radio und einen kleinen Fernseher mit einem Bildschirm in Taschentuchgröße. In der Küche gab es keine elektrischen Maschinen.

Als Polstermaterial für Päckchen oder Pakete benutzten wir alte Zeitungen, kein Styropor oder Plastik. Der Rasenmäher wurde mit der Hand geschoben,  machte keinen Krach und keinen Gestank. Das war unser Fitnesstraining, weshalb wir keine Fitnessstudios mit elektrischen  Laufbändern und anderen Energie fressenden Unsinn benötigten.

Aber Umweltschutz kannten wir nicht.

Das Wasser tranken wir aus der Leitung und benötigten keine Plastikflaschen. Unsere leeren Schreibfüller wurden wieder mit Tinte gefüllt, anstatt neue zu kaufen.

Aber Umweltschutz kannten wir nicht.

Damals fuhren unsere Kinder mit dem Bus, der Straßenbahn, dem Fahrrad oder gingen zu Fuß zur Schule. Einen24-stündigen Taxiservice mit einem 50.000 Euro teuren Auto gab es nicht.

Aber Umweltschutz kannten wir nicht.

Aber bedenken Sie: Es ist traurig, wenn die junge Generation sich darüber beklagt, wie verschwenderisch wir Alten gelebt haben, nur weil wir keinen Umweltschutz kannten?

Glauben Sie wirklich, wir Alten brauchten solche Belehrung? Und dann nochvon einem Mädchen, das mir nicht das passende Wechselgeld geben kann, ohne die elektronische Kasse zu befragen?

Verfasser mir unbekannt .

Mit Dank an Prof. Appelt der diese Geschichte verbreitet hat. Sie könnte wahr sein.




Das bislang eher kühle Jahr 2021 in Deutschland – Hintergründe und weitere Aussichten

Enorme Temperaturkontraste seit Anfang Februar – warum?

Während seit dem Beginn der massiven, (vielleicht) solar bedingten Zirkulationsstörungen im Februar 2018 zunächst warme, südliche Großwetterlagen überwogen, zeigt sich seit dem Jahr 2021 ein ganz anders Bild: Zwar gab es noch einzelne, sehr warme Süd- und Südwestlagen, doch gewannen mehr und mehr kalte, nördliche Lagen und solche mit niedrigem Geopotential über Deutschland die Oberhand. Dabei verlief besonders die Februar-Witterung so extrem gegensätzlich, wie das noch niemals seit Aufzeichnungsbeginn 1881 beobachtet wurde, doch auch in den Folge-Monaten wechselten längere, teils sehr kühle Phasen mit kurzen, sehr warmen:

Abbildung 1: Täglicher Verlauf der Maximum-Temperaturen an der DWD-Station Erfurt/Weimar zwischen Ende Januar und Mitte Mai 2021. Immer wieder ereigneten sich rapide Abkühlungs- und Erwärmungsphasen; auch im „Wonnemonat“ stürzte die Maximum-Temperatur von hochsommerlichen fast 27 Grad auf kalte 12 Grad innerhalb von nur drei Tagen ab.

Diese jähen Temperatursprünge resultieren aus meridionalen Wetterlagen mit sich rasch abwechselnden Kalt- und Warmluftvorstößen. So brachte der Februar erst bergeweise Schnee und Nachtfröste weit unter minus 20°C, aber keine 14 Tage später mildestes Frühlingswetter mit um die 20 Grad und viel Sonnenschein, der aber oft durch Sahara-Staub getrübt wurde:

Abbildungen 2a und 2b: Enorme Schneemassen am 8. Februar 2021 im normalerweise sehr schneearmen Weimar. Das öffentliche Leben und der Verkehr brachen teilweise zusammen; viele Besitzer suchten verzweifelt ihr Auto (2a, oben). Nur 2 Wochen später war aller Schnee verschwunden; tagsüber herrschte T-Shirt-Wetter; die Sonnenuntergänge sahen in der Luftmasse cS wie in der Sahara aus.

Nachdem es Ende März erneut ein paar schon fast sommerliche Tage gab, überraschte der April mit anhaltender Kälte; in Erfurt/Weimar wurden 15 Frostnächte registriert. Näheres zur April-Kälte 2021 und deren Ursachen hier und hier. Auch im Mai setzten sich diese Kapriolen – wenngleich in etwas abgeschwächter Form, weiter fort. Es würde den Rahmen dieses Beitrages sprengen, die Ursachen dieser ungewöhnlichen Wetterlagen zu erörtern. Drei mögliche seien aber zumindest erwähnt: Die nachlassende Sonnenaktivität, die wohl bald endende AMO-Warmphase (im April lag der AMO-Index deutlich unter den Werten des Vorjahres; für den Mai ist Ähnliches zu erwarten), und der eventuelle Beginn einer Abkühlungsphase. Ähnlich wie am Übergang zur „Kleinen Eiszeit“ ab etwa 1300, könnten starke Schwankungen ein Hinweis dafür sein. Es gibt zeitweise (noch) das sehr warme Wetter des Klimaoptimums, zunehmend aber schon kältere Phasen. Für endgültige, seriöse Rückschlüsse ist es aber noch viel zu früh.

Häufig höhenkalte Luft im Januar 2021 – ein erster Hinweis auf eine kühlere Jahreswitterung?

In diesem Januar bestand oft ein großes Temperaturgefälle zwischen dem fast normal temperierten Flachland und den deutlich zu kalten Bergen. Schon kleinere Erhebungen präsentierten sich oft mit einer Schneehaube, während in tieferen Lagen der Schnee rasch wieder schmolz:

Abbildung 3: Starke Temperaturabnahme in der Luftmasse mP mit der Höhe: Nicht nur am 23. Januar 2021 war diese in der hügeligen Landschaft deutlich sichtbar. Der Gipfel des schneebedeckten Hügels (Großer Ettersberg bei Weimar) liegt nur etwa 200 Meter höher, als der Standort des Beobachters an einem Getreidefeld. Geschneit hatte es überall etwa gleich viel, aber nur oberhalb von 300 Metern blieb der Schnee auch liegen. Foto: Stefan Kämpfe

Die Höhenlage von etwa 5395 Metern der 500-hPa-Fläche über der Mitte Deutschlands war wegen der höhenkalten Luft in diesem Januar deutlich niedriger, als im Langjährigen Mittel (1948 bis 2020 am Gitterpunkt 50°N, 10°E 5481 Meter). Letztmalig war das so ähnlich im Januar 2004 zu beobachten; auch damals folgte ein eher verhaltener Jahresrest.

Abbildung 4: Tendenziell positiver Zusammenhang (Korrelation) zwischen der Höhenlage der 500-hPa-Fläche im Januar am Gitterpunkt 50°N, 10°E und dem Deutschland-Flächenmittel der Lufttemperatur im Jahresrest (Feb.-Dez.). Der Korrelationskoeffizient r ist nicht berauschend hoch, überschreitet aber das Signifikanzniveau. Die Streuung ist aber hoch, so dass allein mit diesem Zusammenhang noch kein kühler Jahresrest sicher prognostiziert werden kann! Einige charakteristische Jahre sind markiert, und für den Zeitraum bis zum Mai 2021 traf die Regel schon mal wieder zu.

Wie’s im April und Maien war, wird es auch so im restlichen Jahr?

Auch hier zeigt sich ein tendenzielles, freilich niemals generelles Zutreffen der Regel:

Abbildung 5: Positive Korrelation zwischen dem Deutschland-Temperatur-Flächenmittel im April und Mai (waagerechte Achse) und dem der folgenden sechs Monate (Sommer und Herbst, senkrechte Achse) im Zeitraum 1881 bis 2020. Die beiden Mittelwerte 1881 bis 2020 der Zeiträume (senkrechte für April und Mai, waagerechte für Sommer und Herbst) teilen das Diagramm in 4 Quadranten. Nur für alle Punkte, welche im linken, unteren und im rechten, oberen Quadranten liegen, trifft die Regel zu. Auch hier gilt also: Sichere Langfrist-Prognosen sind anhand dieser statistischen Zusammenhänge zwar nicht möglich, aber grobe Abschätzungen der weiteren Witterungstendenz schon.

Das experimentelle Langfrist-Vorhersagemodell CFSv2 des amerikanischen Wetterdienstes NOAA hatte uns lange einen eher warmen Sommer prophezeit; mittlerweile schwenkte es für die Monate Juni bis einschließlich Oktober auf „normal“ um:

Abbildung 6: Vorhersagen des CFSv2-Modells (Eingabezeitraum 6. bis 15. Mai) für die Monate Juli bis November 2021. Es dominiert die Farbe „Weiß“ für normale Temperaturen; erst der November soll wieder zu warm werden. Die Unsicherheit dieser Prognosen ist jedoch sehr hoch. Bildquelle: NOAA

Bliebe noch anzumerken, dass die Hochsommer-Witterung erst einigermaßen anhand des Witterungsverhaltens im „Siebenschläfer-Zeitraum“ (Ende Juni/Anfang Juli) abgeschätzt werden kann. Und freilich kann es auch bei verhalten temperierter Gesamtwitterung Hitzewellen oder einzelne, zu warme Monate geben; viel wird davon abhängen, ob die Zirkulationsstörungen weiter andauern; ohnehin tendiert die zweite Jahreshälfte eher zu warmen Süd- und Südwestlagen, als die erste.

Verspätungen 2021 in der Natur – Menetekel der Abkühlung?

In den vergangenen 20 Jahren kehrten die Mauersegler nicht selten schon um den 1. Mai nach Weimar zurück; letztmalig 2018 gar schon am 29.April. Doch in den letzten 3 Jahren verspäteten sie sich; in diesem Jahr wurden sie erst am 9. Mai gesichtet. Auch der in den letzten Jahrzehnten beobachtete, meist aber nicht sehr deutliche Verfrühungstrend in der Pflanzenwelt scheint gestoppt: Die den Frühsommerbeginn markierende Holunderblüte wird in diesem Jahr für Weimar erst so um oder gar nach dem 25. Mai erwartet:

Abbildung 7: Kein Verfrühungstrend mehr beim Einzug des Frühsommers in Weimar. Für 2021 wurde der Beginn optimistisch auf den 25.Mai geschätzt.

Dabei wird in den Mainstream-Medien doch stets von der angeblich immer schnelleren, immer schlimmeren Klimaerwärmung berichtet – ein Blick auf das Verhalten der Frühlingsmonate in dem etwa 1988 begonnenen „Klimaoptimum“ zeigt jedoch ein differenzierteres Bild:

Abbildung 8: Keine eindeutigen, signifikanten Trends beim DWD-Flächenmittel der Frühlingsmonate trotz stark steigender CO2-Konzentrationen. Während der April noch eine leichte Erwärmung, bedingt durch die stark zunehmende Besonnung, zeigt, stagnieren die Märzwerte; der Mai kühlte gar minimal ab. Das Mai-Mittel für 2021 wurde optimistisch auf 12°C geschätzt; es könnte auch etwas kühler ausfallen.

Ist der Mai kühl und nass – füllt’s dem Bauern Scheun‘ und Fass

In den meisten Teilen Deutschlands ließ die bislang recht feuchte Mai-Witterung die Getreidebestände üppig sprießen – sie sehen besser als in den Vorjahren um diese Zeit aus. Sollte es bis Ende Juni häufiger regnen, steht eine sehr gute, vielleicht gar rekordverdächtige Ernte ins Haus – dabei sollte es doch durch den „Klimawandel“ angeblich immer schlechtere Ernten geben. Nur bei Spargel- und Obstbauern herrscht – freilich bei weitem nicht überall – eher Katerstimmung: Spätfröste und anhaltende Kühle schmälern ihre Ertragsaussichten.

 




Klimapolitik: Was das Land „klimaneutrale“ Stahlerzeugung kosten würde*

Die Diskussion, welcher Industriezweig durch die von EU und Bundesregierung forcierten „Klimaschutzziele“ besonders gefährdet ist, drehte sich bislang meist um die deutschen Autobauer. Mindestens genauso groß ist aber der Druck auf die hiesigen Stahlhersteller. Die Branche sieht sich in einer aufgeheizten Diskussionsatmosphäre um Klimapolitik in der sehr undankbaren Rolle, in Deutschland einer der größten Kohlendioxid-Produzenten überhaupt zu sein. Nach Angaben des Bundesumweltministeriums gehen im Bereich der Industrie mehr als 30 Prozent der deutschen Treibhausgas-Emissionen auf das Konto der Stahlkocher. Abhilfe soll nach den Vorstellungen der Bundesregierung eine zügige Umstellung der Stahlproduktion auf wasserstoffbasierte Technologien schaffen.

Gefahr von Handelskriegen

In Deutschland wird weniger als ein Drittel des Stahls in der sogenannten Elektrostahl-Route durch Einschmelzen von Stahlschrott erzeugt. Beim weitaus größeren Teil, bei der Primärstahlerzeugung, kommen Kohlenstoffträger wie Koks zum Einsatz. Deren Ersatz durch Energieträger wie Wasserstoff geht mit extrem hohen Kosten einher.

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier selbst beziffert die nötigen Gesamtinvestitionen für den Umbau zu einer Kohlendioxid-freien Stahlproduktion in Deutschland auf insgesamt 35 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Die deutsche Stahlindustrie erzielte 2019, also noch vor der Corona-Krise, einen Umsatz von rund 39 Milliarden Euro.

In ihrem „Handlungskonzept Stahl“, das im vergangenen Herbst vorgelegt wurde, schätzt die Bundesregierung, dass ein erheblicher Teil der Umstellungskosten schon bis zum Jahr 2030 anfallen wird. Nach einem Treffen mit Vertretern von Stahlherstellern und der IG Metall kündigte der Bundeswirtschaftsminister vorletzten Montag Finanzhilfen für den Umbau der Stahlproduktion in Deutschland an. Um die Stahlproduktion „klimafreundlich“ zu machen, will der Bund für die Jahre 2022 bis 2024 zusätzlich rund fünf Milliarden Euro bereitstellen. Insgesamt kann die Stahlbranche nach derzeitigem Stand in den kommenden 30 Jahren auf zehn bis zwölf Milliarden Euro aus der Staatskasse hoffen.

Die hohen Anfangsinvestitionen zur Umstellung der Stahlerzeugung sind allerdings nur ein Problem: Auch die laufenden Kosten sind bei den dekarbonisierten Verfahren deutlich höher als bei der herkömmlichen Stahlherstellung. Zumindest unter den derzeitigen Bedingungen kann die Stahlproduktion nicht so wirtschaftlich betrieben werden, dass die deutschen Stahlhersteller im harten internationalen Wettbewerb noch standhalten könnten.

Steigende Preise für Stahlprodukte

Die Prognos AG hat Ende vergangenen Jahres eine Studie namens „Klimapolitische Herausforderungen der Stahlindustrie in Deutschland“ vorgelegt, die von der Wirtschaftsvereinigung Stahl in Auftrag gegeben wurde. Im Fazit der Untersuchung heißt es, dass die Umstellung auf sogenannte treibhausgasarme Verfahren der Stahlherstellung „aus einzelwirtschaftlicher Sicht heute und auf absehbare Zeit für die Stahlhersteller nicht rentabel“ sei. Das Beratungsunternehmen wies vor diesem Hintergrund auf die Gefahr hin, dass es mit der Verteuerung der Stahlproduktion in Deutschland zu einer Produktionsverlagerung ins Ausland kommt. Langfristig besteht damit die Gefahr, dass es nicht bei einer Anschubfinanzierung mit Steuergeldern bleibt.

Bereits seit 2017 hat die EU Importquoten für Stahl aus China, den USA und anderen Nicht-EU-Ländern eingeführt, mit dem der europäische Stahlmarkt weitgehend abgeschirmt wird. Nach diesem Vorbild könnten künftig auch Importquoten oder Einfuhrzölle für Stahlprodukte kommen, die außerhalb der EU unter „nichtklimaschonenden“ Bedingungen produziert wurden.

Belastung des Steuerzahlers

Dies wäre zwar ein Mittel gegen das Abwandern von Industrieproduktion in Regionen der Welt mit einer weniger restriktiven „Klimapolitik“, sofern denn die Produktion für den Binnenmarkt der EU und nicht für den Weltmarkt erfolgt. Allerdings müssten sich die europäischen Verbraucher dabei auf steigende Preise bei allen Produkten einstellen, in denen Stahl steckt: vom Auto bis hin zum Baustahl. Zudem müsste mit Gegenmaßnahmen aus dem Nicht-EU-Ausland gerechnet werden, was insbesondere die besonders vom Export abhängige Volkswirtschaft Deutschlands treffen würde.

Eine Alternative zum Schutz der Stahlindustrie durch eine Erhöhung der Importzölle wäre die laufende Subventionierung einer Kohlendioxid-armen Stahlproduktion auf Kosten des Steuerzahlers.

Wie bei anderen staatlichen Eingriffen in die Wirtschaft gäbe es auch diesmal Profiteure. So rechnet sich der niederländische Hafen Rotterdam große Chancen aus, zu einer zentralen Drehscheibe beim Import von Wasserstoff aus den verschiedensten Weltregionen zu werden, darunter auch Australien. Die Niederländer gehen davon aus, dass Deutschland und andere EU-Mitgliedsstaaten auf absehbare Zeit gar nicht genug „regenerativer“ Strom aus Wind und Solarkraftanlagen zur Verfügung steht, um die benötigten Mengen von „grünem“ Wasserstoff zu erzeugen.

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)*  Anmerkung der EIKE-Redaktion :  Dieser Aufsatz ist zuerst erschienen in der Preußischen Allgemeinen Zeitung;  14. Mai 2021, S.7; EIKE dankt der PAZ-Redaktion sowie dem Autor Norman Hanert für die Gestattung der ungekürzten Übernahme, wie schon bei früheren Artikeln :   https://www.preussische-allgemeine.de/ ; Hervorhebungen im Text: EIKE-Redaktion.

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Unsinn vom Nordatlantik

Rahmstorf und seine Potsdamer Kollegen hämmern schon lange an diesem Thema herum.[2] Ihr neues Papier ist kurz und präsentiert ein Bündel von Proxies, die zeigen sollen, dass sich die Strömung des Golfstroms in den letzten Jahrzehnten abgeschwächt hat und damit das gleichmäßige maritime Klima Europas gefährdet.

Aber das ist eine irreführende Vereinfachung: In Wirklichkeit ist der Golfstrom nicht mehr als ein kurzes Segment des windgetriebenen Subtropischen Wirbels des Nordatlantiks und, wie Wyville-Thompson 1871 über den Golfstrom schrieb, „nach dem Verlassen der Straße von Florida … bei etwa 42°N wendet sich ein großer Teil … ostwärts und südwärts und verschmilzt, um die Sargassosee herumwirbelnd, mit dem nördlichen Rand des Äquatorialstroms und schließt sich wieder der Hauptzirkulation an.“[3]

Der Nordatlantikstrom, der weiter in Richtung Europa fließt und schließlich in den Arktischen Ozean eintritt, führt also nur einen sehr kleinen Teil des Wassers mit sich, das zuvor als Golfstrom an der Küste Floridas vorbeigezogen war, zusammen mit Hang- und Schelfwasser aus den Meeren um Neufundland und dem Sankt-Lorenz-Golf.

Langfristige Änderungen der SST sind schwer zu quantifizieren, aber die Entwicklung der Meeresoberflächentemperatur, die das HadNMAT2-Archiv für die nördlichen Ozeane anzeigt, ist unten dargestellt.[4] Obwohl die Autoren dieser Studie meinen, dass diese Daten „bestehende Schätzungen der globalen Erwärmung“ unterstützen, ist es schwer vorstellbar, dass sie ein fortschreitendes anthropogenes Signal enthalten: Die Daten werden dominiert (i) von den Folgen der Anzahl der Schiffe auf See, (ii) von der Ungenauigkeit der frühen Eimer-über-die-Seite-Beobachtungen und (iii) vom Aufkommen automatisierter freidriftender Instrumente. Diese Beobachtungen unterstützen nicht den Verlauf der nordatlantischen Temperatur-/Zirkulationsindizes, die von Potsdam angeboten wurden, um ihren Ansatz für eine außergewöhnliche Verlangsamung der nordatlantischen Zirkulation während ungefähr des gleichen Zeitraums zu unterstützen.[5]

Und das Muster der SST-Änderungen auf viel kleinerer Skala, das durch Küstenproben an Leuchttürmen, Pegelstandorten und so weiter erhalten wurde, legt nahe, dass sich die Südostküste der USA, die vom Golfstrom umspült wird, in der Tat nicht progressiv erwärmt hat. Hier sind die Daten für drei Regionen des westlichen Atlantiks.[6] Sie unterstützen nicht die Trends, die von den Potsdamer Proxies über die letzten 150 Jahre angezeigt werden.

Solche Aussagen bedürfen eines Beweises – die in diesem Fall nicht schwer zu finden sind: Die Folgen der fortschreitenden Anpassung, Bereinigung und Homogenisierung der ursprünglichen Beobachtungen, die zuvor als individuell eingefärbte Datenplots bei NASA Goddard gezeigt wurden, wurden kürzlich auf ihrer öffentlichen Website so bearbeitet, dass es schwierig wurde, irgendetwas außer den endgültigen homogenisierten Daten zu visualisieren. Zum Glück für uns, scheinen sie die Arbeit von Hand gemacht zu haben, und zwar schlampig.

So war ich in der Lage, die Originalplots für zwei Stationen zu finden – und wiederherzustellen – die für diese Diskussion sehr relevant sind: Valentia Observatory an der Küste von Galway und Vestmannaeyjar auf einer Insel südlich von Island. In beiden Fällen wurden die dunkleren Linien des früheren Jahres der homogenisierten Daten sehr deutlich nach unten verschoben, um eine signifikante Erwärmung einzuführen, wo es in den helleren Linien, die die unangepassten Daten repräsentieren, keine gab. Die NOAA führt nur eine sehr bescheidene Anpassung ihrer GHCN-all-Daten durch, indem sie nur die letzte Dekade erwärmt, um ihr GHCN-M (angepasstes) Archiv zu erstellen.

Das Muster der Galway-Daten, mit wärmeren Perioden um 1940 und auch am Ende des Jahrhunderts, wiederholt sich an ländlichen Stationen in Westeuropa; es spiegelt auch perfekt den wechselnden Wert der NAO und die Entwicklung des atmosphärischen Druckfeldes über dem Nordostatlantik wider.

Aber Warnungen wie die aus Potsdam hatten trotz Widerlegung eine lange Vorgeschichte: Die vermeintlichen Auswirkungen einer Verlangsamung der nordatlantischen Tiefenkonvektion auf das Klima, insbesondere auf Europa, wurden 2005 in Nature kurz vor einem Post-Kyoto-Klimatreffen in Bezug auf Beobachtungen der Tiefenströmung in niedrigeren Breiten diskutiert.[8] Diese Vorstellung wurde schnell durch einen Kommentar von Carl Wunsch mit dem Titel „The Atlantic Conveyor may have slowed, but don’t panic yet!“ in Frage gestellt. Und es ist nicht überraschend, dass er so dogmatisch reagierte, wie er es tat: „Europäische Leser sollten beruhigt sein, dass die Existenz des Golfstroms eine Folge des großräumigen Windsystems über dem Nordatlantik und der Natur der Flüssigkeitsbewegung auf einem rotierenden Planeten ist. Die einzige Möglichkeit, eine Ozeanzirkulation ohne Golfstrom zu erzeugen, besteht darin, entweder das Windsystem abzuschalten oder die Erdrotation anzuhalten oder beides.“[9]

Wunsch hätte auch bemerken können, dass der stärkste Wärmefluss vom Golfstrom in die Atmosphäre im westlichen Ozean südlich von Nova Scotia stattfindet, wo sonnenerwärmtes Wasser aus niedrigen Breiten auf sehr kalte Polarluft trifft. Dieser Prozess wird von der latenten Verdunstungswärme dominiert und ist eine Anomalie von globalem Ausmaß – aber entlang der Küsten Westeuropas bleibt wenig oder gar keine Wärme im Ozean, die an die Atmosphäre abgegeben werden könnte.[10]

Folglich ist es klar, dass das populäre Bild eines breiten Golfstroms, der bei etwa 45oN ostwärts über den Atlantischen Ozean fegt und die in den Tropen gewonnene Wärme trägt, um Europas maritimes Klima aufrechtzuerhalten, nicht hilfreich ist.

Tatsache ist, dass alle vergessen zu haben scheinen, dass an der Pazifikküste Nordamerikas – wo es kein Äquivalent des Golfstroms gibt – in ähnlichen Breitengraden ein perfektes maritimes Klima herrscht: Tatsächlich stammt die kalte Wassermasse, die entlang dieser Küste etwa auf dem gleichen Breitengrad wie Europa liegt, aus dem Golf von Alaska und bringt keine Wärme mit sich. Aber die Winter sind hier warm und die Sommer kühl, wie Richard Seager, ein scheinbar naiver englischer Ozeanograph, bei seinem ersten Besuch an der US-Westküste zu seiner Überraschung feststellte. Dieses maritime Klima, dem ein Golfstrom-Analogon fehlt, ist die Folge der Wärme, die von südwestlichen Winden aus dem fernen subtropischen Wirbel über die kalte Küstenströmung getragen wird.[11]

Die Wärme, die diese Winde mit sich bringen, geht dem Ozean beim Überqueren des kalten Küstenwassers von Alaska nicht verloren, da der sensible Wärmefluss zwischen Ozean und Atmosphäre fast überall ein Verlustterm ist. Das liegt an der Mikrostruktur der ozeanischen Hautschicht, in der die molekulare Diffusion dominiert; nur im Herbst und Winter in hohen Breiten, wenn starker Windstress brechende Wellen erzeugt, die die molekulare Hautschicht unterbrechen, gibt es einen signifikanten Fluss von fühlbarer Wärme vom Ozean zur Atmosphäre.[12]

Wenn diese „Anti-Passat“-Winde die Rocky Mountains überqueren, wird ihre Gyralstruktur vertikal gestaucht und horizontal ausgedehnt, um den Drehimpuls zu erhalten. Das zwingt die Sturmbahnen dazu, sich über dem Kontinent nach Süden zu krümmen, so dass sie auf einem deutlich niedrigeren Breitengrad wieder auf den Ozean treffen – in der nördlichen Karibik und östlich von Florida, wo die sensible Wärme sehr schnell an die kühle Atmosphäre abgegeben wird. Während ihrer nordöstlichen Bewegung über den Atlantik in Richtung Europa nimmt die oberirdische Luftmasse dann weitere Wärme von der Oberfläche des Ozeans durch fühlbaren Wärmefluss auf und transportiert sie mit einer Rate, die die im Ozean transportierte deutlich übersteigt.[13] Würden diese Winde den Ozean nach Europa auf demselben Breitengrad überqueren, auf dem sie auf die westlichen Rocky Mountains treffen, wäre ihre Auswirkung auf das europäische Klima viel weniger positiv.

Diese Bilder aus Ventusky-Simulationen für (links) die Lufttemperatur in Oberflächennähe am 30. November 2011 und (rechts) für den 31. Juli 2020. wurden gewählt, um die klassische Aufweichung des westeuropäischen Winterklimas durch warme Südwestwinde (links) und auch eine ganz andere Situation zu zeigen, über die in Bezug auf das europäische Klima nicht oft gesprochen wird und die unsere sehr ungemütlichen südlichen Nachbarn, Nordafrika und die Wüste Sahara, betrifft.

Solche Bedingungen können sich auch im Winter entwickeln wie am 6. Februar dieses Jahres, als mein Auto und alle anderen in der Stadt mit rosinengroßen Klecksen aus feuchtem Saharaschlamm besprenkelt waren, der sich aus Staubpartikeln zusammensetzte, die von einer niedrigen Altocumulusdecke heran getragen wurden.[14]

Der Mythos vom maritimen, ausgeglichenen Klima, das der Golfstrom nach Europa brachte, muss also wirklich als das gesehen werden, was er ist – ein Mythos. Er ist vielleicht für die Britischen Inseln und Skandinavien zutreffend, aber sicher nicht für den gesamten Subkontinent. Und dieser „Golfstrom auf dem niedrigsten Stand seit 1000 Jahren“ aus Potsdam, der von einer sensationslüsternen Presse hinaus posaunt wurde, ist vielleicht auch ein Mythos – aber sicherlich nicht hilfreich, um zu verstehen, wie die reale Welt tatsächlich funktioniert.

Aber ich fürchte, dass wir noch mehr, und wahrscheinlich noch viel mehr, vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung hören werden, weil sie sich für einen versiegenden Golfstrom und ein abschreckendes Europa einsetzen – ein Konzept, das einer näheren Betrachtung nicht standhält: Sie werden schließlich finanziert, um die Bereiche „globaler Wandel, Klimaauswirkungen und nachhaltige Entwicklung“ zu untersuchen, und ich schließe aus ihren Schriften, dass dies nicht als Auftrag interpretiert wird, zu versuchen, die natürliche Welt zu verstehen – und so liegen sie immer wieder wie in diesem Fall falsch.

[1]Caesar, L e al.; (2021) . Nature Geoscience, 14, 118-120. 10.1038/s41561-021-00699-z.

[2]Rahmstorf, S. et al. (2015) Nature Climate Change 5, 475-480, DOI.10.1038NCLIM2554

[3]Nature (1871) vol. 4, 251-253.  Image from Tomczac and Godfrey’s indispensible “Regional Oceanography” of 2002, freely available on-line.

[4] Kent, E.C. et al. (2013)J. Geophys. Res. 118, 1281-1298.

[5]Rahmstorf, S. et al. (2015) Nat. Clim. Change 6, DOE. 10.1038/NCLIMATE2554

[6] from Shearman, R.K. and S.J. Lutz (2010) J. Phys. Oceanogr. 40, 1004-1017

[7]Neto, A.G. et al. (2021) Communications Earth Envir.| https://doi.org/10.1038/s43247-021-00143-

[8] Bryden, H.L. et al. (2005) Nature, 438, 655-657.

[9] Wuntsch, C. (2004) Nature, 428, 601.

[10] Broecker, W.S. (1991) Oceanography 4, 79-89; images, left – Tomczac and Godfrey again and, right, from  Bedford Inst. Oceanogr. Rev. 1984.

[11]Seager, R. et al. (2002) Quart. Roy. J. Meteor. Soc. 128, 2563-2586.

[12]images from  Seager, R.  (2006) Am. Scient. 94, 334341 and from Tomczak (2003).  Annual mean ocean-to-atmosphere heat flux (W.m2)

[13]Seager, R. et al. (2002) Quat. J. Roy. Met. Soc. 128, 2563  doi.10.1256/qj.01.128

[14]Cuadros, J. et al. (2015) Atmosph. Envir. 120, 160-172

Link: https://judithcurry.com/2021/05/12/north-atlantic-nonsense/

Übersetzt von Chris Frey EIKE